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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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1. BEREICH DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von gynäkologischem
Krebs und insbesondere Vorrichtungen zur Zuführung von Strahlung, die in
die Vagina und den Gebärmutterhals
von Patientinnen eingesetzt werden.
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2. BESCHREIBUNG DER VERWANDTEN
TECHNIK
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Jedes
Jahr wird in den Vereinigten Staaten bei etwa 70.000 Frauen eine
invasive gynäkologische
Malignität
diagnostiziert. Von dieser Tumorgruppe erhält schätzungsweise ein Drittel Bestrahlungen als
Teil der Behandlung oder als Gesamtbehandlung. Bei der Mehrzahl
der mit Radiotherapie behandelten Patientinnen werden niedrigdosierte
radioaktive Quellen (Brachytherapie) im Körper platziert, um die Krebsbekämpfung zu
maximieren, während
gleichzeitig aus einer solchen Behandlung hervorgehende langfristige
Normalgewebekomplikationen minimiert werden.
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Üblicherweise
erhalten Frauen mit gynäkologischem
Krebs eine Strahlentherapie als Gesamtbehandlung oder als Teil ihrer
Behandlung. Ein großer Teil
der Radiotherapie beinhaltet das Laden radioaktiver Materialien
in spezielle Applikatoren, die operativ in die Vagina der Patientin
eingesetzt werden. Seit etwa vierzig Jahren involvierte das für die niedrigdosierte
Brachytherapie von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs verwendete
Zuführungssystem
Vaginalkolpostate (Ovoide) und ein Intrauterintandem. Zu den verschiedenen
Nachteilen dieses Systems gehört,
dass im Verlaufe der Anwendung keine ausreichende Strahlendosis
zur Behandlung von Tumoren zugeführt
werden kann, die sowohl den Gebärmutterhals
als auch die mittleren bis unteren Abschnitte der Vagina betreffen.
Die Vaginalovoide müssen
durch Einfügen
eines Tandems und Vaginalzylinders mit oder ohne Platzierung transperinealer radioaktiver
Quellen in das paravaginale Gewebe (interstitielle Implantation)
ersetzt werden, um diese distale Vaginaerkrankung zu behandeln.
Gewöhnlich
ist ein von der anfänglichen
Gebärmutterhalsbehandlung
getrenntes Implantationsverfahren unter Anästhesie mit anschließendem separaten
Krankenhausaufenthalt über
die Dauer dieser Brachytherapieanwendung erforderlich. Es ergibt
sich somit ein erhöhtes
Morbiditäts-
und Mortalitätsrisiko
aus dieser zweiten Implantation von Quellen zusätzlich zu den erhöhten Kosten
aufgrund eines zweiten Krankenhausaufenthaltes.
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Ein
weiteres Problem in Verbindung mit konventionellen Tandem- und Ovoidapplikationssystemen
ist die Notwendigkeit einer Ovoidstabilisierung während des
Implantationsverfahrens. Stabilisierung wird gewöhnlich mit einer intravaginalen
Gazetamponierung durch den Bestrahlungsonkologen erreicht, um eine
Bewegung der Ovoide zu verhindern, nachdem sie sich an ihrem Platz
befinden. Aufgrund eines Arztfehlers während des Implantationsversuchs
oder einer Verschmälerung
des Vaginalapex von der vorherigen äußeren Bestrahlung bleiben die
Vaginalovoide möglicherweise
nicht in direktem Kontakt mit dem Gebärmutterhals, so dass die Folge
eine Dosisinhomogenität
und ein erhöhtes
Risiko einer Tumorpersistenz oder Wiedererkrankung ist. Wieder wird
anstelle von Ovoiden oft ein Vaginalzylinder verwendet, um das Brachytherapieverfahren
abzuschließen.
Typische Vaginalzylinder liefern jedoch keine ausreichende Strahlungsdosis
zu den relevanten Stellen, die bei Gebärmutterhalskrebs von Interesse
sind, ohne das Risiko einer Vaginaverletzung wesentlich zu erhöhen, was
letzten Endes dazu führt,
dass die Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Überlebens der Patientin verringert
wird.
