-
Technisches
Gebiet der Erfindung
-
Diese
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von L-Aminosäuren, ausgewählt aus
der Gruppe L-Threonin,
L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und L-Lysin, insbesondere L-Threonin, unter
Verwendung von Stämmen
der Familie Enterobacteriaceae, in denen wenigstens das hns-Gen
verstärkt
wird.
-
Stand der
Technik
-
L-Aminosäuren, insbesondere
L-Threonin, finden in der Humanmedizin und in der pharmazeutischen Industrie,
in der Lebensmittelindustrie und ganz besonders in der Tierernährung Anwendung.
-
Es
ist bekannt, dass L-Aminosäuren
durch Fermentation von Stämmen
der Enterobacteriaceae, insbesondere Escherichia coli (E. coli)
und Serratia marcescens, hergestellt werden. wegen der großen Bedeutung
wird ständig
an der Verbesserung der Herstellverfahren gearbeitet. Verfahrensverbesserungen
können fermentationstechnische
Maßnahmen,
wie z.B. Rühren
sowie Versorgung mit Sauerstoff, oder die Zusammensetzung der Nährmedien,
wie z.B. die Zuckerkonzentration während der Fermentation, oder
die Aufarbeitung zur Produktform, durch z.B. Ionenaustauschchromatographie,
oder die intrinsischen Leistungseigenschaften des Mikroorganismus
selbst betreffen.
-
Zur
Verbesserung der Leistungseigenschaften dieser Mikroorganismen werden
Methoden der Mutagenese, Selektion und Mutantenauswahl angewendet.
Auf diese Weise erhält
man Stämme,
die resistent gegen Antimetabolite, wie z.B. das Threonin-Analogon α-Amino-β-Hydroxyvaleriansäure (AHV),
oder auxotroph für
regulatorisch bedeutsame Metabolite sind und L-Aminosäuren, wie z.B. L-Threonin,
produzieren.
-
Seit
einigen Jahren werden ebenfalls Methoden der rekombinanten DNA-Technik
zur Stammverbesserung L-Aminosäuren produzierender
Stämme
der Familie Enterobacteriaceae eingesetzt, indem man einzelne Aminosäure-Biosynthesegene
amplifiziert und die Auswirkung auf die Produktion untersucht. Aus
J.R. Landgraf et al., Biochemie (Paris), Bd. 76, Nr. 10-11, 1994,
S. 1063–1070,
ist bekannt, daß H-NS,
das Produkt des hns-Gens, eine die Synthese von Isoleucin vermindernde
Wirkung besitzt.
-
Aus
der US-A-4 347 318 ist ein Verfahren zur Herstellung von L-Threonin
unter Verwendung von E. coli-Transformanten mit einem mit der L-Threonin-Synthese in Verbindung
stehendes, aus einer gegen AHV resistenten E. coli-Mutante erhaltenes
genetisches Material umfassenden Plasmid bekannt.
-
Aus
M. Levinthal et al., Molecular and general genetics, Springer Verlag,
Bd. 242, Nr. 6, 1994, S. 736–743,
ist ein E. coli-Stamm mit einer zusätzlichen Kopie des hns-Gens
auf einem transformierten Plasmid bekannt.
-
Aufgabe der
Erfindung
-
Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, neue Maßnahmen zur verbesserten fermentativen
Herstellung von L-Aminosäuren, ausgewählt aus
der Gruppe L-Threonin, L-Valin,
L-Methionin, L-Homoserin und L-Lysin, insbesondere L-Threonin, bereitzustellen.
-
Kurze Beschreibung
der Erfindung
-
Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von L-Aminosäuren, ausgewählt aus
der Gruppe L-Threonin, L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und L-Lysin,
insbesondere L-Threonin, unter Verwendung von Mikroorganismen der
Familie Enterobacteriaceae, die insbesondere bereits die genannten
L-Aminosäuren
produzieren und in denen die für
das hns-Gen codierende Nukleotidsequenz verstärkt wird.
-
Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
-
Werden
im folgenden L-Aminosäuren
oder Aminosäuren
erwähnt,
sind damit eine oder mehrere Aminosäuren einschließlich ihrer
Salze, ausgewählt
aus der Gruppe L-Threonin, L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und
L-Lysin gemeint.
Besonders bevorzugt ist L-Threonin.
-
Der
Begriff „Verstärkung" beschreibt in diesem
Zusammenhang die Erhöhung
der intrazellulären
Aktivität
eines oder mehrerer Enzyme oder Proteine in einem Mikroorganismus,
die durch die entsprechende DNA codiert werden, indem man beispielsweise
die Kopienzahl des Gens bzw. der Gene erhöht, einen starken Promotor
oder ein Gen oder Allel verwendet, das für ein entsprechendes Enzym
bzw. Protein mit einer hohen Aktivität codiert, und gegebenenfalls
diese Maßnahmen
kombiniert.
