DE45459C - Apparat zur Benutzung vibrirender elektrischer Ströme in der Telegraphie - Google Patents
Apparat zur Benutzung vibrirender elektrischer Ströme in der TelegraphieInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 21: Elektrische Apparate.
Patentirt im Deutschen Reiche vom l. November 1887 ab.
Unter vibrirenden elektrischen Strömen versteht der Erfinder solche, welche aus einer
raschen Aufeinanderfolge aufserordentlich kurzer Stromimpulse, Stromstöfse oder Ströme bestehen,
wie sie beispielsweise in der secundären Spule eines Inductoriums durch die Oeffnung
und Schliefsung des primären Stromes entstehen.
Die vorliegende Erfindung hat einen Empfangsapparat zum Gegenstande, welcher solche
vibrirende Ströme in continuirliche umwandelt und hierdurch die telegraphische Correspondenz
mittelst solcher vibrirender Ströme ermöglicht.
Fig. ι zeigt eine Vorderansicht des Empfangsapparates, welcher die Reihe rasch auf einander
folgender elektrischer Vibrationen oder Impulse in einen einzigen Strom umwandelt, welcher
gewöhnliche Telegraphenapparate in einer Localschliefsung bethätigen kann. Jedes Zeichen
besteht aus einer Reihe solcher Impulse, die in einen continuirlichen Strom von entsprechender
Dauer umgewandelt werden.
Die Spule L B auf dem weichen Eisenkern C C nennt der Erfinder die Linienspule. In
der Linienspule befinden sich gewöhnlich zwei Windungen, insbesondere wenn der Empfänger
für das Doppeltsprechen eingerichtet ist, wenngleich für das Einfachsprechen eine einzige Bewickelung
im allgemeinen genügt.
RCRC ist die Verstärkungsspule, die auf denselben Kern gewickelt, aber in eine besondere
Localschliefsung eingeschaltet ist, durch welche ein constanter Strom von einer Batterie hindurchgeht und den Kern magnetisirt
erhält, aufser wenn die Leitung durch anlangende Zeichen gestört wird, wie nachfolgend
beschrieben werden soll.
Diese Localschliefsung ist in Fig. 2 schematisch angedeutet. Sie geht von der Batterie
durch die Spule R C zur Zunge S1, welche
das Pendel S2 berührt, und, wenn erforderlich, durch ein Relais R der gewöhnlichen Construction
zur Batterie. Dieses Relais, wenn benutzt, enthält in seiner Localschliefsung einen
Schreibapparat, einen Klopfer oder eine andere Vorrichtung nebst deren Batterie.
Vor der Linienspule L B, Fig. 1, befindet sich, und zwar in nächster Nähe des Kernes,
eine Zunge oder ein Stahlblatt B. Das Blatt kann an beiden Enden befestigt sein, wie in
Fig. ι gezeichnet, oder kann an einem Ende frei sein, wie in Fig. 2 gezeichnet. Der Kern
ist ein gespaltenes Eisenrohr und kann mit einem stellbaren Polschuh versehen sein. Es
ist angezeigt, auf das Blatt B eine Spitze aufzusetzen, welche gegen die Zunge S1 herausragt.
Die Veränderungen im magnetischen Zustande des Kernes, welche von den vibriren-.den
Impulsen in der Linienspule LB, die in rascher Aufeinanderfolge über die Linie anlangen,
herrühren, setzen das Blatt in Bewegung, und wenn die Bewegung hinreichend
kräftig geworden ist, so stöfst das Blatt gegen die Metallzunge S1 und hebt deren Contact
mit dem Pendel S2 auf oder beeinträchtigt denselben. Hierdurch wird der Strom in der
Spule R C geschwächt und somit auch der durch diese Spule hervorgerufene Magnetismus.
Nun hatte aber der Magnetismus des Kernes das Blatt B gespannt gehalten, indem er es
gegen das Ende des Kernes zog. Die Verminderung des Magnetismus bewirkt ein Nachlassen
der Spannung; die Folge davon ist die, dafs die Schwingungsweite des Blattes vergröfsert
wird und dieses Blatt gegen die Zunge S' stöfst. Dies bewirkt, dafs das Pendel
S2 den Contact unterbricht. Dieser Contact würde jedoch sofort erneuert werden,
wenn die schwingenden Theile in Ruhe wären; aber die rasch auf einander folgenden Impulse
in der Linienspule erhalten das Blatt B in Bewegung, welche auf die Zunge übertragen
wird, und zwar um so energischer, als das Blatt nicht mehr gegen den Kern gezogen
wird und somit auf die Zunge drückt. Infolge dessen wird der Contact zwischen der
Zunge 5' und dem Pendel S- erst wieder hergestellt, sobald die Beendigung des aus
vibrirenden Impulsen bestehenden Zeichens dem Blatt gestattet, zur Ruhe zu kommen. In dem
Moment, wo dies eintritt, wird das Blatt von der Zunge weg gegen den Kern gezogen und
ist für das nächste Zeichen bereit.
