-
Priorität der französischen Patentanmeldung PV Rhone 50 733 vom 12.
Dezember 1968 Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Blindlegungen für die
Polfäden beim Wirken von Plüsch oder Velour auf einer Raschelmaschine Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung vor Blindlegungen für die Polfäden beim Wirken
von Plüsch oae& Velour auf einer Raschelmaschine.
-
Es gibt bekanntlich drei verschiedene Arten, Plüsch oder Velour auf
Raschelmaschinen zu wirken. Nach einem ersten bekannten Verfahren folgen die Polfäden
dem Verlauf der Grundgewirkemaschen. Die somit ebenfalls maschenbildenden Polfäden
sind dann fest verankert. Es erhöht sich Jedoch der Verbrauch an Polgarn, und als
Folge hiervon steigt der Rerstellungspreis des Fertigproduktes beträchtlich, da
wie bekannt, dor Meterpreis für das Polgarn wesentlich höher als der des Garns für
die Grundgewirke liegt.
-
Ein zweites bekanntes Verfahren vermeidet den Nachteil des ersten
dadurch, daß mit den Polfäden Unterlegungen ausgeführt werden. Die Polfäden laufen
hinter der Maschenkette herum, ohne selbst Maschen zu bilden. Dadurch wird jedoch
die Verankerung der Polfäden unzureichend; der Widerstand gegen Auszupfen des Pols
aus dem Grundgewirke ist gering.
-
Ein drittes bekanntes Verfahren sucht die beiden ersteren zweckmässig
dadurch zusammenzufassen, daß man mit sogenannten Blindlegungen arbeitet. Hierbei
mit den Polfäden vberlegungen ausgeführt, d.h. der Faden wird in den Zungenhaken
gelegt und dann auf den Nadelschaft unterhalb der Nadelzunge gebracht, so daß beim
Absenken der Zungennadeln keine Maschen entstehen. Dieses Verfahren spart Polgarn,
da keine Maschen gebildet werden, und die Lage der Polfäden in den Naschenketten
sichert eine feste Verankerung.
-
Die Erfindung bezieht sich nun auf das dritte Verfahren zur Herstellung
von Plüsch oder Samt, das wiederum in zwei verschiedenen Ausführungen bekannt ist.
Bei einer ersten Ausführung wird eine Legeeinrichtung verwendet, die die Polfäden
unmittelbar unter die Zungennadeln legt und nicht zuerst in die Nadelhaken. Dabei
müssen die die Polfäden führenden Lochnadeln zwischen den Zungennadeln hindurchtreten,
was bei grosser Nadelfeinheit oft unmöglich ist.
-
Bei einer zweiten bekannten Ausführungsform werden die Polfäden wie
gewöhnlich in die Nadelhaken gelegt, woraufhin ein sogenanntes Schlagblech die Polfäden
hinunter bis unter die Nadelzungen drückt. Diese Ausführungsform ist sehr gebräuchlich;
sie benötigt Jedoch die Anwendung eines besonderen Schlagblechs, das durch seine
ansenkung die Polfäden unter die Nadelzungen bringt. Diese Ausführungsform ist deshalb
zur Not auf einer Maschine mit nur einer Zungennadelfontur anwendbar, kann aber
auf einer zweifonturigen Maschine praktisch nicht mehr verwendet werden, wenn Plüsch
mit
grosser Nadelfeinheit gewirkt werden soll. In diese Falle wären nämlich zwei vertikal
bewegliche SchlagblecE erforderlich, die beide die Polfäden auf der entsprechend
Zungennadelfontur herabdrücken. Dies würde den Aufbau der Maschine sehr komplizieren
und das Wirken mit zwei engstehenden Nadelfonturen unmöglich machen.
-
Es ist nun Aufgabe der Erfindung, die vorstehend aufgeführten Nachteile
des dritten bekannten Verfahrens zu vermeiden und ein neues Verfahren zu schaffen,
das auf Raschelmaschinen sowohl mit einer Zungennadelfontur wie auch zwei parallel
liegenden Zungennadelfonturen verwendet werden kann.und dabei einfach auszuführen
ist und mit geringem Platzbedarf auskommt, wenn Plüsch oder Velour mit Blindlegungen
hergestellt werden soll. Gemäss der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst,
daß den die Polfäden führenden Lochnadeln zusätzlich zu ihren Schwing-und Versatzbewegungen.eine
sich diesen Bewegungen überlagernde Heb- und Senkbewegung erteilt wird, mittels
welcher die Polfäden ohne weitere Hilfsmittel unter die Nadelzungen gebracht werden.
