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Verfahren zur Vervielfältigung photographischer Bilder durch Flachdruck
unter Verwendung von in bekannter Weise hergestellten Quell- oder Auswaschreliefs
und inerten Druckplatten Es sind Flachdruckverfahren bekannt, welche den Zweck haben,
Schriftbilder, die mit einer besonderen Tinte hergestellt sind, zu vervielfältigen.
Diese Verfahren. arbeiten zum Teil so, daß sie auf einer inerten Platte, z. B. Glas,
eine Präparierschicht aufbringen, welche Aluminium oder Magnesium (ö. P. 64 5
16, H u r w i t z cC C o.) enthält, aber auch nach :älteren und neueren Erfahrungen
andere Metallsalze enthalten kann. Zwischen Schriftbild und diesen Metallsalzlösungen
findet eine Reaktion statt, infolge welcher nach dein Abwaschen mit einer besonderen
Lösung ein mit fetter Farbe einfärbbares Bild auf der Platte hinterbleibt.
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Diesen Vorgang benutzt H u r w i t z in seinem Patent 357 oSq auch,
um aus Photographien Druckformen anzufertigen. Zu diesem Zwecke gellt er von einem
getrockneten Halogensilbergelatiliebild aus, das er etwa mit Lack einwalzt und mit
saurer Wasserstoffsuperoxydlösung behandelt. Dadurch wird die Gelatine an den Bildstellen
bis auf den Papiergrund ausgewaschen. \Tach dem Trocknen behandelt er mit Ammoniak
und kann nun die Photographie, ganz analog, wie ein mit Ammoniak., geschriebenes
Schriftbild reproduzieren. In einem zweiten Ausführungsbeispiel zeigt er, wie man
ein Negativ in ein Positiv verwandeln. kann- : doch bleibt er auch hier im Prinzip
dabei, daß die Papierstellen mit Alkali imprägniert werden und zur Einwirkung gelangen.
Aus diesen beiden Ausführungsbeispielen leitet er ab, daß in ähnlicher Weise aus
allen Photographien Oberflächen mit differenzierter Aufnahmefähigkeit hergestellt
und so für das vorliegende Verfahren nutzbar gemacht werden können. An Hand der
angeführten Beispiele wird man aber zufolge dieser Patentschrift nur trachten, freie
Papierstellen zu erhalten, die eine Imprägnierung annehmen.
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Gegenstand dieser Erfindung ist ein Verfahren, mit dem- es in kürzester
Zeit, auf einfachem Wege und daher betriebssicher gelingt, photographische Bilder
in Flachdruckklischees zu verwandeln. Der Erfinder hat nämlich erkannt, daß man
zur Herstellung
eines Flachdruckklischees auf inerten Platten ohne
zu trocknen und Papierflächen freizu. legen, das feuchte Quellrelief direkt zur
Er. zeugung einwalzbarer Bildelemente verwenden kann.
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Dies war auf Grund der Patentschrift ,57 o89 nicht vorauszusehen,
da dort immei auf die Übertragung des wirksamen Mittels mit Hilfe der freigelegten
Papierstellen Wert gelegt wird und andererseits die Verletzlichkeit feuchter Gelatineschichten,
deren Reaktionsfähigkeit und Adsorptionsfähigkeit für die erzeugten -Niederschläge
übelstände .erwarten ließ, die die Gangbarkeit eines Weges über das nasse Quellrelief
zur Erzeugung einer Druckform unmöglich gemacht hätten. Außerdem hätten bei dem
relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt nasser Quellreliefs unerwünschte Verfließungen
eintreten können.
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Gegenüber dein Patent 357 089 zeigt das vorliegende Verfahren
der Benutzung feuchter Vuellreliefs einen schnelleren und einfacheren -Veg von einer
Photographie zu einem einwalzbaren Druckklischee zu kommen. Dieser Weg über das
nasse Quellrelief erweitert aber auch, wie später gezeigt wird, die Möglichkeiten
zur. Erzielung eines Druckklischees. In folgendem werden nun die Hauptrichtungen
aufgezeigt, nach denen das Verfahren ausgeübt werden kann.