Auf diese Weise giebt eine rasche Aufeinanderfolge sehr kurzer Impulse ein Zeichen
von irgend einer erforderlichen Länge.
Der Strom, welcher den Kern magnetisirt, hält auch den Anker des Relais fest. Dieser
Anker fällt ab, sobald die Contactstücke S1
und S'2 getrennt werden oder ihr Contact beeinträchtigt wird. Das Relais bethätigt hierdurch
eine Schreibvorrichtung, einen Klopfer oder einen anderen Telegraphenapparat in der
Localschliefsung, die durch das Relais geschlossen wird.
Der Erfinder ordnet das Blatt, die Zunge und das Pendel derart an, dafs fremde Ströme
oder Impulse, d. h. unregelmäfsige, durch das Arbeiten gewöhnlicher Telegraphen auf demselben
Draht erzeugte oder von anderen äufseren Ursachen herrührende Impulse den Empfangsapparat nicht afficiren.
Zu dem Zweck stellt man die Zunge S 1
blos so nahe an das Blatt B, dafs letzteres gegen erstere erst dann stöfst, wenn das Blatt
durch Impulse bethätigt wird, welche mit solcher Geschwindigkeit auf einander folgen,
dafs sie einander in ihrer Wirkung auf das Blatt unterstützen und so, dafs ein einzelner
Impuls oder eine Reihe von Impulsen, welche nicht in der von der natürlichen Schwingungsdauer des Blattes erforderten Raschheit auf
einander folgen, das Blatt nicht in Schwingungen von solcher Amplitude versetzen,
welche erforderlich ist, damit es gegen die Zunge mit jener Kraft stöfst, welche nothwendig
ist, damit die Zunge auf das Pendel wirke.
Um dies zu ermöglichen, bedarf es einer äufserst feinen und festen Einstellung, welche
der Erfinder durch Schrauben mit konischem Ende bewerkstelligt, wie dies in Fig. ι bei
MSMS angedeutet ist. Die Zunge S1 befindet
sich in einem .Schlitten, welcher auch ein Gestell VVVV trägt, in welchem sich ein
anderer Schlitten von Vulcanit oder einer anderen isolirenden Masse befindet, auf welchem
das Pendel angebracht ist. Zur genauen Einstellung des Pendels gegen die Zunge dient
eine Schraube M2. Der Schlitten ist mit einem Stift versehen, welcher durch eine Feder
gegen den Kegel gedrückt wird.
Es wird zuerst das Pendel gegen die Zunge eingestellt, und zwar mittelst der Schraube M2
oder mittelst der Mutter N auf dem Pendel. Das Ganze wird dann mittelst der Schraube
M S derart gegen das Blatt eingestellt, dafs der Empfänger nur dann in Thätigkeit kommt,
wenn die richtigen Zeichen anlangen.
Als ein weiteres Mittel zur Erreichung dieses Zweckes und wenn die gleichzeitigen Impulse
sehr kräftig sind, benutzt der Erfinder ein doppeltes schwingendes Blatt, Fig. 3; dasselbe
besteht aus zwei Blättern, das eine / ist aus Stahl oder Eisen, das andere T aus nicht
magnetischem Material. Die Blätter sind gleich gestimmt und sind nahe an einander gestellt.
Das eiserne oder stählerne Blatt befindet sich in nächster Nähe des Kernes und wird durch
die Veränderungen des Magnetismus in demselben bethätigt. Diese Veränderungen haben
auf das nicht magnetische Blatt keine Wirkung; wenn aber das Stahlblatt mit der Geschwindigkeit
schwingt, welche dem nicht magnetischen Blatt zukommt, so wird das nicht magnetische
Blatt mitschwingen. Gleichzeitig auftretende fremde Impulse werden zwar das stählerne
Blatt afficiren, nicht aber das nicht magnetische Blatt T; blos wenn das magnetische Blatt mit
seiner natürlichen Geschwindigkeit schwingt, kann es das nicht magnetische Blatt veranlassen,
mitzuschwingen, und dann setzt das nicht magnetische Blatt die Zunge in Thätigkeit.
Diese Anordnung unterstützt auch die Duplexwirkung des Empfängers, und es bedarf
auch keiner so häufigen Ausgleichung, wie sie bisher in der Duplextelegraphie nothwendig
war, weil die Schwingungsdauer der Zunge des Gebers irgend welcher Station nicht dieselbe
ist wie die Schwingungsdauer der Zunge des Empfängers derselben Station; es folgt
daraus, dafs die Impulse von diesem Geber geringe Wirkung auf diesen Empfänger äufsern,
selbst wenn (infolge mangelhafter Einstellung der Ausgleichslinie) sie ihn erreichen könnten.
