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Durch Behandlung mit Wasser zu formender Werkstoff mit Ledereigenschaften
Während reines Leder für viele Verwendungszwecke nicht entbehrt werden kann, bedeutet
es wieder für andere Verwendungszwecke eine Vergeudung an dem wertvollen Naturprodukt,
wenn die betreffenden Gegenstände aus Leder oder nur aus vollem Narbenleder hergestellt
werden.
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Man hat daher auch schon vielfach die verschiedensten Gegenstände,
wie Geldtaschen, Brieftaschen, Schulranzen, Koffer u. dgl., zum Teil aus Kunstprodukten
hergestellt oder nur die äußeien Schichten aus einem dünnen Spalt- oder Narbenleder
angefertigt, die gewünschte Stärke und Festigkeit aber durch Unterlagen von Pappe,
Kunstprodukten u. dgl. erzielt. Für die Vereinigung der Stützschichten mit den aus
dünnem Leder bestehenden Deckschichten kommt außer Vernähen ein Verkleben mit Leim
u.dgl. oder auch mittels wasserbeständiger' Klebmittel, wie Celluloid oder Kautschuk,
in Frage. Derartige Verklebungen wurden zwecks Erzielung von Luft- und Feuchtigkeitsdurchlässigkeit
auch schon porös hergestellt.
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Kombinationen di-1ser Art von verklebtem und gesteiftem dünnem Leder
besitzen eine mehr oder weniger höhe Eigensteifigkeit; sie können aber nicht ohne
weiteres in beliebige Formen gebracht werden, die sie auch auf die Dauer behalten
und in die sie nach Deformationen zurückkehren, wie es bei Volllader der Fall ist,
das unter dem Einfluß von Wassew geformt werden kann und die ihm hierbei aufgezwungene
Form nach dem Trocknen beibehält.
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Es wurde nun gefunden, daß Leder, Kunstleder und ähnliche Stoffe,
die mittels wasserfester Klebmittel unter sich oder auch mit anderen Stoffen verklebt
oder von solchen Klebstoffschichten ein- oder beiderseitig bedeckt
sind,
unter dem Einfluß von Wasser zu formbeständigen Gegenständen verarbeitet werden
können, wenn die Verklebung durch Zumischung von indifferenten Stoffen in die. festen
Klebstoffschichten in bestimmter Weis porös gehalten wird. Dies kann geschehen durch
Verwendung von Klebstoffschichten, die aus unter dem Einfluß von Lösungsmitteln
klebend werdenden, faserförmigen, wasserbeständigen, festen Klebstoffen, welche
mit in diesen Lösungsmitteln nicht klebend werdenden, aber für Wasser und wäßrige
Flüssigkeiten aufnahmefähigen indifferenten Faserstoffen verfilzt sind, bestehen
oder solche enthalten. Es ist in hohem Grade überraschend, daß ein Zusatz solcher
indifferenter Faserstoffe, der die klebende und steifende Wir-. kung der Klebstoffe
nicht beeinträchtigt, genügt, die verklebten Produkte trotz der Wasserbeständigkeit
der Klebstoffe so aufnahmefähig für Wasser zu machen, daß die Produkte ganz in der
Art wie gewöhnliches Volleder in Wasser geformt werden können.
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Gegenstand vorliegender Erfindung ist demgemäß ein durch Behandlung
mit Wasser oder wäßrigen Flüssigkeiten zu formender .Werkstoff mit Ledereigenschaften
und seine Herstellung und Verarbeitung zu Gegenständen aus ihm, welcher in der Weise
gebildet ist, daß Leder, insbesondere dünnes Leder oder Kunstleder, gegebenenfalls
wiederholt mit gleichen oder anderen Stoffen mittels durch Verfilzung von unter
dem Einfluß organischer Lösungsmittel klebend werdenden wasserbeständigen Fasern
mit in diesen Lösungsmitteln nicht klebend werdenden, aber für-W. asser aufnahmefähigen
indifferenten Fasern erzeugten Schichten verklebt oder ein-oder beiderseitig mit
solchen Schichten klebend bedeckt ist. Diese Produkte werden dann nach Entfernung
der organischen Lösungsmittel in Wasser erweicht, in erweichtem Zustand, zweckmäßig
unter Zug und/oder Druck, geformt und in der ihnen aufgezwungenen Form trocknen
gelassen. Unter wäßrigen Flüssigkeiten sollen insbesondere Lösungen, Suspensionen
und Emulsionen verstanden werden, die außer Wasser Stoffe enthalten, die die Geschmeidigkeit
und Festigkeit, gegebenenfalls auch Dichte usw., des Leders erhöhen, also z. B.
Fette, öle, sulfurierte öle, Glycerin, Gemische solcher Stoffe usw., gegebenenfalls
in Gegenwart von Emulgatoren.
