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Verfahren zur Herstellung von glatt auftrocknende Filme ergebender
Holzölfirnisse oder Holzöl-Naturharzlacke Es ist bereits bekannt, die beim Trocknen
von Holzöl- oder Holzöllackfilmen auftretende Eisblumenbildung zu verhindern und
klar auftrocknende Filme dadurch zu erhalten, daß man das Holzöl mit ß-Naphthol,
evtl. in Verbindung mit sog. negativen Katalysatoren, wie Phenol, Kresol, Thymol
oder Resorcin, oder mit aralkylierten Phenolen, wie z. B. Benzylphenol, versetzt.
Hierbei wird die Eisblumenbildung der holzölhaltigen Aufstriche, wohl mehr oder
weniger weitgehend verhindert, jedoch unter gleichzeitiger, unter Umständen sehr
erheblicher Verlängerung der Trockenzeit und Verschlechterung der Lichtbeständigkeit
der Aufstriche. Dieses hat dazu geführt, daß von den bisher bekannten Verfahren
dieser Art keines. eine praktische Bedeutung erlangt hat.
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Im Verlauf systematischer Untersuchungen, die mit den verschiedensten
Phenolen durchgeführt wurden, wurde nun die Sonderstellung zweier substituierter
. Phenole, des p-tert.-Amylphenols und des Di-p-oxyphenylß, ß-propans, festgestellt.
Beide gaben überraschenderweise, wenn sie Holzöl oder Naturharze enthaltenden Holzöllacken
zugesetzt wurden, klare, ohne Eisblumenbildung auftrocknende Anstriche, ohne, die
guten Trockeneigenschaften des Holzöls bzw. der holzölhaltigen Lacke und die Lichtbeständigkeit
zu verändern. Es wurde weiter gefunden, daß sich besonders vorteilhaft Gemische
dieser beiden Phenole verhalten.
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Die zahlenmäßige Kontrolle der Wirkung der zugesetzten Phenole, die
in der lacktechnischen Verbesserung von Holzöl und Holzöldicköl zum Ausdruck kommt,
kann durch die Bestimmung der Albertolzahl der Öle ausgeführt werden (vgl. Dr. Fonrobert-und
Dr. B o 11 er »Über das Verkochen von Holzöl«, Farben-Zeitung 19301193i, S.2196
und 2239; 1931/1932 S. 15). Hiernach besitzt ein schlecht verkochtes Holzöldicköl
mit einer Albertolzahl 12o, das mit anderen Worten 120 °/o Albertol benötigt, um
glatt aufzutrocknen, nach- Zusatz von i % p-tert.-Amylphenol nur noch eine Albertolzahl
von 12,5 und bei Verwendung der gleichen Menge p-Oxyphenylpropylphenol eine
solche von 2o. Demgegenüber führen bei gleicher Zusatzmenge z. B. ß-Naphthol nur
zu einer Albertolzahl von 5o, Benzylphenol von 6o, die Kresole von 6o bis 75 und
Phenol von nur 115. Das bedeutet, daß ein schlecht verkochtes Holzöldicköl, das
höchstens in einem ganz mageren Lack glatte Aufstriche gibt, nach Zusatz von p-tert.-Amylphenol
und Di-p-oxyphenylß, ß-propan zu .einem fast beliebig fetten
Lack
verarbeitet werden kann, ohne daß Holzölerscheinungen zu befürchten sind.
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Erfindungsgemäß ist es möglich, je nach Erfordernis die beiden Phenole
entweder schon dem rohen oder dem bereits eingedickten Holzöl (Holzöldicköl) vor
der Verwendung für die Lackherstellung zuzusetzen. Man kann es auch dem fertigen
Holzöllack zugeben oder es mit einem dem Holzöllack zuzusetzenden Naturharz verschmelzen,
um dieses dann nachträglich in üblicher Weise in den Lack hineinzuarbeiten. Die
Möglichkeiten des Zusatzes können je nach den Anforderungen an den herzustellenden
holzölhaltigen Lack variiert werden. Auf alle Fälle werden Holzöllacke erhalten,
die auch im Gasofen ohne Eisblumenbildung, ohne Trocknungsverzögerung und ohne Vergilbung
glatt zu einwandfrei glänzenden und harten Filmen auftrocknen, auch dann, wenn die
mit Zusatz der genannten Phenole hergestellten Holzöllacke unter ungünstigen Bedingungen
(in Zugluft, in Sonnenlicht, in Gegenwart von Verbrennungsprodukten von Gasöfen
u. dgl.) aufgestrichen werden, das ist unter Bedingungen, bei denen gewöhnliche
Holzöllacke unerwünschte, Holzölerscheinungen aufweisen.
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Ein weiterer wesentlicher technischer Vorteil ist der, daß durch die
Erfindung die Möglichkeit zur Herstellung größerer Mengen Holzöldicköl in einer
einzigen Charge mÖglich gemacht wird. Bekanntlich läßt sich ein lacktechnisch einwandfreies
Holzöldicköl nur durch rasches Erhitzen kleiner Mengen (3o bis 35 kg) rohen
Holzöles auf ?8o bis 290° und sofortiges Abkühlen herstellen. Diese Methode erfordert
viel praktische Erfahrung und besitzt außerdem den Nachteil, daß jeweils nur kleine
Mengen Dicköl erhalten werden. Rationelleres Arbeiten gestattet das Verkochen größerer
Holzölmengen bei niedrigeren Temperaturen. Jedoch zeigen so erhaltene Dicköle in
reinem Holzöllack meist Holzölerscheinungen in irgendeiner Form. Versetzt man letztere
nun mit den genannten Phenolen, so trocknen die daraus hergestellten Lacke unter
allen Umständen glatt und glänzend auf.
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Es ist ein Verfahren zur Herstellung von Holzöl-Kunstharzlacken bekannt
unter Verwendung von solchen Kondensationsprodukten aus .p-substituierten Phenolen
und Formaldehyd; die durch Kondensation mit etwa äquimolekularen Mengen Formaldehyd
erhalten sind. Diese Kondensationsprodukte enthalten jedoch noch eine geringe Menge
freier Phenole, sö daß sie auch in den Holzöl-Kunstharzlacken dieses bekannten Verfahrens
vorhanden sind, denen sie gemeinsam mit dem Kunstharzanteil bestimmte lacktechnische
Eigenschaften geben. Die-besondere Wirkung des p-tert.-Amylphenols und des Di-p-oxyphenyl-ß,
ß-propans oder deren Gemische auf Holzölfirnisse und auf Holzöl-Naturharzlacke,
die frei von Kunstharzzusätzen sind, kann aus diesem bekannten Verfahren jedoch
nicht entnommen «erden. Beispiel i i Teil Di-p-oxyphenyl-ß, ß-propan wird in ioo
Teilen eingedicktem Holzöl durch geringes Erwärmen gelöst. Nach Zusatz von 0,1
01, Kobalttrockner (als Metall gerechnet) wird die Albertolzahl von izo auf
-2o gesenkt und ein einwandfrei ohne Holzölerscheinung und Vergilbung trocknender
Holzölfirnis erhalten. Beispiel Ein aus 3o Teilen Kolophoniumglycerinester, 9o Teilen
Holzöldicköl, o,og Teilen Kobalttrockner (als Metall gerechnet) und 9o Teilen Lackbenzin
hergestellter Lack wird mit einer Lösung von i g p-tert.-Amyll>lienol in io g Benzol
versetzt. Die Aufstriche des Lackes trocknen auch im Gasofen glatt ohne Eisblumenbildung
und Trocknungsverzögerung zu harten und glänzenden Filmen auf.