DE46395C - Gas- und Dampfmotor - Google Patents
Gas- und DampfmotorInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
Die Erfindung betrifft einen Gasmotor, auf dessen einer Kolbenseite ein explosives Gasgemisch
nach der bei Gasmotoren bekannten Art zur Wirkung kommt, während auf der anderen Kolbenseite ein Gemisch von Wasserdampf
und Luft expandirend wirkt. Hierbei ist der Gasmotor auf jeder Kolbenseite, also
sowohl in Betreff des Gasgemisches, als auch des Luft- und Dampfgemisches einfach wirkend,
so dafs er in seiner Gesammtheit doppelt wirkend ist. Um ihn auf der Seite, auf welcher
das explosive Gasgemisch wirkt, einfach, also nicht, wie die meisten Gasmotoren wirken,
Y2-fach wirkend zu machen, ist ein besonderer
Verdrängerkolben vorgesehen, welcher unabhängig von dem Arbeitskolben durch die Schwungradwelle der Maschine bewegt wird.
Dieser Verdrängerkolben ist etwas kleiner als der Arbeitskolben und bewirkt ebenso
wohl bei seinem Abwärtsgang ein Ansaugen des explosiven Gasgemisches, als auch bei
seinem Rückgang eine sorgfältige Mischung des Gases mit der Luft. Das Gemenge von Wasserdampf
und Luft, welches auf der anderen Kolbenseite wirkt, wird durch Einpumpen von Luft in den Kessel und durch Zuleiten von
Wasser in den erhitzten Kolben und die erhitzte Wandung des Gasmotors erzeugt.
Die Erfindung ist auf beiliegender Zeichnung zur Darstellung gebracht.
Fig. ι zeigt einen Querschnitt, .
Fig. 2 einen Längsschnitt,
Fig. 3 eine Ansicht des Gasmotors.
Fig. 4 giebt eine Ansicht des Gasmotors von oben.
Fig. 5 zeigt einen Horizontalschnitt durch den Gasmotor in Richtung der Schnittlinie X-X,
Fig. i.
Die Einrichtung des Gasmotors ist folgende: In dem von den vier Säulen G auf der
Fundamentplatte des Gasmotors getragenen Cylinder A spielen zwei Kolben B und C, von
denen B der Arbeitskolben, C der Verdrä'ngerkolben
ist. Der Arbeitskolben B hängt durch das hohle Querhaupt D und die Pleuelstange
mit der Kurbelwelle E zusammen. Letztere bildet die Antriebswelle des Gasmotors. Der
Verdrängerkolben C erhält seinen Antrieb unter Vermittelung der Führungsstangen C1C2 durch
eine Nuthenführung e an den Kurbelscheiben E1 der Kurbelwelle E, so dafs der Verdrängerkolben
eine von der Stellung des Arbeitskolbens und der Form der Nuth e abhängige
Stellung einnehmen mufs. An dem Cylinder A sitzt seitlich in dem Schieberkasten
/ der Doppelschieber H, dessen Zweck ist, den Auspuff des explosiven Gasgemisches
auf der oberen Cylinderseite, also zwischen dem oberen Cylinderdeckel und dem Arbeitskolben, sowie den Ein- und Austritt des Gemisches
von Dampf und Luft in der unteren Cylinderseite, d. h. zwischen dem unteren Cylinderdeckel
und dem Arbeitskolben zu reguliren. Der Kanal k dient zum Ausstofsen der
Explosionsgase. Die Oeffnung k1 führt diese Explosionsgase ab, und zwar nach dem Dampfkessel
L, Fig. 3. Durch Kanal / wird das Gemisch von Luft und Dampf entweder nach
der unteren Seite des Cylinders behufs Abgabe seiner Kraft abgeleitet, oder nach dem Abgeben
seiner Kraft über Schieberkammer m nach dem Kanal Z1 abgeleitet.
