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Abzugsvorrichtung für Präzisionsscheibenbüchsen DieErfindung betrifftdieAbzugs-undZündvorrichtun.g
eines Gewehres mit Zylinderv erschluß und bezweckt die Verbesserung dieser Vorrichtung
im Hinblick auf die Erzielung einer kurzen Schlagzeit und eines langen Abzugsweges
unter Wahrungl der normalen Schlagkraft und Niedrighaltung des Abzugswiderstandes.
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Die bisher bekanntgewordenenAbzugs- und Zündvorrichtungen besitzen
den von vielerseits, insbesondere von Seiten der Meisterschützen, empfundenen Mangel,
eine große Schlagzeit zu haben, d. h. eine lange Dauer vom Augenblick der Auslösung
des Schlagbolzens bis zum Auftreffen desselben auf das Zündhütchen. Dieser Mangel
ist darin begründet, daß im allgemeinen ein großer Schlagweg und eine verhältnismäßig
schwache Schlagfeder gewählt werden, wobei der meist mit der Schlagbolzenmutter
gekuppelte Schlagbolzen eine verhältnismäßig große Masse aufweist. Bei solcher Bemessung
und Ausbildung der einzelnen Organe wird allerdings unschwer ein verhältnismäßig
geringer Abzugswiderstand erreicht. Da der Schlagbolzenweg lang ist, kann trotz
schwacher Schlagfeder der Schlagbolzen bis zur Zündung auf eine genügende Geschwindigkeit
gebracht werden, um dank seiner großen Masse die zur sicheren Zündung notwendige
kinetische Energie abgeben zu können. Wie erwähnt, wird aber dieses Ergebnis nur
durch Inkaufnahme einer großen Schlagzeit erreicht.
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Ziel der Erfindung ist, unter Beibehaltung eines weichen, normal belasteten
Abzuges sowie eines langen Abzugsweges die Schlagzeit zu verkürzen. Eine Abzugs-
und Zündvorrichtung, die diesen Forderungen entspricht, bedingt, wie an sich bekannt,
daß ein Schlagbolzen von geringer Masse und kurzem Schlagweg (kleiner als 5 mm)
zusammen mit einer kräftigen Schlagfeder vorgesehen ist und daß die Wirkungslinie
der an der Abzugsgabel angreifenden Schlagfederkraft die Schwenkachse der Gabel
senkrecht schneidet und selbst von der Anlagefläche des Schlagbolzenkopfes an der
Gabel senkrecht geschnitten wird, daß ferner der Abzugshebel und der Schlagbolzenkopf
am weitaus größeren Hebelarm (z. B. 4/,, der gesamten Länge) der sich nahezu über
die volle Kammerlänge erstrekkenden Abzugsgabel angreifen.
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Das vorgenannte Ziel wird nun gemäß der Erfindung noch dadurch gefördert,
daß die Drehachse des Abzugshebels die Angriffspunkte der Abzugsnasen an ihrem Widerlager
und die Widerlagerfläche selbst in einer gemeinsamen Ebene liegen, die außerdem
noch durch die Schwenkachse der Gabel führt.
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Als Folge aller dieser Maßnahmen wird
erreicht, daß
sich die Schlagzeit erheblich verkürzt, zugleich aber der vom Abzugsfinger auszuübende
Druck seine normale Größe behält. Auf diese Weise wird weitgehendst vermieden, daß
das Gewehr in der Zeit zwischen. der Auslösung des Schlagbolzens und der Zündung
der Patrone aus der bei Auslösung des Schlagbolzens eingenommenen Richtung abweicht.
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Die den einzelnen Maßnahmen zukommenden Wirkungen sowie weitere Merkmale
und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und Zeichnung
eines Ausführungsbeispiels einer Abzugs- und Zündvorrichtung gemäß der Erfindung
sowie aus den Ansprüchen.
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Es stellen dar Fig. i einen Längsschnitt durch die Abzugs- und Zündvorrichtung
eines Kleinkalibergewehrs, Fig. 2 und 3 in schematischer Darstellung die Zusammenhänge
zwischen der Länge der Abzugsgabel und der Größe des Abzugsweges.
