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Verfahren zur Herstellung kautschukhaltiger Fasermassen. Es ist bekannt,
den Milchsaft von Kautschuk liefernden Pflanzen der Papierpülpe während der Fabrikation
zuzusetzen. Das mit solchem Zusatz hergestellte Papier besitzt eine größere Reißfestigkeit
als das gewöhnliche.
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Es hat sich nun gezeigt, daß sich die Reißfestigkeit des Papiers noch
bedeutend erhöhen läßt, wenn man nicht den ursprünglichen Milchsaft, sondern vulkanisierten
Latex, dessen Herstellung aus dem englischen Patent 193451 bekannt ist, verwendet.
Die vorliegende Erfindung gestattet die Herstellung von Massen aus losem oder ungewebtem
Material auf die Weise, daß man solche Stoffe, wie Papierpülpe, Asbest, mit einer
wässerigen, kolloidalen Dispersion von vulkanisiertem, erforderlichenfalls zuvor
verdünntem Kautschuk behandelt und dann den vulkanisierten Kautschuk unmittelbar
auf die festen Bestandteile der Mischung niederschlägt, am besten durch Zugabe eine
Fällungsmittels. Als Fasermasse können die verschiedensten Fasern pflanzlichen oder
tierischen Ursprungs verwendet werden, und die :Mischung kann außerdem Füll- und
Farbstoffe sowie andere Zusätze, die sich nach dem Verwendungszweck richten, enthalten.
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Eine wichtige Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Herstellung
von Papier durch Vermengen oder Imprägnieren der Pülpe mit einer wässerigen, kolloidalen
Dispersion von vulkanisiertem Kautschuk und anschließende Koagulation des Kautschuks.
Die so vorbehandelte Pülpe wird sodann in üblicher Weise auf Papier weiterverarbeitet.
B e i s p i e 11. Eine gut durchgemahlene Pülpe (wie sie für die Herstellung
von Hadernpapier verwendet wird) wurde mit Wasser verdünnt, bis sie 21, Prozent
trockene Fasersubstanz enthielt. Zu dieser Pülpe wurden io Prozent Harzleim (berechnet
auf Trockenfaser) zugefügt. Der vulkanisierte Latex wurde aus 21 Latex hergestellt,
dem zur Verhütung von Koagulation Ammoniak zugefügt wurde und der 29 bis
30 Prozent trockenen Kautschuk enthielt. 4o g gefällter Schwefel, io g Zinkoxyd
und 5 g Piperidin wurden mit ioo ccm Wasser, das etwas Ammoniak enthielt, verrieben,
bis die Mischung rahmartige Beschaffenheit erhielt, und dieser Rahm wurde dem Latex
unter Rühren zugefügt. Die so erhaltene Mischung wurde in einen Vulkaniseur gefüllt
und vulkanisiert, indem man den Druck während der ersten 3o 1Iinuten auf 2,81 kg
auf das Ouadratzentimeter steigen ließ und für weitere 3o Minuten den Druck auf
dieser Höhe hielt. Der Latex hinterblieb nach der Vulkanisation als unkoagulierte,
wässerige Dispersion. Er wurde im Verhältnis von i Prozent, bezogen auf den Gehalt
an Trockenfaser, der Papierpülpe zugesetzt. Dann wurde genügend Alaun zugefügt,
um den Leim zu fällen und den Latex zu koagulieren, und die Pülpe auf die übliche
Weise auf Papier weiterverarbeitet. Eine Anzahl Papierblätter, die auf diese Weise
hergestellt waren, wurden auf Zerreißfestigkeit untersucht. Der Durchschnitt von
zehn Bestimmungen ergab eine Festigkeit von 4659 g. Im Vergleich hierzu zeigten
Papierblätter, die aus
derselben Pialpe unter denaelLen Bedingungen,
aber ohne Latex hergestellt wurden, eine Reißfestigkeit von 3888 g. Papier mit einem
Zusatz vor. rohem, unvulkanisiertem Latex hatte eine Reißfestigkeit von ¢3i.1 g.
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B e is p i e 1 II. In diesem Falle wurden 4. Prozent Latex angewendet.
Bei der Verwendung von vulkanisiertem Latex war die Reißfestigkeit auf 7139 g gegenüber
5457 g für Rohlatex gestiegen. In einer Serienbestimmung, die sich auf Kautschukzusätze
in der Menge von o,5 Prozent bis zu 25 Prozent Kautschuk erstreckte, ergab sich,
daß die Verwendung von vulkanisiertem Latex gegenüber Rohlatex eine durchschnittliche
Erhöhung der Reißfestigkeit um 15 Prozent erzielt.
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Die Erfindung ermöglicht es, auf einfachste `'eise gummihaltige Fasermassen
herzustellen und ist besonders anwendbar auf die Kautschukierung von Fasermassen,
deren Natur eine Behandlung, wie sie bei der Heißvulkanisation notwendig ist, ausschließt
oder zum mindesten derselben Schwierigkeiten bereitet. In den meisten Fällen, wo
Hitze ohne Schädigung der Faser anwendbar ist, kann die Niederschlagung des Kautschuks
aus dem Latex gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung durch die Verwendung
hoher Temperaturen erzielt werden.
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Bei Verwendung des flüssigen, vulkanisierten Latex muß sorgfältig
darauf geachtet werden, daß nicht kleine, koagulierte Teilchen oder Kautschukbrocken
hierin enthaltün sind. Es ist vorteilhaft, den Latex mit Wasser zu verdünnen, bevor
er mit der Pülpe vermischt wird.
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die Herstellung von kautschukhaltigem
Papier beschränkt, das Verfahren eignet sich zum Beispiel vorzüglich, um kautschukhaltige
Asbestplatten für Isolations- oder andere Zwecke herzustellen. Wohl ist die oberflächliche
Tränkung von Faserstoffen mit vulkanisiertem Latex bereits beschrieben, dagegen
ist die Vermengung von losem Fasermaterial mit vulkanisiertem Latex, bei der also
der letztere nicht nur oberflächlich auf eine geformte Masse aufgetragen, sondern
zwischen die einzelnen Fasern in das Innere der Masse eingebracht wird, noch nicht
vorgeschlagen worden. Gegenüber der gewöhnlichen Vulkanisation von mit Latex behandeltem
Papier bietet sie den Vorteil, daß die Papiermasse nicht durch die hohe Temperatur
der Vulkanisation eine Schädigung erfährt. Gewöhnliches Latexpapier, dessen Kautschuk
nicht vulkanisiert wurde, hat aber die unangenehme Eigenschaft, rasch den Sauerstoff
aus der Luft aufzunehmen und im Laufe der Zeit immer ärmer an Kautschuk zu werden,
während die Harze, die die Oxydationsprodukte des Kautschuks sind, sich immer mehr
vermehren. Durch die vorherige Vulkanisation des Kautschuks im Latex wird die Oxydation
hintangehalten und außerdem eine ganz bedeutend erhöhte Reißfähigkeit und eine vorzügliche
Isolationsfähigkeit des erzielten Produktes erhalten.