Die Erfindung betrifft ein Türscharnier für eine Kfz-Tür mit
einem Traghebel, dessen eines Auge am Türpfosten und dessen
anderes Auge an der Tür schwenkbar gelagert ist, und mit
einem Lenkhebel zum Führen der Tür im Verlauf der Öffnungs-
und Schließbewegung, der ebenfalls mit seinem einen Ende an
dem Türpfosten und mit seinem anderen Ende an der Tür
schwenkbar gelagert ist, wobei die jeweiligen Schwenkachsen
an dem Türpfosten bzw. an der Tür einen Abstand zueinander
aufweisen.
Ein solches Türscharnier ist beispielsweise aus
der GB 700 202 bekannt.
Derartige Scharniere werden in der Regel weniger an
Türen eingesetzt als vielmehr an Klappen und Hauben,
um beim Öffnen zunächst eine mehr oder weniger parallele
Auswärtsbewegung der Klappe, Haube oder Tür aus der
entsprechenden Öffnung heraus zu bewirken und im An
schluß daran eine Schwenkbewegung. Traghebel und Füh
rungshebel bilden eine Koppelschwinge, die im geschlos
senen Zustand annähernd parallel zueinander verlaufende
Schwingen und im geöffneten Zustand mit der Basis und
der Koppel einen Polygonzug bilden.
Derartige Scharniere eignen sich nur dann zum Öffnen
einer Tür, wenn sie an der unteren und oberen Kante
der Tür angebracht werden können. Bezogen auf eine
Klappe oder eine Haube befindet sich die Befestigungs
stelle an den seitlichen Rändern; aus diesem Grunde
findet man derartige Türscharniere auch in erster Linie
an Hauben und Klappen, weil hier in der Regel seitlich
genügend Raum zur Verfügung steht. Bei einer Tür ist
durch die Neigung des A-Pfostens keine derartige Mög
lichkeit gegeben, jedenfalls nicht an üblichen Per
sonenkraftwagen. Anders sind die Verhältnisse bei Bussen
und Lastkraftwagen.
Bei langen Türen für viersitzige Coupés oder Cabriolets
entsteht insbesondere bei dickwandigen Türen erst bei
einem sehr großen Öffnungswinkel ein genügend großer
Spalt im Anlenkbereich der Tür, um in das Fahrzeug
zu gelangen oder um das Fahrzeug zu verlassen. Auf
vielen Parkplätzen und in den beengten Verhältnissen
von Parkhäusern sind diese Räume oft nicht vorhanden,
so daß ein freier Parkplatz gelegentlich nicht ge
nutzt werden kann.
Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung,
ein Türscharnier der eingangs genannten Art so zu ver
bessern, daß es an der bei Personenkraftwagen üblichen
Stelle montiert werden kann und im übrigen die Eigen
schaft hat, die Tür erst aus der Öffnung mehr oder
weniger parallel herauszubewegen und im Anschluß daran
erst die Schwenkbewegung aufzuzwingen.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor,
daß der Lenkhebel als zweiteiliger Kniehebel mit einem Mittelgelenk
ausgebildet ist, und daß das Mittelgelenk, geführt
mit Hilfe eines Führungshebels, sich beim Öffnen der
Tür bis in die unmittelbare Nähe des einen Schwenkge
lenkes des Traghebels bewegt.
Die mit dieser Art der Türführung herbeigeführte Bewe
gung beim Öffnen einer Fahrzeugtür läßt sich auf die
Formel bringen: Erst heraus, dann herum. Beim Öffnen
der Tür bewegt sie sich also zunächst nach Art einer
Schiebetür im wesentlichen parallel verschoben aus
der Türöffnung heraus, wenngleich dabei bereits eine
geringfügige Verschwenkung stattfindet. Infolge dieser
Herausbewegung der Tür aus der Türöffnung heraus klafft
relativ rasch, also bei geringen Öffnungsweiten, ein
freier Winkel zwischen der Türöffnung und der Tür im
Bereich der Türanlenkung, also im Bewegungsbereich
der Füße, wenn die Fahrzeugtür, wie üblich, vorn ange
schlagen ist. Gegen Ende der Öffnungsbewegung kommt
annähernd eine reine Verschwenkung zustande, die sich
von der vollen Öffnungsbewegung einer herkömmlichen
Tür an einem Fahrzeug selbstverständlich auch darin
unterscheidet, daß die Tür weiter absteht. Dieser Be
reich ist allerdings für enge Parkraumverhältnisse
weniger bedeutsam.
