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Verfahren zum Imprägnieren von Borstenwaren mit Leim und Formaldehyd
Alle Borstenwaren werden, wenn sie unter dem Einfluß von Wasser oder Chemikalien
benutzt werden, angegriffen, d. h. die Borsten faulen mit der Zeit ab. Beispielsweise
hat sich an Bürstenwalzen, die in Textildruckmaschinen zum Auftragen der Druckfarbe
auf die Druckwalzen benutzt werden, herausgestellt, daß mit der Zeit die Borsten
beschädigt werden, und zwar vorzugsweise an der Grenzstelle, wo die Borsten aus
dem Walzenkörper herauskommen. -Bei Borstenwaren, die in industriellen Betrieben
verwendet werden, gestattet die- Natur des Betriebes auch meist nicht eine besonders
sorgfältige Behandlung, die geeignet wäre, das Abfaulen bzw. die chemische Zerstörung
der Borsten zu verhindern.
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Man hat deshalb schon den* Versuch gemacht, die Borsten zu
paraffinieren. Diese Methode hat jedoch deshalb nicht zu einem restlos befriedigenden
Ergebnis geführt, da durch eine Paraffinierung der Borsten allein die im Bürstenkörper
befindlichen, zur Aufnahme der Borsten dienenden Löcher nicht zugedeckt werden,
so daß die Feuchtigkeit an den schon genannten Grenzstellen zu den Borsten gelangen
kann. Außerdem bietet eine derartige Imprägnierung mit Paraffin keinen genügenden
Schutz gegen Chemikalienangriffe, denn Paraffin sitzt nicht sehr stark auf der Faser.
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Die Erfindung betrifft nun ein Verfahren zum Imprägnieren von Borstenwaren,
das nicht auf die Borsten allein, sondern auf das fertige Werkstück angewendet wird,
denn das Imprägnieren der Borsten allein vor der Befestigung auf dem Borstenkörper
würde ein Zusammenkleben der Borsten bewirken.
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Bei dem Verfahren werden die Borstenwaren mit einer wäßrigen Lösung
von einem Leim, der. mit einem Weichmachungsmittel, wie Glycerin, Öl o. dgl., versetzt
wird, getränkt und mit Formaldehyd nachbehandelt. Das Weichmachungsmittel ist notwendig,
da Leime an sich eine Härtung bewirken; der Formaldehyd macht den Leim im Wasser
unlöslich.
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An sich ist es bekannt, Stoffe mit Hilfe von Leim einerseits und Formaldehyd
andererseits zu imprägnieren. Aber die Behandlung mit diesen beiden Mitteln allein
ist nicht geeignet, den Zweck des durch die Erfindung gekennzeichneten Verfahrens
zu erreichen, die Behandlung zunächst mit Formaldehyd und dann mit Leim deshalb
nicht, weil beim Einbringen der zunächst mit Formaldehyd behandelten Bürste in das
Leimgefäß der Formaldehyd gewissermaßen abstoßend wirken würde. Es würde nicht Leim
auf den Borsten ausgefällt, weil der Leim gar nicht an die Borsten heran kann, sondern
es würde der im Gefäß befindliche, die Borsten umgebende Leim gehärtet werden. Ein
Hartwerden der Borsten soll jedoch mit der Erfindung vermieden werden.
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Bei der umgekehrten Reihenfolge, Behandlung erst mit Leim und dann
mit Formaldehyd, würden die Borsten ebenfalls hart werden, und- ihre Struktur würde
verdeckt.
Die Eigenart der verschiedenen Borstensorten ginge dadurch-
vollkommen verloren.
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Der wesentliche Unterschied des Verfahrens nach der Erfindung gegenüber
dem letztgenannten besteht also darin, daß ein Weichmachungsmittel, wie Glycerin,
01 o. dgl., zugesetzt wird. Dadurch behalten die Borsten ihre Weichheit und
ihre Struktur und wird bei fertigen Borstenwaren die Eigenart der verschiedenen
Borstensorten gewahrt.
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Nach der Erfindung werden die Borstenwaren in einer Lösung von Leim
mit Wasser und dem Weichmachungsmittel getränkt, was bei Walzenbürsten vorteilhaft
durch langsames Drehen der mit einem Zylindersegment in die Lösung eingetauchten
Walzen vorgenommen wird. Nach vollständiger Durchtränkung wird die überschüssige
Lösung abgeschleudert. Dies geschieht bei Walzenbürsten vorteilhaft durch schnelles
Drehen innerhalb eines Schutzgehäuses, damit die abgeschleuderte überschüssige Lösung
zur Wiederverwendung gesammelt werden kann. Darnach folgt in entsprechender Weise
ein Bad in Formaldehyd, wieder Abschleudern des überschüssigen Formaldehyds und
schließlich das Trocknen. Diese- Behandlung der fertigen Borstenwaren hat den Vorzug,
daß von der Leimlösung alle Löcher im Borstenkörper abgedeckt werden und somit der
bei der Verwendung auftretenden Feuchtigkeit Angriffsmöglichkeiten auf die Borsten
an den von ihr bevorzugten, nunmehr aber abgedeckten Grenzstellen völlig genommen
sind. Außerdem sind die Borsten selbst gegenüber dem Einfluß von Wasser und Chemikalien
äußerst widerstandsfähig geworden. Das Verfahren eignet sich für alle Arten Borsten,
also vegetabilische, animalische wie auch künstliche, und für alle Borstenwaren,
die Feuchtigkeit oder chemischen Einflüssen ausgesetzt sind.