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Photographische Aufnahmevorrichtung für Handtypensatz, Kassette und
Spatium. Es sind Vorrichtungen bekannt, mittels denen nach einzelnen Buchstabenbildern
auf photographischem Wege ein zusammenhängender Text hergestellt werden kann, der
dann auf photomechanischem Wege sich auf die Druckplatte kopieren läßt.
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Die bekannten Einrichtungen sind fast durchgängig den üblichen automatischen
Gießsetzmaschinen nachgebildet, um deren Leistungsfähigkeit zu steigern. Die besonderen
Vorzüge des Lichtsetzens lassen sich aber auch im Handsatz ausnutzen. Vorbedingung
für die Lösung dieser Aufgabe ist möglichst einfaches und wohlfeiles Gerät, das
die Anfertigung der verwickeltsten Satzarbeiten gestattet.
Die Erfindung
betrifft ein solches vereinfachtes Gerät, dessen besondere 1lerkmale darin liegen,
daß statt einer Kamera mit den bekannten Einstellvorrichtungen ein Schrank gemäß
Patent 375915 Anwendung findet, daß die eigentliche Setzvorrichtung auswechselbar
ist, was die beliebige Verwendutig transparenter oder undurchsichtiger Buchstabenbilder
möglich macht, daß die optische Zentrierung der Zeile in jeder Länge möglich ist,
daß sich die schwierigsten Zeilenschaltungen durchführen lassen und daß die Zeilen
selbst halbautomatisch ausgeschlossen werden können.
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Die Grundzüge der Erfindung beruhen auf folgenden Überlegungen: Ein
einseitig bedrucktes Blatt kann mit Hilfe verschiedener bekannter Verfahren unter
Anwendung des einfachen photographi-#;chen Kontaktkopierens direkt auf eine Zinkplatte
ohne Beschädigung der Vorlage so übertragen werden, daß von dieser Zinkplatte in
der Umdruckpresse das Abbild der Vorlage in naturgetreuer Wiedergabe beliebig oft
neu gedruckt werden kann.
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Würde die Vorlage nun so zerschnitten werden, daß auf jedem Papierschnitzel
nur ein Buchstabe steht, dann ließe sich aus diesen Buchstaben genau wie beim Letternsatz
ein neues Satzbild zusammenstellen, das ebenso wie das der ursprünglichen Vorlage
auf die Zinkplatte kopiert «-erden könnte.
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Weil mit der Vorlage nicht wie beim Typensatz direkt gedruckt wird,
so ist es natürlich nur erforderlich, von jedem Buchstaben ein Abbild zu haben,
denn es wäre verhältnismäßig einfach, eine Textseite so herzustellen, daß Buchstabe
um Buchstabe auf ein lichtempfindliches Papier kopiert bzw. reproduziert wird.
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Die Wiedergabe einzelner Buchstaben führt, wie bei der Schreibmaschine,
nun aber den schweren Nachteil mit sich, daß ein Ausschließen der Zeile nicht möglich
ist, weil die Breite der einzelnen Spatien sich erst nach vollständig gesetzter
Zeile bemessen läßt. Überdies sind Irrtümer durch Verwechseln und Auslassen von
Buchstaben und Zwischenräumen beim photographischen Setzen noch viel häufiger möglich
als beim Maschinenschreiben, weil das Satzbild erst nach dem Entwickeln der lichtempfindlichen
Schicht sichtbar wird.
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Beins Zusammenstellen einer ganzen Zeile aus Buchstabenbildern werden
die Verhältnisse außerordentlich günstiger: Die Zeile kann mit Leichtigkeit ausgeschlossen
werden, was schon durch einfaches Verschieben der einzelnen Wortbilder möglich ist.
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Der Text einer ganzen Zeile scann vor der Reproduktion kontrolliert
und gegebenenfalls korrigiert «-erden.
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Ist das Manuskript in Maschinenschrift hergestellt, was heute in der
Regel der Fall ist, dann kann beim Zeilensetzen auf jenem schon der Umfang einer
ganzen Seite festgestellt und danach etwaiger Durchschuß bemessen werden.
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Es muß also beim photographischen Setzen wie beim Typensetzen möglich
sein, die Abstände zwischen den einzelnen Zeilen bzw. die Zeilenhöhe beliebig zu
ändern, so daß nicht nur die Satzbilder nach den Grundsätzen des Buchdruckers aufgebaut,
sondern auch die verschiedensten Schriftgrade angewendet werden können.
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Um im gewöhnlichen Buchdruck eine Schriftart in verschieden großen
Graden darstellen zu können, ist für jeden Grad eine besondere Type erforderlich,
während beim photographischen Setzen mittels einer entsprechend eingerichteten Kamera
von einem Buchstabenbilde bekanntlich die unterschiedlichsten Bildgrößen herstellbar
sind, annähernd nur so viele Typenbilder vorhanden zu sein brauchen, wie für den
Satz einer Zeile notwendig sind, und nur solche einer Größe für verschiedene Bildgrößen.
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In den beiliegenden Zeichnungen ist in den Abb. I bis 7 eine Vorrichtung
dargestellt, finit der Handsatz photographisch reproduziert werden kann.
