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Technisches
Gebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein den Nachweis, die Behandlung
und die Vorbeugung einer Infektion mit Mycobacterium tuberculosis.
Insbesondere betrifft die Erfindung ein Mycobacterium-tuberculosis-Antigen
umfassende Polypeptide oder einen Teil oder eine andere Variante
davon sowie die Verwendung solcher Polypeptide für die Diagnose einer und Impfung
gegen eine Infektion mit Mycobacterium tuberculosis.
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Hintergrund
der Erfindung
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Bei
der Tuberkulose handelt es sich um eine chronische Infektionskrankheit,
die im allgemeinen durch eine Infektion mit Mycobacterium tuberculosis
verursacht wird. Es handelt es sich dabei um eine Hauptkrankheit
in Entwicklungsländern
ebenso wie ein zunehmendes Problem in den entwickelten Zonen der
Welt, wobei etwa 8 Millionen neue Fälle sowie 3 Millionen Todesfälle pro
Jahr auftreten. Zwar kann die Infektion über einen beträchtlichen
Zeitraum asymptomatisch bleiben, doch zeigt sich die Krankheit am
häufigsten
als eine akute Entzündung
der Lungen, was zu Fieber und einem nichtproduktiven Husten führt. Bleibt
dies unbehandelt führt dies
zu ernsten Komplikationen und typischerweise zum Tod.
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Obwohl
Tuberkulose sich im allgemeinen mit einer ausgedehnten Antiobiotikatherapie
unter Kontrolle bringen läßt, reicht
eine derartige Behandlung nicht aus, um die Verbreitung der Krankheit
zu verhindern. Infizierte Individuen können zwar asymptomatisch sein,
sind jedoch einige Zeit lang ansteckend. Darüber hinaus ist das Patientenverhalten
schwer zu überwachen,
obwohl ein Befolgen des Behandlungsplans kritisch ist. Einige Patienten
führen
die Behandlung nicht bis zum Ende durch, was zu einer ineffektiven
Behandlung und der Entwicklung einer Arzneistoffresistenz führen kann.
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Die
Hemmung der Ausbreitung der Tuberkulose erfordert eine wirksame
Impfung sowie eine genaue, frühe
Diagnose der Krankheit. Zur Zeit ist die Impfung mit lebenden Bakterien
die wirksamste Methode zur Induktion einer schützenden Immunität. Das für diesen
Zweck am häufigsten
eingesetzte Mycobakterium ist Bacillus Calmette-Guerin (BCG), ein avirulenter Stamm
von Mycobacterium bovis. Allerdings ist die Sicherheit und Wirksamkeit
von BCG eine Streitquelle, wobei einige Länder, wie beispielsweise die
Vereinigten Staaten, keine allgemeine Impfung der Bevölkerung
durchführen.
Die Diagnose wird häufig über einen
Hauttest erreicht, wobei ein interdermales Inkontaktbringen mit
Tuberkulin-PPD (protein-purified derivative [= proteingereinigtes
Derivat]) durchgeführt
wird. Antigenspezifische T-Zellantworten führen zu einer meßbaren Verhärtung an
der Injektionsstelle 48-72 Stunden nach der Injektion, was ein Inkontaktkommen
mit mycobakteriellen Antigenen anzeigt. Allerdings sind die Empfindlichkeit
und Spezifität
dieses Tests bislang problematisch, wobei mit BCG geimpfte Individuen
nicht von infizierten Individuen unterschieden werden können.
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Während gezeigt
werden konnte, daß Makrophagen
als die Haupteffektoren einer Immunität gegenüber M. tuberculosis wirken,
sind T-Zellen die hauptsächlichen
Induktoren einer solchen Immunität.
Die wesentliche Rolle von T-Zellen beim Schutz gegen eine Infektion
mit M. tuberculosis wird durch das häufige Auftreten von M. tuberculosis
in AIDS-Patienten aufgrund der mit der Infektion mit HIV (human
immunodeficiency virus) assoziierten Verarmung an CD4-T-Zellen veranschaulicht.
Es konnte gezeigt werden, daß Mycobacterium-reaktive
CD4-T-Zellen potente Produzenten von gamma-Interferon (IFN-γ) sind, von
dem wiederum gezeigt werden konnte, daß es die anti-mycobakteriellen
Effekte von Makrophagen in Mäusen auslöst. Während die
Rolle von IFN-γ im
Menschen weniger klar ist, haben Untersuchungen gezeigt, daß 1,25-Dihydroxy-Vitamin
D3 entweder allein oder zusammen mit IFN-γ oder Tumornekrosefaktor-alpha
menschliche Makrophagen zur Hemmung einer Infektion M. tuberculosis
aktiviert. Weiterhin ist bekannt, daß IFN-γ menschliche Makrophagen zur Herstellung
von 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 anreizt. In ähnlicher Weise konnte gezeigt
werden, daß IL-12
ein Rolle bei der Stimulierung der Resistenz gegenüber einer
Infektion mit M. tuberculosis spielt. Hinsichtlich einer Übersicht
einer Immunologie einer Infektion mit M. tuberculosis siehe Chan
und Kaufmann in Tuberculosis: Pathogenesis, Protection and Control,
Bloom (Hrsg.), ASM Press, Washington, DC, 1994).
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In
einem Artikel von Mahairas et al. Journal of Bacteriology 178(5):
1274-1282, März
1996, werden die genetischen Unterschiede zwischen Mycobacterium
bovis BCG und virulentem M. bovis erörtert.
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Dementsprechend
besteht ein Bedarf im Fachgebiet an verbesserten Impfstoffen und
Verfahren zur Vorbeugung, Behandlung und zum Nachweis von Tuberkulose.
Die vorliegende Erfindung erfüllt
diese Bedürfnisse
und stellt ferner andere, damit verbundene Vorteile bereit.
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In
einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein isoliertes
Mycobacterium-Polypeptid, umfassend eine wie in SEQ ID No: 88 angegebene
Aminosäuresequenz
oder eine einen immunogenen Teil der SEQ ID No: 88 umfassende Aminosäuresequenz,
bereitgestellt.
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Ebenso
wird ein das Polypeptid der vorliegenden Erfindung enthaltendes
Fusionsprotein bereitgestellt. In einem weiteren Aspekt wird eine
Zusammensetzung, umfassend das Polypeptid der vorliegenden Erfindung oder
das Fusionsprotein der vorliegenden Erfindung sowie einen physiologisch
unbedenklichen Träger,
bereitgestellt.
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In
einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird das Polypeptid
der vorliegenden Erfindung zur Verwendung in einem Verfahren zum
Nachweis von Tuberkulose in einem Individuum bereitgestellt. Weiterhin
wird eine Zusammensetzung, umfassend das Polypeptid der vorliegenden
Erfindung sowie einen physiologisch unbedenklichen Träger, zur
Verwendung beim Hervorrufen einer Immunantwort bereitgestellt.
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In
einem weiteren Aspekt wird ein diagnostischer Kit, umfassend das
Polypeptid der vorliegenden Erfindung und eine dem Inkontaktbringen
des Polypeptids mit den Dermiszellen eines Patienten genügende Vorrichtung,
bereitgestellt.
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In
einem weiteren Aspekt wird ein Impfstoff, umfassend das Polypeptid
der vorliegenden Erfindung oder das Fusionsprotein der vorliegenden
Erfindung sowie einen physiologisch unbedenklichen Träger, bereitgestellt.
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In
einem weiteren Aspekt wird eine Nukleinsäure, codierend für das Polypeptid
der vorliegenden Erfindung, bereitgestellt. In einer bevorzugten
Ausführungsform
umfaßt
die Nukleinsäure
die Nukleotidsequenz der SEQ ID No: 46.
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Ebenso
wird ein Expressionsvektor, umfassend die Nukleinsäure der
vorliegenden Erfindung, sowie eine Wirtszelle, umfassend den Expressionsvektor
der vorliegenden Erfindung, bereitgestellt.
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Kurz
gesagt werden durch die vorliegende Erfindung Verbindungen sowie
deren Verwendung zur Vorbeugung und Diagnose von Tuberkulose bereitgestellt.
Dabei werden Polypeptide bereitgestellt, die einen immunogenen Anteil
eines löslichen
M. tuberculosis-Antigens oder einer Variante eines solchen Antigens,
die sich lediglich in konservativen Substitutionen und/oder Modifikationen
davon unterscheidet, umfassen.
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In
einem verwandten Aspekt umfassen die Polypeptide einen immunogenen
Anteil eines M. tuberculosis-Antigens oder einer Variante eines
solchen Antigens, die sich lediglich in konservativen Substitutionen und/oder
Modifikationen davon unterscheidet, wobei das Antigen eine von einer
DNA-Sequenz, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus der in SEQ ID No: 46 genannten Sequenz
sowie DNA-Sequenzen, die an eine zu der in SEQ ID No: 46 genannten
Sequenz komplementären
Sequenz unter mäßig stringenten
Bedingungen hybridisieren, codierte Aminosäuresequenz umfaßt.
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In
verwandten Aspekten werden ebenso für die obigen Polypeptide codierende
DNA-Sequenzen, diese DNA-Sequenzen umfassende Expressionsvektoren
sowie mit solchen Expressionsvektoren transformierte oder transfizierte
Wirtszellen bereitgestellt.
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In
einem weiteren Aspekt werden in der vorliegenden Erfindung Fusionsproteine,
umfassend ein erstes und ein zweites erfindungsgemäßes Polypeptid
oder alternativ ein erfindungsgemäßes Polypeptid sowie ein bekanntes
M. tuberculosis-Antigen, bereitgestellt.
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In
weiteren Aspekten werden durch die vorliegende Erfindung pharmazeutische
Zusammensetzungen bereitgestellt, die ein oder mehrere der obigen
Polypeptide oder ein für
derartige Polypeptide codierendes DNA-Molekül sowie einen physiologisch
unbedenklichen Träger
umfassen. Durch die Erfindung werden ebenso Impfstoffe, umfassend
ein oder mehrere der wie oben beschriebenen Polypeptide sowie einen
nichtspezifischen Immunantwort-Enhancer,
zusammen mit Impfstoffen, umfassend eine oder mehrere für derartige
Polypeptide codierende DNA-Sequenzen
sowie einen nichtspezifischen Immunantwort-Enhancer, bereitgestellt.
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In
noch einem weiteren Aspekt werden Verfahren zur In duktion einer
schützenden
Immunität
in einem Patienten offenbart, bei dem man einem Patienten eine wirksame
Menge eines oder mehrerer der obigen Polypeptide verabreicht.
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In
weiteren Aspekten der vorliegenden Erfindung werden diagnostische
Kits zum Nachweis von Tuberkulose in einem Patienten bereitgestellt.
Die offenbarten Verfahren umfassen das Inkontaktbringen von Dermiszellen
eines Patienten mit einem oder mehreren der obigen Polypeptide sowie
das Nachweisen einer Immunantwort auf der Haut des Patienten. Die
diagnostischen Kits umfassen eines oder mehrere der obigen Polypeptide
in Kombination mit einer dem Inkontaktbringen des Polypeptids mit
den Dermiszellen eines Patienten genügenden Vorrichtung.
