DE61729C - Jacquardmaschine mit Vorrichtung zur Kanenersparnifs - Google Patents

Jacquardmaschine mit Vorrichtung zur Kanenersparnifs

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DE61729C
DE61729C DENDAT61729D DE61729DC DE61729C DE 61729 C DE61729 C DE 61729C DE NDAT61729 D DENDAT61729 D DE NDAT61729D DE 61729D C DE61729D C DE 61729DC DE 61729 C DE61729 C DE 61729C
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prism
card
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cards
fabrics
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DENDAT61729D
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G. REUTER in Elberfeld, Osterbaumerstr. 76
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    • D03WEAVING
    • D03CSHEDDING MECHANISMS; PATTERN CARDS OR CHAINS; PUNCHING OF CARDS; DESIGNING PATTERNS
    • D03C3/00Jacquards
    • D03C3/24Features common to jacquards of different types

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  • Textile Engineering (AREA)
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  • Preliminary Treatment Of Fibers (AREA)
  • Looms (AREA)
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Description

KAISERLICHES
PATENTAMT.
Bei manchen Geweben bedient man sich aus verschiedenen Gründen sogenannter Futteroder Grundbindungen und führt solche aus, indem man entweder zwei Kettensorten, eine Ober- und eine Unterkette, bei einer Schufssorte anwendet, Bindung mit Fütterkette, oder umgekehrt, man benutzt ein Kettensystem und zwei Schufssysteme, Bindung mit Futterschufs.
Die Bindungen mit Futterkette bezwecken Herstellung gleicher Dessins oben und unten, z. B. die !Erzeugung eines Streifens oben und unten bei Bändern.
Häufiger ist die Webart mit Futter- oder Unterschufs; man bezweckt damit, einen Stoff dichter zu erhalten, billigere Herstellung durch Verwendung geringeren Materials für den Unterschufs und bei »broschirten« Waaren zugleich auch besseres Hervortreten der Figur.
Hierbei kommt es nun vielfach vor, dafs nach vielen Leinwandschüssen die Figur- und Grundschüsse folgen; dann ist eine grofse Anzahl gleicher Karten und sogenannter Blindkarten dazu erforderlich, von welchen ein grofser Theil gespart werden kann.
Die Herstellungsweise ist nun bis jetzt die gewesen, dafs man die für die Bindungen nöthigen Werkzeuge (sowohl die für die Bindung des Grundes, als auch die für die Bindung innerhalb der Figur nöthigen, also ^Vorderschäfte oder Zwangsflügel und die Hebeschäfte oder Tringles u. s. w.) mit an die meist seitlich gelegenen Platinen, die sogenannten Reserveplatinen, der Jacquard-Maschine für die Musterbildung anhing (s. z. B. Oelsner, Deutsche Webschule, 7. Aufl., S. 525 u. ff., woselbst auch die Anschnürung, welche in dem Gegenstande des Patentes beibehalten wird, ausführlich angegeben ist).
Da nun für jeden Schufs, also z. B. bei Stoffen mit Ober- und Unterschufs, sowohl für den Unter- oder Futterschufs, als auch für den Oberschufs das Prisma der Jacquard-Maschine gedreht und damit die Kartenkette desselben um eine Karte weiter geschaltet wird, mufs man für jede Schaltung des Prismas auch die nöthige Karte haben, obgleich für das Eintragen des Unterschusses sämmtliche Figurkettenfäden, mit Ausnahme der zur Einbindung der Figur nöthigen, unten bleiben (wenn, wie Üblich, die rechte Seite unten gewebt wird), also sämmtliche Nadeln zurückgedrUckt werden müssen, mit Ausnahme der für die Vorderschäfte und der im Harnisch befindlichen Hebeschäfte. Man mufste deshalb, wenn man abwechselnd einen Figur- oder Oberschufs und einen Grund- oder Unterschufs einschlug, abwechselnd eine fast volle Karte, eine sogenannte »Grundschufskarte« oder »Blindkarte«, welche seitlich nur die für die Bindungen nöthigen Löcher für die Nadeln der betreffenden Hebeschäfte und Vorderkämme oder Zwangsflügel enthielt, mit in die Kartenkette einbinden. Bei einem Figurschufs und zwei Futterschüssen mufste man allemal zwei sogenannte Blindkarten einbinden und dann wieder eine Figurenkarte folgen lassen u. s. f.
