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Hintergrund der Erfindung
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1. Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von RARα spezifischen
oder selektiven Retinoidverbindungen in Kombination mit Interferonen
und anderen Antitumormitteln. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung
die Verwendung von RARα spezifischen
oder selektiven Retinoidverbindungen für die Behandlung von Karzinomen
der Brust in Kombination mit Interferonen und anderen Antitumormitteln.
Genauer gesagt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung
von 4-[(4-Chlor-3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]-2,6-difluor-benzoesäure und
verwandten Verbindungen in Kombination mit Interferonen und anderen
Antitumormitteln und spezifisch die Verwendung von 4-[(4-Chlor-3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]-2,6-difluor-benzoesäure und
verwandten Verbindungen für
die Behandlung von Karzinomen der Brust in Kombination mit Interferonen
und anderen Antitumormitteln.
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2. Stand der
Technik
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Natürlich auftretende
Retinolsäure
und verwandte Verbindungen, die allgemein Retinoide genannt werden,
sind auf dem biopharmazeutischen, medizinischen und verwandten Gebieten
bekanntlich mit wichtigen biologischen Aktivitäten einschließlich der
Prävention
und Inhibition der malignen Zellproliferation versehen. Ein großes Volumen
an Patent- und wissenschaftlicher Literatur existiert, die die Synthese
von Retinoidverbindungen, ihre biologischen Aktivitäten und
Untersuchungen beschreibt, die auf die Entdeckung der verschiedenen
Aktionsmodi von Retinoiden beim Menschen und in anderen biologischen
Systemen, in vitro wie auch in vivo, abzielen, beschreiben.
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Spezifisch
wird allgemein auf dem Gebiet akzeptiert, daß auf dem antizellproliferativen
oder Antitumorgebiet pharmazeutische Zusammensetzungen mit einer
Retinoidähnlichen
Verbindung oder Verbindungen als Wirkstoffe für die Behandlung oder Prävention
hyperproliferativer Störungen
der Haut nützlich
sind wie auch anderer prämaligner
und maligner hyperproliferativer Erkrankungen wie Krebs der Brust,
der Haut, der Prostata, des Zervix, des Uterus, des Kolon, der Blase,
des Ösophagus,
des Magens, der Lunge, der Kehle, der Oralhöhlung, des Blut- und lymphatischen
Systems, von Metaplasien, Dysplasien, Neoplasien, Leukoplakien und
Papillomen der mukösen
Membranen und bei der Behandlung der Kaposi-Sarkoms. Ein allgemein
anerkannter Nachteil bei der Behandlung von Säugern mit Retinoiden ist jedoch
ihre mukokutane Toxizität,
die bei mehr als 90% der Patienten auftritt, wenn sie mit einer
effektiven Dosis von Retinoiden topisch oder systemisch behandelt
werden.
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Es
ist nun auch allgemein auf dem Gebiet bekannt, daß zwei Haupttypen
von Retinoidrezeptoren in Säugern
existieren (und anderen Organismen). Die beiden Haupttypen oder
Familien von Rezeptoren werden jeweils als RARs und RXRs bezeichnet.
Innerhalb von jedem Typ gibt es Subtypen; in der RAR-Familie werden die
Subtypen als RARα,
RARβ und
RARγ bezeichnet
und in der RXR-Familie sind die Subtypen RXRα, RXRβ und RXRγ. Es wurde ebenfalls auf dem
Gebiet etabliert, daß die
Verteilung der beiden Hauptretinoidrezeptor-Typen und von etlichen
Subtypen in verschiedenen Geweben und Organen von Säugerorganismen
nicht einheitlich ist. Weiterhin wird allgemein auf dem Gebiet akzeptiert,
daß viele
unerwünschte
Nebenwirkungen von Retinoiden, wie z.B. die mukokutane Toxizität, von ein
oder mehr der RAR-Rezeptor-Subtypen vermittelt werden. Eine Veröffentlichung
von Standeven et al., Toxicology Letters 92 (1997) 231–240 offenbart,
daß die Behandlung
von Mäusen
durch RARα selektive
Retinoide zu einer signifikant reduzierten Hautirritation (mukokutane
Toxizität)
führt als
eine Behandlung mit Retinoiden, die eine starke RARβ und insbesondere
RARγ agonistische
Aktivität
aufweisen.
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Das
US-Patent Nr. 5,965,606 offenbart Behandlungsverfahren von Tumoren
mit RARα spezifischen oder
selektiven Retinoiden, und die Synthese von solchen Retinoiden wird
in diesem Patent wie auch im US-Patent Nr. 5,856,490 beschrieben.
Eine wichtige RARα selektive
Verbindung des US-Patents Nr. 5,965,606 (Verbindung 32 dieser Patentreferenz)
ist unten dargestellt.
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Im
Hinblick auf die Verwendung von Retinoiden in Kombination mit anderen
Arzneimitteln, um Tumoren zu behandeln, wurden Berichte auf dem
Gebiet veröffentlicht,
daß bestimmte
Retinoidverbindungen additiv und einige sogar synergistisch mit
anderen bekannten Antitumorchemotherapeutikas, wie z.B. Interferonen und
anderen Arzneimitteln, bei etlichen Karzinomen von Brustzellkulturen
wirken, um die Proliferation der Krebszellen zu unterdrücken oder
zu inhibieren. Die Veröffentlichung
von Fanjul et al. in Cancer Research 56 (1996) 1571–1577 beschreibt
Assays etlicher Retinoidverbindungen, einschließlich einer Verbindung, die
in der Veröffentlichung
als SRI 11220 bezeichnet wird, in Kombination mit Interferon bei
etlichen Karzinomzellinien und stellt fest, daß bei einigen der Zellinien
die antiproliferative Aktivität
der Verbindung SRI 11220 und Interferon synergistisch war. Die Struktur
dieser Stand-der-Technik-Verbindung
SRI 11220 ist unten dargestellt. Auf signifikante Weise führt die
Fanjul et al. Referenz jedoch die Inhibition der Brustkrebszellen
durch selektive Retinoide und Interferon auf die potentielle Rolle
der RARγ-Rezeptoren zurück. Tatsächlich wird
die Verbindung SRI 11220 in dieser Referenz als RARγ-Agonist
offenbart.
