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Mehradrige Leitung für ortsbewegliche Fernmeldeanlagen Die beweglichen
Leitungen, die für ortsbewegliche Fernmeldeanlagen bisher benutzt «-orden sind,
waren zumeist einadrig ausgeführt. :lehradrige Leitungen hingegen sind hierfür bisher
nur in Form von einpaarigen verdrillten Leitungen gebräuchlich gewesen. Von den
Leitungen mit höherer Aderzahl waren beispielsweise schon die vieradrigen Leitungen
ungebräuchlich. Vier- oder mehradrige Leitungen hätten bisher auch nur dann mit
Vorteil gegenüber den handlicheren Paarleitun gen Verwendung finden können, wenn
sie die Mehrfachausnutzung der Leitungen zugelassen hätten. Gerade die Mehrfachausnutzung
der Leitungen ist aber bei ortsbeweglichen Fernmeldeanlagen bisher nicht möglich
gewesen. Die Schaffung einer für diese Anlagen geeigneten mehrfach ausnutzbaren
Leitung war nämlich bisher nicht gelungen, obwohl die Vorteile der Mehrfachausnutzung
von den ortsfesten Anlagen her natürlich bekannt und erstrebenswert waren. Die Fachwelt
begnügte sich statt dessen bisher jedoch mit den nur einfach ausnutzbaren beweglichen
Leitungen. Feldkabelleitungen, deren Leiter in Sternviererforni angeordnet sind,
sind bereits vorgeschlagen worden. Bei dieser Anlage ist bereits ein Ausgleich der
kapazitiven und magnetischen Kopplungen vorgesehen.
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Durch die Erfindung ist nun eine mehrfach ausnutzbare mehradrige Leitung
für ortsbewegliche Fernmeldeanlagen dadurch geschaffen worden, daß bei einer Leitung
aus einer mindestens vier einzeln isolierte Adern aufweisenden Seele und einer über
ihr liegenden gemeinsamen vorzugsweise mehrschichtigen Isolation erfindungsgemäß
eine abschirmende hochbiegsame Metallhülle von geringer Längsleitfähigkeit vorgesehen
ist, die zwischen den Schichten der Isolation eingelegt ist. Die Isolation der Leitung
besteht vorzugsweise aus Gummi und die hochbiegsame Metallhülle aus einer Lage eines
Metallbandes, das aus einzelnen dünnen miteinander verwebten Metallstreifen besteht.
Die hochbiegsame 'Metallhülle vergrößert den Durchmesser der Leitung praktisch nicht
und stellt keinen mechanischen Schutz für die Seele der Leitung dar.
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Ein Beispiel der Mehrfachleitung gemäß der Erfindung ist in der Zeichnung
dargestellt. Die vier einzeln isolierten Adern i, a, 3, .4, die aus gummiumspritzten
Litzenleitern bestehen, sind über einen Gummiformstrang 5 zu einem Sternvierer verseilt.
Sie könnten aber auch als DM-Vierer verseilt sein. Über dem Sternvierer liegt eine
gemeinsame innere Hülle 6 aus Gummi, die auch die äußeren Zwickelräume zwischen
den Adern ausfüllt. Unmittelbar darüber befindet sich die erfindungsgemäße hochbiegsame
Metallhülle 7 aus einem schraubenlinienförmig leicht überlappend aufgewickelten
Metallband, das aus ungefähr zwanzig parallel als Kette liegenden
Metallstreifen
und einem festen als Schuß dienenden Textilfaden besteht. Die Metallstreifen bestehen
beispielsweise aus vernickelter oder verzinnter Bronze, können aber auch aus anderen
Metallen bestehen bzw. zusarrimengesetzt sein. Sie können beispielsweise an Stelle
eines vorwiegend elektrisch auch ein vorwiegend magnetisch gut leitendes Metall
enthalten, ferner kann auch die Wehart oder die sonstige Form des Metallbandes oder
auch die Art'seiner Aufbringung von dem Ausführungsbeispiel abweichen, wenn die
Metallhülle nur genügend biegsam ist. über der Metallhülle 7 liegen eine Textilbandwicklüng
ä, die .aber auch fehlen kann, und darüber eine äußere Hülle 9 aus Gutnmi. Die Gummihüllen
sind am besten aufgespritzt. An Stelle von Gummi können auch andere nahtlos und
insbesondere thermoplastisch aufzubringende Isolierstoffe verwendet werden.