-
Das erfindungsgemässe Verfahren gestattet es, den Pol dann zwischen
den beiden Grundgewirken zu schneiden, wie es bei der Herstellung von Schneidplüsch
erforderlich ist, bzw.
-
kann der Pol seine Bouclé-Form beibehalten, wie es bei der Herstellung
von Schlingenplüsch der Fall ist. Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt es ferner,
mit grosser Naoeifeinheit für die Grundgewirke zu arbeiten und dabei die Maschinenleistung
zu steigern. Es leuchtet ein, daß durch das erfindungsgemässe Verfahren die zum
Abpressen der Polfäden bisher erforderlichen Schlagbleche überflüssig werden, wodurch
der Aufbau der Maschine wie auch der Wirkvorgang selbst erheblich vereinfacht werden.
Diese Vorteile treten besonders dann in Erscheinung, wenn Plüsch oder Velour mt
zwei
Grundgewirken auf einer Raschelmaschine mit zwei Zungennadelfonturen gewirkt wird.
-
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung beispielsweise
näher erläutert. Es zeigen Fig. 1 in perspektivischer Darstellung stark vergrößert
und auseinandergezogen die Einbindung der Polfäden in zwei auf einer zweifonturigen
Raschelmaschine hergestellte Grundgewirke mit Schußlegungen, Fig. 2 in weiter vergrößertem
Maßstab einen Ausschnitt aus Fig. 1, Fig.
-
3-10 in schematischer Darstellung die Wirkwerkzeuge einer nach dem
erfindungsgemässen Verfahren arbeitenden zweifonturigen Raschelmaschine in verschiedenen
aufeinanderfolgenden Arbeitsstellungen.
-
Die Zeichnung veranschaulicht somit die Vorgänge beim Wirken von Schneidplüsch
oder Schneidvelour auf einer Raschelmaschine mit zwei Zungennadelfonturen. Dies
ist die interessanteste anwendung der Erfindung. Das neue Verfahren kann jedoch
ebenso auf einer Raschelmaschine mit nur einer Zungennadelfontur, beispielsweise
zur Herstellung von Boucle-Velour angewendet werden.
-
Gemäss der Darstellung in den Fig. 3 bis 10 ist die zweifonturige
Raschelmaschine mit zwei feststehenden Fräsblechen, nämlich einem vorderen Fräsblech
1 und einem hinteren Fräsblech 2 ausgerüstet. Entlang dem vorderen Fräsblech 1 bewegt
sich in senkrechter Richtung eine (nicht dargestellte) Nadeibarre, welche die Auf
und Abwärtsbewegung von Zungennadeln 3 bewirkt. Die Zungennadeln 3
besitzen
am Kopf einen Haken 4 und darunter eine klappbare Zunge 5. In gleicher Weise bewegt
sich in senkrechter Richtung entlang dem hinteren Fräsblech 2 eine (nicht dargestellte)
weitere Nadelbarre mit Zungennadeln 6, die mit einem Haken 7 und einer Zunge 8 versehen
sind.
-
Zur Herstellung äe eines Grundgewirkes auf einer jeden solchen Nadelfontur
dienen Legeschienen 9 bzw. 10, deren unzahl und Anordnung von der für die Grundgewirke
11 bzw.
-
12 gewählten Bindung abhängt.
-
Auf der vorderen Nadelfontur mit den Zungennadeln 3 können beispielsweise
die Lochnadeln 9 mit den Kettfäden 13 Maschen legen, während die Lochnadeln einer
weiteren, nicht dargestellten Legeschiene mit den Kettfäden 14 SchußÄ>egungen
herstellen (Fig. 1). Ebenso können auf der hinteren Nadelfontur mit den Zungennadeln
6 die Lochnadeln 10 mit den Kettfäden 15 Maschen legen, während die Lochnadeln einer
weiteren nicht dargestellten Legeschiene mit den Eettfäden 16 Schußlegungen vornehmen.
