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Verfahren zur Herstellung von Leim und Gelatine in kleinstückiger
Form Das Bestreben der Technik geht neuerdings dahin, Leim und Gelatine in eine
Form zu bringen., die eine rasche Zubereitung der zu verwendenden Leim- bzw. Gelatinelösung
gestattet. Zu diesem Zweck muß Leim und Gelatine in einer Form dargestellt werden,
die eine große Oberfläche bietet.
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Andererseits ist es wichtig, daß die Handelsform des Leimes bzw. der
Gelatine schon nach dem Augenschein eine Beurteilung der Güte der Ware ermöglicht
und die Feststellung gestattet, daß der Leim keine wertlosen Beimengungen besitzt.
Um dieser.. Forderung gerecht zu werden, darf man den. Leim nicht als formloses
Pulver darstellen, vielmehr ist die Erzeugung von kleinen. Täfelchen, Plättchen,
Stäbchen, Würfeln u. dgl. anzustreben. Wenn derartig geformte Stücke fremde Beimengungen,
enthielten, würde dies sofort auffallen, außerdem kann der Fachmann aus dem Aussehen
der kleinen Formen auf die Güte des Leimes schließen.
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So sind in den letzten Jahren eine ganze Anzahl neuer Verfahren bekanntgeworden,
die die Erzeugung kleiner Formen von Leim und Gelatine auf verschiedenen Wegen zu
erreichen suchen. Eine Reihe dieser Verfahren arbeiten so, daß eine Lösung von Leim
oder Gelatine auf eine gekühlte, zweckmäßig bewegte Fläche auffließt oder auftropft.
Auf der gekühlten Fläche erstarrt die Lösung zu Gallerte, die dann durch bekannte
Abstreich- oder Abhebewerkzeuge von der Fläche abgestrichen bzw. abgehoben wird.
Wenn nach diesen Aufgießverfahren kleine Täfelchen o. dgl. hergestellt werden sollen,
so muß der Zufluß der Brühe ständig sehr genau geregelt werden, damit die gebildeten
Gallertfläcben oder -streifen, gleichmäßig werden. Die genaue Regelung des Zuflusses
aus Düsen ist bei der hochkonzentrierten und zähflüssigen Leim- oder Gelatinelösung
schwierig und gibt zu Störungen Veranlassung. Außerdem müssen die auf der Kühlfläche
gebildeten Streifen nach dem Abheben von der Kühlfläche noch durch eine besondere
Schneidevorrichtung zerschnitten werden, oder die Lösung muß in ringsum geschlossene
Formen oder Vertiefungen gegossen werden. Das Eingießen der Lösung in Vertiefungen
oder Formen und das dann nötige Entfernen der Gallerte aus den Formen ist in der
Praxis sehr umständlich.
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Das Verfahren der Erfindung geht einen neuen Weg. Es macht die Regelung
des Zulaufes der Leim- oder Gelatinelösung auf die Kühlfläche unnötig. Das Zulaufgefäß
wird vollständig gespart. Vor allen Dingen aber ist es möglich, nach dem Verfahren
kleine Täfelchen der verschiedensten Form unter Vermeidung der genannten, technischen
Schwierigkeiten unmittelbar aus der Leim- oder Gelatinelösung herzustellen.
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Das bedeutet gegenüber den bekannten Verfahren eine große Vereinfachung
und einen wesentlichen Fortschritt.
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Es hat sich nämlich überraschenderweise herausgestellt, daß es möglich
ist, durch Eintauchen einer gekühlten, bewegten Fläche in
eine Gelatine-
oder Leimlösung eine Gallertschicht auf der Kühlfläche zu erzeugen, die einerseits
genügend fest an der Fläche haftet, so daß sie von der bewegten Kühlfläche unverletzt
mitbefördert wird, die andererseits aber auch so lose auf der Kühlfläche liegt,
daß sie spielend leicht ohne Beschädigung abgehoben werden kann.
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Demgemäß bewegt sich nach dem neuen Verfahren eine gekühlte Fläche
durch ein Bad einer Leim- oder Gelatinelösung hindurch. Auf der gekühlten Fläche
bildet sich beim Durchgang durch die Lösung eine Schicht lose haftender Gallerte,
die, nachdem die gekühlte Fläche aus dem Bade herausgeführt ist, entfernt und getrocknet
wird.
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Zur Ausführung des Verfahrens ist es zweckmäßig, sich einer von innen
gekühlten Trommel zu bedienen, welche in ein geheiztes Bad eintaucht und bei ihrer
Drehung die Gelatinelösung aus dem Bade mitnimmt und kühlt. Die Trommel kann entweder
Zylinderform oder eine Oberfläche besitzen, die durch Einschnitte unterteilt ist.
Bei Anwendung dieser Trommelform bilden sich einzelne Gelatinestreifen, die dann
in einzelne Platten zerschnitten werden können. Um Leim oder Gelatine unmittelbar
in Form der erwünschten Täfelchen oder Plättchen erstarren zu lassen, gibt man den
in die Lösung eintauchenden Oberflächenteilen des Trommelmantels eine der Größe
der her7ustellenden Täfelchen entsprechende Gestalt.
