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Blasinstrument mit Klappen Die Erfindung bezieht sich auf mit Klappen
versehene Blasinstrumente, wie beispielsweise auf Klarinetten, Oboen, Saxophone
und Flöten.
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Bei den Musikinstrumenten mit Tasten (Klavier, Klavezimpel, Spinett
u. dgl.) konnte man zwischen die Tasten derjenigen Noten, welche den Tönen der natürlichen
Grundtonleiter (C-Dur) entsprechen, Hilfstöne für die Halbtöne einschalten, um so
chromatische Tonleitern anderer Tonarten zu erhalten. Diese sehr einfache Tastenanordnung
nach der chromatischen Ordnung der Töne und der natürlichen Ordnung der Saiten wird
dadurch möglich, daß die Finger nicht daran gebunden sind, mit den Tasten in Berührung
zu bleiben. Sie können sich vielmehr frei längs der Klaviertastatur bewegen.
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Bei den Klappeninstrumenten sind dagegen die Finger nicht frei. Vielmehr
dienen sie in den meisten Fällen zur Bewegung von Klappen, welche den Noten der
Grundtonleiter entsprechen. Wenn man diese Instrumente durch Löcher vervollständigt,
welche für die Erzeugung von Halbtönen bestimmt sind und die natürlich nach der
chromatischen Reihenfolge zwischen den Löchern der entsprechenden Töne der Grundtonleiter
eingeschaltet werden, so war man bisher gezwungen, Finger zur Bedienung der Löcher
zu Hilfe zu nehmen, welche zur Bewegung der Klappen verfügbar bleiben, die für diese
neuen Löcher entsprechend bestimmt waren, wobei nun aber diese Klappen nicht in
der chromatischen Reihenfolge angeordnet sein konnten. Man hat zunächst mit dem
Zufügen zweier Halbtonnoten (b und fis) angefangen. Schon durch diese beiden neuen
Tonalitäten verliert man die richtige Fingerfolge gegenüber der Tonfolge. Immerhin
kam man mit etwas Geschicklichkeit und Übung noch dahin, ganz gut spielen zu können,
jedoch war ein solches Instrument lange nicht vollständig, und Künstler mit großer
Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit empfanden es nicht als zu unbequem, daß nacheinander
weiter Löcher und Klappen dem Instrument zugesetzt wurden, bis man schließlich einen
vollständigen chromatischen Satz erhielt, was aber künstliche oder erkünstelte Fingersätze
und neue Hilfsklappen erforderlich machte, wobei man sich noch weiter von der zweckentsprechenden
Anordnung gemäß dem Klavier entfernte. Dies ist der Grund, daß ein gutes Erlernen,
auf diesen Instrumenten zu spielen, außerordentlich langwierig und schwierig ist.
Es war sogar notwendig, die durch die natürliche Tonleiter (die C-Dur-Tonleiter)
gebildete
Grundlage zu verändern, denn man hat schließlich, um
stets einen oder mehrere Finger zur Verfügung zu haben, besonders die kleinen Finger,
welche bezüglich der raschen Ausbildung einer großen Spanne und des schnellen Zusammenziehens
die beweglichsten sind, geopfert und sie vom Instrument ferngehalten, damit jeder
von ihnen mehrere mehr oder weniger voneinander entfernt liegende Klappen bedienen
kann, welche aber Noten entsprechen, die nicht in der Tonleiterfolge liegen. Schließlich
machen diese Sonderklappen, welche zur Bedienung der diesen Halbtönen entsprechenden
Löcher bestimmt sind, die Herstellung des Instrumentes besonders umständlich.
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Für Blasinstrumente dieser Art sind bereits Klappenanordnungen bekannt,
bei denen einzelne den Ganz- und den benachbarten Halbtönen entsprechende Klappen
so dicht beieinander angeordnet sind, daß sie durch denselben Finger bewegt werden
können, je-
doch genügt eine solche gleichzeitige Bewegung der Klappe nicht,
um den gewünschten Halbton hervorzubringen, vielmehr muß dieses Spiel noch dadurch
ergänzt werden, daß eine weitere Klappe durch einen in mehr oder weniger großem
Abstand von dem erstgenannten liegenden Finger bewegt oder ihre Wirkung aufrechterhalten
wird. Hierdurch wird aber die Gleichmäßigkeit und Schnelligkeit des Spiels gestört.
