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Psoriasis ist eine gängige dermatologische
Störung,
die 1 bis 2% der Bevölkerung
z. B. in Europa und den Vereinigten Staaten befällt. Die Krankheit beginnt üblicherweise
im Alter zwischen 10 und 40 Jahren, kann aber in jedem Alter manifest
werden. Typischerweise kann man bei Patienten, die unter Psoriasis
leiden, hyperkeratose rosa Schädigungen,
die von anhaftenden silberweißen
Schuppen bedeckt sind, finden. Die Schädigungen haben eine charakteristische
Form und sind gut abgegrenzt. Nicht selten sind diese Schädigungen an
den Ellenbogen, Knien, den Gesäßbereichen
und der Kopfhaut lokalisiert, und man glaubt allgemein, dass eine
Ursache für
die Psoriasis-Schädigungen
physischer Kontakt, Druck, z. B. Reiben, ist.
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Der Psoriasis zugrunde liegende Mechanismus
ist eine gesteigerte Proliferation von Zellen in der Epidermis,
in erster Linie von Keratinozyten. Daher wird die Epidermis dick
und hyperkeratotisch, insbesondere oberflächlich. Der genaue Mechanismus
hinter dem Stimulus der Zel- lenproliferation ist nicht bekannt,
aber es wird allgemein geglaubt, dass eine Verletzung der Haut zu
einer entzündlichen
Reaktion führt,
die eine Hyperproliferation von Keratinozyten in der Epidermis nach
sich zieht. Es gibt eine ausgeprägte
genetische Disposition zur Entwicklung von Psoriasis. Psoriasis
kann sich auch über
den gesamten Körper
ausbreiten, und Psoriasis kann Arthritis, typischerweise in den
Fingern, verursachen. Psoriasis kann schwanken, aber eine vollständige und
dauerhafte Besserung ist unüblich.
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Psoriasis wird üblicherweise mittels unterschiedlicher
Medikationen behandelt. In einfachen Fällen werden Keratolytika, Gleitmittel
und lokale Corticosteroide verwendet. Salicylsäure und Anthralin werden ebenfalls
verwendet. Eine andere Form von medizinischer Behandlung ist PUVA-Behandlung. PUVA-Behandlung
basiert auf der systemischen oder örtlichen Anwendung von Psoralenen,
z. B. Methoxy-psoralen, in Verbindung mit einer Bestrahlung der
Haut mit ultraviolettem Licht (UVA). Diese Behandlungsmethode ist
effizient, kann aber für
Hautkrebs prädisponieren.
Antimitotika wie Methotrexat wurden ebenfalls in schweren Fällen von Psoriasis
verwendet. Obwohl es gegenwärtig
viele Behandlungsmethoden für
Psoriasis gibt, gibt es einen eindeutigen Bedarf an effizienteren
Medikationen mit weniger Nebenwirkungen.
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DE
2460285 offenbart spezielle trans-delta-2-Prostaglandin-Derivate
des Typs A, E und F sowie Verfahren zu ihrer Synthese und ihrer
pharmazeutischen Verwendung. Diese trans-delta-2-Prostaglandin-Derivate
werden für
die Behandlung einer Vielfalt von Krankheiten, z. B. Autoimmunkrankheiten,
einschließlich
Psoriasis, vorgeschlagen.
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Wir haben nun unerwarteterweise gefunden,
dass bestimmte Prostaglandine zur Behandlung von Psoriasis nützlich sind.
Prostaglandine sind Fettsäuren,
die üblicherweise
von den Vorläufern
Eicosatriensäure,
Eicosatetraensäure
oder Eicosapentansäure
durch Stoffwechselschritte einschließlich Oxydierung abgeleitet
sind. Natürlich
vorkommende Prostaglandine haben typischerweise die allgemeine Struktur
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Die Prostaglandine tragen daher einen
Cyclopentan-Ring, an den zwei Kohlenstoffketten binden, wobei die
obere üblicherweise
die Alpha-Kette
genannt wird und die untere üblicherweise
die Omega-Kette ge- nannt wird.