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Verbindung
32 von US-Patent Nr. 5,965,606 Verbindung
36 von US-Patent Nr. 5,856,490 Stand
der Technik
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SRI
11220 (Stand der Technik)
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Eine
Veröffentlichung
von Toma et al. im International Journal of Oncology 10 (1997) 597–607 beschreibt
synergistische Wirkungen bestimmter anderer Retinoide wie z.B. all-trans-Retinolsäure (tRA)
mit α-Interferon
(α-IFN)
und eine synergistische Wirkung mit anderen Chemotherapeutika wie
z.B. Tamoxifen (TAM) in den MCF-7 menschlichen Brustkrebslinien.
Als weiterer Hintergrund der vorliegenden Erfindung wird festgehalten,
daß eine
Veröffentlichung
von Kurbacher et al. in Cancer Letters 103 (1996) 183–189 eine
synergistische Wirkung von Vitamin C mit bestimmten chemotherapeutischen
Antitumormitteln bei MCF-7 und MDA-MB 231 menschlichen Karzinomzellinien
beschreibt.
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Das
US-Patent Nr. 5,856,490 offenbart Aryl- oder Heteroarylamide von
Tetrahydronaphthalinen, die allgemein gesprochen RARα spezifische
Retinoide sind. Unter den spezifisch als bevorzugte Ausführungsformen
beschriebenen Verbindungen in dieser Referenz befindet sich 2,6-Difluor-4-[3'-hydroxy-4'-brom-5',6',7',8'-tetrahydro-5'5',8'8'-tetramethylnaphthalin-2'-yl)carbamoyl]benzoesäure, deren
Struktur oben dargestellt ist. In der 5,856,490-Referenz wird diese
Verbindung als Verbindung 36 bezeichnet.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch Verbindungen der Formel (1):
R = H
oder Niederalkyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen
worin R H oder
eine Niederalkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen repräsentiert,
und pharmazeutisch annehmbare Salze der Verbindungen und die Verwendung
der Verbindungen der Formel (1) in Kombination mit anderen Antitumormitteln
für die
Behandlung eines malignen Tumors oder eines Zustands bei einem Säuger, der
einer solchen Behandlung bedarf. Weiterhin betrifft die vorliegende
Erfindung auch pharmazeutische Zusammensetzungen für die Behandlung
eines malignen Tumors oder eines Zustands bei einem Säuger, der
einer solchen Behandlung bedarf, wobei der Wirkstoff der Zusammensetzung
ein oder mehr Verbindungen der Formel (1) umfaßt. Eine solche pharmazeutische
Zusammensetzung, die als Wirkstoff ein oder mehr Verbindungen der
Formel (1) umfaßt,
wird vorteilhafterweise in Kombination mit ein oder mehr anderen
Antitumormitteln für
die Behandlung eines malignen Tumors oder eines Zustands bei einem
Säuger,
der einer solchen Behandlung bedarf, verwendet.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und α-Interferon
(IFNα) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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2 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und β-Interferon
(IFNβ) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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3 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und γ-Interferon
(IFNγ) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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4 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und α-Interferon
(IFNα) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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5 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und β-Interferon
(IFNβ) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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6 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und γ-Interferon
(IFNγ) in
SKBR-3-Zellen darstellt.
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7 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und α-Interferon
(IFNα) in
T47-D-Zellen darstellt.
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8 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und β-Interferon
(IFNβ) in
T47-D-Zellen darstellt.
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9 ist
eine Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen Wirkungen
einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung 2) der Erfindung
und γ-Interferon
(IFNγ) in
T47-D-Zellen darstellt.
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10 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und α-Interferon
(IFNα) in
T47-D-Zellen darstellt.
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11 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und β-Interferon
(IFNβ) in
T47-D-Zellen darstellt.
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12 ist
eine weitere Grafik, die eine Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen einer Kombination der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung und γ-Interferon
(IFNγ) in
T47-D-Zellen darstellt.
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13 ist
eine Grafik, die die Wirkung der Verbindung AGN 195183 (Verbindung
2) der Erfindung in SKBR-3- und in T47-D-Zellen darstellt.
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RARα spezifische oder selektive
Verbindungen, die in der Erfindung verwendet werden, Assays um die
Selektivität
zu etablieren
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RARα spezifische
oder RARα selektive
Verbindungen können
beispielsweise wie in den US-Patenten Nr. 5,856,490 und 5,965,606
beschrieben erhalten werden. Diese Referenzen zeigen auch Daten
um zu zeigen, daß die
Verbindungen tatsächlich
RARα spezifische
oder selektive Agonisten sind. Assays, durch die eine Verbindung
getestet werden kann und etabliert werden kann, ob oder nicht es
sich um einen RARα spezifischen
oder selektiven Agonisten handelt, sind auf dem Gebiet bekannt und
werden in vielen Stand-der-Technik-Veröffentlichungen
und Patenten beschrieben. Zum Beispiel wird ein chimärer Rezeptor-Transaktivierungs-Assay,
der im Hinblick auf die agonistenähnliche Aktivität in den
RARα, RARβ, RARγ, RXRα Rezeptor-Subtypen
testet und der auf einer Arbeit basiert, die von P. L. Feigner und
M. Holm in Focus (1989) 112 veröffentlicht
wird, im Detail im US-Patent 5,455,265 beschrieben. Die Beschreibung
vom US-Patent Nr. 5,455,265 ist hier ausdrücklich durch Inbezugnahme eingeschlossen.
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Ein
Holorezeptor-Transaktivierungs-Assay und ein Ligandenbindungs-Assay,
die die antagonistisch/agonistisch ähnliche Aktivität der Verbindungen
der Erfindung messen oder ihre Fähigkeit,
an die etlichen Retinoidrezeptor-Subtypen zu binden, werden in der
veröffentlichten
PCT-Anmeldung Nr. WO 93/11755 (insbesondere auf den Seiten 30–33 und
37–41),
veröffentlicht
am 24. Juni 1993, beschrieben, deren Beschreibung hier auch durch
Inbezugnahme eingeschlossen ist. Die Beschreibung des Ligandenbindungs-Assays wird
auch unten bereitgestellt.
