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Die
Erfindung wurde von der Regierung durch das National Institute of
Dental Research (NIH) unter
DE
10 985 und R37-DE03987 unterstützt. Die Regierung hält bestimmte
Rechte an der Erfindung.
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Hintergrund der Erfindung
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1. Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung eines hydrophoben Tetracyclins
zur Hemmung von Serin-proteinase-Aktivität in biologischen Systemen.
Insbesondere betrifft die Erfindung die therapeutische Verwendung eines
4-De-(dimethylamino)-tetracyclins zur Behandlung von Säugern, die
an einer durch eine Entzündung vermittelte
Gewebezerstörung
aufgrund der Aktivität
einer Serin-proteinase-Leukozyten-elastase leiden.
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2. Beschreibung des Stands
der Technik
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Eine
Schädigung
von Bindegewebe stellt eine hauptsächliche Komplikation der entzündlichen
Reaktion dar. Derartige entzündliche
Gewebeschädigungen
tragen beispielsweise zu den pathologischen Veränderungen an Gelenken bei Arthritisarten,
in der Lunge bei Emphysemen und Atemnotsyndrom, in der Niere und im
Verdauungstrakt beim Syndrom des multiplen Organversagens, im Zahnfleisch
und Periodontium bei Periodontitis und im Herz und Gehirn bei Ischämie-Reperfusionssyndrom
bei. Proteasen, die von Leukozyten freigesetzt werden, spielen eine
wichtige Rolle bei Gewebeschädigungen
in Verbindung mit entzündlichen
Reaktionen.
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Zwei
Klassen von Proteasen werden mit entzündlichen Gewebeschädigungen
in Zusammenhang gebracht: Serin-proteinasen und Matrix-Metalloproteinasen
(MMPs). Serin-proteinasen besitzen eine Substratspezifität und Art
der Substratbindung, die sich völlig
von der Substratspezifität
und der Art der Substratbindung der MMPs unterscheiden.
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Serin-proteinasen
werden aufgrund ihrer Substratspezifität in drei Typen eingeteilt:
trypsinartig, chymotrypsinartig und elastaseartig. Die Serin-proteinase
Elastase bevorzugt Substrate mit kleinen aliphatischen Ketten (z.
B. Ala, Val) in der P1-Position. P1, P2 und dergl.
stellen Gruppen am natürlichen
Substrat einer Protease dar, die die Spaltungsstelle des Substrats
flankieren und von denen angenommen wird, dass sie an Unterzentren
des Enzyms, die üblicherweise
mit S1, S2 und dergl.
bezeichnet werden, angepasst sind. Die Wirkungsweise von Serin-proteinasen umfasst
die Aminosäure
Serin, die eine Hydroxylgruppe aufweist, die als nucleophiles Agens
für die
hydrolytische Spaltung wirkt. Im Gegensatz dazu bewirkt bei Matrix-Metalloproteinasen
ein Metall, bei dem es sich üblicherweise
um Zink handelt, eine Koordination und Aktivierung der Zielprotein-Amidcarbonylgruppe
für die
Hydrolyse. Daher unterscheidet sich die Serin-proteinase Elastase
von MMP-Elastase.
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Es
wurde ein beträchtlicher
Aufwand zur Entwicklung von Inhibitoren der Serin-proteinase Elastase (humane
Leukozyten-elastase oder HLE) getrieben, insbesondere aufgrund ihrer
mutmaßlichen
Rolle beim Mechanismus der Lungenschädigung im Zusammenhang mit
Emphysemen und Atemnotsyndrom.
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Eine
Hemmung von humaner Leukozyten-elastase durch natürliche Nichtpeptid-Produkte,
beispielsweise pentacyclische Triterpenoide pflanzlichen Ursprungs,
insbesondere Ursolsäure,
wird von Q–L.
Ying et al. beschrieben; "Inhibition
of Human Leucocyte Elastase by Ursolic Acid: Evidence for a Binding
Site for Pentacyclic Triterpenes",
Biochem. J., Bd. 277 (1991), S. 521–526.
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Weitere
humane Nichtpeptid-Leukozyten-elastase-Inhibitoren synthetischen
Ursprungs, wie 4-(Methylsulfinyl)-phenyl-2,1-(1-methyl-2-pyrrolyl)-butyrat
und verwandte Sulfid- und Sulfonderivate werden von R. T. Cunningham
et al., "Synthesis
and Evaluation of CE-0266: A New Human Neutrophil Elastase Inhibitor", Bioorganic Chemistry,
Bd. 20 (1992), S. 345–355,
beschrieben. Weitere Analoge dieser Verbindungen, bei denen es sich
um HLE-Inhibitoren handelt, werden von G. P. Kirschenheuter et al., "Synthesis and Characterization of
Human Neutrophil Elastase Inhibitors Derived From Aromatic Esters
of Phenylalkanoic Acids",
in Proteases, Protease Inhibitors and Protease-Derived Peptides,
Birkhauser Verlag, Basel (1993), S. 71–82, beschrieben. Bei diesen
Nichtpeptid-Verbindungen natürlichen
oder synthetischen Ursprungs handelt es sich um niedermolekulare,
hydrophobe, anionische Inhibitoren.
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Es
wird angenommen, dass niedermolekulare Inhibitoren von HLE vorzugsweise
eine verlängerte
hydrophobe Domäne
mit einem Zentrum einer negativen Ladung aufweisen. Eine Analyse
der dreidimensionalen Bindungsstelle von Leukozyten-elastase durch
Röntgenkristallographie
zeigt, dass die erweiterte Substrat-Bindungsstelle für dieses
Enzym weitgehend von hydrophoben Resten eingefasst wird, wobei aber
eine Arginin-Seitenkette (nicht direkt Teil der katalytischen Triade)
in der Mitte dieses hydrophoben Milieus strukturell zur Stabilisierung
der Struktur des aktiven Zentrums beiträgt. Es wird angenommen, dass
hydrophobe, anionische Verbindungen sowohl auf Peptid- als auch
auf Nichtpeptidbasis, die als Inhibitoren dienen können, an die
erweitere Substratbindungsstelle durch eine Kombination von hydrophoben
Kräften
und elektrostatischen Wechselwirkungen mit dem Argininrest binden.
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Weitere
Beispiele für
hydrophob-anionische Nichtpeptid-Inhibitoren von HLE sind Fettsäuren, Gallensäuren und
Pyroltrisulfonsäure,
die alle im Laboratorium von einem der Erfinder untersucht wurden;
S. Simon, et al., "Inhibition
of Human Neutrophil Elastase by Polyguanylic Acid and Other Synthetic
Polynucleotides", Adv.
Exp. Med. Biol., Bd. 240 (1988), S. 65–74; S. C. Tyagi und S. R.
Simon, "Inhibitors
Directed to Binding Domains in Neutrophil Elastase", Biochemistry, Bd.
