DE2157061C3

DE2157061C3 - Verfahren zum Vorreinigen und Bleichen von Textilmaterialien

Info

Publication number: DE2157061C3
Application number: DE2157061A
Authority: DE
Inventors: Peter Dr. 8755 Alzenau Ney
Original assignee: Deutsche Gold und Silber Scheideanstalt
Current assignee: Evonik Operations GmbH
Priority date: 1971-11-17
Filing date: 1971-11-17
Publication date: 1978-06-08
Also published as: DE2157061B2; DE2157061A1

Description

Die Erfindung betrifft ein Textilbehandlungsverfahren und besonders ein Vorreinigungs- und Bleichverfahren für Textilmaterialien.

Es ist bekannt, mit verschiedenartigen Chemikalien zu bleichen, wie z. B. mit Wasserstoffperoxid, Natriumchlorit oder Peressigsäure. Diese werden gewöhnlich in Form ihrer wäßrigen Lösungen angewendet, und das Textilmaterial wird vor dem Bleichen einer Reinigung unterworfen, um Fette und Wachse oder andere Verunreinigungen zu entfernen. Reinigen und Bleichen sind oft getrennte Arbeitsgänge.

Bisher wurden bei der Mehrzahl der Reinigungs- und Bleichprozesse wäßrige Lösungen geeigneter Chemikalien verwendet, aber in den letzten Jahren sind auch Reinigungsprozesse mit organischen Lösungsmitteln, vor allem Trichlorethylen, bekanntgeworden.

Der Nachteil der wäßrigen Behandlungsverfahren besteht darin, daß die einzelnen Stufen sehr lange dauern, so daß ein Behandlungsverfahren, das eine Reinigung und anschließend eine Behandlung umfaßt, mehrere Stunden, z. B. 3 Stunden, dauert, um ein vollständig weißes Material zu erzielen, selbst bei Arbeiten unter Druck und Temperaturen oberhalb 100⁰C.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß die Textilmaterialien zwischen jeder Behandlung sorgfältig gewaschen werden müssen. Wird statt einer Reinigung im wäßrigen alkalischen Medium eine Reinigung mit Lösungsmitteln durchgeführt, so wird zwar die Dauer des Verfahrens sehr verringert, liegt aber nach wie vor in der Größenordnung von etwa 2 Stunden.

Sinn der Anmeldung ist ein kombiniertes Vorreinigungs- und Bleichverfahren, dessen Durchführungsdauer unterhalb 60 Minuten liegt.

Aus der DT-AS 10 49 350 ist es bekannt, mit Hilfe von oberflächenaktiven Stoffen als Lösungsvermittler für Wasser und Wasserstoffperoxid hergestellte Emulsionen von Wasserstoffperoxid in für die chemische Reinigung gebräuchlichen Lösungsmitteln für die chemische Reinigung von Fasergut bei Raumtemperatur und ohne Druck zu verwenden. Dieses Verfahren weist den Nachteil auf, daß es sehr lange Zeit in Anspruch nimmt und nicht ausreichend intensiv reinigt.

F.s wurde nun gefunden, daß sich das Vorreinigen und Weichen von Textilien stark abkürzen läßt, wenn das Verfahren mit einem oder mehreren bekannten Bleichmitteln, die in einem Gemisch aus bis zu 30 Gew.-% Wasser und einem oder mehreren Kohlenwasserstoffen gelöst sind, bei Temperaturen die bis zu 50⁰C oberhalb des Siedepunktes der eingesetzten Kohlenwasserstoffe liegen, unter dem sich einstellenden Druck durchgeführt wird.

Im Anschluß an die Vorreinigung und das Bleichen wird entweder mit Wasser oder Kohlenwasserstoffen bzw. den Mischungen aus Wasser und den Kohlenwasserstoffen gespült, die gleichzeitig ein bekanntes Emulgiermittel enthalten können. Ist dieses bekannte Emulgierungsmittel oberflächenaktiv, so wird dadurch das Waschen des Textilmaterials erleichtert. Andernfalls ist es günstig, ein bekanntes oberflächenaktives Mittel oder Netzmittel zuzusetzen.

Jedes Bleichmittel, das gegenüber den eingesetzten Kohlenwasserstoffen und den eventuell anwesenden Emulgiermitteln oder oberflächenaktiven Mitteln inert ist, und sich in der Wasser-Kohlenwasserstoff-Mischung unzersetzt hält, kommt für das erfindungsgemäße Verfahren in Frage, wie Wasserstoffperoxid, Alkaliperoxyde, Alkalichlorite, organische Persäuren wie Peressigsäure.

Die Bleichmittel werden vorzugsweise als wäßrige Lösungen eingesetzt und dann mit den Kohlenwasserstoffen emulgiert. Besonders bevorzugt ist eine 35gewichtsprozentige Wasserstoffperoxidlösung. Als Kohlenwasserstoffe kommen aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Benzinkohlenwasserstoffe sowie halogenierte, aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Benzinkohlenwasserstoffe sowie halogenierte, aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Trichlorethylen, Perchloräthylen, 1,1,2-Trichlor- 1,2,2-trifluoräthan und 1,1,2-Trichloräthan, in Frage. Die Lösungsmittel können, wie gesagt, auch als Gemische eingesetzt werden.