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Bei
der postoperativen Radiotherapie von Patientinnen mit Gebärmutterschleimhautkrebs
werden konventionelle Vaginalovoide oder -zylinder eingesetzt, wenn
bei der Patientin die Gefahr eines Tumorrückfalls am Vaginalapex oder
an den unteren Aspekten der Vagina besteht. Sollten jedoch sowohl die
apexproximalen als auch -distalen Regionen der Vagina gefährdet sein,
dann wären
zwei separate Verfahren notwendig, um eine angemessene Strahlungsdosis
für die
gesamte Vagina ohne erhöhte
Toxizität
zu erreichen.
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Es
wurden Versuche unternommen, diese Probleme zu lösen. Die US-Patente Nr. 4244357
und 5947891 offenbaren zum Beispiel typische Apparaturen und Verfahren
zur Behandlung von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs. In diesen
Patenten wird das Tandem, das die radioaktiven Quellen enthält, in die
Vagina eingesetzt und zwei Ovoidhalbzylinder werden als Abstandsstücke um das
Tandem herum verwendet. Die beiden in diesen Patenten offenbarten
Halbzylinder werden mit verschiedenen Verriegelungsmechanismen aneinander
verriegelt. In den von diesen beiden Patenten gelehrten Vorrichtungen
ist das Tandem die einzige Strahlungsquelle.
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In
dem Artikel von Perez et al. mit dem Titel „Design of an Afterloading
Vaginal Applicator",
der im International Journal of Radiation Oncology Biology Physics,
Juni 1990, Band 18, Nummer 6, Seiten 1503 bis 1508, veröffentlich
wurde, wird ein Nachlade-Vaginalapplikator offenbart. Der Applikator
ist so ausgelegt und konstruiert, dass er zwei Ovoidquellen und ein
zentrales Tandem beinhaltet, die zur Behandlung der gesamten Vagina
verwendet werden können.
Ein dünner
Scharnierstift wird zum Verbinden der Ovoidquellen mit einem Transportmechanismus
verwendet, mit dem die Ovoidquellen nach Bedarf positioniert werden
können.
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Im
US-Patent Nr. 4554909 werden die typischen Ovoidhalbzylinder durch
eine einzelne zusammenhängende,
zylindrische Struktur ersetzt. Diese zylindrische Struktur kann
die Notwendigkeit der Gazetamponade der Vagina reduzieren, um die
Vorrichtung zu stabilisieren, und beinhaltet Hohlräume für die Aufnahme
radioaktiver Quellen. In der in diesem Patent gelehrten Vorrichtung
sind die zur Aufnahme radioaktiver Quellen bereitgestellten Hohlräume jedoch
aus Metall, und diese Metallhohlräume sind mit einer Metallladeröhre verbunden.
Die Anwesenheit dieser Metallstrukturen in dem Zylinder führt zu einer inhomogenen
Verteilung der radioaktiven Dosis. Außerdem bietet die offenbarte
Konstruktion weder eine Abschirmung des Rektums noch der Blase.
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Folglich
besteht Bedarf an einem verbesserten mehrteiligen Applikationssystem
für die
Zuführung
einer niedrigdosierten Brachytherapie zu kanzerösem Gewebe von Patientinnen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Vaginalzylinderstruktur
mit einem proximalen aufgeweiteten Abschnitt bereitgestellt, dadurch
gekennzeichnet, dass sie Folgendes umfasst: einen Tandemschlitz,
der sich über
die gesamte Länge
der Vaginalzylinderstruktur erstreckt; eine oder mehrere entfernbare
Ovoidpatronen, die zur Aufnahme von wenigstens einer Strahlungsquelle
fähig sind;
einen oder mehrere Patronenhohlräume,
von denen jeder zur Aufnahme einer Ovoidpatrone in der Lage ist,
wobei die oder jede Ovoidpatrone eine Größe und Form hat, die im Wesentlichen
der des Patronenhohlraums oder denen der Patronenhohlräume entspricht;
und optional Strahlungsabschirmungen.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein mehrteiliges
Vaginalzylindersystem bereitgestellt, dadurch gekennzeichnet, dass es
Folgendes umfasst: ein Tandem, wobei das Tandem so gestaltet ist,
dass es wenigstens eine Strahlungsquelle aufnimmt; und eine Vaginalzylinderstruktur
gemäß dem ersten
Aspekt der vorliegenden Erfindung, wobei ein Tandem in den Tandemschlitz
eingesetzt werden kann, um so gleitfähig in Eingriff mit der Vaginalzylinderstruktur
zu stehen.