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Diese
und weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung werden unter Bezugnahme
auf die folgende ausführliche
Beschreibung sowie die beigefügten
Zeichnungen ersichtlich.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen und Sequenzkennzeichnungen
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In 1A und B ist die Stimulierung der Proliferation
und Interferon-γ-Produktion
in T-Zellen, die aus einem ersten bzw. einem zweiten M. tuberculosis-Immunspender
gewonnen wurden, durch die in Beispiel 1 beschriebenen Antigene
mit einer Größe von 14
Kd, 20 Kd und 26 Kd dargestellt.
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In 2 ist
die Stimulierung der Proliferation und Interferon-γ-Produktion
in T-Zellen, die von einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum
gewonnen wurden, durch die beiden repräsentativen Polypeptide TbRa3
und TbRa9 dargestellt.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Wie
oben angemerkt, richtet sich die vorliegende Erfindung allgemein
auf Zusammensetzungen und Verwendungen davon zur Vorbeugung, Behandlung
und Diagnose von Tuberkulose. Zu den Zusammensetzungen der vorliegenden
Erfindung gehören
Polypeptide, die wenigstens einen immunogenen Anteil eines M. tuberculosis-Antigens
oder einer Variante eines solchen Antigens, die sich lediglich in
konservativen Substitutionen und/oder Modifikationen davon unterscheidet,
umfassen. Zu den Polypeptiden im Rahmen der vorliegenden Erfindung
gehören,
ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein, immunogene lösliche
M. tuberculosis-Antigene. Ein „lösliches
M. tuberculosis-Antigen" ist
ein aus M. tuberculosis stammendes Protein, das in einem M. tuberculosis-Kulturfiltrat
vorhanden ist. Der Begriff „Polypeptid", wie er hier verwendet
wird, umfaßt
Aminosäureketten
einer beliebigen Länge,
einschließlich
Vollängenproteine
(d.h. Antigene), wobei die Aminosäurereste durch kovalente Peptidbindungen
verknüpft
sind. Somit kann ein einen immunogenen Anteil eines der obigen Antigene
umfassendes Polypeptid vollständig
aus dem immunogenen Anteil bestehen oder zusätzliche Sequenzen enthalten.
Die zusätzlichen
Sequenzen können
von dem nativen M. tuberculosis-Antigen abgeleitet sein oder können heterolog
sein, wobei solche Sequenzen immunogen sein können (aber nicht immunogen zu
sein brauchen).
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„Immunogen", wie hier verwendet,
bezieht sich auf die Fähigkeit,
eine Immunantwort (z.B. zellulär)
in einem Patienten, wie z.B. einem Menschen, und/oder in einer biologischen
Probe auszulösen.
Insbesondere sind Antigene, die immunogen sind (sowie immunogene
Anteile oder andere Varianten solcher Antigene), in der Lage, die
Zellproliferation, Interleukin-12-Produktion und/oder Interferon-γ-Produktion
in biologischen Proben, die eine oder mehrere Zellen, ausgewählt aus
der Gruppe T-Zellen,
NK-Zellen, B-Zellen und Makrophagen, umfassen, wobei die Zellen
aus einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum gewonnen werden,
zu stimulieren. Dabei können
Polypeptide, die wenigstens einen immunogenen Anteil eines oder
mehrerer M. tuberculosis-Antigene umfassen, allgemein zum Nachweis
von Tuberkulose oder zur Induktion einer schützenden Immunität gegen
Tuberkulose in einem Patienten verwendet werden.
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Die
Zusammensetzungen und Verfahren der vorliegenden Erfindung umfassen
ebenso Varianten der obigen Polypeptide. Eine „Variante", wie sie hier verwendet wird, ist ein
Polypeptid, das sich von dem nativen Antigen nur in konservativen
Substitutionen und/oder Modifikationen unterscheidet, so daß die Fähigkeit
des Polypeptids zur Induktion einer Immunantwort erhalten bleibt.
Solche Varianten können
allgemein durch die Modifikation einer der obigen Polypeptidsequenzen
sowie die Beurteilung der immunogenen Eigenschaften des modifizierten
Polypeptids, beispielsweise unter Verwendung der hier beschriebenen
repräsentativen
Verfahrensweisen, identifiziert werden.
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Bei
einer „konservativen
Substitution" handelt
es sich um eine Substitution, bei der eine Aminosäure gegen
eine andere Aminosäure
mit ähnlichen
Eigenschaften ausgetauscht wird, so daß ein Fachmann auf dem Gebiet
der Peptidchemie erwarten würde,
daß die
Sekundärstruktur
sowie die hydropathische Beschaffenheit des Polypeptids weitgehend
unverändert
ist. Im allgemeinen repräsentieren
die folgenden Gruppen von Aminosäuren
konservative Änderungen
(1) ala, pro, gly, glu, asp, gln, asn, ser, thr; (2) cys, ser, tyr,
thr; (3) val, ile, leu, met, ala, phe; (4) lys, arg, his; und (5)
phe, tyr, trp, his.
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Varianten
können
auch (oder alternativ) durch beispielsweise die Deletion oder Addition
von Aminosäuren,
die einen minimalen Einfluß auf
die immunogenen Eigenschaften, Sekundärstruktur und hydropathische
Beschaffenheit des Polypeptids haben, modifiziert werden. So kann
beispielsweise ein Polypeptid an eine Signal- (oder Leit-)Sequenz
am N-terminalen Ende des Proteins konjugiert werden, durch die der
Transfer des Proteins cotranslational oder posttranslational gesteuert
wird. Das Polypeptid kann auch an einen Linker oder eine andere
Sequenz zur leichten Synthese, Reinigung oder Identifizierung des
Polypeptids (z.B. Poly-His) oder zur Verstärkung der Bindung des Polypeptids
an einen festen Träger
konjugiert werden. Beispielsweise kann ein Polypeptid an einen Immunglobulin-Fc-Bereich
konjugiert werden.
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In
einem verwandten Aspekt werden Kombinationspolypeptide offenbart.
Bei einem „Kombinationspolypeptid" handelt es sich
um ein Polypeptid, das wenigstens einen der obigen immunogenen Anteile
und eine oder mehrere zusätzliche
immunogene M. tuberculosis-Sequenzen umfaßt, die über eine Peptidverknüpfung zu
einer einzelnen Aminosäurekette
verbunden sind. Dabei können
die Sequenzen direkt (d.h. ohne dazwischenliegende Aminosäuren) oder über eine
Linker-Sequenz (z.B. Gly-Cys- Gly),
durch die die immunogenen Eigenschaften der zusammengesetzten Polypeptide
nicht signifikant vermindert werden, verbunden werden.
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Im
allgemeinen können
M. tuberculosis-Antigene und für
solche Antigene codierende DNA-Sequenzen unter Verwendung einer
beliebigen aus einer Vielfalt von Verfahrensweisen hergestellt werden.
So können beispielsweise
lösliche
Antigene aus M. tuberculosis-Kulturfiltrat mit dem Durchschnittsfachmann
bekannten Verfahrensweisen, einschließlich Anionenaustausch- und
Reverse-Phase-Chromatographie,
isoliert werden. Gereinigte Antigene werden dann auf ihre Fähigkeit,
eine entsprechende Immunantwort (z.B. zellulär) hervorzurufen, beurteilt,
wobei beispielsweise die hier beschriebenen repräsentativen Verfahren verwendet
werden. Anschließend
können
immunogene Antigene partiell sequenziert werden, wobei Techniken,
wie z.B. die traditionelle Edman-Chemie verwendet werden. Siehe
Edman und Berg, Eur. J. Biochem. 80: 116-132, 1967.
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Immunogene
Antigene können
auch rekombinant unter Verwendung einer DNA-Sequenz, die für das Antigen
codiert und die in einen Expressionsvektor inseriert und in einen
geeigneten Wirt exprimiert wurde, produziert werden. DNA-Moleküle, die
für lösliche Antigene
codieren, können
durch Screening einer entsprechenden M. tuberculosis-Expressionsbibliothek
mit Antiseren (z.B. Kaninchen), die spezifisch gegen lösliche M,
tuberculosis-Antigene
produziert wurden, isoliert werden. DNA-Sequenzen, die für Antigene codieren, die gegebenenfalls
löslich
sein können,
können
durch Screening einer entsprechenden genomischen M. tuberculosis-Expressionsbibliothek
oder M. tuberculosis cDNA-Expressionsbibliothek
mit von mit M. tuberculosis infizierten Patienten gewonnenen Seren
identifiziert werden. Derartige Screening-Verfahren können allgemein unter
Verwendung von dem Durchschnittsfachmann allgemein bekannten Techniken
durchgeführt
werden, wie beispiels weise denen, die in Sambrook et al., Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratories, Cold
Spring Harbor, NY, 1989, beschrieben sind.
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DNA-Sequenzen,
die für
lösliche
Antigene codieren, können
auch durch Screening einer entsprechenden M. tuberculosis-cDNA-
oder genomischen DNA-Bibliothek auf DNA-Sequenzen, die an degenerierte Oligonukleotide,
die sich aus Teilaminosäuresequenzen
isolierter löslicher
Antigene ableiten, hybridisieren, erhalten werden. Dabei können zur
Verwendung in einem solchen Screening geeignete degenerierte Oligonukleotidsequenzen
konstruiert und synthetisiert werden und das Screening kann durchgeführt werden,
wie (beispielsweise) bei Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor Laboratories, Cold Spring Harbor, NY,
1989 (sowie den darin zitierten Literaturstellen) beschrieben, durchgeführt werden. Ebenso
kann man die Polymerasekettenreaktion (PCR) unter Verwendung der
obigen Oligonukleotide in im Fachgebiet allgemein bekannten Verfahren
zur Isolierung einer Nukleinsäuresonde
aus einer cDNA- oder genomischen Bibliothek einsetzen. Das Bibliotheksscreening
kann dann unter Verwendung der isolierten Sonde durchgeführt werden.
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Alternativ
können
aus M. tuberculosis gewonnene genomische oder cDNA-Bibliotheken
direkt einem Screening unter Verwendung peripherer mononukleärer Blutzellen
(PBMCs [= peripheral blood mononuclear cells]) oder von aus einem
oder mehreren gegen M. tuberculosis immunen Individuen stammenden
T-Zellinien oder -klonen unterzogen werden. Dabei können im
allgemeinen PBMCs und/oder T-Zellen zur Verwendung in derartigen
Screening-Verfahren
wie unten beschrieben hergestellt werden. Direkte Bibliotheksscreening-Verfahren
können
allgemein durchgeführt
werden, indem man vereinte Mengen an exprimierten rekombinanten Proteinen
auf die Fähigkeit
zur Induktion der Proliferation und/oder Interferon-γ-Produktion in aus
einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum stammenden T-Zellen
testet. Als Alternative können
potentielle T-Zellen-Antigene zunächst auf Antikörperreaktivität bezogen
ausgewählt
werden, wie oben beschrieben.