Die Herstellung des Instruments wird sehr umständlich, und die Anpassung des Fingersatzes
an die natürliche Tonfolge der chromatischen Tonleiter ist unmöglich.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, die Instrumente dieser Art
so auszubilden, daß ihre Klappen in chromatischer Reihenfolge derart angeordnet
sind, daß man in allen Tonarten leicht und gleichmäßig mit einem regulären Fingersatz
von stetiger Reihenfolge mit Bezug auf die Hand- und Fingeranordnung über den ganzen
Bereich des Instru-. ments hinweg zu spielen vermag.
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Die Erfindung besteht in erster Linie darin, bei einem Holzblasinstrument
mit Klappen für die Betätigung der benachbart zueinander angeordneten, durch ein
und denselben Finger bedienbaren Tonlöcher die se- zu bedienenden Klappen bzw. den
Fingersatz in der Reihe der natürlichen chromatischen Tonleiter anzuordnen, wobei
die beiden zur-Erzeugung eines vollen und eines benachbarten Halbtones allein ausreichenden
Klappen unter dem ersten Fingerglied derart angebracht sind, daß die Fingerspitze
zur Erzeugung eines ganzen Tones lediglich die entsprechende Klappe, zur Erzeugung
des benachbarten Halbtones jedoch durch eine. Schwenk-. oder Schaukelbewegung unter
Beibehaltung auf der Ganztonklappe auch die unter diesem Fingerglied liegende Zwillingsklappe
ohne Beanspruchung eines weiteren Fingers zur Bewegung oder Aufrechterhaltung der
Wirkung einer weiteren besonderen Klappe bedient.
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Das Fingerglied hat somit die folgenden fünf Bewegungen auszuführen:
i. Die Fingerspitze legt sich auf den am weitesten entfernt liegenden Ton auf,.
um einen Ganzton zu spielen.
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2. Die Fingerspitze verläßt diese Klappe. 3. Das Fingerglied stützt
sich zur Erzeugung des Halbtones zugleich auf die Zwillingsklappen.
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Da die Fingerspitze sich auf die Klappe des Ganztones stützt, wird
das Fingerglied durch -Schwenken gesenkt,- bis es auf die nächst näherliegende Klappe
trifft (Folge-Fingersatz oder Übergang vom Ganzton zum benachbarten Halbton.) Das
zugleich auf die beiden Klappen wirkende Fingerglied wird nun durch Schwenken abgehoben,
wobei die Fingerspitze mit der am weitesten entfernt liegenden Klappe noch in -
Berührung bleibt (Folge-Fingersatz oder Übergang vom Halbton zu dem höheren Ganzton).
Der Finger behält also während seiner Verlagerungen (mit Ausnahme der unter z. beschriebenen
Bewegung) seine Berührung mit der Ganztonklappe bei, die ihm als Stütz- oder Anhaltspunkt
dient.
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Neben dieser hauptsächlichsten Ausgestaltung erstreckt sich die Erfindung
auf einige weitere Ausbildungen, die zweckmäßig gleichzeitig Anwendung finden und
im folgenden ausführlicher beschrieben werden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist auf der Zeichnung veranschaulicht,
und zwar zeigen die Fig. i und a von der Seite und im Aufriß gesehen- eine erfindungsgemäß
ausgebildete Klarinette.
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Fig. 3 stellt den der erfindungsgemäß vervollkommneten Klarinette
entsprechenden Fingersatz. dar.
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Soll gemäß -der Erfindung, und zwar genauer gemäß denjenigen Anwendungsarten
und Ausführungsformen, welche, soweit sich erkennen läßt, den Vorzug verdienen,
beispielsweise eine Klarinette hergestellt werden, so kann dies etwa in der nachstehend
beschriebenen Weise erfolgen: Die .nach der Tonreihe der chromatischen Tonleiter
angeordneten Löcher sind mit i bis 2o bezeichnet.