-
Durch Überexpression
wird die Aktivität
oder Konzentration des entsprechenden Proteins im allgemeinen um
mindestens 10%, 25%, 50%, 75%, 100%, 150%, 200%, 300%, 400% oder
500%, bis zu maximal 1000% oder 2000%, bezogen auf die Aktivität oder Konzentration
des Wildtyp-Proteins beziehungsweise die Aktivität oder Konzentration des Proteins
im Ausgangsmikroorganismus, erhöht.
-
Das
Verfahren zur Herstellung von L-Aminosäuren, ausgewählt aus
der Gruppe L-Threonin, L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und L-Lysin,
ist dadurch gekennzeichnet, daß man
die folgenden Schritte durchführt:
- a) eine Fermentation von Mikroorganismen der
Familie Enterobacteriaceae, die die genannte(n) L-Aminosäure(n) produzieren
und in denen das hns-Gen aus Escherichia coli überexprimiert wird,
- b) eine Anreicherung der L-Aminosäure im Medium oder in den Zellen
der Mikroorganismen und
- c) eine Isolierung der L-Aminosäure, wobei Bestandteile der
Fermentationsbrühe
und/oder die Biomasse insgesamt oder teilweise (≥ 0 bis 100%) im Produkt verbleiben.
-
Die
durch die vorliegende Erfindung bereitgestellten Mikroorganismen
können
L-Aminosäuren
aus Glucose, Saccharose, Lactose, Fructose, Maltose, Melasse, gegebenenfalls
Stärke,
gegebenenfalls Cellulose oder aus Glycerin und Ethanol herstellen.
Es handelt sich um Vertreter der Familie Enterobacteriaceae, ausgewählt aus
den Gattungen Escherichia, Erwinia, Providencia und Serratia. Die
Gattungen Escherichia und Serratia werden bevorzugt. Bei der Gattung
Escherichia ist insbesondere die Art Escherichia coli und bei der Gattung
Serratia insbesondere die Art Serratia marcescens zu nennen.
-
Geeignete,
insbesondere L-Threonin produzierende Stämme der Gattung Escherichia,
insbesondere der Art
Escherichia coli, sind beispielsweise
Escherichia
coli TF427
Escherichia coli H4578
Escherichia coli KY10935
Escherichia
coli VNIIgenetika MG442
Escherichia coli VNIIgenetika M1
Escherichia
coli VNIIgenetika 472T23
Escherichia coli BKIIM B-3996
Escherichia
coli kat 13
Escherichia coli KCCM-10132.
-
Geeignete
L-Threonin produzierende Stämme
der Gattung Serratia, insbesondere der Art Serratia marcescens,
sind beispielsweise
Serratia marcescens HNr21
Serratia
marcescens TLr156
Serratia marcescens T-2000.
-
L-Threonin
produzierende Stämme
aus der Familie der Enterobacteriaceae besitzen bevorzugt unter anderem
ein oder mehrere genetische bzw. phänotypische Merkmale, ausgewählt aus
der Gruppe: Resistenz gegen α-Amino-β-Hydroxyvaleriansäure, Resistenz
gegen Thialysin, Resistenz gegen Ethionin, Resistenz gegen α-Methylserin, Resistenz
gegen Diaminobernsteinsäure,
Resistenz gegen α-Aminobuttersäure, Resistenz gegen
Borrelidin, Resistenz gegen Rifampicin, Resistenz gegen Valinanaloge,
wie beispielsweise Valinhydroxamat, Resistenz gegen Purinanaloge,
wie beispielsweise 6-Dimethylaminopurin,
Bedarf an L-Methionin, gegebenenfalls teilweiser und kompensierbarer
Bedarf an L-Isoleucin,
Bedarf an meso-Diaminopimelinsäure, Auxotrophie
bezüglich
threoninhaltiger Dipeptide, Resistenz gegen L-Threonin, Resistenz
gegen L-Homoserin,
Resistenz gegen L-Lysin, Resistenz gegen L-Methionin, Resistenz gegen L-Glutaminsäure, Resistenz
gegen L-Aspartat, Resistenz gegen L-Leucin, Resistenz gegen L-Phenylalanin,
Resistenz gegen L-Serin, Resistenz gegen L-Cystein, Resistenz gegen
L-Valin, Empfindlichkeit gegenüber
Fluorpyruvat, defekte Threonin-Dehydrogenase, gegebenenfalls Fähigkeit
zur Saccharoseverwertung, Verstärkung
des Threonin-Operons, Verstärkung
der Homoserin-Dehydrogenase I-Aspartatkinase I, vorzugsweise der
feed-back-resistenten Form, Verstärkung der Homoserinkinase,
Verstärkung
der Threoninsynthase, Verstärkung
der Aspartatkinase, gegebenenfalls der feed-back-resistenten Form,
Ver stärkung
der Aspartatsemialdehyd-Dehydrogenase, Verstärkung der Phosphoenolpyruvat-Carboxylase,
gegebenenfalls der feed-back-resistenten Form, Verstärkung der
Phosphoenolpyruvat-Synthase, Verstärkung der Transhydrogenase,
Verstärkung
des RhtB-Genprodukts, Verstärkung
des RhtC-Genprodukts, Verstärkung
des YfiK-Genprodukts,
Verstärkung
einer Pyruvat-Carboxylase und Abschwächung der Essigsäurebildung.
