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Die
vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet der Stabilisierung
von Proteinen, insbesondere die therapeutischen Gesichtspunkte der Proteinstabilisierung.
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Hintergrund der Erfindung
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Bei
der Herstellung von Proteinen und Polypeptiden, entweder durch Extraktion
oder durch rekombinante Biotechnologie-Verfahren, besteht das Problem,
die korrekte Faltung des Proteins beizubehalten, um dadurch seine
gewünschte
Aktivität
aufrecht zu halten.
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Unfaltung
oder inkorrekte oder sonst wie modifizierte Faltungen können wegen
der technischen Manipulation oder dem allgemeinen Ver- und Bearbeitungssystem
der Herstellung der Proteine auftreten.
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Ein
weiteres Problem bei der Be- bzw. Verarbeitung von proteinhaltigem
Material ist durch die Aggregation der Proteine gegeben.
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Viele
Lösungsvorschläge werden
im Stand der Technik angeboten. Einige davon sind in besonderem
Maße chemischer
Natur, was bedeutet, dass chemische Reagenzien, wie z.B. besondere
Mischungen von Salzen, nachgerade in Pufferlösungen verwendet werden.
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In
US 5,728,804 von Research
Corporation Technologies ist ein Verfahren zur Proteinrenaturierung
mittels Detergens-freier Cyclodextrine offenbart.
US 5,563,057 von Wisconsin Alumni
Research Foundation vermittelt, anders als bei Cyclodextrin, die technische
Lehre zur Verwendung bestimmter Detergenzien zur erneuten Faltung
fehlgefalteter Enzyme.
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US 5,874,075 von Amgen offenbart
Protein:Phospholipid-Komplexe zur Stabilisierung von Proteinen gegen
thermisch-induzierte Aggregation, Denaturierung und Aktivitätsverlust.
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In
US 5,756,672 von Genentech
ist eine Zusammensetzung angegeben, die ein Polypeptid in einem
bestimmten Puffer umfasst, wobei sich der genannte Puffer zur erneuten
Faltung unsauber gefalteter Polypeptide eignet. Eine besondere Ausgestaltung
ist für
die erneute Faltung von fehlgefaltetem Insulin-artigen Wachstumsfaktor-I
angegeben.
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Die
obigen Verfahren könnten
einfach und bequem ablaufen, da leicht verfügbare Chemikalien eingesetzt
werden, wobei es aber auch einige Sonderfälle für bestimmte eingesetzte Chemikalien,
z.B. für
Kupfer- oder Mangansalze, geben kann (
US 5,756,672 ).
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Eine
erneute Faltung ergibt sich auch durch chromatografische Verfahren,
siehe M. M. Altamirano et al., Nat. Biotechnol., Febr. 1999; 17(2):
187–91.
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Das
Auffinden von Chaperoninen hat ein neues Gebiet für die Technologie
der Proteinbearbeitung eröffnet.
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Chaperonine,
die auch als Hitzeschock-Proteine oder HSP bekannt sind, stellen
natürliche
Proteine dar, die eine biologische Rolle bei der Proteinfaltung
spielen, siehe bezüglich
eines umfassenden Überblicks
http://www-ermm.cbcu.cam.ac.u/000021015h.htm von Julia C. Ranford, Anthony
R. M. Coates und Brian Handerson.
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Technisch
sind Chaperonine intensiv als Mittel zur Bewältigung des obigen Problems
der Proteinstabilisierung und deren erneuter Faltung untersucht.
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Diese
Erforschung führt
zu neu aufgefundenen Chaperoninen und deren Verwendung zur Proteinstabilisierung,
siehe z.B.
US 5,428,131 von
Yale University. Bezüglich
eines Bildes von Chaperoninen für
das in der vorliegenden Erfindung behandelte technische Problem
siehe z.B.
US 5,688,651 von
RAMOT University;
US 5,646,249 von
U.S. Health Department;
US 5,561,221 von
Nippon Oil Company Limited; WO 00/20 606 von Reiman und Schirmbeck;
JP 11 266 865 von Kaiyo
Biotechnology Kenkyusho K. K.; WO 99/40 435 von Netzer;
JP 10 327 869 von Kaiyo
Biotechnology Kenkyusho K. K.; WO 00/71 723 von Roche Diagnostics;
WO 00/55 183 und WO 99/05 163 von Medical Research Council.
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Chaperonine
sind ein nützliches
Werkzeug zur Proteinstabilisierung und erneuten Faltung, aber einige
technische Nachteile ergeben sich aus ihrer Verwendung. Da sie Proteine
sind, neigen sie nachgerade zu Veränderungen, wie zu einer thermischen Veränderung,
so dass sie ebenfalls eines Schutzfaktors bedürfen.
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Für das technische
Gebiet der Stabilisierung von Proteinen ist dieses Problem auch
sehr entscheidend für
die Zubereitung von HSP-Krebsimpfstoffen. Es ist beobachtet worden,
dass die Immunogenizität eines
gegebenen Antigens viel wirkungsvoller dargestellt wird, wenn es
Immunzellen in einem Komplex mit HSPs dargelegt wird (J. M. Requena
et al., Ars-Pharm. 1997, 38(2–3):
191–208;
F. Castellino et al., J. Exp. Med. 2000, 191(11): 1957–1964).
Insbesondere wird die Immunreaktion gegen Krebs mit HSP (d.h. mit
HSP70 oder gp96) verstärkt,
welche an ein antigenes Peptid gebunden werden ("spezifische antigene Fingerabdrücke"), von denen beide
aus den Krebszellen des Patienten erhalten werden (Sp. Yedavelli
et al., Int. J. Mol. Med. 1999, 4(3): 243–248). Es ist daher wichtig, über stabiles
und/oder gut konserviertes HSP für
Krebsimpfstoffe zu verfügen.