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Der mit der Erfindung erreichte technische Fortschritt ist durch :Messung
der Kapazitäts- und Ableitungswerte der neuen Leitung zu belegen. Die Kapazitäten
haben gegenüber Leitungen ohne die hochbiegsame 'Metallhülle kaum zugenommen, dagegen
haben die Ableitungen wesentlich abgenommen. Infolgedessen ist überraschenderweise
die zunächst zu erwartende erhebliche Erhöhung der Dämpfung nicht aufgetreten, sondern
bei unpupinisierten Leitungen nur eine geringfügige und bei pupinisierten Leitungen
sogar nicht nur keine Dämpfungserhöhung, sondern eine Dämpfungsv erringerung. Die
:@lög@ichkeit der 1Iehrfachausnutzung ist dadurch sichergestellt, daß die Kapazitäten
und Ableitungen trotz beliebiger @lnderung des äußeren Zustandes und der äußeren
Umgebung bei den Leitungen gemäß der Erfindung konstant bleiben. Bei den bisherigen
Leitungen bleiben weder die Seitenkapazitätsdifferenzen k@ und k3 noch die Erdkapazitätsdifferenzen
ei und e. konstant, selbst wenn die Leitungen beispielsweise nur aufgetrommelt oder
ausgelegt wurden. Die Ableitung «-ar bei den bisherigen Leitungen sogar besonders
großen Schwankungen unterworfen. Infolgedessen war weder eine Vorausberechnung der
Dämpfung noch eine Bestimmung, geschweige denn ein Abgleich der ebensprechkopplungen
praktisch möglich und damit fehlten die Voraussetzungen für eine praktisch brauchbare
Mehrfachausnutzung der Leitungen völlig.
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Die Bedeutung, die die Veränderlichkeit der Ableitung gerade bei beweglichen,
im Gelände zu benutzenden Fernmeldeleitungen hat, war bisher nicht erkannt worden,
und es waren deshalb bisher auch noch keine Maßnahmen versucht worden, wie die Veränderlichkeit
der Ableitung beseitigt werden kann. Im allgemeinen müßte ein Schirm zur Konstanthaltung
der Ableitung eine große Längsleitfähigkeit aufweisen; erfindungsgemäß wird aber
bei den ortsbeweglichen Fernmeldeleitungen im Gegenteil gerade eine Metallhülle
mit geringer Längsleitfähigkeit vorgesehen, und zwar aus folgenden Gründen: Es ist
festgestellt worden, daß bei großer Längsleitfähigkeit in der Schirmhülle in Längsrichtung
auf Grund der großen Unterschiede der elektrischen Leitfähigkeit der Umgebung der
Leitungen im Gelände große Ausgleichsströme fließen, die erheblicheKopp- . lungen
zwischen den Sprechkreisen verursachen. Wenn dagegen die Längsleitfähigkeit der
Schirmhülle gering ist, so fließen in ihr keine großen Ausgleichsströme in der Längsrichtung,
und trotzdem ist ihre Leitfähigkeit in der Querrichtung groß genug, um die Ableitung
längs der Leitung zu stabilisieren. Damit die Schirmhülle bei den erheblichen Beanspruchungen
der Leitungen im Gelände nicht bricht, muß sie nicht bloß die erwähnten elektrischen
Eigenschaften aufweisen, sondern zugleich auch hochbiegsam sein, damit diese elektrischen
Eigenschaften stets erhalten bleiben. Die mehradrige Leitung gemäß der Erfindung
hat im praktischen Gebrauch bereits bewiesen, daß sie diese Anforderungen sämtlich
erfüllt, im Gebrauch keines Ableitungsausgleichs an den Enden der Leitungsabschnitte
bedarf und in jeder Hinsicht einen erheblichen Fortschritt auf dein Gebiet der beweglichen
Fernmeldeleitungen darstellt.
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Die nachstehende Tabelle zeigt eine Zusatnmenstellung von Dämpfungswerten,
die den erzielten Fortschritt -zahlenmäßig belegen.
Leitungen ohne Metallhülle Leitungen |
Dämpfungen in Neper für too Mim mit Metallhülle |
aufgetrommelt ' in Luft ausgespannt beliebige Lage |
Unpupinisiert 8oo Hz.............. 6,6 6,1 6,8 |
Pupinisiert 8oo Hz . . . . . . . . . . . . . . 2,3 2,3 2,2 |
- 5ooo Hz . . . . . . . . . . . . . . 5,8 4,0 3,z |
- zo ooo Hz . . . . . . . . . . . . . . 9,8 5,3 4,I |
Die Tabelle läßt die erhebliche Dämpfungsänderung bei den bisherigen
Leitungen und die Konstanz und Verringerung des Absolutwertes bei den Leitungen
gemäß der Erfindung erkennen.
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Bei den Leitungen gemäß der Erfindung, die insbesondere auch als Fernleitungen
die tTberbrückung großer Entfernungen ermöglichen, ist infolge der an sich gfnstigen
und ferner auch konstanten elektrischen Eigenschaften praktisch nicht nur die Möglichkeit
der sog. Viererausnutzung (Phantombetrieb) gegeben, sondern auch die Möglichkeit
der Trägerstromausnutzung, u. a. auch eine L?berlagerungstelephonie bei höheren
Frequenzen, beispielsweise io ooo Hz. Es wirkt sich hierbei auch günstig aus, daß
die Frequenzabhängigkeit der elektrischen Eigenschaften bei den Leitungen gemäß
der Erfindung im Gegensatz zu den bisherigen Leitungen sehr klein ist, was besonders
darauf zurückzuführen ist, daß die bei den bisherigen Leitungen bei höheren Frequenzen
auftretenden beträchtlichen Ableitungsfehler fortfallen.