-
Die
Verbindung (–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on oder eines von
seinen pharmazeutisch verträglichen
Salzformen (bekannt als „Flavopiridol") ist ein Immunomodulator
und entzündungshemmendes
Mittel (US-Patent Nummer 4 900 727) und ein Inhibitor von Oncogen-codierten
Kinasen oder Wachstumsfaktor-Rezeptor-Tryrosinkinasen (US-Patent Nummer
5 284 586). Flavopiridol ist ein starker Inhibitor von Cyclin abhängigen Kinasen
(CDKs), einschließlich CDK1,
CDK2, CDK4, CDK6 und CDK7, (cdk1/Cyclin B, cdk2/Cyclin A, cdk2/Cyclin
E, cdk4/Cyclin D, cdk6/Cyclin D, cdk7/Cyclin H) mit dem Potenzial,
Inhibierung von Zellzyklusprogression in G1 und
G2 durch Mehrfachmechanismen bezüglich cdk-Inhibierung
zu verursachen. Siehe International Journal of Oncology 9: 1143–1168 (1996).
Es wurde auch gezeigt, dass Flavopiridol die EGF-Rezeptorfamilie,
die Rezeptor verbundenen SRC-Familienkinasen und Signal-transduzierenden
Kinasen (signal transducing kinases) inhibiert. In-vitro- und in-vivo-Versuche
haben gezeigt, dass Flavopiridol in der Lage ist, einen breiten
Bereich von Arten von Tumoren, Leukämien und Lymphoma beim Menschen
zu inhibieren.
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(–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on
oder ein pharmazeutisch verträgliches
Salz davon kristallisiert zu zahlreichen Solvaten mit Lösungsmitteln,
wie Ethanol, DMSO, Methanol, Acetonitril/Isopropanol, Ethanol/Isopropanol
und Isopropanol, und Solvathydraten, wie Ethanol/ und Isopropa nol/Wasser-Kombinationen.
Die bevorzugte Form ist die Flavopiridolhydrochlorid-Ethanol/Wasser-Solvatform
(nachstehend „Form
II").
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Obwohl
Form II pharmazeutische Standards erfüllt, neigt sie zur Absorption
von Wasser, wenn sie nicht in wasserundurchlässiger Verpackung verpackt
wird, was die Herstellungskosten erhöht. Erwünscht ist auch eine möglichst
hohe Stabilität
in der kristallinen Struktur für
Handhabungsvorgänge
und für
Zulassungen durch verschiedene pharmazeutische Gesetzgebungsgremien
auf der Welt.
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Form von Flavopiridol
als Form I bereitzustellen, die überlegene
physikalische Eigenschaften zur Verwendung als pharmazeutische Zusammensetzung
aufweist.
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Kurzdarstellung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung umfasst Pseudopolymorph-Form I, wie durch Röntgenpulverbeugung definiert.
Vorzugsweise ist Form I im Wesentlichen frei von Form II und/oder
anderen Flavopiridolformen. Sie ist in einer pharmazeutischen Zusammensetzung
verwendbar, die eine wirksame Menge an Form I und einen pharmazeutisch
verträglichen
Träger
umfasst. Form I ist als ein Proteinkinaseinhibitor, Cyclin abhängiger Kinaseinhibitor
und bei der Behandlung von verschiedenen Krebsformen verwendbar.
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Form
I zeichnet sich weiterhin durch ihre Fähigkeit aus, weniger hygroskopisch
zu sein als Form II, hat beispielsweise weniger Gewichtszuwachs
aufgrund vergleichbarer relativer Luftfeuchtigkeit.
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Form
I wird durch Vereinigen einer ausreichenden Menge an Form II mit
einer ausreichenden Menge eines geeigneten azeotropen Lösungsmittels,
wodurch ein azeotropes Gemisch entsteht; Unterziehen des azeoptropen
Gemisches azeotroper Destillation, die zur Bildung von Form I ausreichend
ist und gegebenenfalls Gewinnen von Form I daraus, hergestellt.
