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Futtermittel Es ist bekannt, daß synthetische Aminosäuren und Peptide
als Stickstoffquelle für die Ernährung von Wiederkäuern geeignet sind. Auch noch
einfachere Stickstoffverbindungen, z. B. Ammoniumsalze niedrigmolekularer organischer
Säuren, wie Ammoniumacetat oder -laktat, und auch solche anorganischer Säuren, wie
Ammoniumbicarbonat, ferner Harnstoff, sind bereits an Stelle von Eiweiß für den
angegebenen Zweck vorgeschlagen worden.
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Es wurde gefunden, daß man mit weit besserem Erfolg höhermolekulare
organische Stickstoffverbindungen mit mindestens 6 C-Atomen, wie sie auf synthetischem
Wege durch Einwirkung von Ammoniak oder geeigneten Abkömmlingen des Ammoniaks auf
höhermolekulare Carbonsäuren unter Salz-oder Amidbildung oder auf Aldehyde oder
Ketone oder ähnliche reaktionsfähige Verbindungen unter Bildung von Kondensations-und/oder
Additionsprodukten erhältlich sind, als Beifuttermittel für Wiederkäuer verwenden
kann.
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Sehr geeignet sind z. B. die Umsetzungsprodukte höhermolekularer Carbonsäuren,
wie sie z. B. durch unvollständige Oxydation von Kohlehydraten, insbesondere Polysacchariden,
wie Zucker, Stärke oder Cellulose, oder solche enthaltenden Materialien, wie Stroh,
Holz, Lignin, Torf, ferner von Paraffin, Fetten, Wachsen, Kohle usw., z. B. mittels
Luft, Wasserstoffsuperoxyd, Chlor, Stickoxyde, Salpetersäure, gegebenenfalls in
Gegenwart von Katalysatoren, oder äus Fetten und Ölen durch Verseifung gewonnen
werden, mit Ammoniak oder geeigneten Ammoniumsalzen oder anderen Abkömmlingen des
Ammoniaks, z. B. Amiden, wie Harnstoff, ferner Aminen, Iminen oder Aminosäuren.
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Auch Additions- oder Kondensationsprodukte nach Art der Schiffschen
Basen, wie man sie durch Umsetzung von Kohlehydraten oder deren aldehydgruppenhaltigen
Hydrolyseprodukten, gegebenenfalls nach Zwischenschaltung der Cannizzaroschen Reaktion,
mit Ammoniak, Ammoniumsalzen oder geeigneten Ammoniakderivaten erhält, sind gut
brauchbar, ferner die Verbindungen, zu deren Herstellung die sich aus Kohlehydraten,
besonders Polysacchariden, durch Erhitzen mit Wasser unter Druck in Gegenwart von
Sauerstoff und hydrolysierenden Mitteln ergebenden Stoffe als Ausgangsmaterial verwendet
wurden.
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Als weitere geeignete Futtermittel gemäß der Erfindung sind die sich
aus kohlenstoffhaltigen Ausgangsstoffen, z. B. Kohlehydraten, durch Behandeln mit
Ammoniak usw.
und anschließende Einwirkung besonders reaktionsfähiger
Stoffe, wie Formaldehyd, Phosgen oder Fettsäurechloride, sich ergebenden höhermolekularen
Produkte zu verwenden.
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Die Verfütterung der beschriebenen Produkte erfolgt gemeinsam mit
den üblichen Futtermitteln; die zu verabreichende Menge wird je nach ihrem Stickstoffgehalt
und dem Eiweißgehalt der üblichen Futtermittel derart bemessen, daß ungefähr ein
Drittel bis die Hälfte des Eiweißbedarfs der Tiere von ihnen gedeckt wird.
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Die Verwendung der genannten höhermolekularen synthetischen Stickstoffverbindungen
als Futtermittel für Wiederkäuer bietet die Möglichkeit, natürliches -Futtereiweiß,
das Deutschland zum großen Teil aus dem Auslande beziehen muß, durch reichlich vorhandene
Inlandsprodukte zu ersetzen. Gegenüber den bisher zur Verfütterung benutzten anorganischen
Ammonsalzen bieten die beschriebenen Produkte, abgesehen von ihrer besseren Verwertung
im Tierkörper, den Vorteil, daß sie frei von Mineralsäuren sind und daher keine
Störung des Mineralstoffwechsels der Tiere hervorrufen können. Sie reagieren annähernd
neutral und spalten auch bei der Verdauung kein oder nur wenig Ammoniak ab; wodurch
sie dem Harnstoff überlegen sind, der der Zersetzung durch Urease unterliegt und
daher leicht eine Alkalisierung des Mageninhalts und dadurch schwere Schädigungen
hervorrufen kann. Ausführungsbeispiele i. Milchkühe mit io kg Milchertrag je 5oo
kg Lebendgewicht erhalten je Tag und ooo kg Lebendgewicht 2 kg Ölkuchengemisch zusammen
mit 1,5 kg eines Ammoniumglukonats, das in bekannter Weise durch Oxydation
von invertiertem Holzzucker mit Chlor oder nitrosen Gasen und Neutralisation mit
Ammoniak hergestellt wurde. Als Futtermittel dienen außerdem 12 kg Wiesenheu, 12
kg Stroh und 5o kg Runkelrüben. Das Futter wird von den Tieren gern genommen; es
ergibt den gleichen Milchertrag wie bei Verfütterung einer dem Stickstoffgehalt
des Ammoniumglukonats entsprechenden Menge Ölkucheneiweiß.