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Fig.4 und 5 veranschaulichen in schematischer Darstellung die Verschiedenheiten
der Anordnung der Drehpunkte und Drucknasen bei dem Abzug gemäß der Erfindung (Fig.
4) und bei einem bekannten Abzug.
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Fig. 6 zeigt das rasche Ansteigen der Größe des Gleitweges einer Abzugsnase
bei größer werdendem Winkelausschlag der Abzugsgabel.
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Der Schlagbolzen i der Waffe ist unter besonderer Beachtung des Gesichtspunktes
der Gewichtsverringerung ausgebildet. Er ist zu diesem Zweck mit einem Hammerkopf
2 versehen, der an Stelle der sonst üblichen, durch ihr Gewicht die Schlagbolzenmasse
stark erhöhenden Schlagbolzenmutter zur Zusammenwirkung mit der Abzugsgabel 3, zur
Längsführung und zur Sicherung des Schlagbolzens dient. Der Schlagbolzen steht unter
der Wirkung einer im Verhältnis zu den üblichen Federn stark überbemessenen Schlagfeder
4. Der Schlagweg a ist kurz und soll im allgemeinen weniger als 5 mm betragen. Die
Überbemessung der Schlagfeder ist erforderlich, um trotz des kurzen Schlagweges
und der geringen Schlagbolzenmasse eine genügende Geschwindigkeit und damit eine
zur sicheren Zündung ausreichende Schlagenergie zu erhalten.
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Eine starke Schlagfeder bringt den Nachteil eines harten Abzugsganges
mit sich und wird deshalb allgemein gemieden. Im vorliegenden Fall ist nun trotz
großen Anlagedrucks des Schlagbolzens an der Anlagefläche 5 der Abzugsgabel 3 der
Abzugsgang sanft zu gestalten. Hierzu ist eine Reihe sich gegenseitig im Hinblick
auf den ange strebten Zweck ergänzender Maßnahmen getroffen, von denen sich die
zunächst zu erwähnende mit der Wahl der Hebelarmverhältnisse an der Abzugsgabel
befaßt.
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Die Abzugsgabel 3 ist bei 6 schwenkbar in der Hülse gelagert. Links
vom Drehpunkt 6 greift mit dem Hebelarm b die Abzugsfeder 7 an. Am rechten Ende
der Gabel 3 liegt auf der Fläche 5 der Hammerkopf 2 des Schlagbolzens auf. Der Lage
der Fläche 5 in bezug auf den Drehpunkt 6 kommt besondere Bedeutung zu. Die gegenseitige
Anordnung ist eine derartige, daß die Wirkungslinie des Schlagbolzenanlagedrucks
PS in an sich bekannter Weise durch den Drehpunkt 6 geht, d. h. also, daß an der
Abzugsgabel kein vom Anlagedruck herrührendes Moment wirkt. Die Anlagefläche ist
außerdem noch senkrecht zur Wirkungslinie des Anlagedruckes PS ausgerichtet; sie
ist mit anderen Worten eine Tangente zu dem durch den Mittelpunkt der Anlagefläche
gelegten Kreis mit dem Kreismittelpunkt im Drehpunkt 6 der Abzugsgabel 3. Bei solcher
Ausrichtung der Anlagefläche findet bei der Schwenkung der Abzugsgabel eine nennenswerte
Verkantung der Fläche und, was damit gleichbedeutend, eine Verlängerung der Abzugsgabel
nicht statt. Die Anlagefläche verschiebt sich praktisch in sich selbst, und es ist
keinerlei Kraftaufwand zur zusätzlichen Spannung der Schlagbolzenfeder infolge verlängerter
Abzugsgabel notwendig. Diese hier unerwünschte zusätzliche Spannung der Schlagbolzenfeder
ist bei Druckpunktabzügen in der Regel zu beobachten, so z. B. deutlich beim Modell
98 (vgl. Fig: 5).
