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Verfahren zum Herstellen von Schallplatten. Di.e Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Herstellen von Schallplatten jener Art, bei welchen dlie die Spielfläche
bildende Schicht auf einem Grundkörper angebracht ist, der aus einer Anzahl von
Schichten aus papierähnlichem Material besteht, die untereinander durch ein Bindemittel,
Klebstoff o. dgl., verbunden sind.
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Bei den bekannten Platten dieser Art besteht die Spielfläche aus einer
schellackähnlichen Masse, mit welcher ein Blatt aus hartem Papier bedeckt ist, und
einem Grundkörper, der aus einer Mehrzahl von Papierblättern besteht, die mit Schichten
einer plastischen Masse abwechseln, die auch auf der Rückseite der Spielfläche vorgesehen
ist. Die den Grundkörper bildenden Schichten sind vorzugsweise in gleicher Waise
präpariert wie die Spielflächenschicht, nur mit dem Unterschiede, daß eine billigere
und auch geringwertigere Zusammenstellung als die Schellackmasse gebraucht ist.
Die verschiedenen so vorbereiteten Schichten :sind ,durch Hitze und Druck miteinander
vereint.
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Die Erfindung bezweckt die Herstellung einer dauerhaften Schallplatte,
welche trotz geringer Herstellungskosten sich durch eine verbesserte Spiehvirkung
auszeichnet. Die Herstellung der Platte ist erheblich vereinfacht, und es werden
dünne und verhältnismäßig biegsame Platten erzielt, die ein geringes Gewicht haben,
geringen Raum einnehmen und reicht brechen.
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Um diesen Zweck zu erreichen, wird als Spielflächenschicht eine dünne
Schicht verwendet, welche die mechanischen und physikalischen Eigenschaften gelatinierter
Zelluloseabkömmlinge hat, gegebenenfalls unter Zusatz kolloider Stoffe oder Lösungsmittel
insbesondere solcher Zelluloseabkömmlinge, bei «-elchen der Wasserstoff der Hydroxylgruppen
des Zellulosemoleküls durch organische Radikale ersetzt ist,. und die auf beträchtliche
Temperaturen erhitzt werden können, ohne daß sie eine chemische Beeinflussung erfahren.
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Das Bindematerial, das zur Herstellung der Platte benutzt wird, kann
dasselbe sein, wie das Material der Spielfläche. Die Hauptsache ist, daß es gleiche
mechanische und physikalische Eigenschaften hat.
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Das Spielflächenmaterial in dieser vorzugsweise dünnen Blattform,
z. B. Zelluloseazetat, isst an seich für die Herstellung von Schallplatten bekannt,
und es sind verschiedene Vorschläge gemacht worden, derartige Spielflächen
auf
einer Unterlage aufzubringen, z. B. Papierblättern, Kartons oder anderen Faserstoffen,
oder auf verhältnismäßig dicken Lagen von asphaltähnlichen Stoffen mit oder ohne
Zwischenlagen von Papier und Pappe, welche in .diese Masse eingelegt sind. Auch
hat man Zwischenlagen von Papier zwischen dieser Masse und der Spielfläche angeordnet,
um die Spielfläche während der Tonaufnahme von der Einwirkung der Asphaltmasse frei
zu erhalten.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, Bindematerialien von ähnlicher
Zusammensetzung wie die Spielfläche zur festen Verbindung der Spielfläche mit dem
Grundkörper zu verwenden.
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Es sind auch unzerbrechliche Schallplatten bekannt, bei denen eine
erhärtende, widerstandsfähige Masse durch einen aufsaugenden Körper, z. B. Löschpapier,
aufgenommen wird, welcbe mit einer Seite auf eine feste Unterlage geklebt und auf
der anderen Seite mit einer Platte aus preßbarem Stoff, Papier o. dgl., bedeckt
wird, welche die Schallaufzeichnungen aufnimmt.
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Demgegenüber besteht die Erfindung in einem Verfahren, bei welchem
eine Mehrzahl poröser und absorbierender Papierblätter, Lösch-, Fltrierpapier o.
dgl., mit einem dünnen Überzuge von Bindematerial v ersehenwerden, welches die Papierblätter
völlig durchdringt, so daß unter dem Überzuge poröse Materialschichten bleiben,
und daß eine Mehrzahl dieser so präparierten Papierblätter mit den Spielflächen
bei solchen Temperaturen in einer Presse verbunden werden, .daß die flüchtigen Bestandteile
der Materialien entweichen und ein einheitlicher Gesamtkörper entsteht.
