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Verfahren zur Herstellung von Schallplatten Die vorliegende Erfindung
bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von unzerbrechlichen, insbesondere
biegsamen Schallplatten, bei welchen die die Spielfläche bildenden, aus Cellulosederivaten
bestehenden Blätter auf einem Grundkörper angebracht sind, der sich aus einer Anzahl
von Blättern zusammensetzt, die untereinander durch Bindemittel, vorzugsweise gleichfalls
Cellulosederivate, verbunden sind.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, den Grundkörper aus einer Anzahl
von porösen, mit einem dünnen Überzug von Bindemitteln versehenen Blättern herzustellen
und den Grundkörper mit den die Spielfläche bildenden Deckblättern bei einer Temperatur
zu vereinen, bei welchen die Verdampfung der in Bindemittel und Spielflächenmaterial
enthaltenen Lösungsmittel durch den porösen Kern hindurch stattfinden sollte.
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Dieses und auch andere bekannte Verfahren, bei welchen ein Schallplattenkern
aus porösen Blättern gebildet wird, ermöglichen jedoch nicht die Herstellung von
spannungslosen Schallplatten. Die Platten haben infolgedessen den Nachteil, früher
oder später sich zu werfen; auch sind sie von einer Unmenge größerer oder kleinerer
Blasen durchsetzt, wodurch beim Abspielen Nebengeräusche und Tonverzerrungen hervorgerufen
werden. Bei diesen bekannten Verfahren gelingt es nämlich auch bei sorgfältigstem
Pressen nicht, die im Bindemittel und dem Spiel#ächenmaterial enthaltenen Lösungsmittel
-oder die in den porösen Blättern enthaltene Feuchtigkeit gleichmäßig und vollständig
zu entfernen, insbesondere auch des halb, weil der Grundkörper an seinem Umfang
mit den Spielflächen fest verbunden wird, bevor die Dämpfe ganz entwicben sind.
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Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß sich nur
durch eine äußerst sorgfältige Trocknung der einzelnen die Spielplatte bindenden
Elemente Spielplatten mit einwandfreier Tonwiedergabe herstellen lassen. Erfindungsgemäß
werden sowohl die einzelnen, gegebenenfalls mit Bindemittel versehenen Blätter des
Grundkörpers als auch die Spielflächen-Blätter zunächst in einer Atmosphäre mit
allmählich sinkendem Gehalt an Feuchtigkeit bzw. Lösungsmitteldampf oder beiden
bei etwa 15 bis 2o' vorgetrocknet und nachfolgend bei allmählich bis zu etwa
50' ansteigender Temperatur fertiggetrocknet, wobei die Vor- oder Nachtrocknung
so geleitet wird, daß jede dieser Operationen etwa 50 Stunden pro 1/1o mm
Materialstärke dauert.
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Zur Herstellung des Grundkörpers können z. B. Papier, Kautschuk, Preßkork
und Kunstleder, insbesondere aber pergamentierte und satinierte Papiere Verwendung
finden. Als Bindemittel werden vorzugsweise, wie für die Spielflächen, Celluloseester,
Celluloseäther oder Gemische dieser, gegebenenfalls jedoch auch andere streichfähige
plastische Massen verwendet.
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Dadurch, daß die zur Verwendung kommenden i einzelnen Bestandteile
der Schallplatte von flüchtigen Stoffen befreit sind, wird, wie gesagt, jede Blasenbildung
ausgeschaltet. Außerdem
bilden die mit Bindemittel behandelten und
die zwischengeschalteten nichtbehandelten Schichten, insbesondere wenn sie in genügender
Anzahl verwendet werden, ein .System von starren und elastischen Lagen, welches
jede auftretende Spannung auszugleichen imstande ist. Der Grundkörper kann gegebenenfalls
aus mehreren wechselweise mit Bindemitteln behandelten und nichtbehandelten Schichten
hergestellt werden.
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Es ist zwar bereits bekannt, Celluloid in einem zweistufigen Verfahren
zu trocknen, wobei die erste Stufe in einer Vortrocknung in Luft von 3 bis 8 Tagen
besteht und die zweite Stufe bei etwa 50' ausgeführt wird. Demgegenüber unterscheidet
sich das neue Verfahren dadurch, daß in beiden Stufen die Trocknung in einem allmählich
sinkenden Gehalt an Lösungsmitteldampf erfolgt. Dadurch wird eine anfänglich langsame
während des Trocknens allmählich rascher werdende Verdampfung der Lösungsmittel
erreicht, die allein die Herstellung von spannungslosen, planliegenden Verbundschallplatten
gewährleistet.
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Den in der Spielflächenschicht sowie im Grundkörper auftretenden natürlichen
Spannungen kann man in bekannter Weise auch durch Zusatz insbesondere fester Weichmachungsmittel
zu den verwendeten Cellulosederivaten bzw. Bindemitteln entgegenwirken. Die Weichmachungsmittel
müssen aber die Eigenschaft haben, unter Druck in der Hitze sich nicht zu verändern,
noch dürfen sie bei längerem Lagern an der Luft verdunsten- und so eine Änderung
der Zusammensetzung und der Spannungsverhältnisse, z. B. der Spielschichten, hervorrufen.
