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Flüssigkeitszeitzünder Für Artilleriezwecke. sind bereits verschiedene
Zeitzünder bekanntgeworden, deren Prinzip darin besteht, daß beim Schußeine Flüssigkeit
aus einem Behälter ins Freie oder in einen anderen Behälter zu fließen anfängt,
und daß nach der Vollendung des Flusses oder nachdem eine gewisse Menge herausgeflossen
ist, die Zündung eingeleitet wird durch Organe, denen Bewegungen dem Fluß der Flüssigkeit
folgen müssen. Die Zeiteinstellung erfolgt dabei entweder durch Regelung der Menge
der anfänglich in den Prozeß eingeleiteten Flüssigkeit oder durch Veränderung des
Querschnittes der Öffnung, durch welche die Flüssigkeit hindurchfließen muß. Der
Begriff der Flüssigkeit ist bei allen Flüssigkeitszündern im weitesten Sinne aufzufassen;
es können also auch Gase, z. B. Luft, aber auch fein verteilte feste Körper:, z.
B. kleine Kugeln, in Betracht kommen.
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Alle diese Flüssigkeitszünder sind bis jetzt daran gescheitert, daß
die ü'bertragung der Bewegung der Flüssigkeit auf Bewegungsorgane des Zünders durch
Kolben erfolgte, die in einem Zylinder gleiten. Die Bewegungsverhältnisse am Kolben
sind bekanntsich, insbesondere bei den verhältnismäßig kleinen Kräften, die hier
in Frage kommen, sehr stark vom Grad der Passung, von der Beschaffenheit der Oberflächen,
Schmierung usw. abhängig. Ferner ist die Flüssigkeit selbst da, wo sie nicht absolut
luftdicht abgeschlossen ist, im Lagerzustand einer Veränderung unterworfen. Aber
auch in den bekannten Fällen, wo die Flüssigkeit im Lagerzustand in einem absolut
luftdichten Gefäß abgeschlossen ist und erst nach dessen Zertrümmerung durch den
Abschuß in den Zylinder fließt, sind die obergenannten Nachteile im vollen Maße
vorhanden.
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Die Erfindung bezieht sich nicht auf einen auf verschiedene genaue
Zeiten einzustellenden Zünder, sondern auf einen sog, Zerlegungszünder; der den
Zweck hat, daß das Geschoß nach einer gewissen, immer annähernd gleichen Zeit nach
dem Abschuß üi kleine Teile zerlegt wird, falls es nicht vorher sein Ziel trifft,
an dem es durch Aufschlag zur Detonation gebracht wird.
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Für diesen Zweck, der keine zeitlich sehr genaue Wirkung erfordert,
ist das Flüssigkeitsprinzip mit Vorteil anwendbar, aber nur in der Ausführung der
Erfindung, wobei die Flüssigkeit nicht durch bewegliche Teile abgedichtet, sonldern
in einem allseitig. durch Schmelzung oder Lötung luftdicht abg6schl.ossenen Behälter
aus leicht biegbarem Werkstoff eingeschlossen ist, durch dessen Defor-mierung
ohne Reibung die Bewegung der Flüssigkeit auf Bewegungsorgane des Zünders übertragen
wird.
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Der Ausfluß der so eingeschlossenen Flüssigkeit wird dadurch eingeleitet,
da.ß in einem aus zwei durch einen engen Kanal verbundenen Kammern bestehenden Behälter
durch den I1v.tialstoß die eine Kammereine Öffnung erhält, die dass Ausfließen der
Flüssigkeit aus der anderen der Fliehkraft unterworfenen Kammer durch den engen
Katial hindurch gestattet.. Ein auf die biegsame .Behälterwandung durch Fliehkraft
drückendes Sperrorgan bewegt sich während des Geschoßfluges in
dem
Maße nach außen, wie die Flüssigkeit durch die kleine Öffnung herausgedrückt wird,
und gibt nacheinander eine Sicherung und sodann bei Nichterfolgen der Aufschlagzündung
die Zeitzündung frei.
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Abb. i und 2 stellen eine Ausführung des Zünders im axialen Schnitt
und im Grundriß nach Abnahme des Oberteiles dar; Abb.3 zeigt eine andere Ausführungsmöglichkeit.
