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Verfahren zur Herstellung von Verreibungen aus frischen Pflanzen und
Pflanzenteilen Nach älteren Verfahren des Erfinders werden frische Pflanzen bzw.
Pflanzenteile in Gegenwart von festen Zuckern zerkleinert.
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Mit besonderem Vorteil verwendet man nicht oder nur schlecht kristallisierende
Zucker, wie z. B. Traubenzucker oder Honig.
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Gute Ergebnisse werden ferner erreicht, wenn man an Stelle der Zucker
amorphe, zweckmäßig in Wasser lösliche Polysaccharide, wie Stärke, Amylose und deren
Abbauprodukte, wie Dextrin, verwendet. Noch nicht beschrieben ist die Verwendung
kleiner Zusätze unlöslicher Polysaccharide,- wie beispielsweise Tragant oder Pektin,
welche äthefrische t) le ganz ausgezeichnet binden.
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Die so erhaltenen Zerkleinerungs- bzw.
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Verreibungserzeugnisse werden sodann entweder unmittelbar verwendet
oder in einem Luftstrom von Zimmertemperatur oder ganz wenig erhöhter Temperatur
getrocknet, wobei zweckmäßig der trocknende Luftstrom in seinem Feuchtigkeitsgehalt
mit fortschreitendem Trocknungsvorgang nach und nach dem abnehmenden Feuchtigkeitsgehalt
der Masse angepaßt wird.
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Durch die Zerkleinerung von Pflanzenteilen bei Gegenwart der Zucker
u. dgl. erreicht man eine weitgehende Zerteilung der Pflanzenteile ; jedoch wird
den aus ihrer natürlichen Anordnung gerissenen Bestandteilen der Pflanze augenblicklich
eine andere stabile konservierende Anordnung an den beim Zerreiben gleichzeitig
entstehenden oder mit dem Pflanzenteil in Verbindung kommenden großen Oberflächen
der Zuckerteilchen geboten.
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Flüchtige Bestandteile werden sogleich an großen Oberflächen adsorbiert
und festgehalten.
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Durch die Anwesenheit von Zucker usw.
bei der Zerkleinerung
wird einerseits der Zutritt von Sauerstoff zur Pflanzensubstanz beträchtlich erschwert
und somit auch dessen chemische Einwirkung von vornherein beträchtl ich vermindert,
anderseits schützt die Adsorbtion der Stoffe an großen Zuckeroberflächen in ganz
ähnlicher Weise vor Oxydation, wie etwa ein leicht oxydables Metall in kolloider
Lösung durch sein Schutzkolloid vor Oxydation geschützt wird. Z. B. werden so fette
Ole vor dem Ranzigwerden geschützt.
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Zusammenballungen (Koagulierungen) von Stoffen können nicht stattfinden,
da die Stoffe, sowie sie beim Zerkleinern frei werden, sogleich an große Zuckeroberflächen
fest gebunden werden.
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Die Zerkleinerung der Pflanzenteile in Gegenwart von Zuckern usw.
führt naturgemäß viel weiter, als, wenn ohne Zucker zerkleinert wird. Die Zerteilung
der Pflanzensubstanz im Zucker kann daher leicht bis zu kolloiden Dimensionen getrieben
werden.
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Aus dem Vorstehenden wird ohne weiteres einleuchten, daß die beim
Zerkleinern der Pflanze zugesetzten Stoffe um so wirksamer sein werden, je rascher
sie beim Verreiben den Pflanzenteilen größere Oberflächen darbieten bzw. je größere
Oberflächen sie von Anfang besitzen. Aus dieser Überlegung ergibt sich sogleich
eine Stufenleiter der Wirksamkeit: a) Milchzucker ist ein gut kristallisierender
Zucker; größere Oberflächen stehen nach Maßgabe der Feinheit, in der er zur Anwendung
kommt, zur Verfügung; sie wachsen bei fortschreitender Zerkleinerung des Gemisches
von Pflanzenteilen und Zucker. b) Nicht kristallisierende bzw. schlecht kristallisierende
Zucker sind durch große Keimbildungsgeschwindigkeit und geringe Kri stallwachstnmsgeschwindigkeit
gekennzeichnet, stellen daher in festem Zustand ein äußerst fein kristallisches
Aggregat dar, wobei die Größe der Kristallite in die submikroskopischen Dimensionen
hinabreicht. Sie weisen also bereits ohne Zerkleinerung sehr große Innenoberflächen
auf, in welche bei der Zerkleinerung die Stoffe der Pflanzen sogleich hineindiffundieren,
um dort festgehalten zu werden. Diesen Zuckern ist auch Honig zuzurechnen. Ihre
günstigere Wirkung, verglichen mit Milchzucker, ist also verständlich. c) Amorphe
Polysaccharide, wie Stärke, Amylose, Tragant, Pektin u. dgl., und deren Abbauprodukte
haben, wie schon die Bezeichnung amorphe besagt, eine Zusammensetzung aufzuweisen
aus Kristalliten kolloider Dimensionen, deren Größe noch unter der der unter b genannten
Stoffe liegt, so daß letztere auch in der Wirkung vermöge weiter vergrößerter Oberfläche
übertroffen werden.