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Unabhängig vom
Herstellungsverfahren weisen die hier beschriebenen (gegebenenfalls
lösbaren)
Antigene (und immunogene Anteile davon) die Fähigkeit zur Induktion einer
immunogenen Antwort auf. Insbesondere weisen die Antigene die Fähigkeit
auf, die Proliferation und/oder Zytokinproduktion (d.h. Interferon-γ- und/oder
Interleukin-12-Produktion) in T-Zellen, NK-Zellen, B-Zellen und/oder
Makrophagen, die jeweils aus einem gegen M. tuberculosis immunen
Individuum stammen, zu induzieren. Die Selektion des Zelltyps zur
Verwendung bei der Beurteilung einer immunogenen Antwort auf ein
Antigen hängt
natürlich
von der gewünschten Antwort
ab. So wird beispielsweise die Interleukin-12-Produktion am einfachsten
unter Verwendung von B-Zellen und/oder Makrophagen enthaltenden
Präparationen
beurteilt. Bei einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum handelt
es sich um ein Individuum, von dem angenommen wird, daß es gegen
die Entwicklung von Tuberkulose aufgrund der Entwicklung einer wirksamen
T-Zellen-Antwort auf M. tuberculosis resistent (d.h. weitgehend
frei von Krankheitssymptomen) ist. Solche Individuen können anhand
einer stark positiven (d.h. Verhärtung
mit einem Durchmesser von mehr als etwa 10 mm) intradermalen Hauttestreaktion
gegen Tuberkuloseproteine (PPD) sowie eines Fehlens jeglicher Anzeichen
oder Symptome einer Tuberkuloseerkrankung identifiziert werden.
Aus gegen M. tuberculosis immunen Individuen stammende T-Zellen,
NK-Zellen, B-Zellen und Makrophagen können mit dem Durchschnittsfachmann
bekannten Verfahren präpariert
werden. So kann beispielsweise eine Präparation von PBMCs (d.h. peripheren
mononukleären
Blutzellen) ohne weitere Trennung von Komponentenzellen eingesetzt
werden. PBMCs können
allgemein beispielsweise unter Verwendung von Dichtezentrifugation
durch FicollTM (Winthrop Laboratories, NY)
hergestellt werden. Ebenso können
T-Zellen zur Verwendung in den hier beschriebenen Tests direkt von
PBMCs gereinigt werden. Als Alternative kann eine angereicherte,
gegen mycobakterielle Proteine reaktive T-Zellinie oder können gegen individuelle mycobakterielle
Proteine reaktive T-Zellen-Klone eingesetzt werden. Solche T-Zellen-Klone
können
beispielsweise erzeugt werden, indem man PBMCs aus gegen M. tuberculosis
immunen Individuen mit mycobakteriellen Proteinen über einen
Zeitraum von 2-4 Wochen kultiviert. Dies gestattet lediglich die
Expansion von für
das mycobakterielle Protein spezifischen T-Zellen, was zu einer
einzig aus solchen Zellen zusammengesetzten Zellinie führt. Diese
Zellen können
dann kloniert und mit individuellen Proteinen unter Verwendung von
dem Durchschnittsfachmann bekannten Verfahren getestet werden, um
die individuelle T-Zellen-Spezifität genauer zu definieren. Im
allgemeinen werden dabei Antigene, die in Tests zur Proliferation
und/oder Zytokinproduktion (d.h. Interferon-γ- und/oder Interleukin-12-Produktion),
die unter Verwendung von aus einem gegen M. tuberculosis immunen
Individuum gewonnenen T-Zellen, NK-Zellen, B-Zellen und/oder Makrophagen
durchgeführt
wird, positiv testen als immunogen betrachtet. Solche Assays können beispielsweise
unter Verwendung der unten beschriebenen repräsentativen Verfahrensweisen
durchgeführt
werden. Immunogene Anteile solcher Antigene können mit ähnlichen Tests identifiziert
werden und in den hier beschriebenen Polypeptiden vorhanden sein.
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Die
Fähigkeit
eine Polypeptids (z.B. eines immunogenen Antigens oder eines Anteils
oder einer anderen Variante davon) zur Induktion der Zellproliferation
wird beurteilt, indem man die Zellen (z.B. T-Zellen und/oder NK-Zellen) mit dem Polypeptid
in Kontakt bringt und die Proliferation der Zellen mißt. Dabei
liegt die Menge an Polypeptid, die zur Beurteilung von ungefähr 105 Zellen genügt, im Bereich von etwa 10
ng/ml bis etwa 100 μg/ml
und vorzugsweise bei etwa 10 μg/ml.
Die Inkubation von Polypeptid mit Zellen wird typischerweise etwa
6 Tage bei 37°C
durchgeführt.
Nach der Inkubation mit Polypeptid werden die Zellen auf eine proliferative
Antwort getestet, die mit dem Durchschnittsfachmann bekannten Verfahren,
wie beispielsweise das Aussetzen von Zellen gegebenenfalls einem
Puls von radioaktiv markiertem Thymidin und Messen des Einbaus der
Markierung in zelluläre
DNA, beurteilt werden kann. Im allgemeinen wird ein Polypeptid,
das zu einem wenigstens dreifachen Anstieg der Proliferation über Hintergrund
(d.h. der bei ohne Polypeptid kultivierten Zellen beobachteten Proliferation)
führt,
als zur Induktion der Proliferation fähig angesehen.
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Die
Fähigkeit
eines Polypeptids zur Stimulierung der Produktion von Interferon-γ und/oder
Interleukin-12 in Zellen kann beurteilt werden, indem man die Zellen
mit dem Polypeptid in Kontakt bringt und das Niveau des von den
Zellen produzierten Interferon-γ oder
Interleukin-12 mißt. Im allgemeinen
liegt dabei die Menge an Polypeptid, die zur Beurteilung von etwa
105 Zellen ausreicht, im Bereich von etwa
10 ng/ml bis etwa 100 μg/ml
und vorzugsweise bei etwa 10 μg/ml.
Das Polypeptid kann, braucht aber nicht, auf einem festen Träger, wie
z.B. einem Kügelchen
oder einem bioabbaubaren Mikrokügelchen,
wie beispielsweise denen in den US-Patenten Nr. 4,897,268 und 5,075,109
beschriebenen, immobilisiert werden. Die Inkubation von Polypeptid mit
den Zellen wird typischerweise etwa 6 Tage bei 37°C durchgeführt. Nach
der Inkubation mit Polypeptid werden die Zellen auf Interferon-γ und/oder
Interleukin-12 (oder eine oder mehrere Untereinheiten davon) getestet,
die mit dem Durchschnittsfachmann bekannten Verfahren, wie z.B.
einem ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay) oder im Fall der
IL-12-P70-Untereinheit einem Biotest, wie beispielsweise einem Test
zur Messung der Proliferation von T-Zellen, beurteilt werden können. Dabei
wird im allgemeinen ein Polypeptid, das zur Produktion von wenigstens
50 pg Interferon-γ pro
ml kultiviertem Überstand
(mit 104-105 T-Zellen
pro ml) als zur Stimulierung der Produktion von Interferon-γ fähig angesehen.
Ein Polypeptid, das die Produktion von wenigstens 10 pg/ml IL-12-P70-Untereinheit
und/oder wenigstens 100 pg/ml Il-12-P40-Untereinheit, pro 105 Makrophagen oder B-Zellen (oder pro 3 × 105 PBMC) stimuliert, wird als zur Stimulierung
der Produktion von IL-12 fähig
angesehen.
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Im
allgemeinen handelt es sich bei immunogenen Antigenen um solche
Antigene, die die Proliferation und/oder Zytokinproduktion (d.h.
Interferon-γ-
und/oder Interleukin-12-Produktion) in T-Zellen, NK-Zellen, B-Zellen
und/oder Makrophagen, die aus wenigstens etwa 25% gegen M. tuberculosis
immunen Individuen stammen, stimulieren. Unter diesen immunogenen
Antigenen können
Polypeptide mit besseren therapeutischen Eigenschaften anhand der
Größe der Antworten
in den obigen Tests sowie anhand des Prozentanteils der Individuen,
bei denen eine Antwort beobachtet wird, unterschieden werden. Darüber hinaus
stimulieren Antigene mit besseren therapeutischen Eigenschaften
nicht die Proliferation und/oder Zytokinproduktion in Zellen, die
aus mehr als etwa 25% von Individuen, die nicht gegen M. tuberculosis
immun sind, stammen, in vitro, wodurch Antworten, die nicht spezifisch
auf auf M. tuberculosis reagierende Zellen zurückzuführen sind, eliminiert werden.
Diejenigen Antigene, die eine Antwort in einem hohen Prozentsatz
von T-Zellen-, NK-Zellen-, B-Zellen- und/oder Makrophagenpräparationen
aus gegen M. tuberculosis immunen Individuen (bei einem geringen
Auftreten von Antworten in Zellpräparationen von anderen Individuen)
induzieren, weisen bessere therapeutische Eigenschaften auf.
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Antigene
mit besseren therapeutischen Eigenschaften können auch anhand ihrer Fähigkeit,
die Schwere einer Infektion mit M. tuberculosis in Versuchstieren
zu vermindern, wenn sie als Impfstoff verabreicht werden, identifiziert
werden. Geeignete Impfstoffpräparationen zur
Verwendung an Versuchstieren sind ausführlich unten beschrieben. Die
Wirksamkeit kann anhand der Fähigkeit
des Antigens, wenigstens eine 50%ige Reduktion der Bakterienanzahlen
und/oder wenigstens eine etwa 40%ige Abnahme der Mortalität nach einer experimentellen
Infektion zu liefern, bestimmt werden. Zu geeigneten Versuchstieren
gehören
Mäuse,
Meerschweinchen und Primaten.
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Antigene
mit besseren diagnostischen Eigenschaften können allgemein anhand der Fähigkeit
identifiziert werden, eine Antwort in einem an einem Individuum
mit aktiver Tuberkulose durchgeführten
intradermalen Hauttest jedoch nicht in einem an einem Individuum,
das nicht mit M. tuberculosis infiziert ist, durchgeführten Test
hervorzurufen. Hauttests können
allgemein wie unten beschrieben durchgeführt werden, wobei eine Antwort
von wenigstens 5 mm Verhärtung
als positiv angesehen wird.
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Immunogene
Anteile der hier beschriebenen Antigene können mit allgemein bekannten
Techniken, wie beispielsweise denjenigen, die bei Paul, Fundamental
Immunology, 3. Ausg., Raven Press, 1993, S. 243-247 und den darin
angegebenen Literaturstellen zusammengefaßt sind, hergestellt und identifiziert
werden. Zu derartigen Techniken gehören das Screening von Polypeptidanteilen
des nativen Antigens auf immunogene Eigenschaften. Die hier beschriebenen
repräsentativen
Proliferation- und Zytokinproduktionstests können dabei allgemein bei diesem
Screening-Verfahren eingesetzt werden. Bei einem immunogenen Anteil eines
Polypeptids handelt es sich um einen Anteil, der in solchen repräsentativen
Tests eine Immunantwort (z.B. Proliferation, Interferon-γ-Produktion und/oder
Interleukin-12-Produktion) erzeugt, die weitgehend ähnlich zu
der durch das Vollängen-Antigen erzeugten
Immunantwort ist. Mit anderen Worten: ein immunogener Anteil eines
Antigens kann wenigstens etwa 20% und vorzugsweise etwa 100% der
durch das Vollängen-Antigen
in dem hier beschriebenen Prolifera tionstestmodell induzierten Proliferation
erzeugen. Ebenso kann ein immunogener Anteil auch oder alternativ
die Produktion von wenigstens etwa 20%, und vorzugsweise etwa 100,
des durch das Vollängen-Antigen
in dem hier beschriebenen Testmodell induzierten Interferon-γ und/oder Interleukin-12
stimulieren.
