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TECHNISCHES
GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer
Flüssigkristallausrichtungsschicht
und eine damit herstellbare Flüssigkristallausrichtungsschicht.
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ALLGEMEINER
STAND DER TECHNIK
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Flüssigkristallanzeigen
(LCDs) enthalten eine aus zwei in einer Sandwichstruktur angeordneten
Substraten bestehende Anzeigezelle, wobei die Innenoberfläche jedes
Substrats mit einer strukturierten elektrisch leitenden Schicht
und einer Flüssigkristallausrichtungsschicht
beschichtet ist. Diese Substrate werden durch sogenannte Abstandshalter
getrennt gehalten und das so erhaltene Volumen wird mit einer Flüssigkristallzusammensetzung
gefüllt.
Die Ausrichtung der darin enthaltenen Flüssigkristallmoleküle wird
bestimmt durch eine Wechselwirkung mit der Flüssigkristallausrichtungsschicht,
die anisotrop ausgerichtete Polymermoleküle enthalten kann. Beim Anlegen
eines elektrischen Feldes kann die Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle geändert werden
und wird eine Modulierung der Lichtausgabe durch gekreuzte Polarisatoren
erhalten.
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Im
Allgemeinen sind die Substrate in Flüssigkristallanzeigen aus Glas
aufgebaut. Heutzutage werden in der Industrie verschiedene führende Anzeigetechnologien
entwickelt, mit denen biegsame Anzeigen hergestellt werden können, in
denen als Substrat Kunststofffolien verwendet werden können. Eine
völlig
zuverlässige
Anzeige sollte auf dem Kunststoffsubstrat keine anorganischen Schichten
enthalten und zwar weil die Sprödigkeit
anorganischer Zusammensetzungen beim Biegen der Anzeige zu Fehlern
führt.
Als Ersatzstoff für
Indiumzinnoxid (ITO), das die am üblichsten verwendete elektrisch
leitende Zusammensetzung ist, können
elektrisch leitende Polymere wie Polythiophen verwendet werden.
Ein solcher Ersatz anorganischer Schichten durch organische Äquivalente
erlaubt wiederum den Einsatz preisgünstiger, einfacher herzustellender
Rollenbeschichtungstechniken (Rolle auf Rolle) zur Herstellung von
Flachbildschirmen.
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Bei
der Mehrzahl der modernen Flüssigkristallanzeigen
handelt es sich bei den Flüssigkristallausrichtungsschichten
um ausgerichtete Polyimidschichten (PI-Schichten). Diese PI-Schichten
sind schon seit der Einführung
der LCD-Technologie bekannt und sind 25 Jahre lang wesentlich unverändert geblieben.
Das Verfahren der Herstellung von PI-Ausrichtungsschichten ist komplex
und erfordert eine sorgfältige
Steuerung vieler Parameter, die die endgültige Qualität der Anzeige
beeinflussen können.
In der Regel sind zum Herstellen einer PI-Ausrichtungsschicht folgende Schritte
erfordert: (1) Reinigung des Substrats über eine Reihe verschiedener
Subschritte wie Ultraschallwaschen in wässrigen Lösungen, Spülung, Ultraschallwaschen in
Reinwasser, Spülung,
Ultraschallwaschen in einem organischen Lösungsmittel, Blasen mit Stickstoff,
Trocknung und schließlich
Reinigung mit Ultraviolettstrahlung, (2) Aufschleudern der PI-Vorstufe
(eine Lösung
von PI-Monomeren in einem organischen Lösungsmittel) und Einbrennen
(Ausbacken) zur Aushärtung
der Beschichtung, in der Regel bei einer Temperatur zwischen 200°C und 350°C, und (3)
Ausrichtung der PI-Moleküle
durch Streck- oder Schertechniken oder besonders bevorzugt durch
Reiben mit einem Kunstseiden-, Baumwoll- oder Samttuch. Der Einbrennschritt
erfolgt in der Regel im Vakuum, denn sonst würde die PI-Ausrichtungsschicht nicht gut am Substrat
haften und beim Reiben zerbrechen, insbesondere in den Bereichen
der strukturierten elektrisch leitenden Schicht, wo die ITO-Schicht
weggeätzt
worden ist.
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Aufgrund
der im Einbrennschritt erforderlichen hohen Temperatur sowie des
Einsatzes verschiedener organischer Lösungsmittel lassen sich diese
aus dem aktuellen Stand der Technik bekannten Verfahren nicht mit
vielen Kunststoffsubstraten kombinieren. Weitere Probleme betreffen
die niedrige Beständigkeit
der PI-Vorstufe (die bei niedriger Temperatur zu lagern ist) und
die Beseitigung organischer Lösungsmittel
und anderer Chemikalien, die bei diesen herkömmlichen Verfahren erforderlich
sind. Der Aufbau elektrostatischer Ladungen in der PI-Schicht, z.B.
während
dem Reiben, ist ein ganz ernstes Problem und zwar weil dadurch Staubteilchen
angezogen werden, die sich sodann in der Anzeigezelle einfangen
lassen und daraufhin eine schwache Ausrichtung, eine weitgehende
Verkeilung der Substrate oder elektrische Störungen infolge eines durch die
Staubteilchen ausgelösten
Kurzschlusses verursachen.
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Zum
Beseitigen dieser Probleme sind alternative Verfahren zur Herstellung
von Ausrichtungsschichten für
Flüssigkristallanzeigen
beschrieben worden. So sind Strahlungsausrichtungsverfahren wie
die anisotrope Vernetzung von Poly(vinylcinnamat) und PI-Folien
durch Bestrahlung mit linear polarisiertem UV-Licht beschrieben
worden (Applied Physics Letters, Band 73, S. 3372, veröffentlicht
im Jahre 1998). Solche Verfahren sind ebenfalls geeignet zum Ausrichten
von Polythiophenschichten, sind jedoch keine geeignete Alternative für herkömmliche
PI-Schichten wegen der mangelhaften Wärmebeständigkeit solcher Schichten.
Das Problem der elektrostatischen Aufladung lässt sich auch durch Herstellung
elektrisch leitender Ausrichtungsschichten lösen, wie beschrieben in
US 5 639 398 , in der eine
ITO-Schicht mit einer viskosen lyotropen Polyanilinlösung beschichtet
und die Beschichtung dann durch Scheren mit einem Rakel oder Messer
oder einer Glasplatte ausgerichtet wird. Während der Trocknung bleibt
die Ausrichtung der flüssigkristallinen
Polyanilinmoleküle
aufrechterhalten. Allerdings machen die in
US 5 639 398 erwähnten niedrigen Leitfähigkeitswerte
der Polyanilinschicht den Einsatz von ITO als Elektrodenschicht
unverzichtbar.