20 (1990), S. 9970–9977;
S. Tyagi und S. R. Simon, "Parinaric
Acids as Probes of Binding Domains in Neutrophil Elastase", J. Biol. Chem.,
Bd. 266 (1991), S. 15185–15191;
S. Tyagi und S. R. Simon, "Interaction
of Neutrophil Elastase With Hydrophobic Polyanionic Chelators", Biochem. Cell Biol.,
Bd. 69 (1991), S. 624–629.
Bei diesen Verbindungen handelt es sich durchweg um reversible Inhibitoren,
die keine kovalenten Wechselwirkungen mit dem Enzym eingehen. Da
sie an der erweiterten Substratbindungsstelle binden, stellen sie
kompetitive Inhibitoren der enzymatischen Hydrolyse von größeren Oligopeptidsubstraten
und Proteinen, wie Elastin, dar, jedoch keine nicht-kompetitiven
Inhibitoren der Hydrolyse der kleinsten synthetischen Substrate,
die nur in unmittelbarer Nähe
der katalytischen Triade innerhalb des aktiven Zentrums binden.
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Keine
dieser Nichtpeptid-Verbindungen natürlichen oder synthetischen
Ursprungs weist eine Ähnlichkeit
mit Tetracyclin auf.
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Tetracycline
sind eine Klasse von Verbindungen, die insbesondere aufgrund ihrer
frühen
und spektakulären
Erfolge als Antibiotika bekannt sind. Verbindungen, wie Tetracyclin,
Sporocyclin und dergl., sind Breitbandantibiotika mit Eignung gegen
eine Vielzahl von Bakterien und anderen Mikroorganismen. Die Ausgangsverbindung,
nämlich
Tetracyclin, weist die folgende allgemeine Struktur auf:
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Die
Nummerierung des mehrere Ringe umfassenden Kerns ist nachstehend
angegeben:
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Tetracyclin,
sowie die 5-OH-Derivate (Oxytetracyclin, z. B. TerramycinTM) als auch die 7-Cl-Derivate (Chlortetracyclin,
z. B. AureomycinTM) kommen in der Natur
vor und stellen gut bekannte Antibiotika dar. Zu halbsynthetischen
Tetracyclinen gehören
beispielsweise Doxycyclin, Minocyclin und Metracyclin. Die Verwendung
von Tetracyclin-Antibiotika ist zwar zur Behandlung von Infektionen
wirksam, kann aber zu unerwünschten
Nebenwirkungen führen.
Beispielsweise kann eine Langzeitverabreichung von antibiotischen
Tetracyclinen eine gesunde Flora verringern oder beseitigen, z.
B. die Darmflora, und kann zur Bildung von antibiotisch resistenten
Organismen oder zu einem übermäßigen Wachstum
von Hefen und Pilzen führen.
Diese erheblichen Nachteile schließen typischerweise Behandlungsarten
aus, die eine chronische Verabreichung dieser Verbindungen erfordern.
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Natürliche Tetracycline
können
ohne Verlust ihrer antibiotischen Eigenschaften modifiziert werden,
wobei aber bestimmte Elemente der Struktur erhalten bleiben müssen, um
dies zu erreichen. Eine Klasse von Verbindungen wurde definiert,
die strukturell mit den antibiotischen Tetracyclinen verwandt sind,
deren antibiotische Aktivität
aber in erheblichem Maße
oder vollständig
durch eine chemische Modifikation beseitigt worden ist. Die Modifikationen,
die gegebenenfalls an der Tetracyclin-Grundstruktur vorgenommen
werden können,
werden von L. A. Mitscher, The Chemistry of the Tetracycline Antibiotics,
Marcel Dekker, New York, (1978), Kapital 6, in einem Übersichtsartikel
beschrieben. Gemäß Mitscher
kann die Modifikation an den Positionen 5–9 des Tetracyclin-Ringsystems
vorgenommen werden, ohne den vollständigen Verlust von antibiotischen
Eigenschaften zu verursachen. Jedoch führen Veränderungen an der Grundstruktur
des Ringsystems oder ein Ersatz von Substituenten an den Positionen
1–4 oder
10–12
im allgemeinen zu synthetischen Tetracyclinen, die eine geringere
oder im wesentlichen gar keine antibakterielle Aktivität besitzen.
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Zu
chemisch modifizierten Tetracyclinen (CMTs) gehören beispielsweise 4-De-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-1), Tetracyclinonitril (CMT-2), 6-Demethyl-6-desoxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin (CMT-3), 7-Chlor-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-4), Tetracyclinpyrazol (CMT-5), 4-Hydroxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-6), 4-De-(dimethylamino)-12a-desoxytetracyclin (CMT-7), 6-Desoxy-5a-hydroxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-8), 4-De-(dimethylamino)-12a-desoxyanhydrotetracyclin
(CMT-9) und 4-De-(dimethylamino)-minocyclin (CMT-10).
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Zu
weiteren Beispielen für
Tetracycline, die zur Erzielung einer verringerten antimikrobiellen
Aktivität modifiziert
sind, gehören
die 4-Epimeren von
Oxytetracyclin und Chlortetracylin (epi-Oxytetracyclin und epi-Chlortetracyclin).
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Von
bestimmten Tetracyclinen wurde gezeigt, dass sie Matrix-Metalloproteinasen
unterdrücken.
Die Laboratorien von zwei der Erfinder waren in wesentlichem Umfang
bei der Identifizierung von Tetracyclinen als eine Familie von Verbindungen,
die MMPs unabhängig
von der antibiotischen Tetracyclin-Aktivität hemmen können, beteiligt. Die US-Patente 5 459 135
(Golub et al.), 5 321 017 (Golub et al.), 5 308 839 (Golub et al.), 4
935 412 (McNamara et al.), 4 704 383 (McNamara et al.) und 4 666
897 (Golub et al.) beschreiben die Verwendung von nicht-antimikrobiellen
Tetracyclinen zur Behandlung von gewebezerstörenden Zuständen, chronischen Entzündungen
und anderen Zuständen
in Verbindung mit einer übermäßigen Metalloprotease-Aktivität von Matrix-Metalloproteinasen,
wie Kollagenase, Gelatinase und MMP-Elastase.
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Die
Hemmung der Aktivität
von Matrix-Metalloproteinasen durch Tetracycline wird in einer Reihe
von Studien gezeigt, bei denen Versuchstiere beteiligt sind, bei
denen eine Periodontitis iatrogen durch Infektion mit oralen Pathogenen
herbeigeführt
wird oder bei denen eine periodontale Bänderatrophie durch Zerstörung von
pankreatischen Inseln herbeigeführt
wird, wodurch sich eine pathologische Erhöhung der MMP-Aktivität an den
Stellen der Gewebeschädigung
ergibt. Eine Behandlung dieser Tiere mit halbsynthetischen Tetracyclinen,
bei denen die antibiotische Aktivität erhalten geblieben ist, sowie
mit chemisch modifizierten Tetracyclinen, die frei von jeglicher
antibiotischer Aktivität
sind, führt
zu einer ausgeprägten
Verringerung der MMP-Spiegel an den Stellen der Gewebeschädigung sowie
zu einer ausgeprägten
Besserung des Periodontiums bei den Tieren; vergl. z. B. K. M. Chang
et al., "Local and
Systemic Factors in Periodontal Disease Increase Matrix-Degrading
Enzyme Activities in Rat Gingiva: Effect of Minocycline Therapy", Research Communications
in Molecular Pathology and Pharmacology, Bd. 91 (1996), S. 303–318; M.