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Anteile
und andere Varianten von M. tuberculosis-Antigenen können mit synthetischen oder
rekombinanten Mitteln erzeugt werden. Synthetische Polypeptide mit
weniger als etwa 100 Aminosäuren
und im allgemeinen weniger als etwa 50 Aminosäuren können mit dem Durchschnittsfachmann
allgemein bekannten Techniken erzeugt werden. So können beispielsweise
derartige Polypeptide unter Verwendung einer der im Handel erhältlichen
Festphasentechniken, wie beispielsweise dem Festphasensyntheseverfahren
nach Merrifield, bei dem Aminosäuren
sequentiell an eine wachsende Aminosäurekette addiert werden, synthetisiert
werden. Siehe Merrifield, J. Am. Chem. Soc. 85: 2149-2146, 1963.
Geräte
zur automatischen Synthese von Polypeptiden sind im Handel von Lieferfirmen,
wie beispielsweise Applied Biosystems, Inc., Foster City, CA erhältlich und können gemäß den Anweisungen
des Herstellers betrieben werden. Varianten eines nativen Antigens
können im
allgemeinen unter Verwendung von Standardmutagenesetechniken, wie
beispielsweise oligonukleotidgerichteter stellenspezifischer Mutagenese,
hergestellt werden. Abschnitte der DNA-Sequenz können auch mit Standardtechniken
entfernt werden, um die Herstellung verkürzter Polypeptide zu gestatten.
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Rekombinante
Polypeptide, die Anteile und/oder Varianten eines nativen Antigens
enthalten, können leicht
aus einer DNA-Sequenz, die für
das Polypeptid codiert, unter Verwendung einer Vielzahl von dem
Durchschnittsfachmann allgemein bekannten Techniken produziert werden.
So können
beispielsweise Überstände von
geeigneten Wirt/Vektor-Systemen, die rekombinantes Protein in Kul turmedien
sezernieren, zunächst
unter Verwendung eines im Handel erhältlichen Filters aufkonzentriert
werden. Nach der Aufkonzentrierung kann das Konzentrat auf eine
geeignete Aufreinigungsmatrix, wie beispielsweise eine Affinitätsmatrix
oder ein Ionenaustauschharz, aufgetragen werden. Schließlich können ein
oder mehrere Reverse-Phase-HPLC-Schritte zur weiteren Aufreinigung
eines rekombinanten Proteins eingesetzt werden.
-
Zur
Expression rekombinanter Polypeptide der vorliegenden Erfindung
kann ein beliebiger Expressionsvektor aus einer Vielzahl von Expressionsvektoren,
die dem Durchschnittsfachmann bekannt sind, eingesetzt werden. Die
Expression läßt sich
in einer beliebigen entsprechenden Wirtszelle, die mit einem ein
für ein rekombinantes
Polypeptid codierendes DNA-Molekül
enthaltenden Expressionsvektor transformiert oder transfiziert wurde,
erzielen. Zu geeigneten Wirtszellen gehören Prokaryonten, Hefe und
höhere
eukaryontische Zellen. Vorzugsweise handelt es sich bei den eingesetzten
Wirtszellen um E. coli, Hefe oder eine SäugerZellinie, wie z.B. COS
oder CHO. Die auf diese Weise exprimierten DNA-Sequenzen können für natürlich vorkommende
Antigene, Anteile natürlich
vorkommender Antigene oder andere Varianten davon codieren.
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Im
allgemeinen werden unabhängig
von dem Herstellungsverfahren die hier offenbarten Polypeptide in
weitgehend reiner Form hergestellt. Dabei sind die Polypeptide wenigstens
etwa 80% rein, stärker
bevorzugt wenigstens etwa 90% rein und am stärksten bevorzugt wenigstens
etwa 99% rein. In bestimmten bevorzugten Ausführungsformen, die unten ausführlich beschrieben
sind, sind die weitgehend reinen Polypeptide in pharmazeutischen
Zusammensetzungen oder Impfstoffen zur Verwendung in einem oder
mehreren der hier offenbarten Verfahren enthalten.
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In
weiteren spezifischen Ausführungsformen
offenbart die vorliegende Erfindung Polypeptide, die wenigstens
einen immunogenen Anteil eines M. tuberculosis-Antigens (oder einer
Variante eines solchen Antigens), der gegebenenfalls löslich sein
kann und der eine oder mehrere der von (a) der DNA-Sequenz der SEQ ID
No: 46, (b) weitgehend zu einer Sequenz in (a) homologen DNA-Sequenzen codierten
Aminosäuresequenzen
umfaßt.
-
In
den oben erörterten
spezifischen Ausführungsformen
gehören
zu den M. tuberculosis-Antigenen Varianten, die von DNA-Sequenzen
codiert werden, die weitgehend homolog zu einer oder mehreren der
hier spezifisch zitierten DNA-Sequenzen sind. „Weitgehende Homologie", wie hier verwendet,
bezieht sich auf DNA-Sequenzen, die zur Hybridisierung unter mäßig stringenten
Bedingungen fähig
sind. Geeignete mäßig stringente
Bedingungen umfassen das Vorwaschen in einer Lösung aus 5 × SSC, 0,5% SDS, 1,0 mM EDTA (pH
8,0); Hybridisieren bei 50°C-65°C, 5 × SSC über Nacht
oder, im Fall einer Kreuzspezies-Homologie bei 45°C, 0,5 × SSC und
anschließendes
zweimaliges Waschen für
jeweils 20 Minuten bei 65°C
mit jeweils 2 ×, 0,
5 × und
0, 2 × SSC
mit 0,1% SDS). Derartige hybridisierende DNA-Sequenzen sind ebenfalls
von der vorliegenden Erfindung umfaßt, genauso wie Nukleotidsequenzen,
die aufgrund der Degeneriertheit des Codes für ein immunogenes Polypeptid
codieren, das von einer hybridisierenden DNA-Sequenz codiert wird.
-
In
einem verwandten Aspekt werden durch die vorliegende Erfindung Fusionsproteine,
umfassend ein erstes und ein zweites erfindungsgemäßes Polypeptid
oder alternativ ein Polypeptid der vorliegenden Erfindung sowie
ein bekanntes M. tuberculosis-Antigen, wie z.B. das oben beschriebene
38-kD-Antigen oder ESAT-6 (SEQ ID No: 103 und 104), zusammen mit
Varianten solcher Fusionsproteine bereitgestellt. Die Fusionsproteine
der vorliegenden Erfindung können
auch ein Linkerpeptid zwischen dem ersten und dem zweiten Polypeptid
enthalten.
-
Eine
für ein
Fusionsprotein der vorliegenden Erfindung codierende DNA-Sequenz
wird unter Verwendung bekannter rekombinanter DNA-Techniken konstruiert,
um getrennte DNA-Sequenzen, die für das erste und das zweite
Polypeptid codieren, zusammen in einen geeigneten Expressionsvektor
zu bringen. Das 3'-Ende
einer für
das erste Polypeptid codierenden DNA-Sequenz wird dabei mit oder
ohne einen Peptidlinker an das 5'-Ende
einer für
das zweite Polypeptid codierende DNA-Sequenz ligiert, so daß sich die
Sequenzen im gleichen Leseraster befinden, um die mRNA-Translation
der beiden DNA-Sequenzen in ein einziges Fusionsprotein zu gestatten,
das die biologische Aktivität
sowohl des ersten als auch des zweiten Polypeptids behält.
-
Zur
Trennung des ersten und des zweiten Polypeptids in einem Abstand,
der ausreicht, um sicherzustellen, daß jedes Polypeptid in seine
jeweilige Sekundär-
und Tertiärstruktur
faltet, kann eine Peptid-Linkersequenz eingesetzt werden. Dabei
wird eine solche Peptid-Linkersequenz
in das Fusionsprotein unter Verwendung von im Fachgebiet allgemein
bekannten Standardtechniken eingebaut. Geeignete Polypeptid-Linkersequenzen
können
anhand der folgenden Faktoren gewählt werden: (1) ihrer Fähigkeit
zur Einnahme einer flexiblen erweiterten Konformation; (2) ihrer
Unfähigkeit,
eine Sekundärstruktur
einzunehmen, die mit funktionsfähigen
Epitopen auf dem ersten und dem zweiten Polypeptid Wechselwirken
könnte;
und (3) dem Fehlen hydrophober oder geladener Reste, die mit den
funktionsfähigen
Polypeptidepitopen reagieren könnten.
Bevorzugte Peptid-Linkersequenzen enthalten die Reste Gly, Asn und
Ser. Andere fast neutrale Aminosäuren,
wie beispielsweise Thr und Ala können
auch in der Linkersequenz verwendet werden. Aminosäuresequenzen,
die als Linker in geeigneter Weise eingesetzt werden können, umfassen
diejenigen, die bei Maratea et al., Gene 40: 39-46, 1985; Murphy
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 8258-8262, 1986; US-Patent
Nr. 4,935,233 und US-Patent Nr. 4,751,180 offenbart sind. Die Linkersequenz
kann eine Länge
von 1 bis etwa 50 Aminosäuren aufweisen.
Peptidsequenzen werden nicht benötigt,
wenn das erste und das zweite Polypeptid keine nichtessentiellen
N-terminalen Aminosäurebereiche
besitzen, die dann zur Trennung der funktionsfähigen Domänen verwendet werden können und
eine sterische Interferenz verhindern.
-
Die
ligierten DNA-Sequenzen sind mit geeigneten transkriptions- oder
translationsregulatorischen Elementen operativ verknüpft. Die
für die
Expression von DNA verantwortlichen regulatorischen Elemente sind nur
5' von der die ersten
Polypeptide codierenden DNA-Sequenz
lokalisiert. In ähnlicher
Weise sind zur Beendigung der Translation benötigte Stopkodons und Transkriptionsterminationssignale
nur 3' zur das zweite
Polypeptid codierenden DNA-Sequenz vorhanden.
-
In
einem weiteren Aspekt offenbart die vorliegende Erfindung Verfahren
zur Verwendung eines oder mehrerer der obigen Polypeptide oder Fusionsproteine
(oder für
solche Polypeptide codierender DNA-Moleküle) zur Induktion einer schützenden
Immunität
gegen Tuberkulose in einem Patienten. Ein „Patient", wie hier verwendet, bezieht sich auf
einen beliebigen Warmblüter,
vorzugsweise einen Menschen. Ein Patient kann dabei an einer Krankheit
leiden oder kann frei von einer nachweisbaren Krankheit und/oder
Infektion sein. Mit anderen Worten: eine schützende Immunität kann zur
Vorbeugung oder Behandlung von Tuberkulose induziert werden.
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In
diesem Aspekt liegt das Polypeptid, Fusionsprotein oder DNA-Molekül im allgemeinen
in einer pharmazeutischen Zusammensetzung und/oder einem Impfstoff
vor. Pharmazeutische Zusammensetzungen können ein oder mehrere Polypeptide,
die jeweils eine oder mehrere der obigen Sequenzen (oder Varianten
davon) enthalten können,
sowie einen physiologisch unbedenklichen Träger umfassen. Impfstoffe können ein oder
mehrere der obigen Polypeptide sowie einen nichtspezifischen Immunantwort-Enhancer, wie z.B.
ein Adjuvans oder ein Liposom (in das das Polypeptid eingebaut ist)
umfassen. Solche pharmazeutischen Zusammensetzungen und Impfstoffe
können
auch weitere M. tuberculosis-Antigene enthalten, wobei diese entweder in
ein Kombinationspolypeptid eingebaut sind oder in einem getrennten
Polypeptid vorliegen.