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Die Dicke der sich auf dem Trommelmantel bzw. den Trommelmantelstücken
bildenden Gallertschicht hängt von der Konzentration der in den Trog eingeführten
Brühe, von der Temperatur des Trommelmantels, von der Länge des Weges, den der Mantel
in der Trommel zurücklegt, und von der Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel ab.
Man hat es daher in der Hand, die Dicke der entstehenden Gallertschicht in weiten
Grenzen zu verändern.
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Die beiliegende Zeichnung läßt eine Ausführungsform der Erfindung
erkennen, und zwar Abb. z einen Längsschnitt durch die ganze Vorrichtung, Abb.2
die schematische Darstellung eines Schnittes durch die Achse einer Trommel, die
in einem Sonderfalle zur Herstellung schmaler Gallertstreifen dient, Abb.3 die Draufsicht
auf ein Stück eines abgerollten Trommelmantels, der in einem anderen Sonderfalle
zur Herstellung kleiner Täfelchen dient.
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Eine Trommel a, deren Mantel b von innen gekühlt wird,
ist über einen Trog c so angebracht, daß der Trommelmantel bei der Umdrehung in
eine in dem Troge befindliche Flüssigkeit eintaucht. Das Niveau der Flüssigkeit
d in dem Troge wird durch ein Schwimmerventil oder durch einen anderen bekannten
Niveauhalter e ständig auf gleicher Höhe gehalten. An der Trommel ist in geeignetem
Abstande von der Stelle, an der der Trommelmantel bei der Umdrehung die Flüssigkeit
verläßt, ein Abstreichwerkzeug f angebracht.
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Die Vorrichtung arbeitet folgendermaßen: Der Trog c wird mit einer
Leim- oder Gelatinelösung geeigneter Konzentration angefüllt und die Höhe des Flüssigkeitsspiegels
durch den Niveauhalter e während des Arbeitsvorganges immer unverändert gehalten.
Die eingefüllte Leim- oder Gelatinelösung hat zweckmäßig eine Temperatur, die nur
wenig über dem Gelatinierungspunkte der Lösung liegt. Um die Lösung auch in dem
Trog ständig auf dieser geeigneten Temperatur zu halten, ist der Trog zweckmäßig
mit doppelten Wänden g versehen, so daß in dem Zwischenraum Wasser entsprechender
Temperatur umlaufen kann.
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Der Trommelmantel wird durch eine Kühlflüssigkeit von innen her auf
eine Temperatur gekühlt, die unter dem Gelatinierungspunkte der Lösung liegt. Dadurch
bildet sich auf dem in die Lösung eintauchenden Teile des Trommelmantels eine Schicht
Gallerte h. 'Wird die Trommel nun in Umdrehung versetzt, so wird die Gallertschicht
von dem Mantel mit emporgehoben und während der Umdrehung weitergekühlt. Bei passender
Entfernung zwischen der Austrittslinie des Trommelmantels aus der Lösung und der
Abhebevorrichtung wird die Gallertschicht so fest, daß sie sich durch die Abhebevorrichtung
leicht vom Trommelrmarntel entfernen läßt. Die abgehobene Gallertschicht kann dann
durch ein Transportband bekannter Art weiterbefördert, durch eine Schneidevorrichtung
in beliebig große Streifen und Stücke zerschnitten und anschließend wie üblich getrocknet
werden.
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Sollen zur weiteren Verarbeitung schmale Gallertstreifen hergestellt
werden, so wird, wie schematisch in Abb. 2 angedeutet, der Trommelmantel in schmale
Streifen von größerem und kleinerem Durchmesser geteilt. Nur die Streifen mit großem
Durchmesser tauchen in die Lösung ein. Nur ihr Mantel wird gekühlt. Die entstehenden
Gallertstreifen werden, wie oben geschildert, abgehoben und weiterverarbeitet.
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Die wichtigste Ausführungsform des Verfahrens ist diejenige, bei der
ohne jedes Zerschneiden kleine Täfelchen oder Plättchen erhalten werden. Um diese
Täfelchen unmittelbar aus der Lösung herzustellen, werden die eintauchenden, gekühlten
Streifen unterbrochen, so daß nur kleine, abgegrenzte, gekühlte Flächenstückchen
b (s. Abb. 3) in die Brühe eintauchen. Der schraffierte Teil des abgerollten Trommelmantels
in der Draufsicht ist versenkt zu denken, so daß er beim Umlaufen nicht in die Brühe
eintaucht. Wenn die Trommel dann in Drehung versetzt wird, so bilden sich nur
auf
den erhabenen, in die Brühe eintauchenden Teilen des Trommelmantels Gallerttäfelchen
in der Gestalt der eintauchenden Trommelmantelstücke. Von den erhabenen Trommelmantelflächen
sind die Gallerttäfelchen dann leicht abzustreifen und zur Trocknung- weiterzubefördern.