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Lingandenbindungs-Assay
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Alle
Bindungsassays wurden auf ähnliche
Weise durchgeführt.
Alle sechs Rezeptortypen stammten von dem exprimierten Rezeptortyp
(RAR α, β, γ und RXR α, β, γ) ab, exprimiert
in Baculovirus. Grundlösungen aller
Verbindungen wurden als 10 mM Ethanollösungen hergestellt, und serielle
Verdünnungen
wurden in 1:1 DMSO:Ethanol durchgeführt. Die Assaypuffer bestanden
für alle
sechs Rezeptorassays aus dem folgenden: 8% Glycerin, 120 mM KCl,
8 mM Tris, 5 mM CHAPS, 4 mM DTT und 0,24 mM PMSF, pH 7,4 bei Raumtemperatur.
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Alle
Rezeptorbindungs-Assays wurden auf dieselbe Weise durchgeführt. Das
Endassayvolumen betrug 250 μl
und enthielt 10 bis 40 μg
des Extraktproteins, abhängig
von dem zu untersuchenden Rezeptor, zusammen mit 5 nM [3H]
all-trans-Retinolsäure oder
10 nM [3H] 9-cis-Retinolsäure und
variierende Konzentrationen des kompetitierenden Liganden in Konzentrationen,
die zwischen 0–10–5 M
lagen. Die Assays waren für ein
Miniröhrchensystem
mit 96 Vertiefungen ausgearbeitet. Die Inkubationen wurden bei 4°C durchgeführt, bis ein
Gleichgewicht erreicht war. Die nicht-spezifische Bindung wurde
als diejenige Bindung definiert, die in Gegenwart von 1.000 nM des
geeigneten nicht-markierten Retinolsäureisomers verblieb. Nach Abschluß der Inkubationszeitspanne
wurden 50 μl
6,25% Hydroxyapatit in dem geeigneten Waschpuffer zugefügt. Der
Waschpuffer bestand aus 100 mM KCl, 10 mM Tris und entweder 5 mM
CHAPS (RXR α, β, γ) oder 0,5%
Triton X-100 (RAR α, β, γ). Die Mischung
wurde mit einem Vortex behandelt und 10 Minuten bei 4°C inkubiert,
zentrifugiert und der Überstand
entfernt. Das Hydroxyapatit wurde drei weitere Male mit dem geeigneten
Waschpuffer gewaschen. Der Rezeptorligandenkomplex wurde durch das
Hydroxyapatit adsorbiert. Die Menge des Rezeptorligandenkomplexes
wurde durch Flüssigszintillationszählung des
Hydroxyapatitpellets bestimmt.
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Nach
Korrektur der nicht-spezifischen Bindung wurden die IC50-Werte
bestimmt. Der IC50-Wert ist als Konzentration
des kompetitierenden Liganden definiert, die benötigt wird, um die spezifische
Bindung um 50% zu reduzieren. Der IC50-Wert
wurde grafisch aus einem logitplot der Daten bestimmt. Die Kd-Werte wurden durch Anwendung der Cheng-Prussof-Gleichung
auf die IC50-Werte, die markierte Ligandenkonzentration
und den Kd des markierten Liganden bestimmt.
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Die
Ergebnisse des Ligandenbindungs-Assays werden in Kd-Zahlen
ausgedrückt.
(Siehe Cheng et al., Biochemical Pharmacology, Bd. 22, S. 3099–3108, ausdrücklich inkorporiert
durch Inbezugnahme.)
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Ein
detailliertes experimentelles Verfahren für Holorezeptor-Transaktivierungen
wurden von Heyman et al., Cell 68 (1992) 397–406; Allegretto et al., J.
Biol. Chem. 268, 26625–26633
und Mangelsdorf et al., The Retinoids: Biology, Chemistry and Medicine,
S. 319–349,
Raven Press Ltd., New York, beschrieben, die hier ausdrücklich durch
Inbezugnahme inkorporiert sind. Die in diesem Assay erhaltenen Ergebnisse
werden in EC50-Zahlen ausgedrückt, da
sie auch in dem chimären
Rezeptor-Transaktivierungs-Assay sind.
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Bei
dem chimären
Transaktivierungs-Assay erwies es sich, daß Verbindung 2 der vorliegenden
Offenbarung einen EC50-Wert von 180 Nanomolar
mit 75%iger Effizienz bei den RARα-Rezeptoren
aufwies und in dem Ligandenbindungs-Assay einen Kd-Wert
von 5 nmolar. Für
RARβ- und
RARγ-Rezeptoren
erwies es sich, daß Verbindung
2 als Agonist inaktiv war, mit EC50-Werten
von mehr als 104 Nanomolar.
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Ein
noch weiterer Transaktivierungs-Assay, der "PGR-Assay", wird in der Veröffentlichung von Klein et al.,
J. Biol. Chem. 271 (1996) 22692–22696
beschrieben, die hier durch Inbezugnahme ausdrücklich inkorporiert ist, und
eine detaillierte Beschreibung wird ebenfalls unten bereitgestellt.
Die Ergebnisse des PGR-Assays werden auch in EC50-Zahlen
ausgedrückt
(nanomolare Konzentration).
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RAR-P-GR-Holorezeptor-Transaktivierungs-Assay
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CV-1-Zellen
(4 × 105 Zellen/Vertiefung) wurden transient mit
dem Luciferasereporterplasmid MTV-4(R5G)-Luc (0,7 μg/Vertiefung)
transfiziert, das vier Kopien des R5G-Retinoid-DNA-Responseelements enthielt,
zusammen mit dem RXRα-Expressionsplasmid
pRS-h-RXRα (0,1 μg/Vertiefung)
und einem der RAR-P-GR-Expressionsplasmide (0,05 μg/Vertiefung)
in 12 Vertiefungsplatten und zwar über Calciumphosphatpräzipitation;
Chen et al., Mol. Cell. Biol. 7 (1987) 2745–2752 (wie beschrieben von
Klein et al. in J. Biol. Chem. 271, 22692, wie oben als Referenz
dargestellt). Die drei unterschiedlichen RAR-P-GR-Expressionsplasmide,
pRS-RARα-P-GR,
pcDNA3-RARβ-P-GR
und pcDNA3-RARγ-P-GR,
exprimieren RARα-,
RARβ- bzw.
