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Verfahren und Bürste zum Bürsten von Hutstumpen, gewalkten Tuchen
und anderen Gegenständen aus Tierhaaren, Wolle o. dgl. Um den aus Tierhaaren, Wolle
u. dgl. hergestellten Hutstumpen, besonders Velourhutstumpen, gewalkten Tuchen mit
faseriger Decke und anderen Erzeugnissen ähnlicher Bearbeitung einen sammetweichen
Griff und ihrer Faserdecke einen seidigen Glanz zu erteilen, benutzt man bisher
eine Bürstvorrichtung, die das Arbeitsgut unter ständigem Zufluß möglichst kochenden
Wassers bearbeitet, wobei die Bürste die nach außen freiliegenden Fasern glättet,
in Strich legt und unter der Einwirkung des heißen Wassers, in Verbindung mit dem
Druck der Bürste, einen gewissen Bügeleffekt auf der Faser erzeugt. Je größer die
Hitze, desto glatter und glänzender wird die Faserdecke, und in dem gleichen Verhältnis
steigt auch die Beständigkeit der geglätteten Faser, da mit der Hitze die Widerstandskraft
der Faser abgetötet und dadurch verhindert wird, daß letztere wieder in ihren natürlichen
Kräuselungszustand zurückgeht.
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In demselben Verhältnis wirkt aber auch die Hitze des zugeführten
Wassers auf das innere Gefüge des Arbeitsgutes ein, und indem auch hier die Faser
mehr und mehr abgetötet und erweicht wird, lockert sich der vorher fest verfilzte
Kern in seinem gegenseitigen Zusammenhange, weil die Bürste mindestens nach einer
Richtung hin einen schiebenden Zug auf das Arbeitsgut ausübt, und da mit der fortschreitenden
Bearbeitung die Spannkraft der Faser immer geringer wird, so ist der Kern des fertigen
Arbeitsstückes stets um so weniger fest und formbar, je höher der Glanz und die
Griffigkeit der Oberfläche herausgearbeitet wurde.
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Besonders bei der Herstellung von Velourhüten, die als Stumpen in
Kegelform gebürstet und später in die eigentliche Hutform ausgeformt werden, ist
es unbedingt nötig, daß der innere Kern des Filzes bei der Formung noch seine Spannkraft
besitzt und diese erst in der endgültigen Form abgetötet wird, sonst zieht sich
der abgeflachte Kopf, die scharfe Bandstelle und der flache Rand des fertigen Hutes
unter dem Einfluß der Witterung mehr oder weniger in die ursprüngliche Kegelform
zurück; andererseits würde aber bei ungenügendem Bürsten später beispielsweise jeder
Regentropfen auf dem fertigen Arbeitsstück seine unverwischbare Spur hinterlassen,
indem sich die Faserdecke an den betreffenden Stellen wieder verkräuselt und den
Glanz verliert.
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Die Ausübung des bisherigen Bürstverfahrens stellt demnach an die
Aufmerksamkeit des Arbeiters die höchsten Anforderungen, die dadurch noch gesteigert
werden, daß wegen des ständigen Zulaufs von kochendem Wasser das heiße Arbeitsgut
nur unter Verwendung von Gummihandschuhen angefaßt werden kann, die wohl das Hantieren
erschweren, aber keinen unbedingten Schutz gegen schwerste Verbrühungen der Hände
darstellen.
Die vorliegende Erfindung verwendet zur Erzielung der
nötigen Hitzeeinwirkung auf die Faserdecke eine heizbare Bürste, deren Borsten zu
diesem Zwecke aus unverbrennbarem, wärmeleitendem Material (beispielsweise Metalldraht)
bestehen und von sich aus die der Faserdecke des Arbeitsgutes zugeführte Feuchtigkeit
nur dort und in dem Augenblick zum Sieden bringen, wo die Borsten die Fasern berühren.
Dadurch wird es erreicht, daß einerseits der Bürstvorgang absolut unter Siedetemperatur
erfolgt und mithin den höchsten Wirkungsgrad gewährleistet, andererseits aber der
Kern des Arbeitsstückes in seinem Gefüge nicht angegriffen wird und somit seine
Festigkeit, Filzfähigkeit und Formbarkeit behält.
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Bürsten mit Heizvorrichtungen sind zwar bekannt, jedoch dienen diese
entweder zum gleichzeitigen Dämpfen des Arbeitsgutes oder aber Sonderzwecken, wie
z. B. zum Trocknen von Haaren.
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Irr der Zeichnung sind einige Ausführungsformen der heizbaren Bürste
beispielsweise dargestellt, und zwar zeigen Abb. i und 2 eine umlaufende, walzenförmige
Bürste mit Borstenbezug im Mantel und von innen durch Dampf heizbarem, hohl ausgebildetem
Bürstenkörper; Abb.3 und 4. stellen eine gleiche Bürste für Gasheizung dar; Abb.
5 ist eine Flachbürste für elektrische Beheizung, deren Arbeitsfläche ebensogut
kreisförmig, viereckig, oval oder in jeder anderen Form ausgebildet sein kann.
