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Technisches Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von L-Threonin
unter Verwendung von Stämmen der
Familie Enterobacteriaceae, in denen man mindestens das Gen dps
von E. coli überexprimiert.
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Stand der Technik
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L-Aminosäuren, insbesondere
L-Threonin, finden in der Humanmedizin und in der pharmazeutischen Industrie,
in der Lebensmittelindustrie und ganz besonders in der Tierenährung Anwendung.
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Es
ist bekannt, L-Aminosäuren
durch Fermentation von Stämmen
der Enterobacteriaceae, insbesondere Escherichia coli (E. coli)
und Serratia marcescens, herzustellen. Wegen der großen Bedeutung
wird ständig
an der Verbesserung der Herstellverfahren gearbeitet. Verfahrensverbesserungen
können
fermentationstechnische Maßnahmen,
wie z. B. Rührung
und Versorgung mit Sauerstoff, oder die Zusammensetzung der Nährmedien
wie z. B. die Zuckerkonzentration während der Fermentation, oder
die Aufarbeitung zur Produktform, durch z. B. Ionenaustauschchromatographie,
oder die intrinsischen Leistungseigenschaften des Mikroorganismus
selbst betreffen.
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Zur
Verbesserung der Leistungseigenschaften dieser Mikroorganismen werden
Methoden der Mutagenese, Selektion und Mutantenauswahl angewendet.
Auf diese Weise erhält
man Stämme,
die resistent gegen Antimetabolite wie z. B. das Threonin-Analogon α-Amino-β-hydroxyvaleriansäure (AHV)
oder auxotroph für
regulatorisch bedeutsame Metabolite sind und L-Aminosäure wie z. B. L-Threonin produzieren.
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Seit
einigen Jahren werden ebenfalls Methoden der rekombinanten DNA-Technik
zur Stammverbesserung L- Aminosäuren produzierender
Stämme
der Familie Enterobacteriaceae eingesetzt, indem man einzelne Aminosäure-Biosynthesegene amplifiziert
und die Auswirkung auf die Produktion untersucht.
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Der
Stand der Technik wird durch die folgenden Dokumente repräsentiert:
- D1: Kase et al: "Studies an L-Threonine fermentation
part I. Produktion of L-Threonine by auxotrophic mutants of various
Bacteria" Agricultural
and Biological Chemistry, Japan Society for Bioscience, Biotechnology
and Agrochemistry, JP, Bd. 35, Nr. 13, 1971, S. 2089–2096, SP000984541
ISSN: 0002-1369.
Fünfzehn Bakterienstämme wurden
mit ultraviolettem Licht oder N-Methyl-N'-nitro-N-nitrosoguanidin behandelt,
um auxotrophe Mutanten zu gewinnen, die dann einem Screening auf
ihre Fähigkeit
zur Produktion von L-Threonin unterzogen wurden. Dabei erhielt man
von jedem Stamm jeweils eine Reihe von Auxotrophen. Unter diesen
fanden sich Produzenten großer
Mengen an L-Threonin bei Aerobacter aerogenes, Serratia marcescens
und Escherichia coli, den Mitgliedern der Familie Enterobacteriaceae.
- D2: Azam Talukder Ali et al.: "Growth phase-dependent variation in
protein composition of the Escherichia coli nucleoid". Journal of Bacteriology,
Bd. 181, Nr. 20, Oktober 1999 (1999-10), S. 6361–6370, XP002236141 ISSN: 0021-9193.
Die
genomische DNA von Escherichia coli ist mit etwa 10 DNA-bindenden
Strukturproteinen assoziiert, wobei alle zusammen ein Nukleoid bilden.
Die Nukleoidproteine spielen neben ihrer strukturellen Rolle gewisse
funktionelle Rollen bei der globalen Regulation solch essentieller
DNA-Funktionen wie Replikation, Rekombination und Transkription.
Dps wurde als hungerinduzierbares DNA-bindendes Protein in E. coli
identifiziert. Hohe Dps-Niveaus werden auch unter Bedingungen von
Ernährungs-
und oxidativem Stress produziert.
- D3: Aus der US 4 278 765 (Debabov
Vladimir G. et al.), 14. Juli 1981 (1981-07-14) ist ein Verfahren
zur Konstruktion von Aminosäuren
produzierenden Stämmen
bekannt, bei dem ein DNA-Chromosomenfragment eines Spendermikroorganismus,
das die Synthese einer ausgewählten
Aminosäure
steuernde Gene mit einer die negative Regulation der Synthese dieser
Aminosäure
zerstörenden
Mutation enthält,
mit einem Vektor-DNA-Molekül
unter Bildung eines DNA-Hybridmoleküls kombiniert
wird. Dabei wird ein zur Bereitstellung der Amplifikation des DNA-Hybridmoleküls fähiges Vektor-DNA-Molekül eingesetzt.
