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Detorsionsschuh Die von Prof. v o n M e y e r herrührende Achsenstellung
für über einen Leisten hergestellte Schuhe, die früher allgemein üblich war, ist
in den letzten Jahrzehnten von Industrie und Schubmache@handw erk verlassen worden,
nachdem insbesondere von Ärzten, wie San.-Rat Dr. S c h a n z, Dresden, der Standpunkt
vertreten wurde, daß .es neben Füßen, die der Meyerschen Grund- bzw. Achsenstellung
entsprechen, auch Füße einer sog. geraden Achsenstellung gebe. Eine Mittellinie
nach der Meyer.schen Grundstellung ,geht von der Mitte der Ferse genau durch die
Großzehe, während die von S c h a n z vertretene genau von der Mitte der Ferse durch
die Mitte der zweiten und dritten Zehe geht. Die Abweichung der Großzehenlage, insbesondere
die Ursache der Schiefzeh:e, wurde teilweise in zu spitzem Schuhwerk, teilweise
in fortschreitender Spreizfußbildung gesehen.
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So mannigfaltig auch die für die Behandlung solcher Füße @gegeb.enen
Lehren bisher waren, so ist doch bisher kein Weg gezeigt worden, in dem es möglich
ist, wenigstens den veränderten, aber noch normalen Fuß zu einer normalen Abwicklung
zu bringen. Es herrscht an sich. allgemeine Übereinstimmung, daß der Fuß zunächst
mit dem inneren Tuber des Fersenbeins aufsetzt, dann über den Außenrand des Fußes
nach dem Außenballen geht und sich von da wieder nach dem I,unenballen herüberwinkelt,
um :dann über die Großzehe abzurollen.
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Diese sog. Verwringung des Fußes beim Gehen ist von vielen Ärzten
festgestellt worden. Um bei den fabrikmäßig hergestellten Schuhen eine solche Fußabwicklung
beim Gehen zu erreichen, hat man viele Vorschläge für Einlagen gemacht, durch die
eine Schrägstellung des Fußes, also die sog. erste Phase vom Fersenbein bis zum
Fußaußenrand, durchgeführt wird. Von hier an treten jedoch in den allermeisten Fällen
die Schwierigkeiten auf, nämlich um die Schwenkung vom Außenballen auf den Innenballen
Aals zweite Phase zu erreichen, um dann die erst von der zweiten
Phase
,aus mögliche dritte Phase der Abwicklung des Fußes über die Großzehe durchzuführen.
_ - Es sind schon Vorschläge gemacht worden; tun diese Fersensteuerung zu erreichen,
und zwar durch Abstützung des sustentaculum tali (Fersenbeinsporns), wie er als
Knickfußstütze im Patent 522 874 vorgeschlagen ist, denn diese«sorgt
für eine richtige Stellung des Fersenbeins. Andererseits gibt es aber bis heute
keine Schuhe, die dem Vorfuß erlauben, so gerade aufzutreten, wie es ,der Fuß im
weichen Sandboden tut, nämlich eine Tiefereinbettung des weichen Innenballens als
des Außenballens, da nach der normalen Fußabwicklung .dem Kleinzehenballen im Vergleich
zum Großzehenballen nur eine abstützende Bedeutung zukommt, während der Innenballen
die ganze Last trägt. Zu diesem Zwecke sind ja auch dem Innenballen von der Natur
aus die Sesambeinchen zugeordnet. Kann durch falsches Schuhwerk der Innenballen
kaum noch arbeiten und kommt dann dem Außenballen beim Abrollen die Hauptlast zu,
so ist die Fußleistung nur eine unvollkommene, was sich äußerlich durch Übertreten
der Schuhe bemerkbar macht. Andererseits stellt eine veränderte Achsenstellung auch
die Leistungsfähigkeit des Fußes in keiner Weise wieder her, man muß ,also .dafür
.sorgen, daß dem Fuß die zweite Phase, also die Schwenkung vom Außenballen auf den
Innenballen, nicht erschwert, sondern erleichtert wird.
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Die Erfindung macht es sich zur Aufgabe, die richtige Fußabwicklung,
also die Verwringung in den geschilderten drei Phasen, durch eine neue Schuhbauart
zu erreichen, insbesondere - durch eine Neuausbildung der Brandsohle.
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Es ist an sich bekannt, Brandsohlen für Schuhwerk mit quer laufenden
Schlitzen zu versehen, und man hat sogar schon bei solchen quer verlaufenden Schlitzen
auch noch solche in der Längsrichtung angebracht, um dadurch eine größere Biegsamkeit
zu erzielen. Man hat ferner schon den hochgebogenen Lappen der Brandsohle gelegentlich
mit Einschnitten versehen, um ihn besser am Schaft zur Anlage zu bringen. Andererseits
hat man Brandsohlen vorgeschlagen, die an ihrem ganzen Rand herum eingeschnitten
sind, um eine sichere Anlage am Schaft beim Hochbiegen zu erreichen. Schließlich
sind Gewölbestützen bekannt, die mit Querschlitzen versehen send.