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Die Bürste besteht vorteilhaft aus einem metallenen Hohlkörper, der
im Innern durch eine beliebige Hitzequelle beheizt wird und an seiner Arbeitsfläche
mit unverbrennbaren, wärmeleitenden Borsten besetzt ist, deren einzelne Bündel direkt
in die Bürstenkörper eingezogen sind und sofort dessen Temperatur annehmen. So ist
in Abb. i und 2 der hohle Bürstenkörper a mit den Borsten b versehen; der mit dem
Bürstenkörper a umlaufende Deckel c trägt einen Rohrstutzend, welcher durch eine
Verschraubung e-f mit dem feststehenden Dampfrohr g verbunden ist, so daß der Dampf
in das Innere des drehenden Bürstenkörpers eintreten kann. Das hier entstehende
Kondenswasser wird entweder durch die Bindelöcher des Borstenbezuges oder durch
zwischen denselben angeordnete Löcher oder auch durch eine andere Einrichtung entfernt,
die aber auf die Erfindung keinen Einfluß hat und deshalb in der Zeichnung nicht
angedeutet ist.
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Nach Abb. ; und :1 ist der mit den Borsten b besetzte hohle Bürstenkörper
a mit Gasheizung vorgesehen, wobei der Brennstoff durch das Rohrft zugeleitet, durch
den Hahn i geregelt, bei k mit Luft gemischt und an den Brennerrohrenl zur Verbrennung
gebracht wird, so daß. die Erhitzung des Bürstenkörpers in der ganzen Breite und
an mehreren Stellen des Umfanges gleichzeitig erfolgt.
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Nach Abb. 5 ist der hohle Bürstenkörper a nicht walzenförmig, sondern
flach ausgeführt, und bildet der Borstenbezug b demnach eine ebene Fläche. Die Heizung
erfolgt durch Elektrizität mittels des Widerstandes nt, der an der den Borsten abgewendeten
Seite durch eine Isolierschicht n abgedeckt und durch Schrauben o im Deckel p gegen
die borstentragende Fläche angepreßt wird.
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Selbstverständlich kann die Form der Bürste jedem Zweck entsprechend
ausgebildet und das Heizmittel für jede Art der Bürstenform beliebig gewählt werden,
beispielsweise können auch die Walzenbürsten nach Abb. i und 3 anstatt mit Dampf
oder Gas durch Elektrizität geheizt werden, und ebenso ist die Flachbürste nach
Abb. 5 auch durch Dampf oder Gas heizbar einzurichten; desgleichen kann als Heizmittel
jedes andere Brennmaterial, wie Spiritus, Benzin usw., verwendet werden.
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Die Wirkung des neuen Verfahrens ist folgende Nachdem die Bürste entsprechend
angeheizt ist, wird das zu behandelnde Arbeitsgut, das hierfür nicht mehr mit annähernd
kochendem Wasser überschwemmt, sondern finit kaltem oder mäßig erwärmtem Wasser
nur leicht angefeuchtet zu werden braucht, der Wirkung der Borsten ausgesetzt, deren
aufgespeicherte Hitze die Feuchtigkeit der berührten Fasern sofort zum Sieden bzw.
zum Verdampfen bringt, so daß die Bearbeitung der Faserdecke unter lebhafter Dampfentwickelung
vor sich geht. Durch die ständige Einwirkung der Hitzequelle wird die bei der Verdampfung
der Feuchtigkeit unvermeidliche Abkühlung der Borsten sofort wieder ausgeglichen
und somit die zur Verdampfung erforderliche Temperatur aufrechterhalten. Die Fasern
des Arbeitsgutes, die von der inzwischen siedend heiß gewordenen Feuchtigkeit umgeben
sind, werden durch die Siedehitze bis ins Mark abgetötet, unter der Wirkung der
heißen Borsten geglättet, in Strich gelegt und durch den gleitenden Druck der Metallborsten
mit einem bisher unerreichten Bügelglanz versehen, der durch keinerlei Witterungseinflüsse
später zerstört werden kann.
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Dadurch, daß die Feuchtigkeit des Arbeitsstückes nicht durch und durch,
sondern nur im Bereiche der Borsten erhitzt wird, bleibt der Kein des zu bearbeitenden
Filzes von der Erhitzung unberührt; die Kernfasern behalten ihre Spannkraft und
Filzfähigkeit
und können sich durch die schiebende Gleitwirkung
der Borsten immer weiter ineinander verfilzen, so daß bei diesem Verfahren die Festigkeit
des fertigen Arbeitsstückes trotz höchsten Bügelglanzes wesentlich größer wird als
vor dem Bürsten.
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Da bei dem neuen Bürstverfahren die Zuführung kochenden Wassers nicht
mehr erforderlich ist, sondern das einfache Eintauchen des Arbeitsstückes vor dem
Bürsten in kaltes oder mäßig warmes Wasser genügt, so ist auch die Ausübung des
neuen Bürstverfahrens wesentlich einfacher und zuverlässiger, weil selbst bei nachdrücklichster
Bearbeitung der Faserdecke jede Überanstrengung der Kernfaser ausgeschlossen und
die Anwendung besonderer Schutzmaßnahmen gegen Verbrühung des Arbeiters überflüssig
ist.