Ferner kann es vorkommen, dafs sich z. B. ein Mittelmuster im glatten Grunde wiederholt, während der Rand eines Zeuges gemustert ist. Auch hier ist bei der gewöhnlichen Jacquard-Maschine eine grofse Anzahl von Karten er-
Lagerexemplar
forderlich, die zum Theil entbehrt werden können.
Man hat auch zu diesem Zwecke besondere Einrichtungen erfunden und angewendet, sogenannte Repetirvorrichtungen und Doppel-Jacquard's.
Die von mir erfundene Vorrichtung ist eine Combination beider Klassen, indem ich ein besonderes Kartenprisma für Bildung des Grundes und ein besonderes für die Bildung oder Aushebung der Figur benutze und mit letzterem eine Repetirvorrichtung in Anwendung bringe, durch welche erzielt wird, dafs ein und dieselbe Karte zwei- und mehrmals angeschlagen werden kann, eine Drehung des betreffenden Prismas also nicht erfolgt, wohl aber eine solche des anderen für den Grundschufs, während auch Vorsorge getroffen ist, um die Rückwärtsdrehung des Figurenprismas bewirken zu können.
Ferner aber bringe ich bei meiner Jacquard-Maschine noch eine Vorrichtung an, durch welche die Anwendung von eigentlichen Blindkarten in der Kartenkette gänzlich wegfällt; ferner verfahre ich beim Weben so, dafs ich auf jede Figurenkarte mehr als einen Schufs kommen lasse, endlich bäume ich, um gute Waare zu erhalten, die Kette als Figur- und Bindekette auf zwei gesonderte Garnbäume auf. Im übrigen bleibt die Anschnürung gegen früher ungeändert.
Meine Jacquard-Maschine ist mit folgenden Haupttheilen, welche ganz oder zum Theil neu, in ihrer Anordnung und Zusammenwirkung aber ganz neu sind, ausgerüstet:
1. einem besonderen Prisma, welches nur Figurenkarten, keine Blindkarten trägt, zur Bildung der Figur,
2. einem besonderen Prisma, welches nur die wenigen Karten für die Grundbindung trägt,
3. einer Control- und Repetirvorrichtung, welche das Figurenprisma regiert,
4. einer Vorrichtung für den Ersatz . der weggefallenen Blindkarten und zugehörigem Triebwerk.
Auf beiliegenden Zeichnungen ist meine neue Jacquard - Maschine in verschiedenen Ansichten nebst einigen schematischen Darstellungen der Hauptstellungen dargestellt, und zwar ist:
Fig. ι eine Frontansicht, von der Seite des Figurenprismas gesehen,
Fig. 2 eine desgleichen, von der Seite des Grundprismas gesehen,
Fig. 3 eine Verticalansicht rechts von Fig. 1, Fig. 4 ein Grundrifs,
Fig. 5 das untere Triebwerk für die Blindkarte,
Fig. 6 die Rolle und Laterne für die Repetirvorrichlurig,
Fig. 7 eine Daumerikette,
Fig. 8 ein verticaler Querschnitt,
Fig. 9 ein verticaler Lä'ngenschnitt;
Fig. ίο bis 13 sind schematische Darstellungen der Wirkungsweise meiner Maschine;
Fig. 14 zeigt eine Patrone für ein bestimmtes Muster nach bisheriger Herstellungsart,
Fig. 15 eine solche für das gleiche Muster der von mir erfundenen Maschine,
Fig. 16 einen Schnitt in Richtung der Kette zur Veranschaulich ung, wie die hinteren Hebeschäfte, der Harnisch und die Zwangflügel mit den Platinen verbunden sind,
Fig. 17 eine Vorderansicht von Fig. 16 (von links gesehen),
Fig. 18 eine schematische Darstellung der Schaftvorrichtung,
Fig. 19 eine Ansicht des Harnischbrettes,
Fig. 20 eine schematische Darstellung des Ketteneinzuges und wie die Fachbildung geschieht,
Fig. 21 einen Längenschnitt des Webstuhles, Fig. 22 eine Vorderansicht desselben;
Fig. 23 bis 38 sind Darstellungen der Reihenfolge der Fachbildung für einen Rapport von 16 Karten.