E. Ryan, et al., "Matrix
Metalloproteinases and Their Inhibition in Periodontal Treatment", Current Opinion
in Periodontology, Bd. 3 (1996), S. 85–96.
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Jedoch
wurde bei dieser miteinander im Zusammenhang stehenden Reihe von
Studien festgestellt, dass zwar verschiedene modifizierte Tetracycline
die Aktivität
von Matrix-Metalloproteinase-elastase hemmten, die Tetracycline,
die damals charakterisiert wurden, jedoch nicht die in vitro-Serin-proteinase-Elastase-Aktivität weder
von Ratten-PMNs oder humaner Synovialhaut hemmten; vergl. z. B.
L. Golub et al., "Tetracyclines Inhibit
Connective Tissue Breakdown: New Therapeutic Implications For an
Old Family of Drugs",
Crit. Rev. Oral Biol. Med., Bd. 2 (1991), S. 297–322, S. 300 und 301.
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Metalloproteinasen
und Serin-proteinasen können
unter Zusammenwirken eine Zerstörung
eines Großteils
der Elemente der extrazellulären
Matrix, einschließlich
interstitielles Stroma und Basalmembranen, hervorrufen. Bei dieser
Wechselwirkung können
folgende Wirkungen eintreten: 1) Cathepsin G (eine Serin-proteinase),
kann MMP-8 aktivieren; 2) humane Leukozyten-elastase (eine Serin-proteinase)
kann die hauptsächlichen
endogenen Gewebeinhibitoren von Matrix-Metalloproteinasen (TIMPs)
inaktivieren; und 3) MMB-8 und MMP-9 können den α1-Proteinase-Inhibitor
(α1-PI), den hauptsächlichen endogenen Inhibitor
von humaner Leukozyten-elastase,
inaktivieren; vergl. S. K. Mallya, et al., "Interaction of Matrix Metalloproteinases With
Serine Protease Inhibitors",
Annals of the New York Academy of Science, Bd. 732 (1994), S. 303–314; und
A. R. Rinehart et al., "Human α-Proteinase
Inhibitor Binds to Extracellular Matrix In Vitro", Am. J. Respir. Cell Mol. Biol., Bd.
9 (1993), S. 666–679.
Somit können
die beiden Klassen von Proteinasen durch einen Beitrag zur Protease-Aktivierung
und durch Inaktivierung der endogenen Inhibitoren das Protease-Antiprotease-Gleichgewicht
in Richtung zu einem pathologischen Gewebeabbau verschieben. Obgleich
die Enzyme unter normalen Bedingungen reguliert werden, kann ein
Zusammenbruch des Kontrollmechanismus zu verschiedenen Krankheitszuständen führen, die
durch eine übermäßige Aktivität von Serin-proteinase
gekennzeichnet sind.
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Beispielsweise
kann unter Bedingungen einer Infiltration einer großen Anzahl
von Neutrophilen, wie es z. B. bei Atemnotsyndrom auftreten kann,
wobei die endogenen Konzentrationen von α1-PI
nicht in wirksamer Weise die Konzentrationen von humaner Leukozyten-Elastase
neutralisieren können,
das Protease-Antiprotease-Gleichgewicht so verschoben werden, dass
der Schutz der endogenen Antielastase nicht ausreicht, um einen
Schutz gegen durch HLE vermittelte Schädigung zu gewährleisten.
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Ein
exogener Proteinase-Inhibitor, der dazu befähigt ist, das Protease-Antiprotease-Gleichgewicht wieder
herzustellen, wurde bisher nicht aufgefunden.
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Zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Demzufolge
wird erfindungsgemäß die Verwendung
eines hydrophoben Tetracyclins zur Herstellung einer Zusammensetzung
zum Hemmen von übermäßiger Leukozyten-elastase-Aktivität in einem
biologischen System bereitgestellt, wobei das hydrophobe Tetracyclin
6-Demethyl-6-desoxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-3) umfasst.
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Erfindungsgemäß wird ferner
die Verwendung eines hydrophoben Tetracyclins zur Herstellung einer Zusammensetzung
zum Behandeln eines Subjekts, das unter Gewebeschädigung aufgrund
von übermäßiger Leukozyten-elastase-Aktivität leidet,
bereitgestellt, wobei das hydrophobe Tetracyclin 6-Demethyl-6-desoxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-3) umfasst.
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6-Demethyl-6-desoxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
wird einem Säuger
in einer ausreichenden Menge verabreicht, um die Aktivität von Leukozyten-elastase
zu hemmen, wodurch die entzündliche
Zerstörung
im Zusammenhang mit der Aktivität
von Leukozyten-elastase verringert wird. Beim Säuger handelt es sich vorzugsweise
um einen Menschen, wobei aber auch andere Tiere in vorteilhafter
Weise behandelt werden.
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Die
Erfindung eignet sich sowohl für
pharmazeutische als auch für
kosmetische Zwecke. Der Inhibitor weist erhebliche Vorteile als
therapeutisches Mittel, das das Protease-Antiprotease-Gleichgewicht
wieder herstellt, auf.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 ist
ein Balkendiagramm der Hemmung des durch humane Neutrophile vermittelten
Abbaus der extrazellulären
Matrix durch 11 verschiedene Tetracycline gemäß der Erörterung in Beispiel 1. Eine
Untersuchung der Dosisabhängigkeit
dieser Hemmung ist in Tabelle 1 dargelegt.
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2 ist
ein Balkendiagramm zur Erläuterung
der vergleichsweisen Hemmung des durch humane Neutrophile vermittelten
und durch humane Leukozyten-elastase vermittelten Abbaus von extrazellulärer Matrix
durch CMT-3 ((COL-3) gemäß der Erörterung
in den Beispielen 1 und 2.
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3A,
B und 4A, B erläutern
Dixon-Diagramme (3A und 4A) und
Cornish-Bowden-Diagramme (3B und 4B)
der Hemmung der amidolytischen Aktivität von humaner Leukozyten-elastase durch
CMT-3 (COL-3) gemäß der Erörterung
in Beispiel 2. Der Abschnitt der Dixon-Diagramme über der X-Achse und die parallelen
Steigungen der Cornish-Bowden-Diagramme bestätigen, dass CMT-3 (COL-3) einen
kompetitiven Inhibitor der amidolytischen Aktivität von humaner
Leukozyten-elastase gegenüber
dem chromogenen Oligopeptidsubstrat Methoxysuccinyl-Ala-Ala-Pro-Val-p-nitroanilid darstellt.