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Interessanterweise
sind einige Chaperonine, wie die Augenlinse-α-Kristallin-Proteine, Mitglieder der
Familie der kleinen (small) Hitzeschock-Proteine (sHSP). An den
sHSPs ist gezeigt worden, dass sie eine Funktion in einer Anzahl
unterschiedlicher Prozesse ausüben,
die von einer RNA-Stabilisierung bis zu einer Elastase-Inhibierung
und einer Wechselwirkung mit dem Zytoskelett reichen.
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AlpaA-Kristalliun
ist hauptsächlich
in der Linse lokalisiert, wobei sehr niedrige Gehaltsmengen in weiteren
Geweben vorgefunden werden, wogegen alphaB-Kristalin nunmehr dafür bekannt
ist, im Wesentlichen überall über den
Körper
hinweg vorzukommen (D. A. Heley et al., J. Mol. Biol. 1998, 277: 27–35). Die
biologische Bedeutung von alphaB-Kristallin ist durch seine erhöhten Gehaltsmengen
in ischämischem
Herz und im Gehirn von Patienten mit multipler Sklerose, Alzheimer-
und weiteren neurologischen Krankheiten hervorgehoben. In Übereinstimmung
mit seiner Klassifizierung als ein HSP hat sich bei der Expression
von alphaB-Kristallin gezeigt, dass es durch eine Vielfalt physiologischer
Belastungen, einschließlich
von Herz- und osmotischen Belastungen sowie von Metall-Toxizität, induziert
wird. Die biologische Bedeutung von alphaA-Kristallin in der Linse
ist durch seine wirkungsvolle Unterdrückung einer ungesteuerten Aggregation
geschädigter Proteine
hervorgehoben.
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Swamy-Mruthinti
et al. (FASEB Journal, Band 14, Nr. 4, 15. März 2000, Seite A504) berichten über die
Inhibierung einer Glycierung und einer durch Veränderungen durch L-Carnitin
in diabetischen Rattenlinsen mediierte Glycierung, wodurch eine
potentielle therapeutische Verwendung von L-Carnitin bei der Behandlung
diabetischer Augenkomplikationen nahe gelegt wird.
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Peluso
et al. (Journal of Cellular Biochemistry, 80: 1–10 (2000)) offenbaren die
metabolische Rolle von L-Carnitin als Osmolit.
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Wie
aus den obigen Beispielen ersichtlich, ist die Stabilisierung von
Chaperoninen entweder bezüglich
ihrer Verwendung oder deren Stabilisierung in pathologischen Zuständen, in
denen sie verändert werden,
sehr wichtig auf medizinischem Gebiet.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Es
ist nun herausgefunden worden, dass L-Carnitin einen überraschenden
Effekt bei der Stabilisierung von Proteinen und besonders günstig im Hinblick
auf das medizinische Gebiet und ganze besonders zum Schutz der Chaperon-Aktivität ausübt, wobei
diese Schutzaktivität über einen
Stabilisiereffekt durch L-Carnitin gegenüber der Chaperon-Aktivität dargestellt
wird.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, die Verwendung von L-Carnitin
oder eines Salzes davon zur Stabilisierung von Proteinen, insbesondere
als Hilfsfaktor zum Schutz der Chaperon-Aktivität, anzugeben.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird L-Carnitin zur Bewahrung der Aktivität des veränderten
Chaperon-Proteins, des alpha-Kristallins, insbesondere des alphaA-
oder alphaB-Kristallins, verwendet, wie in den Ansprüchen festgelegt.
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Die
obigen Gegenstände
der vorliegenden Erfindung werden nun im Details auch anhand von Beispielen
erläutert.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Als
pharmazeutisch zulässiges
Salz von L-Carnitin soll jedes organische und anorganische Salz
mit der Eignung zur Verwendung auf medizinischem Gebiet, d.h. der
Human- und Veterinärmedizin,
gelten. Auf dem allgemeinen Gebiet der Proteinstabilisierung kann
jedes Salz unter der Bedingung verwendet werden, dass es mit der
spezifischen Anwendung verträglich
ist.
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Beispiele
pharmakologisch geeigneter und zulässiger Salze von L-Carnitin
sind, ohne darauf eingeschränkt
zu sein, Chlorid, Bromid, Jodid, Aspartat, saures Aspartat, Zitrat,
saures Zitrat, Tartrat, saures Tartrat, Phosphat, saures Phosphat,
Fumarat, saures Fumarat, Glycerophosphat, Glucosephosphat, Lactat,
Maleat, saures Maleat, Mucat, Orotat, Oxalat, saures Oxalat, Sulfat,
saures Sulfat, Trichloracetat, Trifluoracetat, Methansulfonat, Pamoat
und saures Pamoat.
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Detaillierte Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsform
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Die
Augenlinse ist ein transparentes Organ, das aus einer hoch konzentrierten
und hoch geordneten Matrix aus Strukturproteinen aufgebaut ist,
die als "Kristalline" bezeichnet werden,
welche wahrscheinlich diejenigen Proteine des Körpers sind, die von der längsten Zeit
an leben (G. Wistow und J. Piatigorsky (1988), Ann. Rev. Biochem.
57, 479–504;
H. Bloemendal (1982), Biochem. 12, 1–38; F. A. Bettelheim (1985)
The Ocular Lens, Structure, Function and Pathology, (H. Maisel,
Hrsg.), S. 265–300, Marcel
Dekker, Inc., New York; A. Tardieu und M. Delay (1988), Ann. Rev.
Biophys. Chem. 17, 47–70).
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Post-translationale
Modifikationen von Linsenkristallin in der Folge von Alterung oder
Krankheiten wie Diabetes können
zu Konformationsänderungen
und Aggregation dieser Proteine und zu Linsenopakifizierung und
Kataraktbildung (Bildung von grünem
Star) führen
(D. Harding (1981), Molecular and Cellular Biology of the Eye Lens,
H. Bloemendal, Hrsg.), S. 327–365,
John Wiley and Sons, New York). Obwohl die Mechanismen der Kataraktogenese
noch nicht ganz verstanden sind, wird eine Oxidation von Linsenproteinen
mit grünem
Star bei Säugern
in Zusammenhang gebracht (P. J. Francis (1999), Trends in Genetics
15, 191–196).