Es ist ι der Hebel zum Senken und Heben des Messerrahmens 2, an welch letzterem die Bügel 3 und 31 für die Frictionsrollen 4 und 41 befestigt sind, welche in den sogenannten Pressen (Schlangen, Federn oder Coulissen) 5 und 51 laufen, durch welche infolge der auf- und niedergehenden Bewegung des Messerrahmens in bekannter Weise die Hin- und Herschwingung der Laden 6 und 61 der beiden Prismen 7 und 71 erzeugt wird. Das Prisma 7 dient zur Aufnahme der Figurenkarten; um 71 werden die Grundkarten gelegt; mit 8 sind die Platinenmesser bezeichnet, während 9 die Platinen selbst sind, welche zwischen einem Rost 10 auf dem Platinenbrett 11 stehen, wenn sie nicht gehoben sind; mit 12 bezeichne ich die Nadeln, welche die Platinen regieren.
Ich benutze zwei Nadel- und Platinensysteme, ein mittleres für die Figurenbildüng und eines je zur Hälfte links und rechts vertheilt für den Grund. Diesen beiden Systemen entsprechend bäume ich auch die Kette auf zwei von einander unabhängigen Garnbäumen auf, wie schon oben angedeutet.
13 und 131 sind die zu beiden Nadelsystemen gehörenden Federhäuser und 15 und 15' deuten die beiden oberen Wendehaken der beiden Prismen an; 16. und 161 sind die unteren Kehrwendehaken derselben, welche jeweils in die ihnen entsprechenden Laternen 17 und 171 eingreifen und diese in bekannter Weise je um 900 drehen.
Soweit ist die Einrichtung meiner neuen Jacquard-Maschine und ihre Wirkungsweise von den einfachen und bekannten Doppel-Jacquard-Maschinen nicht wesentlich verschieden , wenn ich von der Anwendung des
einen Prismas nur für die Figur und des anderen nur für den Grund absehe.
An einer Verticalstange 18, die vor dem einen Gestellrahmen 19 befestigt ist, bringe ich nun einen Zapfen 20 an, auf welchen eine Rolle 21 drehbar aufgesteckt ist, nebst einer damit verbundenen Laterne 22, ähnlich den Prismenlaternen. In diese Laterne 22 greift von oben ein Wendehaken 23, der gelenkig bei 24 mit der Lade 6 des Figurenprismas verbunden ist, also mit diesem vor- und zurückgeht, und so die Laterne 22 und die Rolle 21 in ruckweise Drehung setzt. Um die Rolle 21 wird eine aus vier oder je nach Mafsgabe des Musters mehreren Gliedern mit verschieden hohen Daumen bestehende Daumenkette 25 gelegt, Fig. 1, 6 und 7 (wenn es nur vier Glieder sind, gestaltet man sie am besten in Form einer Daumenscheibe), und gerade darüber befestige ich an dem Wendehaken des Figurenprismas 6 eine Frictionsrolle 26, durch deren Vermittelung der Wendehaken 15 auf der Daumenkette aufliegt. Je nachdem nun hohe oder niedere Daumen auf den Kettengliedern von 25 sind, heben sie den Wendehaken hoch oder lassen ihn tief sinken, dafs er in oder aufser den Bereich der Laterne 17 kommt, eventuell so hoch, dafs der untere Wendehaken 16 die Stifte der Laterne erfafst, wodurch diese vor- oder zurückgedreht oder unthätig gelassen werden kann beim Vor- und Zurückschlagen des Prismas.
Es folgt hieraus, dafs man es in der Hand hat, durch Anwendung von dreierlei verschieden hohen Daumen dieselbe Karte wiederholt vorschlagen zu lassen, ohne dafs sie zuvor verschoben worden wä're (Daumen mittlerer Höhe, die Wendehaken 15 und 16 sind aufser Thätigkeit), dafs man eine schon passirte Karte zurückschalten kann (Daumen so hoch, dafs der Wendehaken 16 eingreift), ferner auch, dafs man nach jedem Vorschlag eine neue Karte vorrücken lassen kann (Daumen geringster Höhe, so dafs Wendehaken 15 eingreift).
