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Steifkappe für Schuhwerk und Verfahren zu ihrer Herstellung. Vorder-
und Hinterkappe bilden bekanntlich sehr wesentliche Bestandteile des Schuhwerks,
und es ist deshalb wichtig, zu ihrer Herstellung Stoffe zur Verfügung zu haben,
die sowohl eine ausreichende Haltbarkeit als auch eine leichte Bearbeitungsfähigkeit
aufweisen.
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Bisher wurden zur Herstellung dieser Kappen Leder, aufgelöstes Celluloid,
mit Celluloid getränkte Stoff, mit Harz-, Asphalt- und Ültnischungen imprägnierte
Stoffe u. dgl. benutzt. Diese bekannten Stoffe zeigen aber zahlreiche Mängel, so
daß man ihre Anwendung größtenteils bereits wieder aufgegeben hat. Es ist auch bereits
bekannt, den zur Herstellung von Steifkappen dienenden Filz u. dgl. mit einer Mischung
von Harz und Paraffin mit oder ohne Zusatz von Pech zu tränken.
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Eine gute Steifkappe soll sich schnell verarbeiten lassen und die
bei der Verarbeitung erhaltene Formwährend der ganzen Lebensdauer des Schubwerks
nicht mehr verlieren, auch wenn sie ungewöhnlichen Beanspruchungen ausgesetzt -wird.
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Die neue Steifkappenmasse erfüllt diese Bedingungen dadurch, daß ein
saugfähiger Stoff mit einer eigenartigen Masse imprägniert wird, die, -wie bekannt,
aus Harz und Paraffin besteht, der nach der Erfindung Talk zul;esetzt ist, -wodurch
die Festigkeit der Steifkappe erheblich erhöht wird. An Stelle des Harzes kann teilweise
das billigere Pech verwendet werden. Der Talk ist zum Teil durch Gips oder andere
feinkörnige Massen ersetzbar.
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Zur Herstellung der Imprägnierungsmasse werden 57,7 kg gewöhnlichen
Harzes in einem Kessel bis auf 22O° erhitzt. Sobald das Harz dünnflüssig geworden
ist, werden allmählich 35 kg Talk zugesetzt. Unter heftigem Aufschäumen tritt eine
Verbindung zwischen dem Harz und einem Teil des Talks ein. Der nicht in-die Verbindung
eintretende Anteil des Talkes bleibt in dem geschmolzenen Harz ungebunden. Nachdem
die Mischung zwischen Talk und Harz gebildet ist, werden 7,5 kg Paraffin mit einem
Schmelzpunkt von 55' zugegeben. Das Paraffin mit einem Schmelzpunkt von 55°
hat sich am besten bewährt. Es können aber auch noch niedriger schmelzende Paraffine
Anwendung finden. In diesem Falle -wird die Menge des Paraffins entsprechend vermindert.
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Die geschmolzene und innig gemischte Masse wird bei 22o° C aus dem
Kessel in eine Pfanne gelassen, durch -welche die zu imp r, 'ignierenden Stoffe
auf maschinellem Wege l# durchgezogen -werden. Während der Arbeit wird die Imprägnierungsmasse
von Zeit zu Zeit umgerührt, damit der ungebundene Talk auch tatsächlich in Schwebe
bleibt und sich nicht zu Boden setzt.
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Die getränkten Stoffe laufen dann durch Walzen, -wo das überschüssige
Tränkungsmittel abgestreift wird auf .eine Trockenlaufbahn, deren Wirkung durch
Anbringung eines
Exhaustors verstärkt werden kann. Die Stoffe werden
dann in kürzere Stücke, beispielsweise je einen Meter, abgeschnitten, nochmals getrocknet
und sind dann zur Verarbeitung auf Vorder- und Hinterkappen geeignet. Diese Verarbeitung
findet in der Weise statt, daß das imprägnierte Material in der geeigneten Form
ausgestanzt und zugeschärft wird.