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Wenn hier von Spielflächen .die Rede ist, so bezieht seich das auf
eine Platte, deren beide Außenflächen zur Aufnahme dienen. Bei Platten, bei denen
nur eine Fläche zur Aufnahme dient, ;ist die eine Endfläche in genau der gleichen
Weise ausgebildet wie die andere Spielfläche, kann aber aus weniger gutem Werkstoff
gemacht sein.
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Der als unverbrennbares Zelluloid bekannte Stoff ist besonders als
Masse für die Spielfläche und als Bindemittel geeignet. Blätter von etwa
0,125 Inn' Stärke können hier benutzt werden. Aber man kann die Masse auch
in der Weise besonders herstellen, daß man Zoo Teile Baumwollzellulose mit etwa
5 Prozent Feuchtigkeitsgehalt in 8o Teilen Eisessig und 2o Teilen konzentrierter
Schwefelsäure löst und die Lösung unter allmählicher Zugabe von 4.0o bis 50o Teilen
Essigsäureanhydrad bei gewöhnlicher Temperatur (etwa z7° C) und unter Rühren verdünnt.
Ist eine vollständige Lösung eingetreten, -so wird unter fortgesetztem Rühren Wasser
zugegeben, das ausgefällte feine Zelluloseazetat ausgewaschen, gepreßt und zu Blöcken
oder Tafeln geformt, aus -denen die etwa 0,z25 min starken. Blätter geschnitten
werden können. Beliebige Farbstoffe, die sich in der Essigsäure lösen lassen können
zwecks Färbung der Masse zugesetzt werden.
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Man kann auf diese Weise selbst etwa 0,07s turn starke Blätter herstellen,
wenn man das Zelluloseazetat iin zylindrischen Formen vorformt, deren Innendurchmesser
wenig größer als der Durchmesser der zu erzeugenden Blätter ist. Man kann dann mit
einer guillotineartigen Schneidemaschine den Zelluloseazetatzylinder in Blätter
oder Filme von noch unter 0,o75 mm Stärke zerschneiden.
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Die Verbindung des Grundkörpers mit der Spielfläche erfolgt zweckmäßig
unter gleichzeitigem Herstellen der die Spielbahn (Tonkurven.bahn) bildenden feinen
Rillen auf der Spielfläche vermittels einer Presse unter Druck. Dieses Verfahren
wird ausgeführt bei einer Temperatur, die die überschüssigen Lösemittel verflüchtigt
und der Spielfläche eine harte und zähe Beschaffenheit verleiht. Zu gleicher Zeit
wird das Biindematerial in die porösen Blätter getrieben und imprägniert. Diese
Verwendung porösen Schichtenmaterials für den Grundkörper unterhalb der Bindemittelauflage
gewährt dabei den flüchtigen Lösemitteln einen Weg zum seitlichen Entweichen und
ermöglicht die Anwendung einer hohen Temperatur, etwa r4.5° C.
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Ein weiteres Merkmal der Erfindung liegt darin, daß die Spielbahn
(Tonkurv enbahn) in einem filmartig feinen Deckblatt (Spielfläche), etwa von 0,o75
mm Stärke, gebildet wird. Besonderer Vorteile wegen geht man darauf aus, die Tiefe
und Breite .der Spielwellenbabn j möglichst .gering zu halten, namentlich, um damit.dieKontaktfläche
und die kratzende Reibung zu verringern. Die neue, aus dem feinen Deckblatt oder
Film .bestehende Spielfläche ergibt eine geringere Reibung, und man kann daher zu
einer tieferen Spielbahn zurückkehren; will man .deren Dicke und l#1.asse zur Aufnahme
der größeren Bahn- oder Wellentiefe aber nicht vergrößern, so kann statt dessen
bei einer dünnen Spielfläche, beispielsweise von 0,o8 mm Stärke, eine besondere,
als Kissen wirkende, beispielsweise aus Kautschuklösung hergestellte Unterlage,
die zugleich als Bindemittel zwischen Spielfläche und Grundkörper dient, verwendet
werden. Das Zwischenkissen ermöglicht es, daß die Spielfläche beim Druckvorgang
leicht in die Nut .der Matrize gepreßt werden und erhärten kann, da das Kissen die
Spielfläche trägt und als Widerlager dient, so daß ein vollkommener Druckkontakt
erreicht wird. Dabei mag es vorkommen, daß die eingepreßte Spielbahn
oder
Kurve etwas durchgedrückt wird und auf der Rückseite der Spielfläche wahrnehmbar
wird.