Das Prisma 71 für die Grundbindung dreht sich mit jedem Vorschlag, und mit ihm steht in der dargestellten Ausführung die Vorrichtung zum Ersatz der Blindkarten in Verbindung und wird davon regiert wie folgt: An einer Seite des Prismas 71 befindet sich eine Stiftoder Keltenrolle 27, um welche ein gelochter Riemen oder eine Kette 28 gelegt ist und unterhalb um eine correspondirende Rolle 29 geht, die auf einer Achse 30 festgekeilt ist, welche in Scheeren3i unter dem Jacquard-Gestell gelagert ist. Auf der Achse 30 sitzt ferner eine Daumenscheibe 32, und über dieser liegt am Gestell 33 gelenkig gelagert eine Wippe oder ein Hebel 34 mit einer Frictionsrolle 35 über der Scheibe 32. Das vordere Ende der Wippe 34 fafst den Schenkel 36 einer Blechplatte 37.
Diese Blechplatte hat die Aufgabe, die Blindkarten in der Figurenkartenkette zu vertreten, und letztere ist deshalb, wie schon erwähnt, ohne jegliche Blindkarte gebunden, Figurenkarte auf Figurenkarte unmittelbar hinter einander. ■
Diese Blechvollkarte ist durch eine Latte 38 und geeignete Seitenführung so geführt, dafs sie sich dicht vor das Nadelbrett legt, wenn ; sie durch die Einwirkung der Daumenscheibe 32 . auf Rolle und Hebel 34 bezw. 35 hochgehoben ist.
Bei der in der Darstellung gewählten Form der Daumenscheibe als Doppeldaumen und bei gleicher Viertheilung der Riemenrollen 27 und 29 wird die Blindkarte 37 auf jeden zweiten Schufs zwischen das Nadelbrett und das Prisma 7 geschoben und dadurch die Wirkung der gerade vorliegenden Figurenkarte aufgehoben; sämmfliche Platinen werden zurückgestofsen, gerade als wäre eine eigentliche Blindkarte vorgeschlagen worden. Durch entsprechende Formung der Daumenscheibe kannnatürlich jede beliebige Reihenfolge in der Hebung und Senkung der unveränderlichen Blindkarte erreicht werden, und die Ersparung der blinden Karten in der Kartenkette ist erreicht, möchten dieselben diese oder jene Reihenfolge der Einbindung erfordert haben.
Damit das Dessin nicht durch den Unterschufs gestört oder durch einen Unterschufs das Heranschlagen des Oberschusses gehindert werde und damit Ober- und Unterschufs richtig gebunden und alle Kettenfäden gleiche Spannung behalten und gleich lang bleiben, überhaupt gute Waare neben der Kartenersparnifs erzielt wird, habe ich, wie schon oben angedeutet, die Aufbäumung der Kette auf zwei gesonderten Bäumen eingeführt, Fig. 13, wie sie auch sonst beim Weben mit Futterkette üblich ist, zum Theil aus anderen Gründen natürlich.
Aus der bisherigen Darstellung geht hervor, dafs, wo früher beispielsweise 2000 Karten, Blind- und Figurenkarten, erforderlich waren, ich nur 1000 Figurenkarten nöthig habe.
Meine Einrichtung gestattet mir aber auch eine fernere Verminderung dieser 1000 Figurenkarten auf 500, ohne Beeinflussung der Schönheit des Dessins oder Behachtheiligung der Qualität der Waare. Zu diesem Zwecke verfahre und webe ich auf folgende Art:
Ich zeichne die Patrone z. B. statt 10 : 16 10:8, erhalte also nur die Hälfte Karten, lege aber dann natürlich für jede Figurenkarte zwei Schufs, während der Grund wie gewöhnlich mittelst der für ihn nöthigen wenigen Karten gebunden wird. Die Figur wird hierdurch für das unbewaffnete Auge genau so, als wenn wie gewöhnlich gearbeitet worden wäre; an
Zxit und Geld wird aber wesentlich gespart' und die Waare kann dementsprechend billiger hergestellt und verkauft werden.
Unter der Lupe betrachtet, ist das Aussehen der Waare etwas verschieden, doch ist dies um so weniger von Einflufs, als ohnehin zwei auf einander folgende Figurenkarten meist nur sehr geringe Abweichungen von einander bieten und man das Verfahren zweckmäfsigerweise nur für solche Muster anwenden wird, wo es zulässig erscheint.
