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Einführung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Homologes der Histon-Deacetylase
aus dem hyperthermophilen Bakterium Aquifex aeolicus, HDLP (Histon-Deacetylase-ähnliches
Protein; auch als AcuC1 bekannt), welches eine 35,2% Sequenzidentität mit der
menschlichen Histon-Deacetylase (HDAC1) teilt, die mit einem inhibitorischen
Ligaeden cokristallisiert werden kann, und insbesondere aus dieser
hier beschriebenen Cokristallisation gewonnene genaue kristallographische
Daten. Die Erfindung betrifft auch Verfahren zur Verwendung der
Kristallstruktur und der Koordinaten aus der Röntgenstrahl-Kristallographie des Apo-HDLP und von
Inhibitor-gebundenem HDLP zum Entwerfen, Isolieren und Screenen
von Verbindungen, die sich an das aktive Zentrum des HDLP und der
mit HDLP verwandten Proteine binden und es hemmen, wie z.B. solche
Proteine, welche zu der HDLP-Familie, einschließlich HDAC1, gehören.
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Hintergrund der Erfindung
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Die
reversible Modifikation der Histone durch Acetylierung geht mit
Veränderungen
in der Konformation der Nucleosomen und der Struktur des Chromatins
einher und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Genexpression
(Übersichtsartikel
in Davie und Chadee, 1998, J. Cell Biochem. Suppl. 30–31: 203–213). Die
Enzyme Histon-Acetylase und -deacetylase, welche diese Modifikationen
ausführen,
spielen bei vielen Zellprozessen wie der Progression und Differenzierung
des Zellzyklus eine Rolle und ihre Deregulation ist mit verschiedenen
Arten von menschlichem Krebs assoziiert (Übersichtsartikel in Kouzarides,
1999, Curr. Opin. Genet. Dev. 9: 40–48; Rassig et al., 1997, Chem.
Biol. 4: 783–789;
Fenrick und Heibert, 1998, J. Cell. Biochem. Suppl. 30–31: 194–202).
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Vor
kurzem ist gezeigt worden, dass einige experimentelle Antitumor-Verbindungen
wie z.B. Trichostatin A (TSA), Trapoxin, Suberoylanilid-Hydroxamsäure (SAHA)
und Phenylbutyrat zumindest teilweise wirken, indem sie Histon-Deacetylasen
hemmen (Richon et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci., USA 95: 3003–3007; Yoshida
et al., 1990, J. Biol. Chem. 265: 17174–17179; Kijima et al., 1993,
J. Biol. Chem. 268: 22429–22435). Zusätzlich ist
gezeigt worden, dass Diallylsulfid und verwandte Moleküle (Lea
et al., 1999, Int. J. Oncol. 2: 347–352), Oxamflatin (Kim et al.,
1999, Oncogene 15: 2461–2470),
MS-27–275, ein
synthetisches Benzamid-Derivat (Saito et al., 1999, Proc. Natl.
Acad. Sci. 96: 4592–4597),
Butarat-Derivate (Lea und Tulsyan, 1995, Anticancer Res. 15: 879–883),
FR901228 (Nokajima et al.,
1998, Exp. Cell Res. 241: 126–133),
Depudecin (Kwon et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 3356–3361) und
m-Carboxyzimtsäure-Bishydroxamid (CBHA;
Richon et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 3003–3007) Histon-Deacetylasen hemmen.
In vitro können
diese Verbindungen das Wachstum von Fibroblasten-Zellen hemmen,
indem sie den Zellzyklus veranlassen, in der G1- und G2-Phase anzuhalten
(Richon et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 5705–5708; Kim et
al., 1999, Oncogene 18: 2461–2470;
Yoshida et al., 1995, Bioassays 17: 423–430; Yoshida & Beppu, 1988, Exp.
Cell Res. 177: 122–131)
und sie können
zu der terminalen Differenzierung und dem Verlust von transformierendem
Potential einer Vielzahl von transformierten Zelllinien führen (Richon
et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci USA 93: 5705–5708; Kim et al., 1999, Oncogene
18: 2461–2470;
Yoshida et al., 1987, Cancer Res. 47: 3688–3691). In vivo ist Phenylbutyrat
zusammen mit Retinonsäure
bei der Behandlung von akuter promyelozytärer Leukämie wirksam (Warrell et al.,
1998, J. Natl. Cancer Inst. 90: 1621–1625). SAHA wirkt bei der
Verhinderung der Bildung von Brusttumoren in Ratten und Lungentumoren
in Mäusen
(Desai et al., 1999, Proc. AACR 40: Abstract #2396; Cohen et al.,
Cancer Res.; eingereicht).
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Histon-Deacetylasen
katalysieren die Entfernung von Acetylgruppen aus den ε-Aminogruppen der
Lysin-Reste, die nahe dem N-Terminus der Nucleosomen-Histone angehäuft sind
und dieser Prozess ist mit der Repression der Transkription assoziiert
(Übersichtsartikel
in Struhl, 1998, Genes Dev. 12: 599– 606). Eine Deletion des Histon-Deacetylase-Gens
rpd3 der Hefe oder deren pharmakologische Inaktivierung mit Trichostatin A
vermindert die Transkriptions-Repression in einer Untergruppe von
Promotoren, wie z.B. denen der Ume6-regulierten Gene (Kadosh & Struhl, 1998,
Mol. Cell. Biol. 18: 5121–5127).
Dies geht mit der erhöhten Acetylierung
der H4-Histone im reprimierten Promotor und dessen Nachbarschaft
einher, hat aber keine Wirkung auf Histone in den vom Promotor beabstandeten
Abschnitten (Kadosh & Struhl,
1998, Mol. Cell. Biol. 18: 5121–5127;
Rundlett et al., 1998, Nature 392: 831–835).
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Die
Histon-Deacetylasen werden zu spezifischen Promotoren hingezogen,
indem sie sich mit DNA-bindenden Repressoren der Transkription assoziieren,
entweder direkt oder über
Corepressoren, welche die Deacetylase und die Transkriptions-Repressoren über eine
Brücke
miteinander verbinden. Beispielsweise binden sich der Mad- und der
Ume6-Repressor an
den Corepressor Sin3A (Laherty et al., 1997, Cell 89: 349–356; Rassig
et al., 1997, Cell 89: 341–347;
Kadosh & Struhl,
1997, Cell 89: 365–371)
und die Kernrezeptoren binden N-CoR und die verwandten SMRT-Corepressoren
(Nagy et al., 1997, Cell 89: 373–380; Alland et al., 1997,
Nature 387: 49–55;
Heinzel et al., 1997, Nature 387: 43–48).
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Die
Deregulation der Rekrutierung der Histon-Deacetylasen scheint einer
der Mechanismen zu sein, über
welche diese Enzyme zur Tumorentstehung beitragen. Bei akuter promyelozytärer Leukämie (APL)
fusionieren chromosomale Translokationen den Retinonsäure-Rezeptor-α (RARα) entweder
an PLZF oder an PML. Diese Fusions-Onkoproteine weisen eine anomale transkriptionelle
Repressionsaktivität
auf, die teilweise von der Rekrutierung eines Corepressors und dann
wieder von HDACs herrührt
(Grignani et al., 1998, Nature 391: 815–818; Lin et al., 1998, Nature
391: 811–814).
Die Behandlung von PLZF-RARα APL-Zellen
mit TSA beschleunigt deren Reaktion auf eine Retinonsäureinduzierte
Differenzierung (Grignani et al., 1998, Nature 391: 815–818; Lin
et al., 1998, Nature 391: 811–814).
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Die
Histon-Deacetylasen umfassen eine von der Hefe bis zum Menschen
konservierte große
Familie von Proteinen und sie werden in zwei verwandte Klassen eingeteilt.
Die Klasse I wird durch HDAC1, 2, 3 des Menschen (Taunton et al.,
1996, Science 272: 408–411;
Yang et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 12845–12850;
Emiliani et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 2795–2800) und
durch RPD3 der Hefe (Videl & Gaber,
1991, Mol. Cell. Biol. 11: 6317–6327)
charakterisiert und die Klasse II durch HDAC4, 5, 6 des Menschen
(Grozinger et al., 1999, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 96: 4868–4873; Pischle
et al., 1999, J. Biol. Chem. 274: 11713–11720) und HDA1 der Hefe (Rundlett
et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 14503 14508). Die beiden
Klassen haben einen Abschnitt von 390 Aminosäuren mit Sequenzähnlichkeit
gemeinsam, welcher den Deacetylase-Kern umfasst, sie divergieren
jedoch außerhalb
dieses Abschnitts. Die Histon-Deacetylase-Gene gehören zu einer
noch größeren Superfamilie
(Leipe & Landsman,
1997, Nucleic Acids Res. 25: 3693–3697), welche die prokyryotischen
Acetoin nutzenden Proteine (AcuC; 28,1% Sequenzidentität mit NDAC1)
und die prokaryotischen Acetylpolyamin-Amidohydrolasen (APAH; 15,0%
Sequenzidentität
mit HDAC1) enthält.
Die enzymatische Aktivität
von AcuC ist nicht klar, aber dessen Spaltung vermindert die Fähigkeit
von B. subtilis, Acetoin abzubauen und es als Kohlenstoffquelle
zu nutzen (Grundy et al., 1993, Mol. Microbiol. 10: 259–271). Die
APAHs katalysieren die Deacetylierung der Polyamine, indem sie eine
Amidbindung des Nicht-Peptids spalten (Übersichtsartikel bei Leipe & Landsman, 1997,
Nucleic Acids Res. 25: 3693–3697).
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Es
ist nützlich,
sich zu fragen, wie die HDACs und die mit HDAC verwandten Proteine
die Deacetylierung der Histone katalysieren und wie die oben angegebenen
Verbindungen, insbesondere solche Verbindungen mit Antitumoraktivität, diese
Aktivität
hemmen, um zu einem besseren Verständnis des Mechanismus der Hemmung
der HDACs zu kommen und die Entdeckung von weiteren nützlichen
Verbindungen zu erleichtern, welche diese Aktivität hemmen
können.
Zu diesem Zweck wurde in der vorliegenden Erfindung die dreidimensionale
Struktur eines HDAC1-ähnlichen
Proteins aus dem thermophilen Bakterium Aquifex aeolicus, im Folgenden
als HDLP bezeichnet, ermittelt. Die Bestimmung der codierenden Nucleinsäuresequenz
des HDLP wurde von Deckert et al., 1998, Nature 392: 353–358 beschrieben.
Das codierte Protein von 375 Resten, dessen Sequenz aus der codierenden
Nucleinsäuresequenz
ermittelt wurde, hat eine 35,2% Aminosäuresequenz-Identität mit HDAC1 gemeinsam, deacyliert
Histone in vitro und wird von TSA, SAHA und einigen anderen HDAC-Inhibitoren
gehemmt. Die Ermittlung der dreidimensionalen Struktur des HDLP
ist für
das Design, die Identifizierung und das Screening von neuen Verbindungen
für die
Hemmung der HDAC-Familie von Nutzen, welche für die Hemmung des Zellwachstums
sowohl in vivo als auch in vitro nützlich sind.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Der
vorliegenden Erfindung liegt im Allgemeinen die Aufgabe zu Grunde,
eine genaue dreidimensionale Struktur-Information über eine
Familie von Proteinen zu liefern, welche als Histon-Deacetylasen
(HDAC) bekannt sind, und insbesondere über ein Homologes aus dem hyperthermophilen
Bakterium Aquifex aeolicus HDLP (Histon-Deacetylase-ähnliches
Protein), welches mit der menschlichen Histon-Deacetylase (HDAC1) eine
35,2% Sequenzidentität
gemeinsam hat. Es ist auch eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
eine dreidimensionale Struktur-Information eines HDLP zur Verfügung zu
stellen, das an eine Inhibitor-Verbindung gebunden ist.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird die Information über die dreidimensionale Struktur
von einem Kristall des Wildtyp-HDLP (SEQ ID NO: 1) erhalten (die
das Wildtyp-HDLP
codierende Nucleinsäure
ist die SEQ ID NO: 2). In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird
die dreidimensionale Information aus einem zwei Mutationen umfassenden
mutanten HDLP erhalten, (1) Cystein 75 zu einem Serin und (2) Cystein 77
zu einem Serin (Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante; SEQ ID NO: 3) (die
Nucleinsäure,
welche die HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante codiert, ist die
SEQ ID NO: 4). Die HDLP-Mutante der vorliegenden Erfindung erleichtert
die Ermittlung der Information über
die dreidimensionale Struktur des HDLP, das an ein Zink-Atom an
seiner Zink-Atom-Bindungsstelle
gebunden ist.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die Information über die dreidimensionale Struktur
aus einem Cokristall eines Protein-Inhibitor-Verbindungs-Komplexes erhalten,
welcher das HDLP oder die HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante und Trichostatin A (TSA)
umfasst. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird
die Information über
die dreidimensionale Struktur aus einem Cokristall eines Protein-Inhibitor-Verbindungs-Komplexes
erhalten, welcher das HDLP oder die HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
und Suberoylanilid-Hydroxamsäure (SAHA)
umfasst. Jede HDLP-Inhibitorverbindung oder Inhibibitorverbindung
für ein
mit HDLP verwandtes Protein (z.B. HDAC) kann eingesetzt werden,
um einen Cokristall der vorliegenden Erfindung zu bilden.
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Die
Protein-Kristalle und Cokristalle des Protein-Inhibitor-Komplexes
der vorliegenden Erfindung beugen bis zu einer hohen Auflösungsgrenze
von mindestens gleich oder größer 4 Angström (Å). In einer
bevorzugten Ausführungsform
beugen die Protein-Kristalle und Cokristalle des Protein-Inhibitor-Komplexes
der vorliegenden Erfindung bis zu einer hohen Auflösungsgrenze
von über
2,5 Å.
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Ein
Kristall der vorliegenden Erfindung hat eine Raumgruppe C2 mit einem
Molekül
in der asymmetrischen Einheitszelle und mit Abmessungen der Einheitszelle
von a = 51,4 Å,
b = 93,8 Å,
c = 78,7 Å und β = 96,9° (siehe z.B.