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Beschreibung der Zeichnung
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1:
Geschätzte
Nachweisgrenze von Form II in Form I durch Röntgenpulverbeugung (XRPD)
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Um
die Nachweisgrenze von Form II in Form I zu schätzen, wurden variierende Mengen
von Form II genau ausgewogen und vorsichtig mit Form I (unvermahlen)
vermischt. Das gesamte Gemisch wurde auf einen Platin-Probenhalter überführt und
unter Verwendung eines Glas-Mikroskopträgers nivelliert. Alle Proben wurden
bei 0,2°/min
12°–16° 2θ gescannt.
Wenigstens doppelte Bestimmungen wurden von jedem Spitzenniveau
genommen, die XRPD-Muster gemittelt und die Peakhöhe bei rund –13,8° 2θ gemessen
zu nahezu 0,1 mm. Die geschätzte
Nachweisgrenze von Form II in Form I ist ~3%.
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Beschreibung der Erfindung
im Einzelnen
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„Form I" bedeutet (–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-hydrochlorid.
Sie hat den gleichen Wirkstoff wie Flavopiridol, unterscheidet sich
jedoch von bekannten Kristallen von Flavopiridol dahingehend, indem
sie wasserfrei und/oder solvatfrei ist, das heißt ein Pseudopolymorph von
bekannten Formen von Flavopiridol.
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Form
I wird durch Röntgenbeugungsmuster,
ausgedrückt
bezüglich
des „D"-Abstands unter Verwendung
von Cu K-α-Strahlung, wie nachstehend
identifiziert:
D-Abstand-Å
12,708
4,323
5,594
5,349
3,590
und
bevorzugter wie
D-Abstand-Å
12,708
4,323
5,594
5,349
3,590
3,366
4,209
3,395
3,438
4,839
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Ebenfalls
wird Form I durch Röntgenbeugungsmuster,
ausgedrückt
bezüglich
des „d"-Abstands unter Verwendung
von Cu K-α Strahlung
und der relativen Intensitäten
davon identifiziert:
D-Abstand-Å | relative
Intensität |
12,708 | stark |
4,323 | stark |
5,594 | stark |
5,349 | mittel |
3,590 | mittel |
3,366 | mittel |
4,209 | mittel |
3,395 | mittel |
3,438 | mittel |
4,839 | mittel |
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Bevorzugter
wird Form I durch Röntgenbeugungsmuster,
ausgedrückt
bezüglich
des „d"-Abstands unter Verwendung
von Cu K-α-Strahlung
und der relativen Intensitäts-(RI)-Prozentsätze davon,
identifiziert:
D-Abstand-Å | relative
Intensität% |
12,708 | 100,00 |
4,323 | 75,9 |
5,594 | 58,5 |
5,349 | 49,5 |
3,590 | 46,6 |
3,366 | 42,0 |
4,209 | 40,7 |
3,395 | 39,5 |
3,438 | 38,8 |
4,839 | 37,1 |
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Form
I-Röntgenpulverbeugung
wird vollständiger
in Tabelle 1 beschrieben.
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Form
I ist vorzugsweise im Wesentlichen frei von Form II und/oder anderen
Formen von Flavopiridol. „Im
Wesentlichen frei" von
Form II und/oder anderen Formen von Flavopiridol bedeutet, dass
Form II und/oder andere Formen von Flavopiridol in weniger als 10%,
9%, 8%, 7%, 6%, 5%, 4% und 3%, wie bekannt durch Röntgenpulverbeugung
oder durch kernmagnetische Resonanz (NMR) vorliegen.
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„Andere
Formen von Flavopiridol" schließen Basen-
und geeignetenfalls Salzformen ein, welche Hydrate, Solvate oder
Solvathydrate einschließen,
jedoch nicht Form I oder Form II einschließen.
