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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Tetracyclin-Derivaten zur Verstärkung der
endogenen Bildung von Interleukin-10 (nachstehend IL-10) in Säugetierzellen
oder -geweben.
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Hintergrund
der Erfindung
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Interleukine,
Interferone, kolonienstimulierende Faktoren und TNFα sind Beispiele
für eine Gruppe
von unterschiedlichen, multifunktionellen Proteinen mit der Bezeichnung
Cytokine. Cytokine sind eine Klasse von sezernierten löslichen
Proteinen, die normalerweise in einer sehr geringen Konzentration
in einer Vielzahl von Zellen vorkommen. Lymphoide, entzündliche
hämatopoetische
und andere Zellen, wie Bindegewebszellen (z. B. Fibroblasten, Osteoblasten)
sezernieren eine Vielzahl von Cytokinen, die immune, entzündliche,
Reparatur- und Akutphasen-Reaktionen durch Steuerung der Zellproliferation,
Differenzierung und Effektorfunktionen regulieren. Die Wirkungen
von Cytokinen werden durch Bindung an Rezeptoren von hoher Affinität an spezifische
Zelltypen vermittelt; Collier et al., Trends in Pharmacol. Sci.,
Bd. 10 (1989), S. 427-431.
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Beispielsweise
wird das Cytokin Interleukin-1 (IL-1) in Zelltypen, wie Makrophagen,
Synoviozyten, Keratinozyten, Chondrozyten und polymorphonuklearen
Leukozyten gebildet. Es ist bekannt, dass sie eine Rolle bei zahlreichen
Zuständen
spielen, insbesondere bei speziellen Zuständen, die von einer Entzündung begleitet
sind.
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Mit
erhöhtem
IL-1 sind mehrere schädliche Einflüsse verbunden.
Beispielsweise stimuliert IL-1 bei Arthritis Synoviozyten im Zusammenhang
mit synovialer Hypertrophie. Ferner verstärkt IL-1 den Abbau der Knorpelmatrix
und hemmt die Knorpelreparatur durch Chondrozyten. Dieses Cytokin
induziert auch die Knochenresorption und kann somit an einem Verlust
der Knochendichte, die bei rheumatoider Arthritis auftritt, beteiligt
sein; Weinblatt et al., Journal of Rheumatology, Bd. 19 (Sup. 32)
(1992), S. 85-91.
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Eine übermäßige Bildung
von IL-1 kann Fieber, Muskelschwund und Schläfrigkeit hervorrufen. Bezüglich eines Übersichtsartikels über die
biologischen Aktivitäten
von IL-1 wird auf Larrick et al., Immunology Today, Bd. 10 (1989),
S. 61-66, verwiesen. Demzufolge ist es therapeutisch erstrebenswert,
die spezifische biologische Aktivität von IL-1 zu hemmen.
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Ein
Verfahren zur Hemmung der IL-1-Aktivität besteht in der Anwendung
einer systemischen Gentherapie. Das US-Patent 5 766 585 beschreibt ein
Verfahren zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Entzündungen
und anderen Autoimmunkrankheiten bei einem Säuger durch Verabreichung eines rekombinanten
Vektors, der für
einen IL-1-Antagonisten
kodiert.
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TNFα ist ein
Cytokin, das die Bildung von IL-1 induziert. TNFα ist ein 17 kDa-Peptid, das
durch aktivierte Makrophagen sowie durch eine Vielzahl anderer Zellen
während
immunologischer Wirtsreaktionen gegenüber mikrobiellen Infektionen
und neoplastischen Krankheiten erzeugt wird. Man weiß auch, dass
dieses Cytokin ein wichtiger Vermittler von entzündlichen Reaktionen ist; Beutler
et al., Ann. Rev. Immunol., Bd. 7 (1989), S. 625. Es ist daher vom
therapeutischen Standpunkt aus erstrebenswert, die spezifische biologische
Aktivität
von TNFα sowie
von IL-1 zu hemmen.
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Ein
weiteres wichtiges Cytokin ist IL-10, ein 35-40 kDa-Peptid, das
durch Helfer-T-Zellen, B-Zellen, Monozyten, Makrophagen und andere
Zelltypen erzeugt wird. Es wurde gezeigt, dass IL-10 in vitro immunosuppressive
Eigenschaften aufweist, wie sich aus seiner Fähigkeit zur Unterdrückung der
Erzeugung von Cytokin, einschließlich IL-1 und TNFα, ergibt
(bezüglich
eines Übersichtsartikels
wird auf Fiorentino et al., Journal of Immunology, Bd. 147 (1991),
S. 3815, verwiesen).
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IL-10
hemmt auch die Aktivierung anderer entzündlicher Cytokine und weist
daher eine starke entzündungshemmende
Aktivität
auf. Ferner ist bekannt, dass IL-10 die Proliferation von Mastzellen und
Thymozyten stimuliert; Moore et al., "Interleukin-10", Annual Review in Immunology, Bd. 11 (1993),
S. 165-190.
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Es
besteht daher neuerdings das Interesse, IL-10 bei der Behandlung
bestimmter Zustände,
die durch eine übermäßige Bildung
von IL-1 und TNFα charakterisiert
sind, zu verabreichen. Zu derartigen Krankheiten oder Zuständen gehören die
Lockerung von implantierten Gelenkprothesen, Entzündungen, Diabetes,
Krebs, Graft-versus-Host-Krankheiten, virale, fungale und bakterielle
Infektionen, Lipopolysaccharid-Endotoxin-Schock, Krankheiten einer
verminderten Knochenmarkfunktion, Thrombozytopenie, Osteoporose,
Spondyloarthropathien, die Paget-Krankheit, entzündliche Darmkrankheiten, Arthritis,
Osteoarthritis, Autoimmunerkrankungen, wie rheumatoide Arthritis,
systemischer Lupus erythematosus und Bindegewebskrankheiten.
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Beispielsweise
wurde gezeigt, dass gereinigtes IL-10 in vitro bestimmte Typen von
viralen Infektionen unterdrückt.
Das US-Patent 5 665 345 beschreibt ein Verfahren zur Hemmung der
Replikation des humanen Immunschwächevirus, von Retroviren und
von Kaposi-Sarkom in humanen Zellen durch Verabreichung von IL-10.
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Die
Verwendung von IL-10 zur Behandlung bestimmter Krebsarten wurde
ebenfalls vorgeschlagen. Das US-Patent 5 570 190 beschreibt die
Verabreichung von exogenem IL-10 zur Behandlung von Säugern, die
an akuter myelogener Leukämie
und akuter lymphozytischer Leukämie
leiden. Es wird ausgeführt,
dass IL-10 entweder in gereinigter oder in rekombinanter Form zu
verabreichen ist, wobei angenommen wird, dass es die Proliferation
von akuten Leukämie-Blast-Zellen
hemmt. Mit der Herstellung einer gereinigten oder rekombinanten,
parenteralen Form von IL-10 sind jedoch enorme Kosten verbunden.