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An der Anlagefläche 5 wirkt außerdem noch die Reibungskraft PR (vgl.
Fig. 4 und 5), die infolge des gesteigerten Schlagfederdruckes auf die Gabel verhältnismäßig
groß ist. Um trotzdem einen sanften Abzugsgang zu erhalten, sind die folgenden Maßnahmen
getroffen: Der den Schlagbolzen abstützende rechte Arm c der Abzugsgabel ist sehr
lang gewählt, z. B. werden ihm 4/5 der Länge der nahezu auf Höhe des Laufhinterendes
endigenden Abzugsgabel zugewiesen. Der links vom Hebeldrehpunkt 6 liegende Hebelarm
b erhält dann 1/5 der Gabellänge. Der Hebelarm d (Fig. i), mit dem der Abzugshebel
8 an der Gabel 3 angreift, ist seinerseits entsprechend dem Hebelarm 'c ungewöhnlich
lang gewählt. Somit nähert sich das Verhältnis der Hebelarme d : c (hier 7 : io)
dem Wert i, während es z. B. bei der in Fig. 5 dargestellten bekannten Abzugsvorrichtung
nur 4 : 1o beträgt. Die Kraft, die am Abzugshebel zur Überwindung derReibungskraft
aufzuwenden ist, ist also im ersteren Fall annähernd halb so groß wie im zweiten
Fall. Die besondere
Wahl der Hebelverhältnisse ist weiter darin
begründet, daß ein langer Abzugsweg angestrebt wird. Je länger nun der Hebelarm
d ist, mit dem der Abzugshebel 8 an der Ab-
zugsgabel 3 angreifen kann, desto
kleiner wird bei gleichbleibendem Rastenzusammengriff lt (Fig. 2 -und 3)
zwischen Schlagbolzenkopf 2 und Gabel 3 der Winkel a, um den die Abzugsgabel beim
Abzug verschwenkt werden muß. Wie Fig.2 deutlich zeigt, ist bei großem Winkel a
und kurzem Hebelarm zur Hebung um die Rasttiefe lt eine erheblich geringere Schrägstellung
des als Winkelhebel wirkenden Abzugshebels 8 erforderlich. als bei kleinem Winkel
a und langem Hebelarm d
(Fig.3). Die beschriebene Maßnahme erweist
sich somit als zur Erzielung eines langer. Abzugsweges geeignet.
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Die vorstehend erläuterten Maßnahmen werden nun gemäß der Erfindung,
insbesondere zum Zweck, einen rauhen Abzugsgang zu vermeiden, durch folgende Maßnahmen
ergänzt. Wie Fig. q. zeigt, liegen bei dem Abzugshebel, wie er bei der Vorrichtung
gemäß der Erfindung angewendet werden soll, die Druckstellen der beiden Drucknasen
io und i i im wesentlichen in einer gemeinsamen Ebene mit der Schwenkachse 12 des
Abzugshebels, und ferner geht diese Ebene, wie aus Fig. i zu erkennen,. ungefähr
auch durch die Drehachse 6 der Abzugsgabel 3. Naturgemäß muß die zweite Drucknase
i i mit ihrer Druckstelle etwas tiefer als die erste Nase io liegen. Den Drucknasen
io und i1 gegenüber liegt das Widerlager 9; es ist zü beachten, daß auch dessen
Ebene durch die Achse 12 und die Achse 6 geht.
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Vergleicht man diese eigenartige gegenseitige Ausrichtung der Schwenkachsen
und Druckstellen mit den entsprechenden Verhältnissen bei dem als Vergleichsgegenstand
in Fig. 5 dargestellten Abzugshebel einer weitverbreiteten Abzugsvorrichtung, so
erkennt man zunächst unschwer bei letzterer den Unterschied, daß sich die Druckstellen
der Nasen in einer beträchtlich oberhalb der Schwenkachse gelegenen Ebene befinden.