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In
US 5 465 169 wird eine Flüssigkristallvorrichtung
offenbart, die ein Paar von mit einer Elektrode beschichteten Substraten
und einen zwischen den Substraten angeordneten Flüssigkristall
enthält,
wobei zumindest eines der Substrate mit einer elektrisch leitenden
Schutzfolie und ferner ebenfalls einer Ausrichtungsfolie, die ein
Ausrichtungsmaterial und eine polymere elektrisch leitende Verbindung
enthält,
versehen ist. Diese polymere elektrisch leitende Verbindung kann
vorzugsweise ein basisches Polymer sein, von dem als geeignete Beispiele
Polypyrrol, Polyanilin und deren Derivate gemäß den Formeln (1) und (2),
Polythiophen und Polythiophen-Derivate zu nennen sind. Gemäß der Erfindung
der
US 5 465 169 enthält das die
Ausrichtungsfolie bildende Ausrichtungsmaterial vorzugsweise eine
Verbindung mit einer Säurefunktionsgruppe,
um einen Polymerkomplex mit verbesserter elektrischer Leitfähigkeit
zwischen dem Ausrichtungsmaterial und der polymeren elektrisch leitenden
Verbindung zu bilden. Als geeignete Beispiele für ein solches Ausrichtungsmaterial
sind Polyimide, Polyamidimide und deren Vorstufen zu nennen.
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In
EP-A 449 047 wird eine Flüssigkristallvorrichtung
offenbart, die ein Paar von sich gegenüberliegenden Substraten und
einen Flüssigkristall
umfasst, der eine chirale smektische Phase zeigt und zwischen dem Paar
von Substraten angeordnet ist, wobei wenigstens eines der Substrate
mit einem Ausrichtungsfilm versehen ist, der ein Polymer umfasst,
das ein Gerüst
enthält,
welches ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus Acetylen, Phenylen, Phenylenvinylen,
Phenylenxyliden, Benzyl, Phenylensulfid, Dimethylparaphenylensulfid,
Thienylen, Furan, Selenophen, Vinylpyridin, Vinylnaphthalin, Vinylferrocen,
Vinylcarbazol, Phenylenoxid, Phenylenselenid, Heptadiyn, Benzothiophen,
Thiophen, Pyrrol, Anilin und Naphthylen. Versuchsweise nachgewiesene
Beweise werden aber nur für
ein mit p-Xylylen
und verschiedenen Polyparaphenylen-Vorstufen hergestelltes Polymer
geliefert.
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Im
1996 veröffentlichten „Journal
of the Japanese Journal of Applied Physics", Band 35, Seiten 3531–3532, beschreiben
D-E. Seo, S. Kobayashi, M. Nishikawa und Y. Yabe die Abhängigkeit
des Erhaltens von Anstellwinkeln in nematischen Flüssigkristallen
auf geriebenen Poly(3-alkylthiophen)-Oberflächen von der Alkylkettenlänge und
stellten fest, dass der Anstellwinkel bei Alkylketten mit 1 bis
8 Kohlenstoffatomen weniger als 2°,
bei Alkylketten mit 9 Kohlenstoffatomen je nach Reibstärke bis
zu 5°, bei
Alkylketten mit 10 Kohlenstoffatomen je nach Reibstärke bis
zu 38° und
bei Alkylketten mit 11 oder 12 Kohlenstoffatomen je nach Reibstärke bis
zu 70–80° beträgt.
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Derzeit
benutzte Flüssigkristallausrichtungsschichten
erfordern hohe Temperaturen und/oder den Einsatz organischer Lösungsmittel
oder anderer schädlicher
Chemikalien und müssen
in der Regel in Kombination mit einer elektrisch leitenden Verbindung
verwendet werden. Aus diesem Grund kommen viele polymere Substratmaterialien
nicht zur Verwendung in Flüssigkristallvorrichtungen
in Frage.
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AUFGABEN DER
VORLIEGENDEN ERFINDUNG
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist das Bereitstellen einer Flüssigkristallausrichtungsschicht,
die gemäß einem
einfachen und praktischen Verfahren, das bei niedrigen Temperaturen
angewandt wird und weder organische Lösungsmittel noch sonstige schädliche Chemikalien
erfordert, hergestellt werden kann.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist das Ermöglichen
der Verwendung einer breiten Auswahl an polymeren Substratmaterialien
in Flüssigkristallvorrichtungen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist das Bereitstellen
einer derartigen elektrisch leitenden Flüssigkristallausrichtungsschicht,
das beim Ausrichten durch Reiben kein Aufbau elektrostatischer Ladung
auftritt.
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Weitere
Aufgaben und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der
nachstehenden Beschreibung ersichtlich.
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KURZE DARSTELLUNG
DER VORLIEGENDEN ERFINDUNG
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Unerwartet
hat man gefunden, dass Polythiophene, die in 3-Stellung und 4-Stellung
durch kurzkettige Alkoxygruppen substituiert sind oder in denen
die 3-Stellung und 4-Stellung mit einer gegebenenfalls substituierten
Oxyalkylenoxygruppe verbrückt
sind, zum Ausrichten von Flüssigkristallen
befähigt
sind, während
D-E. Seo et al. im 1996 veröffentlichten „Journal
of the Japanese Journal of Applied Physics", Band 35, Seiten 3531–3532, berichteten,
dass bei Alkylketten mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen Anstellwinkel
von weniger als 2° und
größere Anstellwinkel
nur bei Alkylketten mit 9 oder mehr Kohlenstoffatomen erhalten werden.
Der Auftrag von Polythiophenen, die in 3-Stellung und 4-Stellung
durch kurzkettige Alkoxygruppen substituiert sind oder in denen
die 3-Stellung und 4-Stellung mit einer gegebenenfalls substituierten
Oxyalkylenoxygruppe verbrückt sind,
und das Reiben der Polythiophenbeschichtung zum Hervorzurufen von
Flüssigkristallausrichtungseigenschaften
kann ohne die hohen Temperaturen und den Einsatz organischer Lösungsmittel,
die bei den allgemein bekannten Polyimid-Flüssigkristallausrichtungsschichten
(PI-Flüssigkristallausrichtungsschichten)
erforderlich sind, erfolgen.