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.Die diesen Löchern entsprechenden Klappert sind durch die großen
Buchstaben A bis I
bezeichnet.. Diese Klappen sind sämtlich
mit ebenem Ansatz und mit einem Kern ausgerüstet. Sie stehen auch alle unter der
Wirkung von (Draht- oder Flach-) Federn üblicher
Art, die unter
dem Klappenzapfen versteckt liegen. Die von der linken Hand bewegten Klappen sind
meist frei um eine oder mehrere Achsen a schwingbar angeordnet, welche links von
der Klaviatur angeordnet sind. Diejenigen Klappen, die von der rechten Hand bewegt
werden sollen, können um eine oder mehrere weitere Achsen b schwingen, welche rechts
von der Klaviatur liegen. Die Löcher i bis 15 stehen für gewöhnlich offen. Man muß
also auf ihre Klappen (d. h. auf deren Griffe) drücken, um sie zu schließen. Die
Löcher 16 bis a1 sind dagegen für gewöhnlich geschlossen, und man muß auf ihre Klappen
drücken, wenn man die Löcher öffnen will.
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Die gestrichelten Linien, welche von einer beliebigen Klappe ausgehen
und unter dem Bezugszeichen, z. B. B, entlang laufen, welches dieser Klappe entspricht,
enden an der Bezugsangabe des Loches, beispielsweise bei io, welches durch diese
Klappe offen bleibt, wodurch inan in dem dargestellten Beispiel den Ton d erhält.
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Mit der Fig. 2 steht eine Tabelle mit vier Spalten in Verbindung,
welche die Noten der Töne und Halbtöne enthält, die durch das Schließen der nächsthöheren
Klappen bzw. Löcher entstehen. In der Spalte I sind alle Töne und Halbtöne enthalten,
die der tiefen Tonlage, d. h. den tiefen Tönen der Klarinette unter dem a (S.chalmei)
und der mittleren Tonlage, entsprechen. In der Spalte II -sind diejenigen Töne angegeben,
welche der hellen Tonlage (Clairon) entsprechen. Die Spalte III enthält die der
hohen Tonlage entsprechenden Töne und die Spalte IV die der höchsten Obertöne.
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Die in Fig. 3 gezeichnete- Grifftabelle stellt zum Teil einen Notenbereich
dar, in welchem die zu den eben erwähnten verschiedenen Tonlagen gehörenden Noten
angegeben sind. Dieser Notensatz. zeigt fernerhin in den Reihen, welche auf die
Bezugszeichen der Finger P, A, A' -' usw. weisen, diejenigen Löcher,
welche geschlossen (schwarze Kreise) bzw. geöffnet (helle Kreise) werden müssen,
um den Ton des Notensatzes zu erzeugen, der am Kopf der betreffenden lotrechten
Reihe angegeben ist. Die Ziffern 2, welche neben einigen schwarzen Kreisen des gesamten
Satzes angegeben sind, weisen auf die Löcher hin, welche durch Klappen, wie A2,
B2, C2, zu schließen sind. Die über einigen lotrechten Reihen angegebenen Zahlen
16, 17 und 18, insbesondere an den Stellen der Mittel-, der hellen, der hohen
und der höchsten Tonlagen, deuten an, daß die entsprechenden Löcher durch Auflegen
des Zeigefingers auf die Klappe A bei den Löchern 16 und 17 (den Klappen oberhalb
des gis) bzw. durch Auflegen des Daumens auf die Klappe P bezüglich der Löcher 18
(Duo-decimen-Klappe) geöffnet werden müssen.
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Gemäß der Erfindung werden die Klappen so angeordnet, daß von den
Fingern der linken Hand der Daumen die Klappe P, der Zeigefinger die Klappen A und
A°, der Mittelfinger die Klappen B3, B und B2, der Ringfinger die Klappen
C3, C und C2 und schließlich der kleine Finger die Klappen D=, D
und D4 betätigt.
Von den Fingern der rechten Hand bedient der Zeigefinger die Klappen F3, F und F2,
der Mittelfinger die Klappen G3, G und G2, der Ringfinger die Klappen H3 und H und
der kleine Finger die Klappe I.