-
Es
wurde gefunden, daß Mikroorganismen
der Familie Enterobacteriaceae nach Überexpression des hns-Gens
in verbesserter Weise L-Aminosäuren,
ausgewählt
aus der Gruppe L-Threonin, L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und
L-Lysin, insbesondere L-Threonin, produzieren.
-
Im
allgemeinen ist die Verwendung endogener Gene bevorzugt. Unter „endogenen
Genen" oder „endogenen
Nukleotidsequenzen" versteht
man die in der Population einer Art vorhandenen Gene oder Nukleotidsequenzen.
-
Die
Nukleotidsequenzen der Gene von Escherichia coli gehören zum
Stand der Technik und können auch
der von Blattner et al. (Science 277: 1453–1462 (1997)) veröffentlichten
Genomsequenz von Escherichia coli entnommen werden.
-
Zum
hns-Gen sind unter anderem aus dem Stand der Technik die folgenden
Informationen bekannt:
Beschreibung: | DNA-Bindungsprotein
HLP-II (= HU, BH2, HD, NS); pleiotroper Regulator, histonähnliches
Protein HN-S |
Referenz: | Pon
et al.; Molecular and General Genetics 212(2): 199–202 (1988)
Bertin et al.; Biochimie 83(2): 235–241 (2001) Azam et al; Journal
of Bacteriology 181(20): 6361–6370
(1999) |
Accession
No.: | AE000222 |
Alternative
Gennamen: | bglY,
cur, drc, drdX, drs, fimG, mysA, msyA, osmZ, pilG, topS, topX, virR,
hnsA |
-
Die
Nukleinsäuresequenzen
können
den Datenbanken des National Center for Biotechnology Information
(NCBI) der National Library of Medicine (Bethesda, MD, USA), der
Nukleotidsequenz-Datenbank der European Molecular Biologies Laboratories
(EMBL, Heidelberg, Deutschland bzw. Cambridge, UK) oder der DNA-Datenbank
von Japan (DDBJ, Mishima, Japan) entnommen werden.
-
Weiterhin
können
Allele des hns-Gens verwendet werden, die sich aus der Degeneriertheit
des genetischen Codes oder aufgrund funktionsneutraler Sinnmutationen
(„sense
mutations") ergeben.
-
Zur
Erzielung einer Verstärkung
können
beispielsweise die Expression der Gene oder die katalytischen Eigenschaften
der Proteine gesteigert werden. Gegebenenfalls können beide Maßnahmen
kombiniert werden.
-
Zur
Erzielung einer Überexpression
kann beispielsweise die Kopienzahl der entsprechenden Gene erhöht werden,
oder es kann der Promotor- und Regulationsbereich oder die Ribosomenbindungsstelle,
die sich stromaufwärts
des Strukturgens befindet, mutiert werden. In gleicher Weise wirken
Expressionskassetten, die stromaufwärts des Strukturgens eingebaut
werden. Durch induzierbare Promotoren ist es zusätzlich möglich, die Expression im Verlaufe
der fermentativen L-Threonin-Produktion zu steigern. Durch Maßnahmen
zur Verlängerung
der Lebensdauer der m-RNA wird ebenfalls die Expression verbessert.
Weiterhin wird auch durch Verhinderung des Abbaus des Enzymproteins
die Enzymaktivität
verstärkt.
Die Gene oder Genkonstrukte können
entweder in Plasmiden mit variierender Kopienzahl vorliegen oder
im Chromosom integriert und amplifiziert sein. Alternativ kann weiterhin
eine Überexpression
der betreffenden Gene durch Veränderung
der Medienzusammensetzung und Kulturführung erreicht werden.