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Gelöst werden
die obenerwähnten
Aufgaben der vorliegenden Erfindung durch ein durch die folgenden
Schritte gekennzeichnetes Verfahren zur Herstellung einer Flüssigkristallausrichtungsschicht:
- (i) Beschichtung eines Substrats mit einer
Schicht, die ein Polythiophen der Formel (I) enthält: in der R1 und
R2 unabhängig
voneinander jeweils ein Wasserstoffatom oder eine C1-C4-Alkylgruppe bedeuten oder zusammen eine
gegebenenfalls substituierte C1-C4-Alkylengruppe oder C1-C4-Cycloalkylengruppe bedeuten, und
- (ii) derartiges mechanisches Bearbeiten der Schicht, dass sie
den Flüssigkristall
auszurichten vermag.
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Gelöst werden
die obenerwähnten
Aufgaben der vorliegenden Erfindung ebenfalls durch eine nach dem
obengenannten Verfahren erzeugbare Flüssigkristallausrichtungsschicht.
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Gelöst werden
die obenerwähnten
Aufgaben der vorliegenden Erfindung ebenfalls durch eine Flüssigkristallvorrichtung,
die ein Paar von mit einer Elektrode beschichteten Substraten und
einen zwischen den Substraten angeordneten Flüssigkristall enthält, wobei
zumindest eines der Substrate mit einem die obenerwähnte Flüssigkristallausrichtungsschicht
enthaltenden Schichtsystem versehen ist.
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Gelöst werden
die obenerwähnten
Aufgaben der vorliegenden Erfindung ebenfalls durch Verwendung eines
zur Ausrichtung von Flüssigkristallen
dienenden Polythiophens der Formel (I):
in der R
1 und
R
2 unabhängig
voneinander jeweils ein Wasserstoffatom oder eine C
1-C
4-Alkylgruppe bedeuten oder zusammen eine
gegebenenfalls substituierte C
1-C
4-Alkylengruppe oder C
1-C
4-Cycloalkylengruppe
bedeuten.
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Spezifische
Kennzeichen für
bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden in den Unteransprüchen beschrieben.
Weitere Vorteile und Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden aus der nachstehenden Beschreibung
ersichtlich.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER VORLIEGENDEN ERFINDUNG
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Man
hat erfindungsgemäß gefunden,
dass eine Polythiophen der Formel (I) enthaltende Schicht genauso
wie die allgemein bekannten Polyimid-Flüssigkristallausrichtungsschichten
(PI-Flüssigkristallausrichtungsschichten)
Flüssigkristallmoleküle auszurichten
vermag. Im Gegensatz zu PI kann aber die Polythiophenschicht durch
Auftrag aus einer wässrigen
Lösung
angebracht werden und erfordert sie kein Ausbacken bei hohen Temperaturen.
Ferner wartet eine (wässrige)
Polythiophendispersion gegenüber
einer PI-Vorstufe mit guter langfristiger Stabilität auf und
ist die Polythiophenschicht beständig
gegen eine Vielzahl organischer Lösungsmittel wie Propanol, Aceton,
Butylacetat, 1-Methoxy-2-propanol und Cyclopentanon. Durch eine
wie im Nachstehenden beschriebene Dotierung des Polythiophens mit
einem Polyanion kann eine Schicht mit hoher elektrischer Leitfähigkeit
erhalten und somit verhindert werden, dass die Schicht Staubteilchen
anzieht. Ein besonderer Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt
darin, dass eine solche, Polythiophen der Formel (I) enthaltende
Flüssigkristallausrichtungsschicht
eine genügend
hohe elektrische Leitfähigkeit
aufweist, um ebenfalls als Elektrode zum Schalten der Flüssigkristallphase
einer Flüssigkristallanzeige
dienen zu können.
Der kombinierte Einsatz einer erfindungsgemäßen Schicht als Elektrode und
Flüssigkristallausrichtungsschicht
erlaubt eine merkliche Verringerung der Herstellungskosten der Flüssigkristallanzeige
sowie die Entwicklung vollorganischer biegsamer Anzeigen.
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Definitionen
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Der
Begriff "Flüssigkristallausrichtungsschicht" definiert eine Schicht,
die Flüssigkristalle
auszurichten vermag und ein Polymer und wahlweise weitere Inhaltsstoffe
enthält.
Diese Fähigkeit
kann durch mechanisches Reiben in eine vorgegebene Richtung erhalten
werden, wobei ein Teil oder die Gesamtmenge der Polymermoleküle anisotrop
ausgerichtet werden kann.
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Unter
dem Begriff "Substrat" ist ein "selbsttragendes Material" zu verstehen, wodurch
es sich zu einer "Schicht", die zwar auf das
Substrat aufgetragen sein kann, jedoch nicht selbsttragend ist,
unterscheidet. Die Begriffe Träger
und Substrat werden in der Beschreibung der vorliegenden Erfindung
als Synonyme verwendet.
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Der
Begriff "elektrisch
leitend" bezieht
sich auf den elektrischen Widerstand des Materials. Der elektrische
Widerstand einer Schicht wird in der Regel als Oberflächenwiderstand
Rs (Einheit Ω, oft als Ω/☐ ausgedrückt) ausgedrückt. Die
elektrische Leitfähigkeit
kann ebenfalls als Volumenwiderstand Rv =
Rs·d
ausgedrückt worden,
wobei d die Stärke
der Schicht darstellt, oder in Leitungseinheiten ki =
1/Ri (i = s, v/Einheit = S(iemens) = 1/Ω). 105 Ω/☐ wird
in der Regel als Oberflächenwiderstand
betrachtet, der elektrisch leitende Materialien von antistatischen
Materialien unterscheidet. Der wie in der vorliegenden Erfindung
benutzte Begriff "elektrische Leitfähigkeit" soll deshalb als "einen Oberflächenwiderstand
von weniger als 105 Ω/☐ aufweisend" interpretiert werden.
Antistatische Materialien weisen in der Regel einen Oberflächenwiderstand
zwischen 106 to 1011 Ω/☐ auf
und können
nicht als Elektrode verwendet werden.
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Alle
in der vorliegenden Erfindung angegebenen elektrischen Widerstandswerte
werden nach folgendem Verfahren gemessen. Das mit der elektrisch
leitenden Schicht beschichtete Substrat wird zu einem Streifen mit
einer Länge
von 27,5 cm und einer Breite von 35 mm zugeschnitten. Über die
Breite des Streifens werden in einem Abstand von 10 cm zueinander
Streifenelektroden angebracht. Die Elektroden sind aus einem leitfähigen Polymer,
ECCOCOAT CC-2, das erhältlich
ist durch Emerson & Cumming
Speciality Polymers. An die Elektrode wird eine konstante Spannung
angelegt. Der durch die Schaltung fließende Strom wird mittels eines
Picoamperemeter KEITHLEY 485 gemessen. Aus der Spannung und dem
Strom wird unter Berücksichtigung
der Geometrie der Fläche
zwischen den Elektroden der Oberflächenwiderstand in Ω/☐ gemessen.