Für die obere Seite des Gasmotors, in welcher der Gasmotor als solcher wirkt, dient die
Gaszündvorrichtung J, durch welche das Gasgemisch entzündet wird. -R ist ein Gasventil,
durch welches das Gemenge von Luft und Gas durch Kanal r nach der Cylinderoberseite
eintritt.
Die Wirkungsweise des Motors auf der Oberseite ist folgende:
Angenommen, es habe die Gasexplosion und die damit verbundene Expansion der Verbrennungsluft
stattgefunden und der Arbeitskolben B sei dadurch in seine tiefste Lage im Arbeitscylinder
gekommen; beim Hubwechsel geht nun der Kolben B aus seiner tiefsten Lage wieder nach aufwärts. Während der Explosion
und Expansion des Gasgemisches hatte der Verdrängerkolben C seine höchste Lage im
Cylinder eingenommen; beim Aufwärtsgang des Arbeitskolbens geht der Verdrängerkolben nach
abwärts. Der Abwärtsgang des Verdrängerkolbens. C dauert so lange, bis er unmittelbar
über den Kanal k zu liegen kommt, und der Arbeitskolben B geht zunächst so viel aufwärts,
dafs er bis an die Unterkante des Kanals k zu liegen kommt. Infolge dessen werden die von
der Explosion herrührende, von dem Arbeitskolben B und auch von der Fläche des Verdrängerkolbens
C nach dem Kanal k und von hier durch den entsprechend gestellten Schieber
H über Kammer η und den Kanal kl ausgestofsen.
Da der Verdrängerkolben C etwas kleiner ist als der lichte Durchmesser des Arbeitscylinders,
so entweicht auch ein freilich sehr geringer Theil der Verbrennungsgase über
die Kanten des Arbeitskolbens B hinweg in den Raum oberhalb desselben.
Während des Abwärtsganges des Verdrängerkolbens C öffnet sich auch gleichzeitig das
Gasventil R, und ein Gemenge von Luft und Gas, welches in der Cylinderoberseite zur Explosion
kommen soll, strömt durch den Kanal r hinter den Kolben C ein. Da nun der Verdränrierkolben
C bis zum Kanal k, also ungefahr die Hälfte der Cylinderlä'nge nach abwärts
geht, so füllt sich ungefähr die Hälfte des Cylinders mit explosiblem Gasgemenge.
Zweckmäfsig wird die Menge oder Zusammensetzung des in den Cylinder einströmenden
Gasgemisches durch einen Regulator irgend welcher Construction nach der Tourenzahl des
Motors verändert.
Nachdem in der oben beschriebenen Weise der gröfste Theil der Verbrennungsgase durch
den Kanal k ausgestofsen ist, geht der Arbeitskolben B weiter über k in die Höhe und
mufs auch der Verdrängerkolben dementsprechend in die Höhe gehen. Letzteres findet
jedoch in der Weise statt, dafs der Verdrängerkolben C dem Arbeitskolben B etwas voreilt.
Es bildet sich somit beim weiteren Aufwärtsgange der beiden Kolben zwischen B
und C ein gewisser Zwischenraum; da nun der Durchmesser des Verdrängers C etwas geringer
als der Cylinderdurchmesser ist, so findet beim Aufwärtsgang der Kolben B und C neben
Compression des Gasgemisches durch den Arbeitskolben B auch ein Vertreiben des Gasgemisches
aus dem Raum zwischen dem oberen Cylinderdeckel und dem Verdrängerkolben C
nach dem Raum zwischen den beiden Kolben B C statt, wodurch eine kräftige Mischung
der Luft und des Leuchtgases während des Comprimirens erreicht wird. Sind nun beide
Kolben in ihrer höchsten Stellung nach oben angekommen, so nehmen sie die in Fig. ι
und 2 dargestellte Lage ein, derart, dafs der erforderliche schädliche Raum oberhalb des
Zündkanals freibleibt. Durch die mit der Schieberstange h verbundene Zündvorrichtung
erfolgt dann die Entzündung des Gasgemisches im Arbeitscylinder, wobei der Verdrängerkolben
C die in Fig. ι und 2 dargestellte obere Todtpunktlage einnimmt und beibehält,
während der Arbeitskolben B nach abwärts getrieben wird. Hierauf findet bei sich wiederholendem
Spiel das Austreiben der Verbrennungsgase in der beschriebenen Weise statt.