Beispiel 2, unten). In einer anderen bevorzugten Ausführungsform
hat der Kristall eine Raumgruppe P212121 mit zwei Molekülen in der
asymmetrischen Einheitszelle und mit Abmessungen der Einheitszelle
von a = 53,4 Å,
b = 94,4 Å,
c = 156,3 Å (siehe
z.B. Beispiel, 2 unten). Die Struktur des HDLP umfasst ein paralleles β-Faltblatt
mit zu beiden Seiten sich scharenden α-Helices. An einem Ende des β-Faltblatts
weist das HDLP eine enge rohrähnliche
Tasche auf, welche von einigen wohl geordneten Schleifen gebildet
wird. Die Wände
der Tasche sind mit hydrophoben Resten ausgekleidet und am Boden
der Tasche gibt es eine Bindungsstelle für Zink und einige polare Seitenketten.
Die inhibitorischen Verbindungen der vorliegenden Erfindung werden
in der Tasche gebunden.
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Die
von Kristallen des HDLP, der HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante,
der ein Zinkatom umfassenden HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante,
dem eine inhibitorische Verbindung wie TSA oder SAHA umfassenden
HDLP und der eine inhibitorische Verbindung wie TSA oder SAHA umfassenden HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
erhaltene Information über
die dreidimensionale Struktur kann dazu verwendet werden, die Struktur
von jedem Kristall eines mit HDLP verwandten Proteins (z.B. HDAC)
oder von jedem mutanten mit HDLP verwandten Protein und insbesondere
von jedem Wildtyp oder jedem mutanten mit HDLP verwandten Protein,
das mit einem Liganden einschließlich einem Substrat oder einer
Inhibitor-Verbindung komplexiert ist, aufzuklären. Falls die Kristalle in
einer anderen Raumgruppe sind als die bekannte Struktur, kann ein
Molecular Replacement eingesetzt werden, um die Struktur aufzuklären oder,
falls die Kristalle in derselben Raumgruppe sind, kann eine Verfeinerung
und Differenzen-Fourieranalyse eingesetzt werden. Die Struktur der
mit HDLP verwandten Proteine (z.B. HDAC1) weist an den Positionen
der Cα-Atome
für mindestens
50% oder mehr der Aminosäuren
der HDLP-Struktur
mit voller Länge
eine RMSD (root mean square deviation) von nicht größer als
2,0 Å auf.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch ein Nucleinsäuremolekül zur Verfügung, das für eine HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
mit der Aminosäuresequenz
der SEQ ID NO: 3 codiert und die Nucleinsäuresequenz der SEQ ID NO: 4
aufweist. Mit der Erfindung sollen auch bei mit dem HDLP verwandten Proteinen
an den Cysteinresten wie bei der Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
Mutationen erzeugt werden, um die Ermittlung der Struktur dieser
an ein Zink-Atom gebundenen Proteine zu erleichtern. Zusätzlich stellt die
vorliegende Erfindung Expressionsvektoren zur Verfügung, welche
das Nucleinsäuremolekül enthalten, das
für eine
durch die SEQ ID NO: 4 wiedergegebene funktionsfähig an Kontrollsequenzen für die Expression gebundene
HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
codiert.
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Eine
andere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren
für den
Entwurf, die Identifizierung und das Screening von potentiellen
Inhibitor-Verbindungen für
die HDLP/HDAC-Familie zur Verfügung
zu stellen. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Verfahren
für einen
praktischen Entwurf, Identifizierung und Screening von potentiellen
Inhibitor-Verbindungen für
HDLP und mit HDLP verwandte Proteine (z.B. HDACs) mit Deacetylase-Aktivität die Schritte:
(a) Einsatz einer durch die Atomkoordinaten der vorliegenden Erfindung
definierten dreidimensionalen Struktur eines HDLP; (b) Verwendung
dieser dreidimensionalen Struktur, um die potentielle Inhibitor-Verbindung zu entwerfen
oder auszusuchen; (c) Synthese und/oder Auswahl dieses potentiellen
Inhibitors; (d) in Kontakt Bringen dieser potentiellen Inhibitor-Verbindung mit
dem Enzym in Gegenwart eines acetylierten Substrats und (e) Bestimmung
der prozentualen Hemmung der Deacetylase-Aktivität, um die inhibitorische Deacetylase-Aktivität dieser
potentiellen Inhibitor-Verbindung zu ermitteln. In einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform
können
die Bindungseigenschaften dieser zweckmäßig entworfenen inhibitorischen
Verbindung mit einem Verfahren ermittelt werden, das die Schritte umfasst:
(a) Bildung eines Komplexes mit dieser inhibitorischen Verbindung
und einem HDLP oder einem mit HDLP verwandten Protein; (b) Cokristallisation
dieses inhibitorische Verbindung/HDLP-Komplexes; (c) Ermittlung
der dreidimensionalen Struktur dieses Cokristalls über ein
Molecular Raplacement oder eine Verfeinerung und Differenzen-Fourier-Analyse mit
den durch die vorliegende Erfindung definierten Molekül-Koordinaten
und (d) Analyse der dreidimensionalen Struktur zur Ermittlung der
Bindungseigenschaften der potentiellen Inhibitor-Verbindung.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine definierte
Klasse von Inhibitor-Verbindungen für die HDLP/HDAC-Familie zu
identifizieren. Es werden die durch die Formel (I) wiedergegebenen
Inhibitor-Verbindungen für
die HDLP/HDAC-Familie
beschrieben:
in welcher
X eine Verkappungsgruppe umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden
wird, die ausgewählt
ist aus der Gruppe Prolin und Leucin; Y eine aliphatische Kettengruppe
umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden wird, die ausgewählt ist
aus der Gruppe Leucin, Phenylalanin und Glycin; und Z eine Bindungsgruppe
für das
aktive Zentrum umfasst, welche an mindestens eine Aminosäure gebunden
wird, die ausgewählt
ist aus der Gruppe Asparaginsäure,
Tyrosin und Histidin und welche ferner an ein Zink-Atom gebunden
werden kann.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1 ist
eine Tabelle, in welcher die Statistik aus der röntgenkristallographischen Analyse
eines HDLP-Kristalls, eines HDLP-TSA-Cokristalls und eines HDLP-SAHA-Cokristalls aufgelistet
sind.
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2 zeigt
ein Alignment von verschiedenen HDAC-Homologen mit Angabe der prozentualen
Sequenzidentität.
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3 zeigt
eine graphische Darstellung, welche die Histon-Deacetylase-Aktivität des HDLP
und des HDAC1 sowie die Hemmung des HDLP und des HDAC1 durch die
Inhibitoren TSA und HC-Toxin angibt.
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4 Zeigt
(A & B) eine
schematische Wiedergabe des HDLP-Zn2+-TSA-Komplexes in zwei
annähernd
rechtwinkligen Ansichten, (C) ein Topologie-Diagramm des HDLP, das
die Homologie-Abschnitte mit HDAC1 angibt sowie (D) eine schematische
Nahdarstellung des HDLP-Zn2+-SAHA-Komplexes.
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5 zeigt
(A) eine schematische Darstellung eines Dünnschnitts durch eine Oberflächendarstellung des
HDLP, wobei die inneren Vertiefungen der Tasche und die Position
des β-Faltblatts
angegeben sind, (B) eine schematische Wiedergabe einer Nahdarstellung
des aktiven Zentrums mit Blickrichtung nach unten in die Tasche
in einer ähnlichen
Orientierung wie in 4B.
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6 zeigt
(A) eine raumfüllende
Darstellung von TSA in der Tasche mit dem aktiven Zentrum, (B) Eine
Stereo-Nahansicht der Struktur des HDLP-Zn2+-TSA-Komplexes
in einer ähnlichen
Orientierung wie in 4B und (C) eine
schematische Darstellung der HDLP-TSA-Wechselwirkungen.
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7 zeigt
(A) eine schematische Darstellung der zwischen HDLP und HDAC1 gemeinsamen
Homologieabschnitte in einer ähnlichen
Orientierung wie in 4A und (B) eine
genaue schematische Darstellung der in der Tasche und der inneren
Vertiefung zwischen HDLP und HDAC1 gemeinsamen Homologie in einer ähnlichen
Orientierung wie in 4B.
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8 zeigt
eine schematische Darstellung des vorgeschlagenen katalytischen
Mechanismus für
die Deacetylierung von acetyliertem Lysin.
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9 zeigt
eine schematische Darstellung eines raumfüllenden Diagramms welches die
konservierten Aminosäuren
im aktiven Zentrum und den nahe gelegenen Furchen zeigt.
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10 ist
die Nucleinsäuresequenz
des HDLP aus Aquifex aeolicus (SEQ ID NO: 2).
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11 ist
die Aminosäuresequenz
des HDLP in voller Länge
aus Aquifex aeolicus (SEQ ID NO: 1).
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12 ist
die Nucleinsäuresequenz
der Mutante Tyr297Phe des aktiven Zentrums des HDLP (SEQ ID NO:
6).
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13 ist
die Aminosäuresequenz
der Mutante Tyr297Phe des aktiven Zentrums des HDLP (SEQ ID NO:
5).
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14 ist
die Nucleinsäuresequenz
einer Doppelmutante des HDLP aus Aquifex aeolicus mit einer Cys75Ser-
und einer Cys77Ser-Mutation (SEQ ID NO: 4).
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15 ist
die Aminosäuresequenz
einer Doppelmutante des HDLP aus Aquifex aeolicus mit einer Cys75Ser-
und einer Cys77Ser-Mutation (SEQ ID NO: 3).
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16-1 bis 16-49 listet
die Atomstrukturkoordinaten für
HDLP auf, wie sie durch Röntgenbeugung
von einem HDLP-Kristall gewonnen wurden.
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17-1 bis 17-49 listet
die Atomstrukturkoordinaten für
die Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante des
HDLP mit einem Zinkatom im aktiven Zentrum auf, wie sie durch Röntgenbeugung
von einem Kristall der HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante gewonnen
wurden.
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18-1 bis 18-99 listet
die Atomstrukturkoordinaten für
die Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante des
HDLP auf, wie sie durch Röntgenbeugung
von einem Cokristall des mit TSA komplexierten HDLP gewonnen wurden.
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19-1 bis 19-48 listet
die Atomstrukturkoordinaten für
die Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante des
HDLP auf, wie sie durch Röntgenbeugung
von einem Cokristall des mit SAHA komplexierten HDLP gewonnen wurden.
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Genaue Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung wird durch die Ansprüche
definiert. Ein von den Ansprüchen
nicht abgedeckter Gegenstand dient nur den Zwecken der Veranschaulichung.
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Die
vorliegende Erfindung stellt Kristalle eines Histon-Deacylase (HDAC)-Homologen
zur Verfügung, welche
in Gegenwart und Abwesenheit einer Verbindung gezüchtet wurden,
welche in der Lage ist, die Histon-Deacetylase-Aktivität dieses
HDAC-Homologen zu hemmen. Das hier so genannte HDAC-Homologe (ebenso
wie ein mit HDLP verwandtes Protein) ist jedes Proteinmolekül (a) mit
einer mehr als 15% Sequenzidentität mit dem HDLP über dessen
375 Aminosäurereste
hinweg; (b) mit nicht mehr als 20 Insertionen oder Deletionen für insgesamt
nicht mehr als 100 Aminosäuren
und (c) mit Deacetylase-Aktivität. Die Sequenzidentität wird mit
dem Programm DNAstarTM unter Einsatz der
Identity-Matrix-Weighing-Scheme-Clustal-Methode (DNAstar program,
Madison, WI) berechnet.
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Eine
hier verwendete HDLP/HDAC-Inhibitor-Verbindung bezieht sich auf
jede durch die Formel (I) wiedergegebene Verbindung:
in welcher X eine Verkappungsgruppe
umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden wird, die ausgewählt ist
aus der Gruppe Tyrosin, Prolin und Leucin; Y eine aliphatische Kettengruppe
von etwa 5 bis etwa 10 Å,
vorzugsweise 7 Å,
umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden wird, die ausgewählt ist
aus der Gruppe Phenylalanin und Glycin; und Z eine Bindungsgruppe
für das
aktive Zentrum umfasst, welche an mindestens eine Aminosäure gebunden
wird, die ausgewählt
ist aus der Gruppe Asparaginsäure,
Tyrosin und Histidin und welche ferner an ein Zink-Atom gebunden
werden kann. Die inhibitorischen HDAC-Verbindungen der vorliegenden
Erfindung können
mehr als 50% der Histon-Deacetylase-Aktivität eines HDAC-Homologen oder
eines mit HDLP verwandten Proteins hemmen.
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Um
die Kristalle der vorliegenden Erfindung zu züchten werden das HDAC und der
HDAC-Inhibitor-Verbindungs-Komplex
auf mehr als 80% Gesamtprotein und mehr bevorzugt auf mehr als 90%
Gesamtprotein gereinigt. Für
die Zwecke der Expression und Reinigung kann das HDLP in voller
Länge (Genbank-Hinterlegungsnummer
WE000719) aus einem Chromosomen-DNA-Präparat von Aquifax aeolicus
mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) subcloniert und in einen Expressionsvektor insertiert werden.