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Die Prostaglandine werden in Abhängigkeit
von der Struktur des Cyclopentan-Rings in Untergruppen A, B, C,
D, E, F und J eingeteilt:
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Die Alpha-Kette ist eine aliphatische
Kette mit sieben Kohlenstoffen mit Carboxy-Abschluß, während die
Omega-Kette eine aliphatische Kette mit acht Kohlenstoffen mit Methyl-Abschluß ist. In
Abhängigkeit
von der Anzahl von Doppelbindungen in diesen Ketten werden tiefgestellte
Indi zes von 1 bis 3 vergeben. In Prostaglandinen mit Index 1, z.
B. PGA1 und PGJ1 befindet
sich die Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffen 13 und 14 in der
Omega-Kette, und sie besitzt bei natürlich vorkommenden Prostaglandinen
trans-Konfiguration. Bei Prostaglandinen mit Index 2, z. B. PGA2 und PGJ2 gibt es
eine zusätzliche
Doppelbindung in der cis-Konfiguration
zwischen den Kohlenstoffen 5 und 6 in der Alpha-Kette, und schließlich befindet
sich bei Prostaglandinen mit Index 3 eine dritte Doppelbindung zwischen
den Kohlenstoffen 17 und 18 in der Omega-Kette. Diese Doppelbindung besitzt bei
natürlich
vorkommenden Prostaglandinen ebenfalls cis-Konfiguration. Alle natürlich vorkommenden
Prostaglandine tragen eine Hydroxyl-Gruppe am Kohlenstoff 15, die
für die
biologische Aktivität
wesentlich ist.
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Eine therapeutische Verwendung von
Prostaglandinen zur Behandlung einer großen Anzahl verschiedener Krankheiten
einschließlich
Psoriasis wurde vorgeschlagen, insbesondere in Patentveröffentlichungen, aber
nach unserem besten Wissen wurde kein wirksames Prostaglandin-Derivat
zur Behandlung von Psoriasis präsentiert.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
zu verwendende Prostaglandine sind gekennzeichnet durch ein Alpha-,
Beta-ungesättigtes
Cyclopentenon und sind insbesondere vom J-Typ, worin der Cyclopenten-Ring
die Grundstruktur hat.
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Die Prostaglandine, die bei der Erläuterung
der vorliegenden Erfindung verwendet wurden, sind PGA2 und
PGJ2. PGA2 ist wahrscheinlich
kein beim Menschen natürlich
vorkommendes Prostaglandin, aber es wird aus PGE2 während Säureextraktion
gebildet. PGJ2 andererseits ist ein wohlbekanntes
Stoffwechselprodukt von PGD2, das ein natürlich vorkommendes
Prostaglandin ist. Die Molekülstrukturen
von PGA2 und PGJ2 sind in
der unten angegebenen Figur dargestellt.
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Erläuterung
der Erfindung
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Die Erfindung wird mit den folgenden
nicht beschränkenden
Beispielen erläutert.
Prostaglandin A2 ((5Z, 13E, 15S)-15-Hydroxy-9-oxoprosta-5,10,13-trien-1-säure) und
Prostaglandin J2 ((5Z, 13E, 15S)-15-Hydroxy-11-oxoprosta-5,9,13-trien-1-säure) wurden
von Cayman Chemical Company (Ann Arbor, Michigan, USA) erworben
und in Säure-Form
verwendet. Beide Verbindungen wurden in Ethanol gelöst und direkt
in dem Zellwachstumsmedium auf die Endkonzentration verdünnt.
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Normale menschliche, von Vorhaut
stammende Epidermis-Keratinocyten (NHEK) wurden als Sekundärkulturen
erworben (PromoCell, Heidelberg, Deutschland) und in einem optimierten
gebrauchsfertigen serumfreien Wachstumsmedium (KGM-Medium) (PromoCell)
bei 37°C
in 5% CO2, befeuchteter Luft kultiviert. Das
Wachstumsmedium ist eine Abwandlung der MCDB 153-Formulierung und
wird mit verschiedenen Konzentrationen an menschlichem epidermalen
Wachstumsfaktor, Insulin, Hydrocortison, Rinderhypophysen-Extrakt
und Gentamicin/Amphotericin B (Verhältnisse gesetzlich geschützte Information
vom PromoCell) ergänzt.