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Gleichermaßen wurde
gezeigt, dass IL-10 Knochenmarkmetastasen bei. stark betroffenen Mäusen mit
Immunschwäche
hemmt; Stearns et al., Invasion Metastasis, Bd. 17(2), (1997), S.
62-74.
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Die
vorerwähnten
herkömmlichen
Wege zur Behandlung von Zuständen,
die durch eine übermäßige Erzeugung
von IL-1 und TNFα charakterisiert sind,
waren auf die Verabreichung von exogenem, gereinigtem oder rekombinantem
IL-10 auf intravenösem
Wege beschränkt.
Da IL-10 ein Protein ist, ist seine intravenöse Infusion bei Säugern schwierig,
da Proteine häufig
aus der Lösung
austreten und an Kunststoff oder Glas, die bei intravenösen Verabreichungshilfsmitteln
verwendet werden, gebunden werden. Ferner sind Proteine häufig unverträglich und
fallen aus, wenn sie mit physiologischen Lösungen, wie Dextrose- oder
Kochsalzlösungen,
vermischt werden. Außerdem
stehen keine oralen und topischen Wege zur Verabreichung von IL-10
zur Verfügung.
Der orale Weg steht nicht zur Verfügung, da Protein im Magendarmtrakt
abgebaut wird.
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Keiner
der vorstehenden Wege legt die Verstärkung der Erzeugung von endogenem
IL-10 bei Säugern
zur Prophylaxe und Therapie von Krankheiten oder Zuständen unter
Verwendung von Verbindungen nahe, die zur Verwendung beim Menschen anerkannt
sind und für
orale, injizierbare und topische Verabreichungswege verfügbar sind.
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Die
Verbindung Tetracyclin weist die nachstehend angegebene allgemeine
Strukturformel auf:
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Für den Ringkern
ergibt sich folgendes Nummerierungssystem:
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Tetracyclin,
sowie die 5-OH (Terramycin)- und 7-Cl (Aureomycin)-Derivate kommen in
der Natur vor und stellen bekannte Antibiotika dar. Natürliche Tetracycline
können
ohne Verlust ihrer antibiotischen Eigenschaften modifiziert werden,
wobei aber bestimmte Strukturelemente erhalten bleiben müssen. Die
Modifikationen, die an der grundlegenden Tetracyclinstruktur vorgenommen
werden dürfen
oder nicht, werden in einem Übersichtsartikel
von Mitscher in The Chemistry of Tetracyclines, Kapitel 6, Marcel Dekker,
Publishers, New York (1978), beschrieben. Gemäß Mitscher können die
Substituenten in den Positionen 5-9 des Tetracyclin-Ringsystems ohne den
vollständigen
Verlust von antibiotischen Eigenschaften modifiziert werden. Änderungen
am grundlegenden Ringsystem oder ein Ersatz der Substituenten in
den Positionen 1-4 und 10-12 führt
jedoch im allgemeinen zu synthetischen Tetracyclinen, mit einer
erheblich geringeren oder effektiv gar keinen antimikrobiellen Aktivität. Ein Beispiel
für ein
chemisch modifiziertes Tetracyclin (nachstehend CMT) ist 4-Dedimethylaminotetracylin,
das allgemein als nicht-antimikrobielles Tetracyclin angesehen wird.
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Die
Verwendung von Tetracyclin-Antibiotika kann zwar wirksam sein, kann
aber zu unerwünschten
Nebenwirkungen führen.
Beispielsweise kann eine Langzeitverabreichung von antibiotischen
Tetracyclinen zu einer Verringerung oder Beseitigung der gesunden
Flora, z. B. der Darmflora, führen
und kann zur Erzeugung von antibiotisch resistenten Organismen oder
zum übermäßigen Wachstum
von opportunistischen Hefen und Pilzen führen. Diese Nebenwirkungen
einer Langzeit-Tetracyclintherapie können besonders bei Patienten
mit Diabetes nachteilig sein, da diese Patienten gegenüber Infektionen
besonders empfindlich sind und eine beeinträchtigte Wundheilung zeigen,
für die
irgendwann in der Zukunft eine antibiotische Therapie zur Bekämpfung von
Infektionen erforderlich sein könnte.
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Neben
den antibiotischen Eigenschaften werden für Tetracycline eine Anzahl
von weiteren Anwendungsmöglichkeiten
beschrieben. Beispielsweise ist es bekannt, dass Tetracycline auch
die Aktivität von
Kollagen zerstörenden
Enzymen, wie Säugetier-kollagenase,
-Gelatinase, -Makrophagen-Elastase und bakterieller Kollagenase
hemmen; Golub et al., J. Periodont. Res., Bd. 20 (1985), S. 12-23;
Golub et al., Crit. Revs. Oral Biol. Med., Bd. 2 (1991), S. 297-322;
US-Patente 4 666 897, 4 704 383, 4 935 411 und 4 935 412. Ferner
ist es bekannt, dass Tetracycline den Schwund und den Proteinabbau
in Säugetier-Skelettmuskeln
hemmen (US-Patent 5 045 538).
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Ferner
wurde gezeigt, dass Tetracycline die Synthese von Knochenproteinen
verstärken
(US-Patent Re. 34 656) und die Knochenresorption in Organkultur
vermindern (US-Patent 4 704 383).
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Gleichermaßen beschreibt
das US-Patent 5 532 227 (Golub et al.), dass Tetracycline eine Besserung
der übermäßigen Glycosylierung
von Proteinen bewirken können.
Insbesondere hemmen Tetracycline die übermäßige Kollagen-Vernetzung, die
sich aus einer übermäßigen Glycosylierung
von Kollagen bei Diabetes ergibt.
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Diese
Eigenschaften bewirken, dass sich Tetracycline als wertvoll bei
der Behandlung einer Anzahl von Krankheiten erweisen. Beispielsweise
gibt es eine Reihe von Vorschlägen
dahingehend, dass Tetracycline, einschließlich nicht-antimikrobielle
Tetracycline, bei der Behandlung von Arthritis wirksam sind; vergl.
beispielsweise Greenwald et al., "Tetracyclines Suppress Metalloproteinase
Activity in Adjuvant Arthritis and, in Combination with Flurbiprofen, Ameliorate
Bone Damage", Journal
of Rheumatology, Bd. 19 (1992), S. 92.7-938; Greenwald et al., "Treatment of Destructive
Arthritic Disorders with MMP Inhibitors: Potential Role of Tetracyclines
in Inhibition of Matrix Metalloproteinases: Therapeutic Potential", Annals of the New
York Academy of Sciences, Bd. 732 (1994), S. 181-198; Kloppenburg
et al., "Minocycline
in Active Rheumatoid Arthritis",
Arthritis Rheum, Bd. 37 (1994), S. 629-636; Ryan et al., "Potential of Tetracycline
to Modify Cartilage Breakdown in Osteoarthritis", Current Opinion in Rheumatology, Bd.