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Die
Linse unterliegt einer größeren oxidativen
Belastung, weil sie konstant dem Licht und oxidierenden Mitteln
ausgesetzt ist (S. D. Varma et al. (1984), Curr. Eye Res. 3, 35–57, A.
Spector (1995), FASEB J. 9, 1173–1182; A. Taylor und K. J.
Davies (1987), Free Radic Biol. Med. 3, 371–377; S. Zigman (1981), Mechanisms
of Cataract Formation in the Human Lens (G. Ducan, Hrsg.) S. 117–149, Academic press,
New York; I. Dillon J. (1985), The Ocular Lens, Structure, Function
and Pathology, H. Maisel, Hrsg., Marcel Dekker, Inc., New York,
349–366;
S. Zigman (1985), The Ocular Lens, Structure, Function and Pathology
(H. Maisel, Hrsg.) S. 301–347,
Marcel Dekker Inc., New York). Die oxidativen Modifikationen schließen eine
selektive Oxidation spezifischer Aminosäuren ein, die zu Ladungsänderungen,
Proteinabbau, Proteinvernetzung und Bildung unlöslicher Proteine sowie zu einer
erhöhten
Nicht-Tryptophan-Fluoreszenz führt
(A. Spector und W. H. Gamer (1981), Exp Eye Res. 33, 673–681; U.
P. Andley (1987), Photochem. Photobiol. 46, 1057–1066; K. J. A. Davies et al.
(1987), J. Biol. Chem. 262, 9914–9920; R. C. Augusteyn (1981),
Mechanisms of Cataract Formation in the Human Lens (G. Ducan, Hrsg.)
S. 72–115,
Academic Press, London; J. S. Zigler Jr. et al. (1989), Free Radic
Biol. Med. 7, 499–505).
Als Folge davon hat die Linse antioxdierende Systeme und Reparaturmechanismen
zur Bekämpfung
der Auswirkung von Oxidanzien entwickelt. Die erste Abwehrlinie
gegen Oxidationsbelastung wird durch Radikal-abfangende Antioxidanzien
erstellt, die eine oxidative Verletzung verringern. Beispielsweise üben Glutathion (GSH)
und Taurin, die beide in hohem Maße in Linsengewebe vertreten
sind, Schutzwirkungen in einem in vitro-Modell von diabetischem
grünen
Star aus (R. C. Richard et al. (1998), Proc. Soc. Exp. Biol. Med.
217, 397–407;
R. A. V. Jones und J. S. Hothersall (1999), Exp. Eye Res. 69, 291–300). Ferner
fungiert alpha-Kristallin, das bis zu 50% der Gesamtproteinmasse
der Säugetierlinse
ausmacht, als molekulares Chaperon, das eine durch Wärme induzierte Aggregation
vieler Proteine verhindert und zur Renaturierung chemisch-denaturierter
Proteine benötigt wird
(R. A. V. Jones und J. S. Hothersall (1999), Exp. Eye Res. 69, 291–300). Ein
Schlüsselelement
der α-Kristallin-Funktion
ist dessen Befähigung
zur Verhinderung irrtümlicher
Proteinassoziationen durch Bindung an übergänglich freigelegte hydrophobe Proteinoberflächen (P.
R. van den Ussel et al. (1996), Ophthalmic Res. 28, 39–43). Weil α-Kristallin
sowohl eine durch UV-Strahlung als auch durch freie Radikale induzierte
Aggregation von Proteinen in vitro verhindert (P. J. Groenen et
al. (1994) Eur. J. Biochem. 225, 1–19; U. P. Andley et al. (1998)
J. Biol. Chem. 273, 31252–31261;
J. S. Lee et al. (1997) J. Protein Chem. 16, 283–289; J. A. Kramps et al. (1978),
Biochem. Biophys. Acta 533, 487–495;
F. S. M. van Kleef et al. (1976), Eur. J. Biochem. 66, 477–483; R.
H. P. H. Smulders et al. (1996), J. Biol. Chem. 271, 29060–29066),
mag es auch Linsenproteine vor fotooxidiativen Änderungen in vivo schützen.
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In
US 5,037,851 vom 06.08.1991
mit der Priorität
vom 15.11.1988 derselben Anmelderin wie der der vorliegenden Erfindung
ist ein therapeutisches Verfahren zur Behandlung von Katarakt (grünem Star)
beansprucht, wobei man einer Person, die an grünem Star leidet, 1000 bis 2000
mg/Tag Acetyl-D-carnitin oder eine äquivalente Menge eines ihrer
pharmakologisch zulässigen
Salze oral oder parenteral verabreicht. Die technische Lehre aus
diesem Patent ist auf Acetyl-D-carnitin eingeschränkt.
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Die
hier auftretenden Erfinder und Kollegen haben bereits früher gezeigt,
dass bei Versuchstier-Diabetes das Absinken von Linsen-Carnitin,
einem überall
auftretenden Molekül,
das an vielen biologischen Abläufen
beteiligt ist, einen frühen
wichtigen und selektiven Vorgang darstellt, der möglicherweise
mit einer Katarakt-Bildung zusammenhängt (P. Pessotto et al. (1997)
Exp. Eye Res. 64, 195–201).
In dieser Veröffentlichung
wird offenbart, wie es bei diabetischen Zuständen zu einem Verlust von L-Carnitin in
der Linse kommt und die Gehaltsmengen von Carnitin in den weiteren
Augengeweben im Wesentlichen unbeeinflusst zu bleiben scheinen.