-
Anleitungen
hierzu findet der Fachmann unter anderem bei Chang und Cohen (Journal
of Bacteriology 134: 1141–1156
(1978)), bei Hartley und Gregori (Gene 13: 347–353 (1981)), bei Amann und
Brosius (Gene 40: 183–190
(1985)), bei de Broer et al. (Proceedings of the National Academy
of Sciences of the United States of America 80: 21–25 (1983)),
bei LaVallie et al. (BIO/TECHNOLOGY 11: 187–193 (1993)), in der PCT/US97/13359,
bei Llosa et al. (Plasmid 26: 222–224 (1991)), bei Quandt und
Klipp (Gene 80: 161–169 (1989)),
bei Hamilton (Journal of Bacteriology 171: 4617–4622 (1989)), bei Jensen und
Hammer (Biotechnology and Bioengineering 58: 191–195 (1998)) sowie in bekannten
Lehrbüchern
der Genetik und Molekularbiologie.
-
In
Enterobacteriaceae replizierbare Plasmidvektoren, wie z.B. von pACYC184
abgeleitete Kloniervektoren (Bartolomé et al.; Gene 102: 75–78 (1991)),
pTrc99A (Amann et al.; Gene 69: 301–315 (1988)) oder pSC101-Derivate (Vocke und
Bastia; Proceedings of the National Academy of Sciences USA 80(21): 6557–6561 (1983)),
können
verwendet werden. In einem erfindungsgemäßen Verfahren kann man einen
mit einem Plasmidvektor transformierten Stamm einsetzen, wobei der
Plasmidvektor mindestens eine für
das hns-Gen codierende Nukleotidsequenz trägt.
-
Es
ist ebenfalls möglich,
Mutationen, welche die Expression des jeweiligen Gens betreffen,
durch Sequenzaustausch (Hamilton et al. (Journal of Bacteriology
171: 4617–4622
(1989)), Konjugation oder Transduktion in verschiedene Stämme zu überführen.
-
Weiterhin
kann es für
die Produktion der genannten L- Aminosäuren, insbesondere
L-Threonin, mit Stämmen
der Familie Enterobacteriaceae vorteilhaft sein, zusätzlich zur Überexpression
des hns-Gens ein oder mehrere Enzyme des bekannten Threonin-Biosyntheseweges
oder Enzyme des anaplerotischen Stoffwechsels oder Enzyme für die Produktion
von reduziertem Nicotinamid-Adenin-Dinukleotidphosphat überzuexprimieren.
-
So
können
beispielsweise gleichzeitig eines oder mehrere der Gene, ausgewählt aus
der Gruppe:
- • das für die Aspartatkinase, die Homoserin-Dehydrogenase, die
Homoserinkinase und die Threoninsynthase codierende thrABC-Operon
(US-A-4,278,765),
- • das
für die
Pyruvat-Carboxylase codierende pyc-Gen (DE-A-19 831 609),
- • das
für die
Phosphoenolpyruvat-Synthase codierende pps-Gen (Molecular and General
Genetics 231(2): 332–336
(1992)),
- • das
für die
Phosphoenolpyruvat-Carboxylase codierende ppc-Gen (Gene 31: 279–283 (1984)),
- • die
für die
Transhydrogenase codierenden Gene pntA und pntB (European Journal
of Biochemistry 158: 647–653
(1986)),
- • das
Homoserinresistenz vermittelnde Gen rhtB (EP-A-0 994 190),
- • das
für die
Malat:Chinon-Oxidoreduktase codierende mqo-Gen (WO 02/06459),
- • das
Threoninresistenz vermittelnde Gen rhtC (EP-A-1 013 765),
- • das
für das
Threoninexport-Protein codierende thrE-Gen von Corynebacterium glutamicum
(WO 01/92545),
- • das
für die
Glutamat-Dehydrogenase codierende gdhA-Gen (Nucleic Acids Research
11: 5257–5266 (1983);
Gene 23: 199–209
(1983)),
- • das
für den
globalen Regulator Dps codierende dps-Gen (Genes & Development 6(12B): 2646–2654 (1992),
Accession No. AE000183),
- • das
für den
Regulator des Leucin-Lrp-Regulons und hochaffiner Transportsysteme
für verzweigtkettige Aminosäuren codierende
lrp-Gen (Journal of Biological Chemistry 266(17): 10768–10774 (1991),
Accession No. AE000191),
- • das
für die
Phosphoglucomutase codierende pgm-Gen (Journal of Bacteriology 176:
5847–5851
(1994), Accession No. AE000172),
- • das
für die
Fructosebisphosphat-Aldolase codierende fba-Gen (Biochemical Journal
257: 529–534
(1989), Accession No. AE000376),
- • das
für die
glucosespezifische Komponente IIBC des Phosphotransferasesystems
PTS codierende ptsG-Gen (Journal of Biological Chemistry 261(35):
16398–16403
(1986), Accession No. AE000210),
- • das
für die
Phosphohistidinprotein-Hexose-Phosphotransferase
des Phosphotransferasesystems PTS codierende ptsH-Gen des ptsHIcrr-Operons
(Journal of Biological Chemistry 262(33): 16241–16253 (1987), Accession No.