Wie nun erwähnt, wird das durch die lebendige Kraft der bewegten Theile auszuführende
Aufwärtsbewegen des Arbeitskolbens C behufs Austreibens des expandirten Gases und
Comprimirens des einzusaugenden Luft- und Gasgemisches in der Weise unterstützt, dafs
unterhalb des Arbeitskolbens ein Gemisch von überhitztem Dampf und Luft zur Wirkung
kommt.
Die Erfinder verwenden deshalb ein Ge7 misch von Luft und Dampf, weil sich gezeigt
hat, dafs bei Verwendung eines solchen überhitzten trockenen Gemenges ein günstigerer
Wirkungseffect erreicht wird, als wie bei Verwendung von Dampf oder Luft allein. Der
Dampf, welcher zur Erzielung dieses Gemenges erforderlich ist, wird in folgender Weise in
dem Dampfkessel L erzeugt.
Der Cylinder A ist mit einem durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilten Wassermantel
α umgeben, in deren einen Theil das Wasser durch die Rohrleitung α5, Fig. 1, und
über das Rückschlagventil α4 eintritt. Das
hohle Querhaupt D, welches mit den hohlen Kolbenstangen b b des Arbeitskolbens B verbunden
ist, trägt aufserhalb des Arbeitscylinders und in dem Wasserraum α spielend einen
hohlen Pumpenkolben a2, welcher in den
Wassermantel a des Cylinders A hineinragt und mit dem an den Säulen G Gleitführung
findenden Querhaupt D auf- und abgeht. Beim Abwärtsgehen wird somit Wasser aus dem
Dampfkessel L, das bis zur Linie WL. in demselben enthalten ist, angesaugt; geht sodann
das Querhaupt mit dem Pumpenkolben α2
nach aufwärts, so wird das Wasser durch den Pumpenkolben über Ventil a1 und bei geschlossenem
Ventil a * in das Querhaupt D geprefst. Das Querhaupt D ist mit einer Scheidewand
d versehen, welche bezweckt, die Kammer des Querhauptes zu theilen und durch diese
Theilung eine Wassercirculation im Innern des letzteren hervorzurufen. Das in die eine Kammer
des Querhauptes D über Ventil a1 gelangende
Wasser geht durch Kanal b in den hohlen Arbeitskolben B, von hier durch einen zweiten,
ebenfalls von der hohlen Kolbenstange gebildeten Kanal b in die zweite Kammer des
Querhauptes D über, sodann durch das Rohr a3
in den zweiten Theil des in zwei Theile getheilteh Wassermantels α und strömt von hier
durch eine Rohrleitung in den Kessel zurück. Zum Eintreiben von Luft in den Dampfkessel
L ist eine Luftcompressionspumpe F vorgesehen, welche von dem Querhaupt D aus
mittelst der Stange f angetrieben wird, und deren Steuerung von dem Excenter/1 auf der
Kurbelwelle E aus erfolgt. Ein anderes Excenter h\ mit dem Schieber H durch die
Schieberstange h verbunden, dient zum Steuern des Schiebers H und des Gaszündventils /.
Dadurch, dafs das Wasser in dem Wassermantel α und in dem hohlen Arbeitskolben B
circulirt, entzieht es dem Arbeitscylinder und dem Arbeitskolben theilweise seine Wärme und
erwärmt sich selbst auf hohe Temperatur, so dafs es Dampf von gewisser Spannung bildet.