RARγ-Rezeptoren,
die modifizierte DNA-Bindungsdomänen
enthalten, so daß ihre "P-Boxen" verändert wurden
zu derjenigen des Glucocorticoid-Rezeptors.
Diese RAR-P-GR-Rezeptoren binden an DNA als heterodimere Komplexe
mit RXR. Spezifisch binden die RAR-P-GR-Rezeptoren Retinolsäure-Responseelemente bezeichnet
als R5G, umfassend zwei RAR-Halbseiten (Nukleotidsequenz 5'-GGTTCA-3'), getrennt durch
5 Basenpaare, worin die 3'-Halbseite
in eine Glucocorticoid-Rezeptor-Halbseite, 5'-AGAACA-3', modifiziert wurde. Um Unterschiede
in der Transfektionseffizienz auszugleichen, wurde ein β-Galactosidase-Expressionsplasmid
(0,01 μg/Vertiefung)
als interne Kontrolle verwendet. Alternativ wurde der Assay in einem
Mikrotiterplattenformat mit 96 Vertiefungen (5.000 Zellen/Vertiefung)
auf eine Weise durchgeführt,
die zu der oben beschriebenen identisch war, außer daß 1/5 der Mengen des DNA-Calciumphosphatpräzipitants
(20 μl anstelle von
100 μl)
für jede
Vertiefung verwandt wurde. 18 Stunden nach Einführung der DNA-Präzipitanten
wurden die Zellen mit phosphatgepufferter Salzlösung (PBS) gespült und mit
D-MEM (Gibco-BRL), enthaltend 10% Aktivkohle extrahiertes fötales Rinderserum
(Gemini Bio-Products) gefüttert.
Die Zellen wurden 18 Stunden mit den in den Figuren angegebenen
Verbindungen behandelt. Nach Spülung
mit PBS wurden die Zellen mit Luciferaseaktivität lysiert, gemessen wie vorher
beschrieben in de Wet, Mol. Cell. Biol. 7 (1987) 725–737. Die
Luciferasewerte repräsentieren
ein Mittel ± SEM
von Dreifachbestimmungen normalisiert auf die β-Galactosidaseaktivität.
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Die
in der Erfindung verwendeten RARα selektiven
Agonistenverbindungen.
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RARα spezifische
oder selektive Verbindungen der Erfindung sind in Formel (1) dargestellt.
Diese Verbindungen repräsentieren
auch eine neue Zusammensetzung von Stoff und werden als per se neu
und erfinderisch angesehen. Bevorzugte Ausführungsformen der erfinderischen
Verbindungen innerhalb des Umfangs der Formel (1) sind diejenigen,
worin die R-Gruppe von Formel (1) H oder ein Niederalkyl mit 1 bis
3 Kohlenstoffatomen ist oder ein pharmazeutisch annehmbares Salz
davon. Die besonders bevorzugte Verbindung der Erfindung ist eine
solche, worin die R-Gruppe H ist oder ein pharmazeutisch annehmbares
Salz der Verbindung. In diesem Zusammenhang wird festgehalten, daß ein pharmazeutisch
annehmbares Salz jedes Salz ist, das sich die Aktivität der Elternverbindung
erhält
und keine unerwünschten
oder ungeeigneten Wirkungen an das Subjekt verleiht, dem es verabreicht
wird und in dem Kontext, in dem verabreicht wird.
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Pharmazeutisch
annehmbare Salze können
von organischen oder anorganischen Basen abstammen. Das Salz kann
ein mono- oder polyvalentes Ion sein. Von besonderem Interesse sind
die anorganischen Ionen Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium.
Organische Salze können
mit Aminen hergestellt werden, insbesondere Ammoniumsalze wie z.B.
Mono-, Di- und Trialkylamine oder Ethanolamine. Salze können auch
mit Koffein, Tromethamin und ähnlichen
Molekülen
gebildet werden.
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Allgemein
gesprochen können
die Verbindungen der Formel (1) durch die Syntheseverfahren erhalten werden,
die im US-Patent Nr. 5,856,490 beschrieben werden. Ein gegenwärtig bevorzugtes
Syntheseverfahren für
die Herstellung der bevorzugten Verbindung der Erfindung, worin
R H ist, und des korrespondierenden Ethylesters wird im Detail unten
beschrieben.
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Antiproliferative
Wirkungen der erfinderischen Verbindungen
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Die
antiproliferativen Wirkungen der erfinderischen Verbindungen werden
durch Assayverfahren demonstriert, die auf dem Gebiet gut akzeptiert
sind. Diese Assays werden an der bevorzugten Verbindung der Erfindung,
Verbindung 2, die auch AGN 195183 genannt wird, durchgeführt, ohne
und in Kombination mit menschlichem rekombinanten α-, β- und γ-Interferon,
wobei es sich um auf dem Gebiet wohlbekannte Antitumormittel handelt.
(Die AGN-Zahl ist eine den Verbindungen in den Forschungslaboratorien
willkürlich
zugeordnete Zahl des Anmelders der vorliegenden Erfindung.) Die
Materialien und die Assayverfahren werden im Detail unten beschrieben.
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Die
SKBR-3- und T47-D-Zellkulturen, worin die Assayverfahren durchgeführt wurden,
sind ebenfalls wohlbekannt und aus Quellen, die auf dem Gebiet wohlbekannt
sind, erhältlich.
Wie bekannt, ist insbesondere T47-D eine Östrogenrezeptorpositive (ER+) menschliche Brustkrebszellinie und SK-BR-3
ist eine Östrogenrezeptor-negative
(ER–)
menschliche Brustkrebszellinie. Das Assayverfahren, das selbst auf
dem Gebiet wohlbekannt ist, involviert die Bestimmung des Einbaus
von 5-Brom-2'-deoxyuridin
(BrdU) in die Zellen. Wie bekannt ist, repräsentiert der Einbau von weniger
BrdU geringere Zellproliferation (Inhibition der Zellproliferation), und
dieser Assay wird auf dem Gebiet als Maßstab für eine antiproliferative oder
Antitumoraktivität
der überprüften Mittel
oder des Mittels akzeptiert.