- D4: Die WO 98 04715
A (Archer Daniel Midland Co.), 5. Februar 1998 (1998-02-05)
richtet sich auf ein Verfahren zur Produktion von L-Threonin, bei
dem man die folgenden Schritte durchführt:
- a) Kultivieren eines E. coli-Stamms in einem Medium; und
- b) Isolieren von L-Threonin, das von den besagten E. coli produziert
wird, wobei der E. coli-Stamm:
- (i) auf dem Chromosom wenigstens ein Threonin-Operon (thr) in operativer
Verknüpfung
mit wenigstens einem nicht nativen Promotor enthält und
- (ii) keine rekombinanten Plasmide mit einem oder mehreren, für eines
oder mehrere der Threoninbiosynthese-Enzyme codierenden Genen benötigt, um
Threonin zu produzieren.
- D5: Shiio I et al.: "Threonine
production by Dihydrodipicolinate Synthase-defective Mutants of
Brevibacterium Flavum".
Agricultural and Biological Chemistry, Japan, Society for Bioscience,
Biotechnology and Agrochem. Tokyo, JP, Bd. 53, Nr. 1, 1989, S. 41–48, XP000049058
ISSN: 0002-1369.
Hier werden Threonin produzierende Brevibacterium
flavum-Mutanten beschrieben, denen zwar die Aktivität der Dihydrodipicolinat-Synthase
(DPS) fehlte, die jedoch gegenüber
einer Rückkopplungshemmung durch
Threonin empfindliche Wildtyp-Homoserin-Dehydrogenase (HD) aufwiesen
und die als gegenüber α-Amino-β-hydroxyvaleriansäure (AHV)
resistente Stämme
isoliert wurden.
- D6: Chassagnole Christophe et al.: "An integrated study of threonine-pathway
enzyme kinetics in Escherichia coli". Biochemical Journal, Bd. 356, Nr.
2, 1. Juni 2001 (2001-06-01), S. 415–423, XP002232684 ISSN: 0264-6021.
Hier
wurden die kinetischen Parameter der einzelnen Schritte des Threonin-Wegs
von Aspartat aus in Escherichia coli unter einem einzigen Satz von
Versuchsbedingungen, die unter dem Gesichtspunkt physiologischer
Relevanz gewählt
wurden, bestimmt.
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Aufgabe der Erfindung
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Die
Erfinder haben sich die Aufgabe gestellt, neue Maßnahmen
zur verbesserten fermentativen Herstellung von L-Threonin bereitzustellen.
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Beschreibung der Erfindung
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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von L-Threonin unter
Verwendung von Mikroorganismen der Familie Enterobacteriaceae, die
insbesondere bereits L-Aminosäuren
produzieren und in denen man die für das Gen dps codierende Nukleolidsequenz überexprimiert.
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Werden
im folgenden L-Aminosäuren
oder Aminosäuren
erwähnt,
ist damit L-Threonin einschließlich seiner
Salze gemeint.
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Der
Begriff "Verstärkung" beschreibt in diesem
Zusammenhang die Erhöhung
der intrazellularen Aktivität
eines oder mehrerer Enzyme bzw. Proteine in einem Mikroorganismus,
die durch die entsprechende DNA codiert werden, indem man beispielsweise
die Kopienzahl des Gens bzw. der Gene erhöht, einen starken Promotor
oder ein Gen oder Allel verwendet, das für ein entsprechendes Enzym
bzw. Protein mit einer hohen Aktivität codiert und gegebenenfalls
diese Maßnahmen
kombiniert.
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Durch
die Maßnahmen
der Verstärkung,
insbesondere Überexpression,
wird die Aktivität
oder Konzentration des entsprechenden Proteins im allgemeinen um
mindestens 10%, 25%, 50%, 75%, 100%, 150%, 200%, 300%, 400% oder
500%, maximal bis 1000% oder 2000% bezogen auf die des Wildtyp-Proteins
beziehungsweise der Aktivität
oder Konzentration des Proteins im Ausgangs-Mikroorganismus erhöht.
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Das
Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man folgende Schritte durchführt:
- a) Fermentation von Mikroorganismen der Familie
Enterobacteriaceae, in denen man das Gen dps von E. coli überexprimiert,
- b) Anreicherung von L-Threonin im Medium oder in den Zellen
der Mikroorganismen der Familie Enterobacteriaceae und
- c) Isolierung der genannten L-Aminosäure, wobei gegebenenfalls Bestandteile
der Fermentationsbrühe und/oder
die Biomasse in ihrer Gesamtheit oder Anteilen (> 0 bis 100%) davon im Produkt verbleiben.