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Die Gewinnung von Gallerttäfelchen auf die geschilderte Weise unmittelbar
aus der Lösung ohne Verwendung von ringsum geschlossenen Formen, die einen erheblichen
Fortschritt bedeutet, ist erst möglich geworden durch die neue Entdeckung, daß man
auf einer durch eine Leim- oder Gelatinelösung bewegten gekühlten Fläche innerhalb
weniger Sekunden eine Gallertschicht von genügender Stärke erzeugen kann. Es war
zwar bekannt, daß man auf einer teilweise in eine Leimlösung eintauchenden, geheizten,
rotierenden Trommel Leim zur Trockene eindampfen kann, der dann ganz fest an dem
Trommelmantel haftet und mit Kraft= aufwand abgekratzt werden muß, doch ist die
Bildung der leicht anhaftenden., in °wenigen Sekunden entstehenden. Gallertschicht
nach den vorliegenden Verfahren ein völlig anderer physikalischer Vorgang als das
Festbrennen des zur Trockene eingedickten Leimes. Ausführungsbeispiel I In dem Trog
e wird eine etwa 5o°/oiige Knochenleimlösung, die etwa 35' C warm ist, eingefüllt.
Der Trommelmantel wird auf etwa o ° abgekühlt. Größe und Umdrehungsgeschwindigkeit
der Trommel werden so aufeinander abgestimmt, daß jede Stelle des Mantels bei der
Umdrehung 6 Sekunden in die Leimlösung eintaucht und 25 Sekunden braucht, tim von
der Austrittsstelle aus der Leimlösung bis an die Abhebevorrichtung zu gelangen.
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Die Abhebevorrichtung besteht aus einer ganz dicht an dem Trommelmantel
schleifenden scharfen. Schneide und einem unterhalb und in geeignetem Abstande von
der Schneide so umlaufenden Transportbande, daß der sich über die Schneide schiebende
Film auf das Transportband gelangt und von, diesem weiterbefördert wird. Der Leimfilm
löst sich leicht von dem Trommelmantel ab. Wenn die Maschine in Gang-gebracht ist,
dann kann man es erreichen durch Regelung der Umlaufgeschwindigkeiten von Kühltrommel
und Transportband, daß sich der Leimfilm von dem Trommelmantel schon abhebt, ehe
er an die Schneide gelangt, richtige Lagerung von Schneide und Transportband vorausgesetzt.
Der Leimfilm läuft dann wie ein lose laufender Riemen von der Kühltrommel auf das
Transportband über. Die Schneide ist nur erforderlich, um die ersten Teile des Films
auf das Transportband überzuführen.
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Die angegebenen Zahlen können in weiten Grenzen geändert werden. Für
Hautleim und Gelatine wird man eine höhere Temperatur der Brühe in dem Trog wählen.
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Ausführungsbeispiel II Wenn der Kühlmantel aus abgegrenzten Flächenstücken
besteht, so kann die Abhebevorrichtung im Prinzip ebenso eingerichtet sein wie zur
Abhebung eines fortlaufenden Leimfilms. Die einzelnen Kühlflächen, an denen sich
die erstarrte Lösung ansetzt, sind an der Seite, die bei der Umdrehung zuerst in
die Lösung eintaucht und dann auch zuerst an das Abstreichmesser gelangt, in geeignetem
Maße nach dem Zylinderdurchmesser zu abgebogen. Das Abstreichmesser ist federnd
gelagert. Bei der Umdrehung tauchen die gekühlten Flächen nur so tief in die Lösung
ein, daß von den nach dem Zylinderdurchmesser zu abgebogenen Enden der Kühlflächen
nur ein Teil von dem Leimfilm überzogen wird, der restliche Teil aber frei bleibt.
Gelangen die Flächen dann bei der weiteren Umdrehung an die Abhebevorrichtung, so
setzt die Schneide des Messers zunächst auf den vom Leimfilm freien Teil der Flächen
auf. Da das Messer federnd gelagert ist, wird die Schneide entsprechend der Wölbung
der Kühlfläche hochgedrückt, die Schneide gelangt an die Grenze des Leimfilms, schiebt
sich unter diesen und hebt ihn so von der Kühlfläche bzw. dem Zylinder ab. Das abgehobene
Gallertstück schiebt sich über das Messer hinaus und gelangt auf das Transportband,
das es weiterbefördert. Das Messer muß in diesem Falle so schmal sein, daß der Anfang
des Gallertstückes oder des Gallerttäfelchens schon auf dem Förderband liegt und
von diesem weitergezogen wird, während das Ende des Täfelchens noch an der Kühltrommel
haftet und von dieser fortgeschoben wird. Auf diese Weise wird das Täfelchen bis
auf den letzten Rest von der Kühltrommel abgestrichen und über das Messer hinweg
auf das Transportband geschoben bzw. gezogen.