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Verfahren zur Herstellung von künstlichem Horn. Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem, unentzündbarem Horn, das sowohl durchsichtig
als auch beliebig gefärbt erhalten werden kann und dessen Herstellung außerordentlich
billig ist.
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Ausgangsstoff für das nach dem Verfahren hergestellte Horn sind tierische
Stoffe, insbesondere die Nerven und Sehnen. Diese werden getrocknet und zwischen
Walzen oder mittels einer Stampfe oder Stoßpresse bearbeitet, um die Stoffe in eine
faserige Masse zu überführen. Zweckmäßig wird man sie daran anschließend einem Kämmprozeß
unterwerfen. Um die )hasse möglichst voluminös zu gestalten, werden die Fasern aufgebläht,
indem sie der Reihe nach mit verdünnter Säure oder Alkali oder einer schwachen alkalischen
Schwefellösung behandelt und dann. mit Wasser von etwa i8 bis -q.° C gewaschen werden,
bis die Attfblähttngsmittel verschwunden sind. Die Sehnenfasern bilden jetzt eine
klebrige Masse, in der die einzelnen Fasern kaum zu unterscheiden sind. Wird diese
Masse mit einer konzentrierten Salzlösung behandelt. so werden die Fasern entwässert
und die voluminöse Aufblähung weicht, die Masse erhält eine gewisse Konsistenz und
die Fasern werden wieder sichtbar.
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Dieses Produkt wird in beliebige Form gebracht und gepreßt. Die Fasern
hängen dann fest zusamrnen, ohne Hinzufügung irgendeines Bindemittels. Nach dem
Trocknen hat der Stoff ein. Aussehen ähnlich wie Naturhorn, und auch das Gefüge
und die Widerstandsfähigkeit sind dem Horn entsprechend. Die Masse kann dann in
Tafeln von beliebigen Abmessungen gebracht werden.
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Das vorhergehende Zermahlen des Ausgangsstoffes kann die Fasern, die
die Sehnen bilden, nicht vollständig voneinander isolieren, selbst wenn dem Zermahlen
oder Zerbrechen ein Kämmprozeß folgt. Es bleiben in der voluminösen aufgeblähten
Masse Bündel dieser Fasern zurück, die für die Durchsichtigkeit des Enderzeugnisses
nachteilig sind. Das Aufblähen bezweckt, die Kohäsion zwischen den Fasern, die diese
Büschel bilden, zu verringern. Diese aufgeblähten Büschel werden durch eine weitere
mechanische Behandlung voneinander getrennt, die z. B. darin besteht, daß auf die
aufgeblähte Masse ein starker Druck ausgeübt wird. Danach wird eine klebrige Masse
erhalten, bei der die aufgeblähten Fasern nicht mehr mit dem bloßen Auge voneinander
unterschieden werden können. In diesem Zustande ist die Fasermasse zu weich, um
schon endgültig geformt werden zu können. Um der Masse die nötige Festigkeit zu
geben, wird den aufgeblähten Fasern ein Teil ihres Wassers entzogen, indem die Masse
in einer Lösung aus
Salzen der Alkalimetalle, der metallischen Erden
o. dgl. verteilt wird. Diese Lösung wirkt außerdem auf die Fasermasse chemisch ein
und macht sie mehr oder weniger unlöslich. Das trifft insbesondere bei der Anwendung
von Aluminiumchlorid als Entwässerungsmittel zu. Immer aber ist es erforderlich,
die entwässerten und wieder fest und sichtbar gewordenen Fasern, die als solche
genau zu erkennen sind, mit einer Lösung zu behandeln, durch die sie unlöslich werden,
beispielsweise mit Formaldehyd. Die gut vermischte Masse der entwässerten und unlöslich
gemachten Fasern wird schließlich unter Druck in die gewünschte Form gebracht. Die
Fasern verbinden sich infolge des Druckes und haften ohne jegliches Bindemittel
fest zusammen.
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Beispiel. Nachdem das getrocknete Ausgangsmaterial zermahlen bzw.
gebrochen ist, wird es in einem 2prozentigen Schwefelnatriumbad z bis 5 Stunden
lang behandelt, um ein Aufblähen der Fasern herbeizuführen. Hierzu kann auch ein
Schwefelsäurebad benutzt werden, das auf zoo Teile 5 Teile konzentrierte Schwefelsäure
enthält. In einem solchen Bade verbleibt die Masse nur etwa 3 bis ro Minuten.
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Nach dieser Behandlung werden die Fasern auf einem Sieb mit Wasser
von 18 bis 2q.° C gewaschen und in einer Form hydraulisch gepreßt. Es entsteht eine
gleichmäßige Paste, die mit Aluminiumchloridlösung z bis 2 Stunden behandelt wird.
Nach dieser Behandlung, bei der den Fasern teilweise das Wasser entzceen wird, wird
die Masse mittels Formaldehydlöstmg von. etwa 7 bis 8 Volumenprozent unlöslich gemacht.
Danach kann der Stoff unter Druck in jede gewünschte Form gebracht oder zu Platten
verschiedener Dicke umgeformt werden, die zerschnitten und bearbeitet werden können
und in der Tischlerei oder zur Herstellung von Kämmen, Bürsten u. dgl., immer woa
es sich um Ersatz von Horn handelt, Verwendung finden können. Die Färbung kann in
jeder Schattierung ausgeführt werden durch Beigabe von basischen Anilinfarben. Die
Durchsichtigkeit wird durch eine Behandlung von Kanadabalsam erreicht. Ein schildpattähnliches
Erzeugnis wird erhalten, wenn die Masse mit einer Goldlösung besirichen wird, wodurch
die rote Farbe erzeugt wird; die schwarze Farbe wird für diesen Fall durch eine
Lösung von Silbernitrat erzielt.
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Wird Borax der Masse zugefügt, so wird sie besonders hart, so daß
sie leicht durchlocht werden kann und beispielsweise feine Schnitte hergestellt
werden können. An Stelle der erwähnten Mineralsäure können auch organische Säuren,
beispielsweise Milchsäure, verwendet werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß mit
der Stärke der Säure auch die Reaktionsdauer wechselt. Zur Entwässerung der Fasern
kann außer Aluminiumchlorid auch ein anderes Salz, beispielsweise Bariumchlorid
oder Calciumchlorid oder ein Gemisch von entsprechenden Salzen verwendet werden.
Anstatt Formaldehyd zur Unlöslichmachung kann Gerbsäure, Bichromat, zprozentige
Chinonlösung oder konzentrierte Kaliumcarbonatlösung verwendet werden, wodurch das
Wasser ebenfalls so gut abgeschieden wird wie auch mittels Alkohol.
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Wenn die Masse mit Kaliumcarbonat behandelt wird, so wird sie danach
in Natrium-Bichromat getaucht. In diesem Bad wird die ganze Masse durchdrungen und
darin anschließend der Einwirkung von Natrium-Hyposulfit unterworfen, wodurch das
Bichromat in Chromsalz verwandelt und die Masse unlöslich wird.