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Für
die Experimente wurden Zellen bei Passage 3 verwendet. Die Wirkungen
der Prostaglandine wurden nach fünf
Tagen kontinuierlicher Exposition mit einem fotometrischen Zellenproliferationsversuch
untersucht. Die Zellen wurden in Vielvertiefungs-Gewebekulturplatten,
die KGM-Medium und 4-fach vorhandene Testverbindungen von 50 Nanomolar
bis 50 Mikromolar enthielten, angesetzt. KGM-Medium alleine diente
als Kontrolle. Jeden zweiten Tag wurde das Kulturmedium durch frisches
Medium einschließlich
der passenden Konzentration an frischem Prostaglandin ausgetauscht,
um die Zellen mit ausreichend Nährstoffen
zu versorgen und um Probleme zu vermeiden, die sich aus dem Abbau
der Testverbindung in dem Kulturmedium ergeben könnten. Nach fünf Tagen
wurden die Zellen in Glutaraldehyd (1%) fixiert und mit Kristallviolett
(0,1%) gefärbt,
worauf der Farbstoff mit Natrium-lauryl-sulfat (2,5%) eluiert wurde. Die Extinktion
der gefärbten
Lösungen,
von der gezeigt wurde, dass sie in linearer Beziehung zur Zellenanzahl
steht, wurde fotometrisch überwacht.
Das Experiment wurde in seiner Gesamtheit einmal wiederholt.
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Die Ergebnisse der Tests sind in
den 1 und 2 dargestellt.
Es ist ersichtlich, dass sowohl PGA2 (Verbindung
x) als auch PGJ2 (Verbindung y) deutlich
das Zellwachstum hemmten und die Gesamtzahl an Zellen verringerten.
Die wachstumshemmenden Wirkungen der Testverbindungen wurden nach
48 Stunden, dem ersten Zeitpunkt der Betrachtung, mikroskopisch
beobachtet. Für
PGA2 (Verbindung x) wurde in den 5 mikromolare
Konzentrationen enthaltenden Vertiefungen eine verringerte Zelldichte,
aber eine normale Zellmorphologie, verglichen mit der Kontrolle,
gefunden. Bei 25 und 50 mikromolarer Konzentration hafteten die
meisten Zellen noch an dem Substrat, aber alle Zellen waren pyknotisch,
d. h. sehr klein und unregelmäßig. Für PGJ2 (Verbindung y) wurde in den Vertiefungen,
die 0,5 mikromolare Konzentrationen enthielten, eine Verringerung der
Anzahl anhaftender Zellen, aber eine normale Zellmorphologie gefunden.
Bei 5 mikromolarer und höherer Konzentration
erschienen alle Zellen pyknotisch.
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Nach fünf Tagen waren die wachstumshemmenden
Wirkungen beider Verbindungen sogar stärker ausgeprägt (siehe 1 und 2).
Sowohl PGA2 (Verbindung x) als auch PGJ2 (Verbindung y) unterdrückten deutlich das Wachstum
und verringerten die Gesamtzahl der Zellen in dosisabhängiger Weise.
Die höchsten getesteten
Konzentrationen verringerten die Zellzahlen um 90%. PGJ2 war
die wirksamste Verbindung und übte
bei etwa 0,2 mikromolarer Konzentration eine halbmaximale Wachstumshemmung
aus. Der entsprechende Wert für
PGA2 war etwa 1 μm. Die Kontrolle (Verbindung
z), die das Vehiculum der Prostaglandin- Lösungen war,
hatte keine Auswirkung auf das Zellwachstum. Daher hatten sowohl
PGA2 als auch PGJ2 eine
deutlich hemmende Wirkung auf die kultivierten menschlichen Keratinozyten.