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„Form II" bedeutet das Solvat/Hydrat
von Ethanol/Wasser von (–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-hydrochlorid,
wie durch Röntgenpulverbeugung
in Tabelle 2 beschrieben, erhalten unter Verwendung von Cu K-α Strahlung.
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-
Vorzugsweise
wird Form I durch Kombinieren einer ausreichenden Menge von Form
II mit einer ausreichenden Menge eines geeigneten azeotropen Lösungsmittels
hergestellt, unter Bildung eines azeotropen Gemisches, Unterziehen
des azeotropen Gemisches azeotroper Destillation, die ausreichend
ist, um Form I zu bilden und gegebenenfalls Gewinnen von Form I.
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Eine „ausreichende
Menge von Form II" ist
eine Menge zur Bildung von Kristallen von Form I in dem Reaktionsgemisch,
die gewonnen werden kann. Der Fachmann kann diese Menge experimentell
bestimmen.
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Eine „ausreichende
Menge eines geeigneten Lösungsmittels" ist genügend geeignetes
Lösungsmittel, um
mindestens teilweise Form II zu lösen, wodurch ein Reaktionsgemisch
gebildet wird und kann experimentell durch den Fachmann bestimmt
werden. Die nachstehend beschriebenen Versuche geben Beispiele von Mengen
an, die verwendet werden könnten.
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„Geeignete
Bedingungen" hängen zum
großen
Teil von dem ausgewählten
geeigneten Lösungsmittel ab.
Wenn beispielsweise die geeigneten Bedingungen azeotrope Destillation
umfassen, wird ein geeignetes azeotropes Lösungsmittel ausgewählt.
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Ein „geeignetes
Lösungsmittel" ist ein Lösungsmittel,
das mindestens teilweise Form II löst und die Bildung von Kristallen
von Form I erlaubt. Das geeignete Lösungsmittel kann ein „geeignetes
azeotropes Lösungsmittel" oder anderweitig
hierin beschrieben sein.
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„Azeotropes
Gemisch" bezieht
sich auf ein flüssiges
Gemisch von zwei oder mehreren Substanzen, das sich wie eine einzelne
Substanz verhält,
indem der Dampf, der durch Teilverdampfung von Flüssigkeit
erzeugt wurde, die gleiche Zusammensetzung wie die Flüssigkeit
aufweist. Das konstant siedende Gemisch zeigt entweder einen Maximum-
oder Minimumsiedepunkt, wenn mit jenem von anderen Gemischen der
gleichen Substanz verglichen.
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„Azeotrope
Destillation" bezieht
sich auf eine Art Destillation, worin eine Substanz zu dem abzutrennenden
Gemisch gegeben wird, um ein azeotropes Gemisch mit einem oder mehreren
der Bestandteile des ursprünglichen
Gemisches zu bilden. Typischerweise wird das azeotrope Gemisch auf
eine Temperatur erhitzt, bei der das Lösungsmittel/Wasser von Form
II ausgetrieben werden. Die so gebildeten Azeotrope haben Siedepunkte,
die sich von den Siedepunkten des ursprünglichen Gemisches unterscheiden.
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„Geeignete(s)
azeotrope(s) Lösungsmittel" umfasst/umfassen
Ketonlösungsmittel,
wie Aceton, Methylethylketon und dergleichen; aliphatische Esterlösungsmittel,
wie Essigsäureethylester,
Essigsäuremethylester,
Ameisensäuremethylester,
Ameisensäureethylester,
Essigsäureisopropylester
und dergleichen; Gemische von Ketonlösungsmittel und aliphatische
Esterlösungsmittel;
C5-C8 aliphatische
Lösungsmittel,
wie Pentan, Hexan und dergleichen; aliphatische Nitrile, wie Acetonitril;
Benzol, Toluol, Pyridin und so weiter. Siehe beispielsweise Practical
Organic Chemistry, 3. Ausgabe von John Wiley & Sons, 1956 beispielsweise Seiten 10–11.
