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Übertragungspapier zum Bemustern von Geweben, Leder, Celluloseesterflächen
Gegenstand vorliegender Erfindung bildet ein Übertragungspapier zum Bemustern von
Geweben, Leder, Celluloseesterflächen u. dgl. Es sind bereits Übertragungspapiere
bekannt, bei denen das auf das Übertragungspapier aufgedruckte Muster mittels eines
Farblösungsmittels auf das Gewebe u. dgl. unter Druck übertragen wird. Die vorliegende
Erfindung unterscheidet sich von dem Bekannten dadurch, daß das Übertragungspapier
oder eine andere Grundlage eine Überzugsschicht trägt, die ihrerseits Träger des
Farbmusters ist -und die farbundurchlässig und auch gegen Farblösungsmittel unempfindlich
ist. Eine solche Überzugsschicht besteht aus einer zweckmäßig mit Vulkanisiermitteln
versetzten Kautschukemulsion unter Zusatz eines Klebmittels, wie Casein, und einer
Fett- und Wachsemulsion. Die Schicht hat den Zweck, die Farbmuster aufzunehmen und
später vollkommen an die zu färbenden Stoffe abzugeben. Sie hebt das Saugvermögen
der Papierporen gegenüber den Farbstoffen und den Bindemitteln auf und klebt unter
Druck sieh an die Gewebe an, wodurch ein Auslaufen der sich auflösenden Farbstoffe
während des Bemusterns verhindert wird. Es besteht so durch die Erfindung gegenüber
dem direkten Textildruck die Möglichkeit, feinere Farbwirkungen zu erzielen und
ein genaues Passen der einzelnen Farben auch auf so empfindlichen und streckbaren
Stoffen wie Crepeseide zu erreichen. Die Weichheit der Überzugsschicht ermöglicht,
daß sie der Struktur des Gewebes folgen kann.
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Eine geeignete Zusammensetzung der Überzugsschicht ist folgende: Kautschukmilch
6o0/0 4o Gewichtsteile Casein ............. io -Zinkstearat......... 5 -Wasser ............
ioo -Paraffinemulsion ... 5 -Formalin 40%...... z -Triäthanolamin ..... 3
-Die Zusammensetzung der Masse kann je nach dem Verwendungszweck geändert werden;
z. B. kann mehr Wasser verwendet werden, wenn eine flüssigere Emulsion gewünscht
wird, oder es können Vulkanisierungsmittel, wie Ammoniumsulfat oder Tetramethylthiurambisulfid,
beigefügt werden. An Stelle von gewöhnlicher Kautschukmilch kann vulkanisierte verwendet
werden. Um eine weiße Schicht zu erzielen, kann der Emulsion Zinkoxyd oder Titandioxyd
zugefügt werden. Der Kautschuk macht dabei die Schicht elastisch. Kautschukmilch
kann durch ein anderes synthetisches gelatinöses Mittel ersetzt werden. So kann
man Pärakautschuk oder Kautschukersatzmittel in gelöster oder emulgierter Form verwenden.
Das Casein verhindert die Erhärtung der Kautschukschicht im Laufe der Zeit. Durch
Abänderung
der Mengen des Caseins kann eine größere oder geringere
Elastizität erzielt werden. An Stelle von Casein können auch Allumin, Gelatine,
Leim oder ähnliche Stoffe treten.
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Das Zinkstearat dient zur Verminderung der Klebrigkeit. An seine Stelle
können Magnesiumkarbonat, Talkum usw. Verwendung finden. Die Wachs- oder Fettemulsion
unterstützt die Abgabe des Farbstoffs beim Färben. An Stelle der Paraffinemulsion
können dabei auch andere Öl-, Fett- oder Wachsemulsionen, wie eine Emulsion von
Rizinusöl oder Türkischrotöl, Anwendung finden. Das Formalin dient zur Verhinderung
der Fäulnis und zum Unlöslichmachen der Schicht. Triäthanolamin dient als Emulgierungsmittel,
an dessen Stelle auch andere Emulgierungsmittel, wie Glykolstearat, verwendet werden
können.
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Die Masse wird in einem Rührwerk gemischt und dann in einer Emulgiermaschine
zu einer gleichmäßigen Emulsion verarbeitet.
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Die Emulsion wird mit der Streichmaschine auf Papier oder eine ähnliche
Grundlage aufgetragen und bildet nach dem Trocknen eine feste elastische Schicht,
die in Wasser, Öl und Alkohol praktisch unlöslich, farbundurchlässig. und gegen
Farblösungsmittel unempfindlich ist.