In den Unteransprüchen sind weitere Ausbildungen der
Erfindung erläutert. Auf diese wird Bezug genommen.
Im übrigen wird nachfolgend ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung, das in der Zeichnung dargestellt ist,
näher erläutert; in der Zeichnung zeigt
Fig. 1 eine schematische Draufsicht auf ein Tür
scharnier gemäß der Erfindung bei geschlossener
Tür,
Fig. 2 eine positionsgerechte Seitenansicht des
Türscharniers gemäß der Fig. 1,
Fig. 3 eine Ansicht gemäß der Fig. 1 mit ge
öffneter Tür und
Fig. 4 eine schematische Verdeutlichung der kine
matischen Vorgänge beim Öffnen der Tür, unterteilt
in fünf einzelne Positionen.
Das in den Fig. 1 bis 4 wiedergegebene Ausführungs
beispiel eines Türscharniers an einem Kraftfahrzeug
ist selbstverständlich in üblicher Weise zweimal über
einander vorhanden, so daß sich eine exakte Türführung
ergibt. Rein willkürlich ist zur Verdeutlichung ein
Türscharnier in diesen Figuren beschrieben, das auf
der rechten Fahrzeugseite liegt, also eine Tür auf
der rechten Fahrzeugseite zwangsweise führt. Nachfolgend
wird lediglich immer nur von der Tür gesprochen,
wenn die zugeordnete Tür gemeint ist.
An einem Pfosten 1 und an einer Tür 2 sind jeweils Taschen
3 und 4 ausgebildet, die zur Aufnahme von Scharnierteilen
dienen. Insbesondere wird in diesen Taschen jeweils ein
Lagerbock 5 und 6 eingeschraubt, wobei die Befestigungs
stellen lediglich durch durchgezogene Linien angedeutet
sind. An diesen Stellen befinden sich also übliche
Schrauben mit Käfigmuttern bzw. mit einer Gewindeleiste.
Das eigentliche Scharnier wird aus mehreren Hebeln
gebildet, die nachfolgend genauer beschrieben werden.
Der für die Stabilität des Scharniers gemäß der Erfindung
wichtigste Hebel ist ein Traghebel 10, der in jedem
Lagerbock mit Hilfe eines Bolzens 11 schwenkbar gelagert
ist und im wesentlichen die Tragkräfte aufnimmt, also
das Eigengewicht der Tür sowie das aus der einseitigen
Anlenkung resultierende Moment. Für die vollständige
Öffnungsstellung der Tür 2 ist er leicht gebogen. Aus
Stabilitätsgründen ist er in Längsrichtung der
Bolzen 11 mehrere Zentimeter hoch. Vorzugsweise ist er
als Schmiedeteil ausgebildet, und die Schwenklagerungen
um die Bolzen 11 sind wartungsfrei ausgebildet.
Oberhalb des Traghebels 10 ist eine Anordnung von zwei
Kniehebeln 12 und 13 vorgesehen, die mit Hilfe eines
Mittelgelenkes 16 unter Einschluß eines Führungshebels
15 gelenkig miteinander verbunden sind. Das freie Ende
des Führungshebels 15 ist im mittleren Abschnitt des
Traghebels 10 gelenkig befestigt, wodurch das Mittel
gelenk 16 in Abhängigkeit der Bewegung des Führungs
hebels 15 verschoben wird, wobei letzterer sich wiederum
abhängig von dem Traghebel 10 bewegt. Die Kniehebel 12
und 13 sowie der Führungshebel 15 sind an den Lagerböcken
5 und 6 bzw. an dem Traghebel 10 mit Hilfe von einfachen
Stiftlagern 18 gelenkig befestigt.
