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Optisches Instrument zu Lehr- und Spielzwecken. Der Gegenstand der
Erfindung ist ein optisches Instrument zu Lehr- und Spielzwecken, mit welchem alle
wesentlichen Erscheinungen, welche bei der kinematographischen Bildwiedergabe auftreten,
in einfacher Weise gezeigt und untersucht werden können. Da bei der Auswahl. entsprechender
Bilder überraschende und komisch wirkende Bewegungstäuschungen auftreten, so eignet
sich das Instrument auch als Spielzeug. Es kann auch zu psychologischen Untersuchungen
verwendet werden, weil die Bewegungstäuschungen nicht immer zwangsläufig sind, sondern
vom geistigen Zustand und den geistigen Fähigkeiten des das Instrument Benutzenden
abhängen.
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Das Instrument besteht aus einer Röhre mit dunkel gehaltenen Wänden.
Diese ist mit Mitteln versehen, so daß sie bei Kreisschwingung um eine Querachse
in einer Ebene sich drehen läßt. In der Mitte der Röhre kann man quer Schaubilder
auswechselbar anordnen und so während des Drehens der Röhre optische Erscheinungen
an denselben beobachten. Dabei können in den offenen Enden der Röhre undurchsichtige
Blendenstreifen auswechselbar angebracht werden, zur Verminderung des Flimmerns
beim Betrachten der Bilder.
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In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung in einem Ausführungsbeispiel
dargestellt, und zwar zeigt: Abb. i die Röhre in Seitenansicht, teilweise im Schnitt,
Abb. z dieselbe von oben gesehen, teilweise im Schnitt, Abb. 3 eine Seitenansicht
in eine Öffnung hinein, und Abb. 4 das Schaubild von der unteren- Seite gesehen.
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Es ist i eine Röhre, z. B. aus Holz, Blech, Pappe, deren Wände dunkel,
z. B. schwarz, gehalten sind, z. B. mit dunklem Papier beklebt, dunkel angestrichen,
und zwar zweckmäßig matt. Der Querschnitt der Röhre kann viereckig, rund oder von
anderer Gestaltung sein. In der Mitte der Röhre sind inneu Nuten q. am Boden und
an den beiden Seitenwänden angeordnet, und die Decke hat einen Schlitz 5, welcher
zu diesen Nuten, ¢ führt, so daß man einen Karton 6 durch den Schlitz 5 quer in
das Innere der Röhre einführen kann. Durch einen Schieber 7 kann man den Karton
vor dem _Herausfallen sichern. An zwei Seiten der Röhre sind Handhaben a und 3 fest,
welche dazu dienen, die Röhre so zu drehen, daß ihre Längsmittellinie x-x in einer
senkrechten Ebene um die durch die Handhaben z und 3 gebildete wagerechte Achse
schwingen kann, so daß also die Röhre in Richtung der Pfeile geschwungen werden
kann, welche in Abb. i ein.gezeichnet sind, wie dies in der gleichen Abbildung durch.
strichpunktierte Linien angedeutet ist. Der Karton 6 hat auf beiden Seiten zwei
verschiedene Bilder, so beim vorliegenden Ausführungsbeispiel auf der einen Seite
dasjenige einer Birne und auf. der anderen Seite dasjenige eines Apfels. Es sind
.dies Bilder, welche zueinander gehören, und wie man sie beim sogenannten Tautoskop
an sich kennt. Derartige zusammengehörige
Bilder, die auch einzeln
eingeschoben werden können, sind z. B. eine Kreisfläche und eine Dreiecksfläche,
ein Rad, dessen Kreuzspeichen senkrecht und wagerecht stehen, und ein gleich großes
Rad, dessen Speichen in der Form .eines Andreaskreuzes steht USW. Schwarze
oder dunkelfarbige, durch Löcher 9 eingeschobene Streifenblenden 8 blenden und unterteilen
teilweise die beiden Röhrenöffnungen. Der Benutzer des Instrumentes hat, Licht im
Rücken, das Instrument so vor sich, daß bei ihm zugekehrter Röhrenöffnung das ihm
zugekehrte Bild gleichmäßig beleuchtet ist. Dann dreht er das Instrument an den
Handhaben a und 3 langsahn!er oder schneller. Er sieht dann das Bild., z. B. die
Birne, in der ihm zugekehrten Röhrenöffnung entsprechend einem ersten kinematographischen
Bild auf der Bildwand. Dann folgt, wenn das Instrument die in Abb. i strichpunktierte
Stellung eingenommen hat, eine Deckung des Bildes durch den Teil io der Decke der
Röhre, so daß also das Birnenbild verschwindet, entsprechend der Abblendung des
kinematographischen Bildes beim Bildwechsel. Wenn dann die Röhre so weit gedreht
ist, daß die Öffnung i i dem Auge des Beschauers gegenüber zu stehen kommt, so erscheint
das zweite Filmbild, diesmal das Apfelbild der Abb. 4., auf der Bildfläche. Dabei
hat es durch optische Täuschung den Anschein, als ob die Fläche der Birne in diejenige
des Apfels sich verwandelt. Das wechselt so ab.