8 (1996), S. 238-247;
O'Dell et al., "Treatment of Early
Rheumatoid Arthritis with Minocycline or Placebo", Arthritis Rheum, Bd. 40 (1997), S. 842-848.
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Ferner
wurde die Verwendung von Tetracyclinen zur Behandlung von Hautkrankheiten
vorgeschlagen. Beispielsweise berichten White et al., Lancet, 29.
April 1989, S. 966, dass das Tetracyclin Minocyclin bei der Behandlung
von dystrophischer Epidermolysis bullosa wirksam ist, einem lebensbedrohenden
Hautzustand, von dem angenommen wird, dass er im Zusammenhang mit überschüssiger Kollagenase
steht.
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Die
Wirksamkeit von Tetracyclin bei Hautstörungen wurde auch von Elewski
et al., untersucht; Journal of the American Academy of Dermatology, Bd.
8 (1983), S. 807-812. Elewski et al. führten aus, dass Tetracyclin-Antibiotika
bei Hautkrankheiten eine entzündungshemmende
Aktivität
aufweisen können.
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Gleichermaßen beschreiben
Plewig et al., Journal of Investigative Dermatol.ogy, Bd. 65 (1975), S.
532, Experimente, die zum Test der Hypothese bestimmt sind, das
antimikrobielle Substanzen bei der Behandlung von entzündlichen
Dermatosen wirksam sind. Die Experimente von Plewig et al. führen zu
der Feststellung, dass Tetracycline entzündungshemmende Eigenschaften
bei der Behandlung von Pusteln, die durch Kaliumiodid-Pflaster herbeigeführt werden,
aufweisen.
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Die
Verwendung von Tetracyclinen in Kombination mit nichtsteroidalen
entzündungshemmenden Mitteln
wurde bei der Behandlung von entzündlichen Hautstörungen,
die durch Akne vulgaris hervorgerufen werden, untersucht. Wong et
al., Journal of American Academy of Dermatology, Bd. 1 (1984), S. 1076-1081,
untersuchten die Kombination von Tetracyclin und Ibuprofen und stellten
dabei fest, dass Tetracyclin gegen Akne vulgaris wirksam ist, während Ibuprofen
auch zu einer Verringerung der sich ergebenden Entzündung durch
Hemmung von Cycloxygenase geeignet ist. Funt et al., Journal of
the American Academy of Dermatology, Bd. 13 (1985), S. 524-525,
berichteten über ähnliche
Ergebnisse, indem sie antimikrobielle Dosen von Minocyclin mit Ibuprofen
kombinierten.
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Ein
antimikrobielles Tetracyclin-Derivat, nämlich Doxycyclin, wurde zur
Hemmung der Nitraterzeugung verwendet. D'Agostino et al., Journal of Infectious
Diseases, Bd. 177 (1998), S. 489-492, beschreiben Experimente, bei
denen Doxycyclin bei Verabreichung an Mäuse bei gemeinsamer Injektion mit
einem bakteriellen Lipopolysaccharid (nachstehend LPS) eine Schutzwirkung
durch eine Hemmung der Nitraterzeugung mittels eines von IL-10 unabhängigen Mechanismus
ausübte.
Ferner zeigten in vitro durchgeführte
Experimente, dass Doxycyclin die Stickoxid-Synthese durch LPS-aktivierte
Makrophagen ohne Verstärkung
der endogenen IL-10- Freisetzung
hemmte. Die Daten stehen im Gegensatz zu den Ergebnissen der vorliegenden
Erfindung.
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Auf
der Grundlage der vorstehenden Befunde wurde festgestellt, dass
Tetracycline bei verschiedenen Behandlungen wirksam sind. Es gab
jedoch keinerlei Hinweise, dass Tetracycline zur Verstärkung der
endogenen Erzeugung von IL-10 verwendet werden können.
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Demzufolge
besteht einer der Vorteile der vorliegenden Erfindung in der Überwindung
der vorgenannten Einschränkungen
der Verabreichung von exogenem IL-10 und in der Bereitstellung eines
Verfahrens zur Verstärkung
der endogenen Erzeugung von IL-10 in Säugetierzellen. Weitere Vorteile
sind für den
Fachmann ohne weiteres ersichtlich.
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Zusammenfassende Darstellung
der Erfindung
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Es
wurde nunmehr festgestellt, dass diese und weitere Ziele erfindungsgemäß erreicht
werden können,
wobei die Verwendung von Tetracyclin-Derivaten zur Verstärkung der
endogenen Erzeugung von Interleukin-10 in Säugetierzellen oder -geweben vorgesehen
ist.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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Bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung wurden zu Erläuterungs- und Beschreibungszwecken
ausgewählt.
Die bevorzugten Ausführungsformen
bestimmter Aspekte der Erfindung sind in der beigefügten Zeichnung
gezeigt.
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1 ist
ein Diagramm zur Darstellung des zeitlichen Verlaufs der IL-10-Erzeugung
durch LPS-stimulierte, humane, periphere Blutmakrophagen in einer
dosisabhängigen
Reaktion von CMT-3 (6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin) und CMT-5
(Tetracyclinpyrazol).
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2 ist
ein Balkendiagramm zur Erläuterung
der. IL-10-Erzeugung durch humane, periphere Blutmonozytenzellen,
die mit IL-1, IL-1+CMT-5 (Tetracyclinpyrazol), IL-1+CMT-3 (6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin)
und IL-1+CMT-8 (6-α-Desoxy-5-hyd.roxy-4-dedimethylaminotetracyclin)
stimuliert worden sind.
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3 ist
ein Balkendiagramm zur Erläuterung
der IL-10-mRNA-Expression
in einer dritten Passage von humanen, synovialen, Fibroblastoidzellen
in Kultur bei Bestimmung durch Northern-Blot-Analyse bei Stimulation
mit IL-1, IL-1+CMT-3 (6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin) und IL-1+CMT-5
(Tetracyclinpyrazol).
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4 ist
ein dreidimensionales Diagramm der dosisabhängigen Reaktion zur Erläuterung
der IL-10-Erzeugung in humanen, dermalen Fibroblastenzellen, humanen
synovialen Fibroblastenzellen und humanen, peripheren Blutmonozytenzellen
bei Stimulation mit IL-1, IL-1+CMT-5 (Tetracyclinpyrazol) und IL-1+CMT-3
(6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin).
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5 ist
eine graphische Erläuterung
der biologischen IL-10-Aktivität bei Messung
durch Hemmung der Cytokine TNFα und
IL-1 in U937- und HL-60-Zellkulturen.
