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QUERVERWEIS
AUF VERWANDTE ANMELDUNGEN
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Diese
Anmeldung ist eine Teilfortführungsanmeldung
der ebenfalls anhängigen
US-Anmeldung Serien-Nr. 08/655,267, eingereicht am 4. Juni 1996,
deren Offenbarung hier durch Bezugnahme aufgenommen ist.
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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein das Gebiet der Krebstherapeutika.
Spezieller betrifft die vorliegende Erfindung spezielle Thyroxinanaloge,
die keine signifikante hormonelle Wirksamkeit aufweisen, insbesondere
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat,
als starke, selektive und ungiftige Antitumor-Mittel.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Maligne
kanzeröse
Wucherungen stellen aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften ernsthafte
Herausforderungen für
die moderne Medizin dar. Diese Eigenschaften schließen unkontrollierbare
Zellproliferation, die zu einer ungeregelten Wucherung malignen
Gewebes führt,
die Fähigkeit,
in lokale und sogar entfernt liegende Gewebe einzudringen, das Fehlen
von Differenzierung, das Fehlen feststellbarer Symptome und am bedeutsamsten
das Fehlen einer wirksamen Therapie und Vorbeugung ein.
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Krebs
kann sich in einem beliebigen Gewebe eines beliebigen Organs in
einem beliebigen Alter entwickeln, Die Ätiologie von Krebs ist nicht
klar definiert, aber Mechanismen, wie genetische Empfänglichkeit, Chromosomenbruchstörungen,
Viren, Umweltfaktoren und immunologische Störungen, sind alle mit einer
malignen Zellwucherung und Zelltransformation in Verbindung gebracht
worden.
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Die
antineoplastische Chemotherapie umfasst gegenwärtig verschiedene Gruppen von
Arzneistoffen, die Alkylierungsmittel, Purin-Antagonisten und Antitumor-Antibiotika
einschließen.
Alkylierungsmittel alkylieren Zellproteine und Nukleinsäuren, was
die Zellreplikation verhindert, den Zellstoffwechsel unterbricht
und schließlich
zum Zelltod führt.
Typische Alkylierungsmittel sind Stickstofflost, Cyclophosphamid
und Chlorambucil. Die mit einer Alkylierungsmittelbehandlung verbundenen
Toxizitäten
schließen Übelkeit,
Erbrechen, Haarausfall, hämorrhagische
Zystitis, Lungenfibrose und ein erhöhtes Risiko ein, eine akute
Leukämie
zu entwickeln.
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Purin-,
Pyrimidin- und Folat-Antagonisten sind zellzyklus- und phasenspezifisch
und, um eine Antitumor-Wirkung zu fördern, erfordern sie, dass
sich die Zellen im Zellreplikationszyklus und in der DNA-Synthesephase
der Replikation befinden. Die Purin-Antagonisten, wie 6-Mercaptopurin oder
6-Thioguanidin, hemmen die de novo-Purin-Synthese und Interkonversion
von Purinen. Die Pyrimidin-Antagonisten, wie Cytarabin, 5-Fluoruracil
oder Floxuridin, hemmen die DNA-Synthese durch Hemmen von Desoxycytidylatkinase
und DNA-Polymerase.
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Folat-Antagonisten,
z.B. Methotrexate, binden sich fest an das intrazelluläre Enzym
Dihydrofolat-Reduktase, was letztlich zum Zelltod führt, was
aus einer Unfähigkeit
resultiert, Pyrimidine zu synthetisieren. Die mit der Verwendung
dieser Verbindungen verbundenen Toxizitäten schließen unter anderen Haarausfall,
Myelosuppression, Erbrechen, Übelkeit
und zerebelläre
Ataxie ein.
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Pflanzenalkaloide,
wie Vincristin und Vinblastin, oder die Podophyllotoxine Etoposid
und Teniposid hemmen im Allgemeinen die Mitose und DNA-Synthese
und RNA-abhängige
Proteinsynthese. Die Toxizitäten dieser
Arzneistoffe sind denjenigen, die vorstehend beschrieben werden, ähnlich und
schließen
Myopathie, Myelosuppression, periphere Neuropathie, Erbrechen, Übelkeit
und Haarausfall ein.
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Antitumor-Antibiotika,
wie Doxorubicin, Daunorubicin und Actinomycin, wirken als Interkalatoren
der DNA, was die Zellreplikation verhindert, die Synthese der DNA-abhängigen RNA
hemmt und die DNA-Polymerase hemmt. Bleomycin verursacht Spaltung
der DNA und Mitomycin wirkt als Hemmer der DNA-Synthese durch bifunktionelle
Alkylierung. Die Toxizitäten
dieser Antibiotika sind zahlreich und ernst und schließen Nekrose,
Myelosuppression, anaphylaktische Reaktionen, Appetitlosigkeit,
dosisabhängige
Kardiotoxizität
und Lungenfibrose ein.
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Andere
zur chemotherapeutischen Behandlung von Krebs verwendete Verbindungen
sind anorganische Ionen, wie Cisplatin, Modifikatoren der biologischen
Reaktion, wie Interferon, Enzyme und Hormone. Alle diese Verbindungen
werden ähnlich
denjenigen, die vorstehend erwähnt
sind, von toxischen Nebenwirkungen begleitet.
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US 4,724,234 soll ein Verfahren
zum Erzeugen von Onkolyse und Rückbildung
maligner Tumoren und anderer maligner Zustände ohne Nebenwirkungen auf
normale Körperzellen
beschreiben. Und zwar wird eine kalorisch und in der Zusammensetzung
definierte Ernährungskur
beschrieben, die gleichzeitig mit einer Arzneistoffkur eines Mittels
oder von Mitteln zu verabreichen ist, die die oxidative Phosphorylierung
entkoppeln, am stärksten
bevorzugt 2,4-Dinitrophenol. Auch Thyroxin wird als eines der Entkopplungsmittel
aufgeführt.
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Folglich
würde es äußerst vorteilhaft
sein, sichere und ungiftige chemotherapeutische Zusammensetzungen
bereitzustellen, die Tumorzellproliferation und/oder neoplastisches
Wachstum wirksam hemmen und/oder unterdrücken würden. Außerdem würde es äußerst vorteilhaft sein, sichere,
wirksame und ungiftige chemotherapeutische Zusammensetzungen bereitzustellen,
die leicht zu verabreichen sind.
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Die
Identifikation sicherer, wirksamer, ungiftiger und oral verabreichbarer
organischer Verbindungen, die malignes Tumorwachstum bei Säugern herabsetzen
oder zurückbilden
können,
und die Verwendung solcher Verbindungen zum Behandeln von Krebs
ist deshalb wünschenswert
und die Aufgabe dieser Erfindung.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft spezielle Thyroxinanaloge, die keine
signifikante hormonelle Wirksamkeit aufweisen, insbesondere Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
("DIME"), um malignes Tumorwachstum
herabzusetzen oder zurückzubilden
und um Krebs zu behandeln. Die Thyroxinanaloge sind typischerweise
dadurch gekennzeichnet, dass ihnen eine signifikante hormonelle
Wirksamkeit fehlt.
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Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung ein Medikament zur Behandlung
eines malignen Tumors bei einem Säuger, das eine Menge des Thyroxinanalogs
umfasst, die ausreicht, um das Wachstum des malignen Tumors herabzusetzen,
wobei das Thyroxinanalog dadurch gekennzeichnet ist, dass es eine
Verbindung ist, die eine etwa 35%ige oder höhere Hemmung der Anfangsgeschwindigkeit
der Mikrotubulus-Protein-Zusammenlagerung in vitro, vorzugsweise
eine etwa 45%ige oder höhere,
stärker
bevorzugt etwa 70%ige oder höhere
und am stärksten
bevorzugt etwa 90%ige oder höhere
Hemmung der Anfangsgeschwindigkeit der Mikrotubulus-Protein-Zusammenlagerung
in vitro bewirken kann.
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Thyroxinanaloge,
die in den Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendbar sind,
sind Verbindungen mit der Strukturformel:
und pharmazeutisch verträglicher
Salze davon, wobei:
X = O, S, CH
2,
Carboxy oder abwesend;
Y = O oder S;
R
1 =
Methyl oder Ethyl;
R
2, R
3,
R
4 und R
5 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl, Hydroxy, (C
1-C
4)-Alkoxy und
Halogen ausgewählt
sind; und
R
6, R
7,
R
8 und R
9 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl, Hydroxy, (C
1-C
4)-Alkoxy, Halogen,
NO
2 und NH
2 ausgewählt sind.
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In
einer anderen veranschaulichenden Ausführungsform sind Thyroxinanaloge,
die in den Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendbar sind,
Verbindungen mit der Strukturformel:
und pharmazeutisch verträglicher
Salze davon, wobei:
X = O, S, CH
2,
Carboxy oder abwesend;
Y = O oder S;
R
1 =
Methyl oder Ethyl;
R
2, R
3,
R
4 und R
5 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxy, (C
1-C
4)-Alkoxy
und Halogen ausgewählt
sind; und
R
7 und R
8 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxy, (C
1-C
4)-Alkoxy, Halogen,
NO
2 und NH
2 ausgewählt sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das Thyroxinanalog Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
("DIME").
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KURZE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 veranschaulicht die Wirkungen auf die
Zellmorphologie nach 18–24
stündiger
Inkubation von E-ras 20 Zellen mit 4 μM DIME. Feld A: nicht arzneistoffbehandelt
(Kontrolle); Feld B: arzneistoffbehandelt; Feld C: arzneistoffbehandelt.
Felder A und B sind 150-fach vergrößert; Feld C ist 300-fach vergrößert.
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2 ist
eine graphische Darstellung, die den Rückgang an tumorerzeugender
Wirkung DIMEbehandelter E-ras transformierter Rinderendothelzellen
veranschaulicht; und
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3 ist
eine graphische Darstellung, die die Serumhalbwertszeit (t½)
und die orale Bioverfügbarkeit von
DIME bei Mäusen
veranschaulicht.
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4 zeigt
die tumorerzeugende Wirkung einer DIME-Vorbehandlung (10 μM für 4 Tage)
auf die Tumorbildung von 105 oder 106 E-ras 20 Zellen je Inokulum.
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5 zeigt
die Wirkung der DIME-Konzentration auf die Raten der Koloniebildung
durch MDA-MB-231 Zellen.
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6 zeigt die Induktion von DNA-Brüchen durch
0,0 μM (a),
2,0 μM (b),
5 μM (c)
und 10 μM
(d). E-ras Zellen (2 × 104 Zellen/cm2) wurden
18 Stunden vor dem TUNEL-Assay mit DIME behandelt.
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7 zeigt
die dünnschichtchromatographische
Trennung von DIME (D) und seinem Carbonsäure-Abbauprodukt (A) durch
A-549 (Lungenkrebs) Zellextrakte (äquivalent zu 2 × 106 Zellen). Im gezeigten Experiment tritt
in den Spuren 1 und 2 die Esterase-Aktivität des Extrakts während 4
Stunden Inkubation mit 1 μM
DIME auf. Spur 2 veranschaulicht die Esterase-Hemmung durch 125 μM BNPP. Die Spuren 3 und 4 stellen die
gleichen Experimente wie in den Spuren 1 und 2 dar, nur dass die
Zellextrakte aus intakten Zellen hergestellt wurden, die 24 Stunden
mit 1 μM
DIME vorinkubiert, dann gewaschen und extrahiert wurden. Dieses
Experiment veranschaulicht, dass die Esterase nicht durch DIME induziert
wird.
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8 zeigt
die Zunahme der hemmenden Wirkung von DIME auf das Wachstum von
A-59 Zellen durch BNPP.
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9 stellt
die Wirkung von DIME auf MDA-MB 231 Zellen graphisch dar. Die anfängliche
Aussaatdichte war 0,05 × 106 pro 2 cm2.
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11 stellt
die an menschlichen MDA-MB 231 Mammakarzinomzellkernen durchgeführte durchflusszytometrische
Analyse bereit, die zeigt, dass sich durch 18 stündige Einwirkung von Arzneistoff
Kerne mit einem G2-Gehalt von DNA angesammelt hatten, was eine Blockierung
der M-Phase anzeigt.
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12 zeigt
Bilder, die eine 13 stündige
Verzögerung
der Mitose, gefolgt von einer unregelmäßigen Teilung in sechs Tochterzellen
veranschaulichen. Rahmen 1: 0 Stdn.:0 Min.; Rahmen 2: 10:55; Rahmen
3: 24:20; Rahmen 4: 24:40; Rahmen 5: 24:55; Rahmen 6: 25:10; Rahmen
7: 26:35; Rahmen 8: 28:20.
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13 zeigt
die Wirkung von DIME auf die Verweilzeit in der M-Phase von MDA-MB-231
Zellen.
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14 zeigt
die quantitative Analyse der anormalen Zellteilung, die durch DIME
induziert wird.
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15 zeigt
die Wirkung von DIME auf die Rate des Eintritts in die M-Phase von
MDA-MB-231 Zellen.
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16 (A,
B und C) zeigen die Hybridisierung von Chromosomen 19 DNA in DIMEbehandelten MDA-MB-231
Zellen (Metaphase gespreizt). 16A ist
die Kontrolle, 16B ist das DNA-angefärbte Bild, 16C ist die Hybridisierung des Chromosoms
19 der 5 tägigen
Behandlung mit 1 μM
DIME (Metaphase).
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17 (A,
B und C) zeigen die Wirkung der DIME-Behandlung auf die Mitosespindel
von MDA-MB-231 Zellen. Platte A: Kontrolle (kein Arzneistoff); Platte
B: 1 μM
DIME für
18 Stdn.; Platte C: 1 μM DIME
für 5 Tage.
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18 zeigt
einen optischen Test für
den Mikrotubuluszusammenbau (MTP-Polymerisation). Die Konzentration
an GTP war 1 μM
(rechte Kurve) und die Wirkung von 4 μM DIME ist in der linken Kurve
veranschaulicht. Andere Bedingungen waren die gleichen, wie sie
in der Legende der Tabelle 13 beschrieben sind.
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19 zeigt
die Wirkung der zunehmenden Konzentration an DIME auf die anfänglich lineare
Geschwindigkeit der MTP-Polymerisation. Die Konzentration an GTP
war 1 mM, andere Bedingungen waren mit denjenigen identisch, die
in der Legende der Tabelle 13 angegeben sind.
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20 zeigt
die Michaelis-Menten-Analyse der Wirkung von 1 μM DIME (geschlossene Kreise)
auf die anfänglich
lineare Geschwindigkeit der MTP-Polymerisation als Funktion der
GTP-Konzentration (offene Kreise, kein Arzneistoff). Andere Bedingungen
waren die gleichen, wie sie in der Legende in Tabelle 13 beschrieben
sind.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Definitionen
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Wie
hier verwendet:
betrifft "Alkyl" einen gesättigten
verzweigten, geradkettigen oder cyclischen Kohlenwasserstoffrest.
Typische Alkylreste schließen
Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Cyclopropyl, Butyl, Isobutyl,
Cyclobutyl, tert.-Butyl, Pentyl und Hexyl ein.
betrifft "Alkenyl" einen ungesättigten
verzweigten, geradkettigen oder cyclischen Kohlenwasserstoffrest
mit mindestens einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung. Der
Rest kann entweder in der cis- oder trans- Konformation an der/den
Doppelbindungen) vorliegen. Typische Alkenylreste schließen Ethenyl,
Propenyl, Isopropenyl, Cyclopropenyl, Butenyl, Isobutenyl, Cyclobutenyl,
tert.-Butenyl, Pentenyl und Hexenyl ein.
betrifft "Alkinyl" einen ungesättigten
verzweigten, geradkettigen oder cyclischen Kohlenwasserstoffrest
mit mindestens einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Dreifachbindung. Typische
Alkinylreste schließen
Ethinyl, Propinyl, Butinyl, Isobutinyl, Pentinyl und Hexinyl ein.
betrifft "Alkoxy" einen Rest -OR,
wobei R Alkyl, Alkenyl oder Alkinyl ist, wie vorstehend definiert.
betrifft "Halogen" Fluor-, Chlor-,
Brom- und Iodsubstituenten.
betrifft "Säuger" Tiere oder Menschen.
betrifft "pharmazeutisch verträgliches
Salz" diejenigen
Salze von Verbindungen, die die biologische Wirksamkeit und Eigenschaften
der freien Basen behalten und die durch Umsetzung mit anorganischen
Säuren,
wie Chlorwasserstoffsäure,
Bromwasserstoffsäure,
Schwefelsäure,
Salpetersäure,
Phosphorsäure,
Methansulfonsäure,
Ethansulfonsäure,
p-Toluolsulfonsäure,
Salicylsäure
erhalten werden. Pharmazeutisch verträgliche Salze schließen zum
Beispiel Alkalimetallsalze, wie Natrium und Kalium, Erdalkalimetallsalze
und Ammoniumsalze ein.
betrifft "Pharmakophor" die entscheidende dreidimensionale
Anordnung molekularer Einheiten oder Fragmente (oder die Elektronendichteverteilung),
die von einem Rezeptor erkannt wird (Burger's Medicinal Chemistry and Drug Discovery
Bd.I: Principles and Practice 619, 5. Auflage, John Wiley & Sons, New York).
betrifft "therapeutisch wirksame
Menge" eine Menge
einer Verbindung oder Zusammensetzung, die wirksam ist, um malignes
Zellwachstum herabzusetzen, zu unterdrücken oder zurückzubilden,
oder zu einer Besserung der mit Krebserkrankungen verbundenen Symptome
führt.
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Beschreibung, spezieller
Ausführungsformen
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Medikamente zum Behandeln von malignen
Tumoren und Krebs bei Säugern
mit Analogen von Thyroxin, die dadurch gekennzeichnet sind, dass
sie keine signifikante hormonelle Wirksamkeit aufweisen. Vorzugsweise
basiert die vorliegende Erfindung teilweise auf dem überraschenden Befund,
dass bestimmte Analoge von Thyroxin, die keine hormonelle Wirksamkeit
zeigen, starke, selektive und ungiftige Hemmstoffe malignen Tumorwachstums
sind. Das bevorzugte Thyroxinanalog wird hier als DIME bezeichnet.
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Thyroxin,
eine Aminosäure
der Schilddrüse
(Merck Index, 1989, 9348: 1483), und Thyroxinanaloge sind im Fachgebiet
gut bekannt. Es ist in der Literatur gut eingeführt, dass Schilddrüsenhormone,
speziell die Thyroxine T3 und T4, zwei verschiedene Arten biologischer
Wirkungen aufweisen: eine auf den Zellstoffwechsel, die zweite auf
Zelldifferenzierung und -entwicklung (Jorgensen, 1978, "Thyroid Hormones
and Analogues II. Structure-Activity Relationships," In: Hormonal Proteins
and Peptides, Bd. VI, S. 107–204,
C. H. Li, Hrsg., Academic Press, NY). Zum Beispiel unterdrückt Thyroxin
die Aufnahme von Iod durch die Schilddrüse (Money et al., 1959, "The Effect of Various
Thyroxine Analogues on Suppression of Iodine-131 Uptake by the Rat
Thyroid," Endocrinology
64: 123–125)
und induziert Zelldifferenzierung, wie es durch Kaulquappenmetamorphose untersucht
wurde (Money et al., 1958, "The
Effect of Change in Chemical Structure of Some Thyroxine Analogues
on the Metamorphosis of Rana Pipiens Tadpoles," Endocrinology 63: 20–28). Außerdem unterdrücken Thyroxin
und bestimmte Thyroxinanaloge das Wachstum nicht maligner thyreotroper
Tumoren der Maushypophyse (Kumaoka et al., 1960, "The Effect of Thyroxine
Analogues on a Transplantable Mouse Pituitary Tumor," Endocrinology 66:
32–38;
Grinberg et al., 1962, "Studies
with Mouse Pituitary Thyrotropic Tumors. V. Effect of Various Thyroxine
Analogs on Growth and Secretion," Cancer
Research 22: 835–841).
Die strukturellen Anforderungen von Thyroxin und Thyroxinanalogen
für eine
metabolische Stimulation und Induktion der Zelldifferenzierung sind
nicht identisch (siehe Jorgensen, 1978, "Thyroid Hormones and Analogues II. Structure-Activity
Relationships," In:
Hormonal Proteins and Peptides, Bd. VI, S. 150, C. H. Li, Hrsg.,
Academic Press, NY). Zum Beispiel haben Money et al. gefunden, dass
es keine Korrelation zwischen Unterdrückung der Schilddrüseniodaufnahme
und Induktion der Kaulquappenmetamorphose gibt (Money et al., 1958, "The Effect of Change
in Chemical Structure of Some Thyroxine Analogues on the Metamorphosis
of Rana Pipiens Tadpoles," Endocrinology
63: 20–28).
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Basierend
auf diesen Beobachtungen wurde konzipiert, dass bisher unbekannte
Zellreaktionen durch bestimmte Thyroxinanaloge, die keine von beiden
Wirkungsweisen (metabolisch oder differenzierend), die von Thyroxin
T3 und T4 gezeigt werden, zeigen, verändert oder induziert werden
können.