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Es
kann eine große
Zahl von im Stand der Technik bekannten Vektor-Wirts-Systemen eingesetzt
werden. Mögliche
Vektoren sind, aber nicht ausschließlich, Plasmide oder modifizierte
Viren, der Vektor muss aber mit der eingesetzten Wirtszelle kompatibel
sein. Beispiele für
Vektoren sind E. coli-Bakteriophagen wie die Lambda-Derivate oder
Plasmide wie die pBR322-Derivate oder die pUC-Plasmid-Derivate,
z.B. die pGEX-Vektoren (Amersham-Pharmacia, Piscataway, New Jersey),
pET-Vektoren (Novagen, Madison, WI), pmal-c-Vektoren (Amersham-Pharmacia,
Piscataway, New Jersey), pFLAG-Vektoren (Chiang und Roeder, 1993,
Pept. Res. 6: 62–64),
Baculovirus-Vektoren (Invitrogen, Carlsbad, CA; Pharmingen, San
Diego, CA) usw. Die Insertion in einen Klonierungsvektor kann z.B.
durch Ligation des DNA-Fragments in einen Klonierungsvektor erfolgen,
der über
komplementäre
kohäsive
Enden verfügt,
mittels Blunt-End-Ligation, falls keine komplementären kohäsiven Enden
zur Verfügung
stehen oder über
Nucleotid-Linker unter Einsatz von Standard-Techniken aus dem Stand
der Technik (z.B. Ausubel et al. (Hrg.), Current Protocols in Molecular
Biology, (1992). Die rekombinanten Vektoren, welche die gewünschte Nucleinsäure enthalten,
lassen sich dann über
eine Transformation, Transfektion, Infektion, Elektroporation usw.
in eine Wirtszelle einführen,
die mit dem Vektor kompatibel ist (z.B. E. coli, Insektenzellen,
Säugerzellen
usw.) Die Nucleinsäure
kann auch in einen Shuttle-Vektor gesetzt werden, der sich in Bakterien
zu großen
Mengen klonieren und vervielfältigen
lässt,
und wird dann zur Expression in eine eukaryotische Wirtszelle eingeführt. Die
Vektorsysteme der vorliegenden Erfindung können für Kontrollsequenzen für die Expression
sorgen und können
die Expression von Proteinen in vitro gestatten.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird das HDLP in voller Länge
(SEQ ID NO: 2) aus einem Chromosomen-DNA-Präparat von Aquifex aeolicus
in pGEX4T3 (Amersham-Pharmacia,
Piscataway, New Jersey) subcloniert. Um eine Doppelmutante mit einer
Cys75Ser- und einer Cys77Ser-Mutation (SEQ ID NO: 4) zu konstruieren
und um die Mutante Tyr297Phe des aktiven Zentrums des HDLP (SEQ
ID NO: 5 und SEQ ID NO: 6) zu konstruieren, kann eine zielgerichtete
PCR-Mutagenese verwendet werden mit einer Nachprüfung mittels DNA-Sequenzierung
nach dem Fachmann bekannten Verfahren (siehe z.B. Beispiel 1, unten).
Die Mutanten der vorliegenden Erfindung lassen sich in einen geeigneten
Expressionsvektor subclonieren und für die Produktion von Proteinen,
wie oben beschrieben, in eine Wirtszelle einführen.
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Die
Nucleinsäuren
für das
HDLP der vorliegenden Erfindung können in einen Expressionsvektor
subcloniert werden um ein Expressionskonstrukt zu erzeugen, so dass
das erhaltene HDLP-Molekül,
das produziert wird, ein Fusionsprotein umfasst, wobei dieses Fusionsprotein
für eine
leichte Reinigung ein Tag enthält. Der
hier verwendete Begriff "Tag" bezieht sich auf
alle zusätzlichen
Aminosäuren,
welche in einem Protein entweder C-terminal, N-Terminal oder intern vorgesehen
sind, um die Reinigung leichter zu machen, um die Produktion zu
verbessern oder für
jeden anderen Zweck, der das Erreichen der Ziele der vorliegenden
Erfindung erleichtern kann (z.B. um zu höheren Ausbeuten bei der Produktion
und/oder Reinigung zu gelangen). Solche Tags sind Tags, von denen
der Fachmann weiß,
dass sie bei der Reinigung von Nutzen sind, wie z.B., aber nicht
ausschließlich,
das His-Tag, das Glutathion-S-Transferase-Tag, das Flag-Tag, das
MBP (Maltose-Bindungs-Protein)-Tag usw. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden das Wildtyp-HDLP und das mutante HDLP der vorliegenden Erfindung
mit einem Glutathion-S-Transferase-Tag versehen siehe Beispiel 1,
unten). In einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird die HDAC1 mit
einem Flag-Tag versehen (siehe Beispiel 1, unten). Derartige mit
einem Tag versehenen Proteine können
auch technisch verändert
werden, damit sie eine Spaltstelle wie z.B. eine Thrombin-, Enterokinase-
oder Faktor X-Spaltstelle umfassen, um die Entfernung des Tags vor,
während
oder nach der Reinigung zu erleichtern. Vektorsysteme, welche ein
Tag und eine Spaltstelle zur Entfernung des Tags zur Verfügung stellen,
sind besonders nützlich
für die
Herstellung der Expressionskonstrukte der vorliegenden Erfindung.
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Die
mit Tags versehenen HDLPs und HDACs der vorliegenden Erfindung lassen
sich mittels Immunoaffinität
oder einer herkömmlichen
Chromatographie reinigen, einschließlich, aber nicht ausschließlich, einer der
folgenden Chromatographien: Glutathion-SepharoseTM (Amersham-Pharmacia,
Piscataway, New Jersey) oder ein gleich wirkendes Harz, Nickel-
oder Kobalt-Reinigungs-Harze, eine Anionenaustauscherchromatographie,
eine Kationenaustauscherchromatographie, hydrophobe Harze, eine
Gelfiltration, ein Antiflag-Epitop-Harz, Umkehrphasenchromatographie
usw. Nach der Reinigung kann das HDLP und der HDLP-Inhibitor-Verbindungs-Komplex
für die
Kristallisation bis über
1 mg/ml aufkonzentriert werden. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden das HDLP und die HDLP-Inhibitor-Komplexe zur Kristallisation
auf über
10 mg/ml aufkonzentriert und in einer besonders bevorzugten Ausführungsform
werden das HDLP und die HDLP-Inhibitor-Komplexe
auf über
20 mg/ml aufkonzentriert
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Um
zu ermitteln, ob die gereinigten HDLPs der vorliegenden Erfindung
eine Histon-Deacetylase
Aktivität
zeigen, können
die gereinigten HDLPs und auch jedes mit HDLP verwandte Protein
mit jedem dem Fachmann zur Ermittlung dieser Aktivität bekannten
Verfahren untersucht werden. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden die gereinigten HDLPs der vorliegenden Erfindung in Gegenwart
eines [3H]-Acetyl-markierten Histonsubstrats
(Carmen et al., 1996, J. Biol. Chem. 271: 15837–15844) in einem für den Nachweis
der Histon-Deacetylase-Aktivität
geeigneten Puffer inkubiert (siehe Beispiel 3, unten), die Reaktion
gestoppt, das freigesetzte Acetat extrahiert und dieses freigesetzte
Acetat wie bei Henzel et al. (J.
Biol. Chem. 266: 21936–21942
(1991); Beispiel 3, unten) beschrieben gemessen. In einer bevorzugten
Ausführungsform
werden die HDLPs der vorliegenden Erfindung in Gegenwart von ZnCl2 inkubiert, um daraus eine Histon-Deacetylase-Aktivität zu erhalten
(Beispiel 3, unten).
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In
einer anderen Ausführungsform
umfassen die Kristalle der vorliegenden Erfindung gereinigtes Wildtyp-HDLP
(SEQ ID NO: 1) und sie werden bei Raumtemperatur mit Hilfe der Dampfdiffusionsmethode
im hängenden
Tropfen aus einer Kristallisationslösung mit einem oder mehreren
Fällungsmitteln,
die ausgesucht sind aus der Gruppe Isopropanol, Polyethylenglykol
und tert. Butanol (siehe Beispiel 2, unten) gezüchtet. Die Kristallisationslösung kann
ferner eines oder mehrere Salze umfassen, einschließlich Salze,
die ausgewählt
wurden aus der Gruppe NaCl und KCl sowie einen oder mehrere Puffer,
einschließlich
Puffer, die ausgewählt
wurden aus der Gruppe Tris(tris(hydroxymethyl)aminomethan und Bis-tris-Propan-Cl(1,3-Bis[tris(hydroxymethyl)methylamino]propan)
(siehe Beispiel 2, unten). Das pH der Kristallisationslösung liegt
vorzugsweise zwischen pH 5–9,
obwohl bei der vorliegenden Erfindung auch andere pH-Werte in Erwägung gezogen
werden (siehe Beispiel 2, unten).
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Um
die Kristalle der vorliegenden Erfindung zu erhalten, kann jede
dem Fachmann bekannte Kristallisationstechnik verwendet werden,
einschließlich,
aber nicht ausschließlich,
einer Batch-Kristallisation, einer Dampf-Diffusion (entweder mit
dem sitzenden oder dem hängenden
Tropfen) sowie einer Mikrodialyse. In einigen Fällen kann auch ein Animpfen
der Kristalle nötig
sein, um für
Röntgenstrahlung
geeignete Kristalle zu erhalten. Es können daher standardisierte
Animpfungen mit Mikro- und/oder Makrokristallen zum Einsatz kommen
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Die
Kristalle der vorliegenden Erfindung können sich in der Raumgruppe
C2 mit einem Molekül
in der asymmetrischen Einheit und mit den Einheitsabmessungen von
a = 51,4 Å,
b = 93,8 Å,
c = 78,7 Å und β = 96,9° (siehe Beispiel
2, unten) ausbilden. Die Kristalle der vorliegenden Erfindung können sich
auch in der Raumgruppe P212121 mit zwei Molekülen in der asymmetrischen Einheit
und mit den Einheitsabmessungen von a = 53,4 Å, b = 94,4 Å, c = 156,3 Å (siehe
Beispiel 2, unten) ausbilden. Für
die vorliegende Erfindung werden jedoch Kristalle erwogen, die sich
in jeder Raumgruppe, einschließlich,
jedoch nicht ausschließlich,
C2, P21, P212121, P3121,
P432121 und
C2221 ausbilden. Die Kristalle beugen bis
zu einer Auflösung
von größer als
4 Å, vorzugsweise
von größer als
2,5 Å.
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Um
aus den Kristallen der vorliegenden Erfindung die Beugungsdaten
zu sammeln, können
die Kristalle in dem für
das Züchten
dieser Kristalle verwendeten Kristallisationspuffer blitzgefroren
werden, vorzugsweise jedoch mit einer höheren Konzentration des Fällungsmittels
(siehe z.B. Beispiel 2, unten). Falls das verwendete Fällungsmittel
28% PEG 1500 war, können
die Kristalle beispielsweise, aber nicht ausschließlich, in der
gleichen Kristallisationslösung
blitzgefroren werden, welche für
die Zucht des Kristalls eingesetzt wurde, wobei die Konzentration
des Fällungsmittels
auf 35% angehoben wird (siehe Beispiel 2, unten). Falls das Fällungsmittel
kein ausreichendes Kryoprotektiv ist (d.h. nach dem Blitzgefrieren
bildet sich kein Glas) können
der Lösung
Kryoprotektive (z.B. Glycerin, niedermolekulare PEGs, Alkohole usw.)
zugesetzt werden, um nach dem Blitzgefrieren eine Glasbildung zu
erreichen, vorausgesetzt, das Kryoprotektiv ist mit der Konservierung der
Kristallintegrität
kompatibel. Die blitzgefrorenen Kristalle werden während der
Aufnahme der kristallographischen Daten mittels Röntgenbeugung
bei einer Temperatur von unter –110°C gehalten,
vorzugsweise bei weniger als –150°C. Die Röntgenbeugungsdaten
können
mit DENZO und SCALEPACK (Otwinowsky & Minor, 1997, Method Ensemble. 276:
307–326)
bearbeitet werden, zur Bearbeitung der Röntgenbeugungsdaten kann jedoch
jedes dem Fachmann bekannte Verfahren herangezogen werden.
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Um
die Atomstruktur des erfindungsgemäßen HDLP zu ermitteln, können ein
multipler isomorpher Ersatz (MIR), der Bau eines Modells und eine
Verfeinerung durchgeführt
werden. Für
eine MIR-Analyse können die
Kristalle in Schweratomen getränkt
werden, um für
die MIR-Analyse benötigte
Schweratomderivate herzustellen. Der hier verwendete Begriff Schweratomderivat
oder -Derivatisierung bezieht sich auf das Verfahren der Herstellung
einer chemisch modifizierten Form eines Protein- oder Proteinkomplex-Kristalls, wobei
das Protein in dem Kristall spezifisch an ein Schweratom gebunden
ist. In der Praxis wird ein Kristall in einer Lösung getränkt, welche Schwermetallatome
oder -salze oder metallorganische Verbindungen enthält, z.B.
Bleichlorid, Goldcyanid, Thimerosal, Bleiacetat, Uranylacetat, Quecksilberchlorid,
Goldchlorid usw., welche durch den Kristall diffundieren können und
sich spezifisch an das Protein binden. Die Position(en) des (der)
gebundenen Schwermetallatoms (Schwermetallatome) oder -salze können mittels
eine Röntgenstrahlbeugungs-Analyse
des getränkten
Kristalls ermittelt werden. Diese Information wird dazu verwendet,
eine MIR-Phaseninformation zu erzeugen, die dazu benutzt wird, die
dreidimensionale Struktur des kristallisierten HDLPs und der mit
HDLP verwandten Proteine der vorliegenden Erfindung zu konstruieren.
In einer bevorzugten Ausführungsform
umfassen die Schweratome Thimerosal, KAu(CN)2 und
Pb(Me)3OAc (siehe Beispiel 2, unten). Die
MIR-Phasen können
mit jedem dem Fachmann bekannten Programm berechnet werden und vorzugsweise
mit dem Programm MLPHARE (The CCP4 suite: Programs for computational
crystallography, 1994, Acta Crystallogr. D. 50: 760–763) und
es kann auch das anormale Beugungssignal aus dem Thimerosalderivat
verwendet werden. In einer bevorzugten Ausführungsform wurden die MIR-Phasen
bei 2,5 Å berechnet
und haben eine mittlere Figure of merit von 0,55 (siehe 19 und Beispiel 2, unten). Die Phasen
können,
wenn nötig,
durch Solvent-flattening nach dem Fachmann bekannten Verfahren verbessert
werden, einschließlich,
aber nicht ausschließlich,
durch die Verwendung des Programms DM (The CCP4 suite: Programs for
computational crystallography, 1994, Acta Crystallogr. D. 50: 760–763).
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Danach
kann ein Anfangsmodell der dreidimensionalen Struktur unter Einsatz
des Programms O (Jones et al., 1991, Acta Crystallogr. A 47: 110–119) erstellt
werden. Die Interpretation und der Aufbau der Struktur lässt sich
durch den Einsatz des Programms CNS (Brunger et al., 1998, Acta
Crystallogr. D 54: 905–921)
weiter erleichtern.
