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Regelbarer Antrieb für Bleicherei- und Mercerisiermaschinen Bei Bleicherer,
Mercerisier- und ähnlichen Anlagen werden die Arbeitsmaschinen über Transmissionen
und diese wiederum entweder von Gruppenmotoren oder von einer zentralen Kraftmaschine
angetrieben. Jede zu regelnde Arbeitsmaschine wird bei dieser Antriebsart über Konusscheiben
oder andere regelbare Vorgelege mit der Transmissionswelle verbunden, so daß die
Arbeitsgeschwindigkeit der einzelnen Maschinen in gewissen Grenzen einstellbar ist.
Wegen der ungenügenden Regelbarkeit dieser Anlagen konnte die Fertigung aber bisher
nur so vorgenommen werden, daß der Stoff immer nur eine Arbeitsmaschine durchläuft
und dann an die für den nächsten Arbeitsgang vorgesehene Maschine weitergegeben
wurde.
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Um die Stoffe fortlaufend zu bearbeiten, ist es dagegen notwendig,
daß die vorhandenen Maschinen in an sich bekannten, beliebig zusammenschaltbaren
Fertigungsgruppen zusammenarbeiten, und daß sowohl die Arbeitsgeschwindigkeit der
Gruppe als auch die sämtlicher Maschinen geregelt werden kann.
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Dies hatte aber bisher den elektrischen Einzelantrieb zur Voraussetzung,
bei welchem die Geschwindigkeit aller Motoren durch Änderung von Betriebsgrößen
des Netzes (Frequenz, Spannung o. dgl.) gemeinsam geregelt werden kann. Derartige
Anlagen haben naturgemäß einen verhältnismäßig schlechten Ausnutzungsfaktor.
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Die Verschiedenartigkeit der Bearbeitungsweise von Stoffen und Garnen
in Bleicherer, Mercerisier- und ähnlichen Anlagen erfordert nämlich eine verhältnismäßig
große Anzahl von Arbeitsmaschinen. Eine Stoffart, an die hohe Anforderungen gestellt
werden, muß bis zur Fertigstellung viele Arbeitsmaschinen und Bäder durchlaufen,
während eine Stoffart minderer Oualität nur eine Behandlung in wenigen Maschinen
erfordert, so daß fast nie alle Maschinen in Betrieb sind.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Mehrmotorenantrieb,
bei welchem die Stoffe sowohl fortlaufend auf sämtlichen Maschinen als auch unter
größtmöglichster Ausnutzung der Maschinenanlage auf wahlweise zu Gruppen zusammengeschalteten
Maschinen bearbeitet werden können. Dies wird dadurch erreicht, daß die einzelnen
Maschinen wahlweise in Gruppen derart schaltbar sind, daß jede dieser gebildeten
Gruppen mit einer von der Geschwindigkeit der übrigen Gruppen unabhängigen Geschwindigkeit
laufen kann.
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Ein derartiger Antrieb gestattet also auch, alle vorhandenen Arbeitsmaschinen
gleichzeitig, aber in verschiedenen Gruppen zu betreiben. Da diese Gruppen voneinander
unabhängig sind und die Maschinen jeder einzelnen Gruppe gemeinsam geregelt werden
können, können auf diese Weise mit einer Anlage gleichzeitig nicht nur einzelne
Stoffarten, sondern mehrere Stoffe bearbeitet werden.
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Die Einrichtung ist in der Zeichnung beispielsweise erläutert.
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Abb. z zeigt die schematische Anordnung von sechs Arbeitsmaschinen.
Abb.
2 zeigt die Schaltanlage für zwei Gruppen von Arbeitsmaschinen.
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Abb. 3 zeigt eine besondere Zusatzvorrichtung._ Die Vorteile
der Erfindung lassen sich am besten aus der Abb. i erkennen, in welcher schematisch
eine Anlage mit sechs Maschinen dargestellt ist. Diese Anlage ist unter Verwendung
der bisher bekannten Antriebe nur dann vollkommen ausgenutzt, wenn ein einziger
Stoff bearbeitet wird, welcher alle sechs Maschinen zu durchlaufen hat. Wird aber,
was meistens vorkommt, ein Stoff in Bearbeitung genommen, dessen Fertigstellung
weniger als sechs Maschinen erfordert, etwa nur die Maschinen i ,2, q., so würde
bei den bekannten Anordnungen die Anlage nur halb ausgenutzt sein (vgl. die ausgezogene
Linie I). Die Erfindung ermöglicht es nun, die übrigen Maschinen, unabhängig von
der durch die ausgezogene Linie verbundenen Gruppe, ebenfalls in eine gemeinsam
regelbare Arbeitsgruppe zusammenzuschließen. Ein weiterer 'Stoff kann also durch
die Maschinen 3, 5, 6 (gestrichelte LinieII) laufen, und zwar in fließender Fertigung,
da es möglich ist, jede der beiden Maschinengruppen unabhängig voneinander zu regeln.