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Die Verbindungen
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Thyroxinanaloge,
die in der vorliegenden Erfindung verwendbar sind, sind Verbindungen
mit der Strukturformel:
und pharmazeutisch verträgliche Salze
davon, wobei:
X = O, S, CH
2, Carboxy
oder abwesend;
Y = 0 oder S;
R
1 =
Methyl oder Ethyl;
R
2, R
3,
R
4 und R
5 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxyl, (C
1-C
4)-Alkoxy
und Halogen ausgewählt
sind; und
R
6, R
7,
R
8 und R
9 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxyl, (C
1-C
4)-Alkoxy,
Halogen, NO
2 und NH
2 ausgewählt sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind Thyroxinanaloge, die in den Verfahren der vorliegenden Erfindung
verwendbar sind, Verbindungen mit der Strukturformel:
und pharmazeutisch verträgliche Salze
davon, wobei:
X = O, S, CH
2, Carboxy
oder abwesend;
Y = O oder S;
R
1 =
Methyl oder Ethyl;
R
2, R
3,
R
4 und R
5 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxyl, (C
1-C
4)-Alkoxy
und Halogen ausgewählt
sind; und
R
7 und R
8 jeweils
unabhängig
aus H, (C
1-C
4)-Alkyl,
(C
1-C
4)-Alkenyl,
(C
1-C
4)-Alkinyl,
Hydroxyl, (C
1-C
4)-Alkoxy, Halogen,
NO
2 und NH
2 ausgewählt sind.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
ist das Thyroxinanalog Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
("DIME").
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Thyroxinanaloge
wie DIME sind in der Literatur beschrieben worden. Jedoch wurde
berichtet, dass DIME im Gegensatz zu Thyroxin keine signifikante
metabolische oder zelldifferenzierende Wirksamkeit (wie sie durch
Kaulquappenmetamorphose bestimmt wird) aufweist (Money et al., 1958, "The Effect of Change
in Chemical Structure of Some Thyroxine Analogues on the Metamorphosis
of Rana Pipiens Tadpoles," Endocrinology
63: 20–28;
Stasilli et al., 1959, "Antigoitrogenic
and Calorigenic Activities of Thyroxine Analogues in Rats," Endocrinology 64:
62–82).
Zum Beispiel wird die Aufnahme von Iod in die Schilddrüse von Ratten
durch DIME im Vergleich zu Thyroxin nur geringfügig (15%) gehemmt (Money et
al., 1959, "The
Effect of Various Thyroxine Analogues on Suppression of Iodine-131
Uptake by the Rat Thyroid," Endocrinology
64: 123–125).
Außerdem
wurde berichtet, dass DIME keine hemmende Wirksamkeit gegen das
Wachstum eines nicht-malignen Maushypophysenadenoms aufweist (Kumaoka
et al., 1960, "The
Effect of Thyroxine Analogues on a Transplantable Mouse Pituitary
Tumor," Endocrinology
66: 32–38;
Grinberg et al., 1962, "Studies
with Mouse Pituitary Thyrotropic Tumors. V. Effect of Various Thyroxine
Analogs on Growth and Secretion," Cancer
Research 22: 835–841).
Keine Untersuchungen mit malignen Zellen sind berichtet worden.
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Es
ist jetzt herausgefunden worden, dass bestimmte Thyroxinanaloge,
die keine signifikante hormonelle Wirksamkeit aufweisen, insbesondere
DIME, nicht nur das Wachstum einer Vielfalt an malignen Zelltypen (siehe
Tabelle 3) hemmen, sondern auch eine Tumorzellapoptose, der eine
Mikrokernbildung vorausgegangen ist, induzieren. Diese zytostatischen
und zytoziden Wirkungen sind strukturempfindlich. Die Prüfung von
dreizehn Strukturanalogen und Homologen von DIME zeigt, dass sogar
geringfügige Änderungen
der Methylester- und 4'-Methoxysubstituenten
das Molekül
völlig
unwirksam machen. Während
DIME sowohl in Zell-Assays
als auch in vivo hochwirksam ist, sind die 4'-Propoxy- und Ethylesterhomologen völlig unwirksam.
Folglich definiert DIME eine entscheidende Anordnung molekularer
Einheiten oder ein Pharmakophor mit spezieller zytostatischer und
zytozider Wirkung und infolgedessen einem signifikanten chemotherapeutischen
Potential.
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Obwohl
nicht beabsichtigt ist, durch eine Theorie gebunden zu sein, glaubt
man, dass die wahrscheinlichste molekulare Wirkungsweise der hier
beschriebenen Thyroxinanaloge Zellzyklushemmung und Induktion der
Apoptose ist.
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Die
Progression eukaryoter Zellen den Zellteilungszyklus hindurch wird
hauptsächlich
durch die Wirksamkeit Cyclin-abhängiger
Proteinkinasen gesteuert. Das am besten untersuchte Ereignis ist
der Übergang von
G2 zur M-Phase, der durch cdc2-Kinase, komplexiert mit Cyclin B,
gesteuert wird (für
einen Überblick
siehe Dunphy, 1994, Trends Cell. Biol. 4: 202–207). cdc2-Kinase-Aktivierung erfordert eine Phosphorylierung,
ein Vorgang, der durch Proteinphosphatase 2A reguliert wird (für einen Überblick
siehe Wera & Hennings,
1995, Biochem. J. 311: 17–29).
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Es
ist herausgefunden worden, dass die hier beschriebenen Thyroxinanaloge
eine spezifische Aktivierung der Proteinphosphatase 2A sowohl in
vitro als auch in vivo ausüben.
In vivo fällt
die Aktivierung der Proteinphosphatase 2A mit einer Hemmung der
cdc2-Kinase und Entphosphorylierung der MAP-Kinase und Topoisomerase
II zusammen, was die beiden letzteren Enzyme unwirksam macht. DIME
weist keine metabolische Wirkung auf, es hemmt auch nicht die Biosynthesewege
von DNA, RNA oder Proteinen. Somit ist die wahrscheinlichste Wirkungsweise
Zellzyklushemmung und Induktion der Apoptose über Entphosphorylierung dieser
entscheidenden regulatorischen Proteine. Folglich ist die Aktivierung
der Phosphatase 2A und begleitende Hemmung der cdc2-Kinase ein wichtiges
und gewaltiges therapeutisches Ziel für die Behandlung von Krebs.
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Obwohl Änderungen
an den Ester- und 4'-Positionen
die Wirksamkeit von DIME signifikant zu beeinflussen scheinen, sind
Thyroxinanaloge, die zum Herabsetzen malignen Tumorwachstums und
Behandeln von Krebs verwendbar sind, nicht auf DIME beschränkt. Zum
Beispiel zeigt das 4'-Ethoxyhomologe
etwa 25–30% maximal
zytozide Wirkung auf menschliche Krebszellen im Vergleich zu DIME
(Beispiel 4). Es wird auch erwartet, dass DIME an den aromatischen
Ringpositionen oder am Brückensauerstoff
ohne signifikanten Wirksamkeitsverlust substituiert sein kann.
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Es
ist bekannt, dass die aromatischen Ringe des Thyroxins nicht innerhalb
derselben Ebene enthalten sind (Jorgensen, 1978, "Thyroid Hormones
and Analogues II. Structure-Activity Relationships," In: Hormonal Proteins
and Peptides, Bd. VI, S. 107–204,
C. H. Li, Hrsg., Academic Press, NY). Es ist auch bekannt, dass die
Ringpositionen beider aromatischen Ringe in Thyroxin mit einer Vielfalt
an Substituenten, die Alkyl-, Halogen-, Nitro- und Aminoreste einschließen, mit
unterschiedlichen Ausmaßen
an Aufrechterhaltung der hormonellen Wirksamkeit (ebd.) substituiert
sein können.
Außerdem
kann der die Ringe verbindende Ethersauerstoff fehlen oder mit einer
Vielfalt an Resten oder Atomen, die die aromatischen Ringe nicht
auf dieselbe Ebene beschränken,
wie zum Beispiel eine Methylengruppe, eine Carboxygruppe oder Schwefel,
ersetzt sein ohne einen signifikanten Verlust an hormoneller Wirksamkeit
(ebd.). Folglich wird erwartet und ist vorhersehbar, dass ähnliche
Substitutionen an DIME keinen signifikanten Verlust an Wirksamkeit
gegen Krebs bewirken werden. Bezeichnenderweise zeigte das 2'-Chloranalog von
DIME etwa 25% maximal hemmende Wirkung auf das Wachstum menschlicher
Krebszellen im Vergleich zu DIME (Beispiel 5).
-
Aufgrund
der strikten Korrelation zwischen in vitro- und in vivo-Wirksamkeit
(siehe Beispiele 2–7)
können
wirksame Verbindungen, die in den Verfahren der Erfindung verwendbar
sind, zweckmäßigerweise
in in vitro-Assay-Screeningtests identifiziert werden. Solche Tests
können
auf die Fähigkeit
einer bestimmten Verbindung, Proteinphosphatase 2A zu aktivieren,
prüfen,
wie es in den Beispielen 2–3
beschrieben ist. Typischerweise werden Verbindungen, die in den
Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendbar sind, die Proteinphosphatase
2A-Wirksamkeit um einen Faktor von etwa zwei bis drei steigern,
wie es durch den in Beispiel 2 oder 3 beschriebenen Assay gemessen
wird.
-
Solche
Tests können
auch auf die Fähigkeit
einer bestimmten Verbindung prüfen,
malignes Tumorzellwachstum in vitro oder in vivo zu hemmen oder
die tumorerzeugende Wirkung maligner Zellen aufzuheben, wie es in
den Beispielen 4–6
beschrieben ist. Im Allgemeinen werden wirksame Verbindungen, die
in den Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendbar sind, einen
I50-Wert (Konzentration der Verbindung,
die für
50% einer Zellkultur im Vergleich zu einer Kontrollkultur tödlich ist)
im Bereich von etwa 0,5 μm
bis 5,0 μm
zeigen, wie es durch den in Beispiel 4 beschriebenen Assay gemessen
wird.
-
Wie
es einem Fachmann selbstverständlich
sein wird, können
viele Arten von malignen Tumorzellkulturen und -zelllinien verwendet
werden, um auf Wirksamkeit zu prüfen,
die HL-60, HT-144, E-ras-20, DU-145, MDA-168, MCF-7, 855-2 und MDA-MB-231
einschließen,
aber nicht darauf beschränkt
sind. Natürlich
können auch,
wie es dem Fachmann selbstverständlich
sein wird, andere in vitro- und/oder in vivo-Assays, um auf Wirksamkeit
gegen Tumoren und/oder gegen Krebs zu prüfen, eingesetzt werden, um
wirksame Thyroxinanaloge zu identifizieren, die in der vorliegenden
Erfindung verwendbar sind.
-
Die
hier genannten chemischen Formeln können die Phänomene der Tautomerie oder
Konformationsisomerie zeigen. Da die Formelzeichnungen innerhalb
dieser Beschreibung nur eine der möglichen tautomeren oder konformationsisomeren
Formen darstellen können,
sollte selbstverständlich
sein, dass die Erfindung beliebige tautomere oder konformationsisomere
Formen umfasst, die ähnliche
biologische oder pharmakologische Wirksamkeiten wie DIME zeigen,
wie sie hier beschrieben sind.
-
Zusätzlich zu
den vorstehend beschriebenen Verbindungen und ihren pharmazeutisch
verträglichen Salzen
kann die Erfindung gegebenenfalls solvatisierte sowie unsolvatisierte
Formen der Verbindungen (z.B. hydratisierte Formen) einsetzen.
-
Die
hier beschriebenen Verbindungen können durch ein beliebiges Verfahren
hergestellt werden, das als zur Herstellung chemischer Verbindungen
anwendbar bekannt ist. Geeignete Verfahren werden durch die repräsentativen
Beispiele veranschaulicht. Notwendige Ausgangsmaterialien können durch
Standardverfahren der organischen Chemie erhalten werden.
-
Krebsgeschwüre
-
Die
hier beschriebenen Thyroxinanaloge sind zur Behandlung einer breiten
Vielfalt von Krebsgeschwüren
verwendbar. Solche Krebsgeschwüre
schließen
als Beispiel und nicht als Beschränkung Karzinome wie Rachen-,
Kolon-, Mastdarm-, Bauchspeicheldrüsen-, Magen-, Leber-, Lungen-,
Brust-, Haut-, Prostata-, Eierstock-, Gebärmutterhals-, Gebärmutter-
und Blasenkrebsgeschwüre,
Leukämien,
Lymphome, Gliome, Retinoblastome und Sarkome ein.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist der Krebs mit der Bildung solider Tumoren verbunden,
die als Beispiel und nicht als Beschränkung Brustdrüsen- und
Prostatakrebsgeschwüre
einschließen.
-
Pharmazeutische Formulierungen
und Verabreichungswege
-
Ein
in der vorliegenden Erfindung verwendbares Thyroxinanalog kann einem
Menschenpatienten an sich in Form eines pharmazeutisch verträglichen
Salzes oder in Form eines Arzneimittels verabreicht werden, wobei
die Verbindung mit geeigneten Trägern
oder Excipientien in einer therapeutisch wirksamen Menge, d.h. in
Dosen, die wirksam sind, um malignes Zellwachstum herabzusetzen
oder zu unterdrücken
oder zu einer Besserung der mit Krebserkrankungen verbundenen Symptome
zu führen,
gemischt wird.
-
Verabreichungswege
-
Die
hier beschriebenen Thyroxinanaloge und Arzneimittel können durch
eine Vielfalt an Wegen verabreicht werden. Geeignete Verabreichungswege
können
zum Beispiel orale, rektale, transmukosale oder intestinale Verabreichung,
parenterale Abgabe, einschließlich
intramuskukärer,
subkutaner, intramedullärer
Injektionen, sowie intrathekale, direkte intraventrikuläre, intravenöse, intraperitoneale,
intranasale oder intraokulare Injektionen einschließen.
-
In
einer anderen Ausführungsform
kann man die Verbindung eher in einer lokalen als in einer systemischen
Weise, zum Beispiel über
Injektion der Verbindung direkt in einen soliden Tumor, häufig in
einer Depotformulierung oder in einer Formulierung mit verlängerter
Freisetzung verabreichen.
-
Außerdem kann
man die Verbindung in einem zielorientierten Arzneistoffabgabesystem,
zum Beispiel in einem mit tumorspezifischem Antikörper beschichteten
Liposom, verabreichen. Die Liposomen werden auf den Tumor abgezielt
sein und selektiv von ihm aufgenommen werden. In einer bevorzugten
Ausführungsform werden
die hier beschriebenen Thyroxinanaloge und Arzneimittel oral verabreicht.
-
Zusammensetzung/Formulierung
-
Die
hier beschriebenen Arzneimittel können in einer Weise, die an
sich bekannt ist, z.B. mittels herkömmlicher Misch-, Lösungs-,
Granulier-, Drageeherstellungs-, Pulverisier-, Emulgier-, Verkapselungs-,
Einschluß-
oder Gefriertrocknungsverfahren, hergestellt werden.
-
Arzneimittel
zur Verwendung gemäß der vorliegenden
Erfindung können
somit in herkömmlicher
Weise unter Verwendung eines oder mehrerer physiologisch verträglicher
Träger
formuliert werden, die Excipientien und Hilfsstoffe umfassen, die
das Verarbeiten der wirksamen Verbindungen in Zubereitungen, die
pharmazeutisch verwendet werden können, erleichtern. Die richtige
Formulierung ist vom gewählten
Verabreichungsweg abhängig.
-
Zur
Injektion können
die Mittel der Erfindung in wässrigen
Lösungen,
vorzugsweise in physiologisch verträglichen Puffern, wie Hanks-Lösung, Ringer-Lösung oder
physiologischem Kochsalzpuffer, formuliert werden. Zur transmukosalen
Verabreichung werden Eindringmittel, die für die zu durchdringende Barriere
geeignet sind, in der Formulierung verwendet. Solche Eindringmittel
sind im Allgemeinen im Fachgebiet bekannt.
-
Zur
oralen Verabreichung können
die Verbindungen leicht durch Kombinieren mit pharmazeutisch verträglichen
Trägern,
die im Fachgebiet bekannt sind, formuliert werden. Solche Träger ermöglichen
den Verbindungen als Tabletten, Pillen, Dragees, Kapseln, Flüssigkeiten,
Gele, Sirups, Aufschlämmungen,
Suspensionen und dergleichen zur oralen Aufnahme durch einen Patienten,
der zu behandeln ist, formuliert zu werden. Pharmazeutische Zubereitungen
zur oralen Verwendung können
durch Mischen der Verbindungen mit einem festen Excipiens, gegebenenfalls
Mahlen eines erhaltenen Gemischs und Verarbeiten des Gemischs aus
Granulatkörnern
nach Zugeben geeigneter Hilfsstoffe, falls gewünscht, zum Erhalten von Tabletten
oder Drageekernen erhalten werden. Geeignete Excipientien sind insbesondere
Füllstoffe,
wie Zucker, einschließlich
Lactose, Saccharose, Mannit oder Sorbit, Cellulosepräparate,
wie zum Beispiel Maisstärke,
Weizenstärke,
Reisstärke,
Kartoffelstärke,
Gelatine, Tragantgummi, Methylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose,
Natriumcarboxymethylcellulose und/oder Polyvinylpyrrolidon (PVP).
Falls gewünscht,
können
Sprengmittel, wie das vernetzte Polyvinylpyrrolidon, Agar oder Alginsäure oder
ein Salz davon, wie Natriumalginat, zugefügt werden.
-
Drageekerne
werden mit geeigneten Beschichtungen bereitgestellt. Für diesen
Zweck können
konzentrierte Zuckerlösungen
verwendet werden, die gegebenenfalls Gummi arabicum, Talk, Polyvinylpyrrolidon, Carbopolgel,
Polyethylenglycol und/oder Titandioxid, Lacklösungen und geeignete organische
Lösungsmittel oder
Lösungsmittelgemische
enthalten können.
Farbstoffe oder Pigmente können
den Tabletten oder Drageebeschichtungen zur Kennzeichnung oder zum
Charakterisieren verschiedener Kombinationen von Dosen der Wirkstoffe
zugefügt
werden.
-
Pharmazeutische
Zubereitungen, die oral verwendet werden können, schließen Steckkapseln,
die aus Gelatine hergestellt sind, sowie versiegelte Weichkapseln,
die aus Gelatine und einem Weichmacher, wie Glycerin oder Sorbit,
hergestellt sind, ein. Die Steckkapseln können die wirksamen Bestandteile
im Gemisch mit einem Füllstoff,
wie Lactose, Bindemitteln, wie Stärken, und/oder Gleitmitteln,
wie Talk oder Magnesiumstearat, und gegebenenfalls Stabilisatoren
enthalten. In Weichkapseln können
die wirksamen Verbindungen in geeigneten Flüssigkeiten, wie fetten Ölen, Paraffinöl oder flüssigen Polyethylenglycolen
gelöst
oder suspendiert sein. Außerdem
können
Stabilisatoren zugesetzt werden. Alle Formulierungen zur oralen
Verabreichung sollten in Dosierungen vorliegen, die für eine solche
Verabreichung geeignet sind.
-
Zur
bukkalen Verabreichung können
die Zusammensetzungen die Form von Tabletten oder Lutschtabletten
einnehmen, die in herkömmlicher
Weise formuliert sind.
-
Zur
Verabreichung durch Inhalation werden die Verbindungen zur Verwendung
gemäß der vorliegenden
Erfindung zweckmäßigerweise
in Form einer Aerosolsprühdarreichung
aus Druckpackungen oder einem Zerstäuber unter Verwendung eines
geeigneten Treibmittels, z.B. Dichlordifluormethan, Trichlorfluormethan, Dichlortetrafluorethan,
Kohlendioxid oder eines anderen geeigneten Gases, abgegeben. Im
Fall eines unter Druck stehenden Aerosols kann die Dosierungseinheit
durch Bereitstellen eines Ventils zum Abgeben einer abgemessenen
Menge bestimmt werden. Kapseln und Patronen aus z.B. Gelatine zur
Verwendung in einem Inhalator oder Insufflator können ein Pulvergemisch aus
der Verbindung und einer geeigneten Pulvergrundlage, wie Lactose
oder Stärke,
enthaltend formuliert werden.
-
Die
Verbindungen können
zur parenteralen Verabreichung durch Injektion, z.B. durch Bolusinjektion, oder
kontinuierliche Infusion formuliert werden. Formulierungen zur Injektion
können
in Dosierungseinheiten, z.B. in Ampullen oder in Mehrfachdosisbehältern, mit
einem zugefügten
Konservierungsmittel vorgelegt werden. Die Zusammensetzungen können solche
Formen wie Suspensionen, Lösungen
oder Emulsionen in öligen
oder wässrigen
Vehikeln einnehmen und können
Formulierungsmittel, wie Suspendier-, Stabilisierungs- und/oder
Dispergiermittel, enthalten.
-
Pharmazeutische
Formulierungen zur parenteralen Verabreichung schließen wässrige Lösungen der wirksamen
Verbindungen in wasserlöslicher
Form ein. Außerdem
können
Suspensionen der wirksamen Verbindungen als geeignete ölige Injektionssuspensionen
hergestellt werden. Geeignete lipophile Lösungsmittel oder Vehikel schließen fette Öle, wie
Sesamöl,
oder synthetische Fettsäureester,
wie Ethyloleat oder Triglyceride, oder Liposomen ein. Wässige Injektionssuspensionen
können
Stoffe, die die Viskosität
der Suspension erhöhen,
wie Natriumcarboxymethylcellulose, Sorbit oder Dextran, enthalten.