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Die ausgestanzten und geschärften Kappen «-erden auf einem geeigneten
Apparat, beispielsweise einem elektrisch beheizten Wärmekörper, erhitzt. Sobald
die Kappe genügend ausschwitzt, was daran erkannt werden kann, daß eine klebrige
Masse an die Oberfläche tritt, wird sie zwischen Futter und Oberleder eingelegt.
Darauf wird der gewöhnliche Arbeitsprozeß in der Zwickerei eingeleitet.
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Je länger die imprägnierte Kappe vor dem Einlegen zwischen Leder und
Futter erwärmt wird, desto besser wird ihre Klebkraft. Wenn der Erstarrungsvorgangweiter
verzögert werden soll, wird etwas mehr Paraffin und Talk und etwas weniger Harz
angewandt.
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Die nach dem neuen Verfahren erzeugte Kappe ist in der Herstellung
wesentlich billiger als alle bekannten, gleichartigen Stoffe. Das Imprägnierungsmittel
ist mit dem Grundgewebe fest verbunden. Ein Abbröckeln des Harzes, das bei den bekannten
Fabrikaten leicht eintritt, ist ausgeschlossen. Dies ist besonders wichtig für das
Schärfen der Kappe, weil alle bekannten Stoffe darunter leiden, daß die Schärfmaschinen
sehr stark angegriffen werden und deshalb eine fortlaufende Arbeit schwer möglich
ist. Durch das Abbröckeln der Imprägnierungsmasse wird eine häufige Arbeitsunterbrechung
veranlaßt. Die innige Verbindung der Imprägnierungsmasse mit der Textilgrundlage
hat den weiteren Vorteil, claß sich die Kappe sowohl beim Lagern als auch beim Tragen
sehr gut hält.
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Die Verarbeitung des neuen Stoffes ist durch einfache Erhitzung möglich.
Es sondert sich dabei ein kräftiger Klebstoff aus, der beim Einlegen zwischen Futter
und Leder oder auch zwischen andere Stoffe des Schaftes mit den Stoffen, mit denen
er in Berührung kommt, eine haltbare Verbindung eingeht.
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Die erweichte Kappe erstarrt nicht sofort, sondern erst nach 5 bis
io Minuten, so daß sie nach dem Erhitzen und Einlegen nicht nur übergeholt, sondern
auch gezwickt werden kann, ohne daß vor dem Zwicken eine nochtnalige Erhitzung erforderlich
wird. Dadurch wird ein wesentlicher Zeitgewinn erreicht, der die Arbeitsleistung
erhöht und entsprechende Ersparnisse an Lohn ergibt.
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Die über den Leisten geformte Kappe ist hart und fest und kann auch
mit Gewalt kaum eingedrückt werden. Trotzdem ist sie elastisch und nach der Schärfkante
zu weich und federnd, so daß das Schuhwerk mit derartigen Kappen auch für kranke
Füße brauchbar ist und ein Wundscheuern der Zehen und Hacken nicht eintritt. Die
Fußwärme und auch Erwärmung durch Sonnenstrahlen, die Einwirkung von Schweiß und
Feuchtigkeit übt keinen Einfluß auf die einmal erzeugte Kappenform aus. Die Kappen
geben die Leistenform naturgetreu wieder ohne aufzutragen, d. h. ohne Erhöhungen
zu bilden.
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Die-Verwendung des Talkums bewirkt den großen Vorteil, daß der unverarbeitete
Stoff kaum klebt, sondern daß sich die Klebkraft erst beim Erwärmen ergibt. Es ist
deshalb möglich, beliebig hohe Schichten des Materials unter gewöhnlicher Temperatur
aufeinanderzuschichten.
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Daß der neue Kappenstoff eine sehr wesentliche Verbilligung gegenüber
allen bekannten bedeutet, ist bereits hervorgehoben.