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Die Verklebung von Leder usw. erfolgt alsö mittels Klebstoffschichten
der beschriebenen Art inhomogen, indem keine zusammenhängenden Klebstoffilme entstehen,
sondern eingelagerte indifferente Stoffe das Entstehen solcher zusammenhängender
Klebstoffilme verhindern und ihrerseits dem auf das verklebte und versteifte Leder
zur Einwirkung kommenden Wasser mit wäßrigen Flüssigkeiten zugänglich bleiben.
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" .Bringt man ein so verklebtes und ver-°'-_@teiftes Leder in Wasser
oder in eine der er-. Wälhnten wäßrigen Flüssigkeiten, insbesondere .bei gelinder
Erwärmung, so wird es in der gleichen Art wie gewöhnliches Leder weich und formbar;
nach dem Trocknen auf der Form behält es die im feuchten Zustand angenommene Form
bei.
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Nach vorliegender Erfindung gesteiftes und verklebtes Leder eignet
sich also beispielsweise besonders für die Herstellung von Fahrradsätteln, Fahrrad-,
Patronen-, Pistolentaschen, Säbel- und Messerscheiden, Gamaschen, Bergmannskappen,
Koffern, technischen Artikeln, , wie Lederdichtungsringen und -manschetten, für
die Maschinen- und insbesondere die Autoindustrie usw. Da nach der Erfindung je
nach Verwendungszweck der Produkte und Stärke der Verklebungsschicht oder -schichten
an Leder rund ein Drittel bis die Hälfte und selbst mehr bei annähernd gleichbleibenden
Eigenschaften, insbesondere auch hinsichtlich' Steifheit und Festigkeit, erspart
werden kann, kommt ihr erhebliche wirtschaftliche Bedeutung zu. Darüber hinaus zeichnen
sich die Verfahrensprodukte durch höhere Einstichfestigkeit gegenüber nicht in dieser
Weise gesteiftem oder mit Pappe u. dgl. verklebtem Spalt und höhere öldichtigkeit
gegenüber unbehandeltem Leder aus.
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Als im Sinne der Erfindung zu verarbeitendes Leder kommen insbesondere
Spaltleder und dünnes Narbenleder in Frage, aber auch andere lederähnliche Stoffe,
wie Kunstleder, z. B. aus Lederfasern hergestelltes Kunstleder u. dgl. Als Klebschichten
dienen, wie erwähnt, Verfilzungsprodukte von festen, wasserfesten, faserförmigen
Klebstoffen mit indifferenten Faserstoffen, die beispielsweise papiermachermäßig
hergestellt sind.
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Die indifferenten Fasern können dabei auch durch insbesondere saugfähige
und nicht geleimte oder sonstwie appretierte Gewebe, die dann mit den Klebstoffasern
zusammen verfilzt sind, ersetzt sein. Eine solche Durchverfilzung kann wie in der
Patentschrift 668 565 beschrieben erfolgen.
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Soweit Verfilzungsprodukte aus Klebstofffasern und indifferenten Fasern
vorliegen und durch letztere für eine Durchdringbarkeit der Schichten auch nach
vorübergehender Einwirkung von Lösungsmitteln für sie oder Wärme. auf sie gewährleistet
ist, können die Verfilzungsschichten natürlich auch zusätzlich mit anderen Stoffen,
insbesondere ihre Zugfestigkeit noch erhöhenden Gewebebahnen, kombiniert sein, wobei
es dann nebensächlich
ist, ob derartige Gewebe, Füllmittel mit oder
ohne Klebeeigenschaften usw. an der Verfilzung teilnehmen oder nicht. Natürlich
darf durch die Gegenwart aller solcher Stoffe eine Durchdringbarkeit der verfestigtenVerfilzungsprodukte
durch Wasser oder wäßrige Flüssigkeiten nicht unterbunden werden, wofür gegebenenfalls
durch Perforationen oder Rasterungen, letztere besonders wenn Klebstoffe zur Vereinigung
mit zusätzlichen Stoffen mitverwandt werden sollen, o. dgl. Vorsorge zu treffen
ist.
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Die Festigkeit der Produkte kann auch so erhöht werden, daß man in
die Klebfolien bei ihrer Herstellung oder auch nachträglich Fasern größerer Länge,
wie z. B. lang gerissene Lederfasern, Lederwolle, Haare, Kokosfasern usw., ein-
bzw. auf sie aufbringt.
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Stofflich bestehen die Klebstoffe aus Cellulosederivaten, wie Celluloseestern
oder -äthern, gegebenenfalls auch aus Harzen oder Kunstharzen. Auch Gemische aller
dieser Stoffe können vorliegen, wie auch der Zusatz von Füllmitteln, wie Farbstoffen
u. dgl., erwünscht sein kann. Die indifferenten Fasern, zu denen hier auch die Gewebe
gerechnet seien, bestehen beispielsweise aus Baumwolle, Jute, Leinen, Zellstoff,
Cellulosehydrat, Ramiefasern, Lederfasern, Haaren usw.
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Für die Herstellung der Verfilzungsprodukte können u. a. auch Gemische
verwandt oder mitverwandt werden, wie sie als Mischgewebe von z. B. Celluloseacetat-Kunstseideabfällen
mit Viscose- oder Baumwollfäden anfallen und im Handel erhältlich sind.