Gegebenenfalls kann die Suspension auch geeignete Stabilisatoren
oder Mittel enthalten, die die Löslichkeit
der Verbindungen erhöhen,
um die Herstellung hochkonzentrierter Lösungen zu ermöglichen.
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In
einer anderen Ausführungsform
kann der Wirkstoff in Pulverform zur Herstellung mit einem geeigneten
Vehikel, z.B. sterilem pyrogenfreiem Wasser, vor Verwendung vorliegen.
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Die
Verbindungen können
auch in rektale Zusammensetzungen, wie Zäpfchen oder Retentionsklistiere,
die z.B. herkömmliche
Zäpfchengrundlagen,
wie Kakaobutter oder andere Glyceride, enthalten, formuliert werden.
-
Zusätzlich zu
den vorher beschriebenen Formulierungen können die Verbindungen auch
als Depotpräparat
formuliert werden. Solche lang wirkenden Formulierungen können durch
Implantation (zum Beispiel subkutan oder intramuskukär) oder
durch intramuskukäre
Injektion verabreicht werden. So können die Verbindungen zum Beispiel
mit geeigneten polymeren oder hydrophoben Materialien (zum Beispiel
wie eine Emulsion in einem verträglichen Öl) oder
Ionenaustauscherharzen oder als schwer lösliche Derivate, zum Beispiel als
schwer lösliches
Salz, formuliert werden.
-
Ein
geeigneter pharmazeutischer Träger
für hydrophobe
Verbindungen der Erfindung ist ein Kolösungsmittelsystem, das Benzylalkohol,
einen unpolaren oberflächenaktiven
Stoff, ein mit Wasser mischbares organisches Polymer und eine wässrige Phase
umfasst. Das Kolösungsmittelsystem
kann das VPD-Kolösungsmittelsystem
sein. VPD ist eine Lösung
aus 3% (Gew./Vol.) Benzylalkohol, 8% (Gew./Vol.) des unpolaren oberflächenaktiven
Stoffs Polysorbat 80 und 65% (Gew.-Vol.) Polyethylenglycol 300,
die in absolutem Ethanol zum Volumen hergestellt wird. Das VPD-Kolösungsmittelsystem
(VPD:5W) besteht aus VPD, 1:1 mit einer 5%igen (Gew./Vol.) Lösung aus
Dextrose in Wasser verdünnt.
Dieses Kolösungsmittelsystem
löst hydrophobe Verbindungen
gut, und erzeugt selbst geringe Toxizität nach systemischer Verabreichung.
Natürlich
können
die Verhältnisse
eines Kolösungsmittelsystem
beträchtlich
verändert
werden, ohne seine Löslichkeits-
und Toxizitätseigenschaften
zu zerstören.
Außerdem
kann die Identität
der Kolösungsmittelkomponenten
verändert
werden: zum Beispiel können
andere unpolare oberflächenaktive
Stoffe mit geringer Toxizität
an Stelle von Polysorbat 80 verwendet werden; der Fraktionsbereich
des Polyethylenglycols kann verändert
werden; andere biologisch verträgliche
Polymere können
Polyethylenglycol ersetzen, z.B. Polyvinylpyrrolidon; und andere
Zucker oder Polysaccharide können
Dextrose ersetzen.
-
In
einer anderen Ausführungsform
können
andere Abgabesysteme für
hydrophobe pharmazeutische Verbindungen verwendet werden. Liposomen
und Emulsionen sind gut bekannte Beispiele von Abgabevehikeln oder
-trägern
für hydrophobe
Arzneistoffe. Bestimmte organische Lösungsmittel, wie Dimethylsulfoxid, können auch
verwendet werden, obgleich dies normalerweise auf Kosten größerer Toxizität geht.
Außerdem können die
Verbindungen unter Verwendung eines Systems mit verlängerter
Freisetzung, wie semipermeable Matrices aus festen hydrophoben Polymeren,
die das therapeutische Mittel enthalten, abgegeben werden. Verschiedene
Typen von Materialien mit verlängerter
Freisetzung sind eingeführt
worden und sind Fachleuten bekannt. Kapseln mit verlängerter
Freisetzung können
in Abhängigkeit
von ihrer chemischen Beschaffenheit, die Verbindungen ein paar Wochen
bis zu über
100 Tage lang freisetzen.
-
Die
Arzneimittel können
auch geeignete Fest- oder Gelphasenträger oder -excipientien umfassen.
Beispiele solcher Träger
oder Excipientien schließen
Calciumcarbonat, Calciumphosphat, verschiedene Zucker, Stärken, Cellulosederivate,
Gelatine und Polymere, wie Polyethylenglycole, ein, aber sind nicht
darauf beschränkt.
-
Andere
Formulierungen, die zum Verabreichen der hier beschriebenen Thyroxinanaloge
geeignet sind, werden Fachleuten selbstverständlich sein und können zum
Beispiel in Remington's
Pharmaceutical Sciences, Mack Publishing Co., Easton, PA, neueste
Auflage gefunden werden.
-
Wirksame Dosierungen
-
Arzneimittel,
die zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung geeignet sind,
schließen
Zusammensetzungen ein, in denen die wirksamen Bestandteile in einer
therapeutisch wirksamen Menge enthalten sind. Die Bestimmung einer
wirksamen Menge liegt wohl innerhalb der Fähigkeit von Fachleuten, insbesondere
angesichts der hier bereitgestellten ausführlichen Offenbarung. Für eine beliebige
Verbindung, die im Verfahren der Erfindung verwendet wird, kann
eine therapeutisch wirksame Dosis anfangs aus Zellkultur-Assays
abgeschätzt
werden. Zum Beispiel kann eine Dosis bei Tiermodellen formuliert
werden, um einen systemischen Konzentrationsbereich zu erreichen,
der den I50-Wert, wie er bei einer Zellkultur
bestimmt wird (d.h. die Konzentration der Testverbindung, die für 50% einer
Zellkultur tödlich
ist), oder den I100-Wert, wie er bei einer
Zellkultur bestimmt wird (d.h. die Konzentration der Verbindung,
die für
100% einer Zellkultur tödlich
ist) einschließt.
Solche Information kann verwendet werden, um die verwendbaren Dosen
bei Menschen genauer zu bestimmen. Anfangsdosierungen können auch
durch Vergleichen der Wirksamkeit der hier beschriebenen Thyroxinanaloge
in Zellkultur-Assays
mit der Wirksamkeit bekannter Arzneistoffe gegen Krebs, wie Vincristin, formuliert
werden. Bei diesem Verfahren kann eine Anfangsdosierung durch Multiplizieren
des Verhältnisses der
wirksamen Konzentrationen, die in einem Zellkultur-Assay für das Thyroxinanalog
und einen bekannten Arzneistoff gegen Krebs erhalten werden, mit
der wirksamen Dosierung des bekannten Arzneistoffs gegen Krebs erhalten
werden. Falls zum Beispiel ein Thyroxinanalog in einem Zellkultur-Assay
zweimal wirksamer ist als Vincristin (d.h. der I50 DIME-Wert ist ein halbmal so groß wie der
I50 Vincristin-Wert
in demselben Assay), würde eine
anfängliche
wirksame Dosierung des Thyroxinanalogs die Hälfte der bekannten Dosierung
für Vincristin sein.
Unter Verwendung dieser anfänglichen
Richtlinien könnte
ein Durchschnittsfachmann eine wirksame Dosierung bei Menschen bestimmen.
-
Anfangsdosierungen
können
auch aus in vivo-Daten abgeschätzt
werden. Zum Beispiel ist gefunden worden, dass 250 mg/kg einmal
täglich
5 Tage in der Woche 32 Tage mit der Magensonde verabreicht das Wachstum
von Brustkrebs-Xenotransplantaten (MDA-MB-231) bei Nacktmäusen signifikant
herabsetzten (siehe Beispiel 7.3).
-
Untersuchungen
haben auch gezeigt, dass DIME in Serum eine Halbwertszeit (t1/2) von etwa 2–2,5 Stunden aufweist und durch
Verabreichung per os zu 87% biologisch verfügbar ist (siehe Beispiel 7.2).
Ein Durchschnittsfachmann könnte
die Verabreichung an Menschen auf Grundlage dieser Daten leicht
optimieren.
-
Dosierungsmenge
und -intervall können
individuell eingestellt werden, um Plasmaspiegel der wirksamen Verbindung
bereitzustellen, die ausreichen, um eine therapeutische Wirkung
aufrechtzuerhalten. Übliche Patientendosierungen
zur oralen Verabreichung liegen im Bereich von etwa 50–2000 mg/kg/Tag,
allgemein von etwa 250–1000
mg/kg/Tag, vorzugsweise von etwa 500–700 mg/kg/Tag und am stärksten bevorzugt
von etwa 350–550
mg/kg/Tag. Vorzugsweise werden therapeutisch wirksame Serumspiegel
durch Verabreichen mehrerer Dosen jeden Tag erreicht werden.
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In
Fällen
lokaler Verabreichung oder selektiver Aufnahme kann die wirksame
lokale Konzentration des Arzneistoffs nicht mit der Plasmakonzentration
in Beziehung gesetzt werden. Ein Fachmann wird fähig sein, die therapeutisch
wirksamen lokalen Dosierungen ohne übermäßiges Experimentieren zu optimieren.
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Die
verabreichte Menge der Zusammensetzung wird natürlich von der Person, die behandelt
wird, vom Gewicht der Person, der Schwere des Leidens, der Art der
Verabreichung und dem Urteil des verschreibenden Arztes abhängig sein.
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Die
Chemotherapie kann mit intermittierend wiederholt werden, solange
Tumore feststellbar sind oder sogar wenn sie nicht feststellbar
sind. Außerdem
kann die Therapie aufgrund ihrer offensichtlichen Ungiftigkeit (nachstehend
diskutiert) allein oder in Kombination mit anderen Arzneistoffen
gegen Krebs oder anderen Arzneistoffen, wie zum Beispiel AZT, entzündungshemmenden
Mitteln, Antibiotika, Corticosteroiden, Vitaminen und dergleichen
bereitgestellt werden.
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Ein
möglicher
Synergismus zwischen den hier beschriebenen Thyroxinanalogen und
anderen Arzneistoffen wird erwartet und ist vorhersehbar. Außerdem wird
auch ein möglicher
Synergismus zwischen einer Vielzahl der Thyroxinanalogen erwartet
und ist vorhersehbar.
-
Toxizität
-
Die
Toxizität
und therapeutische Wirksamkeit der hier beschriebenen Thyroxinanaloge
können
durch standardmäßige pharmazeutische
Verfahren in Zellkulturen oder bei Versuchstieren, z.B. durch Bestimmen der
LD50 (der für 50% der Population tödlichen
Dosis) und der ED50 (der bei 50% der Population
therapeutisch wirksamen Dosis) bestimmt werden. Das Dosisverhältnis zwischen
toxischer und therapeutischer Wirkung ist der therapeutische Index
und kann als das Verhältnis
zwischen LD50 und ED50 ausgedrückt werden.
Verbindungen, die hohe therapeutische Indizes zeigen, sind bevorzugt.
Die Daten, die aus diesen Zellkultur-Assays und Tieruntersuchungen
erhalten werden, können
beim Formulieren eines Dosierungsbereichs verwendet werden, der
zur Verwendung beim Menschen nicht toxisch ist. Die Dosierung solcher
Verbindungen liegt vorzugsweise innerhalb eines Bereichs systemischer
Konzentrationen, die die ED50 mit geringer
oder keiner Toxizität
einschließen.
Die Dosierung kann innerhalb dieses Bereichs in Abhängigkeit
von der eingesetzten Dosierungsform und dem verwendeten Verabreichungsweg
variieren. Die genaue Formulierung, der Verabreichungsweg und die
Dosierung können
von dem einzelnen Arzt in Anbetracht des Zustands des Patienten
gewählt
werden. (Siehe z.B. Fingl et al., 1975, In: The Pharmacological
Basis of Therapeutics, Kap. 1, S. 1).
-
Einer
der Vorteile der Verwendung der hier beschriebenen Thyroxinanalogen
zum Behandeln von Krebs ist unter anderen ihr Fehlen von Toxizität. Zum Beispiel
ist gefunden worden, dass eine tägliche
orale Dosis von 1 g/kg, die 12–15
Tage verabreicht wurde, keine schädlichen Wirkungen bei nackten
Mäusen
erzeugte (siehe Beispiel 7.1). Da die i.v. Serumhalbwertszeit (t1/2) von DIME etwa 2–2,5 Stunden ist, sind wiederholte
tägliche
Dosierungen der hier beschriebenen Thyroxinanaloge ohne schädliche Wirkungen
vorhersehbar.
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Die
Erfindung ist beschrieben worden, die folgenden Beispiele werden
angeführt,
um den Erfindungsgegenstand als Beispiel zu veranschaulichen.
-
BEISPIEL 1: VERBINDUNGSSYNTHESEN
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Vierzehn
Thyroxinanaloge wurden synthetisiert, gereinigt und charakterisiert.
Eine Zusammenfassung der Struktur der jeweiligen synthetisierten
Verbindung und ausgewählte
physikalische Daten sind in der nachstehenden Tabelle 1 bereitgestellt.
-
TABELLE
1 Synthetisierte
Thyroxinanaloge
- Ref.a:
- Verbindung 6 wurde
gemäß Borrows
et al., J. Chem. Soc. 1949: S185–S190 hergestellt.
-
1.1 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 1)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 1) wurde hergestellt, wie es in Borrows et al., 1949, "The Synthesis of
Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation of Tyrosine
and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine," J. Chem. Soc. 1949
(Supp. Ausgabe Nr. 1): 5185–5190
beschrieben ist, und aus 95%igem Ethanol umkristallisiert. Schmelzpunkt:
153–155°C.
Massenspektrum:
FAB, m/z (relative Intensität):
510 (M+, 100), 479 (4,5), 384 (4,5). Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C15H12I2O4:
509,882513; gefunden: 509,882960 (Abweichung = –0,9 ppm).
1H-NMR-Spektrum
in DMSO-d6 (δ-Werte (ppm) relativ zu TMS):
3,719 (3H, Singulett), 3,876 (3H, Singulett), 6,693 (2H, Dublett,
J = 9,45 Hz, plus Feinaufspaltung), 6,845 (2H, Dublett, H = 9,36
Hz, plus Feinaufspaltung), 8,390 (2H, Singulett).
-
1.2 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 2)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 2) wurde unter Verwendung der allgemeinen Methode von
Borrows et al., 1949, "The
Synthesis of Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation
of Tyrosine and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine," J. Chem. Soc. 1949 (Supp.
Ausgabe Nr. 1): S185–S190,
synthetisiert.
-
1.2.1 Methyl-3,5-dinitro-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
-
In
einem 50 ml Kolben wurde bei Umgebungstemperatur 4-Ethoxyphenol
(Aldrich) (1492 mg, 10,8 mmol) mit 2,0 M wässriger KOH-Lösung (5,50
ml) gerührt,
wobei Kalium-4-ethoxyphenolat
gebildet wurde. Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat (Ullmann, 1909,
Annalen der Chemie 366: 92–93;
Bezugsquelle: Spectrum Chemical Company, Gardena, CA; 2606 mg, 10,0
mmol) wurde zugesetzt, das Gemisch 1 Stunde zum Rückfluss
erhitzt und in einem Eisbad abgekühlt, woraufhin sich eine gummiartige
Masse des Produkts absetzte. Kalte wässrige 1,0 M KOH-Lösung (20
ml) wurde zugesetzt, und nach fortgesetztem Kühlen verfestigte sich das Produkt.
Der gelborangefarbene Feststoff wurde zerbrochen, auf einer Nutsche
gesammelt, mit Wasser gespült
und getrocknet. Das Material (3,08 g) wurde aus heißem 95%igen
Ethanol (50 ml) umkristallisiert, wobei 2,56 g (70,6% Ausbeute)
Methyl-3,5-dinitro-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
erhalten wurden. Schmelzpunkt: 101–103°C.
Massenspektrum (EI):
M+ in Hochauflösung: berechnet für C16H14N2O8: 362,075016; gefunden: 362,074793 (Abweichung
= 0,6 ppm).
-
1.2.2 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
-
Ein
Teil (724,4 mg, 2,00 mmol) Methyl-3,5-dinitro-4-(4'-ethoxyphenoxy)benzoat
wurde in Eisessig (50 ml) gelöst,
mit 10% Palladium-auf-Kohle-Katalysator (Aldrich) (200 mg) in einem
Parr-Minireaktor Modell 4561 gemischt, mit einer H2-Atmosphäre (43 psi)
beschickt und rasch bei Umgebungstemperatur gerührt, bis der Druckabfall aufgrund
der Umsetzung aufhörte
(6 Minuten, endgültig
16 psi). Das Gemisch wurde sofort durch ein Celite-Bett filtriert,
um den Katalysator zu entfernen, und das Essigsäurelösungsmittel wurde an einem
Rotationsverdampfer abgezogen, wobei ein brauner, öliger Rückstand
erhalten wurde, der das rohe 3,5-Diaminderivat ausmachte. Das rohe
Diamin wurde in Eisessig (6,0 ml) gelöst und dadurch tetrazotiert,
dass es tropfenweise über
einen Zeitraum von 3 Minuten einer gerührten, eiskalten Lösung aus
Natriumnitrit (345 mg, 5 mmol) in konzentrierter Schwefelsäure (3,5
ml) zugesetzt wurde. Nach 30 minütigem
Rühren
bei Eisbadtemperatur wurde das viskose Gemisch in eine rasch gerührte Lösung aus
Kaliumiodid (3,0 g) in destilliertem Wasser (2,5 ml) bei Umgebungstemperatur
pipettiert. Das dunkle Gemisch wurde 30 Minuten gerührt und
schließlich
5 Minuten auf 70°C
erhitzt. Das Gemisch wurde in Ethylacetat (100 ml) gegossen und
Wasser (50 ml) wurde zugesetzt. Das Zweiphasengemisch wurde in einen
Scheidetrichter überführt, zusätzliches
Ethylacetat (50 ml) und Wasser (50 ml) wurden zugesetzt, und das
Produkt wurde in das Ethylacetat extrahiert. Die organische (Ethylacetat-)Phase
wurde mit zwei zusätzlichen
Portionen Wasser (jeweils 50 ml) gewaschen und über wasserfreiem Natriumsulfat
getrocknet. Anschließende
Entfernung des Ethylacetats durch Eindampfen lieferte einen dunklen,
teerigen Rückstand.
-
Dieses
Rohprodukt wurde in Aceton (8 ml) gelöst und durch präparative
Dünnschichtchromatographieplatten
(fünf)
(Whatman, Kieselgel, 1000 μm
Schicht, 20 cm × 20
cm, mit Fluoreszenzindikator) gereinigt. Die Platten wurden in n-Hexan:Ethylacetat:Essigsäure (3:1:0,8
Vol./Vol./Vol.) entwickelt. Die Produktbande (Rf = 0,84),
unter UV-Licht sichtbar gemacht, wurde von den jeweiligen Platten
gesammelt, vereinigt und von dem Kieselgel (in einem Sinterglastrichter
gehalten) mit Ethylacetat (3 × 50
ml) eluiert. Entfernen des Ethylacetats lieferte einen cremefarbenen
Feststoff, der aus 95%igem Ethanol (10 ml) umkristallisiert wurde.
Ausbeute: insgesamt 275 mg aus zwei Ausbeuten weißer Kristalle
(26% bezogen auf 2 mmol der Dinitrovorstufe). Schmelzpunkt: 123–125°C.
Massenspektrum:
EI, m/z (relative Intensität):
524 (M+, 100), 496 (16,7), 310 (9,1), 242
(6,1), 211 (7,6), 155 (6,1). Hochauflösungsdaten für den M+-Peak: berechnet für C16H14I2O4:
523,898163; gefunden: 523,898737 (Abweichung = –1,1 ppm).
1H-NMR-Spektrum
in DMSO-d6 (δ-Werte
(ppm) relativ zu TMS): 1,303 (3H, Triplett, J = 6,94 Hz), 3,877
(3H, Singulett), 3,971 (2H, Quartett, J = 6,95 Hz), 6,678 (2H, Dublett,
J = 8,98 Hz, plus Feinaufspaltung), 6,879 (2H, Dublett, J = 9,06
Hz, plus Feinaufspaltung), 8,389 (2H, Singulett).
-
1.3 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-n-propoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 3)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-n-propoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 3) wurde hergestellt, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Die Dinitrovorstufe wurde durch Behandeln einer wässrigen
Lösung
aus Kalium-4-n-propoxyphenolat (aus handelsüblichem 4-n-Propoxyphenol hergestellt)
mit Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat synthetisiert. Das Dinitroprodukt
wurde durch H2/Pd(C) zum Diaminderivat reduziert,
das dann mit NaNO2/H2SO4 tetrazotiert und durch Umsetzung mit Kaliumiodid
(Sandmeyer-Reaktion) zum Diiodoprodukt umgewandelt wurde. Die Reinigung
erfolgte durch präparative
DC und Kristallisation.