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5 zeigt
ein Dixon-Diagramm der amidolytischen HLE-Aktivität in Gegenwart
von Doxycyclin, woraus sich nur eine sehr schwache Hemmung durch
dieses Tetracyclin im Gegensatz zu CMT-3 ergibt, wie in Beispiel
2 erläutert
wird.
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6 ist
ein Balkendiagramm zur Erläuterung
der Fähigkeit
von oral verabreichtem CMT-3 zur Verringerung der Leukozyten-elastase-Aktivität in Zahnfleisch-Gewebeextrakten
von Ratten, die Injektionen von bakteriellem Lipopolysaccharid in
das Zahnfleisch erhalten hatten, um lokale Entzündungen hervorzurufen (Beispiel
3).
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Erfindungsgemäß weist
ein hydrophobes Tetracyclin eine wirksame Hemmaktivität gegen
die Serin-proteinase Elastase auf.
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Humane
Leukozyten-elastase (HLE) und Cathepsin G sind Serin-proteinasen, die
in azurophilen Granalien von humanen, polymorphonuklearen Leukozyten
(Neutrophilen) auftreten. Diese Elastase wird gelegentlich als humane
Neutrophilen-elastase (HNE) bezeichnet. Beim natürlichen Substrat Elastin handelt
es sich um ein flexibles Protein, das hochgradig durch Desmosin
und α-Isodesmosin
und andere vernetzende Reste vernetzt ist. Die Serin-proteinase
Elastase ist zum Abbau von elastischen Fasern, Typ IV-Kollagen (das in
der Basalmembran von Blutgefäßen auftritt),
Typ III-Kollagen, das im Zahnfleisch und glatten Muskeln auftritt,
Proteoglycanen, Haftglycoproteinen, wie Fibronectin und Laminin,
TIMPs und anderen Proteinkomponenten von Bindegewebe und interstitieller
Flüssigkeit
befähigt.
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Die
Serin-proteinase humane Leukozyten-elastase (HLE) hat das Potential
zur Gewebezerstörung
bei zahlreichen Krankheitszuständen,
wie Arthritis, periodontaler Krankheit, Glomerulonephritis, akuter
Lungenkrankheit, zystischer Fibrose und einigen malignen Krebsarten,
die durch die Invasion der extrazellulären Matrix durch Tumorzehlen gekennzeichnet
sind. Man nimmt eine Beteiligung der HLE-Aktivität beim septischen Schock, beim
multiplen Organversagen (MOF) und bei einer Myocard-Ischämie-Reperfusionsschädigung an. Für HLE wird
auch eine Beteiligung beim Mechanismus von Lungenschädigungen
in Verbindung mit Emphysemen und Atemnotsyndrom bei Erwachsenen
(ARDS) angenommen. Man nimmt an, dass die Lungenschädigung zumindest
teilweise durch ein Ungleichgewicht zwischen Proteasen und endogenen
Antiproteinasen (z. B. TIMP und α1-PI) verursacht wird. Die hauptsächliche
endogene Antiproteinase, die Leukozyten-elastase hemmt, ist α1-PI.
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Es
wurde nunmehr festgestellt, dass ein chemisch modifiziertes Tetracyclin
zur Erzielung einer Hemmwirkung gegen Leukozyten-Elastase verwendet
werden kann. Beim Tetracyclin handelt es sich um ein hydrophobes
4-De-(dimethylamino)-tetracyclin, insbesondere um 6-Demethyl-6-desoxy-4-de-(dimethylamino)-tetracyclin
(CMT-3). Eine Hemmung von HLE verringert nicht nur die durch dieses
Enzym verursachte direkte Gewebeschädigung, sondern hält auch
die Konzentrationen der TIMPs aufrecht, wodurch die endogenen Inhibitoren
von MMPs in ihrem aktiven Zustand gehalten werden.
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Die
Hemmung von Neutrophilen-proteasen unter Verwendung von nicht-antibakteriellen
Tetracyclinen bringt eine wirksame Reaktion gegen Infektionen nicht
in merklichem Umfang in Gefahr, da es nicht wahrscheinlich ist,
dass diese Verbindung bei Verwendung in Dosen, die in Übereinstimmung
mit ihrer in vitro-Hemmaktivität
stehen, die Fähigkeit
von Neutrophilen zur Extravasation und zur Invasion des interstitiellen Stromas
in Reaktion auf Chemoattraktionsmittel, die an Stellen von bakteriellen
Infektionen erzeugt werden, beeinträchtigt.
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Es
wurde nunmehr festgestellt, dass bestimmte CMTs und insbesondere
CMT-3 eine erhebliche Hemmaktivität gegen Leukozyten-elastase
entfalten, während
Minocyclin, Doxycyclin und andere chemisch modifizierte Tetracycline
keine wesentliche Hemmwirkung gegen Leukozyten-elastase aufweisen.
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Die
Aktivität
verschiedener Tetracycline wurde unter Anwendung eines in vitro-Tests
der entzündlichen Gewebeschädigung untersucht,
bei dem man humane Neutrophile einen Abbau einer biosynthetisch
hergestellten, vollständigen,
interstitiellen, stromalen, extrazellulären Matrix (ECM) vornehmen
lässt.
Bei einem Neutrophilen handelt es sich um einen Leukozytentyp (polymorphe
nukleare Leukozyten). Untersuchungen mit diesem experimentellen
System zeigen, dass der durch Neutrophile vermittelte Abbau dieses
ECM praktisch vollständig
durch Zugabe von α1-PI, das einen starken Inhibitor der Leukozyten-elastase
sowie ein kompetitives Substrat für die MMPs darstellt, gehemmt
werden kann; E. J. Roemer, K. J. Stanton und S. R. Simon, "In Vitro Assay Systems
for Inflammatory Cell-Mediated Damage to Interstitial Extracellular
Matrix", In Vitro
Toxicol., Bd. 7 (1994), S. 75–81;
E. J. Roemer, K. J. Stanton, und S. R. Simon, "In Vitro Assay Systems for Cell Interactions With
Interstitial Extracellular Matrix", In Vitro Toxicol., Bd. 7 (1994), S.
209–224.
Beim Test der Tetracycline (Beispiel 1) auf ihre Fähigkeit
zur Hemmung des ECM-Abbaus in diesem System in einer Dosis von beispielsweise 30 μM erwies
sich CMT-3 anderen
Tetracyclinen gegenüber
in Bezug auf den Schutz der ECM gegen eine durch Neutrophile vermittelte
Zerstörung
als weit überlegen,
wie in 1 dargestellt ist. Bei weiteren Dosis-Reaktions-Studien
unter Anwendung dieses in vitro-Tests lässt sich eine annähernd 50%ige
Hemmung des durch Neutrophilen vermittelten ECM-Abbaus mit 25–50 μM erreichen.