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Wenn
eine Kombination von zwei oder mehr antiproliferativen oder potentiell
antiproliferativen Mitteln überprüft wird,
können
die Ergebnisse eine geringere Inhibition der Proliferation anzeigen,
als die, die wir erwarten würden,
wenn die Wirkungen der individuellen Mittel additiv wären, oder
die Wirkungen können
das mathematische Produkt der erwarteten Wirkungen der beiden Mittel
repräsentieren
(additive Inhibition). Alternativ kann die tatsächlich experimentell beobachtete
Inhibition größer sein
als diejenige, die als einfaches Produkt der Wirkungen der beiden
Mittel erwartet werden würde.
Eine solche synergistische Antitumor- oder antiproliferative Wirkung
ist hoch erwünscht
und, wie unten beschrieben, wurde diese in etlichen Assays beobachtet, wenn
Verbindung 2 der Erfindung in Kombination mit menschlichem rekombinantem
Interferon verwendet wurde. Diese synergistische Wirkung der Verbindungen
mit Interferon bei der Behandlung von Tumoren und insbesondere von
Brustkrebs wird, basierend auf dem Stand der Technik, nicht erwartet
und ist nicht offensichtlich und überraschend. Die Materialien
und Verfahren der Assays wie auch die mathematischen Kriterien zur
Bestimmung der synergistischen Wirkungen werden unten beschrieben.
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Materialien, Assayverfahren
und Kriterien für
die Bestimmung von Synergismus
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Reagenzien
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Menschliches
rekombinantes Interferon-alpha (IFN-α) und menschliches rekombinantes
Interferon-beta (IFN-β)
wurden von Sigma Chemicals Co. (St. Louis, MO) erworben. Menschliches
rekombinantes Interferon-gamma (IFN-γ) wurde von Roche Diagnostics
(Indianapolis, IN) erworben. Die Grundlösungen wurden bei –70, 4 und –20°C für IFN-α, IFN-β bzw. IFN-γ gelagert.
IFN-Arbeitslösungen
wurden vor der Verwendung durch Verdünnungen in einem Kulturmedium
hergestellt. 5 mM Grundlösung
für Verbindung
2 (AGN 195183) wurde in DMSO hergestellt, was darauffolgend im Kulturmedium
verdünnt
wurde und zwar auf die angegebene Endkonzentration.
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Synthese
der bevorzugten Verbindungen (Reaktionsschema 1)
Reaktionsschema
1
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Methyl-2,6-difluor-4-[(3-methoxymethoxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoat
(Verbindung A)
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Zu
einer Lösung
aus 3-Methoxymethoxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonsäure (Verbindung
K, wie im US-Patent Nr. 5,856,490 beschrieben, 112 mg, 0,38 mmol)
in 6 ml wasserfreiem Methylenchlorid wurde 4-(Dimethylamino)pyridin
(DMAP, 100 mg, 0,46 mmol), Methyl-2,6-difluor-4-aminobenzoat (Verbindung
H1, wie im US-Patent Nr. 5,856,490 beschrieben, 77 mg, 0,38 mmol)
und 1-(3-Dimethylaminopropyl)-3-ethylcarbodiimidhydrochlorid (EDC,
110 mg, 0,57 mmol) zugefügt.
Die Reaktionsmischung wurde bei Raumtemperatur über Nacht gerührt und
dann zur Trockene konzentriert. Der Rest wurde durch Säulenchromatographie
mit Ethylacetat:Hexan (1:9) gereinigt, um die Titelverbindung als
klares Öl
zu ergeben.
1H-NMR CDCl3 δ 8,18 (s,
1H), 7,38 (s, 1H), 7,35 (s, 1H), 7,10 (s, 1H), 5,39 (s, 2H), 3,94
(s, 3H), 3,59 (s, 3H), 1,70 (s, 4H, 1,31 (s, 3H), 1,30 (s, 3H).
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2,6-Difluor-4-[(3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoesäure (Verbindung
B)
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Eine
Lösung
aus Methyl-2,6-difluor-4-[(3-methoxymethoxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoat
(Verbindung A, 113 mg, 0,26 mmol) in 6 ml Methanol und 3 Tropfen konzentrierte
Salzsäure
wurden bei Raumtemperatur über
Nacht gerührt
und dann zur Trockene konzentriert. Der Feststoff wurde aus Ethylether:Hexan
umkristallisiert, um die Titelverbindung als weißen Feststoff zu ergeben.
1H-NMR Aceton-d6 δ 10,2 (bs,
1H), 7,94 (s, 1H), 7,56 (s, 1H), 7,53 (s, 1H), 6,94 (s, 1H), 1,69
(s, 4H), 1,27 (s, 6H).
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Ethyl-2,6-difluor-4-[(3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoat (Verbindung
C)
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Zu
einer Lösung
aus 2,6-Difluor-4-[(3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoesäure (Verbindung
B, 56 mg, 0,13 mmol) in 4 ml Aceton wurden Kaliumcarbonat (36 mg,
0,26 mmol) und Iodethan (0,012 ml, 0,14 mmol) zugefügt. Die
Reaktionsmischung wurde 4 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, dann
konzentriert und durch Säulenchromatographie
mit Ethylacetat:Hexan (1:9) gereinigt, um die Titelverbindung als
weißen
Feststoff zu ergeben.
1H-NMR CDCl3 δ 8,00
(s, 1H), 7,38 (s, 1H), 7,35 (s, 1H), 6,95 (s, 1H), 4,40 (q, J =
7,1 Hz, 2H), 1,70 (s, 4H), 1,41 (t, J = 7,2 Hz, 3H), 1,31 (s, 3H),
1,29 (s, 3H).