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Die
Mikroorganismen, die Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind,
können
L-Aminosäuren
aus Glucose, Saccharose, Lactose, Fructose, Maltose, Melasse, gegebenenfalls
Stärke,
gegebenenfalls Cellulose oder aus Glycerin und Ethanol herstellen.
Es handelt sich um Vertreter der Familie Enterobacteriaceae, ausgewählt aus
den Gattungen Escherichia, Erwinia, Providencia und Serratia. Die
Gattungen Escherichia und Serratia werden bevorzugt. Bei der Gattung
Escherichia ist insbesondere die Art Escherichia coli und bei der Gattung
Serratia insbesondere die Art Serratia marcescens zu nennen.
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Geeignete
L-Threonin produzierende Stämme,
insbesondere der Gattung Escherichia, insbesondere der Art
Escherichia
coli sind beispielsweise
Escherichia coli TF427
Escherichia
coli H4578
Escherichia coli KY10935
Escherichia coli VNIIgenetika
MG442
Escherichia coli VNIIgenetika M1
Escherichia coli
VNIIgenetika 472T23
Escherichia coli BKIIM B-3996
Escherichia
coli kat 13
Escherichia coli KCCM-10132.
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Geeignete
L-Threonin produzierende Stämme
der Gattung Serratia, insbesondere der Art Serratia marcescens sind
beispielsweise
Serratia marcescens HNr21
Serratia marcescens
TLr156
Serratia marcescens T2000.
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L-Threonin
produzierende Stämme
aus der Familie der Enterobacteriaceae besitzen bevorzugt, unter anderen,
ein oder mehrere der genetischen bzw. phänotypischen Merkmale ausgewählt aus
der Gruppe: Resistenz gegen α-Amino-β-hydroxyvaleriansäure, Resistenz
gegen Thialysin, Resistenz gegen Ethionin, Resistenz gegen α-Methylserin,
Resistenz gegen Diaminobernsteinsäure, Resistenz gegen α-Aminobuttersäure, Resistenz
gegen Borrelidin, Resistenz gegen Rifampicin, Resistenz gegen Valin-Analoga
wie beispielsweise Valinhydroxamat, Resistenz gegen Purinanaloga
wie beispielsweise 6-Dimethylaminopurin,
Bedürftigkeit
für L-Methionin,
gegebenenfalls partielle und kompensierbare Bedürftigkeit für L-Isoleucin, Bedürftigkeit
für meso-Diaminopimelinsäure, Auxotrophie
bezüglich
Threonin-haltiger
Dipeptide, Resistenz gegen L-Threonin, Resistenz gegen L-Homoserin,
Resistenz gegen L-Lysin, Resistenz gegen L-Methionin, Resistenz
gegen L-Glutaminsäure, Resistenz
gegen L-Aspartat, Resistenz gegen L-Leucin, Resistenz gegen L-Phenylalanin,
Resistenz gegen L-Serin, Resistenz gegen L-Cystein, Resistenz gegen
L-Valin, Empfindlichkeit gegenüber
Fluorpyruvat, defekte Threonin-Dehydrogenase, gegebenenfalls Fähigkeit
zur Saccharose-Verwertung, Verstärkung des
Threonin-Operons, Verstärkung
der Homoserin-Dehydrogenase I-Aspartatkinase I bevorzugt der feed back
resistenten Form, Verstärkung
der Homoserinkinase, Verstärkung
der Threoninsynthase, Verstärkung der
Aspartatkinase, gegebenenfalls der feed back resistenten Form, Verstärkung der
Aspartatsemialdehyd-Dehydrogenase, Verstärkung der Phosphoenolpyruvat-Carboxylase,
gegebenenfalls der feed back resistenten Form, Verstärkung der
Phosphoenolpyruvat-Synthase,
Verstärkung
der Transhydrogenase, Verstärkung
des RhtB-Genproduktes, Verstärkung
des RhtC-Genproduktes,
Verstärkung
des YfiK-Genproduktes, Verstärkung
einer Pyruvat-Carboxylase und Abschwächung der Essigsäurebildung.
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Es
wurde gefunden, daß Mikroorganismen
der Familie Enterobacteriaceae nach Überexpression des Gens dps
von E. coli in verbesserter Weise L-Threonin produzieren. Diese
Mikroorganismen sind ebenfalls Teil der Erfindung.
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Allgemein
ist die Verwendung endogener Gene bevorzugt. Unter "endogenen Genen" bzw. "endogenen Nukleotidsequenzen" versteht man die
in der Population einer Spezies vorhandenen Gene bzw. Nukleotidsequenzen.