Die meisten anderen Tetracycline, die über den gleichen Dosisbereich
hinweg getestet wurden, sind unfähig,
mehr als ~20% des durch Neutrophile vermittelten ECM-Abbaus bei
diesem Test zu hemmen.
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Eine
direkte Hemmung von HLE durch CMT-3 wurde unter Anwendung einer
Modifikation des Tests auf Aktivität von humaner Leukozyten-elastase
(HLE) bestimmt. Dieser Test wurde von Ying et al. (Q. Ying, A. R.
Rinehart, S. R. Simon und J. C. Cheronis, "Inhibition of Human Leukocyte Elastase
by Ursolic Acid: Evidence for a Hydrophobic Binding Site for Pentacyclic
Triterpenes", Biochem.
J., Bd. 277 (1991), S. 521–526) beschrieben.
Dabei wurden die Konzentrationen an organischem Lösungsmittel
und Detergens verringert, wobei man sich eines herkömmlichen
Tests auf die Aktivität
von humaner Leukozyten-elastase (HLE) durch Messung der Amidolyse
des chromogenen Oligopeptidsubstrats Methoxysuccinyl-Ala-Ala-Pro-Val-p-nitroanilid
bediente. Von diesem Oligopeptid wird im allgemeinen angenommen,
dass es die ersten fünf
Unterzentren der erweiterten Substratbindungsdomäne in HLE besetzt. Unter Anwendung
einer Kombination von Dixon- und Cornish-Bowden-Diagrammen zur Analyse
der Geschwindigkeitsdaten auf die gleiche Weise, wie sie früher für andere
Nichtpeptid-elastase-Inhibitoren von Ying et al. (Biochem. J., Bd.
277 (1991), S. 521–526)
beschrieben wurde, zeigen wir, dass CMT-3 einen vorwiegend kompetitiven
Inhibitor der Amidolyse von Methoxysuccinyl-Ala-Ala-Pro-Val-p-nitroanalid
mit einem scheinbaren Ki-Wert von 18–40 μM darstellt, wie in den 3A, B
und 4A, B gezeigt wird.
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Im
Gegensatz dazu stellt Doxycyclin, das in vitro zur Hemmung der MMP-8-Aktivität mit einem
Ki-Wert von 25–50 μM befähigt ist, nur einen sehr schwachen
Inhibitor von HLE dar, wobei der Ki-Wert
mehr als 300 μM
beträgt,
wie die Steigung des Dixon-Diagramms in 5 zeigt.
Wenn CMT-3 im Test des ECM-Abbaus, der durch gereinigte HLE statt
durch lebende Neutrophile vermittelt wird, eingesetzt wird, erweist
es sich als wirksamer Inhibitor mit einem scheinbaren I50-Wert
von ~25–50 μM.
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In
vivo-Tests (Beispiel 3) zeigten, dass die Verabreichung von CMT-3
an Ratten, bei denen eine akute periodontale Entzündung durch
Verabreichung von Endotoxin herbeigeführt worden war, die Aktivität von Leukozyten-elastase
verringerte, wie durch einen amidolytischen Test mit dem Substrat
Succinyl-Ala-Ala-Ala-p-nitroanilid gezeigt wurde.
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Die
Bedingungen, die erfindungsgemäß behandelt
werden können,
treten bei Säugetiersubjekten
auf. Humane Patienten stellen bei weitem die wichtigsten Subjekte
dar, jedoch kann das Verfahren auch zum Nutzen anderer Säuger, einschließlich Haustiere,
wie Hunde und Katzen, und Laboratoriumstiere, wie Ratten und Mäuse, sowie
landwirtschaftlich genutzter Tiere eingesetzt werden.
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Die
Erfindung kann zur Behandlung von Subjekten verwendet werden, die
an einer Gewebeschädigung
aufgrund einer übermäßigen Aktivität von humaner
Leukozyten-elastase leiden, z. B. bei einigen Lungenkrankheiten
und Nierenkrankheiten. Zu Lungenkrankheiten dieses Typs gehören zystische
Fibrose, Emphysem, Atemnotsyndrom bei Erwachsenen als eine Komplikation
eines Polytraumas, Operationsbelastungen, Sepsis oder als eine Komponente
von multiplem Organversagen, sowie akute Lungenschädigungen
aufgrund einer Inhalation von Giftstoffen, wie Säuren, Chemikalien, industriellen
und militärischen
Giften sowie Rauch und anderen toxischen Verbrennungsprodukten.
Zu Nierenkrankheiten dieses Typs gehören Glomerulonephritis und
akutes Nierenversagen sowie eine Komplikation bei einem Polytrauma
oder bei Sepsis oder als eine Komponente von multiplem Organversagen.
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Die
Erfindung kann auch zur Behandlung von Läsionen und entzündlichen
Hautkrankheiten verwendet werden, bei denen eine ausgeprägte Infiltration
der Dermis-Epidermis-Verbindungsstelle durch Neutrophile beteiligt
ist und sich eine Trennung der Dermis-Epidermis-Verbindung ergibt. Derartige Zustände können immunologischen
Ursprungs sein (autoimmun oder als Folge von Arzneistoffreaktionen)
oder sie können
durch ein bakterielles Toxin ausgelöst werden (wie bei "scalded skin" von Kindern). Es
ist in hohem Maße
wahrscheinlich, dass Leukozyten-elastase bei diesen Zuständen zur
Zerstörung
der Dermis-Epidermis-Verbindungsstelle beiträgt. Bei
einigen Läsionen,
die durch chemische Blasenbildungsmittel (sowohl durch industrielle
als auch durch militärische
Belastung) ausgelöst
werden, wobei eine Infiltration von Neutrophilen und eine Trennung
der Dermis-Epidermis-Verbindung erfolgen, kann ebenfalls Leukozyten-elastase
beteiligt sein, so dass diese Läsionen
ebenfalls Kandidaten für
eine CMT-3-Therapie darstellen. Bei einigen Augenläsionen stellt
ebenfalls eine Neutrophilen-Infiltration eine Komponente der Schädigung dar,
so dass diese Läsionen
in wirksamerer Weise mit einer Antiproteinase, wie CMT-3, behandelt
werden können.
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Die
Erfindung beinhaltet die Verabreichung der Tetracyclinverbindung
in einer Menge, die eine Verringerung oder Hemmung von unerwünschten
Folgen in Verbindung mit einer übermäßigen Leukozyten-elastase-Aktivität bewirkt.