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Im allgemeinen genügt ein einmaliger Aufstrich auf das Papier. -Die
Schicht wird getrocknet, vorteilhaft unter Anwendung von Wärme. Am besten läßt man
den fertiggestellten Träger einige Zeit lagern." Auf diese Schicht kommt dann die
Farbschicht, die zum Bemustern dienen soll. Der mit der Überzugsschicht versehene
Träger erhält vorteilhaft ein Farbmuster in den üblichen Drucktechniken, wie Buchdruck,
Tiefdruck oder lithographischen Druck. Die Träger ermöglichen die Übertragung feinster
Vier- oder Mehrfarbenbilderdrucke. Die zur Verwendung gelangenden Farbstoffe müssen
entsprechende Affinität. für die zu färbenden Stoffe besitzen und sich zu konzentrierten
Farbstoffpasten für die in Frage kommende Drucktechnik verarbeiten lassen.
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Nachstehend sei das Bedrucken und die Verwendung des Trägers für ein
auf photographischer Reproduktionstechnik beruhendes Drei- und Vierfarbenbemusterungsverfahren
von Geweben, insbesondere von Seide, geschildert.
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Zum Bedrucken des Trägers in Rollenform eignet sich in erster Linie
das Rotationstiefdruckverfahren, da. dies am leichtesten durchführbar ist und sich
dafür geeignete Druckpasten bzw. Druckfarben aus fast allen Farbstoffklassen herstellen
lassen. Die aufzutragende Farbmasse enthält dabei neben den in Methylalkohol, Aceton
oder ähnlichen flüchtigen Lösungsmitteln gelösten Farbstoffen ein wasserunlösliches
Bindemittel, wie Vinylitharz, ein Weichmachungsmittel, wie Dibutylphthalat, ein
Neutralisiermittel, wie Ätznatron, und ein Schmiermittel für die Rakel (Rizinusöl).
Die Druckplatten bzw. Druckzylinder werden nach den üblichen Reproduktionsmethoden
hergestellt. . Das Bedrucken der Träger in Rollenform erfolgt vorteilhaft auf einer
Tiefdruckpapier- oder Gewebedruckmaschine mit vier bis sechs Musterwalzen. Auf das
so erhaltene Übertragungspapier wird nun das Gewebe, z. B. Seide, unter Anwendung
von Druck und mäßiger Wärme, etwa 65', mit Hilfe eines Kalanders aufgepreßt,
so daß Gewebe und Übertragungspapier eine Einheit bilden. Die Überzugsschicht des
Papiers als auch die Farbschicht besitzen unter dem Einfluß von Druck und Wärme
genügend Klebrigkeit, um das Gewebe genügend festzuhalten, jedoch nicht mehr, als
daß das Gewebe nach beendetem Färben leicht abgezogen werden kann. Darauf wird eine
mit dem Lösungsmittel getränkte Bahn mit der Geweberückseite zwischen glatten Kalanderwalzen
in Berührung gebracht. Die Lösungsmittel dringen von der Rückseite durch das Gewebe
und bewirken die Anfärbung. Es wird so erreicht daß -die Kalanderwalzen von den
gelösten Farbstoffen nicht angeschmutzt werden und daß ein etwaiger Überschuß von
Lösungsmitteln von dem Papierzurückgehalten wird. Ferner ist eine genauere Kontrolle
der zur Verwendung gelangenden. Mengen von Lösungsmitteln möglich.
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Für das Anfärben ist die Verwendung von mäßiger Wärme von Vorteil.
Nach dem Passieren des Färbekalanders werden die Lösungsmittel durch Gebläse schnell
verflüchtigt, und gleichzeitig oder unmittelbar darauf wird das gefärbte Gewebe
von dem verbrauchten Träger getrennt. Das Gewebe wird dann getrocknet und gelüftet,
bis alles Lösungsmittel verflüchtigt ist, und dann zweckmäßig noch x bis 2 Stunden
gedämpft zur Verbesserung der Fixierung der Farben. -Wenn es sich um dickeres Gewebe
handelt, das von der Rückseite her nicht zweckentsprechend durchgefeuchtet werden
kann, so wird dasselbe sowie der Träger nicht zusammen kaschiert, sondern wird die
Seide unter Vermeidung vorzeitiger Berührung mit der Trägeroberfläche durch Befeuchtungsapparate
mit einer genau geregelten Menge aktiver Farbstofflösungsmittel auf der zu färbenden
Seite versehen. Der Träger und die befeuchtete Seide werden dann durch den Färbekalander
geleitet und dann in der vorher geschilderten Weise weiterbehandelt.