Die Hebung und Senkung der Blechkarte wird in der dargestellten Ausführungsart beispielsweise bewirkt mittelst eines Hebels 34, welcher von einer auswechselbaren, zwei- oder mehrtheiligen Trittscheibe 32 auf einer Welle 30 bethätigt wird, welche durch Rollen und Riemen oder Kettenzug 27, 28 und 29 von dem Grundprisma aus in Drehung gesetzt wird. Statt dessen kann die Blechkarte auch durch gleichwerthige Mittel in Thätigkeit gesetzt werden, z. B. wird eine Abänderung dieser rein constructiven Theile geboten sein, bei anderer Montirung der Lade stehend statt hängend, oder bei Parallelführung derselben u. s. w.
Dasselbe gilt von dem Betrieb der Control- und Repetirvorrichtung, bei welcher in der dargestellten Ausführung die Drehung der Rolle 21 bewirkt wird durch eine vor ihr sitzende Laterne, in welche ein an der Lade des Figurenprismas drehbar befestigter Wendehaken eingreift.
Auch hier kann aus gleichen Gründen wie vorhin eine rein constructive Aenderung geboten sein, ohne die Wirkung und das Zusammenarbeiten mit den anderen Haupttheilen zu gleichem Zwecke zu ändern.
Zur Klarlegung, wie die beschriebene neue Maschine arbeitet, sei noch der Vorgang und die Wirkungsweise erläutert an der Hand der hierzu erforderlichen Patrone nach alter Manier und wie sie für meine neue Einrichtung gebildet wird, unter Zugrundelegung eines einfachen Musters — eines Kreises — hergestellt gedacht, mittelst einer seidenen Figuren- und desgleichen Bindekette.
Ich schicke voraus:
Die Vorrichtung für das gewählte Brocatellemuster ist eine zweichörige Schaftvorrichtung mit Einzug in zwei Partien mit Vorderzwangflügeln (Vorderkämme oder Schäfte mit Hochlitzen).
Um einen grofsen Rapport zu erzielen, befinden sich an jeder Platinenschnur für jeden Rapport neun Kordeln, hiervon werden acht Kordeln (40) für das vordere und eine Kordel (41) für das hintere Chor verwendet, Fig. 18 und 21.
Da nun die Figurenkette in achtschä'ftigem Satin abgebunden werden soll, so sind diese Fäden derart aufgereiht, dafs sie in denjenigen Litzen sich befinden, welche auf den vorderen 16 Hubschäften 42 (vorderes Chor) hängen.
Die '-Bindekette ist in jene Litzen eingereiht, welche sich auf den hinteren vier Hebeschäften 43 (hinteres Chor) befinden, weil deren Abbindung in vierscbäftigem Köper geschehen soll.
Aufserdem ist die Bindekette auch noch in vier mit grofsen Augenlitzen versehene, vor dem Harnisch hängende Zwangflügel 44 eingereiht, und zwar geschieht die Einreihung derart, dafs die Fäden, welche sich in den Litzen des ersten Schaftes des II. Chores befinden, auch in den ersten Zwangflügel eingereiht werden, jene des zweiten Schaftes in den zweiten Zwangflügel u. s. w., wie von jeher üblich.
Die Schäfte sowohl als auch die Zwangflügel stehen vermittelst Schnüre. 45, 46, 47 mit den Platinen des linksseitigen Prismas in Verbindung, und zwar ist jede Platine der Schäfte 42 des vorderen Chors in beiden Partien, mit fünf Schnüren 45 (strichpunktirt in Fig. 2i und 22) verbunden, welche diese Schäfte heben; die Platinen der Schäfte des hinteren Chors sind ebenfalls mit fünf Schnüren 46 (an der rechten Seite in Fig. 21 zu sehen, während sie in Fig. 22 sich mit den Schnüren 45 decken) verbunden, welche diese Schäfte 43 heben; an die Platinen der Zwangflügel 44 sind Schnüre 47 geknüpft, welche zu den Wippen 48 heruntergehen und so den Tiefgang dieser Flügel bewirken, während Federn 49 dieselben hochziehen.
Der Einschlag besteht abwechselnd aus:
I. einem Zwirnschufs. (Futterschufs), welcher mit der Figurenkette mittelst der vorderen 16 Schäfte 42 im achtschäftigen Satin durch abwechselnde Hebung von zwei Schäften des vorderen Chors und mittelst der vier hinteren Hebeschäfte (damit kein Hohlgewebe entsteht) im vierschäftigen Köper arbeitet;
II. einem seidenen Schufs, welcher die Figur bildet und auf der rechten Stoffseite abgebunden wird, indem man einen der vorn befindlichen Zwangflügel niederzieht, Fig. 13 und 20. Auf der linken Stoffseite wird dieser seidene Schufs mittelst der im II. Chor befindlichen Hebeschäfte abgebunden.