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Falls
die Raumgruppe des Kristalls des HDLP-Inhibitor-Verbindungs-Komplexes
unterschiedlich ist, lässt
sich für
die Ermittlung der Struktur des HDLP-Inhibitor-Verbindungs-Komplexes ein Molecular
Replacement einsetzen, indem eine bekannte Struktur für Apo-HDLP
(unter dem hier verwendeten Ausdruck Apo-HDLP oder Apo- HDAC wird das Enzym
verstanden, das nicht mit einer Inhibitor-Verbindung komplexiert ist)
oder irgend eine bekannte Struktur eines HDLP/Inhibitor-Komplexes
verwenden, dessen Struktur wie oben und unten in Beispiel 2 beschrieben,
ermittelt werden kann. Falls die Raumgruppe des Kristalls der HDLP-Inhibitor-Verbindung
die gleiche ist, kann ein rigid body refinement und eine Differenz-Fourier-Synthese
eingesetzt werden, um die Struktur unter Einsatz einer bekannten
Struktur für
das Apo HDLP (unter dem hier verwendeten Ausdruck Apo-HDLP oder
Apo-HDAC wird das Enzym verstanden, das nicht mit einer Inhibitor-Verbindung
komplexiert ist) oder irgendeiner bekannten Struktur des HDLP/Inhibitor-Komplexes
aufzuklären.
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Der
Ausdruck "Molecular
Replacement" bezieht
sich auf ein Verfahren, in welchem ein vorläufiges Modell der dreidimensionalen
Struktur des erfindungsgemäßen HDLP-Kristalls
erstellt wird, dessen Strukturkoordinaten vor der Verwendung des
Molecular Replacement unbekannt sind. Ein Molecular Replacement
wird erreicht, indem ein Molekül,
dessen Strukturkoordinaten bekannt sind (in diesem Falle das zuvor
bestimmte Apo-HDLP), in der Einheitszelle, wie sie durch das Röntgenbeugungsmuster
definiert wird, das aus einem HDLP-Kristall oder dem Kristall eines
mit HDLP verwandten Proteins erhaltene wurde, dessen Struktur unbekannt
ist, so ausgerichtet und positioniert wird, dass das beobachtete
Beugungsmuster des unbekannten Kristalls damit am besten erklärt wird.
Die Phasen lassen sich dann aus diesem Modell berechnen und mit
den beobachteten Amplituden kombinieren, um eine ungefähre Fourier-Synthese
der Struktur zu liefern, deren Koordinaten unbekannt sind. Diese
kann dann wieder zum Gegenstand von irgendwelchen verschieden Formen von
Verfeinerungen gemacht werden, um schließlich eine genaue Struktur
zu liefern.
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Jede
dem Fachmann bekannte Methode kann verwendet werden, um durch Molecular
Replacement die Struktur zu ermitteln. Beispielsweise kann das Programm
AMORS (The CCP4 suite: Programs for computational crystallography,
1994, Acta Crystallogr. D. 50: 760–763) verwendet werden, um
die Struktur einer unbekannten Histon-Deacetylase +/– einen
Inhibitor mittels Molecular Replacement zu ermitteln, indem die Apo-HDLP-Koordinaten eingesetzt
werden (16). Zur Ermittlung der Struktur
der inhibitorischen Verbindung TSA wurde die Struktur von TSA aus
der Cambridge Structural Database (Refcode TRCHST, <<http://www.ccdc.cam.ac.uk>>) erhalten und kann dazu verwendet werden,
die bei der Verfeinerung mit dem Programm CNS (Brunger et al., 1998,
Acta Crystallogr. D 54: 905–921)
benutzten sterischen Hinderungen zu definieren.
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Die
Information über
die dreidimensionale Struktur und die mit dieser Struktur Information
assoziierten Atomkoordinaten des HDLP sind für die mittels Molecular Replacement
erfolgende Aufklärung
der Struktur von kristallisierten Proteinen von Nutzen, die zur
HDAC-Familie gehören.
Auf ähnliche
Weise lässt
sich jede Struktur eines kristallisierten Proteins, von dem man
denkt, dass es wegen seiner Funktions- oder Sequenzähnlichkeit
oder Identität
mit HDLP eine ähnliche
Struktur aufweist, mittels Molecular Replacement mit der Struktur-Information
für das
erfindungsgemäße HDLP
aufklären.
Die, wie oben und in Beispiel 2 unten beschrieben, mit Hilfe des
Molecular Replacement ermittelte Struktur der mit HDLP verwandten
Proteine weisen in den Positionen der Cα-Atome für mindestens 50% oder mehr
der Aminosäuren
der Struktur über
die volle Länge
der 375 Aminosäurereste
des HDLP eine mittlere Quadratwurzel-Abweichung (RMSD, root mean
square deviation) von nicht größer als
2,0 Å auf.
Auf Grund der Identität
in der Aminosäuresequenz
kann eine derartige RMSD erwartet werden (Chothia & Lesk, 1986, Embo
J. 5: 823–826).
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Die
verfeinerten dreidimensionalen HDLP-Strukturen der vorliegenden
Erfindung, speziell von Apo-HDLP, des Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutanten-HDLP
mit einem Zink-Atom im aktiven Zentrum, des HDLP/TSA-Komplexes mit
einem Zink-Atom im aktiven Zentrum und des HDLP/SAHA-Komplexes mit
einem Zink-Atom im aktiven Zentrum, werden durch die in den 16 bzw. 19 wiedergegebenen
Atomkoordinaten dargestellt. Das verfeinerte Modell für das Apo-HDLP
mit den Aminosäuren
1–375
besteht aus den Wildtyp-HDLP-Resten 2 bis 373, wobei die Reste 1,
374 und 375 nicht modelliert und vermutlich ungeordnet sind, und
wurde bis zu einer Auflösung
von 1,8 Å ermittelt. Ähnlich besteht
auch das verfeinerte Modell für
das Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutanten-HDLP mit einem Zink-Atom im
aktiven Zentrum aus den Resten 2 bis 373, wobei die Reste 1, 374
und 375 nicht modelliert und vermutlich ungeordnet sind, und wurde
bis zu einer Auflösung
von 2,0 Å ermittelt.
Das verfeinerte Modell für
den HDLP/TSA-Komplex mit einem Zink-Atom im aktiven Zentrum besteht
aus den Resten 2 bis 373 für
das Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutanten-HDLP
mit den nicht modellierten und vermutlich ungeordneten Resten 1,
374 und 375, hat TSA in der Bindungstasche und wurde bis zu einer
Auflösung
von 2,0 Å ermittelt.
Der HDLP/SAHA-Komplex ähnelt
dem HDLP/TSA-Komplex, hat aber SAHA in der Bindungstasche und wurde
bis zu einer Auflösung
von 2,5 Å ermittelt.
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Für eine weitere
Beschreibung der Strukturen des HDLP und der mit HDLP verwandten
Proteine, einschließlich,
aber nicht ausschließlich,
den HDACs, aus den von HDLP-Kristallen
der vorliegenden Erfindung erhaltenen Daten, wird die Definition
der folgenden Ausdrücke
angegeben:
Der Ausdruck "β-Faltblatt" bezieht sich auf
zwei oder mehr Polypeptidketten (oder β-Stränge),
die Seite an Seite zueinander verlaufen und regelmäßig über Wasserstoffbrückenbindungen
zwischen den C=O- und N-H-Gruppen der Hauptkette miteinander verbunden
sind. Daher bestehen alle Wasserstoffbrückenbindungen in einem β-Faltblatt
zwischen verschiedenen Segmenten des Polypeptids. Die meisten β-Faltblatt-Strukturen in
Proteinen sind durchgehend parallel (im Innern des Proteins) oder
durchgehend antiparallel (eine Seite dem Lösungsmittel die andere dem
hydrophoben Kern zugewandt) angeordnet. Die Wasserstoffbrückenbindungen in
antiparallelen Faltblattstrukturen stehen senkrecht zu der Richtung
der Kette und sind als Paare zwischen den Strängen gleichmäßig voneinander
beabstandet. Die Wasserstoffbrückenbindungen
in parallelen Faltblattstrukturen sind in Bezug auf die Kettenrichtung
schräg
angeordnet und zwischen den Strängen
gleichmäßig voneinander
beabstandet.
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Der
Ausdruck "α-Helix" bezieht sich auf
die in globulären
Proteinen am häufigsten
anzutreffende Helix-Konformation. Die mittlere Länge einer α-Helix erstreckt sich über 10 Aminosäurereste.
In einer α-Helix
weisen alle Amid-Protonen zum N-terminalen Ende hin und alle Carbonylsauerstoffatome
weisen zum C-terminalen Ende hin. Die sich wiederholende Eigenschaft
der phi, psi-Paare gewährleistet
diese Ausrichtung. Die Wasserstoffbrückenbindungen innerhalb einer
Helix zeigen auch ein sich wiederholendes Muster, in welchem die C=O-Gruppe
im Grundgerüst
des Restes X (X bezieht sich auf jede Aminosäure) zur H-H-Gruppe im Grundgerüst des Restes
X+4 eine Wasserstoffbrücke
ausbildet. Die α-Helix
weist eine schraubenförmig
gewundene Struktur auf, welche durch 3,6 Reste pro Windung gekennzeichnet
ist und längs
ihrer Achse pro Aminosäure um
1,5 Å fortschreitet.
Somit beträgt
die Ganghöhe
3,6 × 1,5
oder 5,4 Å.
Die Schraubenrichtung einer α-Helix ist
immer rechtshändig.
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Der
Ausdruck "Schleife" bezieht sich auf
jede andere Konformation von Aminosäuren (d.h. keine Helix, kein
Strang und kein Faltblatt). Darüber
hinaus kann eine Schleife Bindungswechselwirkungen zwischen den Seitenketten
der Aminosäuren
aufweisen, jedoch nicht repetitiv und regelmäßig.
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Die
Aminosäurereste
in den Peptiden werden in der weiteren Beschreibung wie folgt abgekürzt: Phenylalanin
ist Phe oder F; Leucin ist Leu oder L; Isoleucin ist Ile oder I;
Methionin ist Met oder M; Valin ist Val oder V; Serin ist Ser oder
S; Prolin ist Pro oder P; Threonin ist Thr oder T; Alanin ist Ala
oder A; Tyrosin ist Tyr oder Y; Histidin ist His oder H; Glutamin
ist Gln oder Q; Asparagin ist Asn oder N; Lysin ist Lys oder K;
Asparaginsäure
ist Asp oder D; Glutaminsäure
ist Glu oder E; Cystein ist Cys oder C; Tryptophan ist Trp oder
W; Arginin ist Arg oder R und Glycin ist Gly oder G. Für eine weitergehende
Beschreibung der Aminosäuren
kann auf Proteins: Structure and Molecular Properties von Creighton,
T.E., W.H. Freemen & Co.,
New York 1983 zurückgegriffen
werden.
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Der
Ausdruck "positiv
geladene Aminosäure" bezieht sich auf
jede Aminosäure
mit einer unter normalen physiologischen Bedingungen positiv geladenen
Seitenkette. Beispiele für
positiv geladene Aminosäuren sind
Arg, Lys und His. Der Ausdruck "negativ
geladene Aminosäure" bezieht sich auf
jede Aminosäure
mit einer unter normalen physiologischen Bedingungen negativ geladenen
Seitenkette. Beispiele für
negativ geladene Aminosäuren
sind Asp und Glu. Der Ausdruck "hydrophobe
Aminosäure" bezieht sich auf
jede Aminosäure
mit einer ungeladenen unpolaren Seitenkette, welche in Wasser relativ
unlöslich
ist. Beispiele für
hydrophobe Aminosäuren
sind Ala, Leu, Ile, Gly, Val, Pro, Phe, Trp und Met. Der Ausdruck "hydrophile Aminosäure" bezieht sich auf
jede Aminosäure
mit einer ungeladenen polaren Seitenkette, welche in Wasser relativ
löslich ist.
Beispiele für
hydrophile Aminosäuren
sind Ser, Thr, Tyr, Asp, Gln und Cys. Der Ausdruck "aromatische Aminosäure" bezieht sich auf
jede Aminosäure
mit einer Ringstruktur. Beispiele für aromatische Aminosäuren sind His,
Phe, Trp und Tyr.
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Der
Ausdruck "Charge-Relay-System" bezieht sich auf
eine His-Asp-Anordnung wie sie von Fersht & Sperling, 1973, J. Mol. Biol. 74:
137–149
und Blow et al., 1969, Nature 221: 337–340 beschrieben wurde.
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Die
aus den dreidimensionalen Strukturen der vorliegenden Erfindung
erhaltene Information zeigt, dass das HDLP die Struktur einer Einzeldomäne aufweist,
welche zu der offenen α/β- Faltungsklasse gehört (siehe
z.B. Branden, 1980, Q. Rev. Biophys. 13: 317–338). In den 4A und 4B werden zwei rechtwinklig zueinander
stehende Ansichten der gesamten dreidimensionalen Struktur des HDLP
gezeigt. Die HDLP-Struktur weist eine zentral gelegene achtsträngige parallele
Faltblattstruktur auf (die Stränge
sind als β2-β1-β3-β8-β7-β4-β5-β6 angeordnet) sowie 16 α-Helices
(jeweils α1
bis α16
markiert) (siehe 4C). Vier der Helices scharen
sich auf jeder Seite des β-Faltblatts
(α7, α8, α9, α10 sowie α11, α12, α13, α14) und bilden die
für diese
Faltungsklasse charakteristische α/β-Struktur
des Kerns. Die meisten der restlichen 8 Helices sind nahe einer
Seite des β-Faltblatts
in der Nähe
der Stränge β2-β1-β3-β8 positioniert.
Aus den C-terminalen Enden der β-Stränge entspringen
große
gut definierte Schleifen (Schleifen L1 bis L7; 4C).
Die zusätzlichen Helices
und die großen
L1- bis L7-Schleifen sind mit einer signifikanten Ausdehnung der
Struktur über
das α/β-Strukturmerkmal
des Kerns hinaus assoziiert. Diese Ausdehnung der Struktur hat zwei
herausragende architektonische Merkmale zur Folge: eine tiefe schmale
Tasche und einen an die Tasche angrenzenden inneren Hohlraum. Diese
beiden architektonischen Merkmale umfassen das aktive Zentrum (siehe 5A). Die Struktur der mit HDLP verwandten
Proteine (z.B. der HDACs) kann auch die konservierte charakteristische α/β-Struktur
umfassen.