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In einzelnen Fällen kann außerdem eine Vorbefeuchtung der Farbstoffschicht
erfolgen, indem der Träger kurz vor dem Passieren des Färbekalanders über einen
Apparat geleitet wird, welcher Dämpfe von aktiven Lösungsmitteln auf die: Farbstoffschicht
übermittelt, die dadurch erweicht wird, ohne auszufließen.
Unter
aktiven Farbstofflösungsmitteln sind Lösungsmittel verstanden, welche die Farbstoffschicht
nicht nur in flüssigen Zustand überführen, sondern gleichzeitig auch die volle färbende
Eigenschaft der Farbstoffe auslösen bzw. zur Wirkung bringen. Die Lösungsmittel
müssen deshalb den Besonderheiten der verwendeten Farbstoffe angepaßt werden und
können Mischungen bzw. Lösungen verschiedener Chemikalien enthalten. In Frage kommende
Chemikalien sind z. B. Alkohol, Wasser, Essigsäure, verdünnte Schwefelsäure, Ölemulsionen,
Lösungen von Glaubersalz, Tannin, Brechweinstein usw. Ein brauchbares Lösungsmittel,
welches sich bei sauren Farbstoffen zum Färben auf Seide bewährt hat, besteht z.
B. aus:
Äthylalkohol 95 % . . . . . . . . 8o Teile |
Essigsäure 36°/o ........... io - |
Wasser Best. .............. io - |
Das Bedrucken der Überzugsschicht kann auch im lithographischen Druckverfahren erfolgen.
Da dabei jedoch Leinölfirnis nicht verwendbar ist, da er infolge seines Tröcknens
den Farbstoff festhält, so daß- er durch Lösungsmittel nicht schnell genug gelöst
wird, kann man, wie gefunden wurde, synthetische Harze, z. B. Cumaron, Arochlor
(chloriertes Diphenyl), polymerisierte Terpene, in geeignetem Kondensationszustand
und in Verbindung mit nicht trocknenden Ölen (Rizinusöl) sowie ätherischen Ölen,
wie Elemiöl, verwenden, um Firnisse für lithographische Druckfarben herzustellen.
Stark wasserlösliche Farbstoffe sind nicht geeignet. Eine brauchbare Mischung ist
folgende:
Arochlorharz (dickflüssig) . . 45 Teile |
Cumaronharz (helles Harz) . . 15 - |
Rizinusöl (dick gekocht) .... 25 - |
Elemiharz ................ io - |
Elemiöl .................. 5 - |
Zum Verdünnen wird, wenn nötig, Dibutylphthalat benutzt. Alle Bestandteile werden
im Dampfbad gekocht, bis ein Firnis entsteht, der lithographischem Leinölfirnis
ähnlich ist. Die künstlichen Farbstoffe werden in diesem Firnis gründlich verrieben
und gelöst und können dann in üblicher Weise verdruckt werden.
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Ein weiteres Anwendungsgebiet der Träger sind Färbungen auf Leder.
Es können sowohl Muster als auch-- Unifärbungen erzielt werden. Es eignet sich sowohl
das mineral- als auch das pflanzengegerbte Leder für diese Färbemethode. Für die
Herstellung der Träger können die gleichen Druckmethoden zur Anwendung gelangen
wie für Gewebe bestimmte. Unifarben können statt durch Druck auf einer Streichmaschine
durch Aufstreichen von geeigneten Farbstoffpasten auf den Träger erzielt werden.
Zur Anwendung eignen sich saure und substantive Farbstoffe, für volle Flächenfärbung
können auch basische Farbstoffe Verwendung finden. Der Färbevorgang auf Leder wird
ausgeführt, indem die zum Färben entsprechend vorbereiteten und möglichst glatt
-gestreckten Lederhäute mit -aktiven Farbstofflösungsmitteln zweckentsprechend angefeuchtet
werden. Dies geschieht am besten durch Verwendung von Spritz- oder-Zerstäubungsapparaten.
Die angefeuchtete Lederhaut wird dann zwischen den Preßplatten einer hydraulischen
Presse angeordnet, daraufhin wird der Träger über diese mit Farbstofflösungsmitteln
angefeuchtete Lederhaut gelegt, und zwar in solcher Weise, daß die Farbstoffschicht
die Lederhaut nicht vorzeitig berührt. Die mäßig erwärmte Presse wird dann in Tätigkeit
gesetzt. Durch das Zusammenwirken von Druck, Wärme und Lösungsmitteln werden die
zur Lösung -gebrachten Farbstoffe in die Lederhaut eindringen und eine intensive
und gleichmäßige Färbung bewirken. Zur Ausgleichung etwaiger Unebenheiten - in der
Lederhaut empfiehlt sich eine nachgiebige Decklage von Filz, Flanell, Gummi oder
ähnlichem zwischen den Preßplatten und dem zu färbenden Leder und Träger.
