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Kohlenstaub- und schlagwettersichere Sprengladungen Es ist bekannt,
daß die Anwendung von Sprengstoffen in Kohlenbergwerken verschiedene Gefahren mit
sich bringen kann. Durch ungeeignete Sprengstoffe kZnnen die in diesen Bergwerken
vorhandenen Schlagwetter oder der Kohlenstaub zur Entzündung oder Explosion gebracht
werden. Selbst die von den zuständigen Behörden zur Verwendung in Kohlenbergwerken
zugelassenen sog. Wettersprengstoffe können unter Umständen zu Explosionen Anlaß
geben, besonders dann, wenn sie unsachgemäß verwendet werden.
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In Zusammenarbeit mit den für die Sicherheit in den Bergwerken zuständigen
Behörden hat sich die Industrie schon lange bemüht, die Sicherheit der zu verwendenden
Sprengstoffe immer mehr zu steigern. So ist z.B. schon seit vielen Jahren vorgeschlagen
worden, die Sprengstoffe mit einer Umhüllung oder Aufladung aus solchen Stoffen
zu versehen, durch welche die Flamme des Schusses abgekühlt oder weniger gefährlich
gemacht wird. Als derartige Aufladungen sollen z. B. inerte Stoffe, wie Gesteinsstaub,
Alkalichloride, Alkalibicarbonate, kristallwasserhaltige Verbindungen u. dgl., verwendet
werden.
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Umhüllungen oder Aeladungen von inerten Stoffen, haben verschiedene
Nachteile. Zunächst stellen indifferente Stoffe einen Ballast dar, der nicht für
die Sprengwirkung nubbär gemacht werden kann. Infolgedessen kann man ineinem Bohrloch
gegebener Größe nur eine geringere Menge von Sprengstoffen unterbringen, werm hierzu
noch eine indifferente Aufladung verwendet wird, oder aber man muß Bohrlöcher größeren
Durchmessers oder größerer Tiefe herstellen. Ferner macht es Schwierigkeiten, die
Sprengkapsel unterzubringen, da bei Patronen, -die aus Sprengstoffen und einer indifferenten
Aufladung oder Ummantelung bestehen, diese äußere Schicht erst durchbohrt werden
muß; hierbei rieselt der pulverförmige Besatz leicht aus. Schließlich wird durch
die indifferente Aufladung die übertragung der Detonation von einer Patrone auf
die andere erschwert.
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Es sind ferner Spxengpatronen beschrieben worden, die aus einem Kein
von brisanten Sprengstofien und einem die Längsseiten des Kerns umhüllenden Mantel
aus weniger brisanten Mischungen mit einem hohen Gehalt an inerten Stoffen bestehen.
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Beiladungen von den bisher für diesen Zweck vorgeschlagenen schwachen
Sprengstoff en haben den Nachteil, daß sie nicht an den Kapfenden der Patronen oder
zwischen
zwei Patronen angeordnet sein können, da die Detonationsübertragung
von einer Patrone zur anderen hierdurch stark herabgesetzt oder ganz verhindert
wird. Iä
Gegenstand des »Patents 605 424 sil. j |
Sprengstoffe, die aus flüssigen brisanten E- |
plosivstoffen und solchen inerten Stoffen be' |
steh-en, die bei der Explosion unter
' Wärmebind-L#ng inerte Gase, wie Kohlensäure
und Stickstoff, entwickeln. Die inerten Stoffe, unter denen besonders die Alkalibicarbonate
hervergehoben werden, sollen in Mengen verwendet werden, die die Menge der brisanten
flüssigen Explosivstoffe überschreiten.
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Es wurde nun gefunden, daß die Schlagwetter- upd Kohlenstaubsicherheit
von anderen Sprengstoffen wesentlich erhöht werden kann, wenn sie zusammen mit einer
Beiladung aus Sprengstoffen nach dem Patent 605 424 verwendet werden. Es
sei dabei dahingestellt, ob diese Wirkung auf die hohe Detonationsgeschwindigkeit,
auf ihre niedrige Explosionstemperatur oder auf die Entwicklung von Schwaden aus
inerten Gasen zurückzuführen ist.
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Beiladungen aus Sprengstoffen nach dern Patent 6o5 424 setzen auch
die Detonationsübertragung nicht herab, sondern dienen eher zur Verbesserung der
Detonationsübertragung von Patrone zu Patrone.
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Zur Herstellung von Sprengladungen gemäß der vorliegenden Erfindung
kann so \,erfahren werden, daß in das Bohrloch zuerst eine oder mehrere Patronen
der bekannten Bergbausprengstoffe eingeführt werden und als Abschluß darauf eine
oder mehrere. Patrenen von Sprengstoffen nach dem Patent 6o5 424. Die Zündung kann
hierbei je nach Wunsch im Bohrlochtiefsten oder #in der Patrone aus Sprengstoffen
nach dem Patent 605 424 angebracht sein. Bei Verwendung mehrerer Sprengpatronen
kann auch nach z. B. je einer oder zwei Patronen der anderen Sprengstoffe
eine Patrone aus Sprengstoffen nach dem Patent 6o5 424 folgen. Vorteilhaft wird
hierbei aber darae geachtet, daß die oberste. Patrone ein-a Patrone von Sprengstoffen
nach dem Patent 6o5 424 ist, da hierbei die Schlagwetter- und Kohlenstaubsicherheit
dieser Gemische am besten zur Geltung kommt.