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Das
erfindungsgemäße mehrteilige
Vaginalzylindersystem für
die niedrigdosierte Brachytherapie ist für die Behandlung dieser jeweiligen
Problembereiche ideal, ohne die Zuführung einer homogenen Strahlungsdosis
zur Behandlung von Patientinnen mit malignen gynäkologischen Tumoren zu gefährden. Unter
Anwendung einer niedrigdosierten gynäkologischen Brachytherapie
ist es physisch unmöglich,
Tandem, Vaginalzylinder und Ovoide in einem Implantationsversuch
zu kombinieren, um eine homogene Dosis sowohl zum äußeren Gebärmuttermund/Vaginalapex
als auch zur restlichen unteren Vagina über ein herkömmliches
Fletcher-Suit-Declos-Applikatorsystem zuzuführen. Dies liegt daran, dass
die typischen Ovoide hohle Stahlgriffe haben, die außerhalb
der Vagina der Patientin verlaufen und das Einsetzen eines standardmäßigen Vaginalzylinders
behindern. Das erfindungsgemäße mehrteilige Vaginalzylindersystem überwindet
diesen Nachteil und lässt
eine solche kombinierte Behandlung zu.
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Eine
bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung ist ein mehrteiliges Vaginalzylindersystem,
umfassend ein Tandem, das so gestaltet ist, dass es wenigstens eine
Strahlungsquelle, eine Vaginalzylinderstruktur und eine oder mehrere
entfernbare Ovoidpatrone(n) aufnimmt. Die Vaginalzylinderstruktur
hat einen Tandemschlitz, in den das Tandem eingesetzt werden kann,
um gleitfähig
in Eingriff mit der Vaginalzylinderstruktur zu stehen, einen oder
mehrere Patronenhohlräume
und einen proximalen aufgeweiteten Abschnitt, der so konstruiert
und angeordnet ist, dass er an Patientengewebe anliegt. Die entfernbaren
Ovoidpatronen sind so konstruiert und angeordnet, dass sie wenigstens
eine Strahlungsquelle aufnehmen und in die Patronenhohlräume der
Vaginalzylinderstruktur eingesetzt werden.
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Der
Tandemschlitz kann zentral innerhalb der Vaginalzylinderstruktur
positioniert werden. Nach dem Einsetzen des Tandems in den Schlitz
kann dieses durch ein Befestigungsmittel, wie einen Gewindestift,
fixiert in Eingriff gebracht werden.
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Die
entfernbaren Ovoidpatronen können
allgemein zylindrische Hohlräume
für die
Aufbewahrung radioaktiver Quellen beinhalten. Diese Hohlräume können vorne
an proximalen Enden der Patronen positioniert sein und senkrecht
zu einer langen Achse der entfernbaren Ovoidpatronen verlaufen.
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Die
Patronenhohlräume
der Vaginalzylinderstruktur verlaufen parallel zu einer langen Achse
der Vaginalzylinderstruktur und können durch einen wesentlichen
Abschnitt der Vaginalzylinderstruktur verlaufen, im Allgemeinen
von Öffnungen
in einer distalen Oberfläche
der Vaginalzylinderstruktur zu einer inneren Wand, die am Ausgangspunkt
des proximalen aufgeweiteten Abschnitts der Zylinderstruktur ausgebildet
ist. Die entfernbaren Ovoidpatronen können innerhalb der Vaginalzylinderstruktur
durch ein Befestigungsmittel fixiert werden.