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Getrocknet werden diese nach den geschilderten Verfahren gewonnenen
Erzeugnisse vorzugsweise derart, daß man den durch die Verreibung erhaltenen Brei
mit warmer Luft, deren Feuchtigkeitsgehalt stetig abnimmt, bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt
von unter 201o Wasser trocknet. Das Trocknen ist nämlich auf die Erhaltung der wichtigen
Pflanzenstoffe in dem zu erzielenden Dauerpräparat ebenfalls von ausschlaggebender
Bedeutung.
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Wenn der : Feuchtigkeitsgehalt der trocknen Luft beim Trocknungsprozeß
nicht dem jeweiligen Feuchtigkeitsgehalt der Mischung angepaßt ist, werden die oberen
Schichten zu sehr austrocknen und dabei auchwichtigeflüchtige Bestandteile außer
dem Wasser abgeben.
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Auch wird die Masse ungleichmäßig werden.
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Bei diesen bekannten Verfahren ist es nicht immer zu vermeiden, daß
während der Trocknung bei der einen oder anderen Pflanzenart Veränderungen auftreten.
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Es wurde nun die überraschende Tatsache gefunden, daß man zu wesentlich
stabileren Produkten bei der Trocknung gelangt, wenn man die Verreibung von vornherein
mit alkalischen Mitteln durchführt. Zur Verwendung können hier kommen Alkalicarbonate,
Alkalibicarbonate, Erdalkalicarbonate, Alkali-und Erdalkalihydroxyde u. dgl. Welches
Alkali dem Pflanzenbrei vor der Trocknung, zweckmäßig also bereits während der Verreibung,
zugesetzt wird, ist grundsätzlich gleichgültig. Man kann naturgemäß jeden Stoff
verwenden, der den Zwecken der Verreibung nicht widerspricht und eine bestimmte
Alkalität aufweist. Es können naturgemäß auch Puffersalze Verwendung finden, um
eine vollkommene Neutralisierung des Pflanzenbreies sowohl während der Verreibung
als auch während des Trocknungsvorganges zu gewährleisten, ohne daß Störungen durch
überschüssiges Alkali zu befürchten sind.
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Es ist naturgemäß auch grundsätzlich gleichgültig, welches Kation
angewandt wird, wenn auch vorzugsweise die Alkali-, Erdalkali- und Ammoniumverbindungen
angewandt werden.
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Das gleiche gilt in bezug auf das Anion. Man muß nur dafür Sorgetragen,
daß der angewandte Stoff die gewünschte Alkalität sichert. So ist es naturgemäß
möglich und gegebenenfalls angezeigt, als Säuren solche Säuren zu verwenden, die
beispielsweise in der zu zerkleinernden Pflanze bereits enthalten sind.
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Durch das neue Verfahren ist es auch z. B. möglich, leicht zersetzliche
Kohlehydrate zu erhalten. Es konnte z. B. bei Inula helenium festgestellt werden:
Wurde nach dem bisherigen Verfahren die Wurzel von Inula mit Traubenzucker zerkleinert
und im Kaltluftstrom getrocknet, so waren am ersten Tag nur noch 82, 80/o des ursprünglichen
InuImgehaltes
vorhanden, am zweiten Tage 64,5%, am dritten Tage
63,0%, am vierten Tage 62,2% und am fünften Tage 61,4%.
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Wurde dagegen die Verreibung und Trocknung in Gegenwart eines Zusatzes
von 30/0 Calcium carbonicum durchgeführt, so betrug am ersten Tag der Inulingehalt
noch 94,60/0, nach zwei Tagen 90,8% und fiel dann auf 87%, worauf kein weiterer
Inulinverlust mehr eintrat.
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Ausführungsbeispiele I. 5 kg Milchzucker werden mit I50 g Natrium
bicarbonicum innig verrieben und mit dieser Mischung dann 5 kg Thuja auf einem Walzenstuhl
zerkleinert. Wird diese Verreibung bei Zimmertemperatur und abnehmender Feuchtigkeit
der Trockenluft schnell getrocknet, so erhält man eine grüne Verreibung, während
die ohne Bicarbonatzusatz hergestellte Verreibung von brauner Farbe ist, d. h. das
Chlorophyll ist zersetzt 2. 5 kg Traubenzucker werden mit I50 g Calcium carbonicum
innig verrieben, mit dieser Mischung 5 kg frische, ganze Wacholderbeeren im Fleischwolf
zerkleinert und dann einer Kaltlufttrocknung mit abnehmender Feuchtigkeit der Trockenluft
unterworfen.
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Man erhält dann ein Produkt, welches noch 540/0 des ursprünglichen
Ölgehaltes besitzt gegenüber der normalen Verreibung mit Traubenzucker ohne Zusatz,
die nur noch 21% des ursprüglichen Öles enthält.