Zur Erwärmung des Wassers in dem Kessel L und zur Bildung hoch erhitzten Dampfes werden
die über Kanal k1 abgeführten Verbrennungsgase
des Explosionsgemisches durch den Kessel hindurchgeleitet und so veranlafst, ihre
Wärme an den Kesselinhalt abzugeben. Zum Ableiten dieser Verbrennungsgase durch den
Kessel dient das Rohr p, welches in seinem oberen Theile von einem zweiten Rohr ο umgeben
ist, durch welches der Dampf, der in den Cylinder treten soll, streicht. Letzterer
kommt so mit den von den heifsen Verbrennungsgasen bespülten Wandungen des Rohres ρ
in Berührung und wird dadurch hoch erhitzt. Das Gemisch von Dampf und Luft tritt durch
die trichterförmig erweiterte Mündung o1 des
Rohres ο in den von den Rohren ο und ρ gebildeten Zwischenraum, wird beim Aufwärtsgange
des Arbeitskolbens B (bei welchem Austreiben der Verbrennungsgase und Comprimiren
des Gasgemisches erfolgt) über Schieberkasten I nach dem Kanal / in den Cylinder
abgeleitet und treibt den Kolben B bei seinem Aufwärtsgange in die Höhe. Während der
Explosions- und Expansionsperiode des Gasgemisches wird das Gemisch von Dampf und
Luft, welches seine Arbeit geleistet hat, über Kanal I und Schieberkammer m durch I1 aus
dem Arbeitscylinder abgeführt. Es tritt daselbst durch eine passende Rohrleitung wieder nach
dem Kessel L.
War ein Motor eine Zeit lang in Gang und hat hierauf kurze Zeit stillgestanden, so leitet
man durch Oeffnen eines besonderen Ventils die durch die Luftpumpe F in dem Kessel comprimirte
Luft in den Schieberkasten /, und treibt hiermit den Arbeitskolben aufwärts. Es
findet dann beim Aufwärtstreiben des Kolbens durch die Luft in der beschriebenen Weise
Ansaugen des Explosionsgemisches statt. Wenn dies erfolgt ist, wird dasselbe entzündet, und
der Gasmotor läuft dann als solcher regelrecht weiter. So lange in dem Dampfkessel noch nicht
Dampf von genügender Spannung durch die Hitze der Verbrennungsgase gebildet ist, kann
auch der Gasmotor bei seinem Aufwärtsgange lediglich durch die comprimirte Luft getrieben
werden, welche beim Abwärtsgange des Arbeitskolbens B in der Luftpumpe F erzeugt wird.
Claims (2)
1. Ein Gasmotor, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dafs auf der einen Cylinderseite
der Arbeitskolben bei jedem Auszug von den Explosionsgasen getrieben wird und bei jedem Kolbeneinzug durch Vermittelung
eines Verdrängerkolbens C von geringerem Durchmesser, als der Arbeitscylinder
hat, die Verbrennungsgase ausgestofsen werden, frisches Gasgemisch angesaugt und comprimirt wird, und bei welchem
Kolbeneinzug ein hoch erhitztes Gemenge von Luft und Dampf, welches unter Ausnutzung der Wärme des Arbeitscylinders,
des Arbeitskolbens und der Verbrennungsgase in einem Dampfkessel gebildet
wird, hinter dem Kolben wirkt.
2. An dem unter i. gekennzeichneten Gasmotor die Anordnung des Dampfgenerators
L mit dem Wassermantel a des Arbeitscylinders A verbunden, ferner des
hohlen, mit Zwischenwand d versehenen Querhauptes D, welches durch Pumpe a2
mit dem Wassermantel a des Cylinders A und durch Rohr b mit dem hohlen Arbeitskolben
B in Verbindung steht, ferner die Anordnung des Rohres ρ centrisch in
dem Rohr o, sowie auch die der Luftpumpe F zum Erhitzen und Erzeugen
eines Gemenges von Wasserdampf und Luft.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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