-
1.4 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-n-butoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 4)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-n-butoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 4) wurde hergestellt, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Die Dinitrovorstufe wurde durch Behandeln einer wässrigen
Lösung
aus Kalium-4-n-butoxyphenolat (aus handelsüblichem 4-n-Butoxyphenol hergestellt)
mit Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat synthetisiert. Das Dinitroprodukt
wurde durch H2/Pd(C) zum Diaminderivat reduziert,
das dann mit NaNO2/H2SO4 tetrazotiert und durch Umsetzung mit Kaliumiodid
(Sandmeyer-Reaktion) zum Diiodoprodukt umgewandelt wurde. Die Reinigung
erfolgte durch präparative
DC und Kristallisation.
-
1.5 Ethyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 5)
-
Ethyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 5) wurde über
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoylchlorid
synthetisiert, wobei das letztere in Borrows et al., 1949, 1. Chem.
Soc. 1949: S185–S190
beschrieben worden ist. So wurde 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoesäure (99,2
mg, 0,200 mmol) in einem 10 ml Kolben in 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoylchlorid
umgewandelt. Nach Entfernen des überschüssigen Thionylchlorids
unter Vakuum wurde wasserfreies Ethanol (5,0 ml) unter Rühren zugesetzt
und das Gemisch 5 Minuten auf 70°C
erhitzt. Überschüssiges Ethanol
wurde entfernt und der trockene Rückstand in heißem 95%igen
Ethanol (4,0 ml) gelöst,
woraus der Produktester im Kühlschrank
(3°C) kristallisierte.
Ausbeute: 55,8 mg (53%) gelbbraun gefärbter Kristalle.
Schmelzpunkt:
96–98°C.
Massenspektrum
(EI): Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C16H14I2O4:
523,898163; gefunden: 523,898202 (Abweichung = –0,1 ppm).
1H-NMR-Spektrum
in DMSO-d6 (δ-Werte (ppm) relativ zu TMS):
1,336 (3H, Triplett, J = 7,19 Hz), 3,717 (3H, Singulett), 4,336
(2H, Quartett, J = 7,06 Hz), 6,695 (2H, Dublett, J = 9,34 Hz, plus
Feinaufspaltung), 6,895 (2H, Dublett, J = 9,20, plus Feinaufspaltung),
8,389 (2H, Singulett).
-
1.6 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoesäure (Verbindung
6)
-
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoesäure (Verbindung
6) wurde synthetisiert, wie es in Borrows et al., 1949, J. Chem.
Soc. 1949: S185–S190
beschrieben ist.
-
1.7 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzamid
(Verbindung 7)
-
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzamid
(Verbindung 7) wurde durch Amidieren von Verbindung 1 synthetisiert.
In einem 125 ml Kolben wurde Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat (Verbindung 1) (100
mg, 0,196 mmol) in wasserfreiem Methanol (60 ml) gelöst. Wasserfreies
Ammoniakgas wurde 5 Minuten bei einer mäßigen Geschwindigkeit bei Umgebungstemperatur
in die Lösung
perlen gelassen. Nach einstündigem
Stehen im verschlossenen Kolben wurde die Ammoniakgas-Behandlung
wiederholt (5 Minuten) und das Gemisch im verschlossenen Kolben
48 Stunden stehen gelassen. Das Methanol/Ammoniak wurde durch Rotationsverdampfung
entfernt, der trockene Rückstand
in Methanol:Wasser (7:3 Vol./Vol.) (30 ml) gelöst und im Kühlschrank (3°C) kristallisiert.
Ausbeute: 58,3 mg (60% Ausbeute) gelbbraun gefärbter Kristalle. Schmelzpunkt:
207–209°C.
Massenspektrum
(FAB): Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C14H11I2NO3:
494,882847; gefunden: 494,881880 (Abweichung = 2,0 ppm).
1H-NMR-Spektrum DMSO-d6 (δ-Werte (ppm) relativ zu TMS):
3,716 (3H, Singulett), 6,682 (2H, Dublett, J = 8,93 Hz), 6,895 (2H,
Dublett, J = 8,99 Hz), 7,528 (1H, Singulett), 8,113 (1H, Singulett),
8,402 (2H, Singulett).
-
1.8 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)-N-methylbenzamid
(Verbindung 8)
-
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)-N-methylbenzamid
(Verbindung 8) wurde über
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoylchlorid
(siehe Beispiel 1.5) hergestellt. Das Säurechlorid wurde mit überschüssigem Methylamin
in Tetrahydrofuran bei Umgebungstemperatur (1 Stunde) umgesetzt,
filtriert, um Methylaminhydrochloridniederschlag zu entfernen, das
Lösungsmittel
abgedampft und das Produkt aus 95 %igem Ethanol kristallisiert.
-
1.9 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)-N,N-dimethylbenzamid
(Verbindung 9)
-
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)-N,N-dimethylbenzamid
(Verbindung 9) wurde über
3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoylchlorid
(siehe Beispiel 1.5) hergestellt. Das Säurechlorid wurde mit überschüssigem Methylamin
in Tetrahydrofuran bei Umgebungstemperatur (1 Stunde) umgesetzt,
filtriert, um Methylaminhydrochloridniederschlag zu entfernen, das
Lösungsmittel
abgedampft und das Produkt aus absolutem Ethanol kristallisiert.
-
1.10 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-hydroxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 10)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-hydroxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 10) wurde hergestellt, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Die Dinitrovorstufe wurde durch Umsetzen von 4-Chlor-3,5-dinitrobenzoat mit
Hydrochinon in Pyridinlösung
hergestellt, wie es in Borrows et al., 1949, "The Synthesis of Thyroxine Related Substances.
Part II. The Preparation of Dinitrodiphenyl Ethers," J. Chem. Soc. 1949
(Supp. Ausgabe Nr. 1): S190–S199
beschrieben ist.
-
1.11 Methyl-3,5-diiodo-4-phenoxybenzoat
(Verbindung 11)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-phenoxybenzoat
(Verbindung 11) wurde hergestellt, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Die Dinitrovorstufe wurde durch Behandeln einer wässrigen
Lösung
aus Kaliumphenolat (aus handelsüblichem
Phenol hergestellt) mit Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat synthetisiert.
Das Dinitroprodukt wurde durch H2/Pd(C)
zum Diaminderivat reduziert, das dann mit NaNO2/H2SO4 tetrazotiert
und durch Umsetzung mit Kaliumiodid (Sandmeyer-Reaktion) zum Diiodoprodukt
umgewandelt wurde. Die Reinigung erfolgte durch präparative
DC und Kristallisation.
-
1.12 Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-iodophenoxy)benzoat
(Verbindung 12)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-iodophenoxy)benzoat
(Verbindung 12) wurde synthetisiert, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Da der Iodsubstituent in der Dinitrovorstufe hinsichtlich der
Reduktion durch H2/Pd(C) selbst labil ist,
wurde die Iododinitrovorstufe mit Eisenpulver in Essigsäure/95%igem
Ethanol zum Iododiamin reduziert (siehe z.B. Gemmill et al., 1956, "3-Iodo-, 3,3'-Diiodo- and 3,3'-Diiodo-5-bromothyroxine," J. Am. Chem. Soc.
78: 2434–2436).
Das Iododiamin wurde dann tetrazotiert und unter Verwendung der
Sandmeyer-Reaktion in das Triiodoprodukt umgewandelt. Nach Reinigung
durch präparative
DC wurde das Produkt (Schmp. 139–141°C) aus Ethanol kristallisiert.
Massenspektrum
(EI): Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C14H9O3I3:
605,768600; gefunden: 605,767839 (Abweichung = 1,3 ppm).
1H-NMR-Spektrum DMSO-d6 (δ-Werte (ppm) relativ zu TMS):
3,879 (3H, Singulett), 6,628 (2H, Dublett, J = 8,97 Hz plus Feinaufspaltung),
7,670 (2H, Dublett, J = 9,12 Hz plus Feinaufspaltung), 8,396 (2H,
Singulett).
-
1.13 Methyl-3,5-diiodo-4-(3'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 13)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(3'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 13) wurde synthetisiert, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist. Die Dinitrovorstufe wurde durch Behandeln einer wässrigen
Lösung
aus Kalium-3-methoxyphenolat (aus handelsüblichem 3-Methoxyphenol hergestellt)
mit Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat synthetisiert. Das Dinitroprodukt
wurde durch H2/Pd(C) zum Diaminderivat reduziert,
das dann mit NaNO2/H2SO4 tetrazotiert und durch Umsetzung mit Kaliumiodid
(Sandmeyer-Reaktion) zum Diiodoprodukt umgewandelt wurde. Die Reinigung
erfolgte durch präparative
DC und Kristallisation.
-
1.14 Methyl-3 5-diiodo-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 14)
-
Methyl-3,5-diiodo-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat
(Verbindung 14) wurde durch die allgemeine Methode, die in Beispiel
1.2 beschrieben ist, aber mit einem alternativen Verfahren zur Reduktion
der Dinitrovorstufe synthetisiert.
-
1.14.1 Methyl-3,5-dinitro-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat
-
Die
Dinitrovorstufe wurde durch Umsetzen von 2-Chlor-4-methoxyphenol
(Aldrich Chemical Co., Milwaukee, WI) als Kalium-2-chlor-4-methoxyphenolat
mit Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat
hergestellt, wie es in Beispiel 1.2.1 beschrieben ist. Das Methyl-3,5-dinitro-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoatprodukt (66% Ausbeute)
wurde aus Ethanol kristallisiert, wobei orangefarbene Kristalle
erhalten wurden. Schmelzpunkt: 116–119°C.
Massenspektrum (EI):
M+ bei Hochauflösung: berechnet für C15H11ClN2O8: 382,020393; gefunden: 382,020187 (Abweichung
= 0,5 ppm).
-
1.14.2 Methyl-3,5-diiodo-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat
-
Da
der 2'-Chlorsubstituent
in der Dinitrovorstufe hinsichtlich der Reduktion durch H2/Pd(C) labil ist, wurde die Vorstufe mit
Eisenpulver in Essigsäure/95%igem
Ethanol, ähnlich
zu Beispiel 1.12, zum 2'-Chlordiamin
reduziert. So wurde in einem 250 ml Kolben Methyl-3,5-dinitro-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat (765,5 mg, 2,00
mmol) in Eisessig (35 ml) und 95%igem Ethanol (35 ml) gelöst, die
Lösung
auf 70°C
erhitzt und Eisenpulver (2,00 g) zugesetzt. Das Gemisch wurde in
einem Heizbad (70°C)
kräftig
verwirbelt. Nach 3 minütigem
Verwirbeln entwickelte das Gemisch eine braune Farbe. Das Verwirbeln
wurde 35 Min. bei 70°C fortgesetzt.
Das Gemisch wurde dann in einen Scheidetrichter überführt, Wasser (250 ml) und Ethylacetat
(250 ml) wurden zugesetzt, das Produkt wurde in die Ethylacetatphase
extrahiert und die Ethylacetatphase sich von der wässrigen
Phase abtrennen gelassen (3 Stunden). Der Extrakt wurde über wasserfreiem
Na2SO4 getrocknet,
filtriert und das Ethylacetat durch Rotationsverdampfung entfernt,
wobei das rohe 3,5-Diaminoprodukt erhalten wurde, das sich verfestigte.
-
Das
rohe Diaminoprodukt wurde sofort in Eisessig (6,0 ml) gelöst, tetrazotiert
und über
die Sandmeyer-Reaktion zum Methyl-3,5-diiodo-4-(2'-chlor-4'-methoxyphenoxy)benzoat
umgewandelt, wie es in Beispiel 1.2 beschrieben ist. Nach Reinigung
durch präparative
Dünnschichtchromatographie
(Rf = 0,70), wie es in Beispiel 1.2 beschrieben
ist, wurde das Produkt aus 95%igem Ethanol kristallisiert (250,8
mg cremefarbene Kristalle, 23% Ausbeute). Schmelzpunkt: 132–134°C.
Massenspektrum:
EI, m/z (relative Intensität):
546 (34), 545 (16), 544 (M+, 100), 418 (6),
382 (6). Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C15H11ClI2O4:
543,843541; gefunden: 543,843424 (Abweichung = 0,2 ppm).
1H-NMR-Spektrum in DMSO-d6 (δ-Werte (ppm)
relativ zu TMS): 3,747 (3H, Singulett), 3,881 (3H, Singulett), 6,328
(1H, Dublett, J = 8,97 Hz), 6,780 (1H, Dublett von Dubletts, J =
9,10 Hz und J = 2,95 Hz), 7,195 (1H, Dublett, J = 3,02 Hz), 8,400
(2H, Singulett).
-
1.15 Andere Verbindungen
-
Zusätzliche
Thyroxinanaloge, die hier beschrieben sind, können unter Verwendung der vorstehend
beschriebenen Synthesen aus entsprechenden Ausgangsmaterialien synthetisiert
werden, wie es Fachleuten der organischen Chemie leicht ersichtlich
sein wird. Zusätzliche
Anleitung kann im Fachgebiet gefunden werden, insbesondere in Borrows
et al., 1949, "The
Synthesis of Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation
of Tyrosine and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine," J. Chem. Soc. 1949 (Supp.
Ausgabe Nr. 1): S185–S190;
Borrows et al., 1949, "The
Synthesis of Thyroxine and Related Substances. Part II. Preparation
of Dinitrophenyl Ethers," J.
Chem. Soc. 1949 (Supp. Ausgabe Nr. 1): S190–S199; Clayton et al., 1951, "The Synthesis of
Thyroxine and Related Substances. Part VIII. The Preparation of
Some Halogeno- and Nitro-diphenyl Ethers," J. Chem. Soc. 1951: 2467–2473; Gemmill
et al., 1956, "3-Iodo-,
3,3'-Diiodo- und
3,3'-Diiodo-5-bromothyroxine," J. Am. Chem. Soc.
78: 2434–2436;
Meltzer et al., 1957, "Thyroxine Analogs," J. Org. Chem. 22:
1577–1581;
Crowder et al., 1958, "Bisbenzylisoquinolines.
Part Π.
The Synthesis of 5-(2-Aminoethyl)-4'-carboxy-2,3-dimethoxydiphenyl
Ether," J. Chem.
Soc. 1958: 2142–2149;
Jorgensen, 1978, "Thyroid
Hormones and Analogues, I. Synthesis, Physical Properties and Theoretical
Calculations" In: Hormonal
Proteins and Peptides Bd. VI, S. 57–105, C. H. Li, Hrsg., Academic
Press, NY (und darin zitierte Literaturangaben); und Jorgensen,
1978, "Thyroid Hormones
and Analogues, II. Structure-Activity Relationships," In: Hormonal Proteins
and Peptides, Bd. VI, S. 107–204,
C. H. Li, Hrsg., Academic Press, NY (und darin zitierte Literaturangaben).
-
BEISPIEL 2: AKTIVIERUNG
GEREINIGTER PROTEINPHOSPHATASE 2A
-
Die
Verbindungen 1 und 3, wie sie in Tabelle 1 bezeichnet sind, wurden
auf Proteinphosphatase 2A-Aktivierung geprüft.
-
2.1 Herstellung von 32P-markiertem Histon H1-Substrat
-
Histon
H1 wurde mit Proteinkinase C (Upstate Biotechnology, Inc., Lake
Placid, NY in einem Volumen von 100 μl gemäß Standardprotokollen phosphoryliert.
In einer anderen Ausführungsform
wurde Histon H1 mit p34cdc2-Kinase phosphoryliert, die aus sich
rasch vervielfältigenden
Mytilus Edulis-Embryos im Stadium 4 – 8 nach Isolation mit der
P13-Suc-Agarose-Technik
gereinigt wurde (Smythe und Newport, 1992, "Coupling of Mitosis to the Completion
of S Phase in Xenopus Occurs via Modulation of the Tyrosine Kinase
that Phosphorylates p34cdc2," Cell
68: 787–797).
-
2.2 Phosphatase-Assay
-
125
ng gereinigte Proteinphosphatase 2A (Upstate Biotechnology, Inc.,
Lake Placid, NY; Usui et al., 1983, J. Biol. Chem. 258: 10455–10463)
wurde mit Thyroxinanalog (50 μM)
in Puffer (20 mM MOPS oder Tris, pH 7,5, 1 mM MgCl2,
60 μM β-Mercaptoethanol)
10 Min. bei 23°C
vorinkubiert. Das Gesamtreaktionsvolumen war 20 μl. 32P-markiertes
Histon H1-Substrat (10 μg,
105 cpm) wurde zugesetzt und die Entphosphorylierungsreaktion
5 Min. bei 23°C
ablaufen gelassen, und nach der Zeit wurde die Umsetzung durch Zugabe
von 2 μl Laemmli-Puffer gequencht.
Eine identische Umsetzung, die 125 ng unbehandelte Proteinphosphatase
2A enthielt, wurde als Kontrolle ablaufen gelassen.
-
Phosphoryliertes
und dephosphoryliertes Histon H1 wurden durch Gelelektrophorese
(12% SDS-PAGE) getrennt,
Banden, die phosphoryliertes Histon H1 enthielten, wurden ausgeschnitten
und mittels eines Szintillationszählers auf 32P-Aktivität untersucht.
-
2.3 Ergebnisse
-
Die
Geschwindigkeit der Dephosphorylierung in 5 Min. ist ein Anzeichen
für die
Anfangsgeschwindigkeit (V
init) der Dephosphorylierungsreaktion.
V
init für
die Verbindungen 1 und 3 ist in der nachstehenden Tabelle 2 bereitgestellt. TABELLE
2 Aktivierung
der Proteinphosphatase 2A
Angegebene Werte sind der Mittelwert von drei
Proben.
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass eine kurze (10 Min.) Vorinkubation der Proteinphosphatase
2A mit DIME (Verbindung 1) Vinit der Histon
H1-Dephosphorylierung mehr als verdoppelt. Das 4'-Propoxyhomologe aktivierte
Proteinphoshatase 2A nicht. Diese Daten zeigen an, dass sogar kleinere Änderungen
in den Enden der DIME-Pharmakophorstruktur (d.h. den Methoxy- und
Methylestergruppen) die Aktivität
wesentlich beeinflussen. Diese Daten korrelieren stark mit der Proteinphosphatase
2A-Aktivierung, die bei in vitro-Assays maligner Zellen (siehe Beispiel
3) beobachtet wird, und mit der antitumorigenen Wirksamkeit in vivo,
wie sie bei Mäusen
beobachtet wird (siehe Beispiele 4 und 6).
-
BEISPIEL 3: AKTIVIERUNG
DER PROTEINPHOSPHATASE A2 IN TUMORZELLKULTUREN
-
Die
Verbindungen 1–13
wurden auf Proteinphosphatase 2A-Aktivierung in malignen Tumorzellkulturen in
vitro gemäß dem Protokoll
geprüft,
das in Bauer et al., 1996, "Modification
of Growth Related Enzymatic Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity
of a Ras-Transformed Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with
5-Iodo-6-Amino-1,2-Benzopyrone
(INH
2BP), "International J. of Oncology 8: 239–252 beschrieben
ist. Die Ergebnisse für
die Aktivierung durch DIME (Verbindung 1) sind in Tabelle 3 tabelliert.
Alle anderen Verbindungen waren unwirksam. TABELLE
3 Wirkung
von DIME auf die Phosphatase-Aktivität von E-ras 20-Zellkernextrakt
- Pi
- = Anorganisches Phosphat
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass 50 μM
DIME Proteinphosphatase 2A sowohl in E-ras transformierten Rinderendothelzellen
als auch in DU-145 Zellen um mindestens das Doppelte aktiviert.
-
BEISPIEL 4: ZELLZERSTÖRENDE WIRKUNG
AUF MENSCHLICHE KREBSZELLEN
-
Die
zytozide Wirkung der Verbindungen 1–13 wurde in vitro an sieben
menschlichen Krebszelllinien geprüft. DIME (Verbindung 1) war
maximal wirksam, wobei das Ethoxyderivat (Verbindung 2) 25–30% der
maximalen Wirksamkeit aufwies.
-
4.1 Versuchsprotokoll
-
Sieben
menschliche Krebszelllinien wurden von der American Tissue Culture
Collection (Rockville, MD) erhalten und in den empfohlenen Wachstumsmedien
aufrechterhalten. Die Zellen wurden in Vertiefungen (2 cm2) bei einer Dichte von 2 × 104 Zellen/cm2 ausgesät. Verschiedene
Konzentrationen der Verbindungen 1–13 wurden den Medien zum Zeitpunkt
der Aussaat zugesetzt.
-
Die
Kulturen wurden 72 Stunden bei 37°C
(5%ige CO2-Atmosphäre) inkubiert. Nach der Inkubation wurden
die Zellen mit Trypsin abgelöst
und in einem Hämozytometer
gezählt.
-
4.2 Ergebnisse
-
DIME
(Verbindung 1) war maximal wirksam, wobei das Ethoxyanalog (Verbindung
2) 25–30%
der maximalen Wirksamkeit aufwies. Alle anderen geprüften Analogen
(Verbindungen 3–13)
waren völlig
unwirksam.
-
Die
Versuchsergebnisse für
DIME (Verbindung 1) sind in nachstehender Tabelle 4 tabelliert.
I100 bezeichnet die Konzentration, bei der
keine lebensfähigen
Zellen übrigblieben;
I50 die Konzentration, bei der 50% lebensfähige Zellen
im Vergleich zu einer Kontrolle übrigblieben.