AE000329),
- • das
für das
Enzym I des Phosphotransferasesystems PTS codierende ptsI-Gen des
ptsHIcrr-Operons
- (Journal of Biological Chemistry 262(33): 16241–16253 (1987),
Accession No. AE000329),
- • das
für die
glucosespezifische Komponente IIA des Phosphotransferasesystems
PTS codierende crr-Gen des ptsHIcrr-Operons (Journal of Biological
Chemistry 262(33): 16241–16253
(1987), Accession No. AE000329),
- • das
für das
Chaperon GroES codierende mopB-Gen (Journal of Biological Chemistry
261(26): 12414–12419
(1986), Accession No. AE000487),
- • das
für die
kleine Untereinheit der Alkylhydroperoxid-Reduktase codierende ahpC-Gen
des ahpCF-Operons (Proceedings of the National Academy of Sciences
USA 92(17): 7617–7621
(1995), Accession No. AE000166) und
- • das
für die
grobe Untereinheit der Alkylhydroperoxid-Reduktase codierende ahpF-Gen
des ahpCF-Operons (Proceedings of the National Academy of Sciences
USA 92(17): 7617–7621
(1995), Accession No. AE000166),
überexprimiert werden.
-
Im
allgemeinen ist die Verwendung endogener Gene bevorzugt.
-
Weiterhin
kann es für
die Produktion von L-Aminosäuren,
insbesondere L-Threonin vorteilhaft sein, zusätzlich zur Verstärkung des
hsn-Gens eines oder mehrere der Gene, ausgewählt aus der Gruppe:
- • das
für die
Threonin-Dehydrogenase codierende tdh-Gen (Journal of Bacteriology 169: 4716–4721 (1987)),
- • das
für die
Malat-Dehydrogenase (E.C. 1.1.1.37) codierende mdh-Gen (Archives
in Microbiology 149: 36–42
(1987)),
- • das
Genprodukt des offenen Leserasters (orf) yjfA (Accession Number
AAC77180 des National Center for Biotechnology Information (NCBI,
Bethesda, MD, USA)),
- • das
Genprodukt des offenen Leserasters (orf) ytfP (Accession Number
AAC77179 des National Center for Biotechnology Information (NCBI,
Bethesda, MD, USA)),
- • das
für das
Enzym Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase codierende pckA-Gen (Journal
of Bacteriology 172: 7151–7156
(1990)),
- • das
für die
Pyruvat-Oxidase codierende poxB-Gen (Nucleic Acids Research 14(13):
5449–5460
(1986)),
- • das
für das
Enzym Isocitrat-Lyase codierende aceA-Gen (Journal of Bacteriology 170: 4528–4536 (1988)),
- • das
für den
Regulator DgsA des Phosphotransferasesystems codierende dgsA-Gen
(Bioscience, Biotechnology and Biochemistry 59: 256–251 (1995)),
das auch unter der Bezeichnung mlc-Gen bekannt ist,
- • das
für den
Fructose-Repressor codierende fruR-Gen (Molecular and General Genetics
226: 332–336 (1991)),
das auch unter der Bezeichnung cra-Gen bekannt ist, und
- • das
für den
sigma38-Faktor codierende rpoS-Gen (WO 01/05939),
das auch unter der Bezeichnung katF-Gen bekannt ist,
auszuschalten
oder deren Expression zu verringern.
-
Der
Begriff „Abschwächung" beschreibt in diesem
Zusammenhang die Verringerung oder Ausschaltung der intrazellulären Aktivität oder Konzentration
eines oder mehrerer Enzyme (Proteine) in einem Mikroorganismus,
die durch die entsprechende DNA codiert werden, indem man beispielsweise
einen schwachen Promotor oder ein Gen bzw. Allel verwendet, das
für ein
entsprechendes Enzym mit einer niedrigen Aktivität codiert bzw. das entsprechende
Enzym (Protein) oder Gen inaktiviert, und gegebenenfalls diese Maßnahmen kombiniert.
