DE61087C - Verfahren der Schutzbeizung für Seide beim Färben von halbseidenen Geweben mit Anilinschwarz - Google Patents
Verfahren der Schutzbeizung für Seide beim Färben von halbseidenen Geweben mit AnilinschwarzInfo
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- D—TEXTILES; PAPER
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Die Erfindung besteht in einem Verfahren, die Seide eines aus Seide und Baumwolle zusammengesetzten
Gewebes, dessen Baumwolle im Stück nach dem bekannten Oxydationsverfahren mit Anilinschwarz gefärbt wird, gegen
die Färbung mit Anilinschwarz, welche sich sonst gleichzeitig mit derjenigen der Baumwolle
vollziehen würde, unempfänglich zu machen und sie nachträglich auf dem schwarz gefärbten Grunde der Baumwolle mit den gewünschten
lebhaften Farben zu versehen.
Man behandelt nach dem neuen Verfahren das Gewebe, welches, wie sonst für solche
Stoffe üblich ist, vorappretirt wird,- in ziemlich starker, heifser Abkochung eines Gerbsäurematerials,
und zwar vor der Imprägnirung mit den für die Erzeugung von Oxydations-Anilinschwarz
bei Baumwolle und Seide nöthigen Substanzen, imprägnirt hierauf die Waare mit diesen letzteren auf der Padding - Maschine,
wobei man die Concentration der das Anilinsalz führenden Lösung unter 5 bis 6° B.
(spec. Gew. 1,036 — 43) hält, oxydirt hierauf rasch in der Oxydationskammer, wäscht die
Waare einmal in Wasser durch, imprägnirt sie hierauf wiederum mit Anilinsalz-Lösung und
oxydirt zum zweiten Male.
Durch die vorstehend beschriebene Behandlung wird erreicht, dafs die Seide des Gewebes
gegen die Färbung durch das infolge der Oxydation des Anilins entstehende Emeraldin geschützt
wird und nur durch die Einwirkung des heifsen Gerbsäurematerials eine unschöne gelbliche Färbung erhält.
Hierauf entfernt man die von der Seidenfaser aufgenommene Gerbsäure durch zweimaliges
Abkochen mit sauren oder nur einmaliges Abkochen mit schwach alkalischen
Lösungen oder mit Wasser allein, wodurch man die unschöne Färbung der Seidenfaser je
nach Wunsch bis auf Weifs oder gelbstichiges Weifs abzieht, und giebt sodann der Seide
mittelst saurer Farbstoffe die gewünschte lebhafte helle oder mittlere Farbe. Sodann führt
man das Emeraldin vermöge der gewöhnlichen Nachoxydation durch chromsaure Salze in
Anilinschwarz über oder scheidet es, falls lediglich ein Blauschwarz gewünscht wird, mittelst
eines Alkalis aus der Verbindung mit Säure aus.
Handelt es sich nur um die Erzeugung dunkler Töne auf der Seidenfaser, so genügt
an Stelle mehrmaliger die einmalige Imprägnirung mit einer starken Anilinsalzlösung und
Oxydation; ebenso verwendet man in derartigen Fällen, sobald eine schwächere Imprägnirung
stattfindet, zur Aufbesserung des Schwarz das Diaminschwarz oder zu ähnlichen Zwecken in Gebrauch stehende Farbstoffe.
Die Patentinhaber bevorzugen unter den üblichen Oxydationsmitteln für die Herstellung
von Anilinschwarz die Vanadinsalze, um bei obigem Verfahren die Bildung einer schwierig
zu entfernenden und die Seidenfaser stark färbenden Verbindung von Kupfer oder anderen
Metallen mit Gerbsäure hintanzuhalten.
Das neue Verfahren stellt eine vollständig gelungene Nachahmung der Buntweberei für
die unter dem Namen »Austria« bekannten oder in ähnlicher Weise aus Baumwolle und
Seide zusammengesetzten Gewebeartikel dar.
Das bekannte, z. B. von Kertesz (Anilinfarbstoffe, S. 44) beschriebene Verfahren hat
mit dem pate'ntirten nichts gemein. Dort handelt es sich lediglich darum, gemischte Gewebe
(Baumwolle und Seide) zweifarbig herzustellen, (sogenannte Couleurs changeants), und
zwar unter Anwendung von Gerbsäure. In diesem Falle dient die Gerbsäure dazu, der
Baumwolle, nachdem die Seide im Bastseifenbade beliebig bunt angefärbt ist, für den von
ihr aufzunehmenden Anilinfarbstoff den nöthigen Grund zu geben. Bei dem neuen Verfahren
dagegen wird die Baumwolle dem Oxydationsprocefs unterworfen, und die dabei angewendete
Gerbsäure bildet ein Schutzbad für die Seide, damit sie von der Färbung ausgeschlossen
bleibt, sie dient also nicht als Grundbad für die beiden Fasern. Bei den weiteren Manipulationen
ist die Gerbsäure sogar hinderlich und mufs, wie angegeben, sorgfältigst entfernt
werden, je nachdem der Seide eine hellere oder dunklere Farbe ertheilt werden soll.
Bekanntlich werden bei diesem Oxydationsprocefs beide Fasern grün angefärbt und
können nur durch weitere Oxydation in Schwarz übergeführt werden. Diese letztere
Ueberführung wird für die Seide durch die Schutzbeizung verhindert; es macht also nur
die Baumwollfaser den ganzen Procefs durch. Auf diese bis jetzt noch nicht bekannte und
angewendete Weise ist es demnach möglich, bei roher Halbseide die Seide auf dem schwarzen Untergrunde der Baumwolle in allen
möglichen Färbungen (sogenannten Changeants) zu liefern, während die Fabrikation derartiger
Artikel bis jetzt nur unter Verwendung vorgefä'rbter
Fasern möglich ist. Nach unserem Verfahren kann also auch die rohe Waare
zuerst die übliche Appretur durchmachen, um dann erst mit den gewünschten Farben versehen
zu werden.
Claims (2)
1. die Gerbsäure durch zweimalige Behandlung des Gewebes mit heifsen,
mit Säure versetzten Lösungen entfernt, um die Seide für die Ertheilung heller oder hellster Färbungen klar zu
machen, oder
2. zur Entfernung der Gerbsäure mit Wasser allein oder alkalischem Wasser
das Gewebe abkocht, sobald es sich darum handelt, der Seidenfaser mittlere oder dunklere Töne zu ertheilen;
b) oder dafs man die Seide des Gewebes vor allem anderen in bestimmten Farben färbt,
sodann mit Gerbsäure behandelt, hierauf der Baumwolle die Anilinschwarzfärbung im Oxydationswege ertheilt und nun die
Gerbsäure wieder entfernt, wobei die hell oder mittel oder dunkel gefärbte Seide,
welche durch die Aufnahme der Gerbsäure trübe geworden war, wiederum klar wird.
Publications (1)
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