Speziell wurden HL-60-Zellen mit LPS allein stimuliert. Anschließend wurden HL-60-Zellen
mit dem Überstand
von humanen, peripheren Blutmonozytenzellen, die mit IL-1+CMT-8 versetzt
worden waren, stimuliert. U937-Zellen wurden mit LPS und anschließend mit
dem Überstand von
humanen, peripheren Blutmonozytenzellen, die mit LPS+CMT-8 versetzt
worden waren, stimuliert. Die gebildeten Mengen an TNFα und IL-1
wurden durch ELISA gemessen. Die Erzeugung von endogenem TNFα und IL-1
wurde erhöht,
wenn anti-IL-10-Antikörper
zu den U937- und HL60-Zellen gegeben wurde.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung eignet sich zur Verstärkung der endogenen IL-10-Erzeugung,
von der bekannt ist, dass sie die IL-1- und TNFα-Erzeugung hemmt oder herunterreguliert.
Der hier verwendete Ausdruck "Verstärkung der
endogenen IL-10-Erzeugung" ist
als eine Erhöhung
oder Heraufregulierung der IL-10-Cytokinspiegel in einem Maße, das
erheblich über
den normalen Konzentrationen liegt, definiert, und zwar in vivo
in einem Säuger
oder in vitro in Säugetierzellen
oder -gewebe. Vorzugsweise wird die endogene IL-10-Erzeugung mindestens
um etwa 10 % bis etwa 1600 % gegenüber normalen Konzentrationen
verstärkt.
Die Heraufregulierung von endogenem IL-10 führt zur Herunterregulierung
der Cytokine IL-1 und TNFα.
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Die
vorliegende Erfindung kann in vivo, in vitro und ex vivo eingesetzt
werden, z. B. in lebenden Säugern,
sowie in gezüchteten
Geweben, Organen oder zellulären
Systemen. Zu Säugern
gehören
beispielsweise Menschen, sowie Haustiere, wie Hunde und Katzen,
Labortiere, wie Ratten und Mäuse,
landwirtschaftlich genutzte Tiere, wie Pferde und Kühe. Unter
Geweben sind hier Aggregationen von in ähnlicher Weise spezialisierten
Zellen, die zusammen bestimmte spezielle Funktionen ausüben, zu
verstehen. Gezüchtete
zelluläre
Systeme umfassen beliebige Zellen, die IL-10 erzeugen, wie humane,
periphere Blutmonozytenzellen oder synoviale Fibroblastoidzellen.
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Die
in vivo-Ausübung
der Erfindung ermöglicht
eine Anwendung bei der Linderung oder Erleichterung von Krankheiten,
Zuständen
und Syndromen in der Human- und Veterinärmedizin. Insbesondere stellt
das Verfahren ein Mittel zum Schutz von Säugern dar, die an Krankheiten
oder anderen Zuständen
leiden, die mit einer erhöhten
oder übermäßigen Erzeugung
von IL-1 und TNFα verbunden
sind oder dadurch vermittelt werden, wobei es von Vorteil wäre, die
endogene IL-10-Erzeugung zu verstärken. Derartige Zustände oder
Krankheiten umfassen Entzündungen,
Graft-versus-Host-Krankheiten,
Virus- und Pilzinfektionen, Lipopolysaccharid-Endotoxin-Schock, Krankheiten
mit einer verringerten Knochenmarkfunktion, Thrombozytopenie, prothetische Gelenklockerungen,
Osteoporose, Spondyloarthropathien, Paget-Krankheit, entzündliche
Darmerkrankungen, Arthritis, Osteoarthritis, Autoimmunkrankheiten,
wie rheumatoide Arthritis, und systemischer Lupus erythematosus
und Bindegewebskrankheiten.
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Ein
hier verwendetes Tetracyclinderivat weist die folgende allgemeine
Strukturformel auf:
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Nachstehend
wird das Nummerierungssystem für
den Kern mit mehreren Ringen angegeben:
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Tetracyclin,
sowie das 5-OH-Derivat (Oxytetracyclin, z. B. Terramycin) und das
7-Cl-Derivat (Chlortetracyclin, z. B. Aureomycin) kommen in der Natur
vor und stellen bekannte Antibiotika dar. Zu halbsynthetischen Tetracyclinen
gehören
beispielsweise Doxycyclin, Minocyclin und Methacyclin.
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Die
Verwendung von Tetracyclin-Antibiotika ist zwar im allgemeinen bei
der Behandlung von Infektionen wirksam, kann aber zu unerwünschten
Nebenwirkungen führen.
Beispielsweise kann eine Langzeitverabreichung von antibiotischen
Tetracyclinen eine gesunde Flora, z. B. die Darmflora, verringern
oder beseitigen und kann zur Entstehung von gegen Antibiotika resistenten
Organismen oder zu übermäßigem Wachstum
von Hefen und Pilzen führen.
Diese erheblichen Nachteile schließen typischerweise Behandlungsschemata
aus, bei denen eine chronische Verabreichung dieser Verbindungen erforderlich
ist.
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Es
wurde eine Klasse von Verbindungen definiert, die strukturell mit
antibiotischen Tetracyclinen verwandt sind, die aber ihre antibiotische
Aktivität
in erheblichem Maße
oder vollständig
durch eine chemische Modifikation verloren haben. Eine erhebliche Beseitigung
der antibiotischen Aktivität
tritt auf, wenn die antibiotische Aktivität erheblich geringer als die von
Tetracyclin ist. Vorzugsweise ist die antibiotische Aktivität mindestens
etwa 10-fach geringer als die von Tetracyclin und insbesondere mindestens
etwa 5-fach geringer als die von Tetracyclin.
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Die
Modifikationen, die an der grundlegenden Tetracyclinstruktur vorgenommen
werden können
oder nicht, sind in einem Übersichtsartikel
von L. A. Mitscher, The Chemistry of the Tetracycline Antibiotics,
Marcel Dekker, New York (1978), Kapitel 6, zusammengefasst. Gemäß Mitscher
kann die Modifikation an den Positionen 5-9 des Tetracyclin-Ringsystems
vorgenommen werden, ohne dass ein vollständiger Verlust der antibiotischen
Eigenschaften hervorgerufen wird. Jedoch führen Veränderungen an der Grundstruktur
des Ringsystems oder ein Ersatz der Substituenten in den Positionen
1-9 oder 10-12 im allgemeinen zu synthetischen Tetracyclinen mit
einer. erheblich geringeren oder im wesentlichen gar keinen antibakteriellen
Aktivität.
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Zu
chemisch modifizierten Tetracyclin-Derivaten (CMT-Derivaten) gehören beispielsweise 4-Dedimethylaminotetracyclin
(CMT-1), Tetracyclinonitril (CMT-2), 6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin
(CMT-3), 7-Chlor-4-dedimethylaminotetracyclin (CMT-4), Tetracyclinopyrazol
(CMT-5), 4-Hydroxy-4-dedimethylaminotetracyclin
(CMT-6), 12α-Desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin
(CMT-7), 5-Hydroxy-6-α-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin
(CMT-8), 4-Dedimethylamino-12-α-desoxyanhydrotetracyclin
(CMT-9) und 7-Dimethylamino-6-demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin (CMT-10).