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Der
Begriff "aktives
Zentrum" umfasst
einige oder alle der folgenden Orte im HDLP, den Substrat-Bindungs-Ort,
den Ort, wo sich die Abspaltung einer Acetylgruppe von einem Substrat
abspielt oder den Ort, wo ein Inhibitor der HDAC-Familie oder insbesondere
des HDLP gebunden wird. Das hier beschriebene aktive Zentrum umfasst
Asp166, Asp258, His170, Tyr297, His131, His132, Asp168, Asp173,
Phe141, Phe198, Leu265, Pro22 und Gly140 und auch ein am Boden der
Tasche durch Asp173, Asp168 und His gebundenes Metall, welche durch
die Koordinaten in den 16 bis 19 mit einer RMSD von 2,0 Å definiert
sind. Das am Boden der Tasche gebundene Metall ist ein zweiwertiges
Kation, das ausgewählt
ist aus der Gruppe Zink, Cobalt oder Mangan.
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Die
tiefe enge Tasche hat eine röhrenförmige Gestalt
mit einer Tiefe von –11 Å. Die Öffnung der
Tasche verengt sich auf halbem Wege nach unten auf τ 4,5 bis
5.5 Å und
wird am Boden wieder breiter (siehe 5A). Die
Tasche und ihre unmittelbare Umgebung werden von den Schleifen L1
bis L7 gebildet.
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Die
Wände der
Tasche sind mit den Seitenketten der hydrophoben und aromatischen
Reste bedeckt (Pro22, Tyr91 nahe dem Eingang und Gly140, Phe141,
Phe198, Leu265 und Tyr297 weiter unten; 5B). Zur
Nummerierung der Aminosäuren
siehe SEQ ID NO: 1. Von besonderem Interesse sind Phe141 und Phe198,
deren Phenylgruppen sich parallel in einem Abstand von 7,5 Å gegenüberstehen
und den schmalsten Abschnitt der Tasche markieren (siehe 5B). Von besonderem Interesse ist, dass
sich bei einem Alignment der Sequenzen nur ein Rest der Tasche in
HDAC1 unterscheidet (das Alignment kann mit Hilfe des DNAstarTM-MegAlignTM-Programms,
Madison, WI) erfolgen. Dieser Rest ist Glu98 von HDAC1, welcher
im HDLP Tyr91 ist. Die Struktur lässt erkennen, dass dieser Rest
im HDLP am meisten dem Lösungsmittel
ausgesetzt ist.
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In
der Nähe
des Bodens der Tasche des aktiven Zentrums an deren engster Stelle
befindet sich ein Zink-Ion siehe 6A).
Um in der Struktur das Zink zu erhalten, kann man die Kristalle
in Zink (z.B. ZnCl2) eintauchen oder in
Gegenwart von Zink cokristallisieren. Das Zinkion wird von Asp168
(Oδ1, 2,1 Å), His170 (Nδ1, 2,1 Å), Asp258
(Oδ1, 1,9 Å) und einem
Wassermolekül
(2,5 Å)
koordiniert (siehe 5B und 6B). Die Zink koordinierenden Aminosäurereste
sind in der Geometrie eines Tetraeders angeordnet, aber die Position des
Wassermoleküls,
das auch über
eine Wasserstoffbrücke
an His131 gebunden ist, weicht von dieser Geometrie um –25° ab.
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Zusätzlich zu
den Zink-Liganden enthält
der Boden der Tasche zwei Histidinreste (His131 und His132), zwei
Asparaginsäurereste
(Asp166 und Asp173) und einen Tyrosinrest (Tyr297) (siehe 5B und 10B).
Jeder der Histidinreste bildet über
seinen Nδ1
eine Wasserstoffbrückenbindung
zu einem Carboxylat-Sauerstoff der Asparaginsäure aus, wobei der Sauerstoff
in der Ebene des Imidazol-Rings liegt (5B).
Diese His-Asp-Anordnung ist charakteristisch für das in den aktiven Zentren
der Serin-Proteasen vorkommende Charge-Relay-System, wo es dazu
dient, den Imidazol-Nε zu
polarisieren und seine Basizität
zu erhöhen (Fersht & Sperling, 1973,
J Mol. Biol. 74: 137–149;
Blow et al., 1969, Nature 221: 337–340).
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Der
Asp166-His131-Charge-Pair-Relay (im folgenden als "buried Charge-Relay" bezeichnet) befindet sich
noch tiefer in der Tasche und ist im Vergleich mit dem Asp173-His132-Charge-Relay
(im Folgenden als "exposed
Charge Relay" bezeichnet),
welcher teilweise dem Lösungsmittel
ausgesetzt ist, mehr verdeckt. Der buried Charge-Relay bildet eine
Wasserstoffbrückenbildung
(2,6 Å)
zu dem oben bezeichneten, an Zink gebundenen Wassermolekül aus und
diese Wasserstoffbrückenbildung
könnte
zu der Abweichung der Wasser-Zink-Koordination von der idealen Geometrie
beitragen (5B). Der exposed Charge-Relay
ist auf einen Punkt –2,5 Å von dem
Wassermolekül
entfernt gerichtet und näher
an der Oberfläche.
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Tyr297
liegt dem Zink am nächsten
in entgegengesetzter Richtung zur Lage der beiden Charge-Relay-Systeme.
Die Hydroxylgruppe des Tyr liegt 4,4 Å vom Zinkatom entfernt und
hat keine Wechselwirkungen mit dem Rest des Proteins (5B). Tyr297 am nächsten liegt eine Öffnung in
der Taschenwand, die zu dem angrenzenden inneren Hohlraum führt.
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Der
Boden des inneren Hohlraums wird von Abschnitten der L3- und L7-Schleifen
gebildet, wo sie aus den β-Strängen herausragen
und das Dach wird von dem α1-L1-α2-Segment
gebildet. Die L1-Schleife scheint flexibler zu sein als die anderen
Schleifen in der Struktur. Dies kann den vorübergehenden Austausch der Inhalte
des Hohlraums mit dem Bulk-Lösungsmittel
gestatten.
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Der
Hohlraum ist vor allem mit hydrophoben Resten ausgekleidet und ist
besonders reich an Glycinresten (Ala127, Gly128, Gly129, Met130
und Phe141 bei L3; Gly293, Gly294, Gly295 und Gly296 bei L7; Tyr17,
Pro22 und Leu33 bei L1). In dem Hohlraum gibt es nur zwei geladene
Reste (Arg27 und His21) und diese werden von der L1-Schleife beigetragen.
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Der
Hohlraum kann Raum für
die Diffusion des Acetat-Produkts weg vom katalytischen Zentrum
bieten, der sonst, wenn das Substrat gebunden ist, während der
Deacetylierung von dem Lösungsmittel
angefüllt und
abgeschirmt sein kann. Eine derartige Rolle für den Hohlraum wird von der
Beobachtung gestützt,
dass der Hohlraum in der 1,8 Å-Apo-Proteinstruktur drei
Wasser- und zwei Isopropanol-Moleküle enthält (aus dem Kristallisationspuffer).
Der Hohlraum kann auch zusätzlich
zum Zink einen anderen Cofaktor binden, um die enzymatische Aktivität des HDLP
zu erleichtern. Ein vorgeschlagener katalytischer Mechanismus zur
Deacatylierung wird in 8 angegeben.
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Die
Struktur des HDLP, wie sie von der vorliegenden Erfindung definiert
ist, zusammen mit der Sequenzhomologie des HDAC1 zeigt, dass das
HDLP-Protein aus 375 Aminosäuren
dem katalytischen Kern der Histon-Deacetylase entspricht, welche über die
HDAC-Familie konserviert ist (siehe 2). Die
35,2% HDLP-HDAC1-Sequenzidentität
sagt eine strukturelle Ähnlichkeit
in den Cα-Positionen
mit einer RMSD von –1,5 Å voraus.
Chothia und Lask beschreiben in EMBO J. 5: 823–826 (1986) die Beziehung zwischen
der Abweichung der Sequenz und der Struktur der Proteine. Es ist
wahrscheinlich, dass das aus 40 Resten bestehende C-terminale Ende
des HDLP eine abweichende Struktur aufweist, da dieser Abschnitt
eine geringere Homologie zu HDAC1 hat, obwohl die α16-Helix
in diesem Abschnitt Teil der konservierten offen α/β-Kernfaltung
ist und es wahrscheinlich ist, dass HDAC1 eine ähnliche Helix umfasst. Wie
abweichend dieser C-terminale Abschnitt auch sein mag, so liegt
dieser Abschnitt doch außerhalb
des aktiven Zentrums und beeinflusst die Struktur des aktiven Zentrums
wahrscheinlich nicht. Jenseits des C-terminalen Endes des katalytischen Kerns
der Histon-Deacetylase sind die Mitglieder der HDAC_Familie in der
Länge und
Sequenz abweichend. Dieser Abschnitt (Aminosäurereste –390–482) in der HDAC-Familie ist
hoch polar, mit sauren Aminosäureresten
besetzt und wahrscheinlich flexibel oder lose gefaltet.
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Die
HDLP-HDAC-Homologie erfasst vor allem den hydrophoben Kern und die
L1–L7-Schleifen mit den Schleifenabschnitten,
welche die Tasche und den angrenzenden Hohlraum mit dem höchsten Anteil
der Sequenzkonservierung von Aminosäureresten bilden. (9A und 9B).
Speziell sind alle polaren Reste im aktiven Zentrum (die Zink-Liganden,
die beiden Charge-Relay-Systeme und Tyr297) und die hydrophoben
Reste, welche die Wände
der Tasche bilden (Gly140, Phe141, Phe198 und Leu265) identisch.
Unter den Resten, welche den inneren Hohlraum bilden, sind diejenigen,
welche dem aktiven Zentrum am nächsten
sind, entweder identisch oder konservativ substituiert (z.B. Leu23 τ Met und
Met130 τ Leu).
Die Oberflächenreste
um die Tasche sind in geringerem Maße konserviert, weisen jedoch
immer noch eine über
35% mittlere Sequenzidentität auf.
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Die
aus den Kristallstrukturen des Inhibitor-gebundenen HDLP-Komplexes
der vorliegenden Erfindung erhaltene Information liefert eine genaue
Information, die beim Design, der Isolierung, dem Screening und
der Ermittlung von potentiellen Inhibitor-Verbindungen, welche Mitglieder der
HDLP/HDAC-Familie hemmen können,
von Nutzen ist. Wie oben beschrieben, besteht die HDLP-Struktur
aus einem parallelen β-Faltblatt
mit sich an beiden Seiten scharenden α-Helices (4A, 4B und 4C). An
einem Ende des β-Faltblatts bilden
7 Schleifen (L1–L7)
eine enge, röhrenförmige Tasche,
die mit hydrophoben Resten ausgekleidet ist und eine Bindungsstelle
für Zink
umfasst, einige polare Seitenketten, einschließlich zweier Asp-His-Charge-Relay-Systeme.
Eine Mutation der Zink-Liganden und anderer polarer Reste am Boden
der Tasche reduziert oder eliminiert die katalytische Aktivität.
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung fanden heraus, dass eine Mutation
an der Tyr297Phe-Stelle die Aktivität herabsetzte (siehe auch Rassig
et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 3519–3524; Kadosh & Struhl, 1998,
Genes Dev. 12: 797–805).
Die Eliminierung der Aktivität
durch Mutation dieser Reste zeigt, dass diese Region das aktive
Zentrum des Enzyms darstellt. Angrenzend an dieses aktive Zentrum
gibt es einen inneren Hohlraum, der Platz für die Diffusion des Acetat-Reaktionsprodukts
bietet. Eine wie oben beschriebene Homologie im aktiven Zentrum
zwischen HDLP und HDAC1 zeigt, dass sie eine strukturelle und funktionelle
Homologie gemeinsam haben.
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Die
Inhibitor-Verbindung Trichostatin A(TSA) (Tsuji et al., 1976, J.
Antibiotics 29: 1–6)
bindet sich am HDLP, indem ihre lange aliphatische Kette, welche
an einem Ende eine Hydroxamsäuregruppe
aufweist, in die Tasche insertiert wird (6A, 6B und 6C). Die
aliphatische Kette stellt in dem lochähnlichen hydrophoben Abschnitt
der Tasche Mehrfachkontakte her, wo sie das Zink zweizähnig koordiniert
und auch Wasserstoffbrückenbindungen
zu den polaren Resten im aktiven Zentrum ausbildet, einschließlich den
zwei Histidinresten der Charge-Relay-Systeme. Die aromatische Dimethylaminophenylgruppe
am anderen Ende der TSA-Kette stellt am Eingang der Tasche Kontakte
her und dient zu deren Verkapselung. Die Aminosäurereste des HDLP, welche mit
der TSA einen Kontakt ausbilden, sind in der HDAC konserviert, was
darauf hindeutet, dass TSA die HDAC auf eine ähnliche Weise wie das HDLP
bindet und hemmt.
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In
dem Komplex sind die Hydroxamsäure,
der größte Teil
der aliphatischen Kette und ein Teil der Dimethylaminophenylgruppe
der TSA verdeckt (60% der Oberfläche
der TSAs; 6A). Die Hydroxamsäuregruppe
bindet das Zink zweizähnig,
indem es über
seine Carbonyl-(2,4 Å)
und Hydroxylgruppe (2,2 Å)
Bindungen bildet, was zu einem pentakoordinierten Zn2+ führt (6B und 6C). Die
Hydroxylgruppe der Hydroxamsäure
ersetzt das Wassermolekül,
das in der oben beschriebenen Apo-HDLP-Struktur an das Zink gebunden
ist. Die Hydroxamsäure
ist auch über
Wasserstoffbrückenbindungen
mit beiden Histidinresten des Charge-Relay-Systems (Hydroxyl-Sauerstoff
an His131 Ne2, 2,8 Å;
und Stickstoff an His132 Ne2, 2,8 Å) und der Tyr297-Hydroxylgruppe
verbunden (2,4 Å, 6B und 6C).
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Die
5 Kohlenstoffatome lange verzweigte Alken-Kette des TSA passt bequem
in den engen Abschnitt der Tasche, indem sie mit allen die Tasche
auskleidenden hydrophoben Gruppen Van der Waals-Kontakte herstellt
(6B und 6C). In
der Nähe
ihres Zentrums enthält
die Kette eine Methyl-substituierte Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung,
die Sandwichartig zwischen den Phenylgruppen von Phe141 uns Phe98
am engsten Punkt der Tasche angeordnet ist (6A und 6B). Die Länge der Alkengruppe scheint
optimal, um die Länge
der Tasche zu überspannen
und um Kontakte sowohl am Boden als auch am Eingang der Tasche zu
gestatten, obwohl die Verkappungsgruppe der Formel (I) eine ausreichende
Länge zur
Verfügung
stellen kann, um die Tasche zu überspannen,
was eine kürzere
Alkenkette (aliphatische Kette) gestattete.