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Die
Nukleotidsequenzen der Gene von Escherichia coli gehören zum
Stand der Technik und können ebenfalls
der von Blattner et al. (Science 277, 1453–1462 (1997)) publizierten
Genomsequenz von Escherichia coli entnommen werden.
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Die
folgenden Angaben zum dps-Gen sind unter anderem aus dem Stand der
Technik bekannt:
Bezeichnung:
Globaler Regulator Dps,
DNA-Bindeprotein
Referenz:
Almiron et al.; Genes & Development 6(12B),
2646–54
(1992); Azam et al.; Journal of Bacteriology, 181(20): 6361–6370 (1999)
Accession
No.:
AE000183
Alternative Gennamen:
pexB, vtm
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Die
Nukleinsäuresequenzen
können
den Datenbanken des National Center for Biotechnology Information
(NCBI) der National Library of Medicine (Bethesda, MD, USA), der
Nukleotidsequenz-Datenbank der European Molecular Biologies Laboratories
(EMBL, Heidelberg, Deutschland bzw. Cambridge, UK) oder der DNA
Datenbank von Japan (DDBJ, Mishima, Japan) entnommen werden.
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Weiterhin
können
Allele des Gens dps verwendet werden, die sich aus der Degeneriertheit
des genetischen Codes oder durch funktionsneutrale Sinnmutationen
("sense mutations") ergeben.
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Zur
Erzielung einer Verstärkung
können
beispielsweise die Expression der Gene oder die katalytischen Eigenschaften
der Proteine erhöht
werden. Gegebenenfalls können
beide Maßnahmen
kombiniert werden.
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Zur
Erzielung einer Überexpression
kann die Kopienzahl der entsprechenden Gene erhöht werden, oder es kann die
Promotor- und Regulationsregion oder die Ribosomenbindungsstelle,
die sich stromaufwärts des
Strukturgens befindet, mutiert werden. In gleicher Weise wirken
Expressionskassetten, die stromaufwärts des Strukturgens eingebaut
werden. Durch induzierbare Promotoren ist es zusätzlich möglich, die Expression im Verlaufe
der fermentativen L-Threonin-Produktion zu steigern. Durch Maßnahmen
zur Verlängerung
der Lebensdauer der m-RNA wird ebenfalls die Expression verbessert.
Weiterhin wird durch Verhinderung des Abbaus des Enzymproteins ebenfalls
die Enzymaktivität
verstärkt.
Die Gene oder Genkonstrukte können
entweder in Plasmiden mit unterschiedlicher Kopienzahl vorliegen
oder im Chromosom integriert und amplifiziert sein. Alternativ kann
weiterhin eine Überexpression
der betreffenden Gene durch Veränderung
der Medienzusammensetzung und Kulturführang erreicht werden.
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Anleitungen
hierzu findet der Fachmann unter anderem bei Chang und Cohen (Journal
of Bacteriology 134: 1141–1156
(1978)), bei Hartley und Gregori (Gene 13: 347–353 (1981)), bei Amann und
Brosius (Gene 40: 183–190
(1985)), bei de Broer et al. (Proceedings of the National Academy
of Sciences of the United States of America 80: 21–25 (1983)),
bei LaVallie et al. (BIO/TECHNOLOGY 11, 187–193 (1993)), in
PCT/US97/13359 , bei Llosa et al.
(Plasmid 26: 222–224
(1991)), bei Quandt und Klipp (Gene 80: 161–169 (1989)), bei Hamilton
(Journal of Bacteriology 171: 4617–4622 (1989)), bei Jensen und
Hammer (Biotechnology and Bioengineering 58, 191–195 (1998)) und in bekannten
Lehrbüchern
der Genetik und Molekularbiologie.
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In
Enterobacteriaceae replizierbare Plasmidvektoren wie z. B. von pACYC184
abgeleitete Kloniervektoren (Bartolomé et al.; Gene 102, 75–78 (1991)),
pTrc99A (Amann et al.; Gene 69: 301–315 (1988)) oder pSC101-Derivate (Vocke und
Bastia, Proceedings of the National Academy of Sciences USA 80(21): 6557–6561 (1983))
können
verwendet werden. In einem erfindungsgemäßen Verfahren kann man einen
mit einem Plasmidvektor transformierten Stamm einsetzen, wobei der
Plasmidvektor mindestens eine für
das Gen dps codierende Nukleotidsequenz trägt.
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Es
ist ebenfalls möglich,
Mutationen, die die Expression des jeweiligen Gens beeinflussen,
durch Sequenzaustausch (Hamilton et al. (Journal of Bacteriology
174, 4617–4622
(1989)), Konjugation oder Transduktion in verschiedene Stämme zu überführen.