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Die
Vaginalzylinderstruktur an sich kann aus einem biokompatiblen Kunststoff
geformt werden, und optional kann der biokompatible Kunststoff transparent
sein. Im Allgemeinen ist die Vaginalzylinderstruktur für eine Einmalverwendung
vorgesehen.
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Die
Vaginalzylinderstruktur kann auch eine Strahlungsabschirmung aufweisen,
die sich wenigstens über
einen Teil des proximalen aufgeweiteten Abschnitts erstreckt. Diese
Strahlungsabschirmung kann zum Beispiel eine Stahlplatte sein, die
so aufgebaut und gestaltet ist, dass sie an dem proximalen aufgeweiteten
Abschnitt befestigt werden kann.
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Eine
weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung ist eine Vaginalzylinderstruktur
mit einem proximalen aufgeweiteten Abschnitt, wobei die Vaginalzylinderstruktur
Folgendes umfasst: einen Tandemschlitz, der sich über die
gesamte Länge
der Vaginalzylinderstruktur erstreckt, eine oder mehrere entfernbare
Ovoidpatronen, die zur Aufnahme von wenigstens einer Strahlungsquelle
fähig sind,
einen oder mehrere Patronenhohlräume,
von denen jeder zur Aufnahme einer Ovoidpatrone in der Lage ist,
und optional entfernbare Strahlungsabschirmungen. Die Vaginalzylinderstruktur
kann einen Tandemschlitz umfassen, der zentral innerhalb der Vaginalzylinderstruktur
positioniert ist. Die eine oder mehreren entfernbare(n) Ovoidpatrone(n)
kann/können
eine oder mehrere Strahlungsquellen umfassen. Diese eine oder mehreren
Strahlungsquellen kann/können
vorne an proximalen Enden der entfernbaren Ovoidpatronen positioniert
sein. Die Vaginalzylinderstruktur kann aus einem biokompatiblen
Kunststoff und optional aus einem im Wesentlichen transparenten
biokompatiblen Kunststoff geformt werden. Solche Vaginalzylinderstrukturen
aus Kunststoff sind für
die Einmalverwendung vorgesehen.
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Ein
Verfahren zur Verwendung der Vorrichtung einer erfindungsgemäßen Ausgestaltung
zur Behandlung von gynäkologischem
Krebs umfasst das Einsetzen eines Tandems, in dem eine oder mehrere
Strahlungsquellen untergebracht sind, in die Vagina einer Patientin,
so dass sich das Tandem von einer Kontaktstelle im Körper der
Patientin nach außen
durch die Vagina der Patientin erstreckt; das Einsetzen eines Vaginalzylinders
in die Vagina, so dass das Tandem innerhalb eines Tandemschlitzes
der Vaginalzylinderstruktur gelegen ist und die das Tandem umgebende
Vaginalzylinderstruktur proximal an Gebärmutterhalsgewebe anliegt;
und das Einsetzen von einer oder mehreren Ovoidpatrone(n), die eine
oder mehrere Strahlungsquellen aufnehmen kann/können, in Patronenhohlräume der
Vaginalzylinderstruktur, die neben dem Tandem liegen und parallel
dazu verlaufen, wodurch Zielgewebe bestrahlt wird, um gynäkologischen
Krebs zu behandeln. Der Vaginalzylinder kann Strahlungsabschirmungen
umfassen, um Nichtzielgewebe vor einer Bestrahlung zu schützen. Die
Abschirmung kann eine Stahlabschirmung umfassen.