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3. 5 kg Pinus silvestris werden in einer Mischung, bestehend aus
4,35 kg Traubenzucker, 500 g Pektin und 150 g Natrium bicarbonicum, intensiv zerkleinert
und im Kaltluftstrom getrocknet, wie in dem vorhergehenden Ausführungsbeispiel beschrieben.
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Der Vorteil der neuen Arbeitsweisen gegenüber den bekannten Arbeitsweisen
bei der Herstellung von Verreibungen frischer Pflanzen mit Zucker ergibt sich aus
der nachfolgenden Gegenüberstellung:
Verreibung der frischen Pflanze Verreibung der frischen Pflanze |
Name der Pflanze mit Zucker mit Zucker und Alkali |
Juniperus e bacc. .... 0,17% ätherisches Ö, 0,43% ätherisches
Öl, |
entspricht 21,3% des Gesamtöles entspricht 53,80/0 des Gesamtöles |
Thuja occid. ........ 1,13 % ätherisches Öl, 1,57% ätherisches
Öl, |
entspricht 32,0% des Gesamtöles entspricht 44,5 Olo des Gesamtöles |
Picea nigra ............ 0,29% ätherisches Öl, 0,38% ätherisches
Öl, |
entspricht 27,4% des Gesamtöles entspricht 35,9% des Gesamtöles |
Sabina.................. 1,11% ätherisches Öl, 1,58% ätherisches
Öl, |
entspricht 39,9% des Gesamtöles entspricht 56,8% des Gesamtöles |
Rubia tinct I, 300/o 1,300% unzersetztes Glykosid, 4,20% unzersetztes
Glykosid, |
entspricht 29,7% der Gesamt- entspricht 93,8% der Gesamt- |
glykosidmenge glykosidmenge |
Prunus pad............... 0,020% Blausäureglykosid, 0,062%
Blausäureglykosid, |
entspricht 25,9% des Gesamt- entspricht 59,1 % des Gesamt- |
glykosides glykosides |
Salvia off. ............ 0,49 ätherisches Öl, 0,78% ätherisches
Öl, |
entspricht 50,5% des Gesamtöles entspricht 80,4% des Gesamtöles |
Frische Pflanzen wurden in den vorangeführten Beispielen nach den Regeln der Homöopathie
mit Milchzucker verrieben und sodann im Kaltluftstrom getrocknet. Im Parallelversuch
wurde unter vergleichbaren Bedingungen die Verreibung durchgeführt unter Zusatz
von 20/0 Calciumcarbonat. Sowohl in den frischen Pflanzen als auch in den Verreibungen
ist der Gehalt an ätherischen Ölen bestimmt worden. Die vorstehende Gegenüberstellung
zeigt, daß sämtliche verfahrungsgemäß hergestellte Verreibungen unverhältnismäßig
mehr an flüchtigen Ölen enthalten als Verreibungen, die nur nach den Regeln der
Homöopathie mit Milchzucker gewonnen worden sind. Das Mehr beträgt in manchen Fällen,
bei besonders flüchtigen Ölen, 100% und mehr.
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Im folgenden werden endlich noch Versuche mitgeteilt, bei denen die
frische Pflanze einmal nur mit dem Alkali allein und zum anderen mit Alkali und
Zucker verrieben wird. Hierbei ist festgestellt worden, daß bei Verwendung von Zucker
und Alkali bei Salvia z. B. noch 66% des gesamten Öles in der Verreibung erhalten
wird, während bei Verreibungen
mit Alkali allein überhaupt nur
Spuren feststellbar waren. Bei Prunus padus liegen die Verhältnisse grundsätzlich
gleich.
Verreibung 0/o erhalten |
der frischen Zucker K2 CO, |
Pflanze + 201o K2 CO, allein |
Salvia ...... 66,o nur Spuren |
des gesamten feststellbar |
ätherischen |
Öles |
Prunus padus |
e fol 47,1 nur Spuren |
der Gesaint- feststellbar |
blausäure |
PATENTANSPRÜCLIE : I. Verfahren zur Herstellung von Verreibungen aus frischen Pflanzen
oder Pflanzenteilen, wobei diese unter Zusatz von Zuckern, gleichgültig welcher
Art, wie Milchzucker, Rohrzucker oder nicht kristallisierender Zuckerarten, wie
Traubenzucker, Invertzucker bzw. Honig, d-Mannose, d-Fructose und ähnlicher, homogen
verrieben werden und die Verreibungen sodann mit Luft von vorzugsweise nicht-über
300, deren Feuchtigkeitsgehalt zweckmäßig stetig abnimmt, getrocknet werden, dadurch
gekennzeichnet, daß während des Verreibens alkalisch reagierende Stoffe zugesetzt
werden.
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2. Ausbildung des Verfahrens nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verreibung bei Gegenwart amorpher, in Wasser löslicher oder unlöslicher
Polysaccharide, wie Tragant, Pektin, Stärke, Amylose und deren Abbauprodukte, wie
Dextrin, durchgeführt wird.
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3. Ausbildung des Verfahrens nach Anspruch I oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als alkalisch reagierende Stoffe Puffersalze bzw. Elektrolytpuffergemische verwendet
werden.