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Verfahren zum Waschen und Carbonisieren von Rohwolle Im Anschluß an
die mechanische Vorreinigung der Rohwolle wird dieselbe meistens durch eine Wäsche
in alkalischem Bade von den anhaftenden Fettbestandteilen befreit, ehe sie carbonisiert
wird. Man hat zwar schon versucht, die nur vorgereinigte, aber noch fetthaltige
Wolle direkt zu carbonisieren, was aber den Nachbeil des Festbrennens der Fettbestandteile
und damit das Auftreten von Carbonisierflecken zur Folge hat.
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Es wurde nun gefunden, daß. man die Wäsche der Rohwolle und die Vorbereitung
zur Carbonisation (Säureimprägnierung) in einen :einzigen Prozeß zusammenziehen
und damit diesen Abschnitt der Wollveredelung ganz bedeutend vereinfachen kann.
Man behandelt zu diesem Zwecke die Rohwolle in einem Bade, welches die für die Carbonisation
erforderliche Mineralsäure- bzw. die an ihrer Stelle verwendbaren sauren oder säureabspaltenden
Salze, wie Natriumbisulfat o. dgl., in der üblichen Konzentration und daneben noch
C-Sulfonsäuren der aliphatischen gesättigten oder ungesättigten oder alicyclischen
Reihe mit wenigstens to C-Abomen oder deren Salze enthält. Man schleudert dann direkt
ab und carbonisiert in üblicher Weise.
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Außer den einfachen C-Sulfonsäuren der aliphatischen Reihe, wie sie
beispielsweise durch Umsetzung der entsprechenden Alkylchloride mit Alkalisulfiten
erhältlich sind, kann man auch deren Substitutionsprodukte, wie z. B. carboxyl-,
hydroxyl- oder halogensubstituierte Sulfonsäuren, verwenden.
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Die genannten Sulfonsäuren entfalten nicht nur in der stark sauren
Flotte eine hervorragende Waschwirkung, sondern sie sind in ihr auch bei höheren
Temperaturen vollkommen beständig, im Gegensatz zu den nicht C-sulfonierten Schwefelsäureeinwirkungsprodukten
von Fetten und Ölen, den Schwefelsäureestersalzen .der höher molekularen Fettalkohole
sowie den von der Isäthionsäure und dem Taurin sich ableitenden Derivaten der höheren
Fettsäuren, die zwar an sich hervorragende Netz- und Waschmittel sind, aber durch
die Carbonisiersäure unter Abspaltung der Fettsubstanz zersetzt werden.
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Um eine möglichst gründliche Entfettung der Rohwolle zu erzielen,
kann man genau wie bei der üblichen Wollwäsche auch die gleichzeitige Entfettung
und Imprägnierung der Rohwolle gemäß vorliegender Erfindung in zwei aufeinanderfolgende
Operationen mit dazwischengeschalteter Abquetschung des Waschgutes zerlegen; doch
fällt das sonst folgende Spülbad weg, und die aus dem zweiten Waschtrog kommende
Wolle wird nach dem Abschleudern unmittelbar der Carbonisation unterworfen.
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Die besonderen Vorzüge des vorliegenden Verfahrens bestehen somit
darin, daß es hiernach
nicht mehr notwendig ist, die Wolle vor
der Carbonisation zunächst zu waschen, zu spülen und nötigenfalls zu trocknen, um
sie sodann in ein Säurebad überzuführen, abzupressen und in den Carbonisierofen
zu bringen, sondern daß man den Waschprozeß und die Säurebehandlung in einem einzigen
Bad durchführen und die so behandelte Wolle anschließend sogleich in bekannter Weise
im Carbonisierofen behandeln kann. Abgesehen von dieser sehr wesentlichen Verkürzung
des Arbeitsvorganges tritt bei der Carbonisation auch keine Zersetzung der Sulfonsäuren
auf der Faser ein, so daß sie anschließend .an den Carbonisiervorgang ohne weiteres
leicht ausgewaschen werden können und hierbei zugleich das Nachspülen der carbonisierten
Wolle begünstigen.
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Ein weiterer Vorteil des vorliegenden Verfahrens liegt noch darin,
daß eine bisweilen vorkommende Schädigung der Wollfaser durch die alkalische Wäsche
ausgeschlossen ist.
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Es ist wohl schon vorgeschlagen worden, organische Sulfonsäuren bei
Carbonisierverfahren zu benutzen. Bei diesen Verfahren handelt es sich jedoch entweder
darum, die Einwirkung der Carbonisiersäure mit Hilfe der Netzfähigkeit -der Sulfonsäuren
zu verbessern, oder darum, auf der Wollfaser durch Anwendung bestimmter hochmolekularer
aromatischer Sulfonsäuren eine gerbende Wirkung auszulösen. Die Kombination der
Vorreinigung der Rohvolle mit dem Imprägnieren derselben mit der Carbonisiersäure
zu einem einzigen Arbeitsgang ist hingegen neu und, wie die vorstehenden Ausführungen
beweisen, von großem technischem Vorteil. Beispiel Ein wie üblich konstruierter,
aber an allen mit der Waschflotte in Berührung kommenden Teilen säurefest ausgekleideter
Waschtrog wird mit Schwefelsäure von q.° Be " beschickt. In der Flotte wird unter
Erwärmen auf q.o bis 6o° so viel dodecylsulfonsaures Natrium (C12 H25 - S 03 Na)
aufgelöst, wie einer Konzentration von 2 g pro Liter entspricht. Dann geht man mit
der Rohwolle ein und arbeitet dieselbe bei q.o bis 6o° so lange reh,. bis der gewünschte
Entfettungsgrad r ich t ist. Gegebenenfalls wird die Ware "# e zwis » ä '
h,#ndurch abgequetscht und in einem frischen Bade gleicher Zusammensetzung in derselben
Weise nochmals behandelt. Dann wird die Wolle abgeschleudert und in den Carbonisierofen
gebracht. Die Weiterbehandlung (Spülung, Neutralisation) geschieht nun in der bekannten
Weise.
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Statt des dod@ecylsulfonsauren Natriums kann man mit gutem Erfolg
auch die höheren Alkyl :oder Alkylensulfonsäuren mit 14, 16 und 18 C-Atom@en im
Moleküloder ihre Salze einzeln oder in Mischung miteinander verwenden, .ebenso Naphthenylsulfonsäuren,
wie sie aus Naphthensäuren durch Reduktion zu den Alkoholen, Verwandlung - derselben
in die Chloride und Umsetzung der letzteren mit Alkalisulfiten erhalten -werden
können.
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Ebenso kann man auch technische Gemische von C-Sulfonsäuren verwenden,
wie sie aus Alkoholgemischen erhältlich sind, die bei der Reduktion von pflanzlichen
oder tierischen Fetten, ölen oder Wachsen entstehen, wie z. B. bei der Reduktion
von Kokosfett, Palmkernöl, Spermöl und Walrat. -