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Das
Verfahren kann ferner das Nachladen von einer oder mehreren Strahlungsquelle(n)
in proximale Enden der einen oder mehreren Ovoidpatrone(n) vor dem
Einsetzen in die Patronenhohlräume des
Vaginalzylinders umfassen. Die eine oder mehreren Strahlungsquelle(n)
können über dieses
Verfahren dazu verwendet werden, wenigstens einem Zielgewebe Strahlung
zuzuführen,
das ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus Eierstock-, Vagina-, Gebärmutter-
und Gebärmutterhalsgewebe.
Insbesondere Gebärmutterhals-
und Gebärmutterschleimhautmalignitäten können mit
dem erfindungsgemäßen mehrteiligen
Vaginalzylindersystem behandelt werden. Vorzugsweise umfasst/umfassen
die eine oder mehreren Strahlungsquelle(n) Caesium-137.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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Die
Erfindung wird in den folgenden Figuren illustriert. Dabei zeigt:
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1a eine
perspektivische Ansicht eines Vaginalzylinders gemäß einem
Ausgestaltungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
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1b eine
perspektivische Ansicht eines Tandems gemäß einem Ausgestaltungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung;
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1c eine
perspektivische Ansicht eines Satzes von Ovoidpatronen gemäß einem
Ausgestaltungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
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2a eine
perspektivische Ansicht einer Seite des zusammengebauten Vaginalzylinders,
Tandems und Ovoidpatronen;
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2b eine
perspektivische Ansicht der anderen Seite des zusammengebauten Vaginalzylinders,
Tandems und Ovoidpatronen;
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3a eine
schematisierte perspektivische Ansicht einer Seite des zusammengebauten
Tandems und Vaginalzylinders, die die verschiedenen Hohlräume für das radioaktive
Material veranschaulicht;
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3b eine
schematisierte perspektivische Ansicht der anderen Seite des zusammengebauten Tandems
und Vaginalzylinders, die die verschiedenen Hohlräume für das radioaktive
Material veranschaulicht;
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4a eine
Seitenansicht von einer Seite des zusammengebauten Tandems und Vaginalzylinders,
die die verschiedenen Hohlräume
für das
radioaktive Material veranschaulicht; und
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4b eine
Seitenansicht der anderen Seite des zusammengebauten Tandems und
Vaginalzylinders, die die verschiedenen Hohlräume für das radioaktive Material
veranschaulicht.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN AUSGESTALTUNGEN
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Ein
Beispiel für
das erfindungsgemäße mehrteilige
Vaginalzylindersystem kann wenigstens aus den folgenden Komponenten
bestehen: eine Zylinderstruktur, eine oder mehrere entfernbare Ovoidpatrone(n)
und ein Tandem. Die Komponenten können individuell oder kombiniert
verwendet werden, um eine niedrigdosierte Brachytherapie für Gebärmutterhals-,
Gebärmutterschleimhaut-
und Vaginakrebs in separater oder simultaner Weise zu ermöglichen.
Folglich können
der Vaginalzylinder und seine Komponenten als eine individuelle
Einheit in Kombination mit einem beliebigen standardmäßigen intrauterinen/zervikalen/vaginalen,
intrauterinen/zervikalen oder intravaginalen Tandem für eine niedrigdosierte Brachytherapie
von gynäkologischem
Krebs verwendet werden.
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Wie
in den 1a–c dargestellt ist, umfasst ein
Beispiel für
das erfindungsgemäße mehrteilige Vaginalzylindersystem,
das allgemein bei 100 dargestellt ist, ein Tandem 110,
eine halbfeste Vaginalzylinderstruktur 120 und eine oder
mehrere entfernbare Ovoidpatrone(n) 130. Die Vaginalzylinderstruktur 120 ist
eine Zylinderstruktur mit einem oder mehreren darin ausgebildeten
allgemein ovoiden Patronenhohlräumen 122,
wobei jeder Patronenhohlraum 122 parallel zur langen Achse
der Vaginalzylinderstruktur 120 verläuft. Diese Patronenhohlräume 122 erstrecken
sich durch einen wesentlichen Teil der Vaginalzylinderstruktur 120,
wobei sie in dieser Ausgestaltung von ovoiden Öffnungen 126 in der
distalen Fläche 128 der
Vaginalzylinderstruktur 120 ausgehen und an der Innenwand 129 enden,
die dort ausgebildet ist, wo sich die Vaginalzylinderstruktur 120 in
einen proximalen aufgeweiteten Abschnitt 124 aufweitet.
