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Schädlingsbekämpfung Es ist gefunden worden, daß Sulfide, die die
Gruppe
enthalten und sich von ungesättigten aliphatischen oder alicyclischen Kohlenwasserstoffen
oder derenDerivaten ableiten, für sich allein oder in Mischung mit anderen Stoffen,
die ,gegebenenfalls insektentötende, fungicide oder baktericide Wirkung besitzen,
bzw. in Mischung mit Verdünnungsmitteln, wie Kohlenwasserstoffen oder Kieselgur,
oder mit beständigmachenden Mitteln, wie Phenolen, zur Bekämpfung von Schädlingen
außerordentlich geeignet sind.
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Die Kohlenwasserstoffe, von denen sich die Sulfide ableiten, können
als Substituenten z. B. folgende Gruppen enthalten: Halogen, -NH2, -OH, -COOH, -CN
oder -As H.. Beispiele solcher Verbindungen, die im Sinne der vorliegenden Erfindung
zur Schädlingsbekämpfung verwendet werden, sind:
Von diesen und anderen Stoffen, die in den Rahmen der -vorliegenden Erfindung fallen,
hat sich Äthylensulfid wegen seines niedrigen Siedepunktes (55°) und seiner leichten
Verdampfbarkeit zur Anwendung als insektentötendes Begasungsmittel zwecks Vernichtung
von Insekten in Nahrungsmitteln, Lagerhäusern, Wohnungen und Schiffen und außerdem
zu deren Abtötung an Menschen und Tieren als ganz besonders geeignet erwiesen.
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Infolge seiner starken Wirkung bei geringer Konzentration kommt es
für solche Anwendungsfälle in Betracht, für die Schwefelkohlenstoff nicht verwendet
werden kann, d. h. wo Explosions- oder Feuersgefahr besteht. Wenn Äthylensulfid
verwendet wird, liegen die wirksamen Konzentrationen völlig außerhalb der Explosionsgrenzen.
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Die Herstellung dieses Stoffes erfolgt z. B. durch Umwandlung von
Äthylendirhodanid mit einer Natriumhydrosulfid enthaltenden Lösung von Natriumsulfid,
eine z. B. aus dem Chemischen Zentralblatt, 1920 11I, Seite 374 und 1921 I, Seite
655 bekannte Arbeitsweise. Hierbei hat es sich als .günstig herausgestellt, eine
Temperatursteigerung so gut als möglich zu verhindern und das Produkt nicht, wie
in der Literatur angegeben, von dem Reaktionsgemisch durch Destillation mit Dampf
zu trennen, sondern es aus dem Reaktionsgemisch durch Vakuumdestillation bei niederer
Temperatur zu isolieren.
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Die niedrigmolekularen Sulfide sind im allgemeinen flüchtige Stoffe.
Aus diesem Grunde können sie insbesondere als insekticide Begasungsmittel verwendet
werden. Die höhermolekularen Sulfide jedoch sind nicht oder wenig flüchtig und können
als Berührungs-oder Magengifte verwendet werden.
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Die Wirkung der Schädlingsbekämpfungsmittel gemäß Erfindung wird durch
die nachstehenden Beispiele noch näher erläutert.
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Beispiel i In einen abgeschlossenen Luftraum wurde Äthylensulfid bis
zu einer Konzentration von nur o,i 0/D eingeführt. Bei dieser geringen Konzentration
starben Küchenschaben innerhalb 24 Stunden.
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Beispiel 2 `In ein luftgefülltes abgeschlossenes Gefäß, welches Küchenschaben
enthielt, wurde Bu-;? #,lensulfid in einer Konzentration von o,i Volumprozent eingeführt.
Nach 3 Stunden waren die Schaben gelähmt, während nach 24 Stunden der Tod aller
Tiere eingetreten war. Bei Anwendung des Butylensulfids in einer Konzentration von
i,o "/o trat der Tod schon nach 3 Stunden ein.
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Bei Vergleichsversuchen, die mit einer großen Zahl von Insekten durchgeführt
wurden, u. a. mit Calandra, Tribolium, Tenebrio, Ephestia, Gnatoceros, Cimex (Wanze)
und Dermestes, zeigte sich, daß Äthylensulfid mindestens so wirksam und in den meisten
Fällen sogar um ein mehrfaches wirksamer ist als das bekannte aus 9o % Äthylenoxyd
und io '/o Kohlendioxyd bestehende Begasungsmittel, Obwohl die Mittel gemäß der
Erfindung in erster Linie zur Vernichtung von Insekten bestimmt sind, lassen sie
sich auch mit Erfolg zur Bekämpfung von anderen Schädlingen, z. B. Ratten oder Mäusen,
anwenden.
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Die nebenstehenden Daten (s. Tabelle) zeigen die Überlegenheit der
erfindungsgemäß verwendeten cyclischen Sulfide gegenüber den bekannten Alkylsulfiden.