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Am
Eingang der Tasche stellt eine Seite der von der Dimethylaminophenyl-
und den angrenzen Carbonylgruppen der TSA gebildeten planaren Struktur
am Rand der Tasche (Pro22, Tyr91, Phe141; 6B und 6C)
Kontakte her. Diese Verpackung wird durch den ungefähren Winkel
von 120° in
der Gesamtstruktur der TSA an der Verbindung der aliphatischen Kette
mit der Dimethylaminophenylgruppe (der am sp3-hybridisierten
C8-Kohlenstoff stattfindet)
erleichtert. Nach der Bindung der TSA ändert die Seitenkette von Tyr91,
die dem Lösungsmittel
am meisten ausgesetzt ist, ihre Konformation, um Platz für die Dimethylaminophenylgruppe
zu schaffen. Dies ist die einzige Veränderung in der Nähe des aktiven
Zentrums, die nach der Bindung der TSA beobachtet wurde.
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Die
Hydroxamsäuregruppe
ist in Zink-Metalloprotease-Inhibitoren ein gemeinsames Strukturmerkmal (siehe
US-Patente 5,919,940 und
5,917,090 ; siehe auch Grame
et al., 1995, Biochemistry 34: 14012–14020; Lovejoy et al., 1999,
Nat. Struct. Biol. 6: 217–221
und Holmes & Matthews,
1981, Biochemistry 20: 6912–6920).
Wie TSA koordinieren diese Inhibitoren auch das Zink im aktiven
Zentrum zweizähnig,
indem sie ihre Hydroxamat-Hydroxyl und Sauerstoffatome benutzen,
ersetzen das nucleophile Wassermolekül durch ihre Hydroxamat-Hydroxylgruppen
und bilden Wasserstoffbrückenbindungen
zu der allgemeinen Base aus (Grams et al., 1995, Biochemistry 14:
14012–14020;
Lovejoy et al., 1999, Nat. Struct. Biol. 6: 217–221 und Holmes & Matthews, 1981,
Biochemistry 20: 6912–6920).
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SAHA,
das eine 30-fach schwächere
inhibitorische Aktivität
als TSA aufweist (Richon et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA
95: 3003–3007)
bindet HDLP ähnlich
wie TSA (siehe z.B. Fogur 4D). Die Hydroxamsäuregruppe der SAHA stellt die
gleichen Kontakte zum Zink und den Aminosäureresten im aktiven Zentrum
her und die Bedeutung dieser Wechselwirkungen wird durch den Aktivitätsverlust
der SAHA-Derivate unterstrichen, denen die Hydroxamgruppe fehlt
(Richon et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 3003–3007). Die
sechs Kohlenstoffatome lange Gruppe der SAHA wird in den röhrenförmigen hydrophoben
Abschnitt der Tasche gepackt. Im Vergleich mit TSA jedoch wird die
aliphatische Kette der SAHA weniger bequem gepackt und bildet weniger
Van der Waals-Kontakte
aus, teilweise deshalb, weil der SAHA der Methylgruppenzweig an C15
von TSA fehlt. SAHA fehlen auch die Doppelbindungen der TSA in diesem
Bereich und dies kann zu einer höheren
Flexibilität
der aliphatischen Kette führen.
Die Verkappungsgruppe der SAHA besteht aus einer Phenylamino-Ketongruppe.
In der Kristallstruktur verfügt
die Phenylgruppe über
eine geringe Elektronendichte, was nahe legt, dass sie nicht so
gut wie die Verkappungsgruppe der TSA gepackt wird. Dies kann auf
die größere Trennung
zwischen der Hydroxamgruppe und der Verkappungsgruppe der SAHA im
Vergleich mit TSA zurückzuführen sein
(vergleiche TSA, Formel (II) und SAHA, Formel (III), unten).
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Durch
die Aufklärung
der Struktur des HDLP und des an eine inhibitorische Verbindung
gebundenen HDLP wurde man zum ersten Mal in die Lage versetzt, das
aktive Zentrum des HDLP und der mit dem HDLP verwandten Proteine,
wie z.B. der zur HDAC-Familie gehörenden Proteine, zu identifizieren.
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Die
Information über
die dreidimensionale Struktur und die Atomkoordinaten, die mit der
Struktur-Information über
das an eine inhibitorische Verbindung gebundene HDLP assoziiert
sind, ist für
ein vernünftiges Design
von Arzneimitteln von Nutzen, indem ein Verfahren zur Identifizierung
von inhibitorischen Verbindungen zur Verfügung gestellt wird, die sich
an das HDLP, an Proteine der HDAC-Familie und andere mit dem HDLP
verwandte Histon-Deacetylase-ähnliche
Proteine binden und diese hemmen. Dieses Verfahren zur Identifizierung
dieses potentiellen Inhibitors für
ein Enzym mit Deacetylase-Aktivität umfasst
die Schritte: (a) Einsatz einer durch die Atomkoordinaten gemäß den 16 bis 19 definierten
dreidimensionalen Struktur des HDLP, b) Verwendung dieser dreidimensionalen
Struktur, um den potentiellen Inhibitor zu entwerfen oder auszusuchen;
(c) Synthese dieses potentiellen Inhibitors; (d) in Kontakt Bringen
dieses potentiellen Inhibitors mit dem Enzym in Gegenwart eines
acetylierten Substrats und (e) Bestimmung der Fähigkeit des Inhibitors, die Deacetylase-Aktivität zu hemmen.
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Die
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
identifizierten Inhibitoren des HDLP und der mit dem HDLP verwandten
Proteine (z.B. HDAC) werden durch die Formel (I) wiedergegeben
in welcher
X eine Verkappungsgruppe umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden
wird, die ausgewählt
ist aus der Gruppe Prolin und Leucin; Y eine aliphatische Kettengruppe
umfasst, die an mindestens eine Aminosäure gebunden wird, die ausgewählt ist
aus der Gruppe Leucin, Phenylalanin und Glycin; und Z eine Bindungsgruppe
für das
aktive Zentrum umfasst, welche an mindestens eine Aminosäure gebunden
wird, die ausgewählt
ist aus der Gruppe Asparaginsäure,
Tyrosin und Histidin und wobei Z ferner an ein Zink-Atom gebunden
werden kann, vorausgesetzt, dass die Verbindung der Formel (I) nicht
TSA, TrApoxin, SAHA, oder ein in den
US-Patenten
5,608,108 ;
5,700,811 ;
5,373,474 ;
5840,960 und
5,668,179 beschriebenes SAHA Derivat
darstellt.
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Mit
der vorliegenden Erfindung lässt
sich die Technik des Molecular Designs einsetzen, um chemische Entitäten und
Verbindungen einschließlich
inhibitorischer Verbindungen zu entwerfen, zu identifizieren und
zu synthetisieren, die in der Lage sind, sich an das aktive Zentrum
des HDLP und der mit dem HDLP verwandten Proteine zu binden. Die
Atomkoordinaten des Apo-HDLP und des Inhibitor-gebundenen HDLP können zusammen
mit einem Computer-Modeling unter Einsatz eines Docking-Programms
wie GRAM, DOCK, HOOK oder AUTODOCK (Dunbrack et al., 1997, Folding & Design 2: 27–42) dazu
verwendet werden, um potentielle Inhibitoren des HDLP und von mit
HDLP verwandten Proteinen (z.B. HDAC1) zu identifizieren. Diese
Vorgehensweise kann ein Computer-Fitting von möglichen Inhibitoren an das
aktive Zentrum des HDLP umfassen, um festzustellen, wie gut die
Form und die chemische Struktur des potentiellen Inhibitors zum
aktiven Zentrum passt, oder um die potentiellen Inhibitoren mit
der Bindung von TSA oder SAHA im aktiven Zentrum zu vergleichen
(siehe Bugg et al., 1998, Scientific American December: 92–98; West
et al., 1995, TIPS 16: 67–74).
Die durch Modeling mit einem Docking-Programm entworfenen potentiellen
Inhibitoren stimmen mit der wie oben beschriebenen allgemeinen Formel
(I) überein.
Es können
auch Computerprogramme eingesetzt werden, um die Anziehung, Abstoßung und
sterische Hinderung des HDLP und der potentiellen Inhibitor-Verbindung
abzuschätzen.
Im Allgemeinen gilt, je besser der Sitz, desto geringer die sterische
Hinderung, desto größer die Anziehungskräfte und
desto größer die
Spezifität,
welche wichtige Merkmale für
eine spezifische Inhibitor-Verbindung darstellen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit
mit dem HDLP und mit dem HDLP verwandten Proteinen in Wechselwirkung
treten als andere Proteinklassen. Diese Merkmale sind insbesondere
dort erwünscht, wo
die Inhibitor-Verbindung ein potentielles Antikrebsmittel ist.
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Die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung lassen sich auch durch Inaugenscheinnahme
der dreidimensionalen Struktur entwerfen, um wirkungsvollere Deacetylase-Inhibitoren
zu bestimmen. Diese Art von Modeling kann als "manuelles" Drug-Design bezeichnet werden. Beim
manuellen Drug-Design können
eine visuelle Besichtigung und eine Analyse unter Einsatz eines
graphischen Visualisierungsprogramms wie "O" (Jones,
T.A., Zhou, J.Y., Cowan, S.W. und Kjeldgaard, M., Improved method
for building Protein models in electron density maps and the location
of errors in these models, Acta Crystallog., A47, 110–119) zum
Einsatz kommen.
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Am
Anfang können
potentielle Inhibitor-Verbindungen mit manuellem Drug-Design nach
ihrer strukturellen Ähnlichkeit
mit den X-, Y- und Z-Bestandteilen der Formel (I) ausgesucht werden.
Das so gefundene Strukturanaloge kann dann mit Hilfe von Computer-Modeling-Progammen
modifiziert werden, um die wahrscheinlichsten wirksamen Kandidaten
besser zu definieren. Es ist nützlich,
die Zahl möglicher
Kandidaten zu verringern, da es unmöglich werden kann, unzählige Variationen
von Verbindungen zu synthetisieren und zu sreenen, die eine gewisse Ähnlichkeit
zu bekannten inhibitorischen Molekülen aufweisen. Eine derartige
Analyse hat sich bei der Entwicklung von HIV-Protease-Inhibitoren als wirksam erwiesen
(Lam et al., 1994, Science 263: 380–384; Wlodawer et al., 1993,
Ann. Rev. Biochem. 62: 543–585;
Appelt, 1993, Perspectives in Drug Discovery and Design 1: 23–48; Erickson,
1993, Perspectives in Drug Discovery and Design 1: 109–128). Alternativ
könnte
ein zufälliges
Screening einer kleinen Molekülbibliothek
zu potentiellen Inhibitoren führen,
deren inhibitorische Aktivität
dann, wie oben beschrieben, mit einem Computer-Modeling analysiert
werden kann, um ihre Wirksamkeit als Inhibitoren besser zu bestimmen.
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Die
mit Hilfe der Information der vorliegenden Erfindung entworfenen
Verbindungen können
kompetitive oder nicht kompetitive Inhibitoren sein. Diese entworfenen
Inhibitoren können
sich an das ganze oder einen Teil des aktiven Zentrums des HDLP
binden und sie können
stärker,
spezifischer, weniger toxisch und effektiver als bekannte Inhibitoren
für das
HDLP und für
mit dem HDLP verwandte Proteine und insbesondere für HDACs
sein. Die entworfenen Inhibitoren können auch weniger stark sein,
aber in vivo und/oder in vitro eine längere Halbwertszeit aufweisen
und daher bei der Hemmung der Histon-Deacetylase-Aktivität in vivo und/oder in vitro über längere Zeiträume hinweg
effektiver sein. Diese entworfenen Inhibitoren sind für die Hemmung
der Histon-Deacetylase-Aktivität
des HDLP und der mit dem HDLP verwandten Proteine (z.B. HDAC1) von
Nutzen, um das Zellwachstum in vitro und in vivo zu hemmen und sie
können
besonders als Antikrebsmittel von Nutzen sein.
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Bei
der vorliegenden Erfindung lassen sich auch die Techniken des Molecular
Designs einsetzen, um mit Computerhilfe kleine Molekül-Datenbanken
nach chemischen Entitäten
oder Verbindungen zu durchsuchen, welche in analoger Weise wie die
durch die Struktur der vorliegenden Erfindung definierten TSA und SAHA
an das HDLP binden können.
Mit Hilfe eines derartigen Computer-gestützten Screenings lassen sich verschiedene
Gruppen identifizieren, die als "X", " Y" oder "Z" der obigen Formel (I) definiert werden
können und
welche zur Synthese von potentiellen, die Formel (I) umfassenden
Inhibitoren der vorliegenden Erfindung verwendet werden können. Derartige
potentielle Inhibitoren können
in einem Histon-Deacetylaseaktivitäts-Assay auf ihre inhibitorische
Histon-Deacetylase-Aktivität hin untersucht
werden (siehe Beispiel 3, unten), sie können mit HDLP cokristallisiert
werden, um mit Hilfe der oben angegebenen Techniken der Röntgenkristallographie
die Bindungseigenschaften zu bestimmen (z.B. lässt sich die Struktur des Cokristalls
durch Molecular Replacement ermitteln, um die Bindungseigenschaften
des potentiellen Inhibitors zu bewerten), oder sie lassen sich auf
Grundlage ihrer Bindungsaktivität
beurteilen, indem der potentielle Inhibitor mit dem HDLP inkubiert
wird, eine Gelfiltration durchgeführt wird, um irgend welchen
freien potentiellen Inhibitor von den HDLP gebundenen Inhibitoren
abzutrennen, und indem der Grad der Histon-Deacetylase-Aktivität des Inhibitor-gebundenen
HDLP bestimmt wird. Zur Messung der Bindungskonstanten (z.B. Kd)
können
dem Fachmann bekannte Verfahren eingesetzt werden, z.B. z.B. eine
BIAcoreTM-Analyse, die isotherme Titrationskalorimetrie, ein
ELISA mit einem bekannten Arzneimittel auf der Platte, um eine kompetitive
Hemmung anzuzeigen, oder ein Deacetylase-Aktivitäts-Assay.