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Nach Beendigung des Pressens wird der Träger von dem gefärbten Leder
durch Abziehen getrennt. An Stelle von Anfeuchtung des Leders kann auch der Träger
mit aktiven Lösungsmitteln durch Zerstäubüngsapparate angefeuchtet werden. In diesem
Falle brauchen nur äußerst wenig Lösungsmittel verwendet zu werden. Schnell trocknende
Lösungsmittel würden in solcher geringen Menge zu schnell trocknen, deshalb müssen
in diesem Fall langsam verdunstende Lösungsmittel, wie z. B. Diäthylenglykolmonöäthyläther
(Carbitol), zur Anwendung gelangen. Die Farbstoffe werden in diesem Falle wenig
gelöst, sondern nur so viel erweicht, daß sie sich durch das trockene Leder abheben
lassen. Die Farbstoffe müssen deshalb nachträglich noch auf dem Leder durch Überspritzen
mit Lösungsmitteln nachbehandelt werden. Um die Widerstandsfähigkeit der Färbungen
zu erhöhen,: kann das gefärbte Leder mit Albuminlösung behandelt werden, welche
dann durch Wärme zum Koagulieren gebracht wird. Damit etwaige Sprödigkeit- vermieden
wird, empfiehlt es sich, der Albuminlösung etwas Milch und Glycerin oder ähnliche
Mittel beizufügen. Außerdem können die Lederhäute auch mit den üblichen Mitteln,
wie Casein, Schellack, Lederfirnis oder Celluloselacken, fertiggemacht werden.
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Eine wertvolle Anwendungsmöglichkeit der Farbstoffabfärbefihne betrifft
Färbungen auf Celluloid, Celluloseacetat und verwandte Materialien. Der Vorzug der
Methode besteht darin, daß es möglich ist, Muster vollkommen scharf und so tief
in diese Materialien einzufärben, daß dieselben ohne Deckschicht jeder weiteren
Verarbeitung
und Benützung, z. B. als Toilette--artikel, standhalten. Die Farbstoffe sitzen nicht
an der äußeren Oberfläche, wie dies bei Pigmentfarben der Fall ist, welche auf Celluloid
gedruckt wurden, sondern sind in dem Cellulosematdrial eingebettet bzw. bilden eine
Einheit mit demselben. Dieses wird dadurch ermöglicht, daß die Oberfläche des Cellulosematerials
durch geeignete Lösungsmittel, welche gleichzeitig aktive Lösungsmittel der verwendeten
Farbstoffe sind, vollkommen erweicht wird. Es bildet sich ein gallertartiger Zustand
der Oberfläche, der es ermöglicht, den Farbstoff zu lösen, dessen Dickflüssigkeit
jedoch verhindert, daß der Farbstoff sich seitlich ausbreitet, so daß linienscharfe
Färbung erreicht werden kann. Unpoliertes Material eignet sich besser als poliertes,
-dessen Oberfläche etwas verhornt ist; ebenso sind dünne Platten unter 1/4 mm nicht
gut geeignet.' ' Die Färbung wird ausgeführt, indem das Celluloid oder das Celluloseacetat
auf einer Spritzmaschine ganz gleichmäßig mit einer genau kontrollierten Menge von
Lösungsmitteln versehen wird. Wenn das Lösungsmittel die Oberfläche genügend erweicht
hat, so daß dieselbe gallertartig erscheint, so wird sofort auf das so behandelte
Material ein Träger mit gleichmäßigem und nicht zu schwerem Druck aufgepreßt. Der
durch die Berührung mit der feuchten Materialoberfläche sich schnell lösende Farbstoff
des Trägers bewirkt eine intensive, relativ tiefgebende Färbung des Materials. Nach
erfolgter Färbung wird der Träger von der noch feuchten Materialoberfläche abgezogen.
Das fertig gefärbte Material wird dann weiter vollkommen getrocknet. Nach erfolgtem
Austrocknen der Lösungsmittel kann das gefärbte Celluloid oder Zelluloseacetat in
der üblichen Weise poliert bzw. weiterverarbeitet werden. Als Lösungsmittel für
Cellulöid und für Zelluloseacetat bewährt sich folgendes Gemisch:
Äthyllactat . . . . . . . . . . . . . . . 9o Teile |
Dibutylphthalat ........... =o - |
Als Farbstoffe dienen alkohollösliche Farbstoffe.