Alle diese Verbindungen eignen sich als nicht-antibakterielle Tetracycline,
die die endogene Bildung von IL-10 verstärken.
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Zu
besonders bevorzugten Tetracyclin-Derivaten, die sich erfindungsgemäß eignen,
gehören 6-Demethyl-6-desoxy-4-dedimethylaminotetracyclin (CMT-3),
6-α-Desoxy-5-hydroxy-4-dedimethylaminotetracyclin
(CMT-8) und Tetracyclinopyrazol (CMT-5).
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Tetracyclin-Derivate,
die eine antibakterielle Aktivität
besitzen, kommen erfindungsgemäß ebenfalls
in Betracht. Jedoch werden derartige Verbindungen vorzugsweise in
einer Menge verwendet, die im wesentlichen keine antibakterielle
Aktivität
besitzt, die aber eine Verstärkung
der endogenen Erzeugung von IL-10 in Säugetierzellen oder -geweben
bewirkt. Zu bevorzugten Verbindungen dieses Typs gehören Doxycyclin,
Demeclocyclin und Minocyclin.
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Die
chemisch modifizierten und antimikrobiellen Tetracyclin-Derivate
können
nach aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren hergestellt werden;
vergl. beispielsweise L. A. Mitscher, The Chemistry of the Tetracycline
Antibiotics, Marcel Dekker, New York (1978), Kapitel 6, und die
US-Patente 4 704 383 und 5 532 227.
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Erfindungsgemäß wird eine
wirksame Menge des Tetracyclin-Derivats verabreicht. Der hier verwendete
Ausdruck "wirksame
Menge" bedeutet
eine Menge, die bewirkt, dass das angegebene Ergebnis einer Verstärkung der
endogenen IL-10-Erzeugung erreicht wird. Vorzugsweise wird das Tetracyclin-Derivat
in einer Menge bereitgestellt, die eine geringe oder gar keine antimikrobielle
Aktivität
aufweist. Ein Tetracyclin-Derivat ist nicht in wirksamer. Weise
antimikrobiell, wenn es nicht in erheblichem Ausmaß das Wachstum
von Mikroorganismen verhindert. Demzufolge kann bei der Methode
in vorteilhafter Weise ein Tetracyclin-Derivat eingesetzt werden,
das chemisch modifiziert worden ist, um seine antimikrobiellen Eigenschaften
zu verringern oder zu beseitigen. Die Verwendung von derartigen,
chemisch modifizierten Tetracyclinen wird erfindungsgemäß bevorzugt,
da sie in höheren
Konzentrationen als antimikrobielle Tetracycline verwendet werden
können,
wobei bestimmte Nachteile, wie das unterschiedslose Abtöten von
nützlichen
Mikroorganismen und das Auftreten von resistenten Mikroorganismen
(Nachteile, die häufig
mit der Verwendung von antimikrobiellen oder antibakteriellen Mengen
derartiger Verbindungen einhergehen) vermieden werden.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
geeignete Tetracyclin-Derivate üben
ihre günstige
Wirkung offensichtlich in dosisabhängiger Art und Weise aus. Es
wurde nämlich
festgestellt, dass eine Verabreichung größerer Mengen eines Tetracyclin-Derivats eine
Verstärkung
der endogenen IL-10-Erzeugung in einem höheren Ausmaß bewirkt, als eine Verabreichung
von geringeren Mengen. Außerdem
wurde eine Wirksamkeit bei Dosierungen, die unter dem Niveau, bei
dem Toxizität
festgestellt wird, beobachtet.
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Die
maximale Dosierung für
ein Subjekt ist die höchste
Dosierung, die keine unerwünschten oder
unerträglichen
Nebenwirkungen verursacht. Beispielsweise kann die Tetracyclin-Verbindung
in einer Menge von 0,1 mg/kg/Tag bis 30 mg/kg/Tag und vorzugsweise
von 1 mg/kg/Tag bis 18 mg/kg/Tag verabreicht werden. Für die Zwecke
der Erfindung gehören
zu Nebenwirkungen eine klinisch signifikante antimikrobielle oder
antibakterielle Aktivität
sowie toxische Wirkungen. Beispielsweise besteht bei einer Dosis
von mehr als 50 mg/kg/Tag die Wahrscheinlichkeit, dass bei den meisten
Säugern,
einschließlich
Menschen, Nebenwirkungen auftreten. Auf jeden Fall lässt sich
der Arzt von seinem Fachwissen leiten. Die vorliegende Erfindung
umfasst ohne Beschränkungen
Dosierungen, die zur Erzielung der beschriebenen Wirkung wirksam
sind.
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Die
Erfindung beinhaltet die Verabreichung oder Bereitstellung eines
Tetracyclin-Derivats in einer Menge, die zur Verstärkung der
IL-10-Erzeugung
in Säugetierzellen
oder -geweben oder in einem Säuger
wirksam ist.
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Die
Verabreichung der Tetracyclin-Derivate kann auf verschiedenen Wegen
erfolgen. In gezüchteten
Zell- oder Gewebesystemen können
Tetracyclin-Derivate verabreicht werden, indem man die Zellen oder
das Gewebe direkt mit einer wirksamen Menge des Tetracyclin-Derivats
in Kontakt bringt.
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Bei
lebenden Säugern
können
die erfindungsgemäßen Tetracyclin-Derivate systemisch
auf parenteralen und enteralen Wegen verabreicht werden, wozu auch
Systeme mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung gehören. Beispielsweise
lassen sich die erfindungsgemäßen Tetracyclin-Derivate leicht intravenös (z. B.
durch eine intravenöse
Injektion) verabreichen, wobei es sich hierbei um den bevorzugten Verabreichungsweg
handelt. Eine intravenöse
Verabreichung kann vorgenommen werden, indem man die Tetracyclin-Derivate
in einem geeigneten pharmazeutischen Trägerstoff (Vehikel) oder Exzipiens vermischt,
wie es dem Fachmann geläufig
ist.
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Eine
orale oder enterale Verwendung kommt ebenfalls in Betracht. Es können Zubereitungen,
wie Tabletten, Kapseln, Pillen, Pastillen, Elixiere, Suspensionen,
Sirups, Wafer und Kaugummis, verwendet werden, um das Tetracyclin-Derivat
bereitzustellen.