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Als Ausgangsmaterial für die Versuche wurden Quellreliefs verwendet,
wie sie für den bekannten Bromöldruck hergestellt werden, nur finit dem Unterschied,
daß nach dem Bleichen der warmen, zum Quellen dienenden l-'lüssigkeit Reagenzien
zugesetzt werden. welche in folgendem kurz Kontaktreagenzien genannt werden sollen.
Ebensogut können natürlich auch als Ausgangsmaterial für diese Versuche die noch
feuchten Gelatinebilder dienen, wie sie dem Öldruck oder Pigmentdruck zugrunde liegen,
da auch diese an den licht- und Schattenstellen höher oder weni-,-er hoch gequollene
Gelatine enthalten. Zur Herstellung von Quellreliefs hat es sich für dieses Verfahren
als besonders vorteilhaft erwiesen, von vornherein Halogensilber--elatinebilder
nach L i e s e g a n g mit sulfiti reier, alkalischer Pyrogallollösung zu 'entwikkeln.
Es gibt jedoch auch andere gerbend % irkende Entwickler, die hier verwendet werden
können. Solche Bilder geben im nachio4genden Quellbad ohne Bleichbad ein ein-\t:eiidfreies
Quellrelief. Es ist natürlich auch moglich, noch feuchte Auswaschreliefs, wie -ie
etwa h o p p m a n n herstellt, zu verwenden. Dabei entsteht nämlich überall dort,
wo bei den Quellreliefs ein Positiv entsteht, ein Negativ, und umgekehrt. Aber auch
hier ist der 'frägrr der Reaktion die feuchte, gequollunc t .elatine. Der Klarheit
halber beschäftigt sich die folgende Detailbeschreibung nur mit Quellreliefs, die
aus Bromsilbergelatinebildern erzeugt werden.
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I. Negativverfahren Die Glasplatte, die als Träger des Bildes dienen
soll, wird mit einer Präparierflüssigkeit, die das Salz eines unedlen Metalls, z.
B. Chromchlorid, enthält, in derselben Weise, wie es bei den Schriftvervielfältigungsverfahren
üblich ist, imprägniert. Als Quellbad wird eine Lösung verwendet, welche neben Glycerin
etwas Soda als Kontaktsubstanz enthält und darin ein wie für den Bromöldruck gebleichtes
Bild quellen gelassen. Hierbei wird an den gequollenen Stellen die Gelatine mehr
Soda enthalten als an den nichtgequollenen Stellen. Man preßt nun das Bild zwischen
Filterpapier ab, um es von anhaftenden Wassertropfen zu befreien, legt es dann auf
die präparierte Platte und preßt es finit Hilfe eines Rollenquetschers fest an.
An den gequollenen, d. h. weißen Stellen des Bildes, entstehen mit der Metallsalzlösung
auf der Platte festhaftende Niederschläge, die mit fetter Farbe einfärbbar sind.
'-;ach einer Kontaktzeit, die sich nach der Art und Konzentration des Kontaktreagens
richtet, wird das Bild von der Platte abgehoben. Die Platte selbst wird mit Wasser,
dem man etwas Glycerin oder sonst geeignete Reagenzien zusetzen kann, abgewaschen,
um die Präparierflüssigkeit, sofern sie nicht verbraucht ist, zu entfernen. Das
auf der Platte zurückbleibende Bild kann mit fetter Farbe eingefärbt werden und
für eine beliebige Zahl von Abzügen auf jedem Papier oder anderen geeigneten Unterlagen
verwendet werden. , Bei Verwendung von feuchten Quellreliefs sind aber noch weitere
Ausführungsformen dieses Verfahrens möglich, wie folgende: A. Nimmt man die Quellung
nur in einem Wasser-Glycerin-Gemisch ohne jedes Kontakt- i reagens vor, so erhält
man ein neutrales Quellrelief, dessen gequollene Stellen sich nur durch den größeren
Wassergehalt von den ungequollenen (belichteten) Stellen unterscheiden. Preßt man
ein solches neutrales, feuch- i tegs Quellrelief auf eine in bekannter Weise präparierte
Platte, so setzt an den gequollenen Stellen infolge der intensiven Berührung eine
Hydrolyse der in der Plattenpräparierung enthaltenen Salze ein. Die Säure dieser
Salze i diffundiert in die Gelatine, während auf der Platte die Hydroxyde als einfärbbare
Bildelemente verbleiben.