Die bevorzugte Tetracyclinverbindung ist chemisch so modifiziert,
dass seine antimikrobiellen Eigenschaften verringert oder beseitigt
sind. Ein derartiges, chemisch modifiziertes Tetracyclin kann in höheren Konzentrationen
als antimikrobielle Tetracycline eingesetzt werden, wobei bestimmte
Nachteile, wie das unterschiedslose Abtöten von nützlichen Mikroorganismen, das
häufig
mit der Verwendung von antimikrobiellen oder antibakteriellen Mengen
derartiger Verbindungen einhergeht, vermieden wird.
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Die
maximale Dosis für
ein Subjekt ist die höchste
Dosis, die keine unerwünschten
oder unverträglichen
Nebenwirkungen hervorruft. Beispielsweise kann die Tetracyclinverbindung
in einer Menge von etwa 0,1 mg/kg/Tag bis etwa 24 mg/kg/Tag und
vorzugsweise von etwa 2 mg/kg/Tag bis etwa 18 mg/kg/Tag verabreicht werden.
Für die
Zwecke der vorliegenden Erfindung gehören zu Nebenwirkungen eine
klinisch signifikante antimikrobielle oder antibakterielle Aktivität sowie
toxische Wirkungen. Beispielsweise würde eine Dosis von mehr als
etwa 50 mg/kg/Tag bei den meisten Säugern, einschließlich des
Menschen, Nebenwirkungen hervorrufen. In jedem Fall lässt sich
der behandelnde Arzt vom entsprechenden Fachwissen leiten. Die vorliegende Erfindung
umfasst ohne Beschränkung
Dosierungen, die zur Erzielung der beschriebenen Erscheinungen wirksam
sind.
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Die
bevorzugte pharmazeutische Zusammensetzung zur erfindungsgemäßen Verwendung
umfasst eine Kombination der Tetracyclinverbindung in einem geeigneten
pharmazeutischen Träger,
der dem Anwender geläufig
ist.
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Für die vorstehend
beschriebenen pharmazeutischen Zwecke kann das erfindungsgemäße Tetracyclin
per se in pharmazeutischen Präparaten
gegebenenfalls mit bekannten, pharmazeutisch verträglichen
Adjuvantien oder Trägern
zubereitet werden. Diese Präparate
können
gemäß herkömmlichen
chemischen Verfahren hergestellt und intern, z. B. oral durch Tabletten
oder Flüssigkeiten,
oder durch Suppositorien; parenteral, z. B. intravenös, intramuskulär oder subkutan,
in Form von injizierbaren Lösungen
oder Suspensionen; topisch oder in Form eines Sprühmittels
oder Aerosols von Tröpfchen
innerhalb des Atmungsbereiches für
eine Inhalation in der Lunge und den Luftwegen verabreicht werden.
Derartige Aerosole können
Träger,
wie pulmonale Tensidzubereitungen, die zusätzlich zur therapeutischen
Wirksamkeit beitragen, umfassen. Man kann sich einer zeitlich abgestimmten
oder kontrollierten Verabreichung bedienen.
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Pharmazeutische
oder kosmetische Präparate
enthalten eine wirksame Menge des Tetracyclins, die eine Hemmung
einer Serin-proteinase und insbesondere von Leukozyten-elastase
bewirkt.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
kann das Tetracyclin als ein Mittel in kosmetischen Präparaten,
wie Hautcremes und Lotionen, kosmetischen Masken, kosmetischen Umschlägen, kosmetischen
Verbänden
und Shampoos für
kosmetische Behandlungen verwendet werden. Es ist darauf hinzuweisen,
dass der Ausdruck "kosmetisch" sich auf eine Betonung
oder Besserung des physischen Erscheinungsbilds bezieht.
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Für eine topische
oder kosmetische Anwendung umfassen geeignete Zubereitungen (ohne
Beschränkung
hierauf) Liposomen, Lösungen,
Suspensionen, Emulsionen, Cremes, Salben, Pulver, Einreibemittel,
Aerosole und dergl., die gegebenenfalls sterilisiert und/oder mit
Hilfsstoffen, wie Konservierungsmitteln, Stabilisatoren, Netzmitteln,
Puffern oder Salzen zur Beeinflussung des osmotischen Drucks und
dergl., vermischt werden.
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Es
ist darauf hinzuweisen, dass die tatsächlichen bevorzugten Mengen
des Wirkstoffes in einem speziellen Fall je nach den speziellen
formulierten Zusammensetzungen, der Anwendungsart und den speziellen Behandlungsstellen
und zu behandelnden Subjekten variieren. Dosierungen werden auf
der Grundlage herkömmlicher Überlegungen
festgelegt, z. B. durch einen üblichen
Vergleich der unterschiedlichen Aktivitäten zwischen den Zubereitungen
und einem bekannten Mittel, z. B. mittels eines geeigneten herkömmlichen
pharmakologischen oder kosmetischen Verfahrens.
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Für kosmetische
Zwecke können
zusammen mit dem Tetracyclin zahlreiche weitere biologisch verträgliche oder
biologisch inerte Materialien einverleibt werden. Der Ausdruck "biologisch verträglich" bedeutet eine nicht-toxische
oder nicht-schädigende
Beschaffenheit gegenüber
humanem und nicht-humanem Gewebe. Zu diesen zusätzlichen Materialien gehören beispielsweise
Feuchthaltemittel, d. h. Substanzen mit Affinität für Wasser, wie Glycerin, Propylenglykol
oder Isopropanolpropylenglykol, organische oder anorganische Salze,
wie quaternäre
Ammoniumverbindungen und Zinksalze, Alkohole, wie Benzylalkohol
oder niedere aliphatische Alkohole, polymere Latices, Füllstoffe,
wie Siliciumdioxid und Talcum, Öle,
wie Mineralöl,
Rizinusöl
und Petrolatum, Netz- oder Dispergiermittel oder Tenside, z. B.
Blockcopolymere von Ethylenoxid und Propylenoxid, Farbstoffe, Duftstoffe,
Pigmente, Zinkoxid, Titandioxid, topische Medikamente, wie Methylsalicylat,
Nicotinate, Capsaicin und Menthol, Antiakne-Medikamente, wie Benzoylperoxid,
Resorcin und Retinoesäure,
topische antibakterielle Mittel, wie Silbersulfadiazin, andere Tetracycline
und Cefazolin, Hauthydratisierungsmittel, wie Natriumpyrrolidincarbonsäure und
UV-A- und/oder UV-B-Strahlung
absorbierende Sonnenschutzmittel, wie p-Aminobenzoesäure (PABA) oder 2-Ethylhexyl-4-N,N-dimethylaminobenzoat
(Padimat O). Substrate können
ebenfalls verwendet werden, um eine Verstärkung, eine Gas- oder Flüssigkeitsbarriere
oder einen Schutz des Behandlungsbereichs zu gewährleisten. Die Substrate unterliegen
praktisch keinen Beschränkungen
und umfassen polymere Filme, Metallfolien, Cellulosematerialien
und andere natürliche
oder synthetische Materialien.