Die Autoren folgern, dass die Rolle von L-Carnitin in der Linse
immer noch unklar ist, dessen Verlust aber mit dem Auftreten von
Katarakt zusammenhängen
kann. Es gibt eine starke Vermutung in dieser Literaturstelle dahingehend,
Acetylcarnitin zu verwenden, wobei es gute Gründe für einen zu erwartenden Erfolg
zur Verhinderung des Auftretens von Katarakt durch eine pharmakologische
Wirkung gibt, wie sie für
Aspirin bereits dargelegt worden ist. Der Grund für eine zu
erwartende günstige
Wirkung durch Acetylcarnitin, im Hinblick auf die gut bekannte Wirkung
von Aspirin, beruht darauf, dass beide Verbindungen Acetyliereigenschaften
aufweisen, die ihrerseits wiederum für den Schutz von Linsenproteinen
verantwortlich sind.
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Zusätzlich zu
ihrer Primärfunktion
als Träger langkettiger
Fettsäuren
aus dem Zytoplasma zu den Stellen der β-Oxidation, ist vorhergesagt
worden, dass L-Carnitin auch dazu dienen könnte, Zell-Homeostase aufrecht
zu halten.
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S.
Swamy-Mruthinti und A. L. Carter (1999), Exp. Eye Res. 69, 109–115, belegen,
dass sich L-Carnitin als wirkungslos in einer in vitro-Glycierung von
Linsen-Kristallinen erweist, während
Acetyl-L-carnitin und Acetylsalicylsäure die Kristallin-Glycierung
absenken. Diese Erwägungen
erklären,
warum L-Carnitin-Gehaltsmengen in verschiedenen Lebewesengeweben
nicht invariabel mit dem Energiebedarf von Gewebe oder mit dem Lipid-Metabolismus korrelieren.
Beispielsweise weist die Augenlinse, ein nicht-vaskularisiertes Gewebe, dessen Hauptenergiequelle
aus Augenflüssigkeiten
absorbierte Glucose ist, höhere
L-Carnitin-Konzentrationen als andere Augenabteilungen auf (P. Pessotto
et al. (1994), J. Ocul. Pharmacol. 10, 643–651).
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Es
besteht die Absicht, L-Carnitin und seine pharmakologisch geeigneten
Salze zur Erzeugung einer ophthalmischen pharmazeutischen Zusammensetzung
zur therapeutischen Behandlung von Katarakt, insbesondere eines
Katarkts nicht-diabetischen Ursprungs, zu verwenden. In der Praxis
wird eine therapeutisch wirkungsvolle Menge von L-Carnitin oder
einer gleichwertigen Menge eines seiner pharmakologisch geeigneten
Salze dem Auge verabreicht, wobei die Zusammensetzung gegebenenfalls einen
weiteren Wirkbestandteil zur Behandlung von Katarkt nicht-diabetischen
Ursprungs umfasst.
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Vorzugsweise
liegt die Zusammensetzung in der Form eines Collyrium vor. Das Collyrium
wird entsprechend der therapeutischen Notwendigkeit angewandt, wie
sie vom Fachmann bestimmt wird und vom Zustand des Patienten, der
Strenge der Krankheit und weiteren Faktoren abhängt, die vom Fachmann erwogen
werden. Beispielsweise können
sich 2 bis 3 Tropfen 3 bis 4 Mal täglich als geeignet erweisen.
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Die
Zusammensetzungen für
das Collyrium umfassen die übliche
sterile isotonische Lösung.
Die Wahl der geeigneten Exzipienten liegt im Befähigungsrahmen des Durchschnittsfachmanns
auf dem Gebiet der pharmazeutischen Technologie. Beispielsweise
gelangen Exzipienten wie Natriumchlorid, dibasisches Natriumphosphat,
monobasisches Kaliumphosphat, Benzalkoniumchlorid und Ethylalkohol
zur Anwendung. Die Zusammensetzung wird auf das korrekte Volumen
mit destilliertem Wasser gestellt.
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Beispiel
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Materialien
und Verfahren
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Linsenorgan-Kultur
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4
Monate alte Sprague-Dawley-Ratten wurden mit 5 mg/kg Xylazin und
65 mg/kg Ketamin betäubt
und dann enthauptet. Unmittelbar danach wurden die Augen ausgekernt,
entnommen und in 2 mL modifiziertes TC-199-Medium gegeben. Die Unversehrtheit
der Linse wurde durch Messung des Proteins bewertet, das in das
Medium nach 30 bis 60 min Kulturzeit ausgelaugt wurde; geschädigte Linsen wurden
verworfen. 1 Linse von jedem Paar wurde in Kulturmedium mit keinem
H2O2 gegeben und
als Vergleich herangezogen. Nach 24 h Kulturzeit unterschieden sich
die Vergleichslinsen von frisch ausgekernten Linsen in keinem der
in dieser Studie bewerteten Parameter. Die controlaterale Linse
jeden Paars wurde in Medium gegeben und, nach Einstellung des Gleichgewichts
unter 5% CO2 bei 37°C, 500 μM H2O2 in der Ab- oder Anwesenheit von 300 μM L-Carnitin
ausgesetzt. Nach 24 h Inkubation wurden morphologische Charakteristika
und Veränderungen aufgenommen
und die Linsen fotografiert. Die Linsen wurden mit Kochsalzlösung gespült, auf
Filterpapier als Blot aufgebracht, gewogen und dann sofort zur biochemischen
Analyse verarbeitet. Zur Bestimmung der Lactat-Dehydrogenase (LDH)-Leckage
wurden die Linsen individuell im jeweiligen unterschiedlichen Medium
inkubiuert und das Medium täglich
geerntet und zur LDH-Analyse aufbewahrt.
