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Amalgamzahnfüllung Die käuflichen Metallpulver, die mit Quecksilber
zu den bekannten Amalgamzahnfüllungen verarbeitet werden, sind Gemische aus Silber
und Zinn und geringen Mengen von Gold und Platin. Mit wenigen Ausnahmen bestehen
sie aus 5o Teilen Silber; 5o Teilen Zinn und 50/a Gold oder Platin, und man nennt
sie dann in der Praxis je nach ihrem Gold- oder Platingehalt Gold- oder Platinamalgampulver.
Diese Amalgampulver werden zur Herstellung des Amalgams, wie es zum Ausfüllen der
Zähne verwendet wird, mit Quecksilber im Verhältnis i : i angerieben, wenn nicht
der Hersteller ein anderes Mischungsverhältnis vorschreibt. Alle diese Amalgame
haben den Nachteil, daß sie zuviel Quecksilber enthalten. Der Überschuß an Quecksilber
verdampft im Munde infolge der hier herrschenden höheren Temperatur und wirkt schädlich.
Auch verfärben sich alle Amalgame mehr oder weniger in jeder Mundhöhle infolge des
sich hier stets bildenden Schwefelwasserstoffes.
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Diese Nachteile werden nun vermieden, wenn man ein Amalgam benutzt,
das aus einem Gemisch von Goldpulver (iooo fein), Silberpulver und Quecksilber im
Verhältnis von etwa :1: 0,125: o,5 besteht. Die Füllung wird z. B. in der Weise
hergestellt, daß man das Goldpulver mit Silberpulver i Minute in der Mischmaschine
mischt, der Mischung das Quecksilber zusetzt und dann das Ganze nochmals 40 Sekunden
mischt. Auf diese Weise entsteht eine gute, gleichmäßige Mischung, die tadellos
gebunden ist und sich leicht verarbeiten läßt. Die geringe Menge Quecksilber, die
nur etwa die Hälfte der bisher bei der gewöhnlichen Amalgamfüllung benötigten Quecksilbermenge
ausmacht, wird durch die Metalle vollständig gebunden, so daß es weder zu einer
Verdampfung noch zu einem nachträglichen Ausschwitzen von Quecksilber kommt. Diese
AmalgamfüllungK ist also ganz unschädlich und wird wegen ihres hohen Goldgehaltes
vom Schwefelwasserstoff der Mundhöhle nicht angegriffen, sondern behält ihre schöne
matte Silberfarbe. Sie ist im Zahne nach einer Viertelstunde vollständig hart und
damit gebrauchsfertig.
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Soll diese Amalgamfüllung beispielsweise zum Ausfüllen von Wurzelkanälen
dienen, dann verwendet man zweckmäßig eine Mischung, die einen kleinen Quecksilberüberschuß
enthält, also z. B. aus i Teil Gold, o;125 Teilen Silber' und 0,5125 Teilen Quecksilber
besteht. Dadurch wird die Einführung der Füllung in den Wurzelkanal erleichtert,
und ferner übt der Quecksilberüberschuß eine Heilwirkung im Periodontalraum aus.
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Die bisher zur Wurzelfüllung verwandten Pasten haben den Nachteil,
daß die in ihnen vorhandenen Antiseptika nur eine gewisse Zeit ihre Heilwirkung
entfalten können, da sie resorbierbar sind und dadurch unwirksam werden, während
die Silberstifte und Silberpulver, die man zu diesem Zweck anwendet, nach und nach
aufgelöst werden, da sie dem Schwefelwasserstoff nicht widerstehen.
Die
Füllung von Wurzelkanälen geschieht beispielsweise' folgendermaßen: Nachdem der
Zahnnerv entfernt ist, wird der Wurzelkanal erweitert und so hergerichtet, daß das
Einbringen der echten Amalgamfüllung keinerlei. Schwierigkeiten mehr bietet. Nun
wird zunächst die obere Hälfte des Kanals mit der Amalgammischung- vollständig ausgefüllt,.
und hierbei zeigt sich bereits die Überlegenheit dieser Amalgamfüllung den starren
Stiften gegenüber dadurch, daß alle Nischen, abgebogenen Kanäle und Buchten und
Ramifika= tionen im Dentin, auch wenn die Wurzel krumn@. ist, mit Leichtigkeit erreicht
und ausgefüllt werden. Die Masse liegt also im Kanal überall genau an, und infolgedessen
ist auch die Heil-und Schutzwirkung eine ausgezeichnete. Ist der obere Teil des
Kanals auf diese Weise ausgefüllt, kann man den unteren Teil mit einer plastischen
Rotgoldfüllung ausfüllen, die z. B. zu go°/o aus Gold (xooo fein) besteht. -Der
geringe Quecksilberüberschuß bewirkt aber nicht nur eine leichte Einführung der
Paste in den Wurzelkanal, sondern er entfaltet sehr bald nach seiner Einführung
eine vorzügliche bakterizide Wirkung. Zunächst dringt das Quecksilber in die Odontoblastenräume
ein, um Reste des Zahnnervs, die leim Entfernen desselben zurückgeblieben sind,
unschädlich zu machen bzw. abzubauen. Auch der an der Wurzelspitze oder im Kanal
infolge der Entfernung des Nervs entstandene Blutpfropf wird durch das Quecksilber
steril gemacht und abgebaut. Es sind dann im Wurzelkanal aseptische Zustände geschaffen,
und sowohl nach der Wurzelspitze als auch nach den beiden Seiten der Wurzel hin
ist alles abgedichtet, so daß die beiden Golddepots, deren Ionenwirkung durch Quecksilber
potenziert ist, in einem physiologisch trocknen Raum liegen und unlöslich- sind.
Dadurch aber, daß der Wurzelkanal restlos von heterogenen Edelmetallen ausgefüllt
ist, entsteht ein elektrisches Feld um die ganze Wurzel, welches das Gewebe aktiviert
und ein Eindringen von Bakterien vom Kiefer aus völlig unmöglich macht.
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Auch die Krankheiten im Periodontalraum, von denen -die -bekanntesten
die Wurzelhautentzündung; das Granulom, der Abszeß und die Zahnfisteln sind, werden
sicher durch die Anwendung dieser neuen Füllnasse entweder verhindert oder nach
kurzer Zeit einer Dauerheilung zugeführt, ohne daß dabei dem Patienten nennenswerte
Schmerzen bereitet werden.