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Alternativ
kann die Abgabe des Tetracyclin-Derivats eine topische Anwendung
umfassen. Dabei eignet sich der Träger vorzugsweise für die topische
Anwendung. Zu Zusammensetzungen, die für die topische Anwendung als
geeignet angesehen werden, gehören
Gele, Salben, Lotionen, Cremes und dergl. Die Tetracyclin-Derivate
können
auch zusammen mit einer Trägergrundlage
oder Matrix oder dergl. vereinigt werden, um einen vorgepackten
chirurgischen oder Wundverband oder eine entsprechende Bandage bereitzustellen,
die direkt auf die Haut aufgebracht werden können. Eine topische Anwendung
von Tetracyclin-Derivaten in Mengen bis zu 25 % (Gew./Gew.) in einem
Träger
ist daher je nach der Indikation geeignet. Insbesondere wird angenommen,
dass die Anwendung von Tetracyclin-Derivaten in Mengen von 0,1 %
bis 10 % in wirksamer Weise die erfindungsgemäße Verstärkung der endogenen IL-10-Erzeugung
bewirkt. Es wird angenommen, dass diese Mengen keine signifikante
Toxizität im
behandelten Subjekt entfalten.
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Beispielsweise
können
in bestimmten Fällen Tetracyclin-Verbindungen
mit einer nur beschränkten biologischen
Verteilung für
eine lokalisierte Aktivität bevorzugt
sein. CMT-2, CMT-6 und andere CMTs, die eine derartige, im wesentlichen
lokale Verteilung aufweisen, werden wegen ihrer lokalisierten Wirksamkeit
der Verstärkung
der IL-10-Aktivität
an der Verletzungsstelle, ohne dass sie eine breitere systemische Hemmung
hervorrufen, bevorzugt. Eine topische Anwendung dieser nichtresorbierbaren
CMTs wäre
bei oralen Läsionen
erstrebenswert, da die CMTs nicht in signifikantem Umfang resorbiert
würden,
selbst wenn sie geschluckt werden.
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Erfindungsgemäß kommt
auch eine kombinierte oder koordinierte, topische und systemische Verabreichung
von Tetracyclin-Derivaten in Frage. Beispielsweise kann eine nicht-resorbierbare
Tetracyclin-Verbindung,
wie CMT-2 oder CMT-6, topisch verabreicht werden, während eine
Tetracyclin-Verbindung, die bei einem Subjekt im wesentlichen resorbiert
und in wirksamer Weise systemisch verteilt werden kann, wie CMT-1,
CMT-3, CMT-7 oder CMT-8, systemisch verabreicht werden kann.
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Die
Erfindung wurde auf der Grundlage der nicht zu erwartenden Beobachtung
der Anmelderin entwickelt, dass Tetracyclin-Derivate die endogene Erzeugung
von Cytokin IL-10 verstärken,
das die Erzeugung und biologische Aktivität von IL-1 und TNFα herunterreguliert.
Die Anmelderin kennt keinerlei physiologische oder biochemische
Basis für
eine Erwartung, dass Tetracycline die endogene Erzeugung von IL-10
in Systemen, die zur Expression von IL-10 befähigt sind, verstärken sollte.
Es ist daher überraschend,
dass von Tetracyclin-Derivaten festgestellt wurde, dass sie die
endogene IL-10-Erzeugung verstärken.
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Der
Fachmann erkennt, dass die nachstehenden Beispiele dazu geeignet
sind, den Nachweis zu führen,
dass ein Verfahren zur Verstärkung
der endogenen Interleukin-10-Erzeugung in Säugetieren bereitgestellt wird.
Demzufolge zeigen die nachstehend vorgelegten Ergebnisse in klarer
Weise, dass bestimmte, chemisch modifizierte Tetracyclin-Derivate
dazu befähigt
sind, die endogene IL-10-Erzeugung in Säugetierzellen oder -geweben
zu verstärken.
In noch allgemeinerer Weise können
jedoch diese Derivate auch in anderen biologischen Systemen und
bei anderen Krankheiten oder Zuständen, wo es erstrebenswert
ist, die endogene IL-10-Erzeugung zu verstärken, eingesetzt werden.
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Beispiele
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Die
nachstehenden Beispiele tragen zu einem tieferen Verständnis der
Erfindung bei. Die speziellen Materialien und Bedingungen, die herangezogen
werden, dienen der weiteren Erläuterung
der Erfindung.
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Beispiel 1
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Einflüsse von Tetracyclinen auf LPS-stimulierte,
humane, periphere Blutmakrophagen
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Periphere
Blutmonozytenzellen (PBMNC), die von gesunden humanen Blutspendern
erhalten wurden, wurden aus Leukozyten-Konzentraten durch Dichtegradientenzentrifugation über Lymphoprep (Nycomed,
Oslo, Norwegen) isoliert. Unter Anwendung des Verfahrens von Levy
und Edgington, Journal of Experimental Medicine, Bd. 151 (1980),
S. 1232 wurden die Zellen sodann ausgestrichen und zu einer Haftung
an mit Humanserum beschichteten Kunststoffschalen veranlasst. Anschließend wurden die
Zellen mit Puck-Kochsalzlösung mit
einem Gehalt an Humanserumalbumin und EDTA abgelöst. Durch mikroskopische Prüfung von
Cytospin-Präparaten, die
mit modifiziertem Wright-Giemsa-Färbemittel gefärbt waren,
wurde bestätigt,
dass mehr als 90 % mononukleare Phagozyten vorlagen.
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Kulturmedium
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Die
Zellen wurden sodann mindestens 7 Tage in einem Medium mit einem
Gehalt an RPMI 1640-Medium (GIBCO, UK), das mit 10 % humanem AB-Serum
(NABI), 2 mmol/Liter Glutamin, 1 mmol/Liter Pyruvat, 25 mmol/Liter
HEPES, 100 µg/ml
Streptomycin und 20 µg/ml.
Cefotaxim ergänzt
war, unter nichthaftenden Bedingungen in Teflon-Bechergläsern gezüchtet. PBMNC,
die zu Makrophagen (von Monozyten abgeleitete Makrophagen) differenzierten,
wurden aus der Kultur unter Anwendung des Verfahrens von Liao et
al., Blood, Bd. 83(8) (1999), S. 2294-2304, geerntet. Die von Monozyten
abgeleiteten Makrophagen wurden in serumfreiem Medium in einer Konzentration
von 1 × 106 Zellen pro ml suspendiert und für verschiedene
Experimente auf Muldenplatten ausgestrichen. Konditionierte Medien
wurden gewonnen und für
die anschließende
Analyse bei etwa –80 °C eingefroren.
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Die
Lebensfähigkeit
der von Monozyten abgeleiteten Makrophagen wurde in Gegenwart verschiedener
Konzentrationen von CMTs (von etwa 5 µM bis etwa 200 µM) getestet,
indem die Fähigkeit der
Zellen zur biologischen Reduktion der MTS-Tetrazolium-Verbindung
[3-(4,5-Dimethylthiaozol-2-yl)-5-(3-carboxymethoxyphenyl)-2-(4-sulfophenyl)-2H-tetrazolium]
zu einem gefärbten
Formazanprodukt (Promega, Madison, WI) gemessen wurde. Es wurde
festgestellt, dass es keine signifikanten zytotoxischen Einflüsse auf
den Zellen bei CMTs-Konzentrationen von 5 µM und 10 µM gab.