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Das
Design von potentiellen Inhibitoren der vorliegenden Erfindung wird
durch eine Bezugnahme auf 9 weiter
erleichtert, welche eine Oberflächenansicht
darstellt und die Furchen auf der Oberfläche wiedergibt. Eine Analyse
von derartigen Furchen gibt einen Einblick in die Bestandteile der
Verkapselungsgruppe der Formel (I). Die Oberflächenfurchen sind die markierten
Furche A, Furche A',
Furche B und Furche C, in welchen zusätzliche Verkapselungsgruppen
gebunden werden können.
Die Struktur des entweder an TSA oder SAHA gebundenen HDLP zeigt,
dass die Verkapselungsgruppen von TSA und SAHA in der Furch A gebunden werden.
Eine Analyse der Identität
der Aminosäuresequenzen
des HDLP und der HDACs zeigte, dass Furche A bei den HDACs gut konserviert
ist, eine signifikant hydrophobe Komponente aufweist, ausreichend
tief erscheint, damit signifikante Wechselwirkungen stattfinden
können
und auch die größte der vier
Furchen darstellt. Zusätzlich
zu der Dimethylaminophenyl-Gruppe der TSA kann die Furch A Gruppen
von annähernd
200 Dalton aufnehmen (z.B. könnte
Furch A eine Naphthalin-ähnliche
Gruppe nach einem passenden Spacer aufnehmen usw.). Die hier so
bezeichnete Furche A ist durch die folgenden konservierten Reste
des HDLP gekennzeichnet: His21, Pro22, Lys24, Phe141, Leu265 und
Phe335. Die Peripherie der Furch A umfasst nicht konservierte Reste.
Zusätzlich
umfasst die hier so bezeichnete Furch A' vor allem nicht konservierte Reste.
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Die
Furche B liegt unmittelbar neben der Tasche. Es ist von Bedeutung,
dass der Boden der Furche B den Nε-Stickstoff
von His170 enthält,
das über
seinen Nδ-Stickstoff
das Zink koordiniert. Es lässt
sich eine signifikante Bindungsenergie erreichen, wenn das Nε-Proton von
His170 mit einer Carbonsäure-
oder Sulfat-Gruppe in Kontakt kommt. Darüber hinaus kann die Furche
B ausreichend groß sein,
um eine Phenylgruppe aufzunehmen, deren Fläche eine partielle negative
Ladung umfassen kann, die das Nε-Proton
von His170 abschirmen kann. Die konservierten Reste der hier so
bezeichneten Furche B sind His170, Tyr196 und Leu265.
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Die
Furche C ist nicht so gut konserviert wie die beiden anderen Furchen
und die Aminosäurereste, welche
die Furche C umfassen, sind größtenteils
polar und dem Lösungsmittel
ausgesetzt. Die hier so bezeichnete Furche C umfasst die folgenden
konservierten Reste: Asn87, Gly140 und Phe198.
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Die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung werden durch die Formel
(I) wiedergegeben:
-
Die
Beispiele für
geeignete X-Bestandteile, wobei X eine Verkapselungsgruppe umfasst,
lassen sich in drei Kategorien beschreiben, je nach dem, auf welche
Oberfläche
der Furche A, A',
B und/oder C sie abzielen. Die Verkapselungsgruppe kann alle drei
Kategorien auf derselben Verbindung umfassen. Es kann von besonderem
Vorteil sein, die Verkapselungs-Gruppe
der TSA oder der SAHA durch eine große feste Struktur zu ersetzen.
Nicht einschränkende
Beispiele für
geeignete Verkapselungsgruppen (X) der Formel (I), welche in der
Furche A gebunden werden können,
sind: (1) das Anheften eines 1-3-Methyl-Linkers gefolgt von einer
Phenyl- oder Naphthalin-Gruppe von der para- oder meta-Position
der durch die Formel (IV) wiedergegebenen Phenyl-Gruppe der SAHA:
-
(2)
das Anheften eines 2-3-Methyl-Linkers gefolgt von einer Phenyl-
oder Naphthalin-Gruppe
von der meta-Position der Phenyl-Verkappungsgruppe der TSA oder
aus der durch die Formel (V) wiedergegebenen Dimethylamino-Gruppe
der TSA:
und eine
Verkapselungsgruppe, die in Furche B gebunden werden kann, ist ein
1-3-Methylgruppen-Spacer
gefolgt von einer wie in Formel (VI) wiedergegebenen Carboxylat-,
Sulfat- oder Phenyl-Gruppe:
-
Bezüglich der
aliphatischen Gruppe (Y) legt der Durchmesser der Tasche nahe, dass
zusätzlich
zu der C15-Methylgruppe am C10-Kohlenstoff noch eine Methyl-"Seitenkette" mehr aufgenommen
werden könnte. Nicht
einschränkende
geeignete Beispiele für
die Y-Bestandteile,
wobei Y eine aliphatische Ketten-Gruppe umfasst, sind die folgenden:
(1) Addition einer Methylgruppe an die TSA am C12-Kohlenstoff (mit
oder ohne eine Methylgruppe am C10-Kohlenstoff und mit oder ohne
Doppelbindungen und mit oder ohne Substitution der X- und/oder Z-Bestandteile
der Formel (I), wie dies durch Formel (VII) wiedergegeben wird:
-
(2)
Anheften einer Methylgruppe an die TSA am C9-Kohlenstiff (mit oder
ohne eine Methylgruppe am C10-Kohlenstoff, mit oder ohne beide oder
nur eine der Doppelbindungen und mit oder ohne Substitution der X-
und/oder Z-Bestandteile der Formel (I), wie dies durch Formel (VIII)
wiedergegeben wird:
-
(3)
Ersetzen der beiden Alkylen-Doppelbindungen der TSA durch nur eine
zwischen C10 und C11, was die C11- und C12-Verdrehung aufheben kann,
um einen besseren Sitz zu gestatten, wobei die X- und/oder Z-Gruppe
auch substituiert sein kann, wie dies in Formel (IX) dargestellt
ist:
-
(4)
Cyclisieren der C15- und C12-Kohlenstoffatome der TSA über ein
Schwefelatom (oder Stickstoffatom), wobei die X- und/oder Z-Gruppen
ebenfalls substituiert sein können,
wie dies in Formel (X) wiedergegeben wird:
-
(5)
Verlängern
von dem C9-Kohlenstoffatom der TSA aus so, dass sich die Verlängerung
der Furche B annähert
und/oder in sie eintritt (siehe
9), sp
3-Hybridisierung des C9 so, dass es über eine
gewisse Freiheit verfügt,
Anheften eines 1-3-Methylgruppen-Spacers, der eine Doppelbindung
enthalten kann, und dann daran Anheften einer Sulfat-, Carboxylat-,
Sulfat-, Hydroxyl- oder Phenyl-Gruppe, welche in Wechselwirkung mit
dem Nε-Proton
des His170 treten können,
welches das Zinkatom koordinieren kann, wie dies in Formel (XI) dargestellt
ist:
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(6)
Verlängern
weg vom C8-Kohlenstoffatom (unter Ersatz von C14) der TSA so, dass
die Verlängerung
sich der Furche B annähert
oder in sie eintritt, Anheften eines 1-3-Methylgruppen-Spacers (der eine Doppelbindung
aufweisen kann) und dann daran Anbinden einer Carboxylat-, Sulfat-,
Hydroxyl- oder Phenyl-Gruppe so, dass mit dem Nε-Proton des His170, welches das Zinkatom
koordiniert, eine Wechselwirkung stattfindet, wobei der X- und/oder
der Z-Bestandteil ebenfalls substituiert sein können, wie dies in Formel (XII)
dargestellt ist:
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(7)
Substituieren des C8-Kohlenstoffs am Ende der aliphatischen Kette
so, dass die Substitution mit den Furchen A, A', B und/oder C in Kontakt kommen kann,
wobei in einem derartigen Beispiel eine Verkapselungs-Gruppe (X)
benötigt
werden kann oder auch nicht und die X- und Z-Bestandteile ebenfalls
substituiert sein können,
wie dies in Formel (XIII) dargestellt ist:
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(8)
Vergrößern des
Abstandes zwischen X und Z in den obigen Formeln VII bis XIII, wobei
die aliphatische Kette ferner eine Methylgruppe zwischen der an
das aktive Zentrum bindenden Gruppe (Z) und dem C8-Kohlenstoff und
vorzugsweise kurz vor dem C8-Kohlenstoff
aufweist, (9) dafür
Sorgen, dass die Verbindung zwischen der aliphatischen Kette und
der Verkappungsgruppe starrer wird (z.B. durch Schließen eine 6-gliedrigen
Ringes, welcher Sauerstoff enthalten kann oder auch nicht), wobei
die X- und Z-Gruppen ebenfalls substituiert sein können, wie
dies in Formel (XIV) dargestellt ist:
und (10)
Kombinieren von zwei oder mehr der in den Formeln (VII–XIV) wiedergegebenen
Abänderungen.
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Zusätzlich stellen
die folgenden Vertreter nicht einschränkende Beispiele für geeignete
Z-Gruppen dar, wobei
Z eine an das aktive Zentrum bindende Gruppe umfasst: (1) Hxdroxamsäure, (2)
Carbonsäure,
(3) Sulfonamid, (4) Acetamid, (5) Epoxyketon, (6) ein Ester mit
einem Methyl-Linker und einer Hydroxylgruppe eines Acetatesters
zum Einführen
in den Hohlraum und zur Wechselwirkung mit einem konservierten Arginin (Arg27),
wie dies in Formel (XV) dargestellt ist:
und (7)
ein Alphaketon, wie dies in Formel (XVI) dargestellt ist:
Zusätzlich können vor
dem Hintergrund der erfindungsgemäßen Information über die
dreidimensionale Struktur vom Fachmann andere geeignete X-, Y- und
Z-Bestandteile ins Auge gefasst werden.
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Nach
der Ermittlung geeigneter potentieller X-, Y- und Z-Bestandteile
werden die Bestandteile unter Verwendung von kombinatorisch chemischen
Techniken miteinander kombiniert, um eine Verbindung der Formel
(I) zu bilden. Dies kann nach den
US-Patenten
5,608,108 ,
5,700,811 ,
5,773,474 ,
5,840960 und
5,668,179 geschehen, welche hiermit
als Referenz eingeführt
werden. Jedes dem Fachmann bekannte Verfahren kann eingesetzt werden,
um die Verbindungen der Formel (I), welche die nach den oben beschriebenen
Methoden ermittelten X-, Y- und Z-Bestandteile umfassen, zu synthetisieren.
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Wie
oben angegeben, sind die Verbindungen der Formel (I) bei der Hemmung
der Histon-Deacetylase-Aktivität des HDLP
und der mit HDLP verwandten Proteine von Nutzen. Eine derartige
Hemmung kann eine Reduktion oder Einstellung des Zellwachstums in
vitro und in vivo gestatten.
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Für eine Anwendung
in vitro sind eine derartige Reduktion oder Einstellung des Zellwachstums
nützlich,
um die Rolle der Histon-Deacetylierung und -Differenzierung während des
Zellzyklus zu untersuchen und auch um andere Mechanismen zu untersuchen,
die mit dem Anhalten des Zellzyklus assoziiert sind und insbesondere,
welche Rolle die Repression der Transkription beim Fortschreiten
des Zellzyklus spielt, was in einem Modellsystem der Hefe wie das
von Kadosh & Stuhl,
1009, Mol. Cell. Biol. 18: 5121–5127
beschriebene untersucht werden kann. In vitro-Modellsysteme, welche
verwendet werden können,
um die Wirkungen potentieller Inhibitoren auf den Verlauf des Zellzyklus
und auch des Tumorwachstums zu untersuchen sind solche, wie sie
bei Richon et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 3003–3007; Yoshida
et al., 1995, Bioessays 17: 423–430;
Kim et al., 1999, Oncogene 18: 2461–2470; Richon et al., 1996,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 5705–5708 und Yoshida et al., 1987,
Cancer Res. 47: 3688–3691
beschrieben sind.
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Für eine in
vivo-Anwendung ist eine derartige Reduktion oder Einstellung des
Zellwachstums von Nutzen, um die Wirkung dieser Inhibitor-Verbindungen
in nicht humanen Tiermodellsystemen für Krebs zu untersuchen und
sie ist auch für
die Behandlung von Krebs bei einem Empfänger, der eine solche Behandlung
benötigt,
von Nutzen. Nicht einschränkende
Beispiele für
Tiere, die als nicht humane Tiermodellsysteme dienen können sind
Mäuse,
Ratten, Kaninchen, Hühner,
Schafe, Ziegen, Kühe,
Schweine und nicht menschliche Primaten (siehe z.B. Desai et al.,
1999, Proc. AACR 20: Abstract #2396; Cohen et al., 1999, Cancer
Res., eingereicht). Die Verbindungen der vorliegenden Erfindung
können
einem transgenen nicht humanen Tier verabreicht werden, wobei das
Tier Krebs ausgebildet hat, wie z. B. solche Tiermodelle, in welchen
das Tier eine Neigung hat, Krebs auszubilden (z.B. die in den
US-Patenten 5,777,193 ,
5,811,634 ,
5,709,844 ,
5,698,764 und
5,550,316 beschriebenen Tiermodellsysteme).
Solche Tiermodellsysteme erlauben die Bestimmung der Toxizität und Effizienz
der Tumorreduktion der Verbindungen der vorliegenden Erfindung.
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Eine
bevorzugte Verbindung der vorliegenden Erfindung kann eine hochspezifische
Aktivität
für HDLP oder
für mit
HDLP verwandte Proteine, bei oraler Verabreichung eine gute biologische
Verfügbarkeit,
Aktivität bei
der Reduzierung oder Einstellung des Zellwachstums in Tumorzelllinien
und Aktivität
bei der Reduzierung oder Einstellung des Tumorwachstums in Tiermodellen
von verschiedenen Krebsarten umfassen.
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Dementsprechend
ist ein anderer Aspekt dieser Erfindung ein Verfahren zur Ausrottung
oder Behandlung von Krebs in einem Empfänger, der ein Tier und vorzugsweise
ein Mensch sein kann. Dieses Verfahren umfasst die Verabreichung
einer den Tumor reduzierenden Menge einer durch die obige Formel
(I) definierten Verbindung oder eines physiologisch verträglichen
Salzes derselben an den Empfänger.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung ist eine Zusammensetzung vorgesehen,
welche die Verbindung der Formel (I) und ein Vehikel oder einen
Träger
umfasst. Die Verabreichung der vorstehenden Wirkstoffe kann lokal
oder systemisch erfolgen. Solche Träger umfassen alle geeigneten
physiologischen Lösungen
oder Dispersionsmittel oder dergl. Die physiologischen Lösungen umfassen
jede geeignete Lösung
oder jedes Dispersionsmedium wie Saline oder gepufferte Saline.