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Extraktion
von Linsenproteinen
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Entkapselte
Linsen wurden mit verfügbaren Pistillen
homogenisiert und dann in Extrakt-Puffer (20 mM HEPES, 0,2 mM EDTA,
0,5 mM Dithiothreitol, 450 mM NaCl, 25% Glycerin, 0,5 μM/mL Leupeptin, 0,5 μg/mL Protinin,
0,5 mM Phenylmethansulfonylfluorid) auf Eis einer Ultraschallbehandlung
unterzogen. Anteile des Homogenats aus jeder inkubierten Linse wurden
zur GHS-(Glutathion)- und L-Carnitin-Analyse entnommen. Der Rest
wurde 25 min lang bei 20.000 × g
zur Abtrennung des Überstands
von Pellets zentrifugiert. Das Pellet wurde mit 1,0 mL Puffer gewaschen
und unter Stickstoff getrocknet. Diese Fraktion wurde als "wasserunlösliche Fraktion" bezeichnet. Die Überstandsfraktion
wurde 2 Mal gegen 3 mL 0,025 mol/L Phosphat-Puffer, pH = 7,4, 48
h lang dialysiert und gefriergetrocknet. Diese Fraktion wurde als "wasserlösliche Fraktion" bezeichnet. Die wasserlöslichen
und wasserunlöslichen
Fraktionen wurden mit 3,0 mL Chlorform:Methanol (2:1) 16 h lang
unter Schütteln
und anschließender
Zentrifugation bei 2.000 × g
5 min lang von Lipid befreit.
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Nach
Verwerfen des organischen Lösungsmittels
wurde der Rückstand
mit 2,0 mL Diethylether behandelt, 5 min stehen gelassen und dann
bei 2.000 × g
5 min lang zentrifugiert. Das Pellet wurde unter Luft getrocknet
und bei 4°C
in einem Desikkator aufbewahrt.
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Zubereitung von Kristallinen
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Die
wasserlöslichen
Kristallin-Fraktionen wurden durch präparative Sephacryl S-300-HR-Gelpermeationschromatografie
isoliert, wie vorher beschrieben (R. H. P. H. Smulders et al. (1996),
J. Biol. Chem. 271, 29060–29066,
de Jong et al. (1974), Eur. J. Biochem. 48, 271–276). Kurz gesagt, wurde lösliches
Protein auf eine Säule
von 100 × 1,5
cm gegeben und isokratisch mit Phosphat-Puffer entwickelt. Die Gesamtfraktionen
aus dem Vergleich und aus mit H2O2 ± L-Carnitin
behandelten Linsen wurden durch Ultrafiltration in einem Diaflo-Apparat
auf konzentriert und deren Reinheit mit SDS-PAGE gemäß Laemmli mit
einem Bio-Rad Mino-Protean II-System überprüft. Die Protein-Konzentrationen
wurden mit einem Bradford-Protein-Assaykit (Bio-Rad) gemessen.
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Western-Blotting
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Gesamt-Linsenhomogenat
wurde auf 4 bis 20% Gradient-Natriumdodecylsulfat (SDS)-Gele mit Tricin-Puffern
gegeben und dann auf Polyvinylidendifluorid-Membranen überführt. Western-Blotting wurde
wie in der Literatur beschrieben durchgeführt (S. Y. Kim et al. (1995),
J. Invest. Dermatol. 104, 211–217).
Die Konzentration von Antikörpern
betrug 5 μg/mL
für primären Antikörper (anti-γ-Glutamyl-ε-Lysin-Isopeptid)
und 0,1 μg/mL
für sekundären Antikörper. Der
Blot wurde dann durch verstärkte Chemilumineszenz
entwickelt (Pierce, Mailand, Italien). Anschließend wurden die Banden mit
sehr hohem Molekulargewicht ausgeschnitten, in SDS-Puffer, enthaltend
durch Ionenpaar-Extraktion von SDS befreites Tricin, eluiert (W.
H. Königsberg
und L. Henderson (1983), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80, 2467–2471) und
einer Aminosäure-Analyse
unterzogen.
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Messung der Isopeptid-Vernetzungen
in wasserunlöslichen
Proteinen
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Die
wasserunlöslichen
Proteine wurden in 0,2 M N-Ethylmorpholinacetat (pH = 8,1) suspendiert. Eine
Anteilsmenge (10%) wurde zur quantitativen Bestimmung der Menge
an Gesamtprotein verwendet. Proben wurden durch die der Reihe nach
erfolgende Zugabe von proteolytischen Enzymen (Kollagenase, Pronase,
Aminopeptidase und Carboxypeptidase A, Carboxypeptidase B und Carboxypeptidase y)
direkt zur Reaktionsmischung bei 37°C in der Gegenwart von 0,02%
Natriumazid abgebaut. Nach enzymatischem Abbau wurde die freie N-(γ-Glutamyl)lysin-Isopeptid-Vernetzung
durch HPLC aufgelöst
und durch Aminosäure-Analyse
quantitativ bestimmt (D. Hohl et al. (1991), J. Biol. Chem. 266, 6626–6636).
In einem entsprechenden Satz von Versuchen wurde der Isopeptidgehalt
der Linsen ohne vorherige Extraktion bestimmt.
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Tryptophan-Fluoreszenz
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Der
Verlust von Protein-Tryptophan-Fluoreszenz, ein Indikator der Tryptophan-Oxidation,
scheint ein Marker der Unversehrtheit von Kristallinen zu sein.
Es wurde daher die Tryptophan-Fluoreszenz (Perkin-Elmer 650-40-Spektrofotometer)
in Linsen-Kristallin gemäß dem vorher
beschriebenen Verfahren gemessen (R. H. V. Jones und J. S. Hothersall (1993),
Exp. Eye Res. 57, 783–790).
Die Anregungswellenlänge
wurde auf 295 nm festgelegt, und die Fluoreszenzemission wurde bei
330 nm nachgewiesen.
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Bewertung der molekularen
Chaperon-Aktivität
von α-Kristallinen
aus Vergleichs- und in vitro-behandelten Rattenlinsen
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Die
folgenden Versuche wurde im Wesentlichen wie in der Literatur beschrieben
durchgeführt
(J. Horwitz (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89, 10449–10453).