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In
dieser Ausgestaltung hat die Vaginalzylinderstruktur 120 zwei
darin ausgebildete Patronenhohlräume 122,
wobei jeder Patronenhohlraum 122 radial von der zentralen
langen Achse der Vaginalzylinderstruktur 120 versetzt ist.
Ovoidpatronen 130 sind dafür vorgesehen, in die Patronenhohlräume 122 eingesetzt
zu werden.
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Die
Vaginalzylinderstruktur 120 beinhaltet außerdem einen
darin ausgebildeten Tandemschlitz 112. Der Tandemschlitz 112 verläuft entlang
der langen Achse der gesamten Vaginalzylinderstruktur 120,
wobei er von einem Loch 113 in der distalen Fläche 128 der
Vaginalzylinderstruktur 120 ausgeht und an einem Loch 131 in
der proximalen Fläche 132 der Vaginalzylinderstruktur 120 endet.
Der Tandemschlitz 112 ist so konfiguriert, dass er das
Tandem 110 nach dem Zusammenbau des mehrteiligen Vaginalzylindersystems 100 aufnimmt,
wie in den 2a–b dargestellt ist. Vorzugsweise
liegt der Tandemschlitz 112 zentral innerhalb der Vaginalzylinderstruktur 120.
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Das
Tandem 110 ist im Wesentlichen hohl und lässt das
Einsetzen radioaktiver Quellen 140 zu, wie in den 3a–b dargestellt
ist. Radioaktive Quellen 140 können auch in den Hohlräumen 134 aufgenommen
werden, die in den proximalen Enden der Ovoidpatronen 130 ausgebildet
sind. Diese Hohlräume 134 sind
allgemein zylindrisch und verlaufen innerhalb der Ovoidpatronen 130 lotrecht
zur langen Achse der Vaginalzylinderstruktur 120 und sind
dafür vorgesehen,
Röhrchen
festzuhalten, in denen radioaktive Quellen 140 enthalten
sind. Cs-137-Röhrchen können zum
Beispiel in die Hohlräume 134 nachgeladen
werden. Im Allgemeinen kann jede beliebige Strahlungsquelle in dem
mehrteiligen Vaginalzylindersystem 100 verwendet werden,
die für
die Brachytherapie geeignet ist.
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Der
proximale aufgeweitete Abschnitt 124 der Vaginalzylinderstruktur 120 ist
so gestaltet, dass er nach dem Zusammenbauen und korrekten Einsetzen
am äußeren Gebärmuttermund/Vaginalapex
anliegt, wodurch die Hohlräume 134 mit
den radioaktiven Quellen 140 am äußeren Gebärmuttermund/Vaginalapex anliegen
können.
Um die Strahlungsmenge zu reduzieren, der die Blase und das Rektum
ausgesetzt werden, kann eine Stahlabschirmung über Abschnitte der vorderen
und hinteren Aspekte des proximalen aufgeweiteten Abschnitts 124 der
Vaginalzylinderstruktur 120 positioniert werden. Diese Stahlabschirmung
kann zum Beispiel Stahlblechmaterial umfassen, das so profiliert
ist, dass es einen Teil des proximalen aufgeweiteten Abschnitts 124 bedeckt.
Die Stahlabschirmung kann zum Beispiel durch eine Schraube entfernbar
am proximalen aufgeweiteten Abschnitt 124 befestigt werden,
die durch ein Loch in dem Stahlblech in ein entsprechendes Gewindeloch
in dem proximalen aufgeweiteten Abschnitt 124 der Vaginalzylinderstruktur 120 eingesetzt
wird.