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Demgegenüber besteht die Erfindung darin, daß die Brandsohle lediglich
am Außenballen mit vom Außenrand zum Innenballen sich verengenden Querschlitzen
versehen ist.
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Durch diese neue Ausführung und besonders durch die gleichzeitige
Anwendung eines geschlitzten, nach der Innenballenkante auslaufenden Außenhallenschrägkeils
wird eine normale Abwicklung des Fußes beim Gehen in den oben geschilderten drei
Phasen erreicht, und zwar dadurch, daß eine Geradestellung des Vorfu-es auf "den
Boden erzielt wird, indem ein Außenrand->-schrägkeil von wenigstens 2 bis 3 mm in
jeden Schuh eingebaut ist, 2. dieser Schrägkeil und die Barüberliegende Brandsohle
außerordentlich biegsam ,gestaltet sind, und zwar gerade an dem die zweite Phase,der
Abwicklung von außen nach innen bewirkenden Außenballen, 3. das Schuhgelenk von
der Mitte bis zum Ballenansatz möglichst beweglich gehalten ist, q.. eine sichere
Fersenstellung durch Anbringung einer Knickfußstütze, insbesondere unter dem sustentaculum
tali, bewirkt wird.
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Die bekannten Schrägkeile, die schon in den verschiedensten Formen
und an verschiedensten Stellen und Ausdehnungen im Schuh angeordnet worden sind,
,um das Übertreten zu verhindern, konnten ;dieses Ziel nicht erreichen. Durch Anwenden'
derartiger Keile wurde nämlich nur eine Verdickung des Außenrandes und damit eine
brettartige Versteifung bewirkt, die gerade eine Abwinklung beim Gehen vom Außenballen
nach dem Innenballen unmöglich machte.
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Die Erfindung läßt sich in verschiedener Weise ausführen. Sie ist
in der Zeichnung beispielsweise in zwei Ausführungsformen veranschaulicht, die nachstehend
beschrieben sind, und zwar zeigt Abb. i einen Grundriß auf die Brandsohle mit dar
unterliegendem Schrägkeil, Abb. 2 einen Längsschnitt durch eine Schuhsohle, Abb.
3 die Laufsohle im Grundriß mit dem Schrägkeil nach Abnahme der Brandsohle, Abb.
q. einen Querschnitt nach Linie I-I der Abb. i, Abb. 5 eine andere Ausführungsform
des Schuhes im Längsschnitt, Abb.6 einen Grundriß, Abb.7 einen Querschnitt nach
Linie II-II der Abb.6.
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Aus Abb. i ist zu ersehen, daß der Fuß sich, beginnend vomAufsatzpunkt:a
der Ferse, in der Richtung der Phase 1 abwickelt, dann vom Kleinzehenballen in Richtung
des Pfeiles II als nveite Phase von außen nach innen abwickelt und dann in Richtteig
des Pfeiles III über den Großzehenhallen abrollt. Um dies zu erreichen, ist zunächst
eine Geradestellung des Vorfußes auf den Boden durch Anwendung eines nur geringe
Abschrägung ,von etwa 2 bis 3 mm besitzenden Außen-. schrägkeils. b, der unter der
Brandsohle C vorn lediglich am Außenballen von außen -nach
innen
angeordnet ist, bewirkt. Die Brandsohle c ist lediglich am Außenballen mit vom Außenrand
id bis zum Innenballen sich verengenden, zweckmäßig strahlenförmig angeordneten
Qu:erschlitzene versehen. Die sich nahezu auf die ganze Br,andsohlenbreite am Außenballen
erstreckenden Schlitze e biegen genau bündig mit den Schlitzen f des vom Außenballen
nach der Imienballenkante auslaufenden Schrägkeils b. Die Schlitze liegen also genau
übereinander, wobei der Schrägkeil etwa vom Gelenkübergang zum Außenballen bis ziemlich
in die Schuhspitze reicht. Der Schrägkeil läuft bis auf eine Entfernung von r cm
vom Innenrand völlig scharf aus, wie in der Zeichnung ,aus Abb. q. ersichtlich ist.
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Im Schuh ist ferner unter dem Fersenbein am Innenrand ein- ,als Knickfußstütze
dienender bekannter Stützkörper ä angeordnet. Der Schuh ist ferner in seinem Gewölbe
möglichst ,als frei schwingendes Gelenk ,ausgebildet.
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Durch diese neue Ausführung der Brandsohle mit der darunterliegenden
,geschlitzten dünnen Keilplatte wird eine außerordentlich hohe Biegsamkeit der Brandsohle
untergleichzeitiger Schrägstellung des Vorfußes von außen nach innen erreicht. Der
Keil kann mit der Brandsohle fest verbunden sein. In jedem. Falle wird dadurch,
.daß die Schlitze des Keils und der Brandsohle möglichst in gleicher Länge genau
über einiaanderliegen, eine Art Rolljalousie gebildet. Dadurch wird eine außerordentlich
günstige Abwicklung *des Fußes, insbesondere von außen nach innen, am Außenballen
erzielt, also die zweite Phase des Gehvorganges begünstigt.