-
Ethyl-2,6-difluor-4-[(3-hydroxy-4-chlor-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoat
(Verbindung 1)
-
Zu
einer Lösung
aus Ethyl-2,6-difluor-4-[(3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoat
(Verbindung C, 227 mg, 0,52 mmol) in 10 ml wasserfreiem Dichlormethan
unter Stickstoff bei 25°C
wurden Sulfurylchlorid (0,0413 ml, 0,57 mmol) und wasserfreier Ethylether
(0,054 ml, 0,52 mmol) zugefügt.
Die Reaktion trat bei 25°C
sofort auf, wie überwacht
durch 1H-NMR. Die Reaktionsmischung wurde mit gesättigtem
NaHCO3 gelöscht und dann mit Ethylacetat
extrahiert. Die organische Schicht wurde mit Wasser, Sole gewaschen
und über
Na2SO4 getrocknet.
Die Titelverbindung wurde als weißer Feststoff nach Säulenchromatographie
mit Ethylacetat:Hexan (1:9) erhalten.
1H-NMR
CDCl3 δ 9,33
(b, 1H), 8,56 (b, 1H), 7,90 (s, 1H), 7,36 (d, J = 9,83 Hz, 2H),
4,39 (q, J = 7,1 Hz, 2H), 1,75 (m, 2H), 1,65 (m, 2H), 1,53 (s, 6H),
1,39 (t, J = 7,2 Hz, 3H), 1,32 (s, 6H).
-
2,6-Difluor-4-[(3-hydroxy-4-chlor-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]benzoesäure (Verbindung
2)
-
Zu
einer Lösung
aus Ethyl-4-[(4-chlor-3-hydroxy-5,5,8,8-tetramethyl-5,6,7,8-tetrahydro-naphthalin-2-carbonyl)amino]-2,6-difluorbenzoat
(Verbindung 1, 150 mg, 0,32 mmol) in 6 ml EtOH wurden 2 ml 2 M NaOH
(aq.) zugefügt.
Die Reaktion wurde 12 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, dann
mit 10% HCl auf einen pH von 5 angesäuert. Der überschüssige Alkohol wurde durch Verdampfung
in einem Rotationsapparat entfernt und die wäßrige Schicht mit Ethylacetat
(3 × 10
ml) extrahiert. Die kombinierten organischen Schichten wurden mit
Wasser gewaschen, mit Sole und über
Na2SO4 getrocknet.
Nach Verdampfung des Lösungsmittels wurde
die Titelverbindung in Rohform erhalten und in Ethylacetat:Hexan
umkristallisiert, um die reine Titelverbindung (AGN 195183) als
hellgelben Feststoff zu ergeben.
1H-NMR
Aceton-d6 δ 7,97 (s, 1H), 7,53 (d, J =
10,2 Hz, 2H), 1,75 (m, 2H), 1,65 (m, 2H), 1,54 (s, 6H), 1,31 (s, 6H).
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Kultivierung
von Brustkrebszellinien
-
Die Östrogenrezeptor-positive
(ER+) Zellinie T-47D und die ER– Zellinie
SK-BR-3 wurden in Dulbeccos Modifikation des Eagle-Mediums (DMEM
Gibco BRL, Gaithersburg, MD), supplementiert mit 10% fötalem Rinderserum
(HyClone, Logan, UT), 2 mM L-Glutamin und 1% Antibiotika-Antimykotika
(Gibco BRL) kultiviert. Zellinien wurden von der American Type Culture
Collection (ATCC, Rockville, MD, HTB-133 und HTB-30 für T47-D
bzw. SKBR-3) erhalten. Die Zellen wurden bei 37°C in angefeuchteter Atmosphäre, die
5% CO2 enthielt, kultiviert.
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Zellproliferations-Assay
-
Die
Proliferation von Krebszellinien wurden unter Verwendung eines kommerziellen
Zellproliferationskits (Roche Diagnostics) bestimmt, essentiell
folgend den Anweisungen des Herstellers. Die Zellen wurden in Gewebekulturplatten
(Corning Incorporated, Corning, NY) mit 96 Vertiefungen in einer
Konzentration von 3.000 Zellen/Vertiefung ausgesät. Nach 24 Stunden wurden die
Zellen mit Verbindung 2 (AGN 195183) und/oder Interferonen (IFNs)
oder Lösungsmittel
allein behandelt. Geeignete Konzentrationen an Verbindung 2 (AGN
195183), die in dieser Studie verwendet wurden, lagen zwischen 10–11 M
und 10–6 M;
die IFN-Konzentrationen zwischen 25 und 1.000 Einheiten/ml. Die
Kulturmedien wurden alle 72 Stunden geändert. Nach 7 Tagen wurden
10 μl 5-Brom-2'-deoxyuridin (BrdU) jeder Vertiefung
zugefügt.
Eine Inkubation mit BrdU wurde 24 Stunden später durch Zugabe von 100 μl Anti-BrdU-Antikörper zu
jeder Vertiefung beendet. Die Menge an in die DNA von proliferierenden
Zellen eingebautem BrdU wurde durch Messung der Absorption bei 450
nm bewertet. Jedes Experiment wurde dreifach durchgeführt.
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Kriterien
für die
Synergie
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Die
bei den Zellkulturen als Ergebnis der Behandlung mit einer Kombination
aus Verbindung 2 (AGN 195183) der Erfindung und den Interferonen
(IFNs) beobachtete Wachstumsinhibition wurde im Hinblick auf synergistische
und additive Wirkungen analysiert. Synergistische Wirkungen wurden
durch Berechnung des Verhältnisses
zwischen dem Prozentsatz des erwarteten Zellwachstums unter Annahme
einer additiven Interaktion und dem tatsächlich beobachteten Zellwachstum
bestimmt, wenn beide Mittel kombiniert werden (Werte > 1 zeigen synergistische
Wirkungen an). Eine statistische Signifikanz der synergistischen
Wirkungen wurde unter Verwendung des zweiseitigen Students-t-Test
bestimmt.