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Nach
dem Einsetzen der Ovoidpatronen 130 in die Vaginalzylinderstruktur 120 werden
sie darin befestigt, indem ein Aufschraubflansch über dem
distalen Ende des Tandems 110 platziert wird. Das Tandem 110 selbst
wird in der Vaginalzylinderstruktur 120 durch einen Gewindestift
befestigt, der radial durch die Dicke der Vaginalzylinderstruktur 120 verläuft, die
Oberfläche
des Tandems 110 berührt
und es an seinem Platz fixiert. Darüber hinaus wird ein Aufschraubflansch
typischerweise über
das proximale Ende des Tandems 110 eingesetzt, um das Tandem an
der Vaginalzylinderstruktur 120 zu befestigen.
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Die
Vaginalzylinderstruktur 120 kann aus einem beliebigen Material
geformt werden, das für
die Verwendung im menschlichen Körper
geeignet und außerdem
mit einer Strahlungseinwirkung kompatibel ist. Kunststoffe, wie
mit Divinylbenzol vernetztes Polystyrol, werden vor allem aus dem
Grund bevorzugt, weil sie leicht und kostenarm sind. Ferner kann es
wünschenswert
sein, die Vaginalzylinderstruktur 120 aus einem transparenten
Kunststoffmaterial zu formen, um die Positionierung der Vaginalzylinderstruktur 120 im
Hinblick auf das Tandem 110 während des Gebrauchs zu erleichtern.
Vaginalzylinderstrukturen 120 aus Kunststoff können für die Einmalverwendung
vorgesehen werden, woraufhin sie in angemessener Weise entsorgt
werden können.
Das Tandem 110 besteht typischerweise aus Edelstahl oder einem
anderen ähnlichen
biokompatiblen Material.
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Die
Vaginalzylinderstruktur 120 und dazugehörige Ovoidpatronen 130 können in
einer Vielfalt von Größen hergestellt
werden, um die Vaginahohlräume
von Patientinnen unterschiedlicher Körpergröße zu berücksichtigen. Eine bevorzugte
Größe der Vaginalzylinderstruktur 120 hat
eine Länge
von etwa 15 cm, einen Durchmesser von etwa 3,5 bis 4,5 cm am proximalen
Ende und einen Durchmesser von etwa 3 bis 4 cm am distalen Ende,
wie in den 4a–b dargestellt.
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Ein
Beispiel für
die Verwendung einer bevorzugten Ausgestaltung der Struktur der
Erfindung wird ausführlicher
in dem folgenden Beispiel veranschaulicht.
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BEISPIEL
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Nach
der Verabreichung einer Vollnarkose an eine Patientin wird zunächst das
Tandem 110 des erfindungsgemäßen mehrteiligen Vaginalzylindersystems 100 in
die Gebärmutter
der Patientin eingesetzt. Das Tandem 110 wird so positioniert,
dass es vom oberen Ende oder Fundus der Gebärmutter zur Außenseite
der Vagina der Patientin verläuft.
Die Vaginalzylinderstruktur 120 wird dann so in die Vagina eingesetzt,
dass sich das Tandem 110 im Tandemschlitz 112 der
Vaginalzylinderstruktur 120 befindet. Die Vaginalzylinderstruktur 120 wird
dann vorwärts bewegt,
bis der proximate aufgeweitete Abschnitt 124 der Vaginalzylinderstruktur 120 am
Gebärmutterhals
anliegt. Wenn sich die Vaginalzylinderstruktur 120 in der
korrekten Position befindet, wird sie im Hinblick auf das Tandem 110 mit
dem Gewindestift fixiert.