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Als
Alternative kann ein Impfstoff für
ein oder mehrere wie oben beschriebene Polypeptide, wie etwa das
in situ erzeugte Polypeptid, codierende DNA enthalten. In solchen
Impfstoffen kann die DNA in einem beliebigen aus einer Vielfalt
von Zuführungssystemen,
die dem Durchschnittsfachmann bekannt sind, einschließlich Nukleinsäureexpressionssystemen,
bakteriellen und viralen Expressionssystemen, vorliegen. Geeignete Nukleinsäureexpressionssysteme
enthalten die zur Expression in dem Patienten notwendigen DNA-Sequenzen
(wie z.B. einen geeigneten Promotor und ein geeignetes Terminationssignal).
Bei bakteriellen Zuführungssystemen
wird ein Bakterium (wie z.B. Bacillus-Calmelte-Guerrin) verabreicht,
das einen immunogenen Anteil des Polypeptids auf seiner Zelloberfläche exprimiert.
In einer bevorzugten Ausführungsform
kann die DNA unter Verwendung eines viralen Expressionssystems (z.B.
Vaccinia oder anderes Poxvirus, Retrovirus oder Adenovirus) eingeführt werden,
wobei der Einsatz eines nichtpathogenen (defekten), replikationskompetenten
Virus erfolgen kann. Techniken zum Einbau von DNA in solche Expressionssysteme
sind dem Durchschnittsfachmann allgemein bekannt. Die DNA kann auch „nackt" vorliegen, wie beispielsweise
bei Ulmer et al., Science 259: 1745-1749, 1993 sowie in einem Übersichtsartikel
von Cohen, Science 259: 1691-1692, 1993 beschrieben. Die Aufnahme
von nackter DNA kann durch Beschichten der DNA auf bioabbaubare
Kügelchen, die
effizient in die Zellen transportiert werden, erhöht werden.
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In
einem verwandten Aspekt kann ein wie oben beschriebener DNA-Impfstoff
gleichzeitig mit oder im Anschluß an entweder ein Polypeptid
der vorliegenden Erfindung oder ein bekanntes M. tuberculosis-Antigen, wie
z.B. das oben beschriebene 38-kD-Antigen, verabreicht werden. So
kann sich beispielsweise an die Verabreichung von für ein Polypeptid
der vorliegenden Erfindung codierender DNA, entweder „in nackter" Form oder in Form
eines wie oben beschriebenen Zuführungssystems,
die Verabreichung eines Antigens anschließen, um den schützenden
Immuneffekt des Impfstoffs zu verstärken.
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Die
Verabreichungswege und Häufigkeit
der Verabreichung variieren ebenso wie die Dosierung von Individuum
zu Individuum und können
zu den zur Zeit bei der Immunisierung mit BCG verwendeten parallel verlaufen.
Im allgemeinen können
die pharmazeutischen Zusammensetzungen und Impfstoffe durch Injektion (z.B.
intrakutan, intramuskulär,
intravenös
oder subkutan), intranasal (z.B. durch Aspiration) oder oral verabreicht
werden, dabei können über einen
1-36-wöchigen
Zeitraum zwischen 1 und 3 Dosen verabreicht werden. Vorzugsweise
werden 3 Dosen verabreicht, und zwar in Intervallen von 3-4 Monaten,
wobei anschließend
Auffrischungsimpfungen regelmäßig gegeben
werden können.
Bei individuellen Patienten können
andersartige Regimes geeignet sein. Bei einer geeigneten Dosis handelt
es sich um eine Menge an Polypeptid oder DNA, die bei wie oben beschriebener
Verabreichung dazu in der Lage ist, eine Immunantwort in einem immunisierten Patienten
zu produzieren, die ausreicht, um den Patienten vor einer Infektion
mit M. tuberculosis mindestens 1 bis 2 Jahre zu schützen. Im
allgemeinen liegt die in einer Dosis vorhandene Menge an Polypeptid
(oder von der DNA in situ produzierten Menge in einer Dosis) im
Bereich von etwa 1 pg bis etwa 100 mg pro kg Wirt, typischerweise
von etwa 10 pg bis etwa 1 mg und vorzugsweise von etwa 100 pg bis
etwa 1 μg.
Geeignete Dosengrößen variieren
mit der Größe des Patienten,
liegen aber typischerweise im Bereich von etwa 0,1 ml bis etwa 5
ml.
-
Zwar
können
alle dem Durchschnittsfachmann bekannten geeigneten Träger in den
pharmazeutischen Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung eingesetzt
werden, doch variiert die Art des Trägers je nach der Verabreichungsweise.
Für die
parenterale Verabreichung, wie z.B. subkutane Injektion, umfaßt der Träger vorzugsweise
Wasser, Kochsalzlösung,
Alkohol, ein Fett, ein Wachs oder einen Puffer. Zur oralen Verabreichung
kann einer der obigen Träger
oder ein fester Träger,
wie z.B. Mannit, Laktose, Stärke,
Magnesiumstearat, Natriumsaccharin, Talk, Zellulose, Glukose, Saccharose
und Magnesiumcarbonat eingesetzt werden. Ebenso können bioabbaubare
Mikrokügelchen
(z.B. Polymilchsäuregalaktid)
als Träger
für die
pharmazeutischen Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung eingesetzt
werden. Geeignete bioabbaubare Mikrokügelchen sind beispielsweise
in den US-Patenten Nr. 4,897,268 und 5,075,109 offenbart.
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In
den Impfstoffen der vorliegenden Erfindung können zur nichtspezifischen
Verstärkung
der Immunantwort beliebige vielfältige
Adjuvantien eingesetzt werden. Die meisten Adjuvantien enthalten
eine Substanz, die zum Schutz des Antigens vor schnellem Abbau vorgesehen
ist, wie z.B. Aluminiumhydroxid oder Mineralöl, sowie einen nichtspezifischen
Stimulator von Immunantworten, wie z.B. Lipid A, Bordatella pertussis oder
Mycobacterium tuberculosis. Geeignete Adjuvantien sind im Handel
beispielsweise als Freund's
Incomplete Adjuvans und Freund's
Complete Adjuvans (Difco Laboratories) und Merck Adjuvans 65 (Merck
und Company, Inc,. Rahway, NJ) erhältlich. Zu weiteren geeigneten
Adjuvantien zählen
Alaun, bioabbaubare Mikrokügelchen,
Monophosphoryllipid A und Quil A.
-
In
einem weiteren Aspekt werden durch die vorliegende Erfindung Verfahren
zur Verwendung eines oder mehrerer der oben beschriebenen Polypeptide
zur Diagnose von Tu berkulose unter Verwendung eines Hauttests bereitgestellt.
Bei einem „Hauttest", wie hier verwendet,
handelt es sich um einen beliebigen Test, der direkt am Patienten
durchgeführt
wird und bei dem eine DTH (delayed-type hypersensitivity)-Reaktion
(wie z.B. Anschwellung, Rötung
oder Dermatitis) nach intradermaler Injektion eines oder mehrerer
wie oben beschriebener Polypeptide gemessen wird. Eine solche Injektion
läßt sich
unter Verwendung einer beliebigen geeigneten Vorrichtung, die dem
Inkontaktbringen des Polypeptids oder der Polypeptide mit Dermiszellen
des Patienten genügt,
wie beispielsweise einer Tuberkulinspritze oder 1-ml-Spritze, erzielen.
Vorzugsweise wird die Reaktion wenigstens 48 Stunden nach der Injektion,
stärker
bevorzugt 48-72 Stunden nach der Infektion gemessen.
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Bei
der DTH-Reaktion handelt es sich um eine zellenvermittelte Immunantwort,
die bei Patienten, die zuvor dem Testantigen (d.h. dem immunogenen
Anteil des eingesetzten Polypeptids oder einer Variante davon) ausgesetzt
wurden, stärker
ist. Die Antwort kann visuell unter Verwendung eines Lineals gemessen
werden. Im allgemeinen handelt es sich bei einer Antwort, die einen
Durchmesser von mehr als 0,5 cm, vorzugsweise einen Durchmesser
von mehr als 1,0 cm, aufweist, um eine positive Antwort, die eine
Tuberkuloseinfektion anzeigt, die sich gegebenenfalls als aktive
Krankheit manifestieren kann.
-
Die
Polypeptide der vorliegenden Erfindung werden vorzugsweise zur Verwendung
in einem Hauttest als pharmazeutische Zusammensetzungen formuliert,
die ein Polypeptid sowie einen physiologisch unbedenklichen Träger, wie
oben beschrieben, enthalten. Derartige Zusammensetzungen enthalten
typischerweise ein oder mehrere der obigen Polypeptide in einer
Menge im Bereich von etwa 1 μg
bis etwa 100 μg,
vorzugsweise von etwa 10 μg
bis etwa 50 μm
in einem Volumen von 0,1 ml. Vorzugsweise handelt es sich bei dem
in derartigen pharmazeutischen Zusammensetzungen eingesetzten Träger um eine
Kochsalzlösung
mit geeigneten Konservierungsstoffen, wie z.B. Phenol und/oder Tween
80TM.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist ein in einem Hauttest eingesetztes Polypeptid eine Größe auf,
die dazu ausreicht, daß es
an der Injektionsstelle über
die Länge
des Reaktionszeitraums verbleibt. Dabei genügt im allgemeinen ein Polypeptid,
das eine Länge
von wenigstens 9 Aminosäuren
aufweist. Das Polypeptid wird ebenso vorzugsweise von Makrophagen
innerhalb von Stunden nach der Injektion abgebaut, um die Präsentation
an T-Zellen zu gestatten. Solche Polypeptide können Wiederholungen von einer
oder mehreren der obigen Sequenzen und/oder andere immunogene oder
nichtimmunogene Sequenzen enthalten.
-
Die
folgenden Beispiele werden zur Veranschaulichung und nicht als Beschränkung bereitgestellt.
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BEISPIELE
-
BEISPIEL 1
-
REINIGUNG UND CHARAKTERISIERUNG
VON POLYPEPTIDEN AUS M. TUBERCULOSIS-KULTURFILTRAT
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Herstellung von löslichen M. tuberculosis-Polypeptiden
aus Kulturfiltrat. Wenn nicht anders angegeben, handelt es sich
bei allen Prozentangaben im folgenden Beispiel um Gewicht pro Volumen.
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M.
tuberculosis (entweder H37Ra, ATTC Nr. 25177 oder H37Rv, ATTC Nr.
25618) wurde in sterilem GAS-Medium 14 Tage bei 37°C kultiviert.
Das Medium wurde dann durch ein 0,45 μm-Filter in eine sterile 2,5 l-Flasche
vakuumfiltriert (wobei der größte Teil
der Zellen zurückbleibt).
Das Medium wurde danach durch ein 0,2 μm- Filter in eine sterile 4 l-Flasche filtriert,
wobei das Kulturfiltrat mit NaN3 auf eine
Konzentration von 0,04% versetzt wurde. Die Flaschen wurden dann
bei 4°C
in einen Kühlraum
gestellt.
-
Das
Kulturfiltrat wurde konzentriert, indem das Filtrat in ein 12 l-Reservoir,
das zuvor autoklaviert wurde, gegeben wurde und das Filtrat in eine
400-ml-Amicon-Rührzelle
eingeleitet wurde, die mit Ethanol gespült worden war und eine 10.000-kDa-MWCO-Membran
enthielt. Der Druck wurde bei 60 psi mittels Stickstoffgas gehalten.
Mit diesem Verfahren wurde das Volumen von 12 l auf ungefähr 50 ml
reduziert.