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Verfahren, um von den
erfindungsgemäßen Schichten
Flüssigkristallausrichtungsschichten
zu machen
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Die
vorliegende Erfindung verschafft ein durch die nachstehenden Schritte
gekennzeichnetes Verfahren zur Herstellung einer Flüssigkristallausrichtungsschicht:
Beschichtung eines Substrats mit einer ein Polythiophen der Formel
(I) enthaltenden Schicht und derartiges mechanisches Bearbeiten
der Schicht, dass sie den Flüssigkristall
auszurichten vermag.
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Die
Schicht kann nach einer beliebigen, den Fachleuten bekannten Technik,
d.h. Aufschleudern, Aufsprühen
oder einer zum Auftrag von Beschichtungslösungen auf Endlosbahnen oder
Bogen angewandten Durchlaufbeschichtungstechnik, durch Auftrag einer
Lösung
oder Dispersion auf das Substrat angebracht werden.
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Die
Polythiophen der Formel (I) enthaltende Schicht kann nach ähnlichen
Techniken wie diejenigen, die zur Herstellung von PI-Flüssigkristallausrichtungsschichten
angewandt werden, zu einer Flüssigkristallausrichtungsschicht
gemacht werden. In einem bevorzugten Verfahren wird eine mit einer
Samtoberfläche
versehene Siebdruckrolle über
die Polythiophen der Formel (I) enthaltende Schicht geführt und
dabei die Schichtoberfläche
Rollenreibung unterzogen. Parameter, die das Ergebnis (z.B. den
sogenannten Anstellwinkel der Flüssigkristallmoleküle) beeinflussen,
sind die Anzahl der Reibzyklen, die Berührungslänge, der durch Einstellung
des Abstands zwischen der Rolle und der Schichtoberfläche regelbare
Druck (die sogenannte Drucktiefe), der Rollenradius, die Drehgeschwindigkeit
der Rolle und die Schiebegeschwindigkeit der Rolle über die Schichtoberfläche. Diese
Parameter können
durch Abstimmung der Wahl der Siebdruckmaschine auf die Spezifikationen
des Lieferanten des Reibtuches und der Reibausrüstung gesteuert werden. Andere
Verfahren sind ebenfalls geeignet, z.B. Reiben der Schicht mit einer
Kohlefaserbürste
oder einem mit einem Samt- oder Baumwolltuch bekleideten Rakel.
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Polythiophene der Formel
(I)
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Im
Polythiophen der Formel (I):
bedeuten R
1 und
R
2 unabhängig
voneinander jeweils ein Wasserstoffatom oder eine C
1-C
4-Alkylgruppe oder bedeuten sie zusammen
eine gegebenenfalls substituierte C
1-C
4-Alkylengruppe oder C
1-C
4-Cycloalkylengruppe, wobei eine Methylengruppe,
1,2-Ethylengruppe, 1,3-Propylengruppe und 1,2-Cyclohexengruppe bevorzugt
und eine 1,2-Ethylengruppe besonders bevorzugt werden.
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Der
Begriff „C1-C4-Alkylengruppe" umfasst eine Methylengruppe,
eine 1,2-Ethylengruppe, eine 1,3-Propylengruppe, eine 1,2-Propylengruppe,
eine 1,4-Butylengruppe, eine 1,3-Butylengruppe und eine 1,4-Butylengruppe.
Der Begriff „Cycloalkylengruppe" umfasst eine 1,2-Cyclohexengruppe
und eine 1,2-Cyclopentengruppe.
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Die
C1-C4-Alkylengruppe
oder C1-C4-Cycloalkylengruppe,
die R1 und R2 zusammen
darstellen, können durch
eine C1-C8-Alkylgruppe,
eine C1-C8-Alkoxygruppe
oder eine Phenylgruppe substituiert werden, wobei eine durch eine
C1-C8-Alkylgruppe
substituierte Methylengruppe oder eine durch eine C1-C8-Alkylgruppe oder Phenylgruppe substituierte
1,2-Ethylengruppe bevorzugt werden.
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Bevorzugte
Polythiophene der Formel (I) sind Poly(3,4-dimethoxythiophen), Poly(3,4-diethoxythiophen),
Poly(3,4-di-n-propoxythiophen),
Poly(3,4-diisopropoxythiophen), Poly(3,4-di-n- butoxythiophen), Poly(3,4-di-sec-butoxythiophen),
Poly(3,4-methylendioxythiophen),
Poly(3,4-ethylendioxythiophen), Poly[3,4-(1'-methyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-ethyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-n-propyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-n-butyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-n-pentyl)-ethylendioxythiophen], Poly[3,4-(1'-n-hexyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-n-heptyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-n-octyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-phenyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-(1'-hydroxymethyl)-ethylendioxythiophen],
Poly[3,4-propylendioxythiophen],
Poly[3,4-(2'-methyl,2'-hydroxymethyl)-propylendioxythiophen], Poly[3,4-(2'-methyl)-propylendioxythiophen]
und Poly[3,4-(1,2-cyclohexylen)-dioxythiophen]. Ein besonders bevorzugtes
Polythiophen der Formel (I) ist Poly(3,4-ethylendioxythiophen).
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Herstellung der Polythiophene
der Formel (I)
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Die
Herstellung eines Polythiophens der Formel (I) sowie die Herstellung
von ein solches Polythiophen enthaltenden wässrigen Dispersionen sind in
EP-A 440 957 und der übereinstimmenden
US-Patentanmeldung 5
300 575 beschrieben. Poly(3,4-dialkoxythiophen)e können nach
dem in
US 4 931 568 beschriebenen
Verfahren hergestellt werden. Die Synthese von Polythiophenen mit
einer gegebenenfalls substituierten Oxyalkylenoxybrücke zwischen
der 3-Stellung und der 4-Stellung ist beschrieben in
US 5 111 327 und wird ebenfalls von
Chevrot et al. in der 1998 veröffentlichten
Ausgabe „Synthesis", Band 93, Seite
33, im 1998 veröffentlichten „Journal
of Electroanalytical Chemistry",
Band 443, Seite 217, im 1998 veröffentlichten „Journal
Chim. Phys.", Band
95, Seite 1168, und im 1998 veröffentlichten „Journal
Chim. Phys.", Band
95, Seite 1258, beschrieben.