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Wenn
das Tandem 110 und die Vaginalzylinderstruktur 120 korrekt
positioniert sind, werden Strahlungsquellen 140 in Hohlräume 134 in
den Ovoidpatronen 130 geladen. Die Strahlungsquellen 140 werden
außerdem
in ein Kunststofftransferröhrchen geladen,
um in das Tandem 110 eingesetzt zu werden. Die Ovoidpatronen 130 werden
dann in die Patronenhohlräume 122 der
Vaginalzylinderstruktur 120 eingesetzt, und das Kunststofftransferröhrchen wird in
das Tandem 110 eingesetzt. Schließlich wird ein Aufschraubflansch über das
offen liegende Ende des Tandems 110 eingesetzt, um die
Ovoidpatronen 130 zu befestigen.
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Ist
eine Behandlung des Gebärmutterhalses und
der gesamten Vagina erforderlich, dann wird der proximate Abschnitt
des Tandems 110 innerhalb der Vaginalzylinderstruktur 120 mit
einem inerten Material anstelle der aktiven Quellen beladen, um
eine Überdosierung
am Vaginalapex zu verhindern, wenn sich die Ovoidpatronen 130 an
ihrem Platz befinden. Die mittleren und distalen Abschnitte des
zentralisierten Tandems 110 innerhalb der Vaginalzylinderstruktur 120 können mit
Caesium-137 beladen werden, um damit verbundene Regionen der Vagina
zu bestrahlen. Im Gebrauch kann die Quellenladung in jeder beliebigen
Kombination zur Behandlung der Gebärmutterschleimhaut, des Gebärmutterhalses
und der Vagina variiert werden. Das erfindungsgemäße mehrteilige
Vaginalzylindersystem 100 gewährleistet eine homogene Dosisverteilung
zu Geweben von Interesse, ohne dass eine intravaginale Gazetamponade
verwendet werden muss. Dies steht im krassen Gegensatz zur herkömmlichen
Stabilisierung konventioneller Ovoidapplikatoren per Gazetamponade. Aufgrund
der Anatomie der Patientin im Zusammenhang mit der Tumorlage oder
eines Operateurfehlers kann die Tamponade zu einer Schwächung der
Bestrahlungsdosis führen.
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Nach
Abschluss des Einfügungsvorgangs wird
das Perineum mit chirurgischem Nahtmaterial vorübergehend durch Ligatur geschlossen,
um das mehrteilige Vaginalzylindersystem 100 für die Dauer der
Implantation in Position zu halten. Darüber hinaus kann medizinisches
Klebeband auf das distale Ende des eingesetzten mehrteiligen Vaginalzylindersystems 100 aufgebracht
und dann auf die Haut der Leistengegend fixiert werden, um das Applikationsystem
weiter extern zu stabilisieren.
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Ein
charakteristischer Aspekt dieses mehrteiligen Vaginalzylindersystems 100 ist
seine einzigartig gestaltete Vaginalzylinderstruktur 120 mit
dazugehörigen
Ovoidpatronen 130. Diese Anordnung lässt beliebige spezifizierte
Kombinationen Strahlungsdosiszufuhr zum Gebärmutterhals, dem proximalen
Vaginalapex oder beiden, sowie den distaleren Regionen der Vagina,
während
desselben Implantationsverfahrens zu. Folglich werden die Unannehmlichkeiten
eines zweiten Brachytherapieversuchs unter Vollnarkose und eines
damit verbundenen Krankenhausaufenthaltes sowie das Risiko signifikanter Morbidität oder Mortalität umgangen.
Die Erfindung ist in dieser Hinsicht einzigartig und ermöglicht eine angemessene
Zuführung
von Strahlungsdosen bei Krebserkrankungen des weiblichen Genitaltraktes
im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes, ohne erhöhtes Verletzungs-
oder Sterberisiko der Patientin. Darüber hinaus kann das mehrteilige
Vaginalzylindersystem 100 in Verbindung mit einer interstitiellen niedrigdosierten
Brachytherapie des Beckenbindegewebes verwendet werden.
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Die
Erfindung wurde zwar oben mit Bezug auf bestimmte Ausgestaltungen
davon beschrieben, doch wird es der fachkundigen Person verständlich sein,
dass Variationen und Modifikationen möglich sind, ohne vom Umfang
der Erfindung abzuweichen.