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Das
Kulturfiltrat wurde in 0,1% Ammoniumhydrogencarbonat unter Verwendung
einer 8000-kDa-MWCO-Zelluloseestermembram dialysiert, wobei zwei
Wechsel von Ammoniumhydrogencarbonatlösung vorgenommen wurden. Anschließend wurde
die Proteinkonzentration mittels eines im Handel erhältlichen BCA-Tests
(Pierce, Rockford, IL) bestimmt.
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Das
dialysierte Kulturfiltrat wurde dann lyophilisiert und die Polypeptide
in destilliertem Wasser resuspensiert. Die Polypeptide wurden gegen
0,01 mM 1,3-Bis[tris(hydroxymethyl)-methylamino]propan,
pH 7,5 (Bis-Tris-Propan-Puffer), den Anfangsbedingungen für die Anionenaustauschchromatographie,
dialysiert. Die Fraktionierung wurde unter Verwendung einer Gelprofusionschromatographie
an einer POROS 146 II Q/M-Anionenaustauschsäule, 4,6
mm × 100
mm (Perseptive Bio-Systems,
Framingham, MA), äquilibriert
in 0,01 mM Bis-Tris-Propan-Puffer,
pH 7,5, durchgeführt.
Die Polypeptide wurden mit einem linearen 0-0,5 M-NaCl-Gradienten
in dem obigen Puffersystem eluiert. Das Säulenelutionsmittel wurde bei
einer Wellenlänge
von 220 nm beobachtet.
-
Die
vereinten Mengen an aus der Ionenaustauschsäule e luierten Polypeptiden
wurden gegen destilliertes Wasser dialysiert und lyophilisiert.
Das erhaltene Material wurde in 0,1% Trifluoressigsäure (TFA),
pH 1,9, in Wasser gelöst,
und die Polypeptide wurden an einer Delta-Pak-C18-Säule (Waters, Milford, MA),
Porengröße: 300
Angström,
Partikelgröße 5 Mikrometer
(3,9 × 150
mm) gereinigt. Die Polypeptide wurden aus der Säule mit einem linearen Gradienten
aus 0-60% Verdünnungspuffer
(0,1% TFA in Acetonitril) eluiert. Die Fließgeschwindigkeit betrug 0,75
ml/Minute, und das HPLC-Elutionsmittel
wurde bei 214 nm beobachtet. Die eluierten Polypeptide enthaltenden
Fraktionen wurden gesammelt, um die Reinheit der individuellen Proben zu
maximieren. Dabei wurden ungefähr
200 gereinigte Polypeptide erhalten.
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Die
gereinigten Polypeptide wurden dann einem Screening auf die Fähigkeit
zur Induktion der T-Zellen-Proliferation
in PBMC-Präparationen
unterzogen. Dabei wurden die PBMCs aus Spendern, von denen man wußte, daß sie PPD-Hauttest-positiv
waren und bei denen gezeigt werden konnte, daß ihre T-Zellen als Antwort
auf PPD proliferieren, sowie lösliche
Rohproteine von MTB in Medium, umfassend RPMI 1640, suplementiert
mit 10%igem gepoolten menschlichen Serum und 50 μg/ml Gentamizin, kultiviert.
Gereinigte Polypeptide wurden in Doppelbestimmung bei Konzentrationen
von 0,5 bis 10 μg/ml
zugegeben. Nach 6 Tagen Kultivierung in 96-Loch-Platten mit Rundboden
in einem Volumen von 200 μl
wurden jeweils 50 μl
Medium aus den Löchern
zur Bestimmung der IFN-γ-Niveaus, wie unten
beschrieben, entnommen. Die Platten wurden dann mit 1 μ Ci/Loch
tritiertem Thymidin weitere 18 Stunden gepulst, dann geerntet, und
die Tritiumaufnahme wurde unter Verwendung eines Gasszintillationszählers bestimmt.
Dabei wurden Fraktionen, die zu einer Proliferation in beiden Replikaten
führten,
die dreimal größer war
als die in in Medium allein kultivierten Zellen beobachtete Proliferation,
als positiv angesehen.
-
IFN-γ wurde unter
Verwendung eines ELISA-Tests (enzymelinked immunosorbent assay)
gemessen. Dabei wurden ELI-SA-Platten
mit einem gegen menschliches IFN-γ gerichteten
monoklonalen Antikörper
der Maus (PharMingen, San Diego, CA) in PBS vier Stunden bei Raumtemperatur
beschichtet. Die Löcher
wurden dann mit PBS mit 5% (W/V) fettfreier Trockenmilch eine Stunde
bei Raumtemperatur blockiert. Anschließend wurden die Platten sechsmal
in PBS/0,2% TWEEN-20 gewaschen, und 1:2 in Kulturmedium verdünnte Proben in
den ELISA-Platten über
Nacht bei Raumtemperatur inkubiert. Die Platten wurden wiederum
gewaschen, und in jedes Loch wurde ein 1:3000 in PBS/10% normales
Ziegenserum verdünntes
polyklonales Kaninchen-Anti-Mensch-IFN-γ-Serum gegeben. Anschließend wurden
die Platten zwei Stunden bei Raumtemperatur inkubiert, gewaschen,
und dann wurde Meerrettich-Peroxidase-gekoppeltes
Anti-Kaninchen-IgG (Sigma Chemical Co., St. Louis, MO) bei einer
Verdünnung
von 1:2000 in PBS/5% fettfreie Trockenmilch zugegeben. Nach weiteren
zwei Stunden Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Platten gewaschen
und mit TMB-Substrat versetzt. Die Reaktion wurde nach 20 Min. mit
1 N Schwefelsäure
gestoppt. Die optische Dichte wurde bei 450 nm bestimmt, wobei eine
Referenzwellenlänge
von 570 nm verwendet wurde. Fraktionen, die dazu führten, daß beide
Replikate eine OD ergeben, die zweimal größer ist als die mittlere OD
von in Medium allein kultivierten Zellen, plus 3 Standardabweichungen,
wurden als positiv angesehen.
-
Zur
Sequenzierung wurden die Polypeptide einzeln auf mit BiobreneTM (Perkin Elmer/Applied Biosystems Division,
Foster City, CA) behandelten Glasfaserfiltern getrocknet. Die Filter
mit Polypeptid wurden auf ein Proteinsequenziergerät Perkin
Elmer/Applied Biosystems Division Procise 492 geladen. Die Polypeptide wurden
vom Aminoende unter Verwendung der traditionellen Edman-Chemie sequenziert.
Die Aminosäuresequenz
wurde für
je des Polypeptid bestimmt, indem die Retentionszeit des PTH-Aminosäurederivats
gegenüber
den entsprechenden PTH-Standardderivaten verglichen wurde.
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Unter
Verwendung der oben beschriebenen Vorgehensweise wurden Antigene
mit den folgenden N-terminalen Sequenzen isoliert:
wobei
Xaa für
eine beliebige Aminosäure
stehen kann.
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Zusätzliche
lösliche
Antigene wurden aus M. tuberculosis-Kulturfiltrat wie folgt isoliert.
M. tuberculosis-Kulturfiltrat
wurde wie oben beschrieben hergestellt. Nach der Dialyse gegen Bis-Tris-Propan-Puffer
bei pH 5,5 wurde die Fraktionierung unter Verwendung von Anionenaustauschchromatographie
an einer Poros-QE-Säule, 4,6 × 100 mm
(Perseptive Biosystems), äquilibriert
in Bis-Tris-Propan-Puffer, pH 5,5, durchgeführt. Die Polypeptide wurden
mit einem linearen 0-1,5
M-NaCl-Gradienten in dem obigen Puffersystem bei einer Fließgeschwindigkeit
von 10 ml/Min. eluiert. Das Säulenelutionsmittel
wurde bei einer Wellenlänge
von 214 nm beobachtet.
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Die
aus der Ionenaustauschsäule
eluierten Fraktionen wurden vereint und einer Reverse-Phase-Chromatographie
unter Verwendung einer Poros-R2-Säule, 4,6 × 100 mm (Perseptive Biosystems),
unterzogen. Polypeptide wurden aus der Säule mit einem linearen Gradienten
von 0-100% Acetonitril
(0,1% TFA) mit einer Fließgeschwindigkeit
von 5 ml/Min. eluiert. Das Elutionsmittel wurde bei 214 nm beobachtet.
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Die
eluierten Polypeptide enthaltende Fraktionen wurden lyophylisiert
und in 80 μl
wäßriger 0,1%
TFA resuspendiert und einer weiteren Reverse-Phase-Chromatographie
an einer Vydac-C4-Säule,
4,6 × 150
mm (Western Analytical, Temecula, CA) mit einem linearen Gradienten
von 0-100% Acetonitril
(0,1% TFA) mit einer Fließgeschwindigkeit
von 2 ml/Min. unterzogen. Das Elutionsmittel wurde bei 214 nm beobachtet.
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Die
Fraktion mit biologischer Aktivität wurde in einen Hauptpeak
plus weiteren kleineren Komponenten getrennt. Der Western-Blot dieses
Peaks auf eine PVDF-Membran zeigte 3 Hauptbanden mit Molekulargewichten
von 14 kD, 20 kD und 26 kD. Für
diese Polypeptide wurden die folgenden N-terminalen Sequenzen bestimmt:
wobei
Xaa für
eine beliebige Aminosäure
stehen kann.
-
Unter
Verwendung der oben beschriebenen Tests konnte gezeigt werden, daß diese
Polypeptide die Proliferation und IFN-γ-Produktion in PBMC-Präparationen
induzieren. In 1A und B sind die Ergebnisse solcher
Tests unter Verwendung von PBMC-Präparationen aus einem ersten
bzw. einem zweiten Spender dargestellt.
-
DNA-Sequenzen,
die für
die mit (a), (c) und (g) bezeichneten Antigene oben codieren, wurden
durch Screening einer genomischen M. tuberculosis-Bibliothek unter
Verwendung von 32P-endmarkierten degenerierten
Oligonukleotiden, die der N-terminalen Sequenz entsprachen und eine
Tendenz zu M. tuberculosis-Kodons enthielten, erhalten. Das unter
Verwendung einer dem Antigen (a) oben entsprechenden Sonde durchgeführte Screening
identifizierte einen Klon mit der in SEQ ID No: 101 angegebenen
Sequenz. Das von SEQ ID No: 101 codierte Polypeptid ist in SEQ ID
No: 102 angegeben. Durch das unter Verwendung einer dem Antigen
(g) oben entsprechenden Sonde durchgeführte Screening wurde ein Klon
mit der in SEQ ID No: 52 angegebenen Sequenz identifiziert. Das
von SEQ ID No: 52 codierte Polypeptid ist in SEQ ID No: 53 angegeben. Durch
das mit einer dem Antigen (c) entsprechenden Sonde durchgeführte Screening
wurde ein Klon mit der in SEQ ID No: 25 angegebenen Sequenz identifiziert.
-
Die
obigen Aminosäuresequenzen
wurden mit bekannten Aminosäuresequenzen
in der Genbank unter Verwendung des DNA STAR-Systems verglichen.
Die durchsuchte Datenbank enthält
etwa 173.000 Proteine, wobei es sich um eine Kombination aus den
Datenbanken Swiss, PIR zusammen mit translatierten Proteinsequenzen
handelt (Version 87). Dabei wurden keine signifikanten Homologien
zu den Aminosäuresequenzen
für die
Antigene (a)-(g) und (l) nachgewiesen.