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Leder und andere Stoffschichten und die Klebschichten können in beliebiger
Zahl, Stärke und unter Zwischenlage der Klebstoffe auch in beliebiger Reihenfolge
miteinander .schichtweise vereinigt werden. Insbesondere kann man auch auf das Leder
zunächst eine stark klebende Klebstoffschicht und auf diese wieder eine weniger
stark klebende Klebstoffschicht aufbringen.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht z. B. darin,
daß ein getrocknetes und gegebenenfalls aufgerauhtes Spaltleder mit einem Verfilzungsprodukt
aus Celluloseesterfasern, z. B. Celluloseacetatfasern, und Zellstoffasern, diese
im Verhältnis von etwa 50:50, versehen wird. Geht man von Textilabfällen aus, so
kann sich eine vorausgehende Bleiche und hier wie auch sonst eine Färbung auf Lederton
empfehlen. Die Vereinigung erfolgt durch Erweichen der Cellulosederivatfasern mittels
eines flüchtigen Lösungsmittels, wie z. B. Aceton oder Essigester, wobei ein überschuß
von Lösungsmittel zu vermeiden ist, damit kein zusammenhängender Klebstoffilm entsteht.
Der so vorbehandelte Filz wird auf das gegebenenfalls auch mit dem organischen Lösungsmittel
angefeuchtete Leder aufgelegt, worauf ein weiteres Verfilzungsprodukt aus Celluloseesterfasern,
insbesondere wieder Celluloseacetatfasern, aber auch aus anderen Celluloseesterfasern
bestehend, und Zellstoffasern, im Verhältnis etwa 30:70, unvorbehandelt oder ebenfalls
angefeuchtet auf den angefeuchteten Filz aufgelegt und dann das ganze in der Presse,
gegebenenfalls unter Anwendung gelinder Wärme, vereinigt wird. Man trocknet im Luftstrom,
den man zweckmäßig bis auf etwa q.o bis 50° vorwärmt. Nachdem das getrocknete gesteifte
Leder in Stücke gewünschter Größe geschnitten ist, werden diese in lauwarmes Wasser
gelegt und nach ihrem Durchdringen um eine Form, z. B. eine Gamaschenform, gezogen.
Man läßt auf der Form, wie auch sonst üblich, trocknen und erhält eine formbeständige
Gamasche. Diese wird dann ausgerüstet und mit Lack gespritzt, wonach die Gamasche
einer reinledernen nicht nur äußerlich vollkommen gleicht, sondern auch gegen Feuchtigkeitseinflüsse
von außen geschützt ist.
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Statt die Verklebung ,mittels Lösungsmittel für die Klebstoffe zu
bewirken, kann man auch Lösungen von Klebstoffen, wie Cellulosederivaten usw., insbesondere
von solchen, wie sie bereits in den Verfilzungsprodukten enthalten .sind, aber auch
von solchen, für die dies nicht zutrifft, in Lösungsmitteln oder auch Pasten solcher
Klebstoffe verwenden. Letztere wie auch Lösungen und Lösungsmittel kann man auf
die Verfilzungsprodukte oder auch auf die Spaltleder usw. durch Aufstreichen oder
Aufwalzen auftragen, Lösungen und Lösungsmittel auch durch Aufspritzen oder durch
Tauchen der Klebstoffs_chichten und/oder der mit ihnen zu vereinigenden Schichten
in sie. Die Verklebung kann auch durch Anwendung gelinder Wärme bewirkt bzw. begünstigt
werden, wobei je nach Art des Leders eine schädigende Temperaturhöhe zu vermeiden
ist.
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Je nach dem Verwendungszweck der verklebten und versteiften Leder
usw. kann es von Vorteil sein, den Klebstoffkomponenten und/oder den zu ihrer Erweichung
dienenden Lösungsmitteln oder Lösungen auch Plastifizierungs- oder Weichhaltungsmittel
für die Klebstoffe zuzusetzen. Man erhält hierbei weichere und griffigere Fertigprodukte;
man wird in diesen Fällen aber wegen der leichteren Gelatinierbarkeit der mit solchen
Zusatzstoffen versehenen Klebstoffe unter dem Einfluß von Lösungsmitteln und/oder
Wärme darauf Bedacht nehmen müssen, daß genügend indifferente Stoffe mit in den
Klebstoffolien zugegen sind, um die Bildung einer durchgehenden Filmschicht- aus
Klebstoff zu
verhindern. Letzterer kann, man auch dadurch entgegenwirken,
daß man gewisse Aussparungen, wie Perforationen, irgendwelcher Gestalt in den o,
r diese
mit Rastern versieht. Die Raster @' ' --i |
dann zweckmäßig aus wasserlöslichen: 14 |
damit der Zutritt des zur Erweich r |
Produkte dienenden Wassers zu den 'den |
Klebstoffolien enthaltenen indifferenten Anteilen nicht zu sehr erschwert wird.