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Wenn
hierin verwendet, bezieht sich der Begriff „geeignete Temperatur" auf die Temperatur,
die die Kristallisation von Form I ohne wesentliche Schädigung der
so gebildeten Form I erlauben. Bei der azeotropen Destillation wird
es der Siedepunkt sein, bei dem das Solvat und/oder Wasser ausgetrieben
wurden.
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An
diesem Punkt liegt Form I in Form eines Kristalls vor, der ausgefällt wurde
und der durch Isolieren des Kristalls gewonnen werden kann. Typischerweise
kann dieser durch Filtrieren des Kristalls oder Verdampfen des Lösungsmittels
oder anderweitiges Entfernen des Lösungsmittels von dem Kristall
oder des Kristalls von dem Lösungsmittel
ausgeführt
werden. Trocknen des Lösungsmittels,
beispielsweise Verdampfen bei Umgebungstemperatur oder nach Erhitzen,
kann ebenfalls geeignet sein.
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Ein
wichtiges Merkmal von Form I gegenüber Form II ist die Fähigkeit
von Form I, kein Wasser aus der Atmosphäre leicht zu absorbieren. Die
vorliegende Erfindung stellt eine Form von Flavopiridol bereit,
die einen Gewichtszuwachs aufgrund von Wasser von weniger als 5%,
einschließlich
4%, 3%, 2%, 1% und weniger als 1% in Fraktionen (normalerweise etwa
1–2%)
mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 75% und auch bis zu
einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 90% (Gewichtszuwachs von
etwa 3,5%) aufweist. Form II zeigte als ein Solvat/Hydrat einen
langsamen, jedoch kontinuierlichen Gewichtszuwachs von etwa 4% bis
etwa 60% relativer Luftfeuch tigkeit. Oberhalb 60% zeigte Form II
einen Gewichtszuwachs von etwa 15–20%.
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Beispiel 1
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Herstellung von Flavopiridol-Form
I
-
Ungefähr 6 g Flavopiridol-Form
II wurden in ein 600 ml-Becherglas gegeben. 300 ml Methylethylketon (MEK)
wurden unter Rühren
langsam zugegeben, unter Gewinnung einer Aufschlämmung. Die Lösung wurde langsam
auf 50°C
bis zur Trübung
erhitzt. Die Temperatur wurde unter Rühren und Zugabe von 100 ml
Lösungsmittel
auf etwa 73°C
erhöht.
Wenn die Lösung
zum starken Sieden gebracht wurde, begann sie auszufallen und sich
am Boden abzusetzen. Die Temperatur wurde erhöht und für einige Minuten bis 80°C (Siedepunkt
von MEK) verfolgt unter Gewinnung von weiterem Niederschlag, dann
entfernt und auf etwa 55°C
abkühlen
lassen. Das Endvolumen von 325 ml Lösung erforderte Filtrieren
durch einen Büchner-Trichter
unter Vakuum, unter Verwendung von Whatmann # 1 Filterpapier bis
zur Trockne, unter Gewinnung eines dichten gelben und flockenförmigen,
klumpenartigen Pulvers. Die Struktur wurde durch Massenspektrometrie,
kernmagnetische Resonanz und Fourier-Tranformations-Infrarot- und Röntgenpulverbeugung,
ausgeführt
an der Probe, bestätigt.
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Beispiel 2
-
Röntgenpulverbeugungmethodologie
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Röntgenpulverbeugung(XRPD)-Muster
wurden an einem Scintag XDS 2000θ/θ Diffraktometer,
unter Arbeiten mit Kupferstrahlung bei 45 kV und 40 mA, unter Verwendung
eines Kevex Psi Peltier-gekühlten
Silizium-Detektors erhalten. Die Quellenschlitze von 2 und 4 mm
und Detektorschlitze von 0,5 und 0,3 mm wurden zur Datensammlung
verwendet. Die erhaltene Probe wurde unter Verwendung eines Achatmörsers und
Pistills für
ungefähr
eine Minute mild vermahlen, in einem Platin-Probenhalter angeordnet
und unter Verwendung eines Glas-Mi kroskopobjektträgers nivelliert.
