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Verfahren zur Herstellung farbiger Gemälde auf Natursteinen. Die Herstellung
eines haltbaren Gemäldes auf einem Naturstein, wie Marmor, Solnhofener Platten (Lithographiestein),
Kalkstein usw., war bisher nicht möglich, weil z. B. die Öl- oder auch andere
Farben nur auf die Steinoberfläche aufgetragen und mit der Verwitterung des Steines
zerstört wurden. Diese Bemalung hatte die weiteren Nachteile zur Folge, daß sich
einerseits die Struktur des Steines verwischte und anderseits die Leuchtkraft der
auf der Steinnasse nur oberflächlich haftenden Farbschicht durch äußere Einflüsse
rasch verloren ging.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung farbiger
Gemälde auf Natursteinen, durch «-elches eine fast unbegrenzte Haltbarkeit der Farbe
erreicht wird und welches sich infolgedessen für alle die Zwecke eignet, bei denen
das Bild äußeren Einflüssen, wie Witterung, Feuer, Rauchgasen usw., ausgesetzt ist,
wie z. B. der Bilderschmuck an den Fassaden von Kirchen und Häusern, an Grabmälern,
für Reklamez«-ecke usw. Dabei berücksichtigt das neue Verfahren vor allein die natürliche
Struktur des Steines, welche in keiner Weise, z. B. durch keine als Cberzug aufgetragene
Farl#-schicht, verdeckt, sondern unveränderter kennbar bleibt und dadurch mitbestimmend
wird für den Charakter des Bildes.
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Das neue Verfahren besteht nach der Erfindung darin, claß die Farbe
sowohl auf die in den Stein tief- oder hochgeätzten Konturen der Zeichnung wie auf
die.Flächen zwischen ihnen durch Einpressen in der Steinmasse verankert wird, wobei
die beiden Arbeitsvorgänge der Konturen- urrd Flächeneinfärbung voneinander getrennt
«-erden und zwischen diese zur Erhaltung der Steinstruktur ein Körnungsprozeß für
die Zeichnung eingeschaltet wird.
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Das Verfahren wird, wie folgt, ausgeführt: Auf die glatte Oberfläche
des Steines wird zunächst die Zeichnung übertragen, und zwar auf die in der Lithographie
bekannte Weise, worauf die Konturen der Zeichnung in den Stein bis zur gewünschten
Tiefe eingeätzt «-erden. Der Stein wird zu diesem Zweck an den nicht zu ätzenden
Stellen der Zeichnung durch einen Schellacküherzug säurefest gemacht und dann in
ein Säurebad gebracht. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, daß die Konturen
der Zeichnun - nur nach der Tiefe geätzt werden, während die Seitenw iin(le i der
Konturkanäle vor Unterätzung Unterätzung geschützt «-erden müssen, was durch zeitweises
Erneuern des Ätzschutzes erreicht wird.
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Ist die Konturätzung der Zeichnung vollzogen, so erfolgt die Farbgebung
der Konturen, welche nach dem neuen Verfahren durch Einpressen der Farbe geschieht.
Zu diesem Zweck wird von der Konturenzeichnung, z. B. durch Umdruck, eine 'Matrize
angefertigt und auf diese die einzupressende Farbe aufgetragen. Hierauf wird die
Matrize auf den Stein gelegt und die Farbe mit geeignetem Druck in die Konture,
der Zeichnung
eingepreßt. Es ist dabei nicht notwendig, daß das
Einpressen der Farbe durch eine Matrize geschieht, sondern es könnte auch auf andere
Weise erfolgen, wesentlich ist vielmehr nur, daß in jedem Falle die Farbe beim Auftragen
einem solchen Druck ausgesetzt ist, daß sie die feinen und feinsten Poren des Steingefüges
ausfüllt. Durch diese Behandlung wird bis zu einem gewissen Grade eine solche Sättigung
der dem Druck ausgesetzten Steinschicht mit Farbe erreicht, daß clie;e in den Stein
dringt und unlösbar mit diesem verbunden wird. Es unterscheidet sich also das neue
Verfahren grundsätzlich von einem Malverfahren der üblichen Art, gemäß welchem die
Farbe durch Aufstreichen nur oberflächlich aufgetragen wird und stets eine selbständige
Schicht bildet.