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Weiterhin
kann es für
die Produktion von L-Threonin mit Stämmen der Familie Enterobacteriaceae
vorteilhaft sein, zusätzlich
zur Überexpresion
des Gens dps ein oder mehrere Enzyme des bekannten Threonin-Biosyntheseweges
oder Enzyme des anaplerotischen Stoffwechsels oder Enzyme für die Produktion
von reduziertem Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat zu überexprimieren.
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So
können
beispielsweise gleichzeitig eines oder mehrere der Gene, ausgewählt aus
der Gruppe
- – das für die Aspartatkinase, die Homoserin-Dehydrogenase,
die Homoserinkinase und die Threoninsynthase codierende thrABC-Operon
( US-A-4,278,765 ),
- – das
für die
Pyruvat-Carboxylase codierende pyc-Gen ( DE-A-198 31 609 ),
- – das
für die
Phosphoenolpyruvat-Synthase codierende pps-Gen (Molecular and General
Genetics 231(2): 332–336
(1992)),
- – das
für die
Phosphoenolpyruvat-Carboxylase codierende ppc-Gen (Gene 31: 279–283 (1984)),
- – die
für die
Transhydrogenase codierenden Gene pntA und pntB (European Journal
of Biochemistry 158: 647–653
(1986)),
- – das
Homoserinresistenz vermittelnde Gen rhtB ( EP-A-0 994 190 ),
- – das
für die
Malat:Chinon Oxidoreduktase codierende mqo-Gen ( WO 02/06459 ),
- – das
Threoninresistenz vermittelnde Gen rhtC ( EP-A-1 013 765 ),
- – das
für das
Threoninexportprotein codierende thrE-Gen von Corynebacterium glutamicum ( WO 01/92545 ), und
- – das
für die
Glutamat-Dehydrogenase codierende gdhA-Gen (Nucleic Acids Research
11: 5257–5266 (1983);
Gene 23: 199–209
(1983))
- – das
für den
Regulator des Leucin-Lrp-Regulons und hochaffiner Transportsysteme
verzweigtkettiger Aminosäuren
codierende lrp-Gen (Journal of Biological Chemistry 266(17): 10768–10774 (1991),
Accession No. AE000191),
- – das
für die
Phosphohistidin-Protein-Hexose-Phosphotransferase
des Phosphotransferase-Systems PTS codierende ptsH-Gen des ptsHIcrr-Operons
(Journal of Biological Chemistry 262(33): 16241–16253 (1987), Accession No.
AE000329),
- – das
für Enzym
I des Phosphotransferase-Systems PTS codierende ptsI-Gen des ptsHIcrr-Operons
(Journal of Biological Chemistry 262(33): 16241–16253 (1987), Accession No.
AE000329),
- – das
für die
glucosespezifische IIA-Komponente des Phosphotransferase-Systems
PTS codierende crr-Gen des ptsHIcrr-Operons (Journal of Biological
Chemistry 262(33): 16241–16253
(1987), Accession No. AE000329),
überexprimiert werden.
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Weiterhin
kann es für
die Produktion von L-Threonin vorteilhaft sein, zusätzlich zur Überexpression des
Gens dps eines oder mehrere der Gene ausgewählt aus der Gruppe
- – das
für die
Threonin-Dehydrogenase codierende tdh-Gen (Journal of Bacteriology 169, 4716–4721 (1987)),
- – das
für die
Malat-Dehydrogenase (E. C. 1.1.1.37) codierende mdh-Gen (Vogel et
al., Archives in Microbiology 149, 36–42 (1987)),
- – das
für das
Enzym Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase codierende pckA-Gen (Journal
of Bacteriology 172, 7151–7156
(1990)),
- – das
für die
Pyruvat-Oxidase codierende poxB-Gen (Nucleic Acids Research 14(13),
5449–5460
(1986)),
- – das
für das
Enzym Isocitrat-Lyase codierende aceA-Gen (Journal of Bacteriology 170, 4528–4536 (1988)),
- – das
für den
DgsA-Regulator des Phosphotransferase-Systems codierende dgsA-Gen (Bioscience,
Biotechnology and Biochemistry 59, 256–251 (1995)), das auch unter
der Bezeichnung mlc-Gen bekannt ist,
- – das
für den
Fructose-Repressor codierende fruR-Gen (Molecular and General Genetics
226, 332–336 (1991)),
das auch unter der Bezeichnung cra-Gen bekannt ist, und
- – das
für den
Faktor sigma38 ( WO 01/05939 ) codierende und auch
unter dem Namen katF-Gen bekannte rpoS-Gen,
auszuschalten.
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Der
Begriff "Abschwächung" beschreibt in diesem
Zusammenhang die Verringerung oder Ausschaltung der intrazellulären Aktivität eines
oder mehrerer Enzyme (Proteine) in einem Mikroorganismus, die durch die
entsprechende DNA codiert werden, indem man beispielsweise einen
schwachen Promotor oder ein Gen bzw. Allel verwendet, das für ein entsprechendes
Enzym mit einer niedrigen Aktivität codiert bzw. das entsprechende
Enzym (Protein) oder Gen inaktiviert und gegebenenfalls diese Maßnahmen
kombiniert.
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Durch
die Maßnahmen
der Abschwächung
wird die Aktivität
oder Konzentration des entsprechenden Proteins im allgemeinen auf
0 bis 75%, 0 bis 50%, 0 bis 25%, 0 bis 10% oder 0 bis 5% der Aktivität oder Konzentration
des Wildtyp-Proteins, beziehungsweise der Aktivität oder Konzentration
des Proteins im Ausgangs-Mikroorganismus, herabgesenkt.
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Weiterhin
kann es für
die Produktion von L-Threonin vorteilhaft sein, zusätzlich zur
Verstärkung
des Gens dps unerwünschte
Nebenreaktionen auszuschalten (Nakayama: "Breeding of Amino Acid Producing Microorganisms", in: Overproduction
of Microbial Products, Krumphanzl, Sikyta, Vanek (eds.), Academic
Press, London, UK; 1982).
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Die
erfindungsgemäß hergestellten
Mikroorganismen können
im batch-Verfahren (Satzkultivierung), im fed batch-(Zulaufverfahren)
oder im repeated fed batch-Verfahren
(repetitives Zulaufverfahren) kultiviert werden. Eine Zusammenfassung über bekannte
Kultivierungsmethoden ist im Lehrbuch von Chmiel (Bioprozesstechnik
1. Einführung
in die Bioverfahrenstechnik (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1991))
oder im Lehrbuch von Storhas (Bioreaktoren und periphere Einrichtungen
(Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1994)) beschrieben.
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Das
zu verwendende Kulturmedium muß in
geeigneter Weise den Ansprüchen
der jeweiligen Stämme genügen. Beschreibungen
von Kulturmedien verschiedener Mikro organismen sind im Handbuch "Manual of Methods
for General Bacteriology" der
American Society for Bacteriology (Washington D. C. USA, 1981) enthalten.
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Als
Kohlenstoffquelle können
Zucker und Kohlehydrate wie z. B. Glucose, Saccharose, Lactose,
Fructose, Maltose, Melasse, Stärke
und gegebenenfalls Cellulose, Öle
und Fette wie z. B. Sojaöl,
Sonnenblumenöl, Erdnussöl und Kokosfett,
Fettsäuren
wie z. B. Palmitinsäure,
Stearinsäure
und Linolsäure,
Alkohole wie z. B. Glycerin und Ethanol und organische Säuren wie
z. B. Essigsäure
verwendet werden. Diese Stoffe können
einzeln oder als Mischung verwendet werden.
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Als
Stickstoffquelle können
organische Stickstoff-haltige
Verbindungen wie Peptone, Hefeextrakt, Fleischextrakt, Malzextrakt,
Maisquellwasser, Sojabohnenmehl und Harnstoff oder anorganische
Verbindungen wie Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid, Ammoniumphosphat,
Ammoniumcarbonat und Ammoniumnitrat verwendet werden. Die Stickstoffquellen
können
einzeln oder als Mischung verwendet werden.
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Als
Phosphorquelle können
Phosphorsäure,
Kaliumdihydrogenphosphat oder Dikaliumhydrogenphosphat oder die
entsprechenden Natrium-haltigen Salze verwendet werden. Das Kulturmedium
muß weiterhin Salze
von Metallen enthalten, wie z. B. Magnesiumsulfat oder Eisensulfat,
die für
das Wachstum notwendig sind. Schließlich können essentielle Wuchsstoffe
wie Aminosäuren
und Vitamine zusätzlich
zu den oben genannten Stoffen eingesetzt werden. Dem Kulturmedium
können überdies
geeignete Vorstufen zugesetzt werden. Die genannten Einsatzstoffe
können
zur Kultur in Form eines einmaligen Ansatzes hinzugegeben oder in geeigneter
Weise während
der Kultivierung zugefüttert
werden.
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Zur
pH-Kontrolle der Kultur können
basische Verbindungen wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniak
bzw. Ammoniakwasser oder saure Verbindungen wie Phosphorsäure oder
Schwefelsäure
in geeigneter Weise eingesetzt werden. Zur Kontrolle der Schaumentwicklung
können
Antischaummittel wie z. B. Fettsäurepolyglykolester
eingesetzt werden. Zur Aufrechterhaltung der Stabilität von Plasmiden
können
dem Medium geeignete selektiv wirkende Stoffe z. B. Antibiotika
hinzugefügt
werden. Um aerobe Bedingungen aufrechtzuerhalten, werden Sauerstoff
oder Sauerstoffhaltige Gasmischungen wie z. B. Luft in die Kultur
eingetragen. Die Temperatur der Kultur liegt normalerweise bei 25°C bis 45°C und vorzugsweise
bei 30°C
bis 40°C. Die
Kultur wird solange fortgesetzt, bis sich ein Maximum an L-Aminosäuren bzw.
L-Threonin gebildet hat. Dieses Ziel wird normalerweise innerhalb
von 10 Stunden bis 160 Stunden erreicht.
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Die
Analyse von L-Aminosäuren
kann durch Anionenaustauschchromatographie mit anschließender Ninhydrin-Derivatisierung erfolgen,
so wie bei Spackman et al. (Analytical Chemistry, 30: 1190–1206 (1958)) beschrieben,
oder sie kann durch reversed phase HPLC erfolgen, so wie bei Lindroth
et al. (Analytical Chemistry 51: 1167–1174 (1979)) beschrieben.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
dient zur fermentativen Herstellung von L-Threonin.
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Die
vorliegende Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
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Das
verwendete Minimal-(M9) bzw. Vollmedium (LB) für Escherichia coli ist von
J. H. Miller (A Short Course in Bacterial Genetics (1992), Cold
Spring Harbor Laboratory Press) beschrieben. Die Isolierung von Plasmid-DNA
aus Escherichia coli sowie alle Techniken in Verbindung mit Restriktion,
Ligation sowie Behandlung mit Klenow und alkalischer Phosphatase
werden nach dem Verfahren von Sambrook et al. (Molecular Cloning – A Laboratory
Manual. (1989) Cold Spring Harbor Laboratory Press) durchgeführt. Die
Transformation von Escherichia coli wird, wenn nicht anders angegeben,
nach dem Verfahren von Chung et al. (Proceedings of the National
Academy of Sciences of the United States of America (1989) 86: 2172–2175) durchgeführt.
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Die
Inkubationstemperatur für
die Herstellung von Stämmen
und Transformanten liegt bei 37°C.
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Beispiel 1
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Konstruktion des Expressionsplasmids pTrc99Adps
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Das
dps-Gen aus E. coli K12 wird unter Verwendung der Polymerasekettenreaktion
(PCR) sowie synthetischer Oligonukleotide amplifiziert. Ausgehend
von der Nukleotidsequenz des dps-Gens in E. coli K12 Mg1655 (Accession
Number AE000183, Blattner et al. (Science 277: 1453–1474 (1997))
werden PCR-Primer synthetisiert (MWG Biotech, Ebersberg, Deutschland).
Die Sequenzen der Primer sind dabei so modifiziert, daß Erkennungsstellen
für Restriktionsenzyme
entstehen. Die Erkennungssequenz für XbaI wird für den Primer
dps5 und die Erkennungssequenz für
HindIII für
den Primer dps6 gewählt,
wobei diese Stellen zur Kennzeichnung in den unten dargestellten
Nukleotidsequenzen jeweils unterstrichen sind: dps5:
dps6:
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Die
für die
PCR eingesetzte chromosomale DNA von E. coli K12 MG1655 wird nach
Herstellerangaben mit "Qiagen
Genomic-tips 100/G" (QIAGEN,
Hilden, Deutschland) isoliert. Ein ungefähr 550 Bp großes DNA-Fragment
lässt sich
mit den spezifischen Primern unter Standard-PCR-Bedingungen (Innis et al. (1990) PCR
Protocols. A Guide to Methods and Applications, Academic Press)
mit Pfu-DNA-Polymerase
(Promega Corporation, Madison, USA) amplifizieren. Das PCR-Produkt
wird mit den Restriktionsenzymen XbaI und HindIII geschnitten und
mit dem Vektor pTrc99A (Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden), der
mit den Enzymen XbaI und HindIII verdaut wurde, ligiert.
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Der
E. coli-Stamm Xl1-Blue MRF' (Stratagene,
La Jolla, USA) wird mit dem Ligationsansatz transformiert, und plasmidhaltige
Zellen werden auf LB-Agar, der mit 50 μg/ml Ampicillin versetzt ist,
selektioniert. Die erfolgreiche Klonierung kann nach Plasmid-DNA-Isolierung durch
Kontrollspaltung mit den Enzymen SspI, StyI, HinfI und HincII nachgewiesen
werden. Das Plasmid erhält
die Bezeichnung pTrc99Adps (1).
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Beispiel 2
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Herstellung von L-Threonin mit dem Stamm
MG442/pTrc99Adps
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Der
L-Threonin produzierende E. coli-Stamm MG442 ist in der Patentschrift
US-A-4,278,765 beschrieben
und bei der Russian National Collection of Industrial Microorganisms
(VKPM, Moskau, Russland) als CMIM B-1628 hinterlegt.
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Der
Stamm MG442 wird mit dem in Beispiel 1 beschriebenen Expressionsplasmid
pTrc99Adps sowie mit dem Vektor pTrc99A transformiert, und plasmidhaltige
Zellen werden auf LB-Agar mit 50 μg/ml
Ampicillin selektioniert. Auf diese Weise erhält man die Stämme MG442/pTrc99Adps
und MG442/pTrc99A. Ausgewählte Einzelkolonien
werden anschließend
auf Minimalmedium mit der folgenden Zusammensetzung: 3,5 g/l Na2HPO4·2H2O, 1,5 g/l KH2PO4, 1 g/l NH4Cl, 0,1
g/l MgSO4·7H2O,
2 g/l Glucose, 20 g/l Agar, 50 mg/l Ampicillin, weiter vermehrt.
Die Bildung von L-Threonin wird in Batch-Kulturen von 10 ml, die in 100-ml-Erlenmeyerkolben angesetzt
werden, überprüft. Hierzu
werden jeweils 10 ml Vorkulturmedium in der folgenden Zusammensetzung:
2 g/l Hefeextrakt, 10 g/l (NH4)2SO4, 1 g/l KH2PO4, 0,5 g/l MgSO4·7H2O, 15 g/l CaCO3,
20 g/l Glucose, 50 mg/l Ampicillin beimpft, und der Ansatz wird
16 Stunden bei 37°C
und 180 UpM auf einem ESR-Inkubator der Firma Kühner AG (Birsfelden, Schweiz)
inkubiert. Je 250 μl
dieser Vorkulturen werden dann in 10 ml Produktionsmedium (25 g/l
(NH4)2SO4, 2 g/l KH2PO4, 1 g/l MgSO4·7H2O, 0,03 g/l FeSO4·7H2O, 0,018 g/l MnSO4·1H2O, 30 g/l CaCO3,
20 g/l Glucose, 50 mg/l Ampicillin) überimpft, und der Ansatz wird
48 Stunden bei 37°C
inkubiert. Die Bildung von L-Threonin durch den Ausgangsstamm MG442
wird in gleicher Weise überprüft, wobei
jedoch keine Zugabe von Ampicillin zum Medium erfolgt. Nach der
Inkubation wird die optische Dichte (OD) der Kultursuspension mit
einem LP2W-Photometer der Firma Dr. Lange Co. (Düsseldorf, Deutschland) bei
einer Messwellenlänge
von 660 nm bestimmt.
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Anschließend wird
die Konzentration an gebildetem L-Threonin im steril filtrierten
Kulturüberstand
mit einem Aminosäureanalysator
der Firma Eppendorf-BioTronik (Hamburg, Deutschland) mittels Ionenaustauschchromatographie
und Nachsäulenreaktion
mit Ninhydrinnachweis bestimmt.
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In
Tabelle 1 ist das Ergebnis des Versuchs dargestellt. Tabelle 1
Stamm | OD
(600 nm) | L-Threonin
(g/l) |
MG442 | 5,6 | 1,4 |
MG442/pTrc99A | 3,8 | 1,3 |
MG442/pTrc99Adps | 3,4 | 2,2 |
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Kurze Beschreibung der Figur:
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1:
Karte des das dps-Gen enthaltenden Plasmids pTrc99Adps
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Längenangaben
sind als ungefähre
Werte aufzufassen. Die verwendeten Abkürzungen und Bezeichnungen haben
die folgende Bedeutung:
- • Amp: Ampicillinresistenz-Gen
- • lacI:
Gen für
das Repressorprotein in den trc-Promotoren
- • Ptrc:
trc-Promotorbereich, IPTG-induzierbar
- • dps:
Codierender Bereich der dps-Gene
- • 5S:
5S-rRNA-Bereich
- • rrnBT:
rRNA-Terminatorbereich
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Die
Abkürzungen
für die
Restriktionsenzyme haben die folgende Bedeutung:
- • HincII:
Restriktionsendonuklease aus Haemophilus influenzae Rc
- • HinfI:
Restriktionsendonuklease aus Haemophilus influenzae Rf
- • HindIII:
Restriktionsendonuklease aus Haemophilus influenzae
- • SspI:
Restriktionsendonuklease aus Sphaerotilus species ATCC 13925
- • StyI:
Restriktionsendonuklease aus Salmonella typhi
- • XbaI:
Restriktionsendonuklease aus Xanthomonas campestris
SEQUENZPROTOKOLL