Aus der Fig. 2 ist besonders deutlich die Lage der
einzelnen Hebel übereinander zu erkennen, außerdem
wird die massive Ausführung des Hebels 10 deutlich.
Die Fig. 1, 3 und 4 zeigen die einzelnen Hebel in
der Draufsicht und damit deren Verschiebung beim Öff
nungs- und Schließvorgang der Tür 2. Nachfolgend wird
im einzelnen beschrieben, wie sich die Hebel beim Öff
nen oder Schließen der Tür 2 verschieben und gegen
seitig beeinflussen.
In der Ausgangsposition, in der die Tür 2 verschlossen
ist, bilden der Traghebel 10 und die beiden Kniehebel
12 und 13 eine Koppelschwinge, die annähernd zu einer
parallelen Auswärtsbewegung des türseitigen Lagerbockes
6 und damit der gesamten Tür 2 führt, wenn der Öffnungs
vorgang begonnen wird. Es sei noch darauf hingewiesen,
daß in der Ausgangsposition die beiden Kniehebel 12
und 13 eine überstreckte Lage zueinander einnehmen,
also der in sich geschlossene Polygonzug von dem einen
Stiftlager 18 über das Mittelgelenk 16 und das weitere
Stiftlager 18 zurück zu dem ersten Stiftlager 18 ein
Dreieck und nicht eine gerade Linie ist. Das in der
Fig. 4 bzgl. der Hebel dargestellte kinematische Ersatz
system zeigt das ganz deutlich. Dadurch wird die Tür
in der Ausgangsposition fest in der Schließebene ge
halten. Im späteren Verlauf der Öffnung gelangen dann
die beiden Kniehebel 12 und 13 aus der überstreckten
Lage in eine Lage unter Einschluß eines spitzen Winkels
zueinander, wobei die gestreckte Lage selbstverständlich
vorher durchlaufen wird.
In der genannten Fig. 4 sind sechs unterschiedliche
Öffnungszustände wiedergegeben, wobei zur Beibehaltung
einer gewissen Übersichtlichkeit nur in der geschlossenen
Lage die Tür 2 vollständig gezeigt ist. In allen ande
ren Öffnungspositionen sind die innere Türhaut 21 und
die äußere Türhaut 22 jeweils mit identischen, in Klam
mern gesetzten Ziffern versehen, die folglich zueinander
gehören und zur Darstellung der Tür in der jeweiligen
Öffnungsposition dienen. In der geschlossenen Position,
Position (O), ist das kinematische Ersatzsystem der
einzelnen Hebel vollständig bezeichnet. Zwischen den
beiden Bolzen 11 erkennt man den Traghebel 10,
während außerhalb des Traghebels, bezogen auf die Fahr
zeuglängsachse, die beiden Kniehebel 12 und 13 angeordnet
sind, und zwar zwischen den Stiftlagern 18 und dem
Mittelgelenk 16.
Die Verschiebung der Tür 2 von der Position (0) zu
der Position (1) ist in erster Linie ein parallel ver
schobenes Herausrücken der Tür aus der Öffnung, und nur
in ganz geringem Umfang wird die Tür einer Schwenk
bewegung um einige Winkelgrade unterworfen. Dies gilt
auch noch mit guter Annäherung für die Position (2).
Mit Hilfe von Keilen 20 wird das Ende des jeweiligen
Öffnungsschlitzes zwischen dem Türinnenblatt 21 und
der Türöffnungskante verdeutlicht. Es ist klar zu sehen,
daß bei der Öffnungsposition (2) das Ende dieses Öff
nungsspaltes schon so weit vorne liegt wie bei Türen
mit herkömmlicher Scharnierlagerung in annähernd gänz
lich geöffnetem Zustand. Es besteht also in der Öff
nungsposition (2) bereits eine relativ bequeme Aus-
und Einstiegsmöglichkeit bzw. Bewegungsfreiheit für
die Beine einer Person, die von dem Vordersitz oder
auf den Vordersitz gelangen will. In der nur wenig weiter
geöffneten Position (3) sind diese Verhältnisse noch
günstiger.