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Es wird daher klar angezeigt, dass
Prostaglandine des Typs J zur Behandlung von Psoriasis verwendet
werden können.
Bei der Erläuterung
wurden nur zwei Prostaglandine, nämlich PGA2 und
PGJ2, verwendet, aber Analoge und Derivate
von Prostaglandinen des Typs J mit demselben grundlegenden Wirkungsmechanismus
können
ebenfalls verwendet werden.
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Analoge oder Derivate von PGJ sind
z. B. PGJ1, Δ12PGJ1 und Δ12PGJ2.
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Es gibt auch andere Arten von Derivaten
des Typs J, die aus der Literatur bekannt sind und die offensichtliche
Kandidaten dafür
sind, zur Behandlung gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet zu werden. Eine derartige Gruppe sind die eine
ringsubstituierte Omega-Kette enthaltenden Derivate, die in der
PCT-Anmeldung SE89/00475 offenbart sind. Auch an der Alpha-Kette
modifizierte Prostaglandine können
verwendet werden, beispielsweise Alkyl-Substituenten enthaltende
Derivate.
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PGJ oder ihre Analoge können durch
Veresterung verschiedener Teile des Moleküls, z. B. der Carbonsäure-Gruppe,
zu lipophileren Substanzen modifiziert werden. Zu solchen Estern,
die klinisch verwendet werden können,
weil sie besser in die Haut eindringen, gehören Alkylester mit 1 bis 10
Kohlenstoffatomen und insbesondere Ester mit kurzen Alkylen, z.
B. Methyl, Ethyl und Isopropyl, oder zyklische Ester wie Benzyl.
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Die Prostaglandin-Verbindungen und
ihre Ester oder Derivate sollten zur lokalen Anwendung auf der Haut
in einem geeigneten Vehiculum verwendet werden. Zu einem geeignetem
Vehiculum gehören
wässerige Vehicula
mit oder ohne Lösungsvermittler,
Stabilisatoren wie Cyclodextrine, Öle, Salben, Micellensysteme,
Nanopartikel und verschiedene Formulierungen mit langsamer Freisetzung.
Abhängig
davon, ob sie für
einmalige oder mehrfache Verwendung gedacht sind, können derartige
Vehicula Konservierungsmittel enthalten oder nicht. Verschiedene
Konservierungsmittel, die verwendet werden können, umfassen z. B. Benzalkoniumchlorid,
Chlorhexidin, Thiomersal, Parabenzoesäure und andere Verbindungen
mit zufriedenstellender antimikrobieller Wirkung.
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Dementsprechend wird gemäß einem
Aspekt der vorliegenden Erfindung eine Formulierung, die PGJ2 oder Derivate dieses Prostaglandins enthält, für verschiedene
Zeitspannen einmal oder mehrmals täglich örtlich auf. die befallene Haut
aufgebracht, um die psoriatischen Läsionen zu behandeln. Eine derartige
Behandlung kann nur wenige Wochen dauern oder für eine längere Zeit weitergehen, je
nach der klinischen Situation. Die empfohlene Dosis, die zu verwenden
ist, hängt
von dem bestimmten Prostaglandin und seinen physikalisch-chemischen
Eigenschaften ab, ist aber üblicherweise
in dem Bereich von 0,01 bis 100 μg
pro Anwendung. Auf einer Fläche
von 1 dm2 wird typischerweise eine Dosis
von 0,1 bis 10 μg
pro Anwendung verwendet. Die Medikation kann einmal oder mehrmals
täglich
beigebracht werden, abhängig
von der klinischen Situation und der Dosierungsform. Wenn sich die
psoriatische Läsion
rückgebildet
hat, kann die Behandlung zeitweilig aussetzend weitergehen oder
kann beendet werden.
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Die Erfindung betrifft auch die Verwendung
eines Prostaglandin-Derivats wie oben definiert zur Herstellung
einer Zusammensetzung zur Behandlung von Psoriasis.