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Anstatt gesprengte Patronen von Sprengstoffen nach dem Patent
605 424 und anderen Sprengstoffen zu verwenden, können sie auch schon von
vornherein durch Unterbringung in einer gemeinsamen Umhüllung zu einer fertig-en
Ladung vereinigt sein. Ebensogut lassen sich die verschiedenen Sprengstoffe auch
in einer Patrone anordnen, wobei sie z. B. durch eine Pappscheibe voneinander getrennt
sein können. Das eine Ende der Patrone oder der ganzen Ladung enthält dann den Sprengstoff
nach dem Patent
605 424.
Um Verwechselungen bei der Anbringung |
ZÜndung und bei der Einführung in das |
loch zu. verhindern, kann dieses Ende |
I>ack eic Z ng et oder sein, der z. B. Patrone durch besonders
Färbung der ge- |
Umhüllung. Wenn man ganz sicher gehen
Z>
will, so kann man den Sprengstoff
nach dem Patent
605 424 auch an beiden Enden der Patrone bzw. der Ladung
unterbringen.
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Als besonders zweckmäßig haben sich Patronen erwiesen, die als Beiladung
an beiden Enden Sprengstoffe nach dem Patent 6o5 424 und außerdem noch eine Umhüllung
aus Sprengstoffen- nach dem Patent 605 424 enthalten. Derartige Patronen
können z. B. aus einem Kern eines gewölinlielien Sprengstoffs bestehen, der in paraffiniertes
Papier eingeschlagen ist. Dieser patronierte Kern ist allseitig von einer Umbüllung
aus Sprengstoffen nach dem Patent 6o5 424 umgeben, und zwar ist an den beiden Enden
je eine Schicht angemessener Dicke und an den Längsseiten einMantel angeordnet.
Dasganze ist wieder mit. Papier umhüllt und bildet die gebrauchsfertige Patrone.
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Die Schlagwetter- und Kohlenstaubsicherheit wird durch Anwendung einer
Beiladung aus den gekennzeichneten Gemischen so weit erhöht, daß es unter besonders
günstigen Umständen sogar möglich ist, ohne Verwendung von Besatzmaterial zu, sprengen
bzw. eine Patrone von Sprengstoffen nach dem Patent 605 424 als Besatz zu,
gebrauchen.
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Zum Vergleich und als Beispiel sind nachstehend die Beschüsse einiger
Sprengstoffe und Sprengladungen in einer unserer Versuchsstrecken angeführt. Verwendet
wurden hierzu folgende Mischungen:
i. Dynamit |
65,0,0/0 gel. Nitroglycerin, |
26,8 % Natronsalpeter, |
8,o % Holzmühl, |
o,2%-Caput mortuurn, |
100,00/0. |
2. Gelatin-öser Wett-erspre-ng s t o f f |
28,5% gel. Nitroglyoerin, |
3o,5% Ammonsalpeter, |
0,7 Ojo Gelose (Aufschwemmung |
von Caragheenmoos in |
Was-.er), |
0,30/0 Holzmehl, |
o,5% Talkum, |
39,50/0 Kochsalz, |
100200/0. |
Dieser Sprengstoff ist vom Reichs- und Preußischen Wirtschaftsministerium
zum Vertrieb an Kohlenbergwerke zugelassen.
3. Mischung (nach dem |
Patent 6o5424) |
i o, o % Nitroglycgrin, |
2,0% Holzfaserstoff, |
6,oo/o Natronsalpeter, |
32,0% Kochsalz, |
5o,oo/o Natriumbicarbönat, |
100,00/0. |
Beim Beschuß von Dynamitpatronen von 8og wurden in der Versuchsstrecke Schlagwettergemische
mit etwa 8,5 % Hammgas regelmäßig gezündet. Wurden gleiche Dynamitpatronen mit 120g
der Mischung nach Beispiel
3 allseitig umhüllt, so fand rege-lmäßig keine
Zündung des Schlagwettergemisclies statt.
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Ein ähnliches Ergebnis wurde beim Vergleich des. gelatinösen Wettersprengstoffs
mit der Mischung nach Beispiel 3 erzielt. Bei einer Ladung voll- 4 Patronen
des. gelatinösen Sprengstoffs von je ioog wurde bei einem Versuch unter besonders
erschwerten Bedingungen ein Schlagwettergemisch mit 8,5 bis 9,oo/o Hammgas
in vier von fünf Fällen ,gezündet. Wurden gleiche Mengen des gelatinösen Wettersprengstoffs
mit je ioog der Vischung nach Beispiel 3 allseitig umhüllt, #so fand
bei Anwendung von ebenfalls 4 Patronen keine Zündung von Schlagwetter statt.