Pulverbeugungsmuster der Proben wurden von 2° bis 42° 2θ bei 1°/min erhalten. Die Eichung des
XDS 2000 wurde jährlich,
unter Verwendung eines Siliziumpulverstandards, verifiziert.
-
Beispiel 3
-
Hygroskopizitätsscreening – Vergleich
von Form I und Form II
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Dynamische
Dampfsorptions(DVS)-Analysenuntersuchungen wurden an Form II gegen
Form I durchgeführt.
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Dynamischer Wasserdampf-Sorptionsanalyse
(DVS)
-
Form
II wurde bei 25°C
unter Verwendung eines Surface Measurement Systems Dynamic Vapor
Sorption DVS-1-Analysators untersucht. Eine Probe in dem Bereich
von etwa 14,8 mg wurde in einem tarierten Quarz-Probenhalter bei
einer Anfangsumgebungs-Raumfeuchtigkeitseinstellung von etwa 48%
relativer Luftfeuchtigkeit (RH) angeordnet. Die gesamte Feucht/Trocken-Stickstofffließgeschwindigkeit
von 200 cm3/min wurde während der Untersuchung verwendet.
Das nachstehende Vollzyklusprogramm wurde gestartet: 30 Minuten
bei der Anfangsumgebungs-RH,
gefolgt von Einstellungen 0, 20, 40, 60, 80, 90, 95 und 98% RH,
wobei die Aussetzungszeit bei jedem Feuchtigkeitseinstellungspunkt
von dm/dt von weniger als 0,001% für 60 Minuten abhängt. Die
maximale Zeit, die bei einem beliebigen Feuchtigkeitseinstellungspunkt
zugelassen war, betrug 24 Stunden. Für einen vollständigen Zyklus
nahm die Datensammlung etwa 4 Tage zur Vollständigkeit in Anspruch. Nach
dem vollständigen
Zyklus wurde die Probe bei der gleichen RH wie die anfängliche
Umgebungsausgangs-RH gehalten.
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Form
I wurde bei 25°C
und 40°C
unter Verwendung des DVS-1-Analysators untersucht. Die Daten wurden über zwei
Vollzyklen gesammelt. Proben von 10,4 und 16,7 mg wurden in entsprechende
tarierte Quarz-Probenhalter bei einer Anfangs umgebungs-Raumfeuchtigkeitseinstellung
von etwa 46% RH beziehungsweise 33% RH angeordnet. Für diese
Untersuchung wurde ein zusätzlicher
75% RH-Einstellungspunkt verwendet. Für zwei vollständige Zyklen
nahm die Datensammlung etwa 7 Tage bei 25°C und etwa 17 Tage bei 40°C bis zur
Vollständigkeit
in Anspruch. Nach Beendigung der 2 Zyklusuntersuchungen wurden die
Proben bei der gleichen RH wie die anfängliche Umgebungsausgangs-RH
gehalten.
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Röntgenpulverbeugung(XRPD)-Muster
wurden an einem Scintag XDS 2000θ/θ-Diffraktometer
unter Arbeiten mit Kupferstrahlung bei 45 kV und 40 mA, unter Verwendung
eines Kevex Psi Peltier-gekühlten
Siliziumdetektors genommen. Quellenschlitze von 2 und 4 mm und Detektorschlitze
von 0,5 und 0,3 mm wurden zur Datensammlung verwendet. Form II-Proben
wurden unter Verwendung eines Achat-Mörsers und Pistills für ungefähr eine
Minute mild vermahlen, in eine Platin Probenpfanne gegeben und unter
Verwendung eines Glas-Mikroskopobjektträgers nivelliert.