Der Träger
kann auch antibakterielle Wirkstoffe und gegen Pilze gerichtete
Wirkstoffe, isotonische und absorptionsverzögernde Wirkstoffe und dergl.
umfassen. Mit der Ausnahme, dass sich irgendein konventielles Medium,
ein Träger
oder ein Wirkstoff nicht mit dem aktiven Inhaltsstoff verträgt, wird
seine Verwendung in den Zusammensetzungen empfohlen.
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Die
Verabreichungswege für
die die erfindungsgemäßen Vehikelkonstrukte
für die
Abgabe enthaltenden Zusammensetzungen umfassen alle konventionellen
und physiologisch annehmbaren Wege, wie z.B. orale, pulmonale, parenterale
(intramuskuläre,
intraperitoneale, intravenöse
(IV) oder subkutane Injektion), über eine
Inhalation (über
eine Feinpulver-Formulierung oder einen feinen Nebel) erfolgende,
transdermale, nasale, vaginale, rektale oder sublinguale Verabreichungswege
und können
in Dosierungsformen formuliert werden, die für jeden Verabreichungsweg passend
sind.
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Die
folgenden Beispiele dienen einer klareren Veranschaulichung der
Aspekte der Erfindung und sollen den Umfang der Erfindung nicht
einschränken.
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BEISPIELE
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Beispiel 1: Herstellung und Reinigung
der Proteine
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Das
Wildtyp-HDLP (GenBank-Hinterlegungsnummer AE000719) wurde aus einem
Präparat
der chromosomalen-DNA von Aquifex aeolicus (von Robert Huber von
der Universität
Regensburg, Deutschland, zur Verfügung gestellt) mit Hilfe der
Phosphat-Kettenreaktion
(PCR) in den pGEX4T3-Vektor (Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ)
subkloniert. Die CysτSer-Mutante
und die Mutanten am aktiven Zentrum wurden mit Hilfe der zielgerichteten
PCR-Mutagenese konstruiert und dann sequenziert. Das HDLP-Glutathion-S-Transferase (GST)-Fusionsprotein
wurde in Escherichia coli produziert, mit Hilfe einer Affinitätschromatographie
unter Einsatz einer Säule
aus Glutathion-Sepharose-Harz
(Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ) und einer Anionenaustauscher-Chromatographie (Q-SepharoseTM; Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ) gereinigt.
Das HDLP wurde mit Thrombin bei 4°C
von dem Fusionsprotein abgespalten, mit Hilfe eines Ionenaustauscher-(Q-SepharoseTM; Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ) und
einer Gelfiltrations-Chromatographie (SuperdexTM 200;
Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ) gereinigt und in einem Puffer
aus 25 mM Bis-tris-Propan (BTP), 500 mM NaCl, 5 mM Dithiothreitol
(DTT), 2% Isopropanol, pH 7,0 auf typischerweise 25 mg/ml aufkonzentriert.
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Obwohl
nicht bekannt ist, welchen Metall-Cofaktor das HDLP in vivo enthält, wird
angenommen, dass es sich wegen der Anordnung der Liganden und den Ähnlichkeiten
im aktiven Zentrum mit den Zink-Proteasen um Zink handelt. Es wird
angenommen, dass das Fehlen des Metalls in dem gereinigten HDLP
teilweise auf die Verwendung von DTT während der Reinigung zurückzuführen ist.
Das HDLP wurde mit Zn2+ rekonstituiert, indem
die Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante bei 10 mg/ml mit einem 5-fachen
molaren Überschuss
an ZnCl2 in einem Puffer aus 25 mM Bis-tris-Propan,
200 mM NaCl, 1% Isopropanol, pH 7,0 vermischt wurde. Ungebundenes
ZnCl2 wurde durch Fraktionierung des HDLP über eine
G25-Entsalzungs-Säule (Amersham-Pharmacia,
Piscataway, NJ) entfernt. Der HDLP-Zn2+-TSA-Komplex
wurde hergestellt, indem die mit Zn2+ rekonstituierte
HDLP-Mutante mit 1 mM TSA über
einen Zeitraum von 45 Minuten inkubiert wurde, gefolgt von einer
Gelfiltrations-Chromatographie (SuperdexTM 200;
Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ), um überschüssige TSA zu entfernen, und
indem in einem Puffer aus 25 mM Bis-tris-Propan, 500 mM NaCl, 1%
Isopropanol, pH 7,0 auf typischerweise 25 mg/ml aufkonzentriert
wurde.
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Das
mit einem FLAG-Epitop etikettierte humane HDAC1 wurde überexprimiert,
indem in Hi5-Insektenzellen (Invitrogen, Carlsbad, CA), die in Suspension
in einem serumfreien Medium (Sf900, Gibco, Grand Island, NY) gezüchtet wurden,
ein Expressionssystem von Baculoviren verwendet wurde. Das Fusionsprotein wurde
mit Hilfe einer Anionenaustauscher- und einer Affinitäts-Chromatographie
unter Einsatz eines Anti-FLAG-M2-Affinitätsharzes
(Sigma, St. Louis, MO) und eines FLAG-Peptids (Sigma, St. Louis,
MO) gereinigt.
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Beispiel 2: Kristallisation und Sammeln
der Daten:
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Die
Kristalle des Apo-HDLP wurden bei Raumtemperatur mit Hilfe der Dampfdiffusionsmethode
im hängenden
Tropfen aus 7,5% Isopropanol, 28% PEG 1500, 425 mM NaCl, 100 mM
Tris-Cl, pH 7,0 gezüchtet. Sie
bilden sich in der Raumgruppe C2 mit a = 51,4 Å, b = 93,8 Å, c = 78,7 Å, β = 96,9 Å und enthalten
in der asymmetrischen Einheit ein HDLP-Molekül. Die Beugungsdaten wurden
mit Kristallen gewonnen, die in einem Puffer aus 7,5% Isopropanol,
35% PEG 1500, 75 mM NaCl, 100 mM Tris-Cl, pH 8,0 bei –170°C blitzgefroren worden
waren.
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Die
Struktur des HDLP-Zn2+-Komplexes wurde an
HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutanten-Kristallen
ermittelt, die aus 23% tert.-Butanol, 27% PEG 1500, 400 mM KCl,
100 mM Bis-tris-Propan-Cl, pH 6,8 gezüchtet worden waren. Die Raumgruppe
und die Abmessungen der Zelle waren mit denen des Apo-Kristalls identisch.
Die HDLP-Zn2+-Kristalle wurden geerntet und in 27%
tert.-Butanol, 22% PEG 1500, 50 mM KCl, 20 mM NaCl, 0,2 mM ZnCl2, 100 mM Bis-tris-Propan, pH 6,8 bei –170°C eingefroren.
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Die
Kristalle des HDLP-Zn2+-TSA-Komplexes umfassten
die HDLP-Cys75Ser/Cys77Ser-Doppelmutante
und wurden aus 23% tert.-Butanol, 27% PEG 1500, 600 mM KCl, 100
mM Bis-tris-Propan-Cl, pH 6,8 mittels Mikroaussaat gezüchtet. Die
Kristalle wurden in Gegenwart von Zink gezüchtet. Sie bilden sich in der Raumgruppe
P212121 mit
a = 53,4 Å,
b = 94,4 Å,
c = 156,3 Å und
enthalten in der symmetrischen Einheit zwei HDLP-Zn2+-TSA-Komplexe. Die HDLP-Zn2+-TSA-Kristalle wurden geerntet und in dem
gleichen Kryopuffer wie die HDLP-Zn2+-Kristalle
eingefroren, mit der Ausnahme, dass 0,5 mM TSA zugesetzt wurden.
Die Daten wurden mit DENZO und SCALEPACK (Otwinowsky & Minor, 1997,
Method. Ensemble. 276: 307–326),
einer MIR-Analyse, dem Bau eines Modells und einer Verfeinerung
verarbeitet.
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Die
HDLP-Zn2+-SAHA-Komplex-Kristalle wurden
auf die gleiche Weise wie die HDLP-Zn2+-TSA-Kristalle
gezüchtet
und ausgewertet. Die Einschränkungen
für die
SAHA-Struktur wurden
jedoch auf Grundlage stereochemischer Parameter aus der TSA konstruiert.
Wie die Apo-HDLP-Kristalle wuchsen die SAHA/HDLP-Cokristalle in
der Raumgruppe C2.
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Die
Apo-HDLP-Kristalle wurden in einem Puffer aus 7,5% Isopropanol,
30% PEG 1500, 75 mM NaCl, 100 mM Tris-Cl, pH 8,0 mit Schweratomen
getränkt,
der mit 1,0 mM Thimerosal 2 Stunden lang, mit 5 mM KAu(CN)2 1 Stunde lang und mit 1 mM Pb(Me)3OAc 2 Stunden lang supplementiert worden
war. Die MIR-Phasen wurden mit dem Programm MLPHARE (The CCP4 suite;
Programs for computational crystallography, 1994, Acta Crytallogr.
D 50: 760–763)
bei 2,5 Å mit
Hilfe des anomalen Beugungungssignals aus dem Thimerosalderivat
berechnet und sie wiesen eine mittlere Figure of merit von 0,55
auf. Die Phasen wurden mittels Solvent-flattening mit dem Programm
DM (The CCP4 suite; Programs for computational crystallography,
1994, Acta Crytallogr. D 50: 760–763) verbessert und dazu verwendet,
das Anfangsmodell mit dem Programm O (Jones et al., 1991, Acta Crytallogr.
A 47: 110–109)
zu erstellen. Sukzessive Folgen von Umbaumaßnahmen und einer Simulated-Annealing-Verfeinerung
mit dem Programm CNS Brunger et al., 1998, Acta Crytallogr. D 54:
905–921)
gestattete die Interpretation des HDLP aus den Resten 2–373. Die
Reste 1, 374 und 375 wurden nicht modelliert und sind vermutlich
ungeordnet.
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Die
Strukturen des HDLP-Zn2+-TSA- und des HDLP-Zn2+-SAHA-Komplexes wurden mittels Molecular Replacement
mit dem Programm AMORS (The CCP4 suite; Programs for computational
crystallography, 1994, Acta Crytallogr. D 50: 760–763) unter
Einsatz der Apo-HDLP-Struktur als Suchmodell ermittelt. Die Elektronendichte-Karten
am Anfang wiesen eine starke und kontinuierliche Differenzdichte
für das
gesamte TSA-Molekül
auf. Das SAHA-Molekül
jedoch war in dem Abschnitt mit der Verkapselungsgruppe nicht so
gut geordnet. Die Struktur der TSA wurde von der Cambridge Structural
Database (Refcode TRCHST) erhalten und wurde dazu verwendet, die
beim Verfeinern mit dem Programm CNS benutzten stereochemischen
Einschränkungen
zu definieren. Die Einschränkungen
der SAHA wurden auf Grundlage der stereochemischen Parameter aus
der TSA und den umgebenden Aminosäureresten konstruiert. Bei
der dimeren Schnittstelle im HDLP-Zn2+-TSA- und im HDLP-Zn2+-SAHA-Kristall spielt primär Phe200
auf der Oberfläche
des Proteins eine Rolle. Die Seitenkette des Phe200 kommt mit Tyr91,
dessen Konformation der Seitenkette sich nach der Bindung der TSA
verändert,
und mit einem Teil der Dimethylaminophenyl-Gruppe der TSA aus dem
zweiten Protomer in Kontakt. An der entsprechenden Position enthält die HDAC-Familie
keinen Phenylalanin-Rest.
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Beispiel 3: Histon-Deacetylase-Assays:
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Die
gereinigten Proteine wurden untersucht, indem 10 μg von [3H]Acetyl-markiertem murinem Erythroleukämie-Histon-Substrat
und HDAC-Assay-Puffer (20 mM Tris-HCl, pH 8,0, 150 mM NaCl, 10%
Glycerin) 30–60
Minuten lang bei 37°C
in einem Gesamtvolumen von 30 μl
inkubiert wurden. Die Endkonzentrationen des HDLP und des HDAC1-FLAG
betrugen 3,6 μM
bzw. 0,24 μM.
Die Assays wurden zweifach durchgeführt. Die Reaktionen wurden
gestoppt und das freigesetzte Acetat extrahiert und wie beschrieben
(Hendzel wt al., 1991, J. Biol. Chem. 266: 21936–21942) untersucht. Die [3H]Acetyl-markierten murinen Erythroleukämie-Histone
wurden im Wesentlichen wie beschrieben gewonnen (Carmen et al.,
1996, J. Biol. Chem. 271: 15837–15844).
Die Inhibitoren wurden in Abwesenheit des Substrats zugesetzt und
auf Eis 20 Minuten lang inkubiert, das Substrat zugegeben und der
Assay wie oben beschrieben durchgeführt. Das HDLP wurde mit 20 μM ZnCl2 und 20 μM
MnCl2(H2O)4 in HDAC-Puffer inkubiert und auf seine
Aktivität
hin untersucht.
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Nur
das gegen ZnCl2 dialysierte HDLP wies Aktivität auf. HDAC1-FLAG
wurde gegen 20 μM
ZnCl2 in HDAC-Puffer dialysiert, was keine
Wirkung auf die Aktivität
hatte. Daher enthält
HDAC1-FLAG, wie gereinigt, ein Metall.
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Das
in vivo-Substrat des HDLP ist nicht bekannt. Das HDLP kann wie das
AcuC-Gen aus B. subtilis eine Rolle bei der Acetoin-Verwertung spielen
und es ist entsprechend auch in der Genomsequenz eine Anmerkung
gemacht worden, aber die von AcuC katalysierte Reaktion ist ebenfalls
nicht bekannt. Ferner scheinen dem Genom von A. aeolicus das AcuA-
und AcuB-Gen zu fehlen, welche einen Teil des acuABC-Operons von
B. subtilis darstellen (Deckert et al., 1998, Nature 392: 353–358) und
das HDLP ist dem menschlichen HDAC1 so ähnlich (35,2% Identität) wie dem
AcuC von B. subtilis (34,7% Identität).
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