Die Synergie wurde definiert als: %A × %B > %AB
Eine Additionswirkung
wurde definiert als: %A × %B
= %AB
worin A und B die Wirkungen von jedem individuellen Mittel
sind und AB ist die Wirkung der Kombination gemäß den Lehren von Aapro et al.,
Cancer Chemother. Pharmacol. 10 (1983) 161–166 und Marth et al., J. Natl. Cancer
Inst. 77 (1986) 1197–1202,
die beide ausdrücklich
durch Inbezugnahme inkorporiert sind.
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Antiproliferative
Wirkungen bestimmt durch die Assays
-
Unter
Bezugnahme auf die Grafiken der 1 bis 12 zeigt
jede von diesen die Ergebnisse, die in den oben beschriebenen Assays
erhalten wurden, wobei SKBR-3- bzw. T47-D-Zellen verwendet wurden
und mit einer Kombination aus Verbindung 2 der Erfindung und menschlichem
rekombinanten Interferon (IFN) α, β bzw. γ behandelt
wurden. Die Grafik gemäß 13 illustriert
die Ergebnisse der Behandlung dieser zwei Zellkulturen nur mit Verbindung
2 der Erfindung ohne die Verwendung irgendeines anderen Antitumormittels.
In jeder dieser Grafiken ist der Einbau von 5-Brom-2'-deoxyuridin (BrdU)
auf der Y-(vertikalen)-Achse aufgetragen und variierende Konzentrationen
der erfinderischen Verbindung 2 oder variierende Konzentrationen
von IFNα,
IFNβ bzw.
IFNγ sind
auf der X-(horizontalen)-Achse aufgetragen. Die Konzentration der
Interferone ist in internationalen Einheiten ausgedrückt, wie
auf dem Gebiet akzeptiert, während
die molare Konzentration von Verbindung 2 auf einer logarithmischen
Skala aufgetragen ist. Jede Grafik, außer der Grafik von 13, beinhaltet
eine Kurve, die die Ergebnisse nur mit einem Mittel anzeigt, tatsächliche
experimentelle Ergebnisse mit der Kombination der beiden Mittel
(Verbindung 2 und dem jeweiligen Interferon) und eine theoretische
Kurve, die auf die oben beschriebene Weise berechnet wurde unter
der Annahme für
die Berechnung, daß die Wirkungen
der beiden Mittel einfach additiv sein würde. Der Einbau von BrdU ist
auf einer prozentualen Basis relativ zu der Situation aufgetragen,
wenn das Mittel mit variierender Konzentration in der jeweiligen
Grafik nicht verwendet wurde (0 Konzentration repräsentiert
100%ige Inkorporation).
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Unter
spezifischer Bezugnahme auf die Grafik von 1 war in
dem Assay in den SKBR-3-Zellen, die in der Grafik angegeben sind,
die Konzentration der Verbindung 2 10 Nanomolar (nM) und die Konzentration an
IFNα variierte.
Es kann aus der Grafik abgelesen werden, daß die experimentell oder tatsächlich beobachtete
Inhibition der Zellproliferation deutlich größer war (weniger BrdU Einbau)
als mit IFNα allein
und signifikant größer als
die theoretisch additive Kurve, was eine synergistische Wirkung
von Verbindung 2 und IFNα darstellt.
Die Grafiken von 2 und 3 zeigen ähnlich die
Ergebnisse der Assays in SKBR-3-Zellen, bei denen die Konzentration
der Verbindung 2 konstant bei 10 nM gehalten wurde und die Konzentration
von IFNβ bzw.
IFNγ variierte.
Die Grafiken der 2 und 3 zeigen
auch signifikante synergistische Wirkungen der kombinatorischen
Behandlung.
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Die
Grafiken der 4, 5 und 6 offenbaren
die Ergebnisse von Assays in SKBR-3-Zellen, bei denen die Konzentration
an IFNα,
IFNβ bzw.
IFNγ konstant
bei 100 internationalen Einheiten pro ml (U/ml) gehalten wurde und
die Konzentration der erfinderischen Verbindung 2 variierte. Diese
Grafiken zeigen ebenfalls signifikante synergistische Wirkungen,
was repräsentiert,
daß die
Kombination aus dem Interferon und der Verbindung 2 die Zellproliferation
signifikant stärker
inhibiert als, was basierend auf den individuellen Wirkungen dieser
beiden Mittel erwartet werden würde.
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Die
Grafiken der 7, 8 und 9 offenbaren
Ergebnisse von Assays in T47-D-Zellen als Ergebnis einer Behandlung
mit einer Kombination einer konstanten Konzentration (100 nM) der
Verbindung 2 und einer variierenden Konzentration an IFNα, IFNβ bzw. IFNγ. Die Grafik
von 7 zeigt, daß die
Inhibition durch Kombination bei dieser Zellinie additiv ist, wenn
IFNα verwendet
wird. Wenn IFNβ und
IFNγ verwendet werden,
war die beobachtete Inhibition jedoch deutlich synergistisch.
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Die 10, 11 und 12 offenbaren
die Ergebnisse bei T47-D-Zellen, bei denen die Konzentration an
IFNα, IFNβ bzw. IFNγ konstant
bei 100 internationalen Einheiten pro ml (U/ml) gehalten wurde und die
Konzentration von Verbindung 2 der Erfindung variierte. Wenn IFNα in der Kombination
verwendet wurde (10), war die Kombination nicht
sehr effektiv und nur additiv, wenn jedoch IFNβ und IFNγ verwendet wurden, wurde wiederum
eine synergistische Inhibition beobachtet, bei der Co-Behandlung
mit IFNγ nur
bei höheren
Konzentrationen von Verbindung 2.
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Die
vorstehenden Ergebnisse und insbesondere die Synergie in den antiproliferativen
Wirkungen auf diese beiden Krebszellinien der Verbindungen der Erfindung
und von menschlichem rekombinantem Interferon ist unerwartet, überraschend
und eine Anzeige, daß RARα spezifische
oder RARα selektive
Verbindungen und insbesondere die bevorzugten Verbindungen der Erfindung
für die
Behandlung von Erkrankungen nützlich sind,
die eine maligne Zellproliferation involvieren, wie z.B. von Karzinomen
und insbesondere Karzinom der Brust. Tatsächlich zeigen die vorstehenden
Assays an, daß RARα spezifische
oder RARα selektive
Verbindungen und insbesondere die bevorzugten Verbindungen der Erfindung
in einer Kombinationstherapie mit Interferon bei Brustkrebszellinien
nützlich
sind, die Östrogenrezeptor-positiv
sind (T-47D) und ebenfalls bei menschlichen Brustkrebszellinien,
die Östrogenrezeptor-negativ sind (SK-BR-3).