Bei dem seidenen Schufs werden daher, wo derselbe auf der rechten Seite zur Geltung kommen soll, die an diesen Stellen befindlichen Kettenfäden, sowohl der Figuren- als auch der Bindekette, sämmtlich gehoben. Die anderen Kettenfäden bleiben liegen.
Es würde daher dieser Schufs theilweise auf der rechten, theilweise auf der linken Seite vollständig flott liegen.
Um dies zu vermeiden, wird, wie schon vorhin angedeutet, z. B. bei dem ersten seidenen Schufs der dritte Schaft des II. Chors gehoben und gleichzeitig der zweite Zwangflügel heruntergezogen, dessen Fäden von den Litzen
6 t
auf dem zweiten Schaft hinten gehoben sind; beim zweiten seidenen Schufs wird der zweite Schaft gehoben und der erste Zwangflügel heruntergezogen u. s. w., wie aus nachfolgender Tabelle für den Rapport der 16 Grundkarten und aus den Fig. 23 bis 38 zu erkennen ist, das ist für die Karten des linken, des Figurenkartenprismas.
Tritt Reihe Im vorderen Chor werden ge- Im hinteren Chor werden d. Schäfte
folge der tiefgehenden hoben die Harnischschäfte . gehoben die 2
I. Zwangfiügel I. Partie I II. Partie Schäfte I Litzen
Π. 2 _ 3 I
III. 6 2
IV. I 2 4
V. I I
VI. 4 I 3
VII. 4 4 .
VIII. 3 4 2
IX, 7 3
X. 2 3 I
XI. 2 2
XII. I . ■ — 2 4
XIII. - 5 I
XIV. 4 I 3
XV. 8 4 '
XVI. 3 4 2
XVII. 3 3
2 •— 3
6
1
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5
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Hierbei ist zu beachten, dafs auf jeden ersten, dritten, fünften u. s. w. Tritt ein Seidenschufs, und auf jeden zweiten, vierten, sechsten Tritt ein Zwirnschufs eingelegt wird, und man erkennt, dafs auf je vier Schufs bezw. vier Karten des linken Prismas eine Karte des Figurenoder rechten Prismas vorgeht und beim Zwirnschufs nur Schäfte aufgehen, dagegen beim Seiden- und Figurenschufs gehen die Litzen des hinteren Chors auf, deren Fäden vorn abgezogen werden.
Wenn ein Zwirnschufs eingelegt wird, steht die Vollkarte vor dem Figurenprisma, damit eben keine Figurenbildung gemacht wird, während die Stellung der Schäfte für den Grundschufs vom rechten Prisma ausgeht, Fig. 3.
Bei den beiden in Fig. 14 und 15 veranschaulichten Patronen, von welchen die Patrone I, Fig. 14, für das alte Verfahren, Patrone II, Fig. 15, für mein neues Verfahren gilt, bedeuten bei Patrone I die vollen, gekreuzten Felder den Seiden- und die gestrichenen Felder den Zwirnschufs. Die Karten für den Zwirnschufs sind »blinde Karten«, weil auf ihnen nur am Anfang und Ende die schwarzen Punkte geschlagen werden, welche mittelst der im Harnisch befindlichen Hebeschäfte den Satin der Figurenkette und die Abbindung des seidenen Schusses herstellen.
Dagegen darf mit diesen Karten keine Platine gehoben werden, welche mit dem Harnisch in Verbindung steht.
Wie oben erläutert, werden bei meiner Einrichtung die blinden Karten unnöthig, und ich bewirke die Hebung der im Harnisch befindlichen Hebeschäfte vermittelst des an der linken Seite der Maschine befindlichen Prismas, für welches 16 Karten genügen, um die Bindung des Zwirn- sowohl als auch des seidenen Schusses herzustellen.
Beide Prismen treten aber nun gleichzeitig in Action, und doch darf bei dem Zwirnschufs durch das linksseitige Prisma nichts gehoben werden, weshalb ich die Einrichtung Fig. 1, 3, 8 und 12 getroffen habe, dafs das Figurenkartenprisma für den Zwirnschufs keine Umdrehung macht, sich dagegen für diesen Schufs von unten herauf die volle Blechkarte vor das linksseitige Nadelbrett legt und infolge dessen das Heben einer Platine, welche mit dem Harnisch in Verbindung steht, unmöglich ist.