Im übrigen spielt die gewählte Bindung der Grundgewirke 11 und 12 keine Rolle; sie
wird je nach den gewünschten Eigenschaften der Grundgewirke ausgewählt.
-
Alle Begeschienen führen zum einen eine Versatzbewegung senkrecht
zur Zeichenebene mit Bezug auf die Figuren 3 bis 10 und zum anderen eine Schwingbewegung
entlang einem Kreisbogen 17 aus, wie dies allgemein bekannt ist.
-
Die Grundgewirke 11 und 12 sind durch einen von Polfäden 18 gebildeten
Pol verbunden, der mit Hilfe der Lochnadeln 19 einer Pollegeschiene abwechselnd
auf den Zungennadeln 3 der vorderen Nadelfontur und den Zungennadeln 6 der hinteren
Nadelfontur gewirkt wird. Gemäss der Erfindung führen die Irochnadeln 19 nicht nur
die vorerwähnte Versatzbewegung in
Längsrichtung der Zungennadelfonturen
und die Schwingbewegung entlang dem Kreisbogen 17 aus, sondern können auch aufwärts,
und abwärts bewegt werden, so daß die NadellöcL 20 regelmässig zwischen den beiden
Zungennadelfonturen 3st bis unterhalb der Zungen 5 bzw. 8 abgesenkt werden (Fig.
-
5 und 9). Die somit entstehende dreidimensionale Bewegung der Lochnadeln
19 für -die Polfäden 18 kann auf verschiedene Weise herbeigeführt werden, nämlich
hydraulisch, pneumatisch, mechanisch oder elektrisch. Wie dies geschieht, wird hier
im einzelnen nicht näher beschrieben, kann jedoch Gegenstand einer späteren Patentanmeldung
sein.
-
Die Wirkungsweise der dargestellten Vorrichtung ist folgende: Ausgehend
von der Mittelstellung des die Begeschienen trager den Gehänges schwingt die die
Lochnadel 19 tragende Legeschiene für die Polfäden 18 nach links (Fig. 3) über die
Zungennadeln 3 der vorderen Nadelfontur aus, wobei die Nadellöcher 20 sich auf dem
dargestellten Kreisbogen 17 in Richtung des Pfeils 21 bewegen und die Polfäden 18
vor die Zungennadeln 3 bringen.
-
Hierauf führt die Pollegeschiene mit den Lochnadeln 19 eine Versatzbewegung
in Längsrichtung der Zungennadelfonturen und somit senkrecht zur Zeichenebene aus
(Fig.4) und schwingt anschließend in Richtung des Pfeiles 22 zurück. Dabei bleibt
das Nadelloch 20 zunächst auf der Höhe des Kreisbogens 17. Durch diese Bewegung
der Lochnadel 19 wird der Polfaden 18 in den Haken 4 der Zungennadel 3 gelegt, d.h.
-
eine sogenannte ueberlegung ausgeführt.
-
In der Mittellage des Gehänges (Fig. 5) wird nun die Pollegeschiene
mit den Lochnadeln 19 in Richtung des Pfeils 23 zwischen die beiden Zungennadelfonturen
3,6 abgesenkt, bis sich das Nadelloch 20 Jeder Lochnadel 19 unterhalb der
Zunge
5 der zugehörigen Zungennadel 3 befindet.
-
Dann (Fig. 6) wird die Lochnadel 19 mit dem Nadelloch 20 wieder bis
zur Höhe des Kreisbogens 17 angehoben (Pfeil 24), während die Zungennadeln 3 der
vorderen Nadelfontur ihre Abschlagbewegung (Pfeil 25) beginnen. Dabei rutscht der
über die Zungennadel 3 gelegte Polfaden 18 über die Zunge 5 die hierdurch geschlossen
wird (Pfeil 26).
-
Am Ende der Abschlagbewegung der Zungennadeln 3 (Fig. 7) ist der Polfaden
18 über den Kopf der Zungennadel 3 hinweg geglitten (Fig. 7) undhängt nur noch an
den nicht dargestellten Kettfäden des vorderen Grundgewirkes 11. Gleichzeitig setzt
die Pollegeschiene mit den Lochnadeln 19,für den Polfaden 18 ihre Schwingbewegung
i n Richtung des Pfeiles 27 fort und bringt die Polfäden auf die Vorderseite der
Zungennadeln 6 der hinteren Nadelfontur, die inzwischen angehoben worden sind und
deren Zungen 8 die Haken 7 geöffnet haben.