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Bei der Ausführung des Verfahrens kann man beispielsweise die Grundkörper
aus hygroskopischem, aber von bituminösen und anderen Fremdstoffen freiem Papierstoff
zu weichen, absorbierenden Tafeln oder Blättern von gleichförmiger Dicke und etwa
45 mal 47 cm Größe formen. Die Dicke der einzelnen Papierblätter wird zweckmäßig
derart bemessen, daß ein Ries (d. h. etwa . oo bis 5oo Blätter) i21/4 bis i312 kg
wiegen. Zweckmäßig wird man aber die Rollenform vorziehen und Bahnen von 26,5 oder
345 cm Breite bei entsprechender Dicke verwenden. Es läßt sich aber auch anderes,
im Handel erhältliches Faserblattinaterial, z. B. Löschpapier, das von durch Säure
erzeugten Wasserzeichen und sonstigen schädlichen Chemikalien frei ist, benutzen.
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Die absorbierenden Schichten können von vornherein in die gewünschte
Form geschnitten werden, oder die Platte kann aus einem Körper, der durch Verbindung
dieser Schichten gebildet ist, herausgepreßt werden.
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In jedem Falle werden die Blätter mit dem Kleb- oder Bindemittel,
z. B. der genannten, mittels eines organischen Lösemittels (Amylazetat, Alkohol,
Benzin, Chloroform u. dgl.) hergestellten Zelluloseazetatlösung, überzogen oder
sehr leicht imprägniert, um auf diese Weise eine Innenlage zu haben, welche porös
und frei von Bindemitteln ist, die zu dem Zweck hinreichend flüssig sein muß, so
daß sie auf dem Grundkörper eine feine Haut bildet. Man kann .dabei auch so verfahren,
daß man aus der Lösung auf einer Glasplatte eine dünne Schicht bildet, sie eintrocknen
läßt und als eine dünne Haut oder feines Blatt vom Glase abzieht und diese Schicht
.dann zwischen die einzelnen Blätter des Grundkörpers und auch auf dessen Außenfläche
unter d=ie Spielfläche einlegt.
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Die mit denn bindenden Überzug versehenen Faserstoffblätter läßt man
dann (es handelt sich um den Fall eines aus mehreren Blättern zu bildenden Grundkörper)
etwa zehn Minuten lang eintrocknen, so daß also ein beträchtlicher Teil des Lösemittels
verdampft ist. Danach wird die benötigte Anzahl Blätter, etwa vier oder fünf, um
eine Spielplatte von etwa o,8o mm Dicke zu erhalten, aufeinandergelegt und, will
man zweiseitig bespielbare Platten herstellen, auf beide Seiten des so gebildeten
Grundkörpers je eine Spielfläche (Schicht aus Zelluloseabkömmlingen) von o,ta5 min
Dicke .aufgebracht, worauf dann in einer Matrizenpresse bekannter Art die Tonkurvenbahn
eingepreßt wird. Die Preßplatten (Matrizen) werden dabei um r4.5° C erwärmt, und
dpa nur finit schwachem Druck gearbeitet zu werden braucht, so bedarf es auch bei
schwachen Preßplatten keiner besonderen Widerlager oder Versteifungsvorrichtungen.
Ein Preßdruck von 18 kg pro Zentimeter ist in den meisten Fällen die äußerste Grenze.
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Das Lösemittel wird-init steigendem Druck bei fallender Temperatur
vollständig ausgetrieben; man tschließt die Matrizenplatten beispielsweise bei 7
kg Druck pro Zentimeter und steigert dann den Druck allmählich, aber schnell auf
17,5 kg. Dabei werden vergaste Anteile des Lösemittels nicht zurückgehalten, was
sonst dann, wenn man, wie bisher, mit hohen Drücken bis zu 8oö kg arbeitet, häufig
vorkommt und zu Beschädigungen der Matrizenplatten, selbst wenn sie versteift und
finit starkem Widerlager versehen werden, führt. Druck und, Temperatur werden, je
nach der Art der Kühlung der Presse, eine bis fünf Minuten lang, in jedem Falle
so lange aufrechterhalten, bis .das Lösemittel .aus dem Bindemittel und der Spielfläche
hinreichend ausgetrieben worden ist, um die Spielfläche so hart und zähe werden
zu lassen, daß die Sprechmaschinennadel die Wiedergabe hervorbringen kann.