Durch diese volle Blechkarte werden also sä'mmtliche blinden Karten unnöthig.
Die volle Karte läfst sich gegebenenfalls auch dadurch ersetzen, dafs man die vollen, stehengebliebenen Theile der gelochten Karte benutzt, entweder durch Verschieben der Nadeln in lothrechter Richtung oder durch Verschieben des Prismas mit der Karte in loth- oder waagrechter Richtung (um die halbe Theilung der Karte).
Das von mir im Vorstehenden ausführlich erläuterte Verfahren ist natürlich ebensogut anwendbar, wie ich schon eingangs erwähnt
habe, für einfach gewebte Waare mit Musterstreifen, bei welchem abwechselnd eine gröfsere Strecke nur Grund oder nur Figur gewebt wird, es ist anwendbar bei Tüchern mit Figurenkanten u. s. w. Es folgt hierbei eine gröfsere Anzahl von Grundschüssen, während das Figurenkartenprisma durch die vorgeschobene Vollkarte ausgeschaltet ist, und dann folgt wieder eine gröfsere Anzahl von Figurenschüssen; Figuren- und Grundschufs würden in diesem Falle meist aus demselben Material sein. Es gilt auch für diesen Fall das oben Erläuterte, nur wäre als Grundschufs derjenige Schufs anzusprechen, bei welchem nur durch das eine Prisma — das Grundbindungsprisma — die Hebeschäfte u. s. w. ausgehoben sind, während Figurenschufs derjenige Schufs ist, bei welchem das Figurenkartenprisma die Figur ausgehoben hat..
Mein Verfahren behält auch volle Anwendbarkeit, wenn zwei verschiedene Muster nach einander wechseln, nur ist das eine Prisma durch die vorgeschobene volle Karte ausgeschaltet, während das andere zur Wirkung kommt.
Ich habe im Vorstehenden nur für einen Artikel die Nützlichkeit meiner Maschine ausführlich nachgewiesen; dafs dieselbe für viele andere, z. B. Figurensammet mit glattem Grund u. a., sich vorteilhaft erweisen wird, wird der erfahrene Fabrikant sofort ausfinden und deren Anwendung vielseitig ausnutzen.

Claims (2)

  1. Patent-Ansprüche:
    ι. Eine Jacquard-Maschine, durch welche eine Ersparung von Karten bei der Herstellung von Geweben, bei welchen Figur und Grund wechseln (also für lancirte Stoffe, Brocateile, aufgeschweifte Muster, Doppelstoffe, einfache Gewebe mit Figurenstreifen u. dergl.) dadurch erzielt wird, dafs zwei Jacquard-Prismen (7 und 71) mit je einer Kartenkette angewendet werden, von welchen das eine Prisma (71) die Nadeln der für die Bindungen nöthigen Werkzeuge (Vorderschäfte oder Zwangflügel, Hebeschäfte u. s. w.) bethätigt und daher für jeden einzutragenden Schufs geschaltet wird, während das andere Prisma (Figurenkartenprisma 7) die Nadeln der für die Figurenbildung nöthigen Theile bethätigt und deshalb nur vor jedem neuen Eigurenschufs geschaltet, in der Zwischenzeit aber für die Fachbildung vor jedem Grundschufs durch eine vorgeschobene und angeschlagene Vollkarte ersetzt wird.
  2. 2. Eine Jacquard-Maschine der unter 1. gekennzeichneten Art, sofern für die Schaltung des absatzweise zu bewegenden Prismas Wendehaken (15 und 16) verwendet werden, welche durch eine auswechselbare Daumenkette (25) mit Daumen von dreifach verschiedener Höhe in die für Vor-, Nicht- oder Rückwärtsschaltung nöthige Höhe gebracht werden.
    Hierzu 4 Blatt Zeichnungen.
DENDAT61729D Jacquardmaschine mit Vorrichtung zur Kanenersparnifs Expired - Lifetime DE61729C (de)

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Cited By (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1238406B (de) * 1956-04-10 1967-04-06 Textil App Fabrik A G Huttwil Jacquardmaschine

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* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE1238406B (de) * 1956-04-10 1967-04-06 Textil App Fabrik A G Huttwil Jacquardmaschine

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