-
Durch
die Maßnahmen
der Abschwächung
wird die Aktivität
oder Konzentration des entsprechenden Proteins im allgemeinen auf
0 bis 75%, 0 bis 50%, 0 bis 25%, 0 bis 10% oder 0 bis 5% der Aktivität oder Konzentration
des Wildtyp-Proteins, beziehungsweise der Aktivität oder Konzentration
des Proteins im Ausgangsmikroorganismus, gesenkt.
-
Weiterhin
kann es für
die Produktion der genannten L-Aminosäuren, insbesondere
L-Threonin, vorteilhaft sein, zusätzlich zur Überexpression des hns-Gens
unerwünschte
Nebenreaktionen auszuschalten (Nakayama: "Breeding of Amino Acid Producing Microorganisms", in: Overproduction
of Microbial Products, Krumphanzl, Sikyta, Vanek (eds.), Academic
Press, London, UK, 1982).
-
Die
erfindungsgemäß hergestellten
Mikroorganismen können
im batch-Verfahren (Satzkultivierung), im fed batch-Verfahren (Zulaufverfahren)
oder im repeated fed batch-Verfahren (repetitives Zulaufverfahren) kultiviert
werden. Eine Zusammenfassung über
bekannte Kultivierungsmethoden sind im Lehrbuch von Chmiel (Bioprozesstechnik
1. Einführung
in die Bioverfahrenstechnik (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1991))
oder im Lehrbuch von Storhas (Bioreaktoren und periphere Einrichtungen
(Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1994)) beschrieben.
-
Das
zu verwendende Kulturmedium muss in geeigneter Weise den Ansprüchen der
jeweiligen Stämme
genügen.
Beschreibungen von Kulturmedien verschiedener Mikroorganismen sind
im Handbuch "Manual of
Methods for General Bacteriology" der
American Society for Bacteriology (Washington D.C., USA, 1981) enthalten.
-
Als
Kohlenstoffquelle können
Zucker und Kohlehydrate, wie z.B. Glucose, Saccharose, Lactose,
Fructose, Maltose, Melasse, Stärke
und gegebenenfalls Cellulose, Öle
und Fette, wie z.B. Sojaöl,
Sonnenblumenöl,
Erdnussöl
und Kokosfett, Fettsäuren,
wie z.B. Palmitinsäure,
Stearinsäure
und Linolsäure,
Alkohole, wie z.B. Glycerin und Ethanol, sowie organische Säuren, wie
z.B. Essigsäure,
verwendet werden. Diese Stoffe können
einzeln oder als Gemisch verwendet werden.
-
Als
Stickstoffquelle können
organische stickstoffhaltige Verbindungen, wie Peptone, Hefeextrakt, Fleischextrakt,
Malzextrakt, Maisquellwasser, Sojabohnenmehl und Harnstoff, oder
anorganische Verbindungen, wie Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid,
Ammoniumphosphat, Ammoniumcarbonat und Ammoniumnitrat verwendet
werden. Die Stickstoffquellen können
einzeln oder als Gemisch verwendet werden.
-
Als
Phosphorquelle können
Phosphorsäure,
Kaliumdihydrogenphosphat oder Dikaliumhydrogenphosphat oder die
entsprechenden natriumhaltigen Salze verwendet werden. Das Kulturmedium
muss weiterhin Salze von Metallen enthalten, wie z.B. Magnesiumsulfat
oder Eisensulfat, die für
das Wachstum notwendig sind. Schließlich können essentielle Wuchsstoffe,
wie Aminosäuren
und Vitamine, zusätzlich
zu den oben genannten Stoffen eingesetzt werden. Dem Kulturmedium
können überdies
geeignete Vorstufen zugesetzt werden.
-
Die
genannten Einsatzstoffe können
zur Kultur in Form eines einmaligen Ansatzes hinzugegeben oder in
geeigneter Weise während
der Kultivierung zugefüttert
werden.
-
Zur
pH-Kontrolle der Kultur können
basische Verbindungen, wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniak
bzw. Ammoniakwasser, oder saure Verbindungen, wie Phosphorsäure oder
Schwefelsäure,
in geeigneter Weise eingesetzt werden. Zur Kontrolle der Schaumentwicklung
können
Antischaummittel, wie z.B. Fettsäurepolyglycolester,
eingesetzt werden. Zur Aufrechterhaltung der Stabilität von Plasmiden
können
dem Medium geeignete selektiv wirkende Stoffe, z.B. Antibiotika,
hinzugefügt
werden. Um aerobe Bedingungen aufrechtzuerhalten, werden Sauerstoff
oder sauerstoffhaltige Gasmischungen, wie z.B. Luft, in die Kultur
eingetragen. Die Temperatur der Kultur liegt normalerweise bei 25°C bis 45°C und vorzugsweise
bei 30°C
bis 40°C.