Die Chaperon-artige Aktivität
von α-Kristallin
aus Vergleichslinsen und mit H2O2 ± L-Carnitin-behandelten
Linsen wurde durch Wärme-Denaturierungsstudien
ermittelt. Das Ausmaß, bis
zu welchem die unmodifizierte oder modifizierte α-Kristallin-Zubereitung βL-Kristallin
(verwendet als das Ziel-Protein) vor Wärme-induzierter Denaturierung
und Aggregation schützte,
wurde wie folgt analysiert: 100 oder 200 μg α-Kristallin wurden zu 200 μg βL-Kristallin
in einer 1,5 mL-Küvette
gegeben und auf ein Endvolumen von 1 mL mit 50 mM Phosphat-Puffer,
pH = 7,0, aufgefüllt.
Die Küvette
wurde in einen Temperatur-geregelten Zell-Halter gegeben, der an ein
UV-Spektrofotometer angeschlossen war. Die Lichtstreuung durch Proteindenaturierung
und Aggregation wurde bei 360 nm Absorption 3.000 s lang bei 55°C oder 1.800
s lang bei 58°C
verfolgt und aufgezeichnet.
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Zwischenfilamentanordnung
und Viskositätsassayverfahren
mit α-Kristallinen
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Der
Sedimentationsassay, entworfen von Nicholl und Quinlan (I. D. Nicholl
und R. A. Quinlan (1994), EMBO J. 13, 945–953), wurde zur Analyse der α-Kristallin-induzierten
Inhibierung einer Zwischenfilamentanordnung angewandt. Gereinigtes
fibriläres
saures Nervenbodenprotein (glial fibrillary acidic protein = GFAP)
vom Schwein wurde für
diese Studien herangezogen; es wurde aus dem Rückenmarkstrang des Schweins
durch axonale Flotation gereinigt, wie bereits früher beschrieben
(M. D. Pemg et al. (1999), J. Cell Sci. 112, 2099–2112; S.
MacLean-Fletcher und T. D. Pollard (1980), Biochem. Biophys. Res.
Commun. 96, 18–27).
Der Gelbildungsassay beruhte auf einem Verfahren, das zur Verfolgung
der Actin-Bindungsproteinaktivität durch
Kugelfall-Viskometrie angewandt wurde (M. D. Pemg et al. (1999),
J. Cell Sci. 112, 2099–2112). α-Kristalline wurden
mit GFAP in 8 M Harnstoff, 20 mM Tris-HCl, pH = 8,0, 5 mM EDTA und
25 mM 2-Mercaptoethanol vermischt und dann stufenweise in 10 mM
Tris-HCl, pH = 8,0, und in 25 mL 2-Mercaptoethanol dialysiert. Die
Zusammenbauanordnung der GFAP-Zwischenfilamente wurde in der An-
oder Abwesenheit von α-Kristallin
durch die Zugabe eines 20-fach konzentrierten Puffers induziert,
um eine Endkonzentration von 100 mM Imidazol-HCl, pH = 6,8, und
0,5 mM DTT zu ergeben. Ein Probenanteil von 100 μL wurde in ein Glasröhrchen geladen
und für
den Viskositätsassay herangezogen.
Das Röhrchen
wurde dann in ein Wasser-Bad von 37°C 1 h lang vor Durchführung des Gelbildungsassay
getaucht. Eine Kugel wurde dann in das Röhrchen gegeben, und die Befähigung der Lösung, die
Kugel zu stützen,
wurde verfolgt und aufgezeichnet.
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Mikroskopische Untersuchung
der Linse
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Nach
Inkubation über
24 h mit oder ohne H2O2 in
der An- oder Abwesenheit von L-Carnitin wurden Linsen Standardprozeduren
zur histologischen Analyse unterzogen. Zur optischen Mikroskopie
wurden die Linsen aus dem Kulturmedium entnommen, in Fixativ (neutrales
gepuffertes Formalin) getaucht, in Ethanol entwässert, in Xylol geklärt und in
Paraffinwachs für
Schnittproben eingebettet. Schnitte von 5 μm wurden zubereitet und mit
Hämatoxylin
und Eosin gefärbt.
Zur Rasterelektronenmikroskopie wurden die Linsen durch Eintauchen über mindestens
24 h bei Raumtemperatur in eine Lösung von 2,5% Glutaraldehyd
und 6% Sucrose, gepuffert auf pH = 7,2 mit 50 mM Natriumcacodylat,
fixiert. Die Proben wurden durch eine abgestufte Serie von Ethanol
entwässert, mit
CO2 bis zum kritischen Punkt getrocknet,
auf einen Aluminium-Stumpf montiert, mit Gold-Spucker überzogen
und mit einem Leica-Stereoscan-440-Mikroskop
bei einer Beschleunigungsspannung von 3 bis 7 kV untersucht.
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Zur
Transmissionselektronenmikroskopie wurden die Linsen wie oben für die Rasterelektronenmikroskopie
beschrieben fixiert, in OsO4, gepuffert mit
150 mM Natrium-Kaliumphosphat (pH = 7,4), nachfixiert, eingebettet,
als Schnittprobe angefertigt und zur Elektronenmikroskopie gefärbt. Die
Schnittproben wurden an einem JEOL 100B-Elektronenmikroskop untersucht.
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Ergebnisse
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Änderungen der Linsenmorphologie
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Nach
24 h Inkubation behielten die ohne H2O2 inkubierten Linsen (die Vergleichslinsen)
ihre Klarheit bei, aber die an 500 mM H2O2 ausgesetzten wurden einheitlich neblig über den äußeren Kortikalbereich
hinweg und quollen (Daten nicht angegeben). Wie in Tabelle 1 angegeben,
waren am Ende der Inkubation die mit H2O2 behandelten Linsen deutlich schwerer als
die Vergleichslinsen (47 ± 0,2
mg gegenüber
25 ± 0,1
mg). Es gab keine Gewichtsunterschiede zwischen den Vergleichslinsen
und den mit L-Carnitin + H2O2 behandelten
Linsen. Die mit H2O2 allein
behandelten Linsen wurden opak, wogegen die mit L-Carnitin plus
H2O2 behandelten
Linsen klar blieben. Optische und Elektronenmikroskopie zeigten,
dass die Zellform unverändert
war und die Faserzellen in den Vergleichslinsen und in mit L-Carnitin
plus H2O2 behandelten
Linsen intakt waren. Ballonbildung, Verflüssigung und verschiedene Grade von
Faserquellung wurden in den Linsen beobachtet, die H2O2 alleine ausgesetzt waren.
