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Verfahren zur Herstellung von Lufthefen Nach dem durch das Patent
536 989 geschützten Verfahren wird eine Verbesserung der Herstellung von Lufthefen
dadurch erzielt, daß der Nährlösung, die- organischen Stickstoff in ausreichender
Menge enthält, zu Beginn der Vergärung, eine begrenzte Menge anorganischen Stickstoffs
in Form von Ammoniumsalzen zugesetzt wird. Der Zusatz erfolgt zu der gesamten Nährlösung
vor oder bei der Läuterung oder Klärung der Lösung, um der Stellhefe besonders zu
Anfang der Gärung den -leicht aufnehmbaren anorganischen Stickstoff zum schnellen
Wachstum darzubieten.
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Dieser Zweck des Verfahrens wird in noch vollkommener Weise erreicht,
wenn die begrenzten Mengen anorganischen Stickstoffs nicht der Gesamtmenge der Nährlösung
zugesetzt werden, sondern nur einem kleineren Teil, der zweckmäßig auch noch stärker
verdünnt werden kann. Dieser ersten Nährlösung wird die für die Gärung erforderliche
Menge Stellhefe zugesetzt und in üblicher Weise einige Stunden belüftet. Erst dann
wird der größere Rest der ursprünglichen, nur organischen Stickstoff enthaltenden
Nährlösung zugeführt und nunmehr die Gärung und Belüftung bis zur völligen Ausnutzung
des Zuckers zu Ende geführt. Nach diesem neuen Verfahren wird also die Vergärung
der Nährlösung in zwei getrennten Abschnitten durchgeführt.
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In dem ersten Abschnitt wird die Stellhefe einer an anorganischem
Stickstoff reichen, sonst aber ziemlich stark verdünnten Nährlösung zugesetzt, in
der sie mit dem leicht assimilierbaren Ammonniakstickstoff, den sie schnell und'
reichlich aufnimmt, ernährt wird; infolgedessen vermehrt sie sich auch schnell und
wird gleichzeitig mit Stickstoff gemästet. Dieser Abschnitt des Verfahrens hat also
hauptsächlich den Zweck, die Stellhefe zu vermehren und sie mit Stickstoff anzureichern,
d. h. ihren Eiweißgehalt zu erhöhen. Solche Hefe ist als besonders aktiv zu bezeichnen
und eignet sich in hohem Maße in Nährlösungen, die, nur organischen Stickstoff ;enthalten,
sich schnell zu vermehren.
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Sobald nach einigen Stunden der Belüftung der größere Teil des anorganischen
Stickstoffs von der Hefe assimiliert ist, beginnt der zweite Abschnitt des Verfahrens,
bei dem der größere Rest der ursprünglichen Nährlösung, die nur organischen Stickstoff
enthält, zugesetzt wird. Die bisher stark gemästete, sehr eiweißreiche Hefe wächst
und vermehrt sich jetzt unter Aufnahmne des organischen Stickstoffs und gleichzeitiger
Ausnutzeng
des in ihr übermäßig angehäuften Eiweißgehalts. Ihre
Beschaffenheit ändert sich dadurch in der Weise, daß der Eiweißgehalt aller Zellen
sich allmählich auf eine normale Höhe verringert und die Hefe sehr gut haltbar wird
und eine sehr gute Triebkraft zeigt.
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Die Vorteile dieser Abänderung des Verfahrens nach dem Patent
536 989 liegen darin, daß die Stehhefe in dem ersten. Abschnitt des neuen
Verfahrens als Stickstoffnahrung fast nur den leicht assimilierbaren anorganischen
Stickstoff aufnimmt, dessen Menge den Gehalt der Nährlösung an assimilierbarem organischem
Stickstoff ganz er-. heblich überschreitet. Sie wächst unter diesen Verhältnissen
schnell und unter starker Anreicherung ihres Eiweißgehalts, und diese größere Menge
einer kräftig gemästeten, neuen Stellhefe ist, wenn sie im zweiten Abschnitt des
Verfahrens mit der ursprünglichen, nur organischen Stickstoff enthaltenden Nährlösung
vermischt wird, viel mehr als eine gewöhnliche Stellhefe geeignet, sich in Nährlösungen
mit organischem Stickstoff zu vermehren und dabei ihre Beschaffenheit zu verbessern.
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Nachstehend ein Ausführungsbeispiel: 300o kg Melasse mit einem Gehalt
von i,8 % löslichem und i °/o assimilierbarem Stickstoff in organischer Bindung,
enthaltend 3okg assimilierbaren Stickstoff, werden in üblicher Weise behandelt und
mit dem Auszug aus 300 kg Malzkeimen versetzt, der 5 kg assimilierbaren Stickstoff
enthält. Von dieser Lösung mit 35 kg assimilierbarem Stickstoff wird ein Fünftel
in den Gärbottich gebracht, dort verdünnt und mit einer Lösung von 5okg Ammoniumsulfat
gleich iokgassimilierbarem anorganischem Stickstoff vermischt. Diese Nährlösung,
in der das Verhältnis von organischem zu anorganischem Stickstoff gleich sieben
Zentel ist, wird mit der Gesamtmenge der erforderlichen Stellhefe vermengt und dann
einige Stunden bei 22 bis 233' C beginnend belüftet. Nach Ablauf dieser Zeit
läßt man die restlichen vier Fünftel der ursprünglichen Nährlösung zulaufen und
führt die Gärung in der üblichen Weise zu Ende. Es ist zwar bekannt, für das Lufthefev
erfahren eine eiweißreiche Anstellhefe zu verwenden und die Hefe mit Hilfe von anorganischen
Ammoniaksalzen bis auf einen außerordentlich hohen Eiweißgehalt zu mästen. Aber
eine solche Mästung ist bisher niemals nur zu Beginn der Vergärung unter Zusatz
begrenzter Mengen von Ammoniaksalzen zu einem Teil der nur organischen Stickstoff
enthaltenden Würze vorgenommen worden, so daß der Eiweißreichtum der anfangs gemästeten
Hefe -wieder im Laufe der weiteren Vergärung verbraucht wird. Auch bei der bekannten
Verwendung eiweißreicher Anstellhefen, wie sie besonders bei dem alten Wiener Verfahren
üblich war, handelt es sich um eine andere Maßnahme wie bei dem vorliegenden Verfahren,
da bei jenem die Anstellhefe in' einer besonderen, ganz getrennten Gärung hergeführt
wurde, und zwar bei rein organischer Stickstoffnahrung. Die ebenfalls `bekannte
Arbeitsweise, Preßhefe in gemischter Stickstoffnahrung herzustellen, unterscheidet
sich dadurch von der vorliegenden, daß bei der ersteren der Hefe während der ganzen
Dauer der Gärung solche gemischte Stickstoffnahrung geboten wird, die Hefe also
anders ernährt wird und nicht die Eigenschaften erhält, die sie bei dem neuen Verfahren
hat.