Als geeignete Zusätze haben sich je nach der Art der zur Verwendung gelangenden
Cellulosederivate z. B. Derivate der p-Toluolsulfosäuren, z. B. die unter dem Namen
Celludol, Plastol, Camphrosal im Handel befindlichen Produkte sowie auch Diphenylhamstoffderivate,
wie z. B. Centralith, erwiesen, welche bei der Fabrikation der als Bindemittel bzw.
als Spielflächenmaterial verwendeten Stoffe einzeln oder in Gemischen zugesetzt
werden können. Die Mengen der Zusätze richten sich dabei nach der Art des Weichmachungsmittels
und können in weiten Grenzen variiert werden.
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In Ausführung der Erfindung kann man beispielsweise wie folgt vorgehen
Zur Herstellung der Spielflächen wurden Blätter aus Celluloseacetat, z. B. aus einem
großen Block, geschnitten, in eine Trockenkammer gebracht, die eine Temperatur von
etwa 15 bis 2o' C aufweist und in der die Luft mit Lösungsmitteldämpfen nahezu
gesättigt ist. Je nach der größeren oder kleineren Dicke der Celluloseacetatblätter
werden nun der Luft die Lösungsmitteldämpfe.langsamer oder schneller entzogen, was
man z. B. dadurch bewirkt, daß man die Luft im Kreislauf durch geeignete _ Waschflüssigkeiten,
wie z. B. konzentrierte Schwefelsäure, Glycerin o. dgl., führt. Auf diese Weise
wird der Lösungsmittelgehalt der Atmosphäre entsprechend langsam erniedrigt und
bewirkt, daß das zu trocknende Material nur jeweils so viel Lösungsmittel abgeben
kann, bis der Sättigungsgrad der Atmosphäre erreicht ist. Enthält das Trockengut
Wasser, so wird in entsprechender Weise auch der Feuchtigkeitsgehalt der Trockenluft
allmählich verringert. Dadurch trocknen die Blätter von innen heraus, und es entsteht
nicht, wie bei bisher geübten Verfahren, an der Oberfläche der Blätter ein dünnes,
völlig ausgetrocknetesHäutchen, das die Abgabe von Feuchtigkeit oder Lösungsmitteln
aus dem Innern verhindert, so daß im Innern jedes Blattes Lösungsmittel usw. verbleiben,
die bei der Herstellung der Schallplatten während des heißen Pressens zur Blasenbildung
und Auftreten von Spannungen Anlaß geben.
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Zum Abschluß der Vorbehandlung wird längere Zeit trockene Luft durch
die Kammer geleitet,. wobei sich der Gewichtsverlust der Blätter unter z°/, halten
soll. Im allgemeinen hat sich gezeigt, daß für 1/1o mm Materialstärke die Vortrocknung
wie die Nachbehandlung je etwa 5o Stunden beanspruchen.
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Diese Nachbehandlung wird derart durchgeführt, daß das Material bei
einer Temperatur von etwa 15' bis 2o' C in die Trockenkammer eingebracht wird, worauf
die Temperatur allmählich auf etwa 500 gesteigert wird und man schließlich
ein durch die ganze Masse hindurch gleichmäßig trockenes Blatt erhält. Aus diesem
werden dann die als Spielfläche dienenden Rondelle ausgestanzt. In ähnlicher Weise
werden die zur Herstellung der als Grundkörper dienenden Blätter getrocknet.
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Die völlig trockenen Einzelbestandteile des Schallplattenkörpers werden
nun z. B. derart zusammengelegt, daß auf die Spielflächenschicht eine nichtbehandelte
Schicht folgt und hierauf wechselweise z. B. noch zehn behandelte und nichtbehandelte
Blätter, auf deren letztes z. B. eine zweite Spielflächenschicht folgt. Das Ganze
wird, zweckmäßig unter gleichzeitigem Einprägen der Spielrillen, in der Wärme gepreßt
und zu einem einheitlichen Körper vereint. Dabei muß jedoch darauf geachtet werden,
daß die Temperatur so gewählt wird, daß die Spielflächenschicht zwar plastisch,
aber nicht flüssig wird und gegebenenfalls über die Ränder der Platte hinaustritt.
Als zweckmäßig haben sich niedrige Temperaturen, z. B. solche von etwa 8o bis 140'
C, vorzugsweise von etwa =oo bis =2o °, und mäßige Drucke, z. B. von etwa =5 bis
25 kg, zweckmäßig von etwa 2o kg pro Quadratzentimeter erwiesen. Die anzuwendenden
Drucke und Temperaturen stehen in Beziehung miteinander,
derart,
daß bei niederer Temperatur höhere Drucke erforderlich sind und umgekehrt. Die Einhaltung
der angegebenen Temperatur- und Druckbedingungen ist aber nur bei erfindungsgemäßem
Vorgehen möglich, da alle Ausgangsmaterialien praktisch vollständig trocken sind,
so =daß nicht durch Verdampfung von Lösungsmitteln bzw. Feuchtigkeit aus Grundkörper
und Spielschicht dem Preßling Wärme entzogen wird.
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Die Erfindung ermöglicht die Herstellung einer blasenfreien, spannungslosen
und daher planliegenden Schallplatte, bei deren Abspielen durch das Fehlen von Buckeln
u. dgl. störende Nebengeräusche und. Unterbrechungen nicht auftreten, während anderseits
durch die vollkommen ebene Lage der Spielfläche eine reine und umverzerrte Tonwiedergabe
gewährleistet ist.