-
Es
stellte sich heraus, daß die
Aminosäuresequenz
für Antigen
(j) zu einem bekannten, aus einer DNA-Sequenz translatierten M.
tuberculosis-Protein homolog ist. Nach bestem Wissen der Erfinder
konnte bislang nicht gezeigt werden, daß dieses Protein eine T-Zellen
stimulierende Aktivität
besitzt. Es stellte sich heraus, daß die Aminosäuresequenz
für Antigen
(k) mit einer Sequenz aus M. leprae verwandt ist.
-
Bei
den oben beschriebenen Proliferations- und IFN-γ-Tests mit 3 PPD-positiven Spendern sind
die Ergebnisse für
die oben bereitgestellten repräsentativen
Antigene in Tabelle 1 dargestellt:
-
TABELLE
1 ERGEBNISSE
DER PBMC-PROLIFERATIONS- UND IFN-γ-TESTS
-
In
Tabelle 1 erzielten Antworten, die einen Stimulationsidex (SI) zwischen
2 und 4 (verglichen mit in Medium allein kultivierten Zellen) ergaben,
ein +, ein SI von 4-8 oder 2-4 bei einer Konzentration von 1 μg oder weniger
erzielte ein ++ Zeichen und ein SI von mehr als 8 erzielte ein +++.
Es stellte sich heraus, daß das Antigen
der Sequenz (i) einen hohen SI-Wert (+++) für einen Spender und einen niedrigeren
SI-Wert (++ und +) für
die beiden anderen Spender in sowohl dem Proliferations- als auch
dem IFN-γ-Test
aufwies. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß diese Antigene zur Induktion
der Proliferation und/oder Interferon-γ-Produktion fähig sind.
-
BEISPIEL 2
-
VERWENDUNG VON PATIENTENSEREN
ZUR ISOLIERUNG VON M. TUBERCULOSIS-ANTIGENEN
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Isolierung von Antigenen aus M. tuberculosis-Lysat
durch Screening mit Serum aus mit M. tuberculosis infizierten Individuen.
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Der
hydratisierte M. tuberculosis H37Ra (Difco Laboratories) wurde zu
einer 2%igen NP40-Lösung
gegeben und abwechselnd dreimal homogenisiert und mit Ultraschall
behandelt. Die erhaltene Suspension wurde bei 13.000 UpM in Mikrozentrifugenröhrchen zentrifugiert und
der Überstand
durch ein 0,2-Mikrometer-Spritzenfilter
gegeben. Das Filtrat wurde an Macro Prep DEAE- Kügelchen (BioRad, Hercules,
CA) gebunden. Die Kügelchen
wurden ausgiebig mit 20 mM Tris pH 7,5 gewaschen, und die gebundenen
Proteine wurden mit 1 M NaCl eluiert. Das 1 M-NaCl-Eluat wurde über Nacht
gegen 10 mM Tris, pH 7,5 dialysiert. Die dialysierte Lösung wurde
mit DNase und RNase bei 0,05 mg/ml 30 Min. bei Raumtemperatur behandelt
und anschließend
mit ⎕-D-Mannosidase,
0,5 U/mg bei pH 4,5 3-4 Stunden bei Raumtemperatur behandelt. Nach
Wiedereinstellung von pH 7,5 wurde das Material über FPLC an einer Bio Scale-Q-20-Säule (BioRad) fraktioniert. Die
Fraktionen wurden in neun Pools vereinigt, in einem Centriprep 10
(Amicon, Beverley, MA) konzentriert und anschließend einem Screening durch
Western-Blot auf serologische Aktivität unter Verwendung eines Serumpools
von mit M. tuberculosis infizierten Patienten, der keine Immunoreaktion
mit anderen Antigenen der vorliegenden Erfindung zeigte, unterzogen.
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Die
reaktivste Fraktion wurde auf SDS-PAGE gelaufen und auf PVDF übertragen.
Eine Bande bei ungefähr
85 kD wurde ausgeschnitten, was die folgende Sequenz ergab:
wobei
Xaa für
eine beliebige Aminosäure
stehen kann.
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Ein
Vergleich dieser Sequenz mit denen in der Genbank, wie oben beschrieben,
zeigte keine signifikanten Homologien zu bekannten Sequenzen.
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BEISPIEL 3
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HERSTELLUNG VON DNA-SEQUENZEN,
DIE FÜR
M. TUBERCULOSISANTIGENE CODIEREN
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Dieses
Beispiel veranschaulicht die Herstellung von DNA-Sequenzen, die
für M.
tuberculosis-Antigene codieren, durch ein Screening einer M. tuberculosis-Expressionsbibliothek
mit aus mit M. tuberculosis infizierten Patienten erhaltenen Seren
oder mit gegen lösliche
M. tuberculosis-Antigene produzierten Antiseren.
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A. HERSTELLUNG VON LÖSLICHEN
M. TUBERCULOSIS ANTIGENEN UNTER VERWENDUNG VON KANINCHEN-ANTISEREN
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Genomische
DNA wurde aus dem M. tuberculosis-Stamm H37Ra isoliert. Die DNA
wurde willkürlich geschert
und zur Konstruktion einer Expressionsbibliothek unter Verwendung
des Lambda-ZAP-Expressionssystems (Stratagene, La Jolla, CA) eingesetzt.
Kaninchen-Antiseren wurden gegen sekretorische Proteine der M. tuberculosis-Stämme H37Ra,
H37Rv und Erdman durch Immunisieren eines Kaninchens mit konzentriertem Überstand
der M. tuberculosis-Kulturen
erzeugt. Insbesondere wurde dabei das Kaninchen zunächst subkutan
mit 200 μg
Proteinantigen in einem Gesamtvolumen von 2 ml mit 10 μg Muramyl
Dipeptid (Calbiochem, La Jolla, CA) und 1 ml inkomplettem Freund's Adjuvans immunisiert.
Vier Wochen später
wurde dem Kaninchen eine subkutane Auffrischimpfung mit 1 μg Antigen
in inkomplettem Freund's
Adjuvans verabreicht. Schließlich
wurde das Kaninchen intravenös
vier Wochen später
mit 50 μg
Proteinantigen immunisiert. Die Antiseren wurden zum Screening der
Expressionsbibliothek, wie bei Sambrook et al., Molecular Cloning:
A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratories, Cold Spring
Harbor, NY, 1989 beschrieben, verwendet. Immunreaktive antigenexprimierende
Bakteriophagen-Plaques wurden aufgereinigt. Phagemid wurde aus den Plaques
gerettet, und die Nukleotidsequenzen der M. tuberculosis-Klone wurden
abgeleitet.
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32
Klone wurden gereinigt. Von diesen repräsentieren 25 Sequenzen, die
bislang noch nicht in menschlichem M. tuberculosis identifiziert
wurden. Rekombinante Antigene wurden exprimiert und gereinigte Antigene
bei der in Beispiel 1 beschriebenen immunologischen Analyse verwendet.
Proteine wurden durch IPTG induziert und durch Gelelution gereinigt,
wie bei Skeiky et al., J. Exp. Med. 181: 1527-1537, 1995 beschrieben.
In diesem Screening identifizierte repräsentative Sequenzen von DNA-Molekülen sind
in SEQ ID Nos.: 1-25 angegeben. Die entsprechenden vorhergesagten
Aminosäuresequenzen
sind in SEQ ID Nos. 63-87 angegeben.
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Beim
Vergleich dieser Sequenzen mit bekannten Sequenzen in der Genbank
unter Verwendung der oben beschriebenen Datenbanken stellte sich
heraus, daß die
im folgenden mit TbRA2A, TbRA16, TbRA18 und TbRA29 (SEQ ID Nos.
76, 68, 70, 75) bezeichneten Klone eine gewisse Homologie zu bereits
in Mycobacterium leprae, jedoch nicht in M. tuberculosis identifizierten
Sequenzen zeigen. TbRA11, TbRA26, TbRA28 und TbDPEP (SEQ ID Nos.
65, 73, 74, 53) wurden bereits in M. tuberculosis identifiziert.
Keine signifikanten Homologien fanden sich für TbRA1, TbRA3, TbRA4, TbRA9,
TbRA10, TbRR13, TbRA17, TbRa19, TbRA29, TbRA32, TbRA36 sowie die überlappenden
Klone TbRA35 und TbRA12 (SEQ ID Nos. 63, 77, 81, 82, 64, 67, 69,
71, 75, 78, 80, 79, 66). Der Klon TbRa24 überlappt mit dem Klon TbRa29.
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Die
Ergebnisse der PBMC-Proliferations- und Interferon-γ-Tests, die an repräsentativen
rekombinanten Antigenen und unter Verwendung von T-Zellen-Präparationen
aus mehreren unterschiedlichen gegen M. tuberculosis immunen Patienten
durchgeführt
wurden, sind in den Tabellen 2 bzw. 3 dargestellt. TABELLE
2 ERGEBNISSE
DER PBMC-PROLIFERATION AUF REPRÄSENTATIVE
LÖSLICHE
ANTIGENE
- nt = not tested [nicht getestet]
TABELLE
3 ERGEBNISSE
DER PBMC-INTERFERON-γ-PRODUKTION
AUF REPRÄSENTATIVE
LÖSLICHE
ANTIGENE - nt
= not tested [nicht getestet]
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In
Tabelle 2 und 3 erzielten Antworten, die einen Stimulationsindex
(SI) zwischen 1,2 und 2 (verglichen mit in Medium allein kultivierten
Zellen) ergaben, ein ±,
ein SI von 2-4 erzielte ein +, wobei ein SI von 4-8 oder 2-4 bei
einer Konzentration von 1 μg
oder weniger ein ++ und ein SI-Wert von mehr als 8 ein +++ erzielte.
Darüber
hinaus ist der Effekt der Konzentration auf die Proliferation und
Interferon-γ-Produktion
für zwei
der obigen Antigene in der beigefügten Figur gezeigt. Sowohl
bei der Proliferation als auch der Interferon-γ-Produktion erzielte TbRa3 ein ++ und
TbRa9 ein +.
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Diese
Ergebnisse deuten an, daß diese
löslichen
Antigene die Proliferation und/oder Interferon-γ-Produktion in aus einem gegen
M. tuberculosis immunen Individuum stammenden T-Zellen induzieren
können.
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B. VERWENDUNG VON PATIENTENSEREN
ZUR IDENTIFIZIERUNG VON FÜR
M. TUBERCULOSIS-ANTIGENE CODIERENDEN DNA-SEQUENZEN
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Die
oben beschriebene genomische DNA-Bibliothek sowie eine zusätzliche
H37Rv-Bibliothek wurden einem Screening unter Verwendung von Pools
von Seren, die aus Patienten mit aktiver Tuberkulose erhalten wurden,
unterzogen. Zur Herstellung der H37Rv-Bibliothek wurde genomische
DNA des M. tuberculosis-Stamms H37Rv isoliert, einer Teilverdauung
mit Sau3A unterzogen und zur Konstruktion einer Expressionsbibliothek
unter Verwendung des Lambda ZAP-Expressionssystems (Stratagene,
La Jol la, Ca) eingesetzt. Drei unterschiedliche Pools von Seren,
die jeweils Seren, die aus drei Individuen mit aktiver Lungen- oder Pleurakrankheit
erhalten wurden, enthielten, wurden beim Expressionsscreening verwendet.