-
TABELLE
4 Wirkung
von DIME auf verschiedene menschliche Krebszelllinien
-
BEISPIEL 5: HEMMUNG DES
TUMORZELLWACHSTUMS
-
Die
Verbindungen 1 und 14 wurden auf Hemmung des Wachstums von MDA-MD-231
Krebszellen geprüft.
Verbindung 14 zeigte etwa 25% hemmende Wirksamkeit im Vergleich
zu DIME (Verbindung 1).
-
5.1 Versuchsprotokoll
-
Menschliche
MDA-MD-231 Krebszellen wurden von der American Tissue Culture Collection
(Rockville, MD) erhalten und in den empfohlenen Wachstumsmedien
aufrechterhalten. Zellen wurden in Gegenwart verschiedener Konzentrationen
der Verbindungen 1 und 14 3 Tage bei 37°C wachsen gelassen.
-
5.2 Ergebnisse
-
Die
Versuchsergebnisse sind in nachstehender Tabelle 5 tabelliert.
-
TABELLE
5 Wachstumsrate
von MDA-MD-231 Zellen
-
Das
2'-Chloranalog von
DIME (Verbindung 14) zeigte etwa 25% hemmende Wirksamkeit im Vergleich zu
DIME (Verbindung 1).
-
BEISPIEL 6: VERLUST DER
TUMORERZEUGENDEN WIRKUNG VON E-RAS TRANSFORMIERTEN RINDERENDOTHELZELLEN
-
Die
morphologische Wirkung von DIME (Verbindung 1) wurde in einer äußerst tumorigenen
E-ras transformierten
Rinderendothelzelllinie geprüft.
-
6.1 Versuchsprotokoll
-
E-ras
transformierte Rinderendothelzellen (Bauer et al., 1996, Intl. J.
Oncology 8: 239–252)
wurden 3 Tage 10 μM
DIME ausgesetzt. Die DIME-behandelten Zellen (105 oder
106 Zellen/100 μl) wurden Nacktmäusen subkutan
injiziert und die Tumorentwicklung wurde über 25 Tage verfolgt.
-
6.2 Ergebnisse
-
Wie
es in 1 veranschaulicht ist, induzierte
die Einwirkung von 10 μM
DIME auf E-ras transformierte Endothelzellen für einen Zeitraum von 3 Tagen
erhebliche Mikrokernbildung, die mit einem Verlust an tumorerzeugender
Wirkung zusammentrifft. Wie es in 2 veranschaulicht
ist, zeigten Tiere, die nichtbehandelten Zellen ausgesetzt wurden,
Tumorwachstum (obere Kurven), wobei sie den Tumoren nach 25 Tagen
erlagen. Die Einwirkung von 10 μM
DIME auf Zellen vor der Injektion hob die tumorerzeugende Wirkung
fast vollständig auf
(untere Kurven). Tumoren traten sogar nach 3 Monaten ohne in vivo-Arzneistoffbehandlung
nicht auf.
-
BEISPIEL 7: IN VIVO-VERSUCHE
-
Die
folgenden Beispiele zeigen die Ungiftigkeit, biologische Verfügbarkeit,
Serumhalbwertszeit (t1/2) und in vivo-Wirksamkeit
von DIME beim Behandeln von menschlichen Brustkrebs-Xenotransplantaten
bei Mäusen.
-
7.1 Toxizität
-
Zehn
Nacktmäusen
wurde eine tägliche
orale Dosis von l4C-markiertem DIME (Verbindung
1) (1,0 g/kg, 0,1 ml in Maiskeimöl) über einen
Zeitraum von 12–15
Tagen verabreicht. Während
der ganzen Behandlungszeit wurden keine schädlichen Wirkungen bei irgendeiner
der Mäuse
beobachtet.
-
7.2
Serumhalbwertszeit (t1/2) und Bioverfügbarkeit
Mäusen
wurde oral eine Dosis mit 126 mg/kg 14C-markiertem
DIME (Verbindung 1) verabreicht. Nach Verabreichen der Dosis waren
Blutprobenentnahmezeiten 15 und 30 Minuten und 1, 2, 4, 6, 8 und
24 Stunden. Teilmengen (50 μl)
von Blut wurden in einem Flüssigkeits-Szintillationszähler untersucht
und die Daten als Mikrogrammäquivalente
pro ml ausgedrückt.
Die Blutspiegeldaten wurden durch das RSTRIP-Verfahren (Micromath,
Salt Lake City, UT).
-
Parallelen
Gruppen von Mäusen
wurden intravenös
eine Dosis mit 24,5 mg/kg 14C-markiertem
DIME verabreicht und Blutprobenentnahmezeiten waren 10, 20 und 30
Minuten und 1, 2, 4, 6 und 8 Stunden.
-
7.2.1 Ergebnisse
-
Die
Blutserumspiegel von 14C-markiertem DIME
(mg-äq./ml)
werden in 3 veranschaulicht. Die Fläche unter
der Blutkonzentrations-Zeit-Kurve war 665,28 μg-Stdn./ml für den oralen Weg (Daten durch
Kreise dargestellt) und 156 μg-Stdn./ml
für den
intravenösen
Weg (Daten durch Quadrate dargestellt). Die biologische Verfügbarkeit
von oral verabreichtem DIME wurde aus diesen Daten unter Verwendung
eines standardmäßigen Verhältnis × Dosis-Verfahrens
zu 83% berechnet. Die DIME-Halbwertszeit (t1/2)
war etwa 2–2,5
Stunden.
-
7.3 In Vivo-Wirksamkeit
-
Die
Fähigkeit
menschlicher Tumoren, als Xenotransplantate bei athymischen Mäusen (z.B.
Nacktmäusen)
zu wachsen, stellt ein brauchbares in vivo-Modell zum Untersuchen
der biologischen Reaktion auf . Therapien für menschliche Tumoren bereit.
Seit der ersten erfolgreichen Xenotransplantation menschlicher Tumoren
in athymische Mäuse
(Rygaard und Povlsen, 1969, Acta Pathol. Microbiol. Scand. 77: 758–760), sind
viele verschiedene menschliche Tumorzelllinien (z.B. Brust, Lungen,
Urogenital, Gastrointestinal, Kopf und Hals, Glioblastom, Knochen
und maligne Melanome) erfolgreich bei Nacktmäusen transplantiert und wachsen
gelassen worden. Menschliche Brusttumorzelllinien, die MCF-7, ZR75-1
und MDA-MB-231 einschließen, sind
als subkutane Transplantate bei Nacktmäusen eingeführt worden (Warri et al., 1991,
Intl. J. Cancer 49: 616–23; Ozzello & Sordat, 1980, "Behaviour of Tumors
Produced by Transplantation of Human Mammary Cell Lines in Athymic
Nude Mice," Eur.
J. Cancer 16: 553–559;
Osbourne et al., 1985, Cancer Res. 45: 584–590; Siebert et al., 1983,
Cancer Res. 43: 2223–2239).
-
Dieses
Experiment zeigt die Hemmung von MDA-MB-231 Xenotransplantaten bei
Nacktmäusen.
-
7.3.1 Versuchsprotokoll
-
MDA-MB-231
(menschliche Brustkrebs-) Zellen wurden von der American Type Culture
Collection (Rockville, MD) erhalten und in den empfohlenen Wachstumsmedien
aufrechterhalten. Zwanzig Nacktmäuse wurden
jeweils subkutan mit MDA-MB-231 Zellen (106 Zellen/100 μl) beimpft.
Einer Gruppe von zehn Mäusen wurde
einmal pro Tag, 5 Tage pro Woche, insgesamt 32 Tage DIME mit der
Magensonde (250 mg/kg, 10 ml/kg in Maiskeimöl) verabreicht. Der anderen
(Kontroll-) Gruppe von zehn Mäusen
wurde gemäß dem gleichen
Dosierungsplan nur Vehikel gegeben. Tumoren wurden zweimal in der
Woche unter Verwendung eines Vernier-Messtasters gemessen, und das
durchschnittliche Tumorvolumen wurde an jedem Zeitpunkt bestimmt. Vergleiche
zwischen den Gruppen wurden unter Verwendung eines unpaarigen, zweiseitigen
t-Tests durchgeführt
und die Ergebnisse wurden unter Verwendung einer Varianzanalyse
analysiert.
-
7.3.2 Ergebnisse
-
Die
durchschnittliche Tumormasse an den Tagen 14, 21, 28 und 32 nach
Beimpfung ist für
behandelte und unbehandelte Mäuse
in Tabelle 5 tabelliert.
-
TABELLE
6 MDA-MB-231
Tumorvolumen nach DIME-Behandlung
- aSEM
= Standardabweichung des Mittelwerts
-
Diese
Daten zeigen, dass DIME eine signifikante Reduktion malignen Tumorwachstums
bewirkt, sogar unter einer nicht optimierten Behandlungsvorschrift.
-
7.4 In Vivo-Wirksamkeit
-
Andere
hier beschriebene Thyroxinanaloge werden geprüft, wie es vorstehend beschrieben
ist. Gemäß diesen
Assays wird erwartet, dass die Analogen Wirksamkeit zeigen.
-
BEISPIEL 8: FORMULIERUNGEN
-
Die
folgenden Beispiele stellen beispielhaft nicht beschränkende Formulierungen
zum Verabreichen der Thyroxinanalogen der Erfindung an Säuger-, insbesondere
Menschenpatienten bereit. Obwohl die Beispiele Formulierungen von
DIME zeigen, ist es selbstverständlich,
dass beliebige der hier beschriebenen Thyroxinanaloge formuliert
werden können,
wie es in den folgenden Beispielen vorgesehen ist.
-
8.1 Tablettenformulierung
-
Tabletten,
die jeweils 60 mg Wirkstoff enthalten, sind folgendermaßen zusammengesetzt:
-
-
Der
Wirkstoff, Stärke
und Cellulose werden durch ein Sieb mit Nr. 45 mesh (US) passiert
und gründlich gemischt.
Die Polyvinylpyrrolidonlösung
wird mit den resultierenden Pulvern gemischt, die dann durch ein
Sieb mit Nr. 14 mesh (US) passiert werden. Das Granulat wird bei
50°–60°C getrocknet
und durch ein Sieb mit Nr. 18 mesh (US) passiert. Die Natriumcarboxymethylstärke, Magnesiumstearat
und Talk, vorher durch ein Sieb mit Nr. 60 mesh (US) passiert, werden
dann dem Granulat zugesetzt, das nach Mischen durch eine Tablettiermaschine
zusammengepresst wird, wobei jeweils 150 mg wiegende Tabletten erhalten
werden.
-
Tabletten
können
aus den in Tabelle 1 aufgelisteten Bestandteilen durch Feuchtgranulierung,
gefolgt von Verpressen, hergestellt werden.
-
8.2 Gelatinekapseln
-
Hartgelatinekapseln
werden unter Verwendung der folgenden Bestandteile hergestellt:
-
-
Die
vorstehenden Bestandteile werden gemischt und in 460 mg Mengen in
Hartgelatinekapseln gefüllt.
-
8.3 Aerosollösung
-
Eine
Aerosollösung
wird hergestellt, die die folgenden Bestandteile enthält:
-
-
Der
Wirkstoff wird mit Ethanol gemischt und das Gemisch einem Teil des
Treibgases 22 zugesetzt, auf –30°C abgekühlt und
in eine Abfüllvorrichtung überführt. Die
erforderliche Menge wird dann einem Edelstahlbehälter eingespeist und mit dem
Rest des Treibgases verdünnt.
Die Ventileinheiten werden dann an dem Behälter eingebaut.
-
8.4 Zäpfchen
-
Jeweils
225 mg Wirkstoff enthaltende Zäpfchen
werden folgendermaßen
hergestellt:
-
-
Der
Wirkstoff wird durch ein Sieb mit Nr. 60 mesh (US) passiert und
in den gesättigten
Fettsäureglyceriden
suspendiert, die vorher unter Verwendung der minimal notwendigen
Wärme geschmolzen
werden. Das Gemisch wird dann in eine Zäpfchenform mit einer nominalen
Kapazität
von 2 g gegossen und abkühlen gelassen.
-
8.5 Suspensionen
-
Jeweils
50 mg Medikament pro 5 ml Dosis enthaltende Suspensionen werden
folgendermaßen
hergestellt:
-
-
Der
Wirkstoff wird durch ein Sieb mit Nr. 45 mesh (US) passiert und
mit der Natriumcarboxymethylcellulose und dem Sirup gemischt, wobei
eine glatte Paste gebildet wird. Die Benzoesäurelösung, Geschmack und etwas Farbstoff
werden mit etwas von dem Wasser verdünnt und unter Rühren zugesetzt.
Genügend
Wasser wird dann zugesetzt, um das erforderliche Volumen herzustellen.
-
BEISPIEL 9:
-
Substitution
eines H-Atoms in Position 5 des 6-Amino-l,2-benzopyrens durch ein
Iodatom erhöhte
signifikant die PADPRT-hemmende Wirksamkeit, die Wirksamkeit gegen
HIV und die Antitumorwirkung der Stammverbindung. Cole et al., 1991 "Inhibtion of HIV-1
IIIb Replication in AA-2 Cells in Culture by Two Ligands of Poly
(ADP-Ribose) Polymerase: 6-Amino-1,2-benzopyrone and 5-iodo-6-amino-l,2-benzopyrone" Biochem. Biophys.
Res. Commun. 180: 504–514;
Bauer et al., 1996, "Modification
of Growth Related Enzymatic Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity
of a ras-Transformed Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with
5-iodo-6-amino-l,2-benzopyrone
(INH2BP)" Intl.
J. Oncol. 8: 239–252.
Die Frage trat auf, ob eine Erhöhung der
Zahl von Iodsubstitutionen in bestimmten aromatischen Molekülen ihre
molekularen pharmakologischen Eigenschaften ändern kann oder nicht. Als
Zugang zu dieser Frage analysierten wir zuerst die zelluläre Wirkung
bekannter Diiodo-Verbindungen, wie Schilddrüsenhormonanaloge.
-
Es
ist festgestellt worden, dass metabolische oder metamorphogene Wirkungen
von Schilddrüsenhormonanalogen
von ihrer chemischen Struktur abhängen. E. Jorgensen 1978, "Thyroid Hormones
and Analogs. II. Structure-Activity Relationships," In: Hormonal Protein
and Peptides Bd. VI, C. H. Li (Hrsg.), Academic Press, New York,
S. 108–203.
Das hormonell inaktive Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoat (DIME) wurde
zuerst 1949 synthetisiert (Borrows et al., 1949, "The Synthesis of
Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation of Tyrosine
and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine", J. Chem. Soc. Suppl.
Ausgabe Nr. 1: S185–S190),
aber es ist keine signifikante metabolische oder metamorphogene
Wirkung dieses Stoffes berichtet worden, Money et al., 1958, "The Effect of Change
in Chemical Structure of Some Thyroxine Analogues on the Metamorphosis
of Rana pipiens Tadpoles",
Endocrinology 63: 20–28;
Stasili et al., 1959, "Antigoitrogenic
and Calorigenic Activities of Thyroxine Analogues in Rats", Endocrinology 64:
62–82;
Money et al., 1959, "The
Effect of Various Thyroxine Analogues on Suppression of 131I Uptake by the Rat Thyroid", Endocrinology 64:
123–125;
Kumaoka et al., 1960, "The
Effect of Thyroxine Analogues on a Transplantable Mouse Pituitary
Tumor", Endocrinology
66: 32–38;
Grinberg et al., 1962, "Studies with
Mouse Pituitary Thyrotropic Tumors. V. Effect of Various Thyroxine
Analogs on Growth and Secretion", Cancer
Res. 22: 835–841.
In einer von den Erfindern früher
begonnenen Arbeit ist DIME sowohl in Zellkulturen als auch in vivo
als mögliches
tumorizides Mittel gezeigt worden. Kun et al., 1996, "Induction of Tumor
Apoptosis by Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoate
(DIME)", Zusammenfassung
Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829; Zhen et al., 1997, "Induction of Metaphase
Block and Endoreduplication in Human Cancer Cells by 3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoate
(DIME)". Zusammenfassung,
Amer. Assoc. Cancer Res., Symposium on Cell Signaling and Cancer.
Die Synthese und Prüfung
strukturell Homologer und Analoger von DIME, die sich nur in den
Seitenkettensubstitutionen unterscheiden, wie es in der ebenfalls
anhängigen US-Patentanmeldung
Serien-Nr. 08/655,267, eingereicht am 4. Juni 1996, "Method of Treating
Malignant Tumors with Thyroxine Analogs having No Significant Hormonal
Activity", gezeigt
ist, skizzierte die strukturelle Spezifität von DIME für tumorizide
Wirkung.
-
Die
folgende Arbeit zeigt den Struktur-Wirkungs-Vergleich von DIME und
17 seiner Analogen, und beschreibt die tumorizide Wirkung von DIME
selbst auf einer zellulären
Ebene. Arzneistoffinetabolismus und zelluläre Aufnahme-Assays mit DIME
zeigten die Gründe
für das
Fehlen seiner Toxizität
bei Tieren in vivo. Die zytometrische Analyse der Wirkungsweise
von DIME und biochemische Mechanismen sind die Gegenstände fortlaufender
Untersuchungen.
-
Substituierte
Phenole für
die Synthese der Verbindungen 1–4
und 10–18
in Tabelle 1 wurden von Aldrich Chemical Co. (Milwaukee, WI, USA)
erhalten. Methyl-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat, F. Ullmann, 1909, "Die 4-Chlor-3,5-dinitrobenzoesäure", Annalen der Chemie
36: 92–93,
wurde aus 4-Chlor-3,5-dinitrobenzoesäure (Aldrich) hergestellt.
-
9.1 Allgemeine Synthese
-
Jedes
substituierte Phenol (als sein Kaliumphenolat) wurde mit Methyi-4-chlor-3,5-dinitrobenzoat umgesetzt,
wobei das Methyl-3,5-dinitro-4-(substituiertes Phenoxy)benzoat erhalten
wurde, das dann zum entsprechenden 3,5-Diamin reduziert und durch
die Sandmeyer-Reaktion
zur Ziel-3,5-Diiodoverbindung umgewandelt wurde. Kun et al., 1996, "Induction of Tumor
Apoptosis by Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoate (DIME)", Zusammenfassung
Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829. Im Allgemeinen erfolgte
die Reduktion durch katalytische Hydrierung, aber für Fälle, in
denen R1 oder R3 ein
Halogenatom ist, (Verbindungen 12 und 14) erfolgte die Reduktion
durch Eisenpulver in Essigsäure/Ethanol,
um Dehalogenierung zu vermeiden. Kun et al., 1996, "Induction of Tumor
Apoptosis by Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)
Benzoate (DIME)",
Zusammenfassung Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829. Die Reingung
erfolgte im Allgemeinen durch präparative
Dünnschichtchromatographie
und Kristallisation. Für
Verbindungen, bei denen R2 in Tabelle 7
etwas anderes als Methoxy ist (d.h. Verbindungen 5–9), wurden
zusätzliche
Synthesereaktionen verwendet. Verbindung 6 wurde durch Basenhydrolyse
der Verbindung 1 hergestellt. Borrows et al., 1949, "The Synthesis of
Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation of Tyrosine
and Some of its Derivatives, und a New Route to Thyroxine", J. Chem. Soc. Suppl.
Ausgabe Nr. 1: S185–S190.
Verbindungen 5, 8 und 9 wurden durch Umsetzung des Säurechlorids
von 6, Borrows et al., 1949, "The
Synthesis of Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation
of Tyrosine and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine", J. Chem. Soc. Suppl.
Ausgabe Nr. 1: S185–S190,
mit wasserfreiem Ethanol, Methylamin bzw. Dimethylamin hergestellt.
Kun et al., 1996," Induction
of Tumor Apoptosis by Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)
Benzoate (DIME)",
Zusammenfassung Nr, 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829. Verbindung
7 wurde durch Umsetzung von 1 mit Ammoniak in wasserfreiem Methanol
erhalten. Alle Verbindungen mit Ausnahme der bekannten Carbonsäure 6 wurden durch
Schmelzpunkt und Hochauflösungsmassenspektrometrie
charakterisiert (Tabelle 7). 1H-NMR-Spektren wurden
für Verbindungen
1 – 14
gemessen und waren in allen Fällen
zufrieden stellend.
-
-
9.2 Synthese der Verbindung
1
-
Die
Synthese der Verbindung 1 (DIME) wurde durchgeführt, wie es früher von
Borrows et al., 1949, "The
Synthesis of Thyroxine and Related Substances. Part I. The Preparation
of Tyrosine and Some of its Derivatives, and a New Route to Thyroxine", J. Chem. Soc. Suppl.
Ausgabe Nr. 1: S185–S190
beschrieben ist, Schmp. 153–155°C. Grundlegende
Spektralmessungen, die früher
nicht für
diese Verbindung angegeben sind, sind folgendermaßen.
-
UV-Absorptionsspektrum
in Ethanol, τ max
(ε): 289
nm (4,20 × 103), 232 nm (3,08 × 104),
213 nm (2,48 × 104).
Massenspektrum: FAB, m/z (relative
Intensität):
510 (M+, 100), 479 (4,5), 384 (4,5). Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C15H12I2O4:
509,882513; gefunden: 509,882960 (Abweichung = –0,9 ppm).