-
Auf diese Schwingbewegung der Lochnadel 19 folgt wiederum eine Versstzbewegung
in Richtung der Zungennadelfonturen, d.h. also senkrecht zur Zeichenebene, und die
Polfäden 18 werden in die Haken 7 der Zungennadeln 6 mit einer sogenannten verlegung
gebracht. Dabei liegt Jeder Polfaden 18 also wiederum zunächst oberhalb der weitgeöffneten
Zunge 8 der zugehörigen Zungennadel 6.
-
Nun schwingt das Gehänge mit den Lochnadeln 19 in Richtung des Pfeiles
28 (Fig. 8) wieder zurück, wobei sich die Nadellöcher 20 erneut auf dem Kreisbogen
17 bewegen.
-
Wenn das Gehänge wiederum seine Mittellage erreicht hat (Fig. 9),
wird die Pollegeschiene mit den Lochnadeln 19 erneut abgesenkt, so daß das Wadelloch
20 weder Lochnadel 19
unterhalb der geöffneten Nadelzunge 8 gelangt.
Dabei gleitet der Polfaden 18 über die geöffnete Nadelzunge 8 nach unten auf den
Schaft der.Zungennadel 6.
-
Schließlich wird die Pollegeschiene mit den Lochnadelr 19 wieder angehoben,
bis das Nadel loch 20 die Höhe des Krcsbogens 17 erreicht hat, und setzt die Schwingbewegung
r Richtung des Pfeils 31 (Fig.10) zur vorderen Zungennadelfontur hin fort. Gleichzeitig
führt die hintere Zungennadelfontur 6 ihre Abschlagbewegung (Pfeil 32) aus, wobei
der Polfaden 18 über die Zunge 8 gleitet, die hierdurch geschlossen wird. Der Polfaden
18 gleitet über den geschlossenen Haken 7 der Zungennadel 6 und hängt am Ende der
Abschlagbewegung nur noch an einem oder mehreren Fäden des hinteren Grundgewirkes
12 (Fig.3).
-
Damit beginnt der vorbeschriebene Wirkvorgang von neuem.
-
Aus den Fig. 1 Und 2 ist ersichtlich, daß die nach dem erfindungsgemässen
Verfahren in die Grundgewirke 11, 12 eingearbeiteten Polfäden 18 keine Maschen bilden,
wodurn eine erhebliche Menge an Polgarn gespart wird, das sonst ohnehin in dem Grundgewirke
nicht in Erscheinung treten würde. Die Polfäden 18 verlaufen trotzdem durch jede
Grundgewirkemasche, was ihnen eine feste Verankerung sichert. ßQus der vergrößerten
Darstellung in Fig. 2 läßt sich nämlich erkennen, daß der Polfaden 18 vor den beiden
Fadenabachnitten 34 und 35 ein und derselben Masche des Grundgewirkes verläuft,
jedoch hinter dem Fadenabschnitt 36 dieser Masche, derzwischen den Abschnitten ei,
35 nach oben zur nächstfolgenden Masche weiterläuft. Der Fadenabschnitt 36 liegt
wiederum hinter dem Schußfaden 14, der hinter den Fadenabschnitten 34 und 35 der
vorerwEihnten Masche liegt. Es leuchtet somit ein, daß die als Mas:n bzw. Schüße
das Grundgewirke bildenden Kettfäden 13 ur» 14
den Polfaden 18
zwischen den Fadenabschnitten 34, 35 unc 3r festhalten. Selbstverständlich gelten
die vorstehenden Betrachtungen genauso für das auf der hinteren Zungennadelfontur
hergestellte Grundgewirke 12.
-
Auf der Warenseite der Maschine kann das auf diese'Weise hergestellte
Doppelgewirke wie üblich geschnitten werden; d.h.der von den Polfäden 18 gebildete
Pol wird in der Minute zwischen den Grundgewirken 11 und 12 zerschnitten.
-
Es versteht sich von selbst, daß die Erfindung nicht auf die in Fig.
1 dargestellte Franse-Schuß-Legung für die Grundgewirke beschränkt ist, sondern
hierfür jede andere geeignete Bindungsart verwendet werden kann.
-
Patentansprüche