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Peilkompaß für seegehende Kleinschiffe, wie Rettungsboote und Segeljachten
Der Erfindung liegt der bekannte Kugelkompaß zugrunde, dessen Rosenteilung auf einer
streifenförmigen Zylinderfläche angeordnet ist, die sich um eine senkrechte Achse
dreht und bei dem zufolge der bekannten Versetzung der Rosenteilung um i8o° der
Kurs statt von oben von der Seite her an einer das Ablesefenster überquerenden senkrechten
Strichmarke abgelesen wird. Die Erfindung bezweckt, einen Kompaß solcher Art so
einzurichten, daß er auf seegehenden Kleinschiffen, wie z. B. auf Rettungsbooten
und Segeljachten, das Anpeilen von See- und Landmarken bei Tag und Nacht auch im
Seegang in einfacher Weise ermöglicht.
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Dieser Zweck wird nach der Erfindung dadurch erreicht, daß das Gehäuse
des Kugelkompasses in einem einseitig hinter dem Gehäuse um dieses herumgeführten
und um 36o° in seinem Fuß frei drehbaren Träger derart kardanisch aufgehängt ist,
daß es in einem einzigen, das Kompaßgehäuse ebenfalls nur von hinten umfassenden,
das Beobachtungsfenster frei lassenden, halbkreisförmigen Bügel schwingbar ist,
der mittels nur eines Zapfens im oberen Trägerende drehbar gelagert ist, und daß
der das Beobachtungsfenster überquerende senkrechte Ablesestrich bis zur Scheitellinie
des Kugelkompasses hochgeführt und zu einem Peilkimm ausgebildet ist, hinter der
in der Blickrichtung auf den anzupeilenden Gegenstand eine Peilnadel angeordnet
ist. Auf der Zeichnung ist die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel veranschaulicht,
und zwar zeigt Abb. i den Kompaß in einer Seitenansicht, teilweise im Schnitt, und
Abb. 2 einen Schnitt nach der Linie 2-2 der Abb. i von oben gesehen.
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Als Kompaß ist ein sog. Kugelkompaß, d. h. eine Kompaßkonstruktion,
verwendet, wie sie sich z. B. bei Flugzeugen eingeführt hat. Die Rosenteilung ist
auf einer schmalen, streifenförmigen Zylinderfläche a aufgetragen, die samt dem
nicht sichtbaren Magnetsystem mittels eines leichten Armkreuzes auf einer Spitze
drehbar ist. Dieses System ist in eine Glaskugel b eingeschlossen und mittels der
Nadelachse darin befestigt. Die Kugel ist ganz mit Petroleum gefüllt. Diese Glaskugel
ist in einem Gehäuse c so eingebettet, daß ihr vorderer Teil zur Beobachtung des
Kompaßkurses fensterartig freiliegt. In der Mitte der freiliegenden Glaskugelkalotte
befindet sich ein in senkrechter Ebene verlaufender feiner Draht oder - eingeritzter
Ablesestrich d. Soweit das allgemein Bekannte.
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Das Kompaßgehäuse c ist, wie an sich bekannt, kardanisch aufgehängt,
jedoch in besonderer Art. Zu beiden Seiten am Gehäuse c ist ein Kardanbügel f angelenkt,
der seinerseits mit einem waagerecht liegenden Zapfen in einem Kugellager g eines
$-förmig gebogenen Trägers e leicht schwingbar gelagert ist. Unterhalb des Gehäuses
c ist an
diesem ein Gewicht p befestigt, das zur Ausbalancierung
des Kompaßgehäuses dient und bewirkt, daß die Kompaßrose sich stets in der waagerechten
Ebene dreht. Dieses Gegengewicht kann teilweise hohl ausgebildet seid, und zur Aufnahme
der Korrektionsmagnet-. stäbchen dienen. Der Träger e greift mittels" eines Spurzapfens
ei in ein auf einer schweren Fußplatte la angeordneten Spurlager i ein und
ist darin gegen den Fuß h, i um 36o° frei drehbar. Er kann insbesondere zum
Zwecke des Feststellens des Kompasses in der Mittschifsnullage beim Kurssteuern
mittels einer Klemmschraube k fest mit dem Fuß lt, i verbunden werden.
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Um bei lose gedrehter Klemmschraube k mit dem Kompaß vorbestimmte
Winkelverdrehungen, 9o°, . 45° (Vierstrichpeilung) o. dgl., vornehmen zu können,
sind am Spurlager i Winkelmarken zfa, n angebracht, auf die der Nullzeiger
o des Trägers e bei Tage leicht eingestellt werden kann. Außerdem ist noch eine
Einrichtung vorgesehen, welche es auch bei Nacht ermöglicht, den Träger e samt Kompaß
um einen solchen kleineren vorbestimmten Winkel (hier z. B. von 45° zur Ausführung
der bekannten Vierstrichpeilung) rein mechanisch relativ zur Fußplatte h zu verschwenken,
ohne auf die Einstellmarken yn, rz, o achten zu müssen. Zu diesem Zwecke
ist in dem Spurzapfen e1 bei l eine Rast vorgesehen, mit der das Ende der Klemmschraube
in Eingriff gebracht, werden kann und deren Enden als Anschläge dienen. Die Länge
dieser Rast ist so bemessen, daß der Kompaß von Anschlag zu Anschlag einen Bogenweg
von 45° ausführt.