1H-NMR-Spektrum
in DMSO-d6 (δ-Werte (ppm) relativ zu TMS):
3,719 (3H, Singulett), 3,876 (3H, Singulett), 6,693 (2H, Dublett,
J = 9,45 Hz, plus Feinaufspaltung), 6,845 (2H, Dublett, J = 9,36
Hz, plus Feinaufspaltung), 8,390 (2H, Singulett).
-
9.3 Synthese der Verbindung
7
-
Die
Synthese der Verbindung 7 (3,5-Diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzamid) wurde durch
5-minütiges
Sprudeln von Ammoniak in eine Lösung
der Verbindung 1 (100 mg, 0,196 mmol) in wasserfreiem Methanol (60
ml) bei Umgebungstemperatur erreicht. Nach einstündigem Stehen in einem verschlossenen
Kolben wurde das Gemisch wieder mit Ammoniak behandelt und dann
48 Stunden verschlossen stehen gelassen. Das Methanol/Ammoniak wurde
durch Rotationsverdampfung entfernt, der trockene Rückstand
in warmem Methanol:Wasser (7:3 Vol./Vol.) (30 ml) gelöst und im
Kühlschrank
(3°C) kristallisiert.
Ausbeute: 58,3 mg (60%) gelbbraun gefärbter Kristalle, Schmp. 207–209°C.
Massenspektrum
(FAB): Hochauflösungsdaten
für den
M+-Peak: berechnet für C14H11I2NO3:
494,882847; gefunden: 494,881880 (Abweichung = 2,0 ppm).
1H-NMR-Spektrum in DMSO-d6 (δ-Werte; (ppm)
relativ zu TMS): 3,716 (3H, Singulett), 6,682 (2H, Dublett, J = 8,93
Hz, plus Feinaufspaltung), 6,895 (2H, Dublett, J = 8,99 Hz, plus
Feinaufspaltung), 7,528 (1H, Singulett), 8,113 (1H, Singulett),
8,402 (2H, Singulett).
-
9.4 Zellkulturen
-
E-ras
20 Zellen wurden gezüchtet,
wie es angegeben ist, Bauer et al., 1996, "Modification of Growth Related Enzymatic
Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity of a ras-Transformed
Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with 5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone
(INH2BP)",
Intl. J. Oncol. 8: 239–252;
HT-144 (Melanom), DU-145 (Prostatakrebs), HeLa (Gebärmutterhalskrebs),
HL 60 (Promyelozytenleukämie), MDA-MB-231
(Brustkrebs), SK-Br-3 (Brustkrebs), T47D (duktaler Brustkrebs),
A559 (Lungenkrebs) wurden von American Type Culture Collection (Rockville,
MD) erhalten und in vorgeschriebenen Medien gezüchtet. Die Wirkung von DIME
wurde in Kulturen mit einer Ausgangszelldichte von 2 × 104 Zellen pro cm2 geprüft und der
Vergleich der Wirkung von DIME auf das Zellwachstum (intakte Zellen
werden durch Trypanblauausschluß identifiziert)
wurde durch direkte Zellzählung
nach Trypsinisierung in einem Hämozytometer
72 Stunden nach Arzneistoffzugabe untersucht.
-
9.5 Tumorerzeugende Wirkung
von E-ras 20 Zellen
-
Die
tumorerzeugende Wirkung von E-ras 20 Zellen bei athymischen Nacktmäusen wurde
untersucht, wie es vorher beschrieben ist. Bauer et al., 1996, "Modification of Growth
Related Enzymatic Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity of
a ras-Transformed Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with
5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone (INH2BP)", Intl. J. Oncol.
8: 239–252.
Die antitumorigene Wirkung von DIME in vivo wurde an athymischen
Mäusen,
die mit 106 MDA-MB-231 Zellen beimpft waren,
wie in dem Assay zur tumorerzeugenden Wirkung untersucht. In etwa
10–14
Tagen, wenn subkutane Tumoren auftauchten, wurde die DIME-Behandlung,
die aus einer p.o.-Verabreichung einer DIME-Suspension (einmal am Tag) besteht,
begonnen und 28–32
Tage fortgesetzt, wie es angegeben ist, Kun et al., 1996, "Induction of tumor
apoptosis by methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoate (DIME)", Zusammenfassung
Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829.
-
9.6 Assays zur Quantifizierung
der Koloniebildung
-
Assays
zur Quantifizierung der Koloniebildung wurden durchgeführt, wie
es angegeben ist, Vidair et al., 1986 "Evaluation of a Role for Intracellular
Na+, K+, Ca2+ and Mg2+ in hyperthermic
cell killing" Radiation Res.
105: 187–200.
-
9.7 DIME-Sepharose-Affinitätssäule
-
EAH-Sepharose
(Pharmacia, Piscataway, NJ, USA) (2,0 g nass) wurde mit Wasser gewaschen
und das Lösungsmittel
gegen 60%iges DMF (wässr.)
umgetauscht. Der nasse Kuchen wurde erneut in 60%igem DMF (1,0 ml)
suspendiert, welches das Carbonsäurederivat
von DIME (Verbindung 6) (60 mg) und einen zehnfachen Überschuss
von N,N'-Dicylohexylcarbodiimid
(Sigma) enthielt, und die Suspension wurde bei Umgebungstemperatur
16 Stunden vorsichtig gedreht. Die Sepharose-Perlen wurden dann
auf einem Sinterglasfilter gesammelt und nacheinander mit DMF, Dioxan,
DMF, wässrigem
DMF (66%, 50% und 33%) und schließlich mit Wasser gewaschen.
Bezogen auf das UV-Absorptionsspektrum der substituierten Perlen
war der Gehalt an DIME-Gruppen im Bereich von 1–2 mmol pro ml feuchten Kuchens.
-
9.8 Metabolismus von [14C]-DIME
-
(a)
Mausgewebehomogenisat (Gehirn, Niere, Leber, Lunge), das aus 0,2
g Gewebe in 1,0 ml Homogenisierungspuffer (50 mM Tris (pH 7,4),
400 mM NaCl, 10 mM MgCl2, 1 mM EDTA, 0,5%
NP-40, 0,5 mM PMSF) besteht, wurde jeweils mit 1,0 ml MES-Puffer
(100 mM, pH 6,5), der 20 μM
[14C]-DIME (10,55 mCi/mmol) enthielt, vereint
und die Gemische wurden 4 Stunden bei 37°C inkubiert. Dann wurden jedem
Röhrchen
nacheinander Ethylacetat (1,5 ml), Ammoniumsulfat (900 mg) und 60%ige
Perchlorsäure
(160 μl)
zugesetzt, wobei nach jeder Zugabe verwirbelt wurde. Nach zehnminütigem Stehen
wurde die Phasentrennung durch Zentrifugation auf dem Labortisch
verbessert. Die obere (Ethylacetat) Phase wurde abgezogen, und die untere
wässrige
Phase und das Phasengrenzflächenmaterial
wurden mit einer zweiten Portion Ethylacetat (1,5 ml) extrahiert.
Die Ethylacetatextrakte (vereint) enthielten mehr als 90% der gesamten
im ursprünglichen
Inkubat (ca. 4 × 105 cpm) vorliegenden cpm. Die Extrakte wurden
unter Verwendung eines N2-Stroms zur Trockne eingedampft,
die jeweiligen Rückstände in Ethylacetat
100 μl)
aufgenommen und Teilmengen (10 μl)
auf analytische Kieselgel-DC- Platten
(flexible Whatman PE SIL G/UV Platten, 250 μm Dicke, 10 cm × 20 cm)
getüpfelt und
mit 3:1:0,8 Vol.:Vol.:Vol. n-Hexan/Ethylacetat/Ethanol entwickelt.
Analytbanden einschließlich
[14C]-DIME als Bezugsstandard wurden durch
Autoradiographie sichtbar gemacht. Zusätzliche Bezugsstandards (nicht
radioaktives DIME und sein Carbonsäureanalog) wurden auf den Platten
unter UV-Licht sichtbar gemacht. (b) Metabolismus von [14C]-DIME
in Zellen in Kultur: Zellen (2–5 × 106 in jedem Versuch) wurden mit [14C]-DIME inkubiert,
dann homogenisiert und wie in (a) auf Metaboliten untersucht.
-
9.9 Intrazelluläre Konzentration
von DIME
-
Monolayerkulturen
in 9,6 cm2 Vertiefungen (3 ml Medium) wurden
24 Stunden [14C]-DIME (10,55 mCi/mmol) ausgesetzt,
dann siebenmal mit 1 ml Medium, das unmarkiertes DIME enthielt gewaschen.
Die Zellen wurden in 1 ml 4%iger Na2CO3-Lösung
und 0,2 M NaOH gelöst
und die Radioaktivität
durch Szintillationszählung
gemessen. Das Zellvolumen wurde durch Hämatokrit und Zellzählung aus
parallelen Vertiefungen, die mit unmarkiertem DIME behandelt waren,
bestimmt.
-
9.10 Assay auf DNA-Schnitte
-
Der
Assay auf DNA-Schnitte als Zeichen für Apoptose erfolgte über die
Terminale Desoxynucleotidyl-Transferase dUTP Nick End Labeling (TUNEL)-Reaktion,
wie es durch den Hersteller des Assay-Kits spezifiziert ist (Boehringer
Mannheim, Indianapolis, IN, USA, Kat.-Nr. 168-4817).
-
9.11 Ergebnisse
-
Der
Carboxylesterase-Hemmer Bis-[p-nitrophenyl]phosphat (BNPP), Heymann
et al., 1968, "Inhibition of
phenacetin and acetanilide-induced methemoglobinemia in the rat
by the carboxyl esterase inhibitor of bis-[p-nitrophenyl]phosphate", Biochem. Pharmacol.
18: 801–811,
wurde von Sigma erhalten.
-
Die
strukturelle Spezifität
von DIME und seinen Homologen und Analogen kann durch Untersuchen von
Tabelle 7 und Tabelle 8 bewertet werden. Wir haben 17 neue Strukturanaloge von
DIME hergestellt und die Antitumorwirksamkeit von 10 der Verbindungen
(Tabelle 8) verglichen, was ausreichend scheint, um einige allgemeine
Schlüsse
zu ziehen. Der ausgewählte
biologische Assay war die Bestimmung der antitumorigenen Wirkung
der Arzneistoffe auf die tumorerzeugende Wirkung von E-ras Zellen
bei Nacktmäusen
in vivo, Bauer et al., 1996, "Modification
of Growth Related Enzymatic Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity
of a ras-Transformed Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with
5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone
(INH2BP)", Intl.
J. Oncol. 8: 239–252.
E-ras 20 Zellen (105 oder 106)
wurden 4 Tage mit 10 μM
DIME oder Analogen inkubiert, dann wurden 105 und
106 Zellen subkutan in Nacktmäuse (5 pro
Versuch) geimpft und die Tumorbildungsraten durch direkte Tumorvolumenmessungen
(vgl. 2) quantitativ bestimmt. Wie es für DIME selbst gezeigt ist (4),
wurde die Tumorbildung vollständig
aufgehoben. Identische antitumorigene Versuche wurden mit neun DIME-Analogen
durchgeführt
und, wenn man die Wirkung von DIME als 100% nimmt, (Vergleichen
von Tumorgrößen an Tag
25) wurde die Wirksamkeit gegen Tumoren als Prozent der DIME-Wirksamkeit
berechnet. Es sollte beachtet werden, dass E-ras 20 Zellen relativ
weniger empfindlich gegen DIME sind als menschliche Tumoren; deshalb
dienen diese Ergebnisse nur als Basis zum Vergleich der DIME-Analogen.
Die in Tabelle 8 zusammengefassten Ergebnisse veranschaulichen,
dass Substituenten in R1 und R2 die
Wirksamkeit gegen Tumoren bestimmen. Diese Wirkung ist besonders
auffällig,
wenn man CH3O, EtO, n-PrO, nBuO in R1 vergleicht, was darauf hindeutet, dass
Seitenkettenparameter, nicht die Bindung der "Thyroxin-artigen" Kernstruktur selbst, die pharmakologische
Spezifität
zu verleihen scheinen.
-
Diese
Schlussfolgerung wird durch vorläufige
Proteinbindungsuntersuchungen mit der DIME-Sepharose-Affinitätssäule bekräftigt. In dieser Affinitätssäule wurde
DIME kovalent an eine Matrix an R2 gebunden; deshalb
würde dieses
DIME-Derivat analog zu den Ergebnissen in Tabelle 8 eine significant
geringere tumorizide Wirkung als DIME aufweisen (Siehe Kun et al.,
US-Patentanmeldung. Serien-Nr. 08/655,267, eingereicht am 4. Juni
1996, "Method of
treating malignant tumors with thyroxine analogs having no significant
hormonal activity",
deren Offenbarung hierin durch Bezugnahme aufgenommen ist. Dennoch
führte
die Perkolation von Zellextrakten durch diese Säule zu Proteinbindung an die
Affinitätsmatrix;
eines der absorbierten Proteine wurde als Tubulin identifiziert.
Die Proteinbindung von DIME wurde durch das Centricon-Verfahren
bestimmt, wie es vorher angegeben ist, Bauer et al., 1996, "Modification of Growth
Related Enzymatic Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity of
a ras-Transformed Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with
5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone (INH2BP)", Intl. J. Oncol.
8: 239–252.
Berechnet aus Scatchard-Plots wurden kD-Werte
von 109 bis 1010 mit
in Zellextrakten anwesenden Proteinen, sogar mit BSA, erhalten,
was eine vermutlich hydrophobe Assoziation von DIME mit verschiedenen
Proteinen anzeigt. Auf Basis der Ergebnisse mit der DIME-Sepharose-Affinitätssäule schreiben
wir diese Bindung der "Kern"-Struktur von DIME zu.
-
TABELLE
8 Hemmung
der E-ras 20 tumorerzeugenden Wirkung: Wirksamkeit von DIME und
einigen Strukturanalogen
-
Die
Wirksamkeit von DIME-Analogen auf die tumorerzeugende Wirkung von
E- ras 20 Zellen bei athymischen Mäusen in vivo wurde mit der
von DIME (Verbindung 1), die als 100 genommen wurde, verglichen, wobei
die Größe der Tumorreduktion
an Tag 25 bestimmt wurde. Vorbehandlung mit DIME oder seinen Analogen
(Tabelle 7) erfolgte mit 10 μM
4 Tage vor der subkutanen Beimpfung. azugeordnet
wie in Tabelle 7.
-
Die
relativen Wirksamkeiten der DIME-Analogen können aus Tabelle 8 abgeleitet
werden, jedoch konzentrierten sich die vorliegenden Versuche in
erster Linie auf die zellzerstörende Wirkung
von DIME selbst, um Versuchssysteme zu definieren, die für ausführlichere
Analysen der DIME-Analogen geeignet sind. Wenn man die antitumotigene
Wirkung von DIME (1) auf in vivo-Bedingungen
ausdehnt, wird gezeigt, dass Verfüttern von DIME an Nacktmäuse 70–85% Tumorrückbildung
in 25–35
Tagen durch tägliche
Dosen von 0,25 bis 1,0 g/kg per os erzeugt, Kun et al., 1996, "Induction of tumor
apoptosis by methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)
benzoate (DIME)",
Zusammenfassung Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829. Diese großen Dosen
erzeugten keine wahrnehmbare Toxizität aus dem wahrscheinlichen
Grund, der nachstehend beschrieben ist. Da 0,25 g/kg und 1,0 g/kg
DIME die gleiche Antitumorwirkung aufwiesen, war eine Dosis-Wirkungs-Beziehung
nicht sichtbar. Dieses Paradoxon kann durch eine selektive Arzneistoffaufnahme
in Tumorzellen in vivo, wie diskutiert, erklärt werden.
-
Bei
der vorliegenden Untersuchung konzentrierten wir uns auf mikroskopische
Analyseverfahren der Zelltötung.
Wie es in 5 veranschaulicht ist, wurde
die Koloniebildungsfähigkeit
von MDA-MB-231 Zellen durch DIME in einem Konzentrationsbereich
von 1–2 μM in 10 Tagen
hochgradig vermindert. Wenn DIME vor dem Ende der achtstündigen Inkubation
mit Zellen entfernt wurde, wurde die Zelltötung verhindert und Arzneistoff-induzierte
morphologische Veränderungen
wurden vollständig
aufgehoben. Erneutes Ausplattieren von Zellen, die bis zu 8 Stunden
nach der Vorinkubation mit 1–10 μM DIME frei
von DIME gewaschen waren, führte zu
einer Wiederaufnahme des normalen Zellwachstums und der Replikation.
Die Natur entscheidender Vorgänge,
die nach achtstündiger
Arzneistoffbehandlung einen irreversiblen Weg, der zum Zelltod führt, erzeugen,
ist bisher unbekannt und ist der Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Jedoch sind eine der leicht festgestellten Ursachen des endgültigen Zelltods,
der durch DIME induziert wird, von der Arzneistoffkonzentration abhängige DNA-Brüche, wie
es in 6 veranschaulicht ist.
-
Eine
auffällige
Eigenschaft von DIME ist seine offensichtliche Selektivität für Tumoren
in vivo. Wir führten
Versuche zum Arzneistoffinetabolismus und zur zellulären DIME-Aufnahme
durch, um diese Eigenschaft weiter zu charakterisieren. Die Inkubation
von Zellen in Kultur mit [14C]-DIME unter den vorher
beschriebenen Bedingungen, Bauer et al., 1996, "Modification of Growth Related Enzymatic
Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity of a ras-Transformed
Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with 5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone
(INH2BP)",
Intl. J. Oncol.. 8: 239–252,
führte
zur zellulären
Aufnahme des Arzneistoffs in eine Form, die nicht aus Zellen mit
PBS ausgewaschen werden kann, die nicht radioaktives DIME enthalten,
das in derselben Konzentration vorliegt, die extrazellulär während der
Inkubation zugesetzt wird (vgl. 2). Die Arzneistoffaufnahmerate
ist signifikant höher
in Zellen (z.B. MDA-MP-231), die am leichtesten durch DIME getötet werden,
im Vergleich zu weniger DIME-empfindlichen Zellen (Tabelle 9). Wir
entwickelten einen transformierten Phänotyp der normalen Nierenzelle,
CV-1 Zellen, die einen Verlust an Kontakthemmung und eine rasche
Verdopplungszeit (12 Stunden im Vergleich zu 54 Stunden des nichttransformierten
Phänotyps)
zeigen. Wie in Tabelle 9 gezeigt, nahmen die tumorigenen transformierten
Zellen im allgemeinen DIME rascher auf als nichttransformierte Zellen
(CV-1) oder Zellen, die weniger empfindlich gegen Töten durch
DIME waren (z.B. E-ras 20). Etablierte Zelllinien haben eine Unsterblichkeitskrise
durchgemacht, somit sind sie nicht genau physiologisch arbeitende
Zellen, und unsere Ergebnisse für
die Arzneistoffaufnahme und das offensichtliche Fehlen von DIME-Toxizität in vivo
legen nahe, dass normale Zellen im unversehrten Tier kein oder sehr
wenig DIME aufnehmen können.
Andererseits metabolisieren (entestern) Homogenisate von Organen
normaler Mäuse DIME
wirksam, wie es in Tabelle 10 veranschaulicht ist. Die höchste Rate
von "DIME-Esterase"-Wirksamkeit trat bei Gehirnhomogenisat
auf.
-
TABELLE
9 Aufnahme
von DIME
-
Zelluläre Konzentration
von DIME durch vier Zelltypen nach einer 24-stündigen Inkubation (siehe Verfahren).
a μM;
b Die Konzentration von DIME wurde gewählt, die
100% Wachstumshemmung verursacht, wobei 20 bis 50 × 10
4 anhaftende Zellen/cm
2 hinterlassen
wurden. TABELLE
10 Esterasespaltung
von DIME zu seiner Carbonsäure
a in verschiedenen Gewebehomogenisaten
- a Verbindung 6
in Tabelle 7. b In nmol, Isoliert durch
Dünnschichtchromatographie,
ausgehend von 20,0 mol [14C]-DIME inkubiert
in 2,0 ml Homogenisat bei 37°C
für 4 Stunden.
Die Cpm-Werte weisen
eine Streuung von ±2%
auf. Die spezifische Radioaktivität des [14C]-DIME
war 20470 cpm/nmol.
-
Die
Korrelation von Arzneistoffinetabolismus und tumorizider Wirkung
von DIME wurde auch in Versuchen mit menschlichen Lungentumorzellen
(A-549) gezeigt. Wie es in 4 gezeigt
ist, spalten A-549 Zellen leicht die Esterbindung (R2)
in DIME, während
Hemmung der Esterase-Wirksamkeit
mit Bis-[p-nitrophenyl]phosphat, Heymann et al., 1968, "Inhibition of Phenacetin
and Acetanilide-Induced Methemoglobinemia in the Rat by the Carboxyl
Esterase Inhibitor of bis-[p-Nitrophenyl] Phosphate", Biochem. Pharmacol.