Wenn keine störenden Impulse vorhanden sind, so sind diese Anordnungen im allgemeinen
unnöthig, und der Contact, welcher die Relaisschliefsung bethätigt, kann direct zwischen dem
Relais und dem Blatt sein. Will man die Anwendung eines besonderen Apparates als
Relais umgehen, so läfst man den Empfänger als sein eigenes Relais wirken, indem man an
demselben . die nachfolgend beschriebenen Modificationen anbringt; dann nennt der Erfinder
den Apparat einen Transformator.
Auf dem der Linienspule entgegengesetzten Ende des Kernes befindet sich eine eiserne
Armirung, welche einen zweiten Schenkel — Relaisschenkel — trägt, auf den eine zweite
Spule C3 geschoben ist, Fig. i, und der vordere Schenkel kann gegen das Blatt noch
eingestellt werden, wie dies vorstehend beschrieben worden ist. Die Spule C3 ist mit
der Verstärkungsspule leitend verbunden. Der Zweck dieser Anordnung ist der, die magnetisirende
Wirkung auf den Relaisschenkel zu concentriren. Nahe an diesem Schenkel befindet sich ein eiserner Anker, welcher, wenn
er durch den magnetisirten Schenkel angezogen wird, die Localschliefsung, welche den Signalapparat
enthält, unterbricht, und welcher, wenn er durch Aufhören des Magnetismus losgelassen
wird, die Localschliefsung herstellt und den Signalapparat in Thätigkeit setzt.
Durch diese Mittel werden die im Apparat ankommenden Vibrationen in hörbare oder
sichtbare Zeichen verwandelt, wie sie in der gewöhnlichen Telegraphie benutzt werden. In
einzelnen Fällen kann man das Relais ganz und gar entbehren, und der Zeichengeber, ein
Klopfer oder Schreibapparat, kann an Stelle des Rekis in die Schliefsung der Verstärkungsspule eingeschaltet oder nahe am Kern aufgestellt
werden, so dafs er von dessen durch die Verstärkungsspule erregten Magnetismus bethätigt wird.
Bei der Duplexanordnung wickelt man zwei Drahtbewickelungen auf die Linienspule L B,
Fig. ι, und verbindet sie derart mit einander, dafs alle in der gebenden Station entstehenden
Impulse sich auf die beiden Bewickelungen vertheilen und einander entgegenwirken. Der
eine Theil geht zur Linie, der andere zu einer künstlichen oder Ausgleichslinie.
Die von der gebenden Station anlangenden Impulse wirken im Gegentheil in jeder Bewickelung
in demselben Sinne.
Die Telegraphenapparate für vibrirende Impulse brauchen nicht nothwendig mit einem
gewöhnlichen Telegraphensystem verbunden zu sein. Man kann dieselben mit beträchtlichem
Vortheil als besonderes System benützen.
Claims (4)
1. Ein Empfänger für durch vibrirende elektrische Impulse betriebene Telegraphen, bestehend
aus einem Kern C C, auf welchen nebst der Linienspule L B noch die in eine
ein Relais nebst Batterie enthaltende Localschliefsung eingeschaltete Verstärkungsspule
R C aufgeschoben ist, wobei die letztgenannte Localschliefsung bei der Ankunft
von Impulsen von gehöriger Phasendauer durch die Zusammenwirkung der schwingenden
Zunge B und der federnden Contacte S' und S'2 unterbrochen wird, wodurch
sowohl die Amplitude der Zunge B vergröfsert, als auch das Relais in Thätigkeit
gesetzt wird.
2. Bei dem durch Patent-Anspruch i. gekennzeichneten
Empfänger der Ersatz des Relais durch die mit der Verstärkungsspule R C in eine Schliefsung geschaltete Spule C8
auf einer Verlängerung des Kernes C C und durch den zugehörigen Anker.
3. Bei dem durch Patent-Anspruch 1. gekennzeichneten
Empfänger der Ersatz der Zunge B durch die Combination einer stählernen Zunge II in Verbindung mit
einer nicht magnetischen Zunge T T, welche mit II gleiche Schwingungsdauer hat, wodurch
der Empfänger nur auf ankommende vibrirende Impulse von bestimmter Phasendauer anspricht.
4. Bei dem durch Patent-Anspruch 1. angegebenen
Empfänger die Schrauben M S, M S bezw. M2 mit konischen Spitzen zur
genauen Einstellung derContacte 5' bezw. S2.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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