Die während
oder nach Hygroskopizitätstesten
genommenen Proben wurden aufgrund der begrenzten verfügbaren Probenmenge
nicht vermahlen. In jedem Fall wurden Pulverbeugungsmuster von 2° bis 42° 2θ bei 1° je Minute
gescannt. Die Eichung von XDS 2000 wurde unter Verwendung von Siliziumpulver
verifiziert.
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Für variable
relative Luftfeuchtigkeitsversuche wurde der DVS-2 Surface Measurement
Systems Dynamic Vapor Sorption Analysator mit größerem Fassungsvermögen verwendet.
Unter Verwendung einer Fließgeschwindigkeit
von 500 cm3/min wurde Form II bei den gewünschten
RH-Einstellungen gehalten und periodisch für die XRPD Analyse-Proben genommen.
Unvermahlenes Material wurde in einer Platin-Probenpfanne angeordnet
und unter Verwendung eines Glas-Mikroskopobjektträgers vor
der Analyse, unter Verwendung der vorstehenden Bedingungen nivelliert.
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Form
II zeigte einen langsamen jedoch kontinuierlichen Wasserzuwachs
bis etwa 60% RH von ungefähr
4% und ober halb 60% relativer Luftfeuchtigkeit wurde ein weiterer
15–20%
Gewichtszuwachs beobachtet. Im Gegensatz dazu zeigte Form I einen
ungefähren
Gewichtszuwachs von 1–2%
bis zu etwa 75% RH plus einen weiteren geschätzten 3,5%igen Gewichtszuwachs
bei etwa 90% RH. Oberhalb 90% RH wurde ein Gewichtszuwachs von etwa
30% beobachtet. Somit wurde Form II als hygroskopisch betrachtet,
während
Form I als hygroskopisch oberhalb 75% RH betrachtet werden würde.
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Variable
Feuchtigkeits-Röntgenpulverbeugung
zeigte, dass wenn sich die Feuchtigkeit erhöhte, es eine scheinbare Abnahme
der Kristallinität
in Form II und eine wesentliche Änderung
in dem XRPD-Muster, das vorwiegend aufgrund des Verlusts von Ethanol
vorlag, gab. Wohingegen Form I scheinbar seine Kristallinität beibehielt,
bis extrem hohe relative Feuchtigkeit erreicht war (das heißt > 98%), wobei es bei
dem Punkt Kristallinität
verliert und amorph wird.
-
Basierend
auf diesen Ergebnissen hat Form I bezüglich Form II zur Verwendung
als pharmazeutische Zusammensetzung überlegene physikalische Eigenschaften.
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Beispiel 4
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Form II
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Ein
Reaktor wird unter Stickstoffatmosphäre mit (–)-cis-1-Methyl-4R-(2,4,6-trimethoxyphenyl)-3S-piperidinol)
und Acetanhydrid beschickt. Bortrifluoridetherat wurde bei einer
konstanten Geschwindigkeit unter Rühren und Kühlen der erhaltenen Lösung auf
8–20°C zugegeben.
Nachdem die Zugabe vollständig
ist, wird das erhaltene Gemisch bei 20–30°C für 3–5 Stunden gerührt. Das
Reaktionsgemisch wird auf 8–12°C gekühlt und
Eiswasser wird unter Rühren
zugegeben, gefolgt von Zugabe von wässrigem Natriumhydroxid bis
pH 10–11
erreicht ist. Das Gemisch wird mit Essigsäureethylester extrahiert. Die
Essigsäureethylesterextrakte werden
vereinigt und unter Vakuum aufkonzentriert. Der Rückstand
wird in Methanol mit Wasser aufgenommen. Dann wird Natriumhydroxid
(etwa 50%ige wässrige Lösung) zugegeben.