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Grundsätzlich erfolgt
die Herstellung der obenerwähnten
Polythiophene durch Oxidationspolymerisation von 3,4-Dialkoxythiophenen
oder 3,4-Alkylendioxythiophenen der folgenden Formel:
in der R
1 und
R
2 die diesen Symbolen oben zugemessene
Bedeutung aufweisen.
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Zum
Erhalten einer hohen elektrischen Leitfähigkeit wird das Polythiophen
vorzugsweise dotiert, indem die Polymerisation in Gegenwart einer
Polyanionverbindung oder einer Polysäure oder eines Salzes der Polysäure, die
bzw. das ein Polyanion bilden kann, durchgeführt wird, wie beschrieben in
EP-A-440 957. Das Polyanion bewirkt die positive Dotierung des Polythiophens,
wobei die Stelle und Anzahl der positiven Ladungen jedoch nicht
mit Sicherheit zu bestimmen sind, wodurch sie nicht in der allgemeinen
Formel der sich wiederholenden Einheiten des Polythiophenpolymers
aufgenommen sind.
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Bevorzugte
Polysäuren
oder Polysäuresalze
sind polymere Carbonsäuren
wie Poly(acrylsäure),
Poly(methacrylsäure)
und Poly(maleinsäure)
oder polymere Sulfonsäuren
wie Poly(styrolsulfonsäure)
oder Poly(vinylsulfonsäure).
Ebenfalls in Frage kommen Copolymere aus solchen Carbonsäuren und/oder
Sulfonsäuren
und anderen polymerisierbaren Monomeren wie Styrol oder Acrylaten.
Besonders bevorzugt wird Poly(styrolsulfonsäure). Das Molekulargewicht
dieser polyanionbildenden Polysäuren
liegt vorzugsweise zwischen 1.000 und 2 × 106,
besonders bevorzugt zwischen 2.000 und 5 × 105.
Diese Polysäuren
oder ihre Alkalisalze sind handelsüblich und können nach den bekannten Verfahren
hergestellt werden, z.B. wie beschrieben in „Methoden der Organische Chemie", Houben-Weyl, Band
E20 Makromolekulare Stoffe, Teil 2, (1987), Seite 1141.
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Stabile
wässrige
Polythiophendispersionen mit einem Feststoffgehalt zwischen 0,05
und 55 Gew.-% und vorzugsweise zwischen 0,1 und 10 Gew.-% können durch
Auflösen
eines Thiophens der obigen Formel, einer Polysäure oder deren daraus gebildeten
Salzes und eines Oxidationsmittels in einem organischen Lösungsmittel
oder vorzugsweise Wasser, das gegebenenfalls eine gewisse Menge
eines organischen Lösungsmittels
enthält,
und anschließendes
Rühren
der so erhaltenen Lösung
oder Emulsion bei 0°C
bis 100°C
bis zur Vollendung der Polymerisationsreaktion erhalten werden.
Als Oxidationsmittel kommen die in der Regel für die oxidative Polymerisation
von Pyrrol verwendeten Oxidationsmittel in Frage, wie sie beispielsweise
im 1963 veröffentlichten „Journal
of the American Chemical Society",
Band 85, S. 454, beschrieben sind. Bevorzugte preiswerte und leicht
handhabbare Oxidationsmittel sind Eisen-III-Salze, z.B. FeCl3, Fe(ClO4)3 und die Eisen-III-Salze organischer Säuren und
organische Reste enthaltender anorganischer Säuren, ferner H2O2, K2Cr2O7, Alkali- oder Ammoniumpersulfate, Alkaliperborate,
Kaliumpermanganat und Kupfersalze, wie Kupfertetrafluorborat. Auch
Luft oder Sauerstoff kann als Oxidationsmittel verwendet werden.
Für die
oxidative Polymerisation des Thiophens werden theoretisch je Mol
Thiophen 2,25 Äquivalente
Oxidationsmittel benötigt
(Journal of Polymer Science Part A, Polymer Chemistry, Band 26,
S. 1287, veröffentlicht
im Jahre 1988). In der Praxis aber wird das Oxidationsmittel in
einem gewissen Überschuss,
z.B. einem Überschuss
von 0,1 bis 2 Äquivalenten
je Mol Thiophen, verwendet.
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Die
nach dem obengenannten Verfahren erhaltenen Polythiophendispersionen
können
dann als Grundingrediens einer auf ein Substrat auftragbaren Lösung verwendet
werden. Die Beschichtungslösung
kann ferner zusätzliche
Ingredienzien enthalten, wie ein oder mehrere Bindemittel, ein oder
mehrere Tenside, Abstandshalter, UV-Filter oder IR-Absorber. Geeignete
polymere Bindermittel sind beschrieben in EP-A 564 911. Solche Bindemittel
können
mit einem Härter,
z.B. einem in EP-A 564 911 beschriebenen Epoxysilan, das besonders
geeignet ist bei Beschichtung eines Glassubstrats, behandelt werden.
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Beschichtungsprozess
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Die
Beschichtungslösung
kann nach einer beliebigen, den Fachleuten bekannten Technik auf
das Substrat angebracht werden Aufschleudern, Aufsprühen oder
eine der zum Auftrag von Lösungen
auf Endlosbahnen oder Bogen angewandten Durchlaufbeschichtungstechniken,
z.B. Tauchbeschichtung, Streichbeschichtung, Rakelbeschichtung,
Luftpinselbeschichtung, Tiefdruck-Walzenbeschichtung, Umkehrwalzenbeschichtung,
Extrusionsbeschichtung, Kaskadenbeschichtung und Vorhangbeschichtung.
Ein Überblick
dieser Beschichtungstechniken findet sich im 1992 veröffentlichten
Buch "Modern Coating
and Drying Technology", Edward
Cohen und Edgar B. Gutoff Editors, VCH Publishers, Inc., New York,
NY. Beschichtungstechniken wie Kaskadenbeschichtung und Vorhangbeschichtung
erlauben den gleichzeitigen Auftrag mehrerer Schichten. Die Beschichtungslösung kann
ebenfalls durch Drucktechniken, wie z.B. Tintenstrahldruck, Siebdruck,
Tiefdruck, Flexodruck oder Offsetdruck, auf das Substrat aufgetragen
werden.
