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Verfahren zur Herstellung gerbfertiger Blößen mit Schwefelnatrium
Bisher «-erden Rohhäute und Felle für die Gerbung in der Weise vorbereitet, daß
man sie mit Schwefelnatrium und Kalk oder Kalk allein oder Arsenik und Kalk u. dgl.
äschert. Durch diesen Äscherprozeß «erden die Häute und Felle stark geschwellt,
insbesondere durch die Bildung von Natronlauge. Man ist daher gezwungen, um ein
gutes Leder zu erzielen, die geäscherten Blößen einem Beizprozeß zu unterwerfen.
Hierzu benutzt man neuerdings insbesondere Enzyme bzw. Fermente.
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Dieses Verfahren ist verhältnismäßig umständlich, weil es zur Vorbereitung
der Haut für die Gerbung zwei getrennte Operationen erforderlich macht.
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plan hat auch bereits vorgeschlagen, Schwefelnatrium allein, ohne
Zusatz von Kalk, zur Enthaarung und Äscherung von Häuten und hellen zu verwenden.
Es hat sich indessen gezeigt, daß Schwefelnatrium allein nicht den beabsichtigten
Effekt mit Sicherheit erreichen läßt. Infolgedessen wird zur Zeit ganz allgeinein
eine Mischung von Schwefelnatrium und Kalk zum Enthaaren und Äschern benutzt.
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Es hat sich nun gezeigt, daß bei der Herstellung gerbfähiger Blößen
mit Hilfe von Schwefelnatrium dann besondere technische Vorteile erreicht werden,
wenn die Äscherung unter gleichzeitigem Zusatz einer oder mehrerer Zuckerarten,
Milchsäure und gegebenenfalls gereinigter Sulfitcelluloseablauge erfolgt.
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Demgemäß besteht die Erfindung darin, claß man die mit Wasser in der
üblichen Weise geweichte Haut in einer Mischung von Schwefelnatrium, einer Zuckerart
und Milchsäure äschert. Als Zucker können beispielsweise Glucosen, wie Dextrose,
Traubenzucker, Stärkezucker, Kartoffelzucker, Fructosen, wie beispielsweise Lävulose,
Fruchtzucker, Maltosen oder aber Polysaccliaride,wie Lactose, Rübenzucker, Zuckersirup,
Melasse, oder aber Mischungen verschiedener Zuckerarten Verwendung finden, wobei
nian als Milderungsmittel noch eine geringe Menge Sulfitcelluloseablauge zusetzen
kann.
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An Stelle reiner Zuckerarten können auch zuckerhaltige Stoffe Verwendung
finden. Behandelt man in diesem Äscherungsprozeß Häute und Felle, so lösen sich
wohl die Haare und der Grund, aber die Häute schwellen nicht auf, sondern sie bleiben
weich und elastisch. Es braucht daher der übliche Beizprozeß nicht mehr vorgenommen
werden, sondern die derart behandelten Häute und Felle können dann sofort einem
der üblichen Gerbverfahren unterworfen werden.
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Durch die gleichzeitige Verwendung von Milchsäure wird eine größere
Weichheit der Blößen erzielt. Bei ganz schlechten Rohhautgattungen, die eine geringe
Substanz besitzen und daher leer und abfällig sind, ist ein geringer Zusatz von
Sulfitcelluloseablauge zweckmäßig. Durch letzteren Zusatz bleiben die Blößen noch
flacher, glatter und weicher. Mit einer derartig zusammengesetzten ÄscherflÜssigkeitkann
die Äscherung mit Temperaturen
vorgenommen werden, die höher als
die bisher üblichen liegen, beispielsweise bei Temperaturen von 3o bis 35° C.