Zur Vereinfachung der Darstellung ist in jeder der Fig. q. und 5 der Hebelarm zwischen
dem Drehpunkt der Abzugsgabel 3 und dem Drehpunkt 12 des Abzugshebels als Linie
von der Länge d eingezeichnet. Man entnimmt aus den Fig. q. und 5 den Unterschied,
daß die Hebelarme d und e beim Abzugshebel gemäß der Erfindung einen gestreckten
Winkel 2 R mit zum Widerlager 9 parallelen Schenkeln bilden, bei dem bekannten Abzugshebel
aber einen Winkel ß <2R einschließen. Die Bedeutung, die diesem Unterschied im
Hinblick auf den mit der Erfindung angestrebten Zweck der Verringerung des Abzugswiderstandes
zukommt, ergibt sich aus folgender überlegung: Bei der Betätigung des Abzugs muß
sich der Drehpunkt 12 des Abzugshebels an der Abzugsgabel senken, wobei sich die
Gabel 3 um ihren Aufhängepunkt 6 dreht, während die Drucknase io nach oben gedrückt
wird und dauernd an die Widerlagerebene 9 angedrückt bleibt (vgl. Fig.6). Naturgemäß
muß sich beim Senken des Angriffspunktes 12 die Entfernung zwischen Hebelachse 6
und Nasenangriffspunkt io am Widerlager verkürzen, d. h. die Nase io gleitet von
rechts nach links auf der Widerlagerebene 9. Um eine den höchsten Anforderungen
genügende Abzugsvorrichtung zu schaffen, ist es notwendig, den Reibungswiderstand,
dem der Höcker io und damit auch der Abzugsfinger begegnet, auf ein Geringstmaß
herabzusetzen. Dies ist besonders deshalb von Wichtigkeit, weil der erste Teil des
Abzugsweges bis zum Druckpunkt, bei welcher Bewegung die erste Drucknase io mit
dem Widerlager zusammenwirkt, gänzlich frei von Rauhigkeit und unregelmäßigen Widerständen
sein muß, damit der Schütze über die tatsächliche Entfernung bis zum richtigen Druckpunkt
nicht getäuscht wird und nicht in Verwirrung gerät. Der Gleitweg der Nase io ist
somit so klein als irgend möglich zu halten. Vergleicht man die in Fig. 6 gegebene
schematische Darstellung, in der d den Hebelarm zwischen dem Gabeldrehpunkt 6 und
dem Drehpunkt 12 und e den Hebelarm zwischen dem Angriffspunkt und der Druckstelle
der Nase io bedeutet, so erkennt man, daß mit jedem gleichen Winkelbetrag x, um
den der Hebelarm d mehr gesenkt wird, die Gleitstrecke s der Nase io nicht proportional,
sondern nach einer steigenden Funktion wächst. Diese Tatsache ist vom Kurbelgetriebe
her wohl bekannt, und im vorliegenden Fall ist lediglich der Hebelarm d an die Stelle
des Kurbelradius, der Hebelarm e an die Stelle der Schubstange und die Drucknase
an die Stelle des Kreuzkopfes getreten. Wie hier nicht weiter ausgeführt zu werden
braucht, wird der Gleitweg s, je mehr der Winkel ß von 2 R gegen o abnimmt, desto
größer.
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Aus den obigen Ausführungen' erhellt, daß dank der Maßnahme, daß die
Drehachse 12 des Abzugshebels, die Druckstellen an den Nasen io und i i und die
Widerlagerebene 9 im wesentlichen in einer gemeinsamen, durch die Drehachse der
Abzugsgabel führenden Ebene liegen, der kleinstmögliche Gleitweg für die Nase io
erreicht ist. Er beträgt beim Ausführungsbeispiel etwa 1/1o bis 21, mm, ist also
so gut wie vernachlässigbar, und die Nase io und das Widerlager 9 wirken ohne merkbare
Reibung und praktisch wie eine Spitzenlagerung zusammen. Das oben herausgestellte
Ziel,
einen langen Abzugsweg, dazu aber auch einen sanften Abzug ahne Rauhigkeiten und
Unregelmäßigkeiten zu schaffen, ist damit erreicht.