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Polythiophenschichten
mit hoher elektrischer Leitfähigkeit
können
durch Zugabe in der Beschichtungslösung von einer organischen
Verbindung, die entweder zwei oder mehr Hydroxylreste und/oder Carboxylreste
oder zumindest einen Amidrest oder Lactamrest enthält, erhalten
werden. Typische nutzbare Verbindungen sind z.B. N-Methyl-2-pyrrolidon, 2-Pyrrolidon,
1,3-Dimethyl-2-imidazolidon, N,N,N',N'-Tetramethylharnstoff,
Formamid, Dimethylformamid und N,N-Dimethylacetamid. Ganz besonders bevorzugte
Beispiele sind Zucker oder Zucker-Derivate wie Arabinose, Saccharose,
Glucose, Fructose und Lactose oder Di- oder Polyalkohole wie Sorbit,
Xylit, Mannitol, Mannose, Galactose, Sorbose, Gluconsäure, Ethylenglycol,
Di- oder Tri(ethylenglycol), 1,1,1-Trymethylolpropan, 1,3-Propandiol,
1,5-Pentandiol, 1,2,3-Propantriol, 1,2,4-Butantriol, 1,2,6-Hexantriol
oder aromatische Di- oder Polyalkohole wie Resorcin. Die Menge dieser
Verbindungen in der Beschichtung kann zwischen 10 und 5.000 mg/m2, vorzugsweise zwischen 50 und 1.000 mg/m2 liegen.
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Die
Beschichtungslösung
wird vorzugsweise in solcher Menge auf das Substrat aufgetragen,
dass die erhaltene Beschichtung zwischen 10 und 5.000 mg Polythiophen/m2, besonders bevorzugt zwischen 100 und 500
mg Polythiophen/m2 enthält. Der Oberflächenwiderstand
der Beschichtung liegt vorzugsweise unter 105 Ω/☐,
besonders bevorzugt unter 104 Ω/☐ und
ganz besonders bevorzugt unter 103 Ω/☐.
Ein besonders bevorzugtes Verfahren zur Herstellung von Polythiophenschichten
mit einem Oberflächenwiderstand
von weniger als 103 Ω/☐ wird in EP-A 1
003 179 beschrieben.
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Substrat
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Das
in den erfindungsgemäßen Materialien
verwendete Substrat kann anorganisch oder organisch sein. Geeignete
polymere Folien sind z.B. aus einem Polyester wie Poly(ethylenterephthalat)
(PET), Poly(ethylennaphthalat) (PEN), Poly(styrol), Poly(ethersulfon)
(PES), Polycarbonat (PC), Polyacrylat, Polyamid, Polyimiden, Cellulosetriacetat,
Polyolefinen, Polyvinylchlorid und Cycloolefin-Copolymeren wie Polydicyclopentadien
(PDCP). PET, PEN, PES, PC und PDCP werden besonders bevorzugt. Geeignete
anorganische Substrate sind Silicium, Keramik, Oxide, mit polymerer
Folie verstärktes
Glas oder besonders bevorzugt Glas oder Verbundscheiben aus Glas
und Kunststoff, z.B. die wie in WO 99/21707 und WO 99/21708 beschriebenen
Verbundscheiben.
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Die
Polythiophenschicht kann zwar direkt auf das Substrat aufgebracht
werden, bevorzugt jedoch werden zwischen das Substrat und die Polythiophenschicht
eine oder mehrere Zwischenschichten eingefügt.
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Flüssigkristallausrichtungsschicht
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weist die Flüssigkristallausrichtungsschicht
einen Oberflächenwiderstand
von weniger als 105 Ω/☐ auf.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
die Flüssigkristallausrichtungsschicht
ferner ein Polyanion.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die Flüssigkristallausrichtungsschicht
eine strukturierte Schicht, die aus leitenden und nicht-leitenden
Flächen
aufgebaut ist.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird die Flüssigkristallausrichtungsschicht
in den nicht-leitenden
Bereichen nicht entfernt.
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Haftschicht
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Das
Substrat ist vorzugsweise mit einer haftungsfördernden Schicht, einer sogenannten
Haftschicht, versehen, auf die die obenbeschriebene Beschichtungslösung aufgetragen
werden kann. Eine solche Haftschicht kann auf jegliche Substratseite
angebracht werden. Haftschichten können ebenfalls als Passivierschicht
dienen, d.h. sperrend wirken gegenüber Verbindungen, z.B. nicht-reagiertem
Monomer im Falle eines Kunststoffsubstrats, die vom Substrat in
die Flüssigkristallausrichtungsschicht
oder andere auf dem Substrat befindliche Schichten überzudiffundieren
versuchen. Eine solche passivierende Haftschicht enthält z.B.
ein gehärtetes
Polyimid oder Polyacrylat. Eine bevorzugte passivierende Haftschicht
enthält
Polyvinylalkohol und eine Kieselsäuredispersion, z.B. die von
Bayer AG, Leverkusen, Deutschland, unter dem Handelsnamen KIESELSOL
vertriebenen. Die Polyvinylalkohol/Kieselsäure-Schicht ist vorzugsweise
gehärtet,
z.B. durch Zugabe eines Tetraalkoxysilans wie Tetramethylorthosilikat
und Tetraethylorthosilikat. In einer bevorzugten Ausführungsform
der Flüssigkristallvorrichtung
der vorliegenden Erfindung ist zwischen zumindest einem der Substrate
und der Flüssigkristallausrichtungsschicht
eine passivierende Haftschicht angebracht.
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Andere Schichten der Schichtenanordnung
auf dem Substrat
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Andere
Schichten, die wahlweise zwischen der Polythiophen der Formel (I)
enthaltenden Schicht und dem Substrat angebracht werden können, sind
UV-Filterschichten, Farbfilterschichten und durchsichtige elektrisch
leitende Schichten wie ITO-Schichten. Die UV-Filterschicht wird
vorzugsweise auf die Rückseite
des erfindungsgemäßen Materials
angebracht, d.h. auf die der Polythiophenschicht gegenüberliegende
Seite.
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Elektrisch
leitende Schicht
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Insbesondere
bei Verwendung einer Polythiophen der Formel (I) enthaltenden erfindungsgemäßen Flüssigkristallausrichtungsschicht mit
keiner oder nicht ausreichender elektrischer Leitfähigkeit
kann es notwendig sein, zwischen das Substrat und die Flüssigkristallausrichtungsschicht
der vorliegenden Erfindung eine elektrisch leitende Schicht anzubringen.
Es kann ein beliebiges durchsichtiges organisches oder anorganisches
elektrisch leitendes Material verwendet werden, z.B. Vanadiumpentoxid,
Kupferiodid, durchsichtige Polythiophene wie Poly(3,4-ethylendioxythiophen)
usw., bevorzugt jedoch wird eine elektrisch leitende, eine Indiumzinnoxidschicht
umfassende Schicht.