Die Pools wurden mit TbL, TbM und TbH bezeichnet, was sich auf die
relative Reaktivität
mit H37Ra-Lysat (d.h. TbL = geringe Reaktivität, TbM = mittlere Reaktivität und TbH
= hohe Reaktivität)
sowohl im ELISA- als auch im Immunoblot-Format bezieht. Ebenso wurde
ein vierter Pool von Seren aus sieben Patienten mit aktiver Lungentuberkulose
eingesetzt. Allen Seren fehlte eine erhöhte Reaktivität mit dem
rekombinanten 38 kD großen
phosphatbindenden Protein aus M. tuberculosis H37Ra.
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Alle
Pools wurden mit E. coli-Lysat voradsorbiert und zum Screening der
H37Ra- und H37Rv-Expressionsbibliotheken, wie bei Sambrook et al.,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratories,
Cold Spring Harbor, NY, 1989, beschrieben verwendet. Immunreaktive
Antigene exprimierende Bakteriophagen-Plaques wurden aufgereinigt.
Phagemid wurde aus den Plaques gerettet und die Nukleotidsequenzen
der M. tuberculosis-Klone wurden abgeleitet.
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32
Klone wurden aufgereinigt. Von diesen repräsentierten 31 Sequenzen, die
bislang noch nicht in menschlichem M. tuberculosis identifiziert
worden waren. Repräsentative
Sequenzen der identifizierten DNA-Moleküle sind in SEQ ID Nos. 26-51
und 105 angegeben. Von diesen handelt es sich bei TbH-8 und TbH-8-2
(SEQ ID No: 105) um nichtzusammenhängende DNA-Sequenzen aus dem
gleichen Klon und bei TbH-4 (SEQ ID No: 43) und TbH-4-FWD (SEQ ID
No: 44) um nichtzusammenhängende
Sequenzen aus dem gleichen Klon. Aminosäuresequenzen für die im
folgenden als Tb38-1, TbH-4, TbH-8, TbH-9 und TbH-12 identifizierten
Antigene sind in SEQ ID Nos. 88-92 gezeigt. Ein Vergleich dieser
Sequenzen mit bekannten Sequenzen in der Genbank unter Verwendung
der oben identifizierten Datenbanken zeigte keine signifikanten
Homologien zu TbH-4, TbH-8, TbH-9 und TbM-3, obwohl schwache Homologien
zu TbH-9 gefunden wurden. Es stellte sich heraus, daß TbH-12
homolog zu einem zuvor in M. paratuberculosis identifizierten 34
kD großen antigenen
Protein war (Ace. No. 528515). Es stellte sich heraus, das Tb38-1
34 Basenpaare stromaufwärts des
offenen Leserasters für
das zuvor in M. bovis (Ace. No. U34848) sowie in M. tuberculosis
(Sorensen et al., Infec. Immun 63: 1710-1717, 1995) identifizierte Antigen ESAT-6
lokalisiert war.
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Von
Tb38-1 und TbH-9, die beide aus einer H37Ra-Bibliothek isoliert wurden, abgeleitete
Sonden wurden zur Identifizierung von Klonen in einer H37Rv-Bibliothek verwendet.
Dabei hybridisierte Tb38-1 an Tb38-IF2, Tb38-1F3, Tb38-1F5 und Tb38-1F6
(SEQ ID Nos. 112, 113, 116, 118 und 119). (SEQ ID Nos. 112 und 113
sind nichtzusammenhängende
Sequenzen aus Klon Tb38-1F2).
Zwei offene Leseraster wurden in Tb38-1F2 abgeleitet; dabei entspricht
eines Tb37FL (SEQ ID No: 114), wobei das zweite, eine Teilsequenz, das
Homolog von Tb38-1 sein kann und mit Tb38-IN bezeichnet wird (SEQ
ID No: 115). Die abgeleitete Aminosäuresequenz von Tb38-1F3 ist
in SEQ ID No: 117 dargestellt. Eine TbH-9-Sonde identifizierte drei Klone in der
H37Rv-Bibliothek:
TbH-9-FL (SEQ ID No: 106), bei dem es sich um das Homolog von TbH-9
(R37Ra), TbH-9-1 (SEQ ID No: 108) und TbH-9-4 (SEQ ID No: 110) handeln
kann, bei denen es sich jeweils um mit TbH-9 eng verwandte Sequenzen
handelt. Die abgeleiteten Aminosäuresequenzen
für diese
drei Klone sind in SEQ ID Nos. 107, 109 und 111 dargestellt.
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Die
Ergebnisse von an Tb38-1, ESAT-6 und anderen repräsentativen
rekombinanten Antigenen durchgeführten
T-Zellen-Tests sind
in den Tabellen 4A, B bzw. 5 unten dargestellt: TABELLE
4A ERGEBNISSE
DER PBMC-PROLIFERATION AUF REPRÄSENTATIVE
ANTIGENE
TABELLE
4B ERGEBNISSE
DER PBMC-INTERFERON-γ-PRODUKTION
AUF REPRÄSENTATIVE
ANTIGENE
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TABELLE
5 ZUSAMMENFASSUNG
DER T-ZELLEN-ANTWORTEN AUF REPRÄSENTATIVE
ANTIGENE
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Diese
Ergebnisse zeigen, daß sowohl
die erfindungsgemäßen M. tuberculosis-Antigene
als auch ESAT-6 die Proliferation und/oder Interferon-γ-Produktion
in aus einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum gewonnenen
T-Zellen induzieren
können.
Nach bestem Wissen der Erfinder konnte bislang nicht gezeigt werden,
daß ESAT-6 menschliche
Immunantworten stimuliert.
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Ein
Satz aus sechs überlappenden
Peptiden, die die Aminosäuresequenz
des Antigens Tb38-1 abdecken, wurde unter Verwendung des in Beispiel
4 beschriebenen Verfahrens konstruiert. Die Sequenzen dieser Peptide,
die im folgenden mit pep 1-6 bezeichnet werden, sind in SEQ ID No:
93-98 angegeben. Die Ergebnisse von T-Zellen-Tests unter Verwendung
dieser Peptide sind in Tabellen 6 und 7 gezeigt. Diese Ergebnisse bestätigen die
Existenz und helfen bei der Lokalisierung von T-Zellen-Epitopen
in Tb38-1, die zur Induktion der Proliferation und Interferon-γ-Produktion
in aus einem gegen M. tuberculosis immunen Individuum gewonnenen
T-Zellen fähig
sind. TABELLE
6 ERGEBNISSE
DER PBMC-PROLIFERATION AUF Tb38-1-ANTIGENE 20
TABELLE
7 ERGEBNISSE
DER PBMC-INTERFERON-γ-PRODUKTION
AUF Tb38-1-ANTIGENE
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BEISPIEL 4
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REINIGUNG UND CHARAKTERISIERUNG
EINES POLYPEPTIDS AUS EINEM TUBERKULIN-GEREINIGTEN PROTEINDERIVAT
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Ein
M. tuberculosis-Polypeptid wurde aus Tuberkulingereinigtem Proteinderivat
(PPD) wie folgt isoliert.
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PPD
wurde wie veröffentlicht
mit geringen Modifikationen hergestellt (Seibert, F. et al., Tuberculin
purified protein derivative. Preparation and analyses of a large
quantity for standard. The American Review of Tuberculosis 44: 9-25,
1941).
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Der
Stamm M. tuberculosis Rv wurde 6 Wochen in synthetischem Medium
in Rollflaschen bei 37°C angezogen.
Flaschen, in denen Bakterienwachstum vorhanden war, wurden dann
im Wasserdampf 3 Stunden bei 100°C
erhitzt. Die Kulturen wurden unter Verwendung eines 0,22 μm-Filters
sterilfiltriert und die Flüssigphase
wurde 20mal unter Verwendung einer Membran mit 3 kD Ausschlußgrenze
konzentriert. Die Proteine wurden einmal mit 50%iger Ammoniumsulfatlösung und
achtmal mit 25%iger Ammoniumsulfatlösung gefällt. Die erhaltenen Proteine
(PPD) wurden mittels Reverse-Phase-Flüssigkeitschromatographie (RP-HPLC) unter Verwendung
einer C18-Säule
(7,8 × 300
mM; Waters, Milford, MA) in einem Biocad HPLC-System (Perseptive Biosystems,
Framingham, MA) fraktioniert. Die Fraktionen wurden aus der Säule mit
einem linearen Gradienten von 0-100% Puffer (0,1% TFA in Acetonitril)
eluiert. Die Fließgeschwindigkeit
betrug 10 ml/Minute, und das Elutionsmittel. wurde bei 214 nm und
280 nm beobachtet.
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Sechs
Fraktionen wurden gesammelt, getrocknet, in PBS suspendiert und
einzeln in mit M. tuberculosis infizierten Meerschweinchen auf die
Induktion einer DTH (delayed type hypersensitivity)-Reaktion getestet. Es
stellte sich heraus, daß eine
Fraktion eine starke DTH-Reaktion
induziert, und diese Fraktion wurde anschließend weiter über RP-HPLC
an einer microbore Vydac C18-Säule (Kat.-Nr.
218TP5115) in einem Model 172 HPLC-Gerät
von Perkin Elmer/Applied Biosystems Division weiter fraktioniert.
Die Fraktionen wurden mit einem linearen Gradienten von 5-100% Puffer
(0,05% TFA in Acetonitril) mit einer Fließgeschwindigkeit von 80 μl/Minute
eluiert. Das Elutionsmittel wurde bei 215 nm beobachtet. Acht Fraktionen
wurden gesammelt und auf die Induktion von DTH in mit M. tuberculosis
infizierten Meerschweinchen getestet. Es stellte sich heraus, daß eine Fraktion
eine starke DTH-Reaktion mit einer Verhärtung von etwa 16 mm induzierte.
Die anderen Fraktionen induzierten keine nachweisbare DTH-Reaktion.
Die positive Fraktion wurde einer SDS-PAGE-Gelelektrophorese unterzogen, wobei
sich herausstellte, daß sie
eine einzige Proteinbande mit einem Molekulargewicht von ungefähr 12 kD
enthielt.
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Dieses
Polypeptid, das nachfolgend mit DPPD bezeichnet wird, wurde vom
Aminoende her unter Verwendung eines Proteinsequenzgeräts von Perkin
Elmer/Applied Biosystems Division Procise 492, wie oben beschrieben,
sequenziert, wobei sich herausstellte, daß es die in SEQ ID No: 129
gezeigte N-terminale Sequenz aufwies. Ein Vergleich dieser Sequenz
mit bekannten Sequenzen in der Genbank, wie oben beschrieben, zeigte
keine bekannten Homologien. Vier Cyanogenbromidfragmente von DPPD
wurden isoliert, wobei sich herausstellte, daß sie die in SEQ ID Nos. 130-133
gezeigten Sequenzen aufweisen.
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Die
Fähigkeit
des Antigens DPPD, menschliches PBMC zur Proliferation und zur Produktion
von IFN-γ zu
stimulieren, wurde wie in Beispiel 1 beschrieben getestet. Wie in
Tabelle 8 gezeigt, stellte sich heraus, daß DPPD die Proliferation stimuliert
und die Produktion großer
Mengen an IFN-γ hervorruft,
und zwar mehr als von herkömmlichem
PPD hervorgerufen wird.
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TABELLE
8 ERGEBNISSE
DER PROLIFERATIONS- UND INTERFERON-γ-TESTS AUF DPPD
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BEISPIEL 5
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SYNTHESE SYNTHETISCHER
POLYPEPTIDE
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