Das Reaktionsgemisch wird 2–3 Stunden
bei 20–30°C gerührt. Das
Gemisch wird unter vermindertem Druck bei ≤ 80°C verdampft. Der Rückstand
wird auf 15–20°C gekühlt und
unter Verwendung von konzentrierter Salzsäure auf pH 8,5–9,5 gebracht. Ein
fester Niederschlag wurde durch Filtration gesammelt, mit entmineralisiertem
Wasser gewaschen und unter vermindertem Druck getrocknet, zur Gewinnung
von ((–)-cis-1-Methyl-4-(3-acetyl-4,6-dimethoxy-2-hydroxy)phenyl-3-piperidinol).
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((–)-cis-1-Methyl-4-(3-acetyl-4,6-dimethoxy-2-hydroxy)phenyl-3-piperidinol)
wird dann portionsweise zu einer gerührten Suspension von Kalium-tert-butoxid
in trockenem N,N-Dimethylformamid
mit einer derartigen Geschwindigkeit gegeben, dass die Temperatur
20°C nicht überstieg.
Nachdem die Zugabe vollständig
ist, wird das erhaltene Gemisch für eine Stunde bei ≤ 30°C gerührt. 2-Chlorbenzoesäuremethylester
wird mit einer derartigen Geschwindigkeit zugegeben, dass die Temperatur
30°C nicht übersteigt.
Das erhaltene Gemisch wird bei 20–30°C 4–6 Stunden gerührt. Entmineralisiertes
Wasser wird zugegeben, gefolgt von konzentrierter Salzsäure, bis
der pH-Wert des
Gemisches 6–8
erreicht. Das Gemisch wird zweimal unter Verwendung von Chloroform
extrahiert. Die Chloroformextrakte werden miteinander vereinigt
und unter vermindertem Druck auf konzentriert.
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Nach
Kühlen
des verbleibenden Öls
auf ≤ 40° wird konzentrierte
Salzsäure
zugegeben. Das Gemisch wird dann bei ≤ 40°C für ≤ 2 Stunden oder über Nacht,
falls erforderlich, gerührt.
Nach Kühlen
des Reaktionsgemisches auf 15–30°C werden
Wasser und Chloroform zugegeben. Das erhaltene Gemisch wird unter
Verwendung von Natriumhydroxidlösung
(50%) auf pH 8,5–10,5
basisch gemacht. Die Phasen werden abgetrennt. Die wässrige Schicht
wird dann mit Chloroform extrahiert. Die vereinigten organischen
Extrakte werden unter vermindertem Druck eingedampft, unter Gewinnung
von (–)-cis-2-(2-Chlorphe-nyl)-5,7-dimethoxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1- benzopyran-4-on als
ein Öl,
welches direkt im nächsten Schritt
ohne Reinigung verwendet wurde.
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Zu
(–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dimethoxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on
werden Chinolin und Pyridinhydrochlorid gegeben. Das erhaltene Gemisch
wird unter Rühren
auf 160–190°C erhitzt.
Das Rühren
wird fortgesetzt unter Halten der Temperatur für 2 Stunden bei 160–190°C. Nach Kühlen des
Reaktionsgemisches auf 90–110°C wird Wasser
zugegeben. Das erhaltene Gemisch wird unter Verwendung von gesättigter
Natriumcarbonatlösung
auf pH 7,5–8,5
basisch gemacht. Ein Gemisch von Ethanol wird zweimal mit einem
Gemisch von Ethanol und Chloroform extrahiert. Die vereinigten Extrakte
werden zur Trockne eingedampft unter Gewinnung von (+)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8-[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-Rohprodukt
als ein braunes Gummi, das wie nachstehend gereinigt wird.
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Zu
rohem (+)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8-[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on
wird Aceton gegeben. Das erhaltene Gemisch wird 30–60 Minuten
bei 55–60°C gerührt, dann auf
15–20°C gekühlt und
weitere 1–2
Stunden gerührt.
Der ausgefallene Feststoff wird durch Filtration isoliert, zweimal
mit Aceton gewaschen und unter vermindertem Druck getrocknet unter
Gewinnung von (+)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8-[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on
in einer gereinigten Form.