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Konditionierte Medien
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Die
konditionierten Medien enthielten Makrophagenkulturen mit den folgenden
Additiven: (a) kein bakterielles LPS; (b) bakterielles LPS (von
dem bekannt ist, dass es die Erzeugung von IL-1, TNFα und IL-10
verstärkt)
in einer Konzentration von 0,2 µg/ml; (c)
bakterielles LPS in einer Konzentration von 0.2 µg/ml+CMT-3 (ein Tetracyclin-Derivat
mit einem hohen Maß an
Aktivität
gegen Kollagenase) in einer Konzentration von 5 µM; (d) bakterielles LPS in
einer Konzentration von 0,2 µg/ml+CMT-5
(ein Tetracyclin-Derivat ohne nennenswerte Aktivität gegen
Kollagenase) in einer Konzentration von 10 µM; (e) bakterielles LPS in
einer Konzentration von 0,2 µg/ml+CMT-3
in einer Konzentration von 10 µM;
(f) bakterielles LPS in einer Konzentration von 0,2 µg/ml+CMT-3
in einer Konzentration von 20 µM.
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Die
konditionierten Medien wurden 2, 4, 8 und 24 Stunden nach Inkubation
der Makrophagen in der Zellkultur auf die endogene IL-10-Erzeugung analysiert,
wobei man sich eines ELISA-Kits (Endogen, Inc., Woburn, MA) bediente,
das einen monoklonalen Antikörper
enthält,
der humanes IL-10 bindet.
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Die
Ergebnisse sind graphisch in 1 dargestellt.
Eine Züchtung
der Makrophagen ohne LPS führte
nicht zur Erzeugung von nachweisbarem endogenem IL-10. Jedoch wurden
die Makrophagen in der Kultur durch Verabreichung von 0,2 µg/ml LPS
in drastischer Weise zur Erzeugung von endogenem IL-10 stimuliert,
und zwar auf etwa 180 pg/ml (Picogramm/ml) nach 6 Stunden und auf
etwa 230 pg/ml nach 24 Stunden.
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Eine
Verabreichung von CMT-3 an die LPS-stimulierten Makrophagen (jedoch
nicht an die Makrophagen in Abwesenheit von LPS) erhöhte die IL-10-Erzeugung in dosisabhängiger Weise über die erhöhten Konzentrationen, die
von LPS allein erzeugt wurden, hinaus. Eine Erhöhung der Dosierungsmenge auf
etwa 5 µM
CMT-3 erhöhte
nicht den Grad der endogenen IL-10-Erzeugung. Nach 8 Stunden erhöhten Dosierungen
von 10 mM und 20 µM CMT-3
die endogene IL-10-Erzeugung um etwa 50 % bzw. um etwa 100 % über den
Grad des durch LPS allein gebildeten IL-10.
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Gleichermaßen setzte
sich mit 10 µM
CMT-3 und 20 µM
CMT-3 die Steigerung der endogenen IL-10-Erzeugung nach 24 Stunden
auf etwa 380 pg/ml bzw. etwa 400 pg/ml fort. CMT-5 in einer Dosierung
von 10 µM
bewirkte die gleiche Zunahme der endogenen IL-10-Erzeugung wie 10 µM CMT-3, und zwar nach
8 Stunden. Dies stellt eine Steigerung von etwa 50 % auf etwa 100
% der endogenen IL-10-Erzeugung über
das Niveau des durch LPS allein gebildeten IL-10 dar. Jedoch setzte
sich bei CMT-5 in einer Konzentration von 10 µM die Steigerung der endogenen
IL-10-Erzeugung nicht fort, ähnlich
wie bei CMT-3, und zwar bei längeren
Inkubationszeiten von 24 Stunden.
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Beispiel 2
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Einflüsse von Tetracyclinen auf IL-1-stimulierte,
humane, periphere Blutmonozytenzellen
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Humane
PBMNC, die von gesunden humanen Blutspendern erhalten worden waren,
wurden frisch aus Leukozytenkonzentraten durch Dichtegradientenzentrifugation über Ficoll-Paque
(Pharmacia, US) isoliert.
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Kulturmedium
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Die
Zellen wurden in Kulturmedium mit einem Gehalt an RPMI-1640-Medium (GIBCO, UK), das
mit 1 % FBS (fötales
Kälberserum),
2 mmol/Liter Glutamin, 100 µg/ml
Streptomycin und 100 Einheiten Penicillin ergänzt war, in Gewebekulturplatten
mit 24 Vertiefungen gezüchtet.
PBMNC wurden in serumfreiem Medium in einer Konzentration von 1 × 106 Zellen pro ml resuspendiert und für verschiedene
Experimente auf Muldenplatten ausgestrichen. Die konditionierten
Medien wurden gewonnen und für
die anschließende
Analyse bei etwa –20 °C eingefroren.
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Konditionierte Medien
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Die
konditionierten Medien enthielten PBMNC-Kulturen mit den folgenden
Additiven: (a) kein IL-1; (b) IL-1 in einer Konzentration von 1
ng/ml; (c) IL-1 in einer Konzentration von 1 ng/ml+CMT-5 (Tetracyclinpyrazol)
in einer Konzentration von 5 µg/ml;
(d) IL-1 in einer Konzentration von 1 ng/ml+CMT-3 in einer Konzentration
von 5 µg/ml;
und (e) IL-1 in einer Konzentration von 1 ng/ml+CMT-8 in einer Konzentration
von 5 µg/ml.
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Die
konditionierten Medien wurden auf die endogene IL-10-Erzeugung nach
einer Inkubationsdauer von 48 Stunden unter Anwendung eines ELISA-Kits (Endogen, Inc.,
Woburn, MA), das einen monoklonalen Antikörper enthält, der humanes IL-10 bindet,
analysiert.
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2 ist
ein Balkendiagramm zur Erläuterung
der IL-10-Erzeugung durch humane PBMNC. Eine Züchtung der mononuklearen Zellen
ohne IL-1, mit IL-1 oder mit IL-1+CMT-5 führte nicht zur Erzeugung von
nachweisbarem endogenem IL-10. Jedoch entstand in der Kultur mit
1 ng/ml IL-1+5 µg/ml
CMT-3 endogenes IL-10 in einer Menge bis zu etwa 160 pg/ml nach
98 Stunden. Gleichermaßen
führte
ein Zusatz von IL-1+5 µg/ml
CMT-8 zu der Kultur der mononuklearen Zellen zu einer Erhöhung der
endogenen Erzeugung von IL-10 bis zu etwa 180 pg/ml. Dies stellt
eine etwa 16-fache Zunahme der endogenen IL-10-Erzeugung dar.