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Behandlungsverfahren,
Verabreichungsweisen
-
Die
RARα spezifischen
oder RARα selektiven
Verbindungen und insbesondere die bevorzugten Verbindungen können gemäß der vorliegenden
Erfindung systemisch oder topisch, abhängig von Betrachtungen, verabreicht
werden, wie dem zu behandelnden Zustand, einem Bedarf an einer ortsspezifischen
Behandlung, der Menge des zu verabreichenden Arzneimittels und etlichen
anderen Betrachtungen. Für
die Behandlung von Brustkrebs und vielen anderen Formen maligner
Tumoren sollten die Verbindungen wahrscheinlich systemisch verabreicht
werden, in einer pharmazeutischen Zusammensetzung, die solche Exzipienten
oder inerten Bestandteile enthält,
die auf dem Gebiet wohlbekannt sind, betreffend die Chemotherapie
von Tumoren. Genauer gesagt kann, wenn die Verbindung systemisch
verabreicht werden soll, sie als Pulver, Pille, Tablette oder ähnliches
oder als Sirup oder Elixier, die für die orale Verabreichung geeignet
sind, konfektioniert sein. Für
die intravenöse
oder intraperitoneale Verabreichung wird die Verbindung als Lösung oder
Suspension hergestellt, die für
eine Verabreichung durch Injektion geeignet ist. In bestimmten Fällen kann
es nützlich
sein, diese Verbindungen durch Injektion zu formulieren. In bestimmten
anderen Fällen
kann es nützlich
sein, diese Verbindungen in Suppositoriumsform oder als Formulierung
mit verzögerter
Freigabe zu formulieren, für
ein Depot unter der Haut oder für
die intramuskuläre
Injektion.
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Die
RARα spezifischen
oder RARα selektiven
Verbindungen und insbesondere die bevorzugte Verbindung der Erfindung
werden als Chemotherapeutikum zur Behandlung von Tumoren in einer
nützlichen
therapeutischen Dosis verabreicht werden, die je nach Zustand variieren
wird und in bestimmten Fällen
je nach Schwere des zu behandelnden Zustands variieren wird, wie
auch der Empfänglichkeit
des Patienten gegenüber
der Behandlung. Dementsprechend wird keine einzelne Dosis einheitlich
nützlich
sein, sondern wird eine Modifikation notwendig machen, abhängig von
den Eigenschaften des Tumors oder des malignen Zustands, die behandelt
werden. Solche Dosierungen kann man durch Routineexperimente erhalten.
Für die
Behandlung von festen Tumoren, insbesondere Brustkrebs, wird vorhergesagt,
daß die
Verbindung für
ungefähr
1 bis 8 Wochen einem Patienten, der dieser bedarf, in einer Dosis,
die dafür
effektiv ist, um das Wachstum des Tumors anzuhalten oder zu verzögern oder
ihn zu zerstreuen, verabreicht werden. Vorzugsweise wird die Verbindung oral
verabreicht in einer täglichen
Dosis, die vorzugsweise in einem Bereich von ungefähr 50 mg
pro Tag bis 500 mg pro Tag liegen wird. Besonders bevorzugt ist
die in der Behandlung verwendete Verbindung die Verbindung 2 der
Erfindung.
-
Vorzugsweise
werden die RARα spezifischen
oder RARα selektiven
Verbindungen und insbesondere die bevorzugten Verbindungen der Erfindung
und noch bevorzugter Verbindung 2 gemäß der Erfindung in Kombination
mit anderen Chemotherapeutika, wie z.B. Interferonen, verabreicht,
vorzugsweise menschlichem rekombinantem Interferon oder anderen
bekannten Chemotherapeutika für
Tumoren. Andere Chemotherapeutika, mit denen die Verbindungen vermutlich
in einer Kombinationstherapie verabreicht werden wird, sind: Tamixofen
und Taxol. Mit der Verwendung von Interferonen und mit bestimmten
anderen Chemotherapeutika ebenfalls wird vermutlich eine synergistische
Antitumorwirkung auftreten, wie demonstriert durch die oben beschriebenen
Zellkultur-Assayverfahren.
Wenn wiederum die Verbindungen in einer Kombinationstherapie verwendet
werden, wird die nützliche
therapeutische Dosis je nach Zustand variieren, und in bestimmten
Fällen kann
sie je nach Schwere des zu behandelnden Zustands und der Empfänglichkeit
des Patienten gegenüber der
Behandlung variieren. Dementsprechend wird man die benötigte Dosis
durch Routineexperimente erhalten können, was in der Wissenschaft
der Chemotherapie von Tumoren üblich
ist.
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Allgemein
gesprochen wird angenommen, daß in
einer Kombinationstherapie und für
die Behandlung von festen Tumoren wie Brustkrebs, die tägliche Dosis
der Verbindung in einem Bereich von ungefähr 50 mg pro Tag bis 500 mg
pro Tag liegen wird. Die tägliche
Dosis des anderen Chemotherapeutikums oder der anderen Mittel, die
in Kombination mit der erfinderischen Verbindung verabreicht werden,
wird von der Natur des Chemotherapeutikums oder der Chemotherapeutika
abhängen,
und kann durch normalerweise auf dem Gebiet praktizierte Routineexperimente
bestimmt werden. Wenn Interferon für die Behandlung von festen
Tumoren verwendet wird, wie z.B. Brustkrebs, in Kombination mit
RARα spezifischen
oder RARα selektiven
Verbindungen und insbesondere mit den bevorzugten Verbindungen der
Erfindung, dann liegt die tägliche
Dosis des Interferons vermutlich in einem Bereich von ungefähr 1 bis
9 Millionen internationalen Einheiten pro Tag.