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Die
folgenden Beispiele tragen zum weiteren Verständnis der Erfindung bei und
sollen in keiner Weise eine Beschränkung des angemessenen Schutzumfangs
darstellen.
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Beispiel 1
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Die
Serin-proteinase-Hemmaktivität
von Tetracyclinen wurde unter Anwendung eines in vitro-Tests einer
entzündlichen
Gewebeschädigung
getestet, bei dem man einen Abbau einer biosynthetisch hergestellten, vollständigen,
interstitiellen, stromalen, extrazellulären Matrix (ECM), die durch
gezüchtete
glatte R22-Rattenherz-Muskelzellen erzeugt worden war, durch humane
Neutrophile (lebende PMNs) gemäß den Angaben
von Roemer et al. abbauen ließ (E.
J. Roemer, K. J. Stanton und S. R. Simon, "In Vitro Assay Systems for Inflammatory
Cell-Mediated Damage to Interstitial Extracellular Matrix", In Vitro Toxicol.,
Bd. 7 (1994), S. 75–81;
E. J.
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Roemer,
K. J. Stanton und S. R. Simon, "In
Vitro Assay Systems for Cell Interactions With Interstitial Extracellular
Matrix", In Vitro
Toxicol., Bd. 7 (1994), S. 209–224).
Zehn verschiedene, chemisch modifizierte Tetracycline (CMTs) mit
den Bezeichnungen CMT-1 bis CMT-10 und Doxycyclin wurden in Konzentrationen von
5 μM bis
50 μM zur
ECM gleichzeitig mit einer Suspension von 2 × 106 lebensfähigen humanen
PMN/ml in ausgewogener Hank-Salzlösung (HBSS) gegeben. Bei diesen
Untersuchungen war die ECM metabolisch mit 3H-Prolin
radioaktiv markiert. Nach 6-stündiger
Inkubation der Lösung
aufgetretene Zählereignisse
wurden gemessen und mit den Zählereignissen
nach Inkubation mit PMN allein verglichen. Die Ergebnisse für die Konzentrationen
5 μM, 25 μM und 50 μM sind in
Tabelle 1 aufgeführt.
Die Ergebnisse für
30 μM sind
in 1 dargestellt.
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Tabelle
1 Einfluss
von CMTs auf die durch PMN (+0,5 nM PMA) vermittelte R22-ECM-Hydrolyse (3H-Pro-cpm,
freigesetzt in 6 Stunden bei 37°C)
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Anmerkung:
Die ECM-Hydrolyse wird als % Kontrolle angegeben, wobei die Kontrolle
die Hydrolyse in Abwesenheit von jeglichem Inhibitor auf 100% normiert
ist.
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Tabelle
1 und 1 zeigen, dass CMT-3 zur Erzielung einer signifikanten
Hemmung des durch Neutrophile vermittelten ECM-Abbaus (~50% Hemmung
in Konzentrationen von ≥ 25–30 μM) befähigt war,
wobei bei sämtlichen
für diesen
Test herangezogenen Konzentrationen eine gute Hemmung des ECM-Abbaus
erzielt wurde. CMT-8 und CMT-10 und insbesondere CMT-8 zeigten bei
einigen Konzentrationen eine gewisse Hemmung des ECM-Abbaus.
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2 zeigt
einen Vergleich der Hemmstärke
von 25 μM
CMT-3 (COL-3) in parallelen Tests des ECM-Abbaus, der entweder durch
2 × 106 PMN/ml oder 10 μM gereinigte HLE vermittelt
wird, wobei die vorstehend erwähnten
Verfahren herangezogen wurden.
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Beispiel 2
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Die
direkte Hemmwirkung von Tetracyclinen auf die amidolytische Aktivität von humaner
Leukozyten-elastase (HLE) wurde gemäß dem Verfahren von Ying et
al., Biochem. J., Bd. 277 (1991), S. 521–526, bewertet, wobei eine
Modifikation durch Verringerung der DMSO-Konzentration auf 2% und
durch Weglassen des Detergens Triton X-100 vorgenommen wurde. Um
eine zeitabhängige
Absorption von HLE an den Vertiefungen der Mikrotiterplatten mit
96 Vertiefungen, die bei den amidolytischen Tests verwendet wurden,
zu vermeiden, wurden die Platten mit einer Lösung von 0,2% Rinderserumalbumin
vorbehandelt. Ein Konzentrationsbereich des chromogenen Oligopeptidsubstrats
Methoxysuccinyl-Ala-Ala-Pro-Val-p-nitroanilid von 100 μM bis 300 μM wurde für sämtliche Messungen herangezogen.
Von diesem Substrat nimmt man aufgrund einer röntgenkristallographischen Analyse
an, dass es die Substrat-Bindungsunterzentren
S1 bis S5 in HLE
besetzt (W. Bode, E. Meyer und J. C. Powers, "Human Leukocyte and Porcine Pancreatic
Elastase: X-Ray Crystal Structures, Mechanism, Substrate Specificity,
and Mechanism-Based Inhibitors",
Biochemistry, Bd. 28 (1989), S. 1951–1963). Die Hemmung der amidolytischen
Aktivität
wurde durch die graphischen Verfahren von Dixon (M. Dixon, Biochem.
J., Bd. 55 (1953), S. 170–171)
und Cornish-Bowden (A. Cornish-Bowden, Biochem. J., Bd. 137 (1974),
S. 143–144,
wie bei Ying et al. analysiert: ein Schnittpunkt von Dixon-Diagrammen,
die bei verschiedenen Substratkonzentrationen erhalten wurden, an
einem Punkt oberhalb der X-Achse schließt einen Mechanismus einer
reinen nicht-kompetitiven
Hemmung aus, während
parallele Cornish-Bowden-Diagramme, die bei verschiedenen Substratkonzentrationen
erhalten wurden, mit einer reinen kompetitiven Hemmung übereinstimmen.
Die Substratkonzentration, bei der sich die Dixon-Diagramme schneiden,
stellt ein Maß für den Ki-Wert
für den
Inhibitor dar. Typische Dixon- und Cornish-Bowden-Diagramme für die Hemmung
von HLE durch CMT-3 (COL-3) sind in den 3A, B
und 4A, B dargestellt. Aus diesen Daten lässt sich
der Ki-Wert für die Hemmung der amidolytischen
Aktivität
von HLE durch CMT-3 zu 25–40 μM bestimmen.
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In
Gegenwart von 10% Dimethylsulfoxid und 0,1% Triton X-100 war die
Hemmstärke
von CMT-3 deutlich verringert, was die Annahme stützt, dass
hydrophobe Wechselwirkungen zur Stabilisierung der Bindung von CMT-3
an HLE beitragen.