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In einem Kästchen a, das dem Winkelhaken des Setzers entspricht, sind
die Buchstabenbilder b untergebracht. Das eigentliche Bild ist an einem Ende eines
Stäbchens beliebigen Materials in bekannter Weise befestigt und negativ gezeichnet,
d. h. auf schwarzem Grunde stellt ein weißer Buchstabe. Abb. d. zeigt einen solchen
einfachen Bildstab. Die Zeilenlänge wird durch verschieden lange Klötzchen c begrenzt.
Als Spatium dienen elastische Federn d, die Abb. 5 genauer zeigt. Die Zeile wird
stets etwas länger als erforderlich gesetzt und dann mittels des Sperrklötzchens
c so weit zusammengedrückt, daß das Kästchen a mittels des Schiebers e abgeriegelt
werden kann.
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Um das Zeilenbild zu reproduzieren, wird das Setzschiff a auf das
oben durchbrochene Gehäuse f gelegt, das die Lampen g lichtsicher umgibt. Das von
den Lampen g beleuchtete Zeilenbild wird von dem Objektiv h durch den Spalt i auf
die lichtempfindliche Schicht unter der Glasplatte h in die Kassette j geworfen.
Zwecks Einstellung verschiedener Schriftgrade sind der Objektivhalter
l und die Kassette j nach dem Schrankprinzip verstellbar angeordnet.
Um beim Projizieren des Zeilenbildes Überstrahlungen auf der lichtempfindlichen
Schicht zu vermeiden,
ist in dem Spalt i eine Blende m vorgesehen,
die auf die Höhe der einzelnen Schriftgrade eingestellt werden kann.
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Das Weiterrücken der lichtempfindlichen Schicht von Zeile zu Zeile
geschieht folgendermaßen: Der Rahmen n, der das lichtempfindliche Papier birgt und
der in der Kassette j um Seitenlänge verschoben werden kann, ragt mit einer Kante
aus dem Kassettengehäuse heraus und trägt hier den mit einem Handgriff versehenen
Führungsstab o. Dieser Stab o ruht zwischen Platten p, von denen eine ganze Reihe
in Seitenhöhe hintereinander liegen. Die Reihe enthält so viel Platten, wie Zeilen
auf eine Seite kommen sollen. Um den Führungsstab o weiterrücken zu können, muß
die vor dem Stab liegende Platte entfernt und hinter den vorgezogenen Stab wieder
eingereiht werden. Wechseln auf einer Seite die Schriftgrade, dann sind bei den
betreffenden Zeilen entsprechend breite Platten einzuordnen. Selbst etwa erforderlicher
Durchschuß läßt sich zwischen die Platten bringen, der bei der Zeilenschaltung natürlich
mitgewechselt werden muß.
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Ist eine Seite gesetzt, d. h. ein Blatt lichtempfindliches Papier
im Umfange einer Seite belichtet, dann wird das Papier in bekannter `'eise entwickelt
und weiter behandelt. Bei der geschilderten Methode resultiert ein positives Bild,
das bei Anwendung eines geeigneten Verfahrens, z. B. durch eines in A 1 b e r t,
Technischer Führer durch die Reproduktionsverfahren, igo8, S. 22r u. ff., geschilderten,
direkt auf die Zinkplatte kopiert werden kann.
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Die Druckmaschinen für die photomechanischen Druckverfahren zerfallen
in zwei Klassen. In der einen Klasse wird direkt von der Druckform, z. B. Stein,
Zink, Aluminium, gedruckt, in der anderen aber ist zwischen Druckform und Papier
noch ein Gummituch geschaltet (Offset). In dem einen Falle muß die Schrift spiegelverkehrt
und in dem anderen seitenrichtig auf der Druckplatte stehen.
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Kommen in einer Druckerei beide Druckarten zur Anwendung, dann empfiehlt
es sich, die Buchstabenbilder so auszugestalten, daß von ihnen in der Setzvorrichtung
nach Belieben seitenverkehrte oder seitenrichtige Wiedergaben hergestellt werden
können. Das ist am leichtesten zu erreichen, wenn das Buchstabenbild durchsichtig
ist, so daß man es von der einen oder anderen Seite durchleuchten kann. Abb.6 zeigt
eine derartige Matrize, die aus einem Zelluloid- oder ähnlichen Streifen q besteht,
der zwecks besserer Handlichkeit an einem Halter r befestigt ist.
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Von einer solchen Matrize entsteht auf der lichtempfindlichen Schicht
natürlich ein negatives Abbild, das aber viel kontrastreicher als das im reflektierten
Licht entstandene ausfällt und das bei Anwendung des Eiweißverfahrens ebenfalls
direkt auf die Zinkplatte, und zwar positiv, kopiert werden kann.
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Zuweilen kommt es aber vor, von dem gesetzten \ egativbilde in bekannter
Weise einen positiven Abzug herstellen zu müssen, wobei es dann je nach der angewendeten
Druckmaschine ebenfalls erwünscht ist, die Matrizen von beiden Seiten durchleuchten
zu können.
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Um die oben geschilderte Reproduktionsvorrichtung für reflektierte
Beleuchtung nun auch für direkte Durchleuchtung verwenden zu können, braucht das
Lampengehäuse f nur auswechselbar zu sein, damit es gegen das Lampengehäuse ff nach
Abb. 7 ausgetauscht werden kann.