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Die mit Schlitzen versehene Brandsohle wird zweckmäßigerweise nach
dem Durchnähen mit einer Decksohle versehen, die durch eine von der Spitze bis zum
Gelenküberzug reichende dünne, weiche Deck sehecht h chromgegerbten Obierleders
ohne ähnlichen weichen Werkstoff gebildet wird, die durch Kleben und Pressen innig
mit dem vorderen Brandsohlenteil verbunden wird. Dadurch- wird das Bilden einer
Art Jalousie mit den durch das Schlitzen bewirkten Gliedern der Brandsohle begünstigt.
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Durch diese Ausführung wird ferner unter der Voraussetzung, daß eine
Beweglichkeit der Sohle von Gelenkmitte bis Rallenansatz gegeben ist, beim Gehen
der Rückfuß durch eine Knickfußstütze in Supination und der Vorfuß in Pronation
gebracht.
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Besonders erhöht wird diese Wirkung, wenn man als Knickfußstütze (s.
Abb. 5) ausschließlich einen unterhalb des sustentaculum tali i des an der Innenseite
des Fußes vorhandenen bekannten Fersenbeinsporns angeordneten Stützkörper h verwendet,
der zweckmäßig ebenfalls Aals Schrägkeil den jeweiligen Verhältnissen dickenveränderlich
an epaßt wird. Ferner wird die Biegsamkeit des Gelenks von der Mitte zwischen Absatzbrust
L bis zum Ballenanfang dadurch geschaffen, d-aß unter dem Fersenbein, am Absatz
beginnend, eine möglichst harte, kräftige Stahlfederna angebracht ist, die, aus
der Mitte des Fersenbettes kommend, nur -etwa bis in die Mitte des Gelenks reicht.
Der zwischen dem Ende der Stahlfeder und dem B.allenübergang verbleibende Gelenkteiln
wird nur mit Ausbaumasse ausgefüllt.
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Diese verhältnismäßig kurze Stahlfeder. wird in den Absatz oder mit
diesem so fest eingebaut, daß von einer Einheit zwischen Feder und Absatzteil gesprochen
werden kann. Die Feder hat die Aufgabe, die über der inneren Absatzkante liegende
Knickfußstütze und den Außenrandkeil zweckmäßig in Verbindung mit einer Pappversteifung
so zu stützen, daß von einer selbständigen, festen Unterstützung des Ferseinbeius
gesprochen werden kann.
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Es kann in bekannter Weise noch zum Zwecke der Bildung einer vertieften
Fersenmulde am Außenrand ein Fersenkeil o angeordnet werden. Die sich beim Zwicken
der geschlitzten Brandsohle und des Keiles ergebende technische Schwierigkeit kann
dadurch überbrückt werden, daß auf die untere Seite der Brandsohle über die Schlitzöffnung
ein Stück Papier o.,dgl. für die Dauer des Zwickens gelegt wird. Beim Ausbauen mul3
darauf geachtet werden, daß die Ausballniasse sich nicht zwischen die einzelnen,
durch die Schlitze f des Keiles und die Schlitze e der Brandsohle gebildeten Glieder
schiebt und hier etwa versteifend wirkt.
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Die Befestigmlg der Gelenkfeder in kann in verschiedener Weise erfolgen,
beispielsweise kann zunächst eine Vernietung der eingelegtem Gelenkfeder mit der
Brandsohle erfolgen und diese wiederum am Absatz durch Befestigungsnägel gehalten
werden, wobei diese Brandsohle, Laufsohle und Absatz zusammenhalten. Gegebenenfalls
können noch besondere Befestigungsklammern vorgesehen sein.
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Es ist aber auch möglich, die Gelenkfeder von unten unter der Laufsohle
anzuordnen und sie irgendwie An Laufsohle und Absatz zu befestigen.
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In bekannter Weise kann unter der Brandsohle natürlich eine besondere
Gelenkverstärkung aus Pappe o. dgl. angebracht werden, die von der hinteren Fersenkante
etwa in das Gelenk hineinreicht.
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In Abb. 6 und 7 ist noch gezeigt, daß bei Anordnung einer im. bekannter
Weise ausgebildeten Spreizfußstütze p die geschlitzte
Brandsohle
mit dem geschlitzten Außenschrägkeil in ihrer Außenxanddicke um so viel verstärkt
ist, als die Stärke des Spreizfußkeils ausmacht.
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Die Stützung im Fersenteil :erlaubt ein Aufrichten des Fersenbeins
aus der Tiefe des Fersenbettes und dieRückführung des Fußeis in seine Urstellung
und weiter in Verbindung mit dem durch ;den Schrägkeil gegen den Rückfuß verdrehten
Vorfuß eine schwingende, weiche Gelenkmitte und damit eine Bewegungsmöglichkeit
und Behauptung der Grundstellung, da die Nachteile der Härte :des ebenen und harten
Pflasters durch die vorbeschriebene Neuausbildung und ,Anordnung der Stützkörper
unschädlich gemacht sind.