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Sperrschicht
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Das
erfindungsgemäße Substrat
kann ebenfalls mit Sperrschichten, die die Diffusion von Sauerstoff und/oder
Wasserdampf durch das Substrat verhindern, versehen werden. Zu für diesen
Zweck bevorzugten Sperrschichten zählen die bekannten durch Vakuumbedampfung
aufgetragenen Metall- oder Metalloxidschichten, z.B. SiOx-Schichten, oder die sogenannten organisch
modifizierten Keramikschichten, wie beschrieben in „Coating", Nr. 9/1998, S.
314, und Nr. 10/1997, S. 358, sowie die in der 1998 veröffentlichten
Ausgabe „Macromolecules", Band 31, S. 8281,
beschriebenen Poly(hydroxylamidether). Besonders bevorzugt wird
eine Kombination einer SiOx-Schicht und
einer organisch modifizierten Keramikschicht.
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Optionale
Schichtenkonfiguration
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Unter
Berücksichtigung
der obigen Beschreibung umfasst ein typisches Beispiel für eine auf
ein erfindungsgemäßes Substrat
aufgetragene Schichtenkonfiguration (der Reihe nach) folgende Schichten:
- – eine
Flüssigkristallausrichtungsschicht,
die ein Polythiophen der Formel (I) enthält,
- – eine
durchsichtige elektrisch leitende Schicht [z.B. eine Indiumzinnoxidschicht
(ITO-Schicht)],
- – eine
passivierende Haftschicht,
- – ein
Substrat,
- – eine
Haftschicht,
- – eine
SiOx-Sperrschicht und
- – eine
organisch modifizierte Keramikschicht als zweite Sperrschicht.
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Strukturierung
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Die
Ansteuerung von Flüssigkristallanzeigen
(LCDs) erfolgt in der Regel über
eine strukturierte (aus Zeilen und Spalten aufgebaute) elektrisch
leitende Schicht, die an jeder Kreuzung einer Zeile und einer Spalte ein
Pixel bildet. Nach einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung kennzeichnet sich eine Polythiophen der Formel (I) enthaltende
Flüssigkristallausrichtungsschicht
durch einen Oberflächenwiderstand von
weniger als 104 Ω/☐ oder sogar weniger
als 103 Ω/☐,
wodurch die Schicht bei der Mehrzahl der LCD-Anwendungen auch als Elektrodenschicht
dienen und folglich auf die Verwendung einer gesonderten ITO-Schicht verzichtet
werden kann. In einer bevorzugten Ausführungsform ist die erfindungsgemäße Polymerschicht
also eine strukturierte, nicht-durchgehende, gleichzeitig als Flüssigkristallausrichtungsschicht
dienende Elektrodenschicht.
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Es
sind den Fachleuten viele Techniken zur Herstellung einer strukturierten
Polythiophenschicht bekannt. Eine erste Technik besteht im bildmäßigen Auftrag
einer Polythiophenpaste, wie z.B. durch Siebdruckauftrag von Elektrodenbahnen,
wie beschrieben in WO 99/34371. In WO 97/18944 wird ein weiteres
geeignetes Verfahren offenbart, in dem ein positives oder negatives
Fotolackmuster auf eine Schicht aus einem organischen elektrisch
leitenden Polymer wie Polythiophen aufgetragen wird, anschließend das
Fotolackmuster selektiv mit UV-Licht belichtet und entwickelt wird,
dann die Schicht aus elektrisch leitendem Polymer mit einem Oxidationsmittel
wie ClO– geätzt und
schließlich
nicht-entwickelter Fotolack abgelöst wird, um eine strukturierte Schicht
zu erhalten. Eine ähnlichen
Technik wird im 1988 veröffentlichten „Synthetic
Metals", Band 22,
S. 265–271,
für den
Aufbau eines vollorganischen Dünnfilmtransistors
beschrieben. In „Research
Disclosure", Nr. 1473
(1998), wird Strahlungsablation als geeignetes Verfahren zur Strukturierung
von Schichten aus organischem elektrischen Polymer beschrieben.
Bei diesem Verfahren werden die ausgewählten Bereiche durch Laserbestrahlung
vom Substrat entfernt.
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Mit
den obengenannten Strukturierungsverfahren ist das Problem verbunden,
dass die nicht-leitenden Bereiche nicht beschichtet sind (d.h. durch Ätzung oder
Ablation entschichtet oder einfach ab Beginn nicht beschichtet worden
sind), wodurch die Flüssigkristalle
nur in den leitenden Bereichen ausgerichtet werden können. Deshalb
werden Strukturierungsverfahren bevorzugt, in denen die nicht-leitenden
Bereiche nicht entfernt, sondern „desaktiviert" werden, d.h. nicht-leitend gemacht werden,
z.B. durch Oxidierung des Polythiophens der Formel (I). Eine gleiche
Schichtstärke
in sowohl leitenden als nicht-leitenden Bereichen ist ebenfalls
dann vorteilhaft, wenn die Schicht mit sehr dünnen Schichten zu überziehen
ist (keine merkliche Treppenstufenbildung an den Rändern zwischen
leitenden und nicht-leitenden
Bereichen). Als eines der bevorzugten Strukturierungsverfahren,
in denen das Polythiophen in den nicht-leitenden Bereichen nicht entfernt wird,
ist das in der am 23.08.1999 eingereichten, nicht-veröffentlichten
europäischen
Patentanmeldung Nr. 99202705 beschriebene Verfahren zu nennen, in
dem eine Schicht, die ein Polythiophen, ein Polyanion und eine organische Di-
oder Polyhydroxyverbindung enthält,
einen Oberflächenwiderstand
von mehr als 104 Ω/☐ aufweist, der ohne
wesentliches Ablatieren oder Zerstören der Polymerschicht durch
Erhitzung gezielter Bereiche auf einen 10 bis 105-mal
niedriger liegenden Wert verringert werden kann. Ein weiteres geeignetes
Verfahren umfasst schließlich
den bildmäßigen Auftrag
einer oxidierenden Zusammensetzung auf eine elektrisch leitende
Polythiophenschicht, z.B. durch Siebdruckauftrag einer ClO–-haltigen
Paste, wie beschrieben in der am 20.05.1999 eingereichten, nicht-veröffentlichten
europäischen
Patentanmeldung Nr. 99201645. Zwar kann diese Oxidationsbehandlung
eine leichte Verringerung der Schichtstärke verursachen, die Schichtstärke der
leitenden und nicht-leitenden Bereiche bleibt aber vergleichbar.