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Die Hauptklappen, wie A, B, C usw., bedienen die Löcher aller
ganzen Töne. Diejenigen wie B2, C2 usw. die Löcher der halben Töne; bei denjenigen
wie B3, C3 handelt es sich um Zwischenklappen, auf denen jeweils die Finger wirken,
welche den die Klappen, wie z. B. B°, betätigenden Fingern folgen und die sich unter
dem Glied dieser Finger befinden. Diese Zwischenklappen kommen, insbesondere bei
einigen schwierigen Stellen des Spiels (Triller o. dgl.) in Tätigkeit. Die Klappe
D4 dient als Ersatz für die Klappe F, um gleichfalls einige Läufe leichter ausführen
zu können. Ausnahmsweise wirkt die Klappe B3 nicht auf die Klappe A, weil diese
letztere vom hohen Cis an offen bleiben muß. Die Spatel cl, c2, c3 und c4, welche
auf den Achsen a und b sitzen, werden benutzt, um das Fingerspiel, d. h.
insbesondere das ihrer Gelenke, -zu erleichtern. So hilft z. B. der Mittelfinger
B der linken Hand durch Anlegen gegen den Spatel cl das Hochheben des Fingergliedes,
welches die Klappe A2 bewegen soll, wodurch die Spielgeschwindigkeit gesteigert
werden kann. Diese Spateln dienen besonders auch zur Erleichterung beim Erlernen
des Spiels. Hat man erst eine genügende Geläufigkeit, insbesondere bezüglich der
Schwenkung oder Krümmung der Fingerglieder, erlangt, so werden die Spateln unnötig
und können fortbleiben.
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Eine besondere Eigenart der Erfindung besteht darin, daß die Klappen,
welche zur Erzeugung eines ganzen und eines benachbarten Halbtones dienen, derart
nebeneinander angeordnet sind, daß sie eine chromatische Doppelklappe bilden, deren
beide miteinander verbundenen Teile durch Bewegung bzw. Krümmung des Gliedes desselben
Fingers bedient werden können, ohne daß dieser verschoben zu werden braucht. Dies
sei beispielsweise für die Klappen A und A2 erläutert. Wenn man gegen die Klappe
A mit der Spitze des Zeigefingers der linken Hand drückt, ohne mit dem Glied des
Fingers die
Klappe A° zu berühren, so schließt man das Loch 13,
wodurch der Ton e für die Tonlage I und der Ton h für die Tonlage II entsteht. Wenn
man zugleich die Klappen A und A2 bedient und damit die Löcher 13 und 12 schließt,
so entsteht dadurch der Ton dis 'der Tonlage I und der Ton ais für die Tonlage II.
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Man sieht demnach, daß man, ohne den Finger verschieben zu brauchen,
mit der Fingerspitze die am entferntesten liegendeKlappe und, ohne die Berührung
mit dieser aufgeben zu müssen, durch Krümmung des Gliedes die im vorstehenden genannte,
mit ihr verbundene Klappe bedienen kann.
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An Hand der Grifftabelle der Fig. 3 kann man sich von der Einfachheit
und Regelmäßigkeit des Fingerspiels (eines Spiels mit Benutzung der Krümmung des
Fingers) unter Anwendung der erfindungsgemäß ausgebildeten chromatischenDoppelklappen
überzeugen; unter Zuhilfenahme der zugehörenden Zwischenklappen (Zwischenfingersatz),
die durch B3, C3 usw. bezeichnet sind, wird man in den Stand gesetzt, mit Leichtigkeit
selbst die schwierigsten Läufe auszuführen. Denn zum Spiel der chromatischen Tonleiter
von e bis f in der Tonlage I (Schalmei) braucht man nur nacheinander die Löcher
von unten nach oben dadurch zu öffnen, daß man auf die Klappen und die Doppelklappen
drückt, welche im Bereich aufeinanderfolgender Finger liegen, beginnend mit denen
der rechten Hand und übergehend auf diejenigen der linken Hand.
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Die Klappe P, auf welche der linke Daumen drücken kann (hier wie überhaupt
ist hinsichtlich des Niederdrückens stets der Griff der Klappe gemeint), der sich
unter die Klarinette legt, bedient die Deckscheibe des Loches 14 und die des Loches
15. Die Klappe P enthält nun eine Feder, mittels welcher sie offen bleibt, wenn
die Klappe 15 andererseits durch die Klappe 8 geschlossen wird.
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Der Wohlklang und die Treffsicherheit des nach den vorstehenden Darlegungen
ausgeführten Instruments werden erheblich durch den Fortfall geschlossener Löcher
verbessert. Außerdem ist nun die Lochausbildung des Instruments vollständig ordnungsmäßig
gegeben, insbesondere soweit die Lage und die Abmessungen der einzelnen Löcher in
Frage kommen. Hierdurch vereinfacht sich auch die Herstellung des Instruments erheblich.