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Durch diese Arbeitsweise kann man selbst bei geringerer Rohware ein
feinnarbiges, nicht abfälliges Leder erzielen, da die Blöße vollständig geschont
ist; der Narben selbst ist sehr zart, geschldssen und von feinster Struktur. Ausführungsbeispiele
r. Bei gesalzenen Rindshäuten: Aus 5o Teilen Schwefelnatrium (30','" ig),
25 Teilen Glucose, z8 Teilen Maltose stellt man sich eine Flotte von r6°
Be her. Diese verdickt man gleichmäßig mit einem neutralen Träger (Kaolin, Koksmehl)
usw. zu einem Brei von 33 bis 36° Be bei einer Temperatur von 2o° C. Mit diesem
Brei schwödet man die geweichten Häute oder Felle an in gewohnter Weise mit Pinsel
oder auch durch Eintauchen, läßt die Häute oder Felle ( bis ro Stunden liegen und
bringt sie alsdann in den eigentlichen Äscher.
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Auf aoo kg gesalzener Rohware: rechnet man zur Äscherung im Faß nicht
mehr als 170 °1'" Wasser, 3 "/" von einem Gemisch aus 5o Teilen Schwefelnatrium
(3o"j"ig), 25 Teilen Ghicose, 18 Teilen Maltose. Die Temperatur der Flotte
beträgt im Faß 27 bis 30° C. Man setzt, nachdem das Faß 5 bis so Minuten gelaufen
ist, noch 0,4 bis o,65 "j'" Milchsäure langsam hinzu.
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z. Bei schlechteren Hautprovenienzen, Kühen, trocken gesalzenen: Der
Schwödeprozeß ist wie bei _`v r. i, nur ändert sich der :scher insofern, daß man
noch 6 bis 8 Teile Sulfitcellulose, je nach Rohhaut, dein Gemisch aus so Teilen
Schwefelnatrium, 25 Teilen Glucose, 18 Teilen Maltose zusetzt.
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3. Bei trockener Rohware, Kipsen usw. schlechtester Arten: Der Sehwödebrei
bleibt wie oben der gleiche; man setzt im scher wie bei 2. im gleichen Verhältnis
Sulfiteelluloseablauge hinzu und bei Verwendung von 3 "/", o,6 bis 0,7 "/" 5o""`"ige
Milchsäure.
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Das Verfahren ermöglicht es, Häute und Felle unmittelbar für den Gerbprozeß
geeignet zu machen. Sie behalten ihre natürliche weiche Beschaffenheit, der Narben
ist weich und mild, und ist die Blöße nach kurzem Waschen in einem Zustande, als
wäre sie mittels Enzymen bzw. Fermenten leicht gebeizt.
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Man hat zwar bereits vorgeschlagen, beim Entkalken und Beizen von
Häuten und Fellen gleichzeitig saure Salze und Kochsalz sowie Borsäure und Zucker
oder zuckerhaltige Stoffe zuzusetzen. Ebenso ist es bekannt, als Ersatz der in der
Gerberei verwendeten aniinalischen, vegetabilischen und mineralischen Stoffe, wie
Phosphorsäure und Buttersäure, finit Alkalien und Erdalkalien zii verwenden.
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Schließlich ist es auch bekannt, die Äscherwirkung von kalk- und schwefelnatriumhaltigen
Äscherbrühen durch Zusatz von Kohlehydraten zu mildern.
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Von diesen Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch, daß
eine Verwendung von Kalk überhaupt nicht erfolgt. Infolgedessen übt der Zucker hier
eine ganz andere Wirkung aus.
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Durch die gleichzeitige Verwendung von Milchsäure kann man das Äschern
bei etwas höheren Temperaturen vornehmen, als das bisher möglich war, ohne Gefahr
zii laufen, daß die Häute zu stark angegriffen werden.
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Auch die bekannten Verfahren zum Entk,ilken und Gerben von Blößen
mit Hilfe von Sulfitcelluloseablauge haben mit dem vorliegenden Verfahren nichts
zu tun, weil es ja hier auf ein Entkalken überhaupt nicht ankommt.