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2. In der im Beispiel i angegebenen Weise wird das durch Oxydation
von Zellstoff, Holz oder Stroh mit konzentrierter Salpetersäure oder flüssigem Stickstofftetroxyd,
Abdestillieren des Säure- bzw. Oxydüberschusses und Neutralisation mit Ammoniak
erhaltene Gemisch von Ammoniumsalzen hochmolekularer Carbonsäuren verfüttert. .
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3. Ein im wesentlichen aus Ammonsalzen von Benzolpolycarbonsäuren
(zum großen Teil Mellithsäure) bestehendes Produkt, das durch Oxydation fein gemahlener
Steinkohle mit Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,5 während 40 Stunden in
der Siedehitze, Abdestillieren des Säureüberschusses und Neutralisation mit Ammoniak
erhalten war, wird in ähnlicher Weise, wie oben angegeben, verfüttert.
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q.. Es wird ein Produkt verfüttert, das aus iooo kg fein zerkleinerter
Frischkartoffel durch Erhitzen mit ioo kg io°/oiger Schwefelsäure während 2 Stunden
auf i2o°, Neutralisieren mit Kalk, Vermischen mit 25 kg Harnstoff und Trocknung
bei 12o° erhalten war. Das Produkt ist von hellbrauner Farbe und hat .einen angenehmen,
brotartigen Geruch und Geschmack. Der Harnstoff liegt zum größten Teil in Form eines
Kondensationsproduktes vor, das durch Urease nicht mehr zu Ammoniak und Kohlensäure
gespalten wird und bei Verfütterung keine Schädigung des Tieres durch Alkalisierung
des Mageninhalts hervorruft. Es kann ohne Zusatz an Wiederkäuer verfüttert werden.
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5. In der im Beispiel i angegebenen Weise wird ein blasiges Produkt
von caramelartigem Geschmack $erfüttert, das sich aus ioo kg einer rohen, durch
Inversion von Holzzucker oder Stärke erhaltenen Glukose nach Verrühren mit 15 kg
Harnstoff und 5o kg Wasser und i5stündiges Erhitzen auf iio° unter Abdestillieren
des Wassers ergab und in dem kein freier Harnstoff mehr nachweisbar war.
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6. In der angegebenen Weise wird das durch Einleiten von 27,6 kg Phosgen
in eine Lösung von ioo kg Aminosorbit in 6oo 1 Wasser unter Rühren, Neutralisation
mit 22,3 kg Natriumhydroxyd und Eindampfen zur Trockne erhaltene Produkt verfüttert.
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7. Zur Verfütterung gelangt ferner ein Produkt, das in folgender Weise
hergestellt wurde Sojaschrot, tierische Abfälle oder sonstige eiweißhaltige Naturprodukte,
die zu einem wesentlichen Teile Aminosäuren in gebundener Form enthalten, werden
in üblicher Weise, z. B, durch Kochen mit Mineralsäuren unter Druck, ganz oder teilweise
zu Peptiden bzw. Amindsäuren hydrolysiert. Das Hydrolysierungsgemisch wird nach
Neutralisation durch Alkali mit einer den durch die Hydrolyse frei gewordenen Aminogruppen
äquivalenten Menge Harnstoff versetzt und mit dieseln durch mehrstündiges Erhitzen
in geschlossenem Gefäß auf etwa 8o bis ioo° zur Reaktion gebracht. Das hierbei entstehende
freie Ammoniak wird durch organische Säuren, z. B. Essigsäure, Milchsäure, Zuckersäure
u. dgl., neutralisiert. Das Umsetzungsgemisch wird nach vorheriger Konzentrierung
durch schonendes Eindampfen unter vermindertem Druck
mit geeigneten
Füllstoffen, z. B. Kartoffelflocken, getrockneten Rübenschnitzeln und ähnlichen
Kohlehydratfuttermitteln, vermischt, wodurch es in eine zur praktischen Verfütterung
im Viehstall geeignete Form gebracht wird.
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B. In der im Beispiel i angegebenen Weise wird ein Produkt verfüttert,
das aus ioo kg zerriebener Frischkartoffel durch Erhitzen mit 4.o kg io°/oiger Schwefelsäure
während 2 Stunden auf i2o°, Neutralisieren mit Kalk, Vermischen mit 36 kg Formamid
und Abdestillieren des Wassers (anfangs bei gewöhnlichem Druck, später unter Anwendung
von Vakuum) als dicker Sirup mit einem Gehalt von S bis io °/a Stickstoff erhalten
wird. Zweckmäßig wird dieser Sirup zunächst in lockeren Trägerstoffen, -vorteilhaft
solchen, die selbst Futterwert besitzen, wie Rübenschnitzeln, auch extrahierten
Zuckerrübenschnitzeln oder Kartoffelflocken, aufgenommen. Auch aus Rübenschnitzeln
an Stelle von Kartoffelbrei durch die eingangs beschriebene Behandlung hergestellte
Kondensationsprodukte sind sehr gute Futtermittel.