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B. Man kann die einfärbbaren Bildelemente aber auch auf andere Weise
erzeugen, wenn i man die große Menge Flüssigkeit, die durch das C>uellrelief zur
Verfügung stehen, benutzt.
Verwendet man in obigem Beispiel als
Imprägnierung essigsaure Polypeptidlösung und als Reagens im Quellrelief Natriumnitrit,
so entsteht nach den Arbeiten von S k r a u p und Schülern Desamidoeiweiß, Dieses
haftet an der Glasplatte und nimmt fette Farbe an, während die unveränderte essigsaure
Eiweißlösung durch @Vasser entfernt werden kann.
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Auf den beschriebenen Wegen erhält man bei Anwendung von Quellreliefs
von einem Negativ ein Positiv, und inngekehrt, und es eignen sich diese Verfahren
insbesondere dazu, um von -Negativen, z. B. Filmen, direkt druckfähige Positive
zu erzeugen (bei Verwendung von Auswaschreliefs umgekehrt).
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Aber auch das folgende Verfahren ist mit lufttrockenen Originalen
nicht ausführbär. II. Positivverfahren Man imprägniert die Platte wie unter I mit
einer Metallsalzlösung, etwa Aluminiumchlorid, und erzeugt dann auf der ganzen Platte
einen mit fetter Farbe einfärbbaren Niederschlag, etwä in der Weise, daß man die
Platte Ammonialdämpfen aussetzt. Man wäscht hierauf, um von den entstandenen Ammonsalzen
zu befreien, die Platte mit Wasser ab. Es wäre somit die ganze Platte mit fetter
. Farbe einfärbbar. Das Quellrelief wird nun diesmal statt mit einem Sodazusatz
mit verdünnter Säure als Kontaktreagens erzeugt. An den gequollenen, also hellen
Stellen des Bromsilberbildes ist demnach mehr Säure enthalten als an den nichtgequollenen
Stellen. Das Bild wird nun wie unter 1 mit einem Rollenquetscher auf die Platte
aufgepreßt und nach einer Kontaktzeit, welche sich nach Art und Konzentration des
Kontaktreagens richtet, wieder heruntergenommen. Hierbei ist der einfärbbare Niederschlag
an den hellen, gequollenen Stellen aufgelöst worden. Nach Abnehmen des Quellreliefs
überwischt man die Platten mit einer glycerinhaltigen Lösung zur Entfernung des
aufgelösten Niederschlages und etwa überschüssiger Säure. Das auf der Platte zurückgebliebene
Bild kann nunmehr mit fetter Farbe eingewalzt und, je nachdem die Farbe weicher
oder härter gehalten wurde, mit dem Rollenquetscher von Hand aus oder unter einer
Lithographenpresse beliebig oft auf jedem gewöhnlichen Papier abgezogen werden.
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Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß überall, wo es sich bei den beschriebenen
Verfahren um das Aufpressen des Quellreliefs auf die Platte handelt. es sich als
vorteilhaft erwiesen hat, die Quellung so hoch zu treiben. daß nur die gequollenen
(lichten) Stellen des Quellreliefs mit der Platte in Berührung kommen. Der Erfinder
hat ferner gefunden, daß es noch weitere neue Wege gibt, von photographischen Bildern.
Flachdruckklischees zu erhalten. Die Grundlage dieser Verfahren bilden ebenfalls
nasse, in bekannter Weise hergestellte Quell- oder Auswaschreliefs von Bromsilbergelatine,
Chromkasein, Chromgelatine oder Pigmentbildern, deren Bildschicht zur Trägerin geeigneter
Reagenzien gemacht wird. Der Einfachheit halber nenne ich weiterhin nur Bromsilbergelatinebilder.