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Beispiel 3
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Einflüsse von Tetracyclinen auf IL-1-stimulierte,
humane, synoviale Fibroblastoidzellen
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Humane,
synoviale Fibroblastoidzellen (SF) wurden in Medium mit einem Gehalt
an 1 % FBS in DMEM-Medium, das mit 2 mmol/Liter Glutamin, 100 µg/ml Streptomycin
und 100 Einheiten Penicillin ergänzt
war, in 150 cm2-Gewebekulturkolben gezüchtet. Die
Kultur enthielt ferner: (a) IL-1
in einer Konzentration von 1 ng/ml; (b) IL-1 in einer Konzentration von
1 ng/ml+CMT-5 in einer Konzentration von 5 µg/ml; (c) IL-1 in einer Konzentration
von 1 ng/ml+CMT-3 in einer Konzentration von 5 µg/ml; und (d) die Kontrolle,
bei der es sich um CMT-5 in einer Konzentration von 5 µg/ml handelte.
Die Zellen wurden 48 Stunden inkubiert. Messenger-RNA wurde isoliert
und die IL-10-Erzeugung wurde durch Northern-Blot-Analyse analysiert.
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In 3 ist
die endogene IL-10-mRNA-Expression oder -Erzeugung graphisch auf
der Grundlage der Absorptionseinheiten unter Anwendung der Northern-Blot-Analyse
dargestellt. CMT-3 erhöhte
in drastischer Weise die endogene IL-10-Erzeugung in SF-Zellen,
was durch die Zunahme der Absorptionseinheiten wiedergegeben wird.
Gemäß 4 betrug die
Erzeugung von endogenem IL-10 in SF-Zellen bis zu etwa 25 pg/ml.
Keine Zunahme der endogenen IL-10-Erzeugung wurde für mit IL-1+CMT-5
stimulierte Zellen festgestellt. Diese Ergebnisse zeigen in klarer
Weise, dass bestimmte, chemisch modifizierte Tetracyclin-Derivate
zur Verstärkung
der endogenen IL-10-Erzeugung in SF-Zellen befähigt sind.
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Beispiel 4
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Einfluss von Tetracyclinen
auf die IL-10-Erzeugung in IL-1-stimulierten,
dermalen Fibroblastoidzellen
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Dermale
Fibroblastenzellen (DF) wurden in einem Medium mit einem Gehalt
an 1 % FBS in DMEM-Medium, das mit 2 mmol/Liter Glutamin, 100 µg/ml Streptomycin
und 100 Einheiten Penicillin ergänzt
war, in 150 cm2-Gewebekulturkolben gezüchtet. Die
Kultur enthielt ferner: (a) keine Additive; (b) IL-1 in einer Konzentration
von 1 ng/ml; (c) IL-1 in einer Konzentration von 1 ng/ml+CMT-5 in
einer Konzentration von 5 µg/ml;
und (d) IL-1 in einer Konzentration von 1 ng/ml+CMT-3 in einer Konzentration
von 5 µg/ml.
Die Erzeugung von endogenem IL-10 wurde unter Verwendung eines ELISA-Kits
(Endogen, Inc., Woburn, MA), das einen monoklonalen Antikörper enthält, der
humanes IL-10 bindet, analysiert. Die Kulturen wurden 48 Stunden
inkubiert.
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DF-Zellen
zeigten keine endogene Erzeugung von IL-10, wenn IL-1 und CMT-3
zugesetzt wurden. Ähnliche
Ergebnisse ergaben sich bei DF-Zellen, wenn IL-1+CMT-5 zugesetzt
wurden. Diese Daten belegen, dass DF-Zellen kein endogenes IL-10 erzeugen.
Diese Ergebnisse sind in 4 graphisch dargestellt, wobei
es sich um ein dreidimensionales Diagramm handelt, in dem die endogene
IL-10-Erzeugung in humanen DF-Zellen, humanen SF-Zellen und humanen
PBMNC-Zellen bei Stimulation mit IL-1, IL-1+CMT-5 und IL-1+CMT-3 zusammengefasst ist.
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Beispiel 5
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Das
nächste
Experiment war dazu bestimmt, festzustellen, ob das erzeugte endogene
IL-10 biologisch aktiv war. Die biologische Aktivität von endogenem
IL-10 wurde aufgrund seiner Fähigkeit
zur Hemmung der Erzeugung der Cytokine TNF-α und IL-1 in den zwei Indikatorzelllinien
U937 (ATCC, Hinterlegungsnummer CRL 1593, Rockville, Md.) und HL-60 (ATCC,
Hinterlegungsnummer CCL 240, Rockville, Md.) gemessen. Die Zelllinien
wurden (1 × 106 Zellen/ml) in 1 ml fassenden flachbödigen Vertiefungen gezüchtet. Zur
Bildung des im Experiment verwendeten Überstands wurden PBMNC mit
1 ng/ml IL-1+5 µg/ml
CMT-8 stimuliert und 48 Stunden inkubiert. Dieser Überstand
enthielt 1,23 pg/ml IL-10. Die Zelllinie HL-60 wurde mit (a) 5 µg/ml LPS;
(b) 5 µg/ml LPS+20
% Überstand
von PBMNC bei Behandlung mit 5 µg/ml
CMT-8; (c) 5 µg/ml
LPS+20 Überstand von
PBMNC bei Behandlung mit 5 µg/ml
CMT-8+anti-IL-10- Antikörpern (Endogen,
Inc., Woburn, MA) gezüchtet.
Die U937-Zellen wurden mit (a) 5 µg/ml LPS; (b) 5 µg/ml LPS+20
% Überstand
von PBMNC bei Behandlung mit 5 µg/ml
CMT-8; (c) 5 µg/ml
LPS+20 % Überstand
von PBMNC bei Behandlung mit 5 µg/ml
CMT-8+anti-IL-10-Antikörpern
gezüchtet.
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5 ist
eine graphische Darstellung der biologischen IL-10-Aktivität bei Messung
durch die Hemmung der Cytokine TNFα und IL-1 in U937- und HL-60-Zellkulturen.
Die endogene TNF-α-
und IL-1-Erzeugung wurde durch ELISA unter Bestimmung der Menge
des erzeugten Cytokins in pg/ml gemessen. Der Überstand (sup) von mit CMT-8
stimulierten PBMNC bewirkte eine Herunterregulierung der endogenen
TNF-α- und
IL-1-Erzeugung in U937- und HL-60-Zellen. Dieser Effekt wurde durch
anti-IL-10-Antikörper (anti-IL-10)
blockiert. Diese Daten zeigen in klarer Weise, dass bestimmte, chemisch modifizierte
Tetracyclin-Derivate die Erzeugung von endogenem IL-10, das die
IL-1- und TNFα-Erzeugung
hemmt oder herunterreguliert, verstärkt.