Durch die Bfhandlungstemperaturen, die bis zu 50°C über dem Siedepunkt des oder der eingesetzten Kohlenwasserstoffe liegen können, wird das Verfahren — das unter Druck ausgeführt wird — sehr gekürzt. Je höher die Temperaturen liegen, desto geringer ist die Durchfuhrungsz.il. Es war nicht vorherzusehen, daß es überhaupt möglich war, die Bleichmittel bei diesen hohen Temperaturen unzersetzt anwenden zu können. Als Druck kommt der sich bei den entsprechenden Temperaturen einstellende Druck in Frage.

Die Bleichmittel werden in den für wäßrige Verfahren üblichen Mengen eingesetzt, jedoch soll die Menge an Bleichmittel (100%ig) mindestens 0,05 Gewichtsprozent, bezogen auf die Gesamtmischung aus Wasser und Kohlenwasserstoffen, betragen. Im allgemeinen genügen Bleichmittelnlengen bis zu I Gewichtsprozent, bezogen auf die genannte Gesamtmischung, obwohl größere Mengen möglich sind. Es müssen dann gegebenenfalls aber auch größere Mengen an Emulgierungsmitteln eingesetzt werden. Vorzugsweise werden die Bleichmittel in Mengen von 0,05 bis I Gewichtsprozent, bezogen auf die genannte Gesamtmischung, verwendet.

Die Mengen des Eniulgierungsmittels liegt zwischen 0,25 und 5 Gewichtsprozent, bezogen auf die Gesamtmischung aus Wasser und Kohlenwasserstoffen, vorzugsweise zwischen 1 und 2 Gewichtsprozent. Sie genügt, um das Bleichmittel /ti emulgieren. Größere Mengen sind im allgemeinen nicht erforderlich. Wird zusätzlich noch ein oberflächenaktives Mittel eingesetzt, so liegt auch dieses in den gleichen Mengen wie das Emulgierungsmittel vor.

Das Flottenverhältnis liegt zwischen 1 :5 bis 1 :30.

Das erfindungsgemäße Verfahren wird in bekannten Druckvorrichtungen durchgeführt, die vorzugsweise Einrichtungen zur Rückgewinnung des Lösungsmittels durch Kondensation oder Adsorption besitzen. Das kondensierte und vom Wasser befreite Lösungsmittel kann dann im Kreislauf wieder eingesetzt werden.

Das Verfahren ist für verschiedene Arten von Textilmaterialien wie lose Fasern, Garne im Strang oder auf Spulen, gewebte oder gestrickte Textilstoffe oder Filze anwendbar, und zwar für Textilmaterialien aus künstlichen oder synthetischen Fasern bzw. aus deren Gemischen. Besonders geeignet ist das Verfahien für Mischfasern aus Polyestern mit Baumwolle oder regenerierten Cellulosen. ι s

Der technische Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt einmal in der starken Abkürzung der Behandlungsdauer, zum anderen in der besseren Ausnutzung der Bleichmittel.

Beispiel

Die Erfindung wird durch das folgende Beispiel näher erläutert: Bei Raumtemperatur wird eine Emulsion mit dem folgenden Ansatz

Wasserstoffperoxyd (35 Gew.-%)
Kokosnussöl -diäthanolamid
Isopropylamindodecylbenzolsulfonat

Gew.-Teile

0,5
2,0
0,5

Trichloräthylen

Wasser

Ätznatron

Gew.-Teiie

95
1,9
0,1

hergestellt, und zwar wird das Gemisch der Emulgiermittel in Trichloräthylen unter Rühren eingeführt und hierauf die wäßrige Lösung des Wasserstoffperoxids und des Alkali eingerührt Der Siedepunkt des Trichloräthylens liegt bei 87° C

Die Emulsion wird in einen aufheizbaren Druckbehälter gegeben, und das zu bleichende Garn in Strangform (Baumwolle-Polyester-Mischung 33 :07) in die Behandlungsflotte eingetaucht, so daß sich ein Flottenverhältnis von 1 :5 einstellt. Während die Flotte mittels einer Pumpe durch das Textilmaterial zirkuliert, wird sie auf eine Temperatur von 120⁰C indirekt aufgeheizt und das Material 30 Minuten bei dieser Temperatur behandelt. Anschließend kühlt die Flotte ab, und das behandelte Material wird mit Wasser gespült Das auf diese Weise gebleichte Mischgarn zeigt zwei WeiOgradpunkte mehr als beim Behandeln unter sonst gleichen Bedingungen, aber einer Temperatur von nur 85°C, obwohl bei der höheren Temperatur mit einer stärkeren Zersetzung des Bleichmittels gerechnet werden muß.

Im Vergleich zu einer Bleichbehandlung in wäßriger Flotte unter sonst gleichen Bedingungen wird außerdem bei gleichem Weißgrad nur die Hälfte der Behandlungsdauer benötigt.

Claims

Patentansprüche:

1. Verfahren zum Vorreinigen und Bleichen von Textilmaterialien mit einem oder mehreren bekannten Bleichmitteln, die in «. iner Mischung aus bis zu 30 Gew.-% Wasser und einem oder mehreren Kohlenwasserstoffen vorliegen, dadurch gekennzeichnet, daß das Vorreinigen und Bleichen bei Temperaturen, die bis zu 5O⁰C oberhalb des Siedepunktes des oder der eingesetzten Kohlenwasserstoffe liegen, unter dem sich einstellenden Druck durchgeführt wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das vorgereinigte und gebleichte Material anschließend mit Wasser oder mit den Kohlenwasserstoffen bzw. deren Gemischen — gegebenenfalls in Gegenwart eines Emulgierungs- oder Netzmittels — gewaschen wird.