18: 801–811,
zu viel wirksamerer Zelltötung
durch DIME an A-549 Zellen führte,
wie man in V sieht. Ein Vergleich
der das Zellwachstum hemmenden Wirkung von DIME auf verschiedene
Krebszellen, ausgedrückt
in DIME-Konzentration, die 50% Zellhemmung in 3 Tagen verursacht,
ist in Tabelle 11 zusammengefasst. Ein Zeitverlauf der Wirkung von
DIME bei 0,5, 1,0 und 2,0 μM
Endkonzentration auf MDA-MB-231 Zellen ist in 6 veranschaulicht.
-
Tabelle
11 Wirkung
von DIME auf verschiedene menschliche Krebszelllinien
-
Für DIME-Einwirkungsversuche
wurden Zellen in 2 cm2 Vertiefungen bei
einer Dichte von 2 × 104 Zellen/cm2 ausgesät. DIME
bei verschiedenen Konzentrationen wurde dem Medium zum Zeitpunkt
der Aussaat zugesetzt. Die Zellkulturen wurden dann 3 Tage inkubiert
(bei 37°C
in 5%iger CO2-Atmosphäre).
-
DIME
ist insofern ein einzigartiges tumorizides Molekül, als es keine makroskopisch
beobachtete Toxizität
in vivo außer
bei Tumorzellen, die bei unversehrten Tieren wachsen, aufzuweisen
scheint. Aus Arzneistoffaufnahme-Assays erscheint es offensichtlich,
dass Zellen, die für
Zelltötung
durch DIME empfindlich sind, den Arzneistoff am begierigsten aufnehmen.
Die Replikation von Nicht-Krebszellen, die in Kulturen wachsen, wird
auch in unterschiedlichen Ausmaßen
durch DIME gehemmt (nicht gezeigt), während der Arzneistoff in vivo
keine Toxizität
zeigt. Deshalb scheint es wahrscheinlich, dass sich die Durchlässigkeit
der Zellen für
DIME in Zellkulturen von in vivo arbeitenden Zellen unterscheidet.
Die Gründe
für diese
offensichtliche Tumorspezifität
können
wohl von Unterschieden zwischen einer – bisher unbekannten – Zellmembraneigenschaft
von in Kultur gewachsenen Zellen und in Geweben von Tieren wachsenden
Zellen, einem Gegenstand für
weitere Untersuchungen, abhängen.
Dieser offensichtliche Permeabilitätsunterschied für DIME zwischen
(sowohl Tumor- als auch Nicht-Tumor-)
Zellen, die in Zellkulturen gewachsen sind, und in vivo arbeitenden
Zellen gilt nicht für
in vivo wachsende Tumorzellen, Kun et al., 1996, "Induction of tumor
apoptosis by methyl-3,5- diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)
benzoate (DIME)",
Zusammenfassung Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829, da sie in
vivo durch DIME-Fütterung
getötet
werden, Kun et al., 1996, "Induction
of tumor apoptosis by methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy) benzoate (DIME)", Zusammenfassung
Nr. 102, Int. J. Oncol. 9: Beilage 829. Die in vivo gegebenen DIME-Dosen
(0,25–1,0
g/kg) überschreiten
außerordentlich
die extrazelluläre
tumorizide Konzentration, die mit Zellkulturen erhalten wird (0,5–2,0 μM), was veranschaulicht,
dass Tumorzellen in vivo einen kleinen Teil des in vivo verabreichten
DIME aufnehmen können,
und in vivo wachsende Tumorzellen scheinen die gleiche Empfindlichkeit
für DIME
wie in Zellkulturen behalten zu haben, d.h. Tumorzellen in Kultur und
in vivo zeigen eine ähnliche
Arzneistoffaufnahme. Die Ähnlichkeit
von Tumorzellmembranen in vivo mit in Zellkulturen wachsenden Zelllinien
scheint eine neue Neigung von Tumorzellen zu sein, die eine weitere
Analyse erfordert. Zusätzlich
zu der offensichtlichen in vivo Selektivität für DIME-Eindringen in Tumoren
unterscheiden sich Tumorzellen von normalen Zellen, die im Allgemeinen,
außer
im Fall von A-549 Zellen (Lungenkrebs), keine nachweisbare DIME-Esterasewirksamkeit
aufweisen (nicht gezeigt).
-
Untersuchungen
an diesen Zellen (4,5) veranschaulichen
auffallend, dass DIME selbst, nicht sein Esterase-erzeugter Metabolit,
das tumorizide Molekül
ist. Wie man aus Tabelle 8 sieht, stärkt der Ersatz der Methylestergruppe
von DIME (R2) durch die längerkettige
Ethylestergruppe oder durch Amidgruppen noch beträchtlich
die Antitumorwirksamkeit bestimmter DIME-Analoge auf E-ras 20 Zellen.
In dieser Studie ist nur DIME in einigen Einzelheiten analysiert
worden, aber verschiedene "wirksame" DIME-Analoge verdienen
auch weitere Beachtung, da es möglich
ist, dass diese zelluläre
und in vivo-Wirkungen aufweisen können, die für einen zusätzlichen chemotherapeutischen
Verwendungszweck ausgenutzt werden können. Was die Iodatome in DIME
und seinen Analogen betrifft, erlegen diese sperrigen Atome zweifellos
Konformationsbeschränkungen
zwischen den zwei Benzolringen auf und gleichzeitig können entscheidende
bestimmende Faktoren im Zelleindringen vorliegen.
-
BEISPIEL 10: Wirkung von
DIME auf Zell- und Kernmorphologie
-
Das
Folgende stellt weitere Hinweise hinsichtlich des breiteren Konzepts
der Verwendung von Thyroxinanalogen beim Behandeln einer großen Auswahl
von Krebsgeschwüren
bereit. Wir haben berichtet, dass DIME ein starker Auslöser des
Zelltods in Tumorzellen in Zellkulturen und in vivo ist. Die selektive
tumorizide Wirkung wird höchstwahrscheinlich
durch selektives Eindringen dieses Arzneistoffs in Tumorzellen in
vivo erklärt,
Mendeleyev et al., 1997, "Structural
Specificity and Tumoricidal Action of Methyl-3,5-Diiodo-4-(4'-Methoxyphenoxy)Benzoate
(DIME)," Intl. J.
Oncol., in Druck. Wie es hier beschrieben ist, führt die Einwirkung von 1 bis
4 DIME auf Tumorzellen zu zytologischen Änderungen und einer Mitoseblockade,
was die Beteiligung verschiedener biochemischer Wirkstellen von
DIME vorhersagt. Es war wichtig, vor der Analyse der Stellen auf einem
biochemischen Niveau zuerst die zelluläre Wirkungsweise von DIME durch
zytometrische Verfahren zu definieren. Das vorliegende Beispiel
ist mit der Wirkung von DIME auf Zell- und Kernmorphologie und die
Progression durch die Mitose befasst.
-
10.1 Mikroskopische Morphologie
-
Die
mikroskopische Morphologie von E-ras Zellen wurde durch früher berichtete
Techniken untersucht, Mendeleyev et al., 1997, "Structural Specificity and Tumoricidal
Action of Methyl-3,5-Diiodo-4-(4'-Methoxyphenoxy)
Benzoate (DIME)," Intl.
J. Oncol., in Druck; Bauer et al., 1996, "Modification of Growth Related Enzymatic
Pathways and Apparent Loss of Tumorigenicity of a ras-Transformed
Bovine Endothelial Cell Line by Treatment with 5-Iodo-6-amino-l,2-benzopyrone
(INH2BP)".
-
10.2 Vorbereitung zur
Sichtbarmachung der M-Phase
-
Die
MDA-MB-231 Zelllinie wurde von ATCC (Rockville, MD, USA) erhalten
und die Zellen wurden in T-75 Kolben bei 37°C in Minimum Essential Medium-α, ergänzt mit
10% FCS gezüchtet.
Bei Kontrollen, die kein DIME erhielten, wurde den Kulturen 4 Stdn.
vor der Sammlung der Metaphase-blockierten Zellen und Vorbereitung
von Zellspreizungen 0,1 μg/ml
Colcemid zugesetzt. Die Wirkungen von DIME und Colcemid sind hinsichtlich
Zellzyklus-Blockade
in der M-Phase nicht zu unterscheiden; deshalb wurde, wenn die Wirkungen
von DIME auf Metaphasespreizungen geprüft wurden, kein Colcemid zugesetzt.
Zellen (107) wurden aus 5 minütiger T-75
Trypsinisierung mit 0,025% Trypsin isoliert und durch Zentrifugation
sedimentiert, erneut suspendiert und 10 Min. in 10 ml 75 mM KCl-Lösung bei
37°C gehalten,
erneut sedimentiert und in 10 ml Methanol-Essigsäure mit vier aufeinanderfolgenden
Wechseln von Methanol-Essigsäure
fixiert. Eine Teilmenge der endgültigen
Zellsuspension (100 μl)
wurde auf mit Ethanol gereinigte Objektträger getropft und luftgetrocknet.
-
10.3 In Situ-Hybridisierung
-
Proben,
die für
menschliche Chromosomen spezifisch sind, wurden von ONCOR (Gaithersburg,
MD, USA) erzeugt. Die Hybridisierung wurde durch eine Abänderung
des Verfahrens durchgeführt,
das von Pinkel et al., 1986, "Cytogenetic
Analysis Using Quantitative High-Sensitivity
Fluorescence Hybridization," Proc.
Natl. Acad. Sci. U.S.A. 83: 2934–2938 beschrieben ist. Die
auf dem Objektträger
befestigten Zellen wurden 10 min mit Pepsin (20 μg/ml in 0,01 N HCl) bei 37°C behandelt
und dann in Folge mit 70%igem, 85%igem und 100%igem Ethanol dehydratisiert,
dann wurde die DNA durch Eintauchen in 70%iges Formamid, gefolgt
von 2 × Standard-Salz-Citrat
(1 × SSC
ist 0,5 M NaCl, 0,015 M Natriumcitrat, pH 7,0) für 2 Min. bei 70°C denaturiert, und
in Ethanol dehydratisiert, wie es vorstehend beschrieben ist. Das
Hybridisierungsgemisch in einem 10 μl Gesamtvolumen bestand aus
50%igem Formamid, 2 × SSC,
10% Dextransulfat, 0,5 μg
Heringsperma-DNA und 1–5 μg Proteinase
K-behandelter menschlicher Plazenta-DNA. Sowohl Heringsperma-DNA
als auch menschliche Plazenta-DNA wurden vorher mit Ultraschall
zu 200–600
Basenpaarfragmenten behandelt und 40 ng digoxigeninylierte Proben-DNA
(5 Min. bei 70°C
denaturiert) zugesetzt und 1 Std. inkubiert bei 37°C. Dieses
Gemisch wurde auf Objektträger,
die die fixierten Zellen enthielten, gebracht, unter einem Deckglas
verschlossen und 2 bis 3 Tage bei 37°C inkubiert. Nach Abschluss
der Hybridisierung wurden die Objektträger bei drei Wechseln (3 × 5 Min.)
von 50%igem Formamid, 2 × SSC,
pH 7,0, und zweimal in PN-Puffer (bestehend aus einem Gemisch aus
0,1 M NaH2PO4 und
0,1 M NaHPO4, 0,1% Nonidet P-40, pH 8,0)
bei 45°C
gewaschen, dann mit 5 μg/ml
Antidigoxigenin FITC, 2 μg/ml
Kaninchen-Anti-Schaf FITC (Boehringer Mannheim) in PNM Puffer (der
5%ige fettfreie Trockenmilch, die 0,02% Natriumazid enthält, nach
Zentrifugation, um Feststoffe zu entfernen, ist) für 20 Min.
bei Raumtemperatur behandelt, nach jeder Inkubation zweimal 3 Min.
in PN-Puffer gewaschen und mit 0,4 μM DAPI (4,6-Diamino-2-phenylindol)
in Antifade-Lösung
(Vector labs, Burlingame, CA, USA) auf DNA angefärbt. Die Objektträger wurden
in einem Zeiss Fluoreszenzmikroskop, das mit einem Mehrfachbandpassfilter
(Chroma Technology, Brattleboro, VT, USA) ausgerüstet war, betrachtet, um die
Zahl von FISH-Signalen in jedem Kern zu bestimmen.
-
10.4 Zeitraffervideomikroskopie
-
Zellen
in verschlossenen T-25 Gewebekulturkolben wurden in eine temperaturkontrollierte
Inkubationskammer gestellt, die so gebaut ist, dass sie ein umgekehrtes
Phasenkontrastmikroskop einschließt. Die Kammer wurde von umgebendem
Raumlicht abgeschirmt. Alle 5 Min. wurde das Mikroskoplicht 12 Sek.
eingeschaltet, während
welcher Zeit ein Bild durch ein Bildgebungssystem, die von Compix,
Inc. (Mars, PA, USA) erhalten wurde, festgehalten wurde. Die Bildfolgen
wurden mit Software von derselben Firma analysiert.
-
10.5 Durchflusszytometrie
-
Zellen,
die verschiedenen Behandlungen ausgesetzt wurden, wurden zur Konfluenz
wachsen gelassen, trypsinisiert und mit phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS)
gewaschen. Zur Kernanalyse wurden die Zellen in Vindelov-Citratzellpuffer:
Saccharose 250 mM, Trinatriumcitrat·2H2O
40 mM, DMSO 50 ml in 1000 ml Lösung,
pH 7,6 fixiert. Normale menschliche Lymphozyten, die aus Blut erhalten
wurden, wurden als Kontrollen verwendet. Jede Zellprobe und Kontrolle
wurde mit einem Hämozytometer
gezählt
und die Zellkonzentration wurde auf 2 × 106 Zellen/ml
eingestellt. Zwei Millionen Zellen aus jeder Zelllinie in einem
Gesamtvolumen von 2 ml wurden zweimal mit frischem PBS gewaschen,
30 Min. mit 200 μg/ml
RNAase bei 37°C
behandelt und 45 Min. mit 10 μg/ml
Propidiumiodid angefärbt.
Die durchflusszytometrische Analyse wurde an einem FACScan Labortisch-Durchflusszytometer
(Becton-Dickinson, San Jose, CA, USA) durchgeführt, das mit einem luftgekühlten Argonlaser
ausgerüstet
war, der auf 488 nm abgestimmt war. Zwanzigtausend Ereignisse wurden
Sechsparameterlistenmodalwertdaten zur Analyse und Archivierung
gesammelt. Zwei Streulichtparameter (vorwärts und zur Seite), Propidiumiodidfluoreszenz,
gemessen bei 575/26 nm und oberhalb von 620 nm, und Dublettauflösung durch
Fluoreszenz-Impulsbreite
und Fläche
wurden bei 1024 Datenkanalauflösung erfasst.
Der Erfassungsgrenzwert wurde auf Propidiumiodid-positive Ereignisse
oberhalb von Kanal 100 gesetzt. Ausblenden, um kleine Fremdkörper, große Klumpen
und Zelldubletts auszuschließen,
wurde nach der Erfassung erledigt.
-
10.6 Immunozytochemie
-
Zellen
wurden in Methanol 5 Min. bei –20°C fixiert.
Der primäre
Antikörper
war monoklonales Anti-β-tubulin
der Maus (Amersham) und der sekundäre Antikörper von der Ziege, konjugiert
an Fluoresceinisothiocyanat von Cappel (Durham, NC, USA). Die DNA
der Kerne wurde durch zehnminütige
Inkubation in 0,05 μg/ml 4',6-Diamidino-2-phenylindol
(DAPI angefärbt.
Die angefärbten
Zellen wurden entweder mit einem Zeiss 40 × Plan-Neofluar- oder einem
Nikon 60 × PlanApo-Objektiv
betrachtet. Zur Klassifizierung der Zellen in der Mitosephase wurden
Prophase und Metaphase in einer einzigen Kategorie zusammgefasst,
da es schwierig war, die späte
Prophase von der Metaphase zu unterscheiden.
-
10.7 Ergebnisse
-
Die
Wirkungen auf die Zellmorphologie nach einer 18–24-stündigen Inkubation von E-ras
20 Zellen mit 4 μM
DIME werden in 10 veranschaulicht. Die Tumorzellen
dehnten sich aus und zahlreiche Mikrokerne erschienen, wie besonders
bei 300-facher Vergrößerung zu
erkennen ist. Die Art dieser zytologischen Veränderungen wurde weiter untersucht.
Die durchflusszytometrische Analyse (11), die
an menschlichen MDA-MB 231 Mammakarzinomzellkernen durchgeführt wurde,
zeigte, dass sich durch 18-stndige Arzneistoffeinwirkung Kerne mit
einem G2-Gehalt von DNA angesammelt hatten, was eine Blockierung
der M-Phase anzeigt.
-
Die
vorstehende Beobachtung veranlasste uns, die Kinetik des Eintritts
in die Mitose in Zellen, die DIME ausgesetzt wurden, zu untersuchen.
Die Zellen wurden in Medium, das 1 μM DIME enthielt, inkubiert und
durch Zeitraffervideomikroskopie beobachtet, wie es in Materialien
und Verfahren beschrieben ist. 12 zeigt
Bilder, die eine 13-stündige
Verzögerung
in der Mitose, gefolgt von einer unregelmäßigen Teilung in 6 Tochterzellen
veranschaulichen. Im Gegensatz dazu verzögerten sich die Kontrollzellen
etwa 0,5 Stdn. in der Mitose (siehe 13) und
teilten sich immer, wobei genau 2 Tochterzellen erhalten wurden
(Daten sind nicht gezeigt).
-
Die
Zeitraffervideomikroskopie ermöglichte
es uns auch, das Schicksal der Tochterzellen, die aus der unregelmäßigen Zellteilung
resultieren, die vorstehend beschrieben wurde, zu überwachen,
Zwanzig Prozent der in Gegenwart von 1 μM DIME gesehenen Mitose lieferte
Tochterzellen, die verschmolzen (Tabelle 12), wobei häufig große mehrkernige
Zellen des Typs, den man in
10 sieht,
erhalten wurden. Kontrollzellen zeigten keine solche Teilung, gefolgt
von Verschmelzung. TABELLE
12 DIME
löst die
Verschmelzung zwischen Tochterzellen nach der Mitose aus
- aMitosen wurden
während
kontinuierlicher Einwirkung von DIME auf die Zellen durch Zeitraffervideomikroskopie überwacht; bVerschmelzung der Tochterzellen trat normalerweise
innerhalb Minuten nach der Zytokinese auf und beteiligte 2–5 Tochterzellen.
-
Die
Zellteilung, die in Gegenwart von 1 μM DIME stattfand, wurde untersucht,
um quantitativ die Zahl der Tochterzellen abzuschätzen, die
aus jeder Mitose resultiert (14). Die
Zahl der Tochterzellen lag im Bereich von 1 bis 6 pro Mitoseereignis.
Im Gegensatz dazu teilten sich die Kontrollzellen immer (33/33),
wobei 2 Töchter
erhalten wurden. So folgte der Arzneistoff-induzierten langen Verzögerung in
der Mitose, die vorstehend beschrieben ist, ein höchst unnormales
Zellteilungsmuster.
-
15 zeigt
die Geschwindigkeiten, bei denen die in 1 μM DIME inkubierten Zellen und
die Kontrollzellen in die Mitose eintraten. Die Kurven sind fast übereinstimmend,
was anzeigt, dass DIME nicht die Geschwindigkeit beeinflusste, bei
der die Zellen die Interphase durchliefen. Im Gegensatz dazu wurde
die durchschnittliche Zeitdauer, die jede Zelle in der Mitose verbrachte,
mehr als 20-fach durch den Arzneistoff gesteigert (13).
Dass die durch DIME blockierten Zellen in einer runden Konfiguration
tatsächlich
in der Mitose waren, wurde durch ihr gekürztes und ausgedehntes Chromatin
(16) und unnormale Mitosespindeln (17)
bestätigt.
-
Chromosomenanalysen
durch in situ-Hybridisierung der Metaphasenkerne wurden mit für die Chromosomen
1, 2, 7, 11 und 19 spezifischen Untersuchungen durchgeführt. Sie
alle lieferten ähnliche
Ergebnisse; deshalb ist nur Chromosom 19 veranschaulicht. Repräsentative
Ergebnisse sind für
Chromosom 19 in den 16 A, B und C gezeigt. In allen
Fällen
wurden MDA-MB-231 (menschliche Brustkrebs-) Zellen verwendet. 16A zeigt die in situ-Hybridisierung an Chromosom 19. Die
18-stündige
Einwirkung von 1 μM
DIME hatte keine nachweisbare Wirkung; deshalb stellen die 16A und 16B sowohl
Kontroll- als auch arzneistoffbehandelte Zellen dar. 16B ist die DNA-Anfärbung (DAPI), wobei die Übereinstimmung
der DNA-Anfärbung mit
Chromatin veranschaulicht wird, während 16A für Chromosom
19 angefärbt
ist. Jedoch induziert die 5-tägige
Arzneistoffeinwirkung auf die Zellen (1 μM DIME) eine große Akkumulation
von Metaphasenchromatin in einigen Zellen mit etwa 40 Chromosom-l9-Signalen
und über
100 Chromosomen (16C). Es konnte kein Hinweis
auf einen Chromosomenbruch erhalten werden, auch wenn diese Arzneistoffbehandlung
letztendlich Zellen tötet,
Mendeleyev et al., 1997, "Structural
Specificity and Tumoricidal Action of Methyl-3,5-Diiodo-4-(4'-Methoxyphenoxy)
Benzoate (DIME)," Intl.