Während des Öffnens werden die beiden Kniehebel 12
und 13 zunehmend zueinander eingeknickt, so daß sie
bezogen auf den Ausgangszustand der überstreckten Lage
einen Winkel von weniger als 90° in der am weitesten
geöffneten Türposition (5) einnehmen. Das ist in der
Figur deutlich zu erkennen. Dabei wird das Mittelgelenk
16 immer weiter auf die Schwenkachse des Bolzens
11 an dem Lagerbock 6 bewegt. Je näher sich das Mittel
gelenk der Achse des Bolzens 11 annähert, um
so mehr geht die Türbewegung von einer parallelen Heraus
bewegung in eine Schwenkbewegung über, was bei dem Ver
gleich der Öffnungsposition (4) und (5) in der Fig.
4 deutlich zu erkennen ist.
Es ist bewußt darauf geachtet worden, daß keine totale
Deckung der Achse des Mittelgelenkes 16 mit der Mittel
achse des Bolzens 11 an dem Lagerbock 6 eintritt,
weil dadurch eine undefinierte Lage entstehen würde,
deren Aufhebung zu Schwierigkeiten führen kann. Viel
mehr ist der Kniehebel 13 etwas kürzer als der Abstand
zwischen den Achsen des einen Stiftlagers 18 und des
Bolzens 11 an dem türseitigen Lagerbock 6, so
daß eine Annäherung des Mittelgelenkes 16 an die Achse
des Bolzens 11 erfolgt, nicht jedoch eine Dec
kungslage. Trotz der fehlenden Deckungslage tritt in
der Öffnungsposition (5) eine reine Verschwenkung auf,
und zwar um den Bolzen 11 des türseitigen Lager
bockes 6.
In der voll geöffneten Türposition (5) liegt der Trag
hebel 10 an zwei Anschlägen 19 an, die an jedem Lager
bock 5 und 6 angeformt sind. Damit wird der Endanschlag
für die Türöffnung gebildet. Die Anschläge sind in
den Fig. 1 bis 3 deutlich zu erkennen. Im übrigen
zeigt die Fig. 3 in aller Deutlichkeit, daß die Tür
2 in der voll geöffneten Position viel weiter außerhalb
der Karosserie liegt, als dies mit herkömmlichen Schar
nieren möglich ist. Wichtig ist jedoch die frühe Her
ausbewegung aus der Türöffnung, so daß sich sehr schnell
eine Öffnung zum Heraus- und Hereinführen der Beine
auftut, selbst wenn die Tür nur um einen relativ ge
ringen Betrag geöffnet wird. Derartige Beschränkungen
der Öffnung sind oftmals durch äußere Gegebenheiten
beim Parken oder beim Abstellen eines Fahrzeuges in
der häuslichen Garage gegeben.
Das Scharnier kann selbstverständlich auch bei vier
türigen Fahrzeugen eingesetzt werden, allerdings kommen
die Vorteile besonders gut bei langen Türen zur Geltung,
die sich in der Regel an zweitürigen Fahrzeugen befin
den. Wegen der soliden Konstruktion ist keine Schwä
chung des vorderen Anlenkbereiches der Tür vorhanden.
Vielmehr ist durch die massive Ausführung des Traghebels
weit mehr als bisher der Verbund der Tür mit dem Pfosten
gesichert, selbst wenn die restlichen Hebel verbogen
oder zerstört werden sollten. Es muß lediglich sicher
gestellt sein, daß das zugeordnete Türschloß selbst
dann nicht selbsttätig geöffnet wird, wenn es im Schar
nierbereich eine geringe Bewegung gibt.