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L-Carnitin- und GSH-Konzentrationen
in Vergleichs- und mit H2O2-behandelten
Linsen
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Unter
den hierin angewandten Versuchsbedingungen gab es keinen signifikanten
Unterschied bei den GSH- und L-Carnitin-Konzentrationen in den Vergleichslinsen,
wogegen die Behandlung mit 500 mM H2O2 einen jähen
Abfall der GSH- und L-Carnitin-Gehaltsmengen verursachte (Tabelle
1). Die Zugabe von L-Carnitin (300 mM) zum Linsen-Inkubationsmedium
vor der H2O2-Behandlung verhinderte den
Verlust von GSH nicht, hielt aber die Carnitin-Konzentration nahezu auf dem in den
Vergleichslinsen gefundenden Niveau aufrecht. Zur Bestimmung, ob
die Abnahme von GSH- und L-Carnitin mit einer Linsenschädigung zusammenhing,
wurde die Leckage von LDH in das Medium gemessen. Wie erwartet,
wurde nach der H2O2-Behandlung
die Abnahme bei den GSH- und L-Carnitin-Gehaltsmengen von einem
signifikanten Anstieg der LDH in den Überständen begleitet, was anzeigte,
dass die Erschöpfung
dieser Faktoren tatsächlich
mit der Linsenschädigung
zusammenhing. Zur Bestimmung der Schutzwirkung von L-Carnitin wurden
Linsen in Kulturmedium, enthaltend 300 mM des Moleküls, inkubiert.
Wie erwartet, sank die GSH-Konzentration in mit L-Carnitin plus
H2O2 behandelten
Linsen auf ungefähr
das gleiche Niveau wie in an H2O2 allein ausgesetzten Linsen ab, die LDH-Konzentration
im Medium aus der mit L-Carnitin plus H2O2 behandelten Linse war aber ähnlich der
in den Vergleichslinsen beobachteten. Dies zeigt, dass L-Carnitin
dieser Konzentration von H2O2 Stand
zu halten vermag.
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Gewinnung
von Proteinen mit hohem Molekulargewicht in den wasserunlöslichen
Linsenfraktionen mit Isopeptid-Vernetzungen
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Wasserunlösliche Proteine
machten nur 5% der Gesamtproteine in den Vergleichslinsen aus, stiegen
aber auf 41% Gesamtproteine in den mit H2O2 behandelten Linsen an (Tabelle 1). Die
Konzentrationen wasserunlöslicher
Proteine in den mit L-Carnitin plus H2O2 behandelten Linsen waren die gleichen wie
die in den Vergleichslinsen beobachteten.
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Chaperon-artige
Funktion von α-Kristallin
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Die
Chaperon-Eigenschaften des gereinigten wasserlöslichen α-Kristallins wurden durch einen Kristallin
(Ziel-Protein)-Aggreagationsassay ermittelt. In charakteristischer
Weise aggregiert βL-Kristallin bei erhöhten Temperaturen. Entweder
verhindert die Zugabe von α-Kristallin
die Wärme-induzierte
Aggregation von βL-Kristallin oder sie senkt diese ab, was durch
Lichtstrahlung bei 360 nm gemessen wird. Da das Verhältnis von α zu β den Grad
des Schutzes vor einer Wärme-induzierten
Aggregation bestimmt, wurden 100 oder 200 μg α-Kristallin und 200 μg βL-Kristallin
herangezogen. Wie erwartet, übte α-Kristallin aus
Vergleichslinsen eine Chaperon-Aktivität aus. Nach
Inkubation mit H2O2 gab
es eine signifikante Abnahme bei der Befähigung von α-Kristallin, die Wärme-induzierte
Aggregation von βL-Kristallin zu verhindern, wogegen die Anwesenheit
von L-Carnitin in der Linsen-Inkubationsmischung diesen negativen Effekt
verhindert.
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Gelbildungsassay
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Da
Zwischenfilamente wie GFAP ein physiologisches Ziel von α-Kristallinen sind,
wurde die α-Kristallin-Chaperon-Aktivität mit Kugelfallviskosimetrie
im Gelbildungsassay getestet (S. MacLean-Fletcher und T. D. Pollard
(1980), Biochem. Biophys. Res. Commun. 96, 18–27).
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GFAP
stellt ein geeignetes Ziel wegen des Vermögens von α-Kristallin zur Disaggregierung
von GFAP-Zytoplasma-Emulsionen dar. Bei Abwesenheit von α-Kristallin
bildet GFAP ein Proteingel, das die im Viskositätstest eingesetzte Kugel stützt. Zur
Bestimmung, ob die H2O2-Behandlung
die Befähigung
von Linsen-α-Kristallin
zur Zerstörung
des GFAP-Netzwerks beeinflusste, wurde α-Kristallin aus Vergleichslinsen
oder aus mit H2O2 ± L-Carnitin
behandelten Linsen zum Gelbildungsassay gegeben. α-Kristallin aus
Vergleichslinsen inhibierte die Bildung und Beibehaltung des GFAP-Gels
im Viskositätsassay
vollkommen, wogegen α-Kristallin
aus mit H2O2 alleine behandelten
Linsen die Gelbildung nicht beeinflusste. Außerdem blockierte α-Kristallin
aus mit L-Carnitin plus H2O2 behandelten
Linsen die GFAP-Gelbildung im gleichen Ausmaß wie α-Kristallin aus Vergleichslinsen.