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Weiterhin wurde jedoch gefunden, daß es nicht nötig ist, die inerte
Platte mit Metallsalzen oder Hydroxyden zu imprägnieren, sondern daß man einerseits
zur Vorpräparierung Harze verwenden und andererseits mit überhaupt nicht imprägnierten
Platten arbeiten kann.
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An Hand von Ausführungsbeispielen sollen nun diese neuen Verfahren
beschrieben werden. i. Positivverfahren Man geht von einem positiven Bromsilbergelatinebild
aus und verleiht ihm durch gerbende Entwicklung (z. B. mit sulfitfreiem Pyrogallolentwickler)
oder einem normal entwickelten Bild durch Gerben in einem Bleichbad wie beim Bromöldruck
eine nach dem Belichtiuzgsgrad abgestufte Quellfähigkeit, so daß belichtete Stellen,
gar nicht oder wenig und nicht belichtete Stellen gut quellen. Dem Quellbade, welches
beim Bromöldruck aus verdünntem Glycerin besteht, setzt man eine Flüssigkeit zu,
welche sich einerseits mit demselben mischt, andererseits imstande ist, Harz aufzulösen;
wie z. B. Alkohol oder Aceton. Zum Einreiben der Platte verwendet man in Alkohol
oder Aceton gelöstes Harz und verreibt eine solche Lösung bis zur Trokkenheit auf
der Platte. Dadurch wird die Platte auf der ganzen Oberfläche einfärbbar. Preßt
man nun das, wie beschrieben, hergestellte, nasse Quellrelief auf die Platte, so
wird an den Berührungsstellen die einfärbbare Harzschicht gelöst. Das so gelöste
Harz geht teilweise durch Kapillarwirkung in die Gelatine des aufliegenden Quellreliefs
über, der Rest geht beim Einwalzen mit Farbe in dieselbe über. Die so von Harz befreiten
Stellen erscheinen beim nachfolgenden Einfärben weiß. Es entsteht ein positives
Klischee. Hierbei sei bemerkt, daß die Platte nicht inert, z. B. keine Glasplatte,
zu sein braucht. Sie muß nur die Bedingung erfüllen, für sich allein keine Farbe
anzunehmen.
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?. Negativverfahren Die Herstellung des zum Quellen fertigen Bildes
geschieht wie in Ausführungsbeispiel i. Zur Quellflüssigkeit setzt man jedoch ein
leicht hydrolysierendes Salz eines unedlen
Metalls, z. B. das Chlorid
von Eisen, Aluminium oder Chrom. Die Platte wird überhaupt nicht imprägniert, sondern
nur zur sicheren lZeutralisierung von Säure, die etwa vom Abwaschen eines früheren
Klischees zurückgeblieben sein könnte, zuerst mit Sodalösung und dann mit Wasser
gewaschen. Beim Aufpressen des Quellreliefs wird von demselben an den Berührungsstellen
(den gequollenen) etwas von der in der Gelatine befindlichen Metallsalzlösung auf
die Platte übertragen, wo nun durch Hydrolyse der Lösung einfärbbare Bildelemente
entstehen.
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Die Berührungsdauer hängt von der Konzentration des Metallsalzes in
der Quellflüssigkeit und vom Grade der hydrolytischen Spaltung des Metallsalzes
ab und schwankt in der Regel zwischen io Sekunden und 5 Minuten. Nach dem Abheben
des Quellreliefs von der Platte und Überwischen der letzteren mit glycerinhaltiger
Lösung kann mit fetter Farbe eingewalzt und umgedruckt werden. Bei diesem Verfahren
entsteht aus einem Negativ ein Positiv, und umgekehrt.
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Der technische Wert der gesamten Erfindung liegt insbesondere darin,
daß sie einen einfachen, billigen, unter Umständen mit primitiven Handwerkzeugen
ausführbaren Prozeß aufzeigt, der von der Photographie sehr schnell zu einer druckfähigen
Platte führt. 'Es ist z. B. gelungen, bei Anwendung von alkalischer Pyrogallollösung
als Entwickler nach dem oben beschriebenen Positivverfahren in io Minuten ab Exposition
der Bromsilberemulsion ein Druckklischee zu erzeugen.