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Nach der Erfindung ist nun der Ablesestrich d über die Glaskugel und
die Vorderseite des Gehäuses hinaus bis auf dessen Oberseite verlängert und hier
als etwas erhabener und gut sichtbarer Peilstrich q ausgebildet, der zweckmäßig
noch ein Visierkorn r trägt. In Richtung dieses Peilstriches q ist auf dem Kompaßgehäuse
eine Visiernadel s befestigt, deren Spitze etwa in Höhe des Peilstriches q, r liegt.
Visierstrich q und Visiernadel s bestimmen zusammen die Peillinie, die durch Drehen
des Kompaßträgers e mühelos auf jeden anzupeilenden Gegenstand (Leuchtfeuer, Kirchturm
o. dgl.)' gerichtet werden kann.
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Will man die Peilnadel zwecks Vergrößerung der Peilstrecke r, s etwas
weiter von der Peilmarke entfernt anbringen, so kann man sie auch auf einer stegartigen
Verlängerung des Gehäuses (auf der Zeichnung nicht dargestellt) anordnen. Schließlich
könnte sie auch in der Richtung des Peilstriches q hinter dem Kugellager g selbständig
für sich kardanisch in einem Arm u des Trägers e
aufgehängt sein, d. h. z.
B. pendelnd mittels einer kugeligen Lagerung im Arm u und ausbalanciert durch ein
Gegengewicht t (punktiert dargestellt).
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. 'In allen diesen Fällen ist die Peilnadel :v ollkommeri kardanisch
aufgehängt und ".bleibt sowohl bei den Schlingerbewegungen des Schiffes als auch
bei dessen Stampfbewegungen in Ruhe, so daß die Peilungen auch bei durch den Seegang
unruhigem Schiff leicht und sicher ausgeführt werden können.
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Macht man die Peilnadel lang genug, so kann man sie auch in der Mitte
des Kardanbügels f anordnen (strichpunktierte Darstellung der Peilnädel s). Sie
bleibt dann nur lgei den seitlichen Schlingerbewegungen des Schiffes in Ruhe, während
sie an dessen sich in der Längsmittelebene vollziehenden Stampfbewegungen teilnimmt.
Bei genügender Länge der Peilnadel macht das aber nichts aus, weil die Ausschlagwinkel
eines stampfenden Schifes viel kleiner sind (im Höchstfalle i o') als die Schlingerwinkel.
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Die Striche und Zahlen der Kompaßrose a sowie der Ablesestrich d und
der Peilstrich q, r am Gehäuse und schließlich auch die Spitze der Peilnadel
s sind durch Radiumfarbe nachtleuchtend gemacht.
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Soll mit dem beschriebenen Kompaß z. B. auf einer Segeljacht eine
Peilung ausgeführt werden, so hat man nur nötig, die durch den Peilstrich und die
Peilnadel gebildete Peillinie durch Schwenken des Kompaßträgers e auf den anzupeilenden
Gegenstand (Leuchtfeuer oder Bake) zu richten. Das Auge A kann dann gleichzeitig
in demselben Blick= feld die eingestellte Peilrichtung auf der Kompaßrose ablesen.
Das Peilen und Ablesen erfolgt bei Nacht mit derselben Geschwindigkeit und Genauigkeit
wie bei Tage, weil der selbstleuchtende Strich, die leuchtende Nadel und die leuchtende
Beschriftung und Ablesemarke der Kompaßrose ein Ablesen auch bei Nacht in einfachster
Weise ermöglichen.
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Soll ferner bei Nacht z. B. die häufig benötigte Vierstrichpeilung
ausgeführt werden, so wird der Kompaßträger im Augenblick der ersten Peilung bei
mit der Rast L in Eingriff befindlicher Klemmschraube k so eingestellt, daß die
Schraube k an dem entsprechenden Anschlagende der Rast l anliegt. Vor Ausführung
der zweiten Peilung wird dann der Kompaßträger samt dem Kompaß rein mechanisch so
weit gedreht, bis die Schraube k an dem anderen, um 45° dazu versetzten Anschlagende
der Rast Z zum Anliegen kommt, Dabei wird im Augenblick der Peilungen in üblicher
Weise Zeit und Schiffsgeschwindigkeit festgestellt.
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Es sei noch darauf hingewiesen, daß die
kardanische
Aufhängung von Kompassen wie auch Peilkompassen an sich bekannt ist. Doch findet
bei ihnen das Ablesen der Peilrichtung indirekt über einen Spiegel statt, was die
Ablesungen unzuverlässig macht. Für Segeljachten u. dgl. sind solche Peilgeräte
überhaupt nicht geeignet, weil der Spiegel zufolge Beschlagens oder durch überkommende
Spritzseen sofort unbrauchbar werden würde. '