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Industrielle
Anwendung
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Die
vorliegende Erfindung kann sowohl zur Herstellung von Passivmatrix-Flüssigkristallanzeigen
(Passivmatrix-LCDs) als Aktivmatrix-Flüssigkristallanzeigen (Aktivmatrix-LCDs)
als zur Herstellung von Dünnfilmtransistoranzeigen
(TFT-Anzeigen) verwendet werden. Besondere Beispiele sind verdrillt
nematische Flüssigkristallanzeigen
(TN), superverdrillt nematische Flüssigkristallanzeigen (STN),
doppelt superverdrillt nematische Flüssigkristallanzeigen (DSTN),
superverdrillt nematische Flüssigkristallanzeigen
mit Verzögerungsfilm (RFSTN),
ferroelektrische Flüssigkristallanzeigen
(FLC), Gast-Wirt-Flüssigkristallanzeigen
(GH), polymerdispergierte Flüssigkristallanzeigen
(PF), Polymernetzwerk-Flüssigkristallanzeigen
(PN), usw.
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Beispiel
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Herstellung einer Polythiophendispersion
(im Folgenden als "PT" bezeichnet)
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In
3.000 ml einer wässrigen
Lösung
von 31,5 g Poly(styrolsulfonsäure)
(171 mMol SO3H-Gruppen) mit einem Zahlenmittel
des Molekulargewichts (Mn) von 40.000 werden 25,7 g Natriumperoxodisulfat
(Na2S2O8), 0,225
g Fe2(SO4)3·9H2O und 12,78 g 3,4-Ethylendioxythiophen eingegeben.
Das so erhaltene Reaktionsgemisch wird 7 h bei 30°C kräftig gerührt. Nach
Zugabe von weiteren 4,3 g Natriumperoxodisulfat (Na2S2O8) wird das Gemisch
14 h bei 30°C
kräftig
weiter gerührt.
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Das
Reaktionsgemisch wird dann zweimal 2 h bei Zimmertemperatur in Gegenwart
eines gekörnten schwach
basischen Ionenaustauschharzes LEWATIT H 600 und eines stark sauren
Ionenaustauschharzes LEWATIT S 100 (beide sind Warenzeichen von
Bayer AG, Leverkusen, Deutschland) gerührt. Anschließend werden
die Ionenaustauschharze abfiltriert und schließlich wird das Gemisch 2 h
bei 95°C
nacherhitzt. Die so erhaltene dunkelblaue Dispersion weist einen
Feststoffgehalt von 1,15 Gew.-% auf.
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Auftrag der
Polythiophenschicht
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417
ml der obigen Dispersion PT werden mit einem Bindemittel (8,5 ml
einer wässrigen
Dispersion, die je Liter 300 g eines aus 88% Vinylidenchlorid, 10%
Methylacrylat und 2% Itakonsäure
bestehenden Copolymers enthält)
und 50 g N-Methylpyrrolidon versetzt. Danach wird ein Tensid zugesetzt
(0,5 ml FLUORAD FC430, Warenzeichen von 3 M) und schließlich destilliertes
Wasser zum Auffüllen
auf 1 Liter. Die so erhaltene Lösung
wird dann in einer Nassschichtstärke
von 40 μm
auf einen 100 μm
starken Polyethersulfonfilm vergossen und bei 35°C getrocknet. Die so erhaltene
Beschichtung enthält
200 mg/m2 mit Poly(styrolsulfonat) dotiertes
Poly(3,4-ethylendioxythiophen). Die Stärke der Schicht beträgt 0,2 μm und der
Oberflächenwiderstand
der Schicht beträgt
600 Ω/☐,
d.h. die Leitfähigkeit
kv beträgt
1/(600 Ω)/(0,2 × 10–4 cm)
= 83 S/cm.
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Strukturierung
der Polythiophenschicht
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Das
obige Material wird mit einem Hochdruckwasserstrahl gereinigt. Anschließend wird
eine herkömmliche
Fotolackschicht mit einer Stärke
von 1,4 μm
auf die Polythiophenschicht aufgeschleudert und 10 Minuten bei 120°C vorgehärtet („soft-bake" oder Ausbacken).
Die Fotolackschicht wird anschließend durch eine Maskierfolie,
die ein aus fünf
verschiedengroßen
Segmenten aufgebautes Bild enthält,
belichtet, entwickelt und 10 Minuten bei 120°C getempert („hard-bake" oder Aushärten). Das
Material wird 1 Min. in eine 12 gew.-%ige NaOCl-Lösung eingetaucht,
um die nicht mit der Fotolackschicht bedeckten Polythiophenbereiche zu
oxidieren. Die oxidierten Bereiche werden durch diese Behandlung
nicht entfernt, sondern „desaktiviert" (nicht-leitend gemacht).
Nach Spülung
mit Wasser wird die Fotolackschicht mit einem Gemisch aus Aceton und
Isopropylalkohol (Volumenverhältnis:
1:1) 10 Minuten lang abgelöst
und wird anschließend
10 Minuten lang eine weitere Behandlung mit Isopropylalkohol vorgenommen.
Das Material wird dann mit einem Hochdruckwasserstrahl gereinigt.
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Reiben der
strukturierten Polythiophenschicht
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Die
strukturierte Polythiophenschicht wird mittels einer durch Hornell-Automation
(Schweden) erhältlichen
Vorrichtung des Typs „MELP
RM-RR 400 Rub/Dry Cleaner" Flüssigkristall
ausrichtend gemacht. Eine sich bei 800 TpM drehende Samtrolle mit
einem Durchmesser von 120 mm wird bei einer Führungsgeschwindigkeit von 600
mm/Min. und einer Reibdrucktiefe von 100 μm einmal über die Polythiophenschicht
geführt.
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Zusammenbau einer passiven
verdrillt-nematischen Flüssigkristallzelle
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Zwei
der obigen Substrate werden zu einer Flüssigkristallanzeigezelle verbunden.
Dazu wird mittels eines Plotters ein Kleberahmen geschrieben und
werden anschließend
5 μm große Abstandshalterkügelchen aufgeschleudert,
die beiden Substrate gegeneinander gepresst und der Kleberahmen
mit Ultraviolettstrahlung gehärtet.
Die Zelle wird dann mit herkömmlichem
verdrilltnematischem Flüssigkristallmaterial
befüllt
und versiegelt. Schließlich
werden gekreuzte Polarisatorfolien auf der Zelle auflaminiert.
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Beim
Anlegen der Steuerspannung an die obige Zelle vor einer Hintergrundbeleuchtung
ergibt sich, dass die fünf
Segmente ohne Übersprechen
(scharfe Kanten) zwischen den Segmenten geschaltet werden können. In
den nicht-oxidierten Polythiophenbereichen wird eine gute, normal
weiße
Ausrichtung des verdrillt-nematischen Materials erhalten.