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Die
freie Basenform des vorangehenden Schritts wird in Ethanol suspendiert
und unter Verwendung von konzentrierter Salzsäure mit einer derartigen Geschwindigkeit,
dass die Temperatur 30°C
nicht übersteigt, angesäuert. Während dieses
Verfahrens löste
sich anfänglich
der gesamte Feststoff und dann fiel das Hydrochlorid aus. Die Suspension
wird auf 0 bis 10°C
gekühlt
und eine Stunde unter Halten der Temperatur gerührt. Die Kristalle werden durch
Filtration isoliert und mit kaltem Methanol gewaschen unter Gewinnung
von rohem (–)-cis- 2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8-[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-hydrochlorid.
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Zu
rohem (–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8-[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-hydrochlorid wird
Ethanol gegeben. Das erhaltene Gemisch wird auf 70–79°C erhitzt,
eine Stunde unter Halten der Temperatur gerührt und dann während noch
heiß filtriert.
Der Filter wird mit heißem
Ethanol gespült.
Das Filtrat wird durch Atmosphärendestillation
auf konzentriert bis 60–80%
der flüchtigen
Stoffe entfernt wurden. Die verbleibende Suspension wird dann auf
0–10°C gekühlt, während der
Filtration isoliert und unter vermindertem Druck getrocknet unter
Gewinnung von (–)-cis-2-(2-Chlorphenyl)-5,7-dihydroxy-8[4R-(3S-hydroxy-1-methyl)piperidinyl]-4H-1-benzopyran-4-on-hydrochlorid,
gereinigt als ein gelber Feststoff.
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Nachdem
die Form I gewonnen ist, kann eine pharmazeutische Zusammensetzung
hergestellt werden. Wenn hierin verwendet, bedeutet „pharmazeutische
Zusammensetzung" eine
therapeutisch wirksame Menge von Form I mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger.
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Ein „pharmazeutisch
verträglicher
Träger" ist ein Mittel,
das nicht toxisch ist, mit dem therapeutischen Profil von Form I
nicht in Wechselwirkung tritt und für das Verabreichungsverfahren
geeignet ist. Form I wird vorzugsweise durch den intravenösen Weg über einen
geeigneten Zeitraum zur Krebstherapie verabreicht. Vorzugsweise
wird Form I mit einem oder mehreren pharmazeutisch verträglichen
Trägern
vermischt. Beispielsweise kann Form I mit iso-ismotischen und pH-gesteuerten Flüssigkeiten,
wie Wasser, Dextrose/Wasser oder Salzlösung/Wasser, zur Injektion
intravenös
für den
Patienten gemischt werden.
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Eine „wirksame
Menge" schließt eine „therapeutisch
wirksame Menge", „eine wirksame
Proteinkinase inhibierende Menge", „eine wirksame
Cyclin abhängige
Kinasemenge" und
eine wirksame Tumor bindende Menge von Form I ein und kann mit der einzelnen
begleitenden Therapie der Erkrankungen und anderen variablen Faktoren
variieren. Eine wirksame Menge von Form I wird etwa die gleiche
wie für
Form II sein. Typischerweise wird die Dosierung von Form I 0,001
mg/kg bis 100 mg/kg pro Tag sein.
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Flavopiridol
ist beim Behandeln einer Vielzahl von Zuständen oder Erkrankungen, die
von der Inhibierung von Proteinkinasen und vor allem Cyclin-abhängigen Kinasen,
wie vorstehend hierin beschrieben, profitieren, verwendbar. Es wird
erwartet, dass Flavopiridol beim Behandeln eines breiten Bereichs
von Krebsformen verwendbar ist, einschließlich beispielsweise Leukämie, Mesothelioma
und Krebsformen der Lunge (Großzellen,
Kleinzellen und nicht Kleinzellen), Colorectal, Brust, Eierstock,
Prostatamelanom, Niere, Harnleiterkörper und zentralem Nervensystem.