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Tryptophan-Fluoreszenzmessungen
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Die
Tryptophan-Fluoreszenz wurde in α-Kristallin-Fraktionen
aus Vergleichs- und behandelten Linsen gemessen, um Konformationsänderungen
zu identifizieren. In α-Kristallin
aus mit H2O2 behandelten
Linsen gab es einen 2,7-fachen Verlust der Tryptophan-Fluoreszenz;
wiederum stellte L-Carnitin den Basiswert erneut her.
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Linsen,
die L-Carnitin und oxidativer Belastung ausgesetzt waren, blieben
transparent. Obgleich die hier auftretenden Erfinder nicht an eine Theorie
gebunden sein wollen, ist der Schutzeffekt von L-Carnitin nicht
leicht zu erklären,
weil L-Carnitin per se nicht dafür
bekannt ist, antioxidierende Aktivität auszuüben (A. Arduini et al. (1992),
J. Biol. Chem. 267, 12673–81).
Auch rettete L-Carnitin die GSH-Erschöpfung nicht, was bedeutet,
dass der vorteilhafte Effekt nicht durch einen Anstieg von GSH durch
z.B. eine anaplerotische Wirkung auf NADPH, einen Cofaktor des Glutathion-Reduktaseenzyms,
mediiert wurde (M. D. Pemg (1999), J. Biol. Chem. 47, 33235–33243;
S. A. Wuensch und P. D. Ray (1997), Comp. Biochem. Physiol. B. Biochem.
Mol. Biol. 118, 599–605).
Vielmehr zeigt die Tatsache, dass die LDH-Leckage in das Medium
in einer Linse, die mit L-Carnitin behandelt wurde und einer oxidativen
Belastung ausgesetzt war, an, dass das Molekül die Unversehrtheit der Linse
aufrecht zu halten vermag. Hier wird gezeigt, dass eine Linsen-α-Kristallin-Chaperon-Aktivität durch
eine in vitro-Oxidationsbelastung verringert wird, und es wird der
Vorschlag gestützt,
dass Linsenproteine, die oxidativ verletzt wurden, einen hohen Grad
post-translationaler Modifikationen aushalten (M. Cherian und E.
C. Abraham (1995), Biochem. Biophys. Res. Commun. 212, 184–189). L-Carnitin
verringert nicht nur die erhöhten post-translationalen
Modifikationen der Linsenproteine, sondern ergab auch einen signifikanten
Schutz vor einer abgesunkenen Chaperon-Aktivität von α-Kristallin. Bei α-Kristallin
ist gezeigt worden, dass die Aggregation denaturierter Proteine
in den Studien unterdrückt
wurde, in denen Mischungen thermisch belasteter β-Kristalline als Substrat dienten
(J. A. Kramps et al. (1978), Biochem. Biophys. Acta 533, 487–495). Es
ist belegt worden, dass eine oxidative Belastung die α-Kristallin-Chaperon-Aktivität zerstört, die
zur Aufrechterhaltung der Linsentransparenz entscheidend ist (J.
S. Zigler Jr. et al. (1989), Free Radic. Biol. Med. 7, 499–505; R.
C. Richard et al. (1998), Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 217, 397–407). Daher
beeinflusst L-Carnitin in vorteilhafter Weise die Linsentransparenz
durch direkte Einwirkung auf α-Kristallin.
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Sowohl α- als auch β-Kristalline
sind N-endständig
acetyliert. Durch Siebung mit Spot-Blot-Analyse (Fleck-Punkt-Analyse),
kombiniert mit Massenspektrometrie, lieferten Takemoto et al. einen
Beleg dafür,
dass das endständig
N-acetylierte Methionin von α-Kristallin
zu Methioninsulfoxid in vivo oxidiert werden kann (N. R. Sims et
al. (2000), Brain Res. Mol. Brain Res. 77, 176–184). Diese Oxidation des N-endständigen Methionins,
das zur Außenseite
des Polypeptids freigelegt wird, kann die Funktion des Proteins
negativ beeinflussen. Zusätzlich
zur NH3-endständigen Acetylierung sind die
Aminogruppen der Lysin (Lys)-Reste einer Acetylierung unterworfen.
Alle 7 Lys-Reste von Rinder-α-Kristallin
reagieren mit Aspirin, wobei das Ausmaß der Acetylierung von 10%
für Lys
88, des am wenigsten reaktiven Restes, bis 60% für Lys 166, dem reaktivsten
Rest, variiert (L. Takemoto et al. (1992), Curr. Eye Res. 11, 651–655; G.
N. Rao et al. (1985), Biochem. Biophys. Res. Commun. 128, 1125–1127).
Aspirin inhibiert sowohl die Glycierung als auch die Carbamoylierung sowie
eine Aggregation der Linsenproteine, vermutlich durch Acetylierung
von Lys-Resten (A. Hasan et al. (1993), Exp. Eye Res. 57, 29–35; N.
Cromptonm, K. C. Rixon und J. J. Harding (1985), Exp. Eye Res. 40,
297–311;
G. N. Rao und E. Cotlier (1988), Biochem. Biophys. Res. Commun.
151, 991–996;
R. Huby und J. J. Harding (1988), Exp. Eye Res. 47, 53–59; R.
Ajiboye und D. Harding (1989), Exp. Eye Res. 49, 31–41; R.
Blakytin und J. J. Harding (1992), Exp. Eye Res. 54, 509–518). Kürzlich ist
gezeigt worden, dass Acetyl-L-carnitin die Glycierung von α-Kristallin
in größerem Ausmaß als weitere
Kristalline durch Acetylierung der potentiellen Glycerierungsstellen
inhibiert (P. J. Groenen et al. (1993), Biochem. J. 295, 399–404). Die
Glycierung scheint schädlicher als
eine Acetylierung zu sein, weil nur Glycierungsprodukte an einer
Protein-Vernetzung und der signifikanten Abnahme der α-Kristall-Chaperon-Aktivität beteiligt
sind (P. J. Groenen et al. (1993), Biochem. J. 295, 399–404, R.
Blakytin und J. J. Harding (1992), Exp. Eye Res. 54, 509–518).
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