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Es ist bekannt, daß Sulfide, die die Gruppe
enthalten, wie sie in den Beispielen oben angegeben worden sind, im allgemeinen
unbeständig sind und sich mehr oder weniger rasch polymerisieren, was sich bei den
flüssigen Vertretern dieser Gruppe durch Auftreten von Trübung oder durch Bildung
weißer Flocken zeigt. Diese Polymerisation wird u. a. durch Anwesenheit von Stoffen
mit alkalischer Reaktion und durch Licht gefördert. Um diese bei Anwendung der Verbindungen
als Schädlingsbekämpfungsmittel unter Umständen nachteilige Polymerisation zu verhindern,
kann man den Sulfiden erfindungsgemäß Schwefelwasserstoff, Selenwasserstoff, Tellurw
asserstoff oder Abkömmlinge dieser Verbindungen, oder Stoffe, die unter den Lagerungs-
bzw. Verwendungsbedingungen der Sulfide solche Verbindungen zu bilden vermögen,
zusetzen. Unter der Bezeichnung Abkömmlinge sind sowohl organische als auch anorganische
Verbindungen zu verstehen. Die organischen Verbindungen können aliphatisch oder
cyclisch sein. Verbindungen, die nur Schwefel-, Selen- oder Telluratome als Bestandteil
der Gruppen
enthalten, werden unter der Bezeichnung Abkömmlinge von
Schwefel-,
Selen- und Tellurwasserstoff nicht mit einbegriffen.
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Selbstverständlich sind auch solche Stoffe,. die infolge ihrer stark
alkalischen oder stark sauren Reaktion die Polymerisation in solchem Ausmaß begünstigen,
daß ihre schützende Wirkung neutralisiert wird, ebenfalls ausgeschlossen.
Tödliclie Ein- |
Alkylsulfide Mindestmenge Getötet Wirkungszeit Literaturstelle |
mg pr ) Liter in Stunden |
Dimethylsulfid . . . . . . . . . . . . . . . 425 ioo 24 U.
S. Dept. Agri. |
Bull. 16,2 |
Seite 33 |
Diäthylsulfid . ... . . . . ... . . . . .. 419 ioo 24 desgl. |
Di-n-propylsulfid ............. 244 ioo 24 desgl. |
Diisobutylsulfid .............. 334 ioo 24 desgl. |
Diallylsulfid ................. 444 6o 24 desgl. |
Cyclische Sulfide |
gemäß der Erfindung |
Äthylensulfid . . . . . . . . . . . . . . . . 2,7 ioo 24 Beispiel
i |
(o,i Volumprozent) |
Butylensulfid . . . . . . . . .. . . . . . . 4,0 ioo 24 Beispiel
e |
(o,i Volumprozent) |
Die beständigmachenden Mittel wirken schon, wenn sie in nur sehr geringen Mengen,
im allgemeinen unter i Gewichtsprozent, verwendet werden; erforderlichenfalls können
aber auch größere Mengen zur Anwendung kommen.
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Beispiele von beständigmachenden Mitteln sind: H2 S, H2 Se, H,Te,
CH,SH, C.H5SH, (C2 H5)2 S, C,HSSeH, C1oH,SH, C S2, KHS, K2 Te, Nag S, (N
H4)2 SI C2 H5 S Na, C, Hs S K, C H, C O S K, Sb2 S3, Zn S, Ca (H S) 2 und
H- S. Außerdem können Stoffe, wie Di- oder Trithiokohlensäurealkylester,
Selenharnstoff oder Selencarbanilid, die unter der Einwirkung von Licht, Luft, Feuchtigkeit
u. dgl. leicht Stabilisatoren der obenerwähnten Art abspalten, verwendet werden.
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Z. B. kann bei einem Äthylensulfid, das durch Umsetzung zwischen Äthylenoxyd
und Kaliumrhodanid in wäßriger Lösung und Abdestillieren des Äthylensulfids hergestellt
wird, das Auftreten einer Trübung und eine Ausfällung durch den Zusatz von
0,025 bis o,5 Gewichtsprozent C2H5SH, (C2H5)2S, Ca 117, S H, Clo H, S H u.
dgl. oder durchs Einleiten von Schwefelwasserstoff bis o,oz5 bis o, i Gewichtsprozent
vollständig verhindert werden, während ohne diesen Zusatz das Äthylensulfid, das
zunächst als klare Flüssigkeit anfällt, schon nach 24 Stunden eine weiße Trübung
aufweist, die zu einem allmählich wachsenden Niederschlag führt, und zwar auch,
wenn es im Dunkeln und in einem kein Alkali abgebenden Behälter aufbewahrt wird,
z. B. einem Behälter, der aus Weißblech besteht oder aus einem mit Salzsäure ausgekochten
Glasgefäß.