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Nach dem Einfärben der Konturen der Zeichnung ist diese immer noch
mit der Ätzschutzschicht versehen, welche für die übrigen Flächen während nies Jetzens
und Einpressens der Farbe vorhanden sein mußte. Um diese Schutzschicht zu beseitigen
und dadurch die Struktur des Steines für die noch nicht in Farbe gesetzten Flächen
wieder zur Geltung zti bringen, wird (las Steinbild gekörnt. Das Körnen vollzieht
sich mit Hilfe von Sand in an sich bekannter Weise, wobei je nach dem Steinmaterial
ein diesem angepaßtes Korn hergestellt werden kann. Der Körnungsvorgang bildet bei
diesem Verfahren insofern einen sehr wichtigen Arbeitsprozeß, als er nicht nur den
ursprünglichen Zustand des Steine-, wieder herstellt, sondern dem Fachmann ein :Mittel
in die Hand gibt, den Charakter des Bildes in ausschlaggebender Weise zu beeinflussen.
Denn durch die Körnung wird jede Fläche der Zeichnung gewissermaßen in Zellen unterteilt,
welche zur Aufnahme der Farbe dienen; je nach der Größe und Tiefe der einzelnen
Zelle kann für ein und dieselbe Zeichnung und mit denselben Farben trotzdem eine
verschiedene Gesamtwirkung der letzteren erzielt werden, welche von der auf die
Flächeneinheit treffenden Zellenzahl abhängt. So ist es z. B. ohne Schwierigkeit
möglich, dein Gemälde einen alten, verwitterten Charakter zu geben. Ausdrücklich
sei dabei hervorgehoben, daß die Struktur des Steines innerhalb jeder einzelnen
Zelle wieder in Erscheinung tritt und für den Bildcharakter vorteilhaft ver,vertet
werden kann. Sind durch die Körnung die Flächen iin beschriebenen Sinne vorbereitet,
so erfolgt das Einfärben der ersteren wieder durch Einpressen der Farbe, und zwar
kann dies auf einem der erwähnten Wege stattfinden, also z. B. mit Hilfe von Matrizen
oder auf andere geeignete Art. Stets aber erfolgt wieder wie bei der Kontureinfärbung
ein Verankern des Farbstoffes in der Steinmasse, wodurch die Haltbarkeit bedingt
wird.
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Das Gemälde ist dann fertig und kann, wenn erforderlich, einer :Nachbehandlung
in dem Sinne noch unterzogen werden, daß z. B. zur Erhöhung der plastischen Wirkung
an den geeigneten Stellen durch Schaben o. dgl. Lichter aufgesetzt werden.
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Ist das Gemälcle äußeren Einflüssen in besonders hohem Grade ausgesetzt
oder werden Farbstoffe verwendet, deren Haltbarkeit nicht verbürgt werden kann,
so wird das fertige Bild einem weiteren Arbeitsprozeß unterworfen. Dieser besteht
darin, daß die Farbe nach dem Einpressen in die Konturen und Flächen der Zeichnung
mit einem geeigneten Bindemittel (z. B. einem Harz) eingestäubt wird. Nach dem Einstäuben
wird der Stein an der Oberfläche erwärmt (z. B. mit einer Lampe), und zwar so lange,
bis sich das Bindemittel vollständig verflüssigt und mit der Farbe in den Stein
eingebrannt hat. Das Bindemittel wird also. dazu verwendet, sich mit der Farbe chemisch
zu verbinden und diese in erhöhtem i>laße im Stein festzuhalten. Der Arbeitsvorgang
ist dadurch als abgeschlossen erkennbar, daß das Einbrennen so lange fortgesetzt
wird, bis die Farbe ihre volle Leuchtkraft wieder erhalten hat.