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In dem durch Abb. i und 2 dargestellten Beispiel ist in der Achse
des aus konstruktiven Gründen aus zwei Teilen zusammengeschraubten Zünderkörpers
der Zündstifta geführt. Er trägt oben in 'bekannter Art einen Teller b, der den
Aufschlag gegen irgendeinen Widerstand aufnimmt, wodurch das Anstechen des Zündhütchens
c erfolgt. Der Zündstift a hat eine Schulter a1, die sich im Ruhezustand gegen einen
kurzen Vorsprung dl eines Fliehstückes d legt. Dieses Fliehstück kann entweder in
radialer Richtung geführt oder, wie dargestellt, um einen Punkt e drehbar sein.
Sein oberer längerer Vorsprung d2 unterstützt in bekannter Weise eine Schlagbüchse
f, die durch eine Feder a, belastet ist.
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Das Fliehstück g stützt sich gegen ,einen vollständig mit einer geeigneten
Flüssigkeit gefüllten, aus leicht biegbarem dichtem Werkstoff hergestellten, allseitig
geschlossenen Behälter lt. Dieser Behälter besteht aus zwei Kammern lt, und
1t2, die durch den Kanal 1t3 miteüiander verbunden sind. Die Kammer hl unterliegt
dem Einfluß des Fliehstückes d, während über der Kammer h, ein durch eine Feder
i in oberer Lage gehaltener Schlagbolzen k angeordnet ist, der unten in eine Spitze
k1 ausläuft. Seine Bewegung nach unten ist durch eine Büchsel begrenzt.
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Die Wirkungsweise des Zünders .besteht in folgendem: Beim Schuß schlägt
der Bolzen k so weit nach unten, wie es ihm die Begrenzung durch die Büchse L erlaubt,
und sticht dabei in die Wandung des Behälters lt ein Loch ein, wonach er durch die
Feder i sofort wieder in seine Ruhelage gehoben wird. Nun kann aus der Behälterkammer
k1 die Flüssigkeit durch eigene Fliehkraft, unterstützt durch die Flieh-, kraft
des Fliehstückes d, durch den Kanal h3 herausfließen, wobei sie. entweder durch
irgendeine Öffnung nach außen oder aber, wenn auf die Abdichtung des Mechanismus
nach außen Wert gelegt wird, in eine im Zünderkörper vorgesehene ringförmige Nut
m fließt. In dem Maße, wie sich der Behälter lt entleert, wird er durch den Druck
des Fliehstückes d zerdrückt, der sich seinerseits mit einer durch den Ausfluß der
Flüssigkeit geregelten Geschwindigkeit nach außen bewegt. Nach kurzer Zeit gibt
der Ansatz d, den Zündstift a zur Aufschlagzündung frei. Erfolgt ein Aufschlag nicht,
dann gibt nach Verlauf .einer weiteren Zeit der Ansatz d., die Büchse/ frei, die
mit der Kraft der Feder ä auf die Schulterar stößt, wodurch das Anstechen des Zündhütchens
c erfolgt.
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In dem durch Abb. 3 dargestellten Beispiel, in der die gleichgestalteten
Teile mit denselben Bezugszeichen wie in Abb. i bezeichnet sind, ist das Fliehstück
rt in radialer Richtung geradegeführt und sichert den Zündstoff a durch seinen Vorsprung
n1. Der Flüssigkeitsbehälter o ist als ein zylindrischer Körper ausgebildet 'und
füllt ein parallel zur Zünderachse gebohrtes Loch bis zu einem Druckstück p vollständig
aus. Der Behälter besteht hier aus zwei Hohlräumen o und o1, die durch eine Querwand
mit einem kleinen Loch o, getrennt sind. Der -obere Hohlraum o1 hat starke, der
untere, o, schwache Seitenwandung, so daß nur diese bei axial verlaufendem Druck
nachgeben und ausknicken wird. Das Anstechen der oberen Wand des Behälters durch
die Spitze k1 hat mit möglichst großem Loch das Ausfließen der Flüssigkeit nur frei
zu machen, dessen Geschwindigkeit nur durch das kleine Loch 0. geregelt
wird. Die Bewegung des Fliehstückes a wird durch einen Winkelhebel r durch Vermittlung
des Druckstückes p auf den Behälter o übertragen. Während dieser Bewegung wird zuerst
durch den Vorsprung n1 der Zündstift a zur Aufschlagzündung, sodann durch die XVand
1t, unter Vermittlung des Hebels s die Büchse/
zur Zeitzündung freigegeben.