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Man kann mit diesem Instrument z. B. alle Versuche über 1 Bewegungstäuschungen
ausführen, die mit dem psychologischen Kinematographen, dem Tautoskop nach P. L
i n k e (vgl. Dr. H. Lehmann: » Ober neue kinematographische Theorien und Apparate«,
Photographische Korrespondenz, Juli i 9 i 6, Nr. 67o), darstellbar sind. Überdies
gestattet das Instrument die Verfolgung der Entstehung und Behebung des Flimmerns
bei der kinematographischen Wiedergabe durch Betrachtung weißer und verschieden
gefärbter flächenhafter Bilder, durch Vergrößerung der Bildwechselfrequenz und durch
Vergrößerung der Lichtwechselfrequenz nach Einschaltung der Streifenblenden B.
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Das Instrument gehört einerseits in die Klasse der Stroboskope. Es
unterscheidet sich aber von den bisher bekannten Formen wesentlich durch die mit
ganz andern technischen Mitteln durchgeführte Verdunkelung des Bildes beim Bildwechsel
(s. Abb. i punktierte Lage) und durch die Einführung der Streifenblende 8, die neben
anderem auch eine Helligkeitsregelung der Bildbeleuchtung gestattet, vor allem aber
auch durch seine Einfachheit und vielseitige Verwendbarkeit.
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Anderseits zeigt das Instrument einige Verwandtschaft mit der thaumatropischen
Scheibe (s. H. L e h m a n n : Die Kinematographie, Leipzig 19 11), und es
kann mit dem Instrument bei raschem Drehen auch der thaumatropische Effekt gezeigt
werden. Dem Thaumatrop fehlt aber die Verdunkelungsvorrichtung, die ein fast plötzliches
Verschwinden des Bildes bewirkt, und die zum Bewegungssehen in der Fläche unerläßlich
ist. Beim Thaumatrop tritt bei langsamer Drehung durch die auftretende perspektivische
Verkürzung des Bildes der Eindruck des Wälzens im Raume auf.
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Durch die Verdunkelungsvorrichtung unterscheidet sich das Instrument
der Erfindung auch von dem thaumatropähnlichen Pedemaskop mit senkrechter Drehachse
(s. Lehmann, S. 2o). Auch beim Pedemaskop stört die auftretende Wälzerscheinung,
die dort nur durch geschickt ausgewählte Bilder (mit hauptsächlicher Auf- und Abbewegung)
einigermaßen in den Hintergrund gedrängt werden kann. Beim Gegenstand der vorliegenden
Erfindung sind aber Bewegungen in allen Richtun2#en- der Fläche gleich gut zu sehen.
Dies ist ein wesentlicher Fortschritt, denn er gestattet, die zur Erzeugung von
Schei.nb.ewegung (z. B. bei den kinematographischen Trickzeichnungen) maßgebenden
Verhältnisse unbeeinflußt von Instrumentenfehlern zu studieren. Dies ist um so wichtiger,
weil die Versuche ergeben, daß die vorgetäuschte Bewegung aus psychologischen Gründen
nicht in allen Richtungen des Raumes gleich gut gesehen wird. Die. Umdrehung der
Röhre könnte auch durch einen Mechanismus anstatt von Hand erfolgen.