J. Oncol. 10: 689–695.
-
Die
Struktur der Mitosespindel nach 18-stündiger Einwirkung von 1 μM DIME ist
in 17 dargestellt. 17A ist
die Tubulin-angefärbte
Mitosespindel in nicht arzneistoffbehandelten MDA-MB-231 Krebszellen. 17B zeigt die Veränderungen nach 18-stündiger Arzneistoffeinwirkung,
die aus auffälligen
Abnormitäten der
Tubulinverteilung bestanden. Diese vielzentrischen Strukturen wurden
nach 5-tägiger
Einwirkung von 1 μM DIME
(17C) noch mehr ausgeweitet. Die zelluläre vielzentrische
Verteilung von Tubulin (17E und 17C) scheint der Kernbildung von Tubulin
durch zugesetzte Zentrosomen in vitro ähnlich, wie es von Mitchison et
al., 1984, "Microtubule
Assembly Nucleated by Isolated Centrosomes", Nature 312: 232–237 gezeigt ist. Jedoch waren
wir außerstande,
eine unnormale Zahl von Zentrosomen durch Immunofluoreszenz (Daten
sind nicht gezeigt) festzustellen; somit kann die sichtbare vielzentrische
Kernbildung von Tubulin nach 18-stündiger DIME-Behandlung (1 μM) nicht
direkt mit den Zentrosomen in Beziehung gebracht werden. Diese Bilder
sagen nicht vorher, ob 1 μM
DIME die Tubulindepolymerisation induziert oder die erneute Polymerisation
hemmt oder nicht.
-
In
vorbereitenden Untersuchungen (Daten sind nicht gezeigt) haben wir
auch das Verhalten bestimmter Spindel-assoziierter Proteine mit
der immunozytologischen Technik untersucht. Cdc-2 Kinase war in
Abwesenheit von 1 μM
DIME nicht mit der Spindel assoziiert, aber die 18-stündige Einwirkung
des Arzneistoffs auf die Zellen zeigte Induktion der cdc-2-Kinase-Spindelbindung. Die
Arzneistoffbehandlung veränderte
nicht das Muster der Anfärbung
durch Antiserum für
das zentrosomale Protein Pericentrin, da nur zwei Foci gesehen wurden.
Die Cyclin B-Mikrotubulus-Spindelassoziation blieb auch unverändert. Jedoch
induzierte der Arzneistoff eine unnormale Organisation der Spindelpolzentren,
die noch an Cyclin B gebunden sind. Die Proteinphosphatase 2a (pp2a)-Spindelassoziation
wurde genau wie die von Pericentrin oder Cyclin B nicht durch die Arzneistoff-Behandlung
(1 μM für 18 Stdn.)
beeinflusst.
-
Diese
sondierenden Untersuchungen umfassen die Basis weiterer zellbiologischer
Forschung. In vorbereitenden Versuchen wurde auch die mögliche Rolle
von Phosphatasen bei den Protein-Spindelassoziationen
geprüft.
Die 18-stündige
Einwirkung von 100 nM extrazellulär zugesetzter Okadainsäure hob
nur die cdc-2 Kinase- und pp2a-Spindelassoziation auf, was auf die
Beteiligung der Proteinphosphatasen hindeutet (Daten sind nicht
gezeigt).
-
Diese
Ergebnisse scheinen zwischen frühen
Wirkungen von 1 μM
DIME, die innerhalb von 18–24 Stunden
nach der Arzneistoffeinwirkung stattfinden, und späten Folgen
zu unterscheiden, die man hier in den Chromosomenzahlen sieht, die
sich nach 5 Tagen der Arzneistoffbehandlung entwickeln. Jedoch ist
es wahrscheinlich, dass späte
Ereignisse lediglich eine Kaskade zellulärer Reaktionen widerspiegeln,
die durch die Bindung von DIME an bestimmte zelluläre Stellen
eingeleitet werden. Frühe
Ereignisse schließen
merkliche zytologische Veränderungen
ein, speziell das Erscheinen großer mehrkerniger Zellen. Es
ist gut bekannt, dass die Bildung von Mikrokernen nach einem Strahlenschaden
auftritt, der aus dem Versagen azentrischer Chromosomenfragmente
besteht, eine Kernwanderung zu den Polen während der Anaphase aufgrund
des Fehlens von Kinetochoren und Mikrotubulus-Spindel-Befestigung
durchzumachen, J. S. Bedford, 1991, "Sublethal Damage, Potentially Lethal
Damage, and Chromosomal Aberration in Mammalian Cells exposed to
Ionizing Radiation," J.
Radiation Oncol. Biol. Phys. 21: 1457–1469. Zeitrafferuntersuchungen
haben gezeigt, dass Vinblastinsulfat auch Metaphase-blockierte mehrkernige
Zellen induziert, Kirshan, 1968, "Time Lapse and Ultrastructure Studies
on the Reversal of Mitotic Arrest Induces by Vinblastine Sulfate
in Earl's L Cells," J. Natl.
-
Cancer
Institute 41: 581–595,
die an die hier gezeigten Ergebnisse (10) erinnern,
doch Vincaalkaloide zeigen auch ernste toxische Wirkungen bei Tieren,
während
DIME dies nicht tut. Die Überexpression der
Proteinphosphatase 2a (pp2a) induziert auch eine Mehrfachkernbildung,
Wera et al., 1995, "Deregulation of
Transitional Control of the 65 kDa Regulatory Subunit (PR65 Alpha)
of Protein Phosphatase 2A leads to Multinucleated Cells," J. Biol. Chem. 270:
21374–21381,
was deutlich zeigt, dass der Mechanismus der Entwicklung dieses
komplexen Vorgangs (Mehrfachkernbildung) eine Vielfalt wahrscheinlich
zusammenhängender enzymatischer
Aktivitäten
zur Folge haben kann. Diese Ergebnisse zeigen eine Aktivierung von
pp2a in DIME-Zellen (l.c.l), eine Wirkung, die wahrscheinlich an
einer direkten Wirkung von DIME auf dieses Enzym liegt. Die Beteiligung
verschiedener zellulärer
Enzyme an der Wirkungsweise von DIME ist der Gegenstand eines gesonderten
biochemischen Berichts.
-
Eines
der am leichtesten zu beobachtenden zellulären Phänomene, die durch DIME induziert
werden, ist eine Blockade in der M-Phase (11 und 13),
der Wirkung von Colcemid oder insbesondere Vincaalkaloiden, die
durch DIME ersetzt werden können,
sehr ähnlich.
Späte Wirkungen
von DIME (nach 5 Tagen), wie sie durch DNA-Fluoreszenz-Hybridisierung
mit Proben auf Chromosomen 1, 2, 7, 11 und 19 veranschaulicht sind,
sind das Ergebnis einer Akkumulation von Chromosomen aufgrund des
Fehlens der Zellteilung. DIME weist keine sichtbare direkte Wirkung
auf DNA auf. Die Schnitte in doppelsträngiger DNA (12 in Mendeleyev
et al., 1997, "Structural
Specificity and Tumoricidal Action of Methyl-3,5-Diiodo-4-(4'-Methoxyphenoxy)
Benzoate (DIME)," Int.
J. Oncology 10: 689–695,
sind nachgeordnete Folgen der Wechselwirkung von DIME mit Krebszellen
und spiegeln höchstwahrscheinlich
die Hochregulierung von DNA-Endonucleasen wider, die in DIME-behandelten
Zellen auf dem Weg einer indirekten Aktivierung der Poly(ADP-ribose)glycohydrolase
(Fußnote
I in Ref. 1) de-poly-ADP-ribosyliert
werden. Die Endonuclease-Aktivierung mag nicht der einzige einzelne
Anlass des programmierten Zelltods durch DIME sein, da bekannt ist,
dass verschiedene molekulare Mechanismen zu Apoptose führen können, Wertz
et al., 1996, "Diverse
Molecular Provocation of Programmed Cell Death," TIBS 21: 359–364. Die Entwicklung einer
unnormalen Mitosespindel bei DIME-behandelten Zellen weist auf eine
einleitende zelluläre
Wirkung von DIME auf das Tubulinsystem hin, von dem gut bekannt
ist, dass es eine entscheidende Rolle bei der Zytokinese spielt,
Murray et al., 1993, "The
Cell Cycle: An Introduction," Oxford
University Press, New York.
-
Da
DIME ein "hormonell
inaktives" Schilddrüsenhormonanalog
ist, kommt die faszinierende Frage auf, ob metabolische Vorstufen
(oder Kataboliten) von Schilddrüsenhormonen
bei der physiologischen Differenzierungserhaltung, wobei sie als „Antimalignitäts"-Korrektur-Regulatoren dienen,
eine Rolle spielen können
oder nicht. Eine Suche nach Schilddrüsenhormonmetaboliten mit tumorizider
Wirkung scheint berechtigt.
-
BEISPIEL 11: Wirkung auf
Tubulinpolymerisation
-
In
den folgenden Versuchen hemmt das hormonell inaktive Schilddrüsenhormonanalog,
DIME, in 1 bis 5 μM
Konzentrationen die GTP-abhängige
Polymerisation von MTP, wie durch einen optischen Versuch bestimmt
wird. Diese Hemmung ist entscheidend von der GTP-Konzentration abhängig. Die quantitative Korrelation
zwischen den Konzentrationen von DIME und GTP unter den Bedingungen
einer linearen MTP-Polymerisationsrate folgt einer Michaelis-Menten-Kinetik und
die Hemmung stellt einen "gemischten" Typ dar, wobei km
für GTP
und Umax gleichzeitig verändert werden.
Chemische Analoge von DIME hemmen die MTP-Polymerisation parallel zu ihrer antitumorigenen
Wirkung in vivo. Die MTP-Stelle ist eine der frühen zellulären Ansprechstellen von DIME.
-
Die
Einwirkung von 1 μM
DIME auf menschliche Brustkrebszellen (MDA-MB-231) induzierte unnormale
Spindelstrukturen innerhalb von 18 Stunden Arzneistoffbehandlung;
somit scheint eine vermutliche DIME-Mikrotubulus-Protein (MTP)-Wechselwirkung
ein Bestandteil früher
zellulärer
Reaktionen auf den Arzneistoff zu sein, Zhen et al., 1997, "Cellular Analysis
of the mode of action of Methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)benzoate (DIME) on tumor
cells, Intl. J. Oncol.. Unnormale Spindelstrukturen könnten das
Ergebnis einer DIME-MTP-Wechselwirkung
oder Reaktionen von DIME mit Bestandteilen des Mikrotubulus organisierenden
Zentrums oder mit bisher undefinierten Systemen nacheinander oder
gemeinsam sein. Da die zeitabhängige
quantitative Analyse des MTP-Systems in situ für die Messung der Anfangsgeschwindigkeit
ungeeignet ist, passten wir das in vitro Anordnungssystem von Neurotubuli
als Modell für
eine quantitative Analyse der Wechselwirkung von DIME mit MTP an.
Wie von Gaskin et al., 1974, "Turbidimetric
studies of the in vitro assembly and disassembly of porcine neurotubules", J. Mol. Biol. 89:
737–758;
und Kirschner et al., 1974, "Microtubules from
mammalian brain: some properties of their depolymerization products
and a proposed mechanism of assembly and disassembly", Proc. Natl. Acad.
Sci. U.S.A. 71: 1159–1163
gezeigt, ist dieses System zur kinetischen Untersuchung der MTP-Anordnung
in vitro geeignet. Der Zeitverlauf der MTP-Anordnung besteht aus
Einleitungs-, Ausbreitungs- und Abschlussschritten, Gaskin et al.,
1974, "Turbidimetric
studies of the in vitro assembly and disassembly of porcine neurotubules", J. Mol. Biol. 89:
737–758.
Die Geschwindigkeit der Ausbreitung unter definierten Bedingungen
ist ausreichend linear, um eine kinetische Analyse zu erlauben, die
hinsichtlich der DIME- und GTP-Konzentrationen ausgewertet werden
kann. Wie wir hier zeigen, tritt die Hemmung der MTP-Anordnung durch
DIME in demselben Bereich von Arzneistoffkonzentrationen auf, wie
er erforderlich ist, um die Tumorentstehung in vivo zu hemmen oder
die Zellreplikation zu hemmen oder letztendlich den Zelltod zu induzieren;
Mendeleyev et al., 1997, "Structural
specificity and tumoricidal action of methyl-3,5-diiodo-4-(4'-methoxyphenoxy)
benzoate (DIME)" Int.
J. Oncol. 10: 689–695
und vorstehende Tabelle 8; deshalb ist die DIME-MTP-Wechselwirkung
höchstwahrscheinlich
ein Bestandteil des offensichtlich pleiotropen zellulären Wirkungsmechanismus
von DIME.
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11.1 Isolierung von Mikrotubulus-Proteinen
(MTP)
-
Die
Präparation
von MTP und ein optischer Versuch zur Polymerisation wurde aus veröffentlichten Verfahren übernommen,
Gaskin et al., 1974, "Turbidimetric
studies of the in vitro assembly and disassembly of porcine neurotubules", J. Mol. Biol. 89:
737–758;
Tiwari et al., 1993, "A
pH and temperature-dependent cycling method that doubles the yield
of microtubule protein",
Anal. Biochem. 215: 96–103.
Rinder- oder Kaninchengehirn wurde in einem gleichen Volumen von
eiskaltem Puffer, der 100 mM Pipes/K+ (pH
7,4), 4 mM EGTA, 1 mM MgCl2, 0,5 mM DTT
und 0,1 mM PMSF enthielt, homogenisiert und bei 39000 g 1 Stunde
bei 4°C zentrifugiert.
Dem Überstand
wurden DMSO (8% Endkonzentration) und GTP (1 mM Endkonzentration)
zugesetzt, worauf 30-minütige
Inkubation bei 37°C
folgte. Die Mikrotubuli wurden bei 100000 g bei 37°C 30 Minuten pelletiert.
Die Pellets wurden auf Eis 15 Minuten inkubiert, worauf erneute
Suspension in eiskaltem PEM-Puffer (100 mM Pipes/K+ (pH
6,9), 1 mM EGTA, 1 mM MgCl2) folgte. Dieser
Zyklus warmer Polymerisation und kalter Depolymerisation wurde noch
einmal wiederholt und das kalte, erneut suspendierte monomere MTP
(8–10 mg/ml
Protein) wurde für
den optischen Versuch zur Polymerisationskinetik verwendet. Sowohl
Kaninchen- als auch Rindergehirn lieferte identische MTP-Präparationen.
-
Die
Zusammensetzung des optischen Versuchs wird in den Legenden der
Figuren und Tabelle 12 beschrieben. Die Polymerisationsreaktion
wurde durch die Zugabe von 100 μl
MTP-Lösung
(äquivalent
zu 0,8–1,0
mg Protein) gestartet und die anfänglichen linearen Steigerungsraten
in der Extinktion bei 350 nm verfolgt und bei 37°C (siehe 1)
in einem Perkin-Elmer 552 Zweistrahlspektrophotometer, das mit einem
thermostatisch gesteuerten Küvettenhalter
ausgerüstet
war, aufgezeichnet.
-
11.2 Ergebnisse und Diskussion
-
Die
Genauigkeit der optischen Untersuchung zur Polymerisation von MTP
ist in 18 veranschaulicht. Die Versuchsbedingungen
waren die gleichen, wie sie in der Legende der Tabelle 7 angegeben
sind, nur dass die GTP-Konzentration 1 mM war (rechte Kurve) und
DIME in 4 μM
vorlag (linke Kurve). Es ist offensichtlich, dass die Rate der MTP-Polymerisation
in einer linearen Weise verläuft;
somit scheinen die Bedingungen für
maximale Polymerisationsraten, wie sie von B. Berne, 1974, "Interpretation of
light scattering from long rods",
J. Mol. Biol. 89: 755–758
definiert sind, erfüllt.
Deshalb ist es möglich,
die quantitative Korrelation zwischen [DIME] und [GTP] durch Vergleichen
der linearen Rate in Gegenwart unterschiedlicher Arzneistoff- und Aktivatorkonzentrationen
zu bestimmen. Bei 1 mM GTP-Konzentration
hemmen zunehmende DIME-Konzentrationen die MTP-Polymerisation zunehmend
(18).
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Wie
es in 20 gezeigt ist, korrelierte
die Hemmung von 1 μM
DIME quantitativ mit [GTP] und eine doppelt reziproke graphische
Darstellung erzeugte eine Hemmung vom "gemischten" Typ, Dixon et al., 1964 Enzymes, S.
234–237,
Acad. Press, Inc., New York. Sowohl Vmax als
auch km Werte wurden um fast 50% km GTP
von 6,7 μM
bis 14 μM
verändert,
während
Vmax um nahe bei 50% abnahm. Die einfachste
Interpretation einer gemischten Hemmung basierend auf der Briggs-Haldane-Gleichung
(vgl. 7) ist, dass k2, d.h. die Dissoziation
[ES] zu E und P (Produkt), direkt beeinflusst wird, was dann sowohl
km als auch Vmax verändert. Die
genaue Natur von k2 ist derzeit unbekannt
und ihre Bestimmung erfordert die Analyse der Reaktionprodukte der GTP-Hydrolyse,
eine Arbeit, über
die an anderer Stelle zu berichten ist. Allosterische Modifikationen
können auch ähnliche
Ergebnisse erreichen, Dixon et al., 1964 Enzymes, S. 234–237, Acad.
Press, Inc., New York. Der Zweck der vorliegenden Versuche ist,
die Wirksamkeit von DIME mit einigen seiner Analogen auf die MTP-Polymerisation
zu vergleichen (siehe Tabelle 12) und die Ergebnisse mit zytopathologischen
Prozessen (z.B. Hemmung der Tumorentstehung in vivo zu korrelieren.
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Es
gibt eine offensichtliche Korrelation zwischen der chemischen Struktur
von DIME und 7 seiner Analogen, die auf die MTP-Polymerisation (Tabelle
13) wirken können,
und ihrer hemmenden Wirksamkeit auf die Tumorentstehung in vivo
(vergleiche mit Tabelle 8 oder Mendeleyev et al. oben). Zum Beispiel
vermindert die Substitution in R1 von CH3O nach EtO und n-BuO zunehmend die Hemmung
der MTP-Polymerisation, fast genau parallel zur abnehmenden antitumorigenen
Wirkung (vergleiche mit Tabelle 8 oder Mendeleyev et al. oben).
Andererseits hebt die Substitution in R2 vom
Methylester zur Carbonsäure
die hemmende Wirkung auf die MTP-Polymerisation vollständig auf,
aber halbiert nur die antitumorigene Wirkung, die mit E-ras 20 Zellen untersucht
wurde (siehe Tabelle 8 und 5 oder Mendeleyev
et al. oben). Es ist möglich,
dass solche quantitativen Unterschiede zelltypspezifische Veränderungen
widerspiegeln können.
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TABELLE
13 Wirkung
von DIME und einigen Analogen bei der Mikrotubulus-Anordnung in
vitro
-
-
Das
Assaysystem bestand aus 240 μl
PEM-Puffer, der 8% DMSO und GTP (Endkonzentration 1 mM) enthielt,
10 μM Endkonzentration
an Arzneistoff (zugesetzt in 3 μl),
oder Lösungsmittelkontrolle
und 0,6 mg MTP (60 μl).
Die Mikrotubulusanordnung bei 37°C
wurde bei λ =
350 nm überwacht
und Anfangsgeschwindigkeiten wurden als mA350/Min.
berechnet. Die Kontrolle wies eine Anfangsgeschwindigkeit von 180
mA350/Min. auf. Die Werte sind Mittelwerte
zweifacher Untersuchungen.
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Die
Hemmung der MTP-Polymerisation kann höchst komplexe zelluläre Folgen
haben. Bei der Zytokinese kann diese Hemmung die Zugkräfte des
Tubulins beeinträchtigen
und die Bildung einer Teilungsfurche, die für die Zellteilung erforderlich
ist, verhindern, Burton et al., 1997, "Traction forces of cytokinesis measured with
optically modified elastic Substrate", Nature 385: 450–454. Die Hemmung der MTP-Polymerisation
durch DIME sollte mit den biochemischen Stellen dieses Arzneistoffs
korreliert werden. Wie gegenüber
Mendeleyev et al.; oben, aktiviert DIME direkt pp2-ase; deshalb
ist es notwendig, diese Wirkung mit der Mitose zusammenhängenden
Phänomenen,
die durch DIME induziert werden, zu koordinieren. Zum Beispiel wurde
vor kurzem angegeben, Kawabe et al., 1997, "HOXII interacts with protein phosphatase
pp2a und pp1 and disrupts G2/M cell cycle check point", Nature 385: 454–458, dass
pp2-ase die G2/M-Transition regulieren kann und pp2-ase auch ein
potentielles Onkogen ist, dessen Hemmung die Onkogenese fördert. Es
ist möglich,
dass die Aktivierung der Pp2-ase durch DIME der Onkogenese entgegenwirkt.
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Auf
der Grundlage dieser Versuche kann man sehen, dass Analoge vom Thyroxintyp,
wie DIME, die Mitose in Krebszellen blockieren können. Die vorliegende Erfindung
stellt ein schnelles Durchmustern auf solche Verbindungen durch
Verwendung dieser Techniken und Verwendung von Zellsortierern, Chromosomenblot
oder einer anderen DNA-Analyse in Zellen.