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Die
Hemmaktivität
von Doxycyclin gegenüber
einer Amidolyse von Methoxysuccinyl-Ala-Ala-Pro-Val-p-nitroanilid
durch HLE wurde ebenfalls in Gegenwart von 2% DMSO und ohne Detergens ermittelt,
wie vorstehend für
CMT-3 beschrieben. Eine Analyse der Steigung des Dixon-Diagramms
bezüglich der
Hemmung der amidolytischen Aktivität von HLE durch Doxycyclin
zeigt einen wesentlich höheren
Ki-Wert um etwa 300 μM, wie in 5 dargestellt
ist. Weitere Tetracyclin-Derivate, die eine vergleichbar niedrige
oder gar keine Wirkungsstärke
als Inhibitoren der amidolytischen Aktivität von HLE aufwiesen, waren
Oxytetracyclin und dessen 4-Epimeres, epi-Oxytetracyclin; Chlortetracyclin
und dessen 4-Epimeres,
epi-Chlortetracyclin; Anhydrochlortetracyclin; und CMT-5, ein chemisch
modifiziertes Tetracyclin, bei dem die Oxo- und Hydroxyreste an
der Basis der vier kondensierten Ringe durch einen Pyrazolring ersetzt
sind. Es wird angenommen, dass CMT-3 aufgrund der Besonderheit,
dass ihm jegliche Substituenten an den 6- oder 4-Positionen des
kondensierten Ringsystems der Tetracycline fehlen, in überraschender
Weise dazu befähigt
ist, mit wesentlich größerer Affinität an HLE
zu binden, als alle übrigen
getesteten Tetracycline.
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Die
Fähigkeit
von CMT-3 zur Hemmung von HLE ist nicht auf amidolytische Tests
beschränkt,
wie bereits in 2 gezeigt worden ist, wo der
Abbau einer vollständigen,
interstitiellen, extrazellulären
Matrix durch gereinigte HLE durch Einwirkung von CMT-3 gehemmt wird.
Die Wirkungsstärke
der Hemmaktivität
von CMT-3 bei diesem Test der Hemmung des Matrixabbaus durch HLE
ist vergleichbar mit der Wirkung, die bei den Tests der amidolytischen
HLE-Aktivität
bestimmt wurden, was mit der Interpretation im Einklang steht, dass
der Hemmmechanismus bei beiden Testtypen die Bindung von CMT-3 an
das Enzym in einer Weise beinhaltet, die die Bindung von Peptid-
oder Proteinsubstraten blockiert. Beim Test des durch HLE vermittelten
Abbaus von ECM erwiesen sich die übrigen getesteten Tetracycline
in Dosen, die mit den getesteten Dosen für CMT-3 vergleichbar waren,
nicht als wirksam.
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Beispiel 3
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Die
Fähigkeit
von oral verabreichtem CMT-3 (COL-3) zur in vivo-Verringerung der Leukozyten-elastase-Aktivität wurde
in einem Tiermodell der akuten Entzündung und der Neutrophilen-Infiltration
dargelegt, wobei man sich einer experimentellen Vorgehensweise ähnlich wie
bei Chang et al. bediente (K. M. Chang, M. E. Ryan, L. M. Golub,
N. S. Ramamurthy und T. F. McNamara, "Local and Systemic Factors in Periodontal
Disease Increase Matrix-Degrading Enzyme Activities in Rat Gingiva:
Effect of Minocycline Therapy",
Res. Comm. Mol. Path. Pharm., Bd. 91 (1996), S. 303–318). Ratten
erhielten 0,01 mg E. coli-Lipopolysaccharid (LPS) oder nur einen
Kochsalzlösungsträger in Form
einer Injektion in einem Volumen von 10 μl in das maxillare und mandibulare,
labiale Zahnfleisch an jedem 2. Tag einer 6-tägigen Versuchsdauer. Zwei Gruppen
von Ratten erhielten ferner 2 mg oder 5 mg CMT-3 täglich in
einem Volumen von 1 ml bei Verabreichung durch eine orale Sonde
während
der 6-tägigen
Versuchsdauer, während
die übrigen
Gruppen von Ratten nur den Träger mit
2% Carboxymethylcellulose erhielten. Am Ende der 6-tägigen Versuchsdauer
wurden die Tiere getötet
und ihr Zahnfleischgewebe wurde herausgeschnitten. Die Gewebe von
jeder experimentellen Gruppe wurden vereinigt, eingefroren und aufgetaut
und für
Tests der enzymatischen Aktivität
gemäß dem Verfahren
von Yu et al. extrahiert (Z. Yu, N. S. Ramamurthy, M. Leung, K.
M. Chang, T. F. McNamara und L. M. Golub, "Chemically Modified Tetracycline Normalizes
Kollagen Metabolism in Diabetic Rats", J. Periodont. Res., Bd. 28 (1993),
S. 420–428).
Die Leukozyten-elastase-Aktivität
wurde unter Verwendung des Substrats Succinyl-Ala-Ala-Ala-p-nitroanilid
gemäß dem Verfahren
von Ramamurthy und Golub (1983) getestet (N. S. Ramamurthy und L.
M. Golub, "Diabetes
Increases Kollagenase Activity in Extracts of Rat Gingiva and Skin", J. Periodont. Res.,
Bd. 18 (1983), S. 23–30).
Bei dem hier dargestellten Befund handelt es sich um die Fähigkeit von
oral verabreichtem CMT-3 zur Verringerung des Niveaus der Aktivität von Leukozyten-Elastase
in Zahnfleischextrakten von Ratten mit LPS-Injektion. 6 zeigt
die verringerten Niveaus der Leukozyten-elastase-Aktivität in Zahnfleischextrakten
von Ratten mit LPS-Injektion, die mit beiden Dosen von CMT-3 behandelt worden
sind, im Vergleich mit der Elastase-Aktivität in Zahnfleischextrakten von
Ratten, die LPS-Injektionen und eine Sondenverabreichung von Träger allein
oder Injektionen von Kochsalzlösung
erhalten haben. Eine Verabreichung von CMT-3 verringert offensichtlich
die Niveaus der Elastase-Aktivität
in Zahnfleischextrakten von Ratten mit LPS-Injektion auf Niveaus,
die bei Tieren, denen im Zahnfleisch nur Kochsalzlösung allein
injiziert worden ist, festgestellt werden. Dieses Ergebnis belegt,
dass eine CMT-3-Verabreichung in vivo zu verringerten Leukozyten-elastase-Niveaus
an Stellen einer lokalisierten akuten Entzündung unter Neutrophileninfiltration
führen
kann.
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Die
vorstehenden Ausführungen
beziehen sich auf die derzeit als bevorzugt angesehenen Ausführungsformen
der Erfindung, wobei es für
den Fachmann aber ersichtlich ist, dass Abänderungen und Modifikationen
daran vorgenommen werden können,
ohne den Erfindungsgedanken zu verlassen. Alle derartigen Abänderungen
und Modifikationen, die unter den Schutzumfang der Erfindung fallen,
sollen unter die Ansprüche
fallen.