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Man braucht jedoch die Platte nicht so lange in der Presse zu belassen,
bis sie vollständig abgekühlt ist. Man tut gut, die Matrizen samt der Platte vorher
aus der Presse herauszunehmen und zwischen zwei kalte Kühlplatten zu legen, wonach
sie dann schnell abkühlen und die Matrizen von der fertigen Spielplatte unter Anwendung
eines leichten Druckes abgenommen werden können.
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Die angewendete Temperatur macht die Spielschicht auf dem Grundkörper
plastisch oder fast flüssig, zerstört aber die Zelluiloidmasse nicht, dagegen entweicht
das vergaste Lösemittel durch die porösen Grundkörper. Wärme und Druck vermitteln
einen vollkommenen genauen Abdruck der Matrizen, und man erhält eine Spielplatte
von so harter und zäher Oberfläche, daß sie der Abnutzung im hohen Grade widersteht,
gleichwohl vollkommen glatt ist und keine schnarrenden, kratzenden Geräusche - unter
der Sprechmaschinennadel aufkommen läßt.
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Man kann auch ebene Platten ohne Schallkurven zwischen glatten Druckplatten
herstellen, die weniger :stark beheizt werden, und die so erzeugten Platten für
das spätere Aufprägen der Schallkurven zum Vorrat nehmen. Das Aufprägen .der Schallkurven
kann dann jederzeit unter Druck in Matrizen erfolgen, die auf etwa 1d.5° C erhitzt
werden. Zweckmäßig wärmt man dabei die ungeprägte Platte in einem mit dem Lösemittel
versehenen Gase vorher an oder setzt sie heißen Dämpfen des Lösemittels aus.
Bei
einseitig bespielten Platten bringt man, wie schon gesagt, auf .die unbespielte
Seite der Platte eine Unterlage auf, die aus einem Blatt oder einem Aufstrich aus
geeigneten Werkstoff bestehen kann, das sieh mit der Plattenfläche fest vereinigen
läßt oder vereinigt.
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Die Schluß,behandlung der so weit fertigen Platte besteht dann noch
in der üblichen Ausbohrung der Mittelöffnung, Beschneiden des Randes und Festigen
desselben, falls erforderlich, mit einem abschließenden Anstrich.
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Bei: Verwendung einer Spielfläche von 0,075 mm Dicke wird die Fläche
das Grundkörpers mit einer dünnen Kautschuklösung überzogen, entweder mit Hilfe
eines Pinsels, eines Baumwollbausches o. dgl. oder durch Übergießen und Ablaufenlassen.
Die Kautschuklösung ist von der üblichen, zum Ausbessern von Gummischläuchen gebräuchlichen
Art und wird, falls sie zu dick ist, mit etwas Benzin oder Petroleum verdünnt.
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Man läßt den Kautschuküberzug etwas eintrocknen, bis er die richtige
Klebfähigkeit hat, worauf dann die Spielfläche (Blatt, Schicht) aufgelegt und unter
der Matrize, wie beschrieben, mit dem Grundkörper verbunden wird. Wärme und Druck
bewirken im Verein mit dem Kautschukkissen ein gleichförmiges Eindrücken des Materials
der Spielfläche in die Matrize, wobei der als Klebmittel dienende Kautschuk durch
die Wärme und den Druck mehr oder weniger vulkanisiert und das Ganze zu einem fest
zusammenhängenden Gebilde geformt wird. Beim Erhitzen und Pressen verflüchtigt sich
das Lösemittel des Kautschuks zugleich mit den flüchtigen Gasen der Spielfläche
und des Bindemittels im Grundkörper. Der Kautschukaufstrich kann eine besonderes
Bin:denittel zwischen Grundkörper und Spielfläche überflüssig machen, und bei Verwendung
einer Spielfläche der dünneren Art kann das Papier oder poröse Fasergebilde des
Grundkörpers auch etwas leichterer Art sein, also d.aß etwa das Ries Blätter auf
I21'4 kg Gewicht kommt.