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In der Abb. 2 ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
dargestellt, und zwar für den oben angegebenen Fall, in dem zwei Stoffarten in zwei
Fertigungsgruppen fließend bearbeitet werden sollen. Der Drehstrommotor M betreibt
die beiden Leonarddynamos L1 und L2 und die Erregermaschine E. Mittels der beiden
Regelwiderstände W1 und W2 lassen sich die Spannungen der beiden Dynamos L1 und.
L2 regeln. Die Maschine L1 arbeitet auf das Netz Ni, Pl, an welches die Motoren
der ersten Gruppe angeschlossen werden, während die Maschine L2 die Motoren der
zweiten Gruppe über das Netz N2, P2 speist. Die Erregerwicklungen der Antriebsmotoren
Ml, M2 usw. liegen in Reihe mit den zugehörigen Regelwiderständen R1, R2 usw. am
Netz N, Pe, auf welches die Erregermaschine E mit konstanter Spannung arbeitet.
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Durch die Umschalter Ui, U2, U3 usw. ist es möglich, die Antriebsmotoren
Ml, M2 und gegebenenfalls weitere Mg usw. wahlweise an das Netz Ni, P1 oder N2,
P2 zu legen und dadurch in zwei Gruppen einzuteilen. Die Arbeitsgeschwindigkeiten
der beiden Fertigungsgruppen werden durch Verändern der Spannungen der Dynamos L1
und L2 geregelt. Davon unabhängig können die Drehzahlen der einzelnen Motoren durch
die Regler Rl, R2 usw. geändert werden.
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Die Wirkungsweise der Einrichtung ist folgende: Zunächst werden die
Motoren der in den beiden Fertigungsgruppen arbeitenden Maschinen durch die Umschalter
Ui, Uz usw. an die Netze I (Ni, P1) und II (N2, P2) angeschlossen. Hierauf wird
jede Gruppe durch Änderung der Klemmspannung der die beiden Netze NI,
PI und N2, P2 speisenden Leonarddynamos Ll, L2 in Betrieb genommen und die
jeweils gewünschten Arbeitsgeschwindigkeiten eingestellt. Etwaige Unterschiede in
den Geschwindigkeiten der einzelnen Motoren, die in einer Gruppe arbeiten, können
durch die Regler R1 und -R2 ausgeglichen werden, so daß der relative Gleichlauf
hergestellt ist. Die einzelnen Motoren können auch durch die zugehörigen Anlasser
Al, A2 in Betrieb genommen werden.
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Von Vorteil ist es, die Störung des relativen Gleichlaufs der Motoren
in einer Fertigungsgruppe durch besondere Vorrichtungen bemerkbar zu machen. Zweckmäßig
werden hierzu die an sich bekannten Stoffspeicher benutzt, die zwischen im Fertigungsgang
aufeinanderfolgenden Maschinen angeordnet werden. Mit jeder solchen Vorrichtung
wird ein Zeiger so verbunden, daß dem die Anlage bedienenden Arbeiter ein Vorlaufen
oder Nachbleiben einzelner Maschinen ersichtlich ist. Die bestehenden Ungleichmäßigkeiten
werden dann durch Nachstellen der Regler R1, R2 usw. ausgeglichen. Die Anordnung
kann natürlich auch so getroffen werden, daß der Stoffspeicher auf eine mechanische
Vorrichtung einwirkt, welche einen Regler steuert, der den Gleichlauf wiederherstellt.
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Abb. 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer solchen Stoffspeichervorrichtung
in der besonderen Anordnung für die oben beschriebene Schalteinrichtung. Der Stoff
wird aus einer Arbeitsmaschine (Pfeil a) über die Rollen 7, 8, 9 nach einer zweiten
Arbeitsmaschine (Pfeil b) geleitet. Die Rolle 8, die durch ein Gewicht io beschwert
ist, bleibt bezüglich ihrer Höhenlage in Ruhe, solange Einlaufgeschwindigkeit und
Auslaufgeschwindigkeit gleich sind. Ändert sich eine dieser Geschwindigkeiten, so
hebt oder senkt sich das Gewicht io und damit ein z. B. dort angebrachter Zeiger
ii, der angibt, daß einer der Antriebsmotoren nachzuregeln ist.
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Selbsttätig kann die Regelung so erfolgen, daß ein an dem Gewicht
angebrachtes Gestänge i2 den Regelhebel des Reglers R betätigt und dadurch den Feldstrom
der die Arbeitsmaschinen antreibenden Motoren beeinflußt, wodurch der relative Gleichlauf
wiederhergestellt wird.