Die Kultur wird solange fortgesetzt, bis sich ein Maximum an L-Aminosäuren bzw.
L-Threonin gebildet hat. Dieses Ziel wird normalerweise innerhalb
von 10 Stunden bis 160 Stunden erreicht.
-
Die
Analyse von L-Aminosäuren
kann durch Anionenaustauschchromatographie mit anschließender Ninhydrin-Derivatisierung,
wie bei Spackman et al. (Analytical Chemistry 30: 1190–1206 (1958))
beschrieben, oder durch Umkehrphasen-HPLC, wie bei Lindroth et al.
(Analytical Chemistry 51: 1167–1174
(1979)) beschrieben, erfolgen.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
dient zur fermentativen Herstellung von L-Aminosäuren, ausgewählt aus
der Gruppe L-Threonin, L-Valin, L-Methionin, L-Homoserin und L-Lysin,
insbesondere L-Threonin.
-
Die
vorliegende Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
-
Verwendete
Minimal- (M9) und Vollmedien (LB) für Escherichia coli sind von
J.H. Miller (A Short Course in Bacterial Genetics (1992), Cold Spring
Harbor Laboratory Press) beschrieben. Die Isolierung von Plasmid-DNA
aus Escherichia coli sowie alle Techniken zur Restriktion, Ligation,
Klenow- und alkalische Phosphatasebehandlung werden nach den Verfahren
von Sambrook et al. (Molecular Cloning – A Laboratory Manual (1989)
Cold Spring Harbor Laboratory Press) durchgeführt. Die Transformation von
Escherichia coli wird, wenn nicht anders beschrieben, nach Chung
et al. (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United
States of America 86: 2172–2175
(1989)) durchgeführt.
-
Die
Bebrütungstemperatur
bei der Herstellung von Stämmen
und Transformanten beträgt
37°C.
-
Beispiel 1
-
Konstruktion des Expressionsplasmids
pTrc99Ahns
-
Das
hns-Gen aus E. coli K12 wird unter Anwendung der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) sowie synthetischen Oligonukleotiden amplifiziert. Ausgehend
von der Nukleotidsequenz des hns-Gens in E. coli K12 MG1655 (Accession
Number AE000222), Blattner et al. (Science 277: 1453–1462 (1997)),
werden PCR-Primer synthetisiert (MWG Biotech, Ebersberg, Deutschland):
hns1:
5'-GTTTGAGATTACTACAATGAGCG-3' (SEQ ID No. 1)
hns2:
5'-GCAAGTGCAATCTACAAAAG-3' (SEQ ID No. 2)
-
Die
für die
PCR eingesetzte chromosomale DNA von E. coli K12 MG1655 wird nach
Herstellerangaben mit „Qiagen
Genomic-tips 100/G" (QIAGEN,
Hilden, Deutschland) isoliert. Ein ca. 450 by grosses DNA-Fragment
kann mit den spezifischen Primern unter Standard-PCR-Bedingungen
(Innis et al. (1990) PCR Protocols. A Guide to Methods and Applications,
Academic Press) mit der Pfu-DNA-Polymerase
(Promega Corporation, Madison, USA) amplifiziert werden. Das PCR-Produkt
wird dem Vektor pCR-Blunt
II-TOPO (Zero Blunt TOPO PCR Cloning Kit, Invitrogen, Groningen,
Niederlande) den Herstellerangaben entsprechend ligiert und in den
E. coli-Stamm TOP10 transformiert. Die Selektion plasmidtragender
Zellen erfolgt auf LB-Agar, der mit 50 μg/ml Kanamycin versetzt ist.
Nach der Plasmid-DNA-Isolierung wird der Vektor pCR-Blunt II-TOPO-hns mit
den Restriktionsenzymen HindIII und XbaI gespalten und das hns-Fragment
nach Auftrennung im 0,8%igen Agarosegel mit Hilfe des QIAquick Gel
Extraction Kit (QIAGEN, Hilden, Deutschland) isoliert. Der Vektor
pTrc99A (Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden) wird mit den Enzymen
HindIII und XbaI geschnitten und mit dem isolierten hns-Fragment
ligiert. Der E. coli-Stamm XL1Blue MRF' (Stratagene, La Jolla, USA) wird mit
dem Ligationsansatz transformiert, und plasmidtragende Zellen werden
auf LB-Agar, der mit 50 μg/ml
Ampicillin versetzt ist, selektioniert. Die erfolgreiche Klonierung
kann nach Plasmid-DNA-Isolierung
durch Kontrollspaltung mit den Enzymen HpaI, SmaI und StyI nachgewiesen
werden. Das Plasmid wird mit pTrc99Ahns (1) bezeichnet.
-
Beispiel 2
-
Herstellung von L-Threonin
mit dem Stamm MG442/pTrc99Ahns
-
Der
L-Threonin produzierende E. coli Stamm MG442 ist in der Patentschrift
US-A- 4,278,765 beschrieben und bei der Russischen Nationalsammlung
für industrielle
Mikroorganismen (VKPM, Moskau, Russland) als CMIM B-1628 hinterlegt.
-
Der
Stamm MG442 wird mit dem in Beispiel 1 beschriebenen Expressionsplasmid
pTrc99Ahns und mit dem Vektor pTrc99A transformiert, und plasmidtragende
Zellen werden auf LB Agar mit 50 μg/ml
Ampicillin selektioniert. Auf diese Weise erhält man die Stämme MG442/pTrc99Ahns
und MG442/pTrc99A. Ausgewählte Einzelkolonien
werden anschließend
auf Minimalmedium mit der folgenden Zusammensetzung: 3,5 g/l Na2HPO4·2H2O, 1,5 g/l KH2PO4, 1 g/l NH4Cl, 0,1
g/l MgSO4·7H2O,
2 g/l Glucose, 20 g/l Agar, 50 mg/l Ampicillin, weiter vermehrt.
Die Bildung von L-Threonin wird in batch-Kulturen von 10 ml, die in 100 ml Erlenmeyerkolben enthalten
sind, überprüft. Dazu
werden 10 ml Vorkulturmedium der folgenden Zusammensetzung: 2 g/l
Hefeextrakt, 10 g/l (NH4)2SO4, 1 g/l KH2PO4, 0,5 g/l MgSO4·7H2O, 15 g/l CaCO3,
20 g/l Glucose, 50 mg/l Ampicillin, beimpft, und der Ansatz wird
16 Stunden bei 37°C
und 180 rpm auf einem ESR-Inkubator der Firma Kühner AG (Birsfelden, Schweiz)
inkubiert. Je 250 μl
dieser Vorkultur werden in 10 ml Produktionsmedium (25 g/l (NH4)2SO4,
2 g/l KH2PO4, 1
g/l MgSO4·7H2O,
0, 03 g/l FeSO4·7H2O,
0, 018 g/l MnSO4·1H2O,
30 g/l CaCO3, 20 g/l Glucose, 50 mg/l Ampicillin) überimpft,
und der Ansatz wird 48 Stunden bei 37°C inkubiert. Die Bildung von L-Threonin durch den
Ausgangsstamm MG442 wird in der gleichen Weise untersucht, wobei
jedoch keine Zugabe von Ampicillin zum Medium erfolgt. Nach der
Inkubation wird die optische Dichte (OD) der Kultursuspension mit
einem LP2W-Photometer der Firma Dr. Lange (Düsseldorf, Deutschland) bei
einer Meßwellenlänge von
660 nm bestimmt.
-
Anschließend wird
die Konzentration an gebildetem L-Threonin im sterilfiltrierten Kulturüberstand
mit einem Aminosäureanalysator
der Firma Eppendorf-BioTronik (Hamburg, Deutschland) mittels Ionenaustauschchromatographie
und Nachsäulenreaktion
mit Ninhydrindetektion bestimmt.
-
In
Tabelle 1 ist das Ergebnis des Versuchs dargestellt.
-
-
Kurze Beschreibung der
Figur:
-
1:
Karte des das hns-Gen enthaltenden Plasmides pTrc99Ahns
-
Längenangaben
sind als ca.-Angaben aufzufassen. Die verwendeten Abkürzungen
und Bezeichnungen haben folgende Bedeutung:
- • Amp: Ampicillinresistenz-Gen
- • lac
I: Gen für
das Repressorprotein des trc-Promotors
- • Ptrc:
trc-Promotorbereich, IPTG-induzierbar • hns: Codierender Bereich des
hns-Gens
- • 5S:
5S-rRNA-Bereich
- • rrnBT:
rRNA-Terminator-Bereich
-
Die
Abkürzungen
für die
Restriktionsenzyme haben folgende Bedeutung:
- • HindIII:
Restriktionsendonuklease aus Haemophilus influenzae
- • HpaI:
Restriktionsendonuklease aus Haemophilus parainfluenzae
- • SmaI:
Restriktionsendonuklease aus Serratia marcescens
- • StyI:
Restriktionsendonuklease aus